Monitor Mai 2015

Monitor
Das Magazin der Marsh gmbh | Mai 2015
Digitalisierung,
Vernetzung, Industrie 4.0
moderne Zeiten
 Seite 8
Inside China:
Marktkenntnis zählt
Sicher vor bösen
Überraschungen!
Interview mit LeicaVorstand Ronald Peters
ff
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Seite 14
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Seite 18
ffEditorial
ffEditorial
Liebe Leserinnen,
liebe Leser,
Industrie 4.0 – hinter diesem schlichten Begriff
verbirgt sich die sicher größte und bedeutsamste
Herausforderung für deutsche Unternehmen in
den kommenden Jahrzehnten. Denn im Kern ist
damit nichts weniger gemeint als die vollständige Verwebung der Industrie, ihrer Produkte
und ihrer Dienstleistungen mit digitaler Technologie sowie deren wechselseitige Vernetzung
mit dem Menschen durch das Internet.
Wer die konkreten Folgen dieser als
»Revolution« bezeichneten Umwälzung unserer
Arbeits- und Produktionslandschaft noch nicht
ganz konturenscharf vor Augen hat, befindet
sich in bester Gesellschaft. Zwar wird das Thema Industrie 4.0 allenthalben behandelt oder
– wie in Hannover geschehen – als Leitthema
der weltweit bedeutendsten Industriemesse
Moderne Zeiten
 Seite 8
gesetzt. Welche Vorteile, welche Risiken –
insbesondere für den deutschen Mittelstand
– damit verbunden sind, wie sich das Leben
und Arbeiten von uns Menschen verändern
wird, wie man den Herausforderungen am
besten begegnet, kann allerdings selbst in
Expertenkreisen noch nicht in allen Details
abschließend geklärt werden.
Tatsache ist jedoch: Der Auf bruch in
diese modernen Zeiten hat längst begonnen.
Das Tempo der weltweiten Veränderung ist
hoch und hat auch den Standort Deutschland
nachhaltig erfasst. In unserer Titelstory wollen wir Ihnen daher den Blick für den Stand
der Entwicklung, die gewaltigen Chancen,
aber auch für die anstehenden Herausforderungen schärfen.
Eine durchaus optimistische Erkenntnis
in unserem Redaktionsteam nach der Bearbeitung der komplexen Materie vorab:
Die vierte industrielle Revolution mit allen Verlockungen ist zwar technologiegetrieben. Das Risikomanagement bleibt
aber auch in dieser neuen Dimension
Menschensache!
Ihre
Miriam Hahn, Redaktion Monitor
miriam.hahn@marsh.com
Sicher vor bösen
Überraschungen!
Verlangt die »Industrie 4.0« nach »HR 4.0«?
»Wir sind längst im
digitalen Zeit­alter
zuhause«
In sechs Monaten
ein ganzes Land
versichert
 Seite 14
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meldungen
wissen
titelstory
Marsh Innovativ
spektrum
interview
marsh partner
marsH Intern
 aktuelles
 Inside China:
 Digitalisierung,
 Sicher vor bösen
 Trends und Themen
 »Wir sind längst im
 Kredite aus
 Aktuelles aus dem
kurz gefasst
Marktkenntnis
zählt
Vernetzung, Industrie 4.0:
moderne Zeiten
Überraschungen!
im Maschinen- und
Anlagenbau
digitalen Zeit­alter
zuhause«
einer Hand
Unternehmen
 Verlangt die
»Industrie 4.0« nach
»HR 4.0«?
Interview mit Finanzvorstand der Leica
Camera AG, Ronald
Marcel Peters
 Vor dem Schaden
klug werden!
 ›FOOTPRINT-
OPTIMIERUNG‹
2 Monitor 05_ 2015
Monitor 05_ 20153
ffMeldungen
ffMeldungen
Globaler Risikobericht
Internationale Konflikte sind gröSSte
Bedrohung
Energiebranche im Wandel
Anfälligkeit der europäischen
Strombranche deutlich erhöht
In der aktuellen Marsh-Studie »The State of the Power Industry:
The Lost Era of Regulatory Certainty« äußerten sich die meisten
der befragten Branchenexperten besorgt über den Zustand des
Energiesektors in Europa. Mehr als ein Drittel vertraten sogar
die Ansicht, die Branche befinde sich in einem »ungesunden«
Zustand. Als Hauptgrund wurde von mehr als drei Viertel der
Befragten (79,6 Prozent) die in den letzten Jahren gestiegene regulatorische Unsicherheit genannt. 34,6 Prozent äußerten die
Überzeugung, dass dies Investitionen hemme. Als größte Risiken für die Energiebranche wurden politische Risiken (81 Prozent) und Gefahren aus Cyber-Attacken (72 Prozent) genannt.
54 Prozent glauben zudem, dass das Risiko von Stromausfällen
künftig steigen werde. »Die Kombination aus technologischen
Herausforderungen, umweltpolitischen Zielen und dem wirtschaftlichen Umfeld hat die Anfälligkeit der europäischen
Strombranche deutlich erhöht«, analysiert Dr. Michael Härig,
Leiter des Branchenteams Power bei Marsh Deutschland. AuRadisson Blu Hotel
ßerdem seien
Franklinstraße
65 Investoren skeptisch, was das regulatorische Umfeld
anbelangt.
60486 Frankfurt a. M.»Damit wird dieser Industrie die Grundlage für
die Entwicklung entzogen, die vonnöten wäre, um eine sichere
Versorgung
dauerhaft aufrechtzuerhalten.« 
Antje
Bethke
Telefon: +49 (0) 69 66 76-518
Fax:
+49 (0) 69Infos:
66 76-550
Weitere
Download des Reports unter marsh.de.
antje.bethke@marsh.com
Für ein gedrucktes Exemplar wenden Sie sich bitte an
» Manager und Unternehmen im Fadenkreuz «
ORT
Unter dem Titel »Manager und Unternehmen im Fadenkreuz« hatte Marsh am 14. April
zum »Marsh FINPRO Forum 2015« eingeladen, um Entscheider in einer sich rasant wandelnden Zeit durch Experten aus der Praxis über verschärfte Haftungsbedingungen
und neue gesetzliche Regelungen im globalen Wettbewerb sowie entsprechende Absicherungsmöglichkeiten zu informieren. Etwa 60 Teilnehmer waren der Einladung zu
der hochkarätig besetzten Vortragsreihe in Frankfurt gefolgt, in der etwa der Strafverteidiger Prof. Dr. Werner Leitner über »Managementfehler und ihre strafrechtliche Relevanz« referierte. Weitere Vortragsthemen waren »Fallstricke in der D&O-Schadenbearbeitung«, »D&O – International Insurance Programs & Compliance« und »Ohne Deck­
ung – Lücken in der Cyber-Versicherung«. Das FINPRO Forum soll künftig regelmäßig
stattfinden. Wir informieren Sie über den nächsten Termin. 
ANTWORT
miriam.hahn@marsh.com.
Bitte antworten Sie bis zum 31. März 2015 mit dem beiliegenden Antwortfax oder
per E-Mail an oben angegebenen Kontakt.
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Marsh ist neben Guy Carpenter, Mercer und Oliver Wyman Teil der Marsh & McLennan Companies.
Neue Nachrichtenplattform
Copyright 2015 Marsh GmbH
Mit BRINK über Risiken informieren
Vor wenigen Monaten ist mit BRINK eine digitale Nachrichtenplattform
des MMC Global Risk Centers gestartet, die Wirtschaft, Politik und Medien
aktuelle, praxisrelevante Einblicke zu bestehenden und neu entstehenden
Risiken liefert. Bei BRINK finden Sie täglich neu aktuelle Originalanalysen
und Kommentare von Fachleuten der
Marsh & McLennan Companies und anderer renommierter Experten zu globalen
Fragestellungen rund um Risiko, Wachstum und Innovation. 
Mehr unter www.brinknews.com.
Monitor 05_ 2015
Weitere Infos: Ein PDF des Reports kann unter marsh.de kostenlos
heruntergeladen werden.
ADRESSE & KONTAKT
KONTAKT
4 Das Risiko eines internationalen Konflikts stellt in den nächsten zehn Jahren die
größte Bedrohung für Stabilität und Sicherheit in der Welt dar. Dies geht aus dem
»Global Risks Report 2015« hervor, den das Schweizer Weltwirtschaftsforum u.a. mit
Unterstützung von Marsh & McLennan Companies erstellt hat. Als weitere, nach
Wahrscheinlichkeit gewichtete Bedrohungen nennt die Studie auf den Plätzen zwei
bis fünf: extreme Wetterereignisse, Regierungskrisen, den Zerfall von Staaten sowie
hohe Arbeitslosigkeit. Im Hinblick auf ihre potenziellen Auswirkungen stehen dagegen Wasserkrisen an der Spitze der größten Bedrohungen, noch vor der Ausbreitung
von Infektionskrankheiten und Massenvernichtungswaffen. 
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GroSSes Interesse bei Marsh FINPRO Forum 2015
EINLADUNG
»MARSH FINPRO FORUM 2015«
14. APRIL 2015 I FRANKFURT
marsh.de
Europäischer Versicherungsmarkt
Wettbewerb sorgt für
günstige Prämien
Unternehmen in Europa können sich 2015 im
Großen und Ganzen auf günstige Marktbedingungen einstellen. Der Wettbewerbsdruck unter
den Versicherern hält an, und die Entwicklung
der Katastrophenschäden ist nach wie vor güns­
tig, so das Ergebnis des aktuellen Marsh Versicherungsmarktreports 2015 für Europa, den Nahen Osten und Afrika (EMEA). Der Report zeigt
auch, dass die Unternehmen beim Thema CyberRisiken zunehmend sensibler werden und die
MARSH RISK MANAGEMENT RESEARCH
FEBRUARY 2015
MARKET PERSPECTIVE
EUROPE, MIDDLE EAST, AND AFRICA
INSURANCE MARKET REPORT 2015
Nachfrage nach entsprechenden
Policen in vielen Ländern der Reg ion gestiegen ist. Die Kapazitäten für Cyber-Deckungen variieren derzeit stark von Land zu Land;
da das Wachstumspotenzial in
diesem Bereich jedoch enorm ist,
dürften mit der Nachfrage auch die
Kapazitäten größer werden. Insgesamt betrachtet legen die Versicherer mangels Prämienerhöhungen ihr Augenmerk verstärkt
auf die Risikobewertung und Auswahl ihrer Kunden. 
Monitor 05_ 20155
ffWissen
ffWissen
Inside China
Das Wachstumspotenzial Chinas ist weiterhin enorm. Die Verbindungen
deutscher Unternehmen zum gröSSten Land der Welt nehmen noch
immer zu, und eine gute Kenntnis des lokalen (Versicherungs-)Marktes
wird zum strategischen Vorteil.
D
ie Dokumentation »Unter der Wolke«
sorgte kürzlich für Aufsehen in China. Viele Millionen Menschen sahen
den Film über das teils dramatische Smogproblem im Reich der Mitte. Der Umweltminister Chen Jining bedankte sich daraufhin
sogar bei der Regisseurin Chai Jung. Kurz darauf wurde der Film jedoch von der Zensur
verboten. Ein Beispiel da»Der persönliche Kontakt kann
für, dass China sich zwar
sich gerade im Konfliktfall positiv
öffnet, aber auch schnell
wieder
in alte Verhaltensauswirken.«
muster
verfallen kann.
Dr. Georg Bräuchle, Geschäftsführer
»Umweltschutz
ist
und verantwortlich für Platzierung bei Marsh
in China mittlerweile ein
Thema, die Regierung setzt vermehrt Auflagen durch, und es existiert bereits ein
Umwelthaftpf lichtgesetz«, sagt Dr. Georg
Bräuchle, Geschäftsführer von Marsh und
verantwortlich für Platzierung. »Diese Entwicklung passt in den politischen Gesamtkontext, auch der Verbraucherschutz nimmt
nach Lebensmittelskandalen an Bedeutung zu.« Mit steigender Wirtschaftskraft
wird China also mit den gleichen Fragen
6 Monitor 05_ 2015
konfrontiert wie westliche Gesellschaften
seit Jahrzehnten. Es ist anzunehmen, dass
es ähnliche Lösungen findet, wenn auch das
staatliche Eingreifen manchmal etwas ruppiger ausfällt.
»Trotz der derzeit leichten Beruhigung
beim Wirtschaftswachstum ist das Potenzial
noch immer gigantisch«, so Bräuchle. Weiterhin gute Aussichten also für viele deutsche
Unternehmen, deren China-Geschäft mittlerweile signifikante Dimensionen angenommen hat. Oft wird dabei über hundertprozentige Tochterunternehmen agiert, die früher
gefragten Joint-Venture-Modelle gehören inzwischen zu den Ausnahmen.
Persönliche Geschäftsbeziehungen aufbauen
Für deutsche Firmen, die in China investieren, ist es aus strategischen Gründen sinnvoll, auch mit Finanzdienstleistern und Versicherungen vor Ort Geschäftsbeziehungen
aufzubauen. Langfristig zählen dabei vor
allem der persönliche Kontakt und damit
auch die Kenntnis der oft kulturell begründeten unterschiedlichen Verhaltensweisen. »Das kann sich gerade
im Konfliktfall besonders positiv auswirken«, bestätigt
Dr. Bräuchle aus seiner intensiven Kenntnis von diversen
Aufenthalten im Reich der Mitte. »Dort wird in vielen
Streitfällen nicht das Gericht bemüht, sondern man klärt
Unstimmigkeiten im direkten Dialog.«
Wie wichtig die genaue Kenntnis des Marktes und
das Gespür für Verhaltensweisen in China ist, hat Cynthia
Li, Leiterin von Bowring Marsh China, bereits im vergangenen Jahr im Rahmen mehrerer Kundenveranstaltungen
deutschen Unternehmen nahegebracht. Im Juni informiert sie nun erneut Marsh-Kunden über die aktuellen
Entwicklungen. Die Expertin gehört zu einem starken
Team mit einem gut ausgebauten Netzwerk. Denn seit
Marsh im Jahr 1981 als einer der ersten internationalen
Versicherungsmakler in China startete, hat sich die Präsenz stetig verstärkt. Mittlerweile gibt es sechs Büros im
Land, zudem starke lokale Partner und hochqualifizierte
chinesische Mitarbeiter, die den Markt genau kennen.
Der ist von einheimischen Versicherungskonzernen geprägt, die bezüglich der Kapitalausstattung zu
den Schwergewichten der Branche zählen. Der Anteil
westlicher Versicherer beträgt lediglich 1,2 Prozent. Dominiert wird der Markt vom Kfz-Bereich – die Autohaftpflicht ist eine Pflichtversicherung, die mit Blick auf die
hohe Bevölkerungszahl von 1,4 Milliarden Menschen
enormes Potenzial aufweist. Auch Arbeitsunfallversicherungen sind Pflicht. Die Haftpflichtversicherung hat dagegen nicht die Bedeutung wie in den USA oder Europa.
Neue Optionen schaffen
Einige der chinesischen Versicherer sind inzwischen
auch an Geschäft außerhalb des Heimatmarktes interessiert und suchen u.a. den Weg in den deutschen Markt.
Was heute noch exotisch scheint, könnte bald Normalität
sein: »Ich gehe davon aus, dass wir hierzulande in einigen Jahren ganz selbstverständlich mit chinesischen Versicherern zusammenarbeiten werden. Ähnlich wie wir
das inzwischen seit längerer Zeit beispielsweise auch mit
US-Versicherern tun«, so die Einschätzung von Bräuchle.
»Als die in den deutschen Markt kamen, hat man sich zunächst auch erst etwas ‚beschnuppert‘ und gegenseitiges
Verständnis aufgebaut.« Dazu werden im Rahmen größerer Sachversicherungsprogramme bei Marsh schon heute
chinesische Versicherer beteiligt.
»China bleibt auch in den nächsten Jahren eine dynamische Region, in der gerade eine eigene Hochleistungstechnologie entsteht«, sagt Dr. Georg Bräuchle. Für
deutsche Unternehmen ist es ein kluger Zug, durch den
Aufbau von Beziehungen zu chinesischen Versicherern
alternative Optionen zu den Märkten in Europa oder den USA aufzubauen. »Mit unserer internationalen Erfahrung und dem
über lange Jahre aufgebauten Netzwerk im
chinesischen Markt verstehen wir uns auch
als Brückenbauer für Unternehmen, die ihre
strategischen Beziehungen in China vertiefen möchten.« 
KONTAKT
Dr. Georg Bräuchle
Telefon: (07 11) 23 80-110
georg.braeuchle@marsh.com
Der Chinesische
VErsicherungsmarkt
Die Top-5-Versicherer
Unternehmen
1
2
3
4
5
PICC
Ping An
CPIC
China Life P&C
CIC
Prämien 2014
(in Milliarden EUR)
35,56
20,13
13,08
5,695
4,9
Wachstums­rate
13,18 %
23,83 %
13,75 %
26,84 %
17,35 %
Die marktanteile
CPIC
12,3 %
PING AN
18,9 %
Sonstige
chinesische
Unternehmen
33,1 %
Ausländische
Unternehmen
2,2 %
PICC
33,5 %
Monitor 05_ 20157
ffTitelstory
ffTitelstory
moderne Zeiten
Die Digitalisierung und Vernetzung von Produktionsprozessen
führt zu einem grundlegenden Wandel von Strukturen, Märkten
und Arbeitsbedingungen. Unter der Überschrift »Industrie 4.0«
stehen Unternehmen vor gänzlich neuen Formen der
Wertschöpfung. Schon jetzt hat die Technik der Wirtschaft ein
neues Gesicht gegeben, enorme Chancen freigesetzt, aber auch
neue Risiken geschaffen.
K
urz sah es so aus, als müsste Peter
Meinert an der Fertigungsstraße eines
Automobilherstellers teure Wartezeit
auf bauen. Der LKW eines Zulieferers wichtiger Bauteile hatte wegen eines Staus Verspätung. Doch ein elektronischer Lotse half.
Dessen Software erkannte die Situation via
Internet und wies dem LKW über das Navigationsgerät einen Weg an der Warteschlange
vor dem Betriebsgelände vorbei. Gerade noch
rechtzeitig vor einer ärgerlichen Betriebsunterbrechung erreichten die Teile Meinerts
Arbeitsplatz. Aber schon wieder musste der
»digitale Kollege« eingreifen. Wegen der drohenden Verspätung nervös geworden, brachte Meinert die Reihenfolge für den Einbau
durcheinander. Ein für die Überwachung der
Arbeitsvorgänge speziell programmierter und
mit intelligenten Sensoren ausgestatteter Industrieroboter bemerkte den Fehler und – viel
wichtiger – verhinderte ihn rechtzeitig.
Jedes Unternehmen in der AutomotiveBranche kennt die vielfältigen Risiken von
Störungen im Betriebsablauf. Diese so zu
verhindern wie in unserem fiktiven Beispiel,
mutet für manche zwar noch wie die Vision
aus einem Science-Fiction-Film an. In vielen
Fabrikhallen wird sie jedoch bald zur Realität. Denn die digitale Vernetzung von Menschen, Maschinen und Wertschöpfungsketten hält unter dem Schlagwort Industrie 4.0
unaufhaltsam Einzug in viele deutsche Unternehmen.
Eine Entwicklung, die inzwischen mit Begriffen wie »Smart
Factory«, »Internet der Dinge« oder
»Smart Grid« (siehe auch Glossar auf Seite 13) viele Medien und
Plattformen, wie etwa jüngst die
Hannover Messe,
beherrscht. Ziel »Für den Mittelstand gilt: Digitaliist es in jedem
sieren oder digitalisiert werden.«
Fall, nicht nur die
Oliver Dobner, Geschäftsführer und verantwortlich
Produktion effizi- für Industriekunden bei Marsh
enter, vielfältiger
und schneller zu
gestalten, auch die vorhandenen Ressourcen
können deutlich wirtschaftlicher genutzt sowie Kunden weitgehend in die Wertschöpfungsprozesse eingebunden werden. Ein
Wandel, der nicht nur technischer Natur ist,
sondern auch die Kultur ganzer Unternehmen beeinflussen kann.
Industrie 4.0 transformiert das
gesamte Unternehmen
Die Verbreitung von Industrie 4.0 hängt dabei
vor allem vom innovativen Selbstverständnis
der Unternehmen ab. Eine Umfrage des Zentralverbands Elektrotechnik- und Elektronikindustrie (ZVEI) ergab, dass das »Internet der
 Charlie Chaplin gerät in dem Film-Klassiker
»Moderne Zeiten« zwischen die Zahnräder eines riesigen,
automatisierten Fertigungsbetriebes. Aus damaliger Sicht
bedrohten die Maschinen die Arbeitswelt, in der Industrie 4.0
sind sie »Kollegen« des Menschen.
8 Monitor 05_ 2015
Monitor 05_ 20159
ffTitelstory
ffTitelstory
Dinge« bei drei Viertel der Unternehmen ein Thema ist – und verantwortlich für das Industriekundengevon ersten Denkanstößen bis hin zur konkreten Umset- schäft von Marsh. »Gerade auch für mittelstänzung. Sieben Prozent der befragten Unternehmen verfügen dische Unternehmen gilt: digitalisieren oder
nach eigenen Angaben bereits über fertige Industrie-4.0- künftig digitalisiert werden.«
Lösungen. Laut Dr. Christian Kellermann-Langhagen, ReNeben allem Optimismus im Zusammenferent Forschung und Entwicklung beim ZVEI, haben vor hang mit dem Thema Industrie 4.0 birgt dieser
allem einige große Unternehmen der Branche diese bereits Wandel in den Unternehmen aber auch neue
aus eigener Kraft umgesetzt – oft handelt es sich dabei aber Risiken und bisher unbekannte Herausfordenoch um Insel- statt Komplettlösungen.
rungen. »Je digitaler ein Unternehmen aufgestellt ist, desto mehr potenzielle Einfallstore
wird es für kriminelle Machenschaften geben.
Wirtschaftswachstum von 80 Milliarden
Und derlei Einfallstore werden nicht nur von
erwartet
außen gesucht, sondern auch von Innen geöffDoch auch wenn sich viele Unternehmen beim Zusam- net«, sagt Markus Groth, Leiter des Geschäftsbemenwachsen der realen mit der virtuellen Welt erst in reichs Marsh Risk Consulting. »Technisch werder Orientierungsphase befinden – bis zum Jahr 2025 den sich gewiss einige Problemstellungen lösen
wird für Deutschland vom Verband Deutscher Maschi- lassen, genauso wie neue technische Schwienen- und Anlagenbau (VDMA) aufgrund der digitalisier- rigkeiten aufgrund der rasanten Entwicklung
ten Wertschöpfungskette ein zusätzliches Wirtschafts- dazu kommen werden. Schlussendlich ist und
wachstum von 80 Milliarden Euro erwartet. »Sicher ist, bleibt der Hauptrisikofaktor bei der digitalen
dass sich die Industrie hier nicht mehr verschließen Vernetzung jedoch der Mensch.« Hier können
kann, da die Unternehmen sonst auf dem Weltmarkt Fehler nicht nur aus Unwissenheit oder Nachüberholt werden«, sagt Oliver Dobner, Geschäftsführer lässigkeit geschehen, sondern auch mit Absicht, zum Beispiel von Mitarbeitern, die dem
Unternehmen schaden wollen.
Die »Smart Factory« bietet deutlich
mehr Einfallstore für Hacker
 Am Fließband: Für die Filmmacher galt das Fließband
als modernes Schreckgespenst im Arbeitsalltag. Im digitalen
Zeitalter kommunizieren Mensch, Roboter und Produkt miteinander im Sinne höchster Produktionsqualität.
10 Monitor 05_ 2015
Der Zusammenbruch der digitalen Lagerlogis­
tik, der komplette Stillstand von Fertigungsstraßen oder auch ausspionierte Kunden- und
Mitarbeiterdaten werden für Unternehmen ein
allgegenwärtiges Risiko. »Das 2010 entdeckte
Schadprogramm ‚Stuxnet‘, das die Steuerungssysteme von Industrieanlagen infizierte, ist
vielen noch in Erinnerung und zeigt, was digital vernetzten Unternehmen drohen kann«, so
Groth. Die »Smart Factory« biete mit ihren vielen Datenströmen deutlich mehr Einfallstore
für Hacker, die Gefahr bestehe vor allem aus
einer Kombination von Industriespionage und
Industriesabotage. Mittlerweile beläuft sich
der diesbezügliche Schaden in Deutschland auf
etwa 1,6 Prozent des Bruttoinlandprodukts*.
Besonders den kleineren Unternehmen fehlen hierzulande noch die notwendigen Sicherheitsstrukturen. In vielen Betrieben ist das Bewusstsein für die mit der digitalen Vernetzung
verbundenen Gefahren laut dem ZVEI-Experten
Kellermann-Langhagen kaum vorhanden. Das
wird wohl auch erst dann flächendeckend passieren, wenn es ein großes Unternehmen einmal
richtig erwischt. Absolute Sicherheit werde es Geschwindigkeiten zusammen. Als schwieauf diesem Gebiet jedoch nicht geben können, rig erweise es sich zum Beispiel, Kommunidoch die Unternehmen sollten trotzdem ver- kationstechniken aus dem Office-Bereich an
suchen, sich so gut wie möglich zu schützen. Software aus dem Automationsprozess anExperten fordern hier unter anderem die Ent- zubinden.
wicklung von Modellen, die in der Lage sind,
Doch nicht nur IT-Projekte zeigen
die wirtschaftlichen Auswirkungen von Cybe- Schwierigkeiten der neuen Entwicklung.
rattacken im Voraus bewerten zu können.
»Als ein gutes Beispiel für die Bedeutung
von Industrie 4.0 dient auch ein intelligentes
Stromnetz«, erklärt Dr. Michael Härig, LeiAuf der Suche nach
ter des Branchenteams Power bei Marsh.
technologischen Standards
Energien werden dabei so in die Netze eingespeist,
dass die vorhandenen Kapazitäten opWichtig für den Erfolg von Industrie 4.0 wird
es auch sein, gemeinsame Standards und timal aufeinander abgestimmt werden. Das
Organisationsstrukturen zu schaffen. Die funktioniert nur über die Steuerung intellizu diesem Zweck von der Bundesregierung genter Erzeugungs-, Verbrauchs- und Speiund verschiedenen branchenübergreifenden chertechnologien. »Diese Smart-Grid-LöVerbänden vor zwei Jah- sungen sind dabei zwar effizient, bieten aber
»Zu Industrie 4.0 gehört auch ein ren initiierte Plattform ebenso Risiken«, so Härig. »Erfolgte die En»Zukunftsprojekt Indus- ergieverteilung einst durch eine überschauintelligentes Stromnetz.«
trie 4.0« scheint jedoch bare Anzahl von Kraftwerken von oben nach
Dr. Michael Härig, Leiter des
Branchenteams Power ins Stocken und derzeit unten, sind die vielen einzelnen dezentralen
gegenüber der amerika- Erzeugungsanlagen mittlerweile viel schwenischen Initiative »Industrial Internet Con- rer zu koordinieren.« Zugleich steige auch
die Gefahr, dass durch Cyber-Angriffe oder
sortium« (IIC) ins Hintertreffen zu geraten.
Deutschland gehört laut Kellermann- Unwetterfolgen nicht nur einzelne Betriebe,
Langhagen in dieser Hinsicht nicht zu den sondern ganze Regio­nen von der Energieverschnellsten Ländern, doch eine gründliche sorgung abgeschnitten werden.
Vorbereitung muss ja kein Nachteil sein. So
kann die teilweise verbreitete Praxis, neue
Wie geht man mit den neuen
Software im Einsatz reifen zu lassen, bei Fabrikstraßen schnell sehr teuer werden. Beim Risiken um?
Setzen von Standards kommen laut Indus- Handlungsbedarf entsteht also an verschietrieverband zudem oft unterschiedliche denen Stellen, wenn man die Vorteile des
Von Industrie 1.0 zu Industrie 4.0
Erster
mechanischer
Webstuhl
1784
Erste
Industrielle Revolution
durch Einführung mechanischer
Produktionsanlagen mithilfe von
Wasser- und Dampfkraft
1.0
Ende 18. Jh.
* »Die globalen Kosten von Cybercrime«, Studie des unabhängigen Center for Strategic and International Studies (CSIS) aus
dem Jahr 2014.
Quelle: DFKI 2011
Erstes Fließband,
Schlachthöfe von Cincinnati
1870
Zweite
Industrielle Revolution
durch Einführung arbeitsteiliger
Massenproduktion mithilfe von
elektrischer Energie
2.0
Beginn 20. Jh.
Erste Speicherprogrammierbare
Steuerung (SPS), Modicon 084
1969
Dritte
Industrielle Revolution
durch Einsatz von Elektronik und
IT zur weiteren Automatisierung
der Produktion
Vierte
Industrielle Revolution
auf Basis von Cyber-physischen
Systemen
3.0
4.0
Beginn 70er Jahre 20. Jh.
Heute
Monitor 05_ 201511
ffTitelstory
neuen industriellen Zeitalters nutzen und behandeln? Wer haftet, wenn die Lagerlogigleichzeitig die Risiken soweit möglich be- stik nicht nur vom Unternehmen selbst, sonherrschen will. »Unternehmen, unabhängig dern auch vom Kunden bestimmt wird? »Hier
von Größenordnung oder Branchenzugehö- müssen jeweils individuelle Haftungsfragen
rigkeit, sollten im eigenen Interesse prüfen, geklärt und neue Versicherungslösungen gean welchen Stellen sie aufgrund der voran- funden werden«, sagt Oliver Dobner. Die digischreitenden Digitalisierung verwundbar tale Vernetzung fordert komplexe Antworten,
sind, welche Gefahrenquellen bestehen und denn je mehr Parteien an einem Produktionswelche wesentlichen Unternehmenswerte da- prozess beteiligt sind, umso schwieriger wird
durch gefährdet sind«, sagt Groth. Daraus er- die Suche nach dem Verantwortlichen für aufgeben sich unter anderem wichtige Hinweise tretende Fehler. Neben technologischen Spielfür mögliche oder zwingend erforderliche In- regeln fordern die Wirtschaftsverbände daher
vestitionen in die Informationssicherheit so- auch europaweit gemeinsame rechtliche Stanwie damit verbundene Aspekte wie Krisen- dards zur Datensicherung und beim Haftungsmanagement, Business Conti- recht. Für die Versicherungswirtschaft gilt es
»Jedes Unternehmen sollte
nuity Management, aber auch zudem, eine möglichst starke Risikotranspaprüfen, wo es aufgrund
der grundsätzlichen Ausbildung renz zu schaffen. »Bei der Realisierung des
und Schulung von Mitarbeitern Industrie-4.0-Gedankens ergeben sich völlig
voranschreitender Digitaliim Umgang mit den Risiken auf- neue Szenarien, das kann auch zu einer Indisierung verwundbar ist.«
grund der voranschreitenden vidualisierung von Schadenersatzforderungen
Markus Groth, Leiter des Geschäftsbereichs
Informationstechnik. »Jedes Un- führen«, so Dobner.
Marsh Risk Consulting
ternehmen, dass Teil eines stark
digitalisierten Wertschöpfungsnetzwerkes
Eine Finanzierungsfrage für den
gemäß der ideellen Stoßrichtung der »Industrie 4.0« ist oder sein wird, erhöht sein eige- Mittelstand
nes Gefährdungspotenzial aufgrund der an- Unternehmen sollten also früh mit ihren Zugestrebten technischen Vernetzung mit Ge- lieferern über mögliche Risiken sprechen,
schäftspartnern und den vielen unbekannten denn nur so kann es zu gerechten RisikoTeilnehmern im Verbund«, so Groth.
verteilungen kommen. »Industrie 4.0 führt
Zu einer Herausforderung entwickelt sich einem deutlich vor Augen, welche Bedeutung
auch die Frage der Haftung. Wie sind zum Bei- unternehmensübergreifendem Risiko- und
spiel voll automatisiert fahrende Fahrzeuge zu
ffTitelstory
Krisenmanagement zukünftig beigemessen werden sollte«,
mahnt Groth und sagt: »Vor allem entstehen zunächst einmal hohe Investitionen unter anderem für Informationstechnik, Informationssicherheit und die Ausbildung der eigenen Mitarbeiter – gerade für kleine und mittelständische
Unternehmen ist das alles auch eine Finanzierungsfrage.«
Doch wer sich dem Fortschritt nicht verweigern will, müsse sich robuster aufstellen und die Organisationsstruktur
ändern. Oft gebe es für Unternehmen, die sich für eine
»Smart Factory« entscheiden, nur zwei Varianten: sie können die IT entsprechend verstärken oder aber sie lassen
Schlupflöcher mit Mut zum Risiko.
»Industrie 4.0 wird uns alle weiterhin beschäftigen,
denn es gibt keine echte Alternative. Diese Entwicklung
bietet ohne Zweifel enorme Potenziale. Im Hinblick auf die
mitschwingenden Risiken geht es um deren schnelle Identifikation, Klassifizierung und den Umgang mit ihnen. Auf
diese Weise werden wir zu bestehenden Lösungen auch
Wege anbieten, die im Zuge eines Neudenkens angestammter Prozesse auch neue Chancen eröffnen«, sagt Dobner. »So
wird es uns gelingen, mit Antworten auf die größten Herausforderungen schon dann aufzuwarten, wenn diese erst
entstehen, statt zu Problemen zu werden.« 
Was bedeutet
eigentlich …?
… Industrie 4.0:
Der Begriff »Industrie 4.0« bezeichnet die digitale
Vernetzung von Wertschöpfungsketten. Roboter und
Mensch wachsen als Produktionseinheiten zusammen.
Menschen, Maschinen, Produkte und Services werden
digital vernetzt und künftig direkt miteinander kommunizieren. 4.0 steht für die vierte industrielle Revolution, also
das vierte Mal, dass die herkömmliche Produktion grundlegend verändert wird. Die erste industrielle Revolution
bestand in der Mechanisierung mit Wasser- und
Dampfkraft. Die zweite industrielle Revolution zeichnete
sich durch Massenfertigung mit Hilfe von Fließbändern
und elek­trischer Energie aus. Darauf folgte die digitale
Revolution mit dem Einsatz von Elektronik und IT.
KONTAKT
… Internet der Dinge:
Oliver Dobner, Telefon: (069) 66 76-262, oliver.dobner@marsh.com
Markus Groth, Telefon: (040) 3 76 92-264, markus.groth@marsh.com
Dr. Michael Härig, Telefon: (0211) 89 87-368, michael.haerig@marsh.com
Internet der Dinge beschreibt den Umstand, dass der
Computer zunehmend durch »intelligente Gegenstände«
wie Produkte, Werkzeuge o.Ä. ersetzt wird, die mittels
Internet untereinander und mit dem Menschen kommunizieren. Das »Internet der Dinge« soll Menschen bei ihren
Tätigkeiten, etwa der Produktion, unterstützen.
… Smart Factory:
In der intelligenten Fabrik tauschen Menschen,
Maschinen und Ressourcen miteinander Informationen
aus. Sie kommunizieren mittels Funksender,
Datenwolken im Internet oder im Intranet der Fabrik.
Die Produktionsanlagen haben Diagnose- und
Reparaturfähigkeiten. Die intelligente Fabrik organisiert
sich damit selbst.
… Smart Grid:
 Für viele Unternehmen ist die neue
industrielle Revolution mit Fragen verbunden: Was bedeutet Industrie 4.0 für die
Unternehmen, welche Maßnahmen sind
angesichts der Digitalisierung von Wertschöpfungsprozessen erforderlich?
12 Monitor 05_ 2015
Das Stromnetz der Zukunft muss denken lernen.
Smart Grids – intelligente Stromnetze – unterstützen
das Zusammenspiel von Energieangebot und
Energienachfrage.
Monitor 05_ 201513
ffMarsh Innovativ
Sicher vor bösen
Überraschungen!
Die Insolvenzanfechtung hat sich zu einem Risiko für Unternehmen entwickelt. Insolvenzverwalter Können auch nach Jahren erhaltene
Zahlungen immer einfacher zurückfordern. Doch eine Absicherung ist
möglich!
E
in solides Mahnwesen galt unter Kauf- bereits erhaltene Geld für erbrachte Leistunleuten stets als vorbildlich. Führte es gen im Insolvenzfall des Kunden keiner mehr
doch dazu, mögliche finanzielle Pro- nehmen kann, gilt nicht mehr. »Mindestens
bleme bei Kunden frühzeitig zu erkennen, zwei Drittel aller Unternehmen sind nach
um im Falle einer drohenden Insolvenz noch Eröffnung eines Insolvenzverfahrens schon
rechtzeitig an das einem zustehende Geld zu mal Anfechtungsgegner geworden«, so Laakkommen. »Das hat sich mittlerweile geän- mann. Für viele Betriebe können diese Zahdert, ein solch vorausschauendes Verhalten lungsrückforderungen wegen der oftmals hokann einem Unternehmen nun hen geforderten Summen schnell existenz»Ein vorausschauendes
sogar negativ ausgelegt werden«, bedrohend werden.
Verhalten kann negativ
sagt Stephan Laakmann, Fachexperte
im Bereich Kredit, Bürgausgelegt werden.«
Zehnjähriger
schaften & Politische Risiken bei
Stephan Laakmann, Fachexperte im Bereich
Anfechtungszeitraum
Kredit, Bürgschaften & Politische Risiken Marsh in Hamburg.
So ist es dem Insolvenz- Eine Entwicklung, die durch die aktuelle
verwalter möglich, bestimmte Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs beRechtshandlungen, die zu einer Verringe- günstigt wird. Mittlerweile reicht oft schon
rung der potenziellen Insolvenzmasse ge- eine ausgesprochene »letzte außergerichtführt haben, anzufechten. Im Klartext be- liche Mahnung« – und plötzlich meldet sich
deutet das: Die alte Regel, dass einem das der Insolvenzverwalter bei dem Lieferanten
14 Monitor 05_ 2015
ffMarsh Innovativ
oder Dienstleister. Der Gesetzgeber möchte richtet sich daher auch nach Berlin, wo derso Betrügereien unterbinden. »Frühzeitige zeit ein neuer Gesetzesentwurf diskutiert
Vermögensverschiebungen beispielsweise wird. »Es ist nicht abzusehen, ob und wie
unter Verwandten sollen verhindert werden, schnell das durchgeht. Wir halten unsere
die Zeitspanne liegt deshalb bei zehn Jahren«, Kunden selbstverständlich über die Entwicksagt Laakmann. Der Gesetzgeber trifft damit lungen auf dem Laufenden.« 
aber auch Lieferanten und Dienstleister, die
ein sorgfältiges Debitorenmanagement betreiben und ggf. helfen wollen.
Ein Grund für die steigende Zahl der
Anfechtungen liegt aber auch in den zugleich
sinkenden Insolvenzzahlen. Viele Insolvenz- KONTAKT
verwalter stehen daher unter Druck und se- Stephan Laakmann
hen das Insolvenzanfechtungsrecht als ein Telefon: (0 40) 3 76 92-258
probates Mittel, schneller an Geld zu kom- stephan.laakmann@marsh.com
men. »Geschätzt in etwas mehr als der Hälfte der Fälle vergleichen sich die Parteien, es
kommt also nicht immer zu Gerichtsfällen«,
berichtet Laakmann.
Vor allem bei der Vereinbarung von
Zahlungsabsprachen oder Ratenzahlungen
drohen massive Anfechtungen. Besonders
Unternehmen, die Waren und Dienstleis­
tungen liefern, und Branchen, in denen es
viele Zahlungsabsprachen gibt, sind von AnBei der Absicherung von Unternehmen vor
fechtungen betroffen, zum Beispiel Baustoffden zum Teil existenzgefährdenden Gefahren,
oder Lebensmittelhändler, aber auch viele
Produzenten und sogar Behörden.
die im Falle einer Insolvenzanfechtung dro-
Gut Versichert: Ihre
Vorteile auf einen Blick!
Kalkulationssicherheit zurückgewinnen
Inzwischen ist die Insolvenzanfechtung
mehr als nur ein flüchtiges Gespenst, und sie
kann ohne entsprechenden Schutz zu einer
ernstzunehmenden finanziellen Bedrohung
werden. Als mögliche Handlungsempfehlung
kann es für Unternehmen daher ratsam sein,
die nachweisbare Kommunikation möglichst
zu reduzieren. Erklärungen des Kunden, dass
er weiterhin zahlungsfähig ist, helfen hingegen nur bedingt. Als bessere Lösung haben
sich spezielle Insolvenzanfechtungsversicherungen erwiesen. »Mit innovativen Absicherungskonzepten wie der Insolvenzanfechtungsversicherung können wir den Unternehmen dabei helfen, entsprechende Risiken zu
minimieren, um Kalkulationssicherheit zurückzugewinnen«, sagt Laakmann.
Viele Wirtschaftsverbände fordern aufgrund der zuletzt gemachten Erfahrungen
Änderungen im Insolvenzrecht. Der Blick
hen, kommt es auf passgenaue Lösungen
an. Aktuell bieten die Versicherer sehr unterschiedliche Absicherungskonzepte an. Eine
entsprechende Marktkenntnis ist daher bei der
Entscheidung von Vorteil. Die Argumente für eine
Insolvenzanfechtungsversicherung sind eindeutig:
yy Unternehmen gewinnen ihre Kalkulations- und
Planungssicherheit zurück.
yy Eine fortlaufende Liquiditätssicherung wird
gewährleistet.
yy Es besteht Katastrophenschutz und zugleich eine
Existenzabsicherung.
yy Im Umgang mit den Kunden erhöht sich die
Handlungssicherheit, auch in schwierigen Zeiten
wird die ansonsten möglicherweise gefährdete
Lieferfähigkeit erhalten.
yy Unternehmen erhalten in allen Fällen kompetente
Unterstützung durch ausgewählte Fachanwälte.
Monitor 05_ 201515
ffMMC-Spektrum
ffMMC-Spektrum
Trends und Themen im Maschinenund Anlagenbau
2014
PERSPECTIVES ON
MANUFACTURING INDUSTRIES
ThEMEN: M& A, GLOBALISIERUNG, INDUSTRIE 4.0, OPERATIONS
Neue Ausgabe des Branchenmagazins
Perspectives on Manufacturing Industries
Viele Unternehmen des Maschinen- und Anlagenbaus sind in den
vergangenen Jahren erfolgreich gewachsen und konnten Reserven
auf bauen. Trotzdem haben sich die Unternehmen bei Firmenkäufen eher zurückgehalten – mit Ausnahme chinesischer Firmen. M&A
kann jedoch ein wichtiger Schachzug im Wachstums- und Konsolidierungsspiel sein, wenn grundlegende Erfolgsfaktoren beachtet
werden. Wer allerdings im zunehmend globalen Wettbewerb bestehen will, braucht mehr. Die Globalisierung der gesamten Wertschöpfungskette muss hierzu umgesetzt werden – vom Einkauf über Engineering und Produktion bis hin zum Vertrieb sowie der Organisation als Ganzes.
Zu diesen und anderen Themen liefert das jährlich erscheinende Oliver Wyman Branchenmagazin Perspectives on Manufacturing Industries relevante Insights. Die Publikation richtet sich an Entscheider im Maschinen- und Anlagenbau und beleuchtet im Rahmen
Verlangt die »Industrie 4.0« nach »HR 4.0«?
dIE fLEXIBILISIERUNG DER aRBEITSWELT BIETET FÜR aRBEITNEHMER NEUE cHANCEN
Die vierte industrielle Revolution ist in vollem Gange. Der
wachsende globale Wettbewerbsdruck und der Wunsch
der Konsumenten nach neuen und innovativen Produkten
und Dienstleistungen verkürzen die Produktzyklen und erhöhen den Innovationsdruck auf deutsche Unternehmen.
Die damit einhergehende Flexibilisierung, Automatisierung, Digitalisierung und Individualisierung der Produktions- und Arbeitswelt und die Vernetzung von Maschinen
und Geräten in einer digitalen Fabrik und dem »Internet
der Dinge« über Länder- und Unternehmensgrenzen hinweg verändern die komplette Industriestruktur.
Diese »Industrie 4.0« und die damit einhergehende
digitale Vernetzung bringen auch steigende Anforderungen an die Mitarbeiter mit sich. Ein hohes Maß an Verständnis für Technologie und Prozesse wird zu einer zentralen Anforderung. Zudem müssen Mitarbeiter flexibel
sein und sich auf stetige Innovation und Veränderungen
einlassen. Dies führt zu einem erhöhten fachlichen Entwicklungs- und Trainingsbedarf (z.B. im Bereich IT-Wissen) und der Notwendigkeit einer neuen Lernkultur im
16 Monitor 05_ 2015
Unternehmen. Doch für Arbeitnehmer bieten sich auch
Chancen: Anstrengende, monotone Arbeiten werden mitarbeiterfreundlicher, die zunehmende Flexibilisierung
der Arbeitswelt eröffnet neue Möglichkeiten für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie.
Um mit diesen Entwicklungen nicht nur Schritt zu
halten, sondern sie aktiv zu unterstützen, sind innovative HR-Ansätze gefragt. Das Business erwartet ausgeklügelte Konzepte zur Personalplanung und -steuerung, eine hohe Reaktionsfähigkeit und Flexibilität
der HR-Funktion und effiziente Modelle zur Talentgewinnung, -bindung und -entwicklung. Diese Anforderungen nicht nur in einfacher »Pflichterfüllung« zu bedienen, sondern Veränderungen mitzutragen wird die
große Aufgabe von »HR 4.0« sein. 
Kontakt
Thorsten Barth
Telefon: (0 40) 37 6 9 25-15
thorsten.barth@mercer.com
mehrerer Artikel die Chancen und Handlungsoptionen von Industrie­unternehmen.
Im Interview geht außerdem Prof.
Dr.-Ing. Udo Ungeheuer, Präsident des VDI
Verein Deutscher Ingenieure, einem weiteren Erfolgsfaktor der Zukunft auf den
Grund: »Industrie 4.0«. Er beantwortet Fragen rund um die Substanz des Themas sowie die Haltung der fertigenden Industrie
gegenüber den Herausforderungen von Digitalisierung und Vernetzung.
Die akt uelle Ausgabe von Perspectives on Manufacturing Industries
2014 steht auf der Oliver Wyman Homepage unter www.oliverwyman.com bzw.
www.oliverwyman.de in englischer und
deutscher Version zum Download zur Verfügung. 
KoNTAKT
Thomas Kautzsch
Telefon: (0 89) 9 39 49–460
thomas.kautzsch@oliverwyman.com
 Mensch lenkt,
Roboter repariert:
Mit JUSTIN sollen
Reparaturen im
Orbit durchgeführt
werden.
I
n einer zunehmend vernetzten Welt ist die Globalisierung der
Produktion ein entscheidender Wettbewerbsfaktor. Viele Fertigungsunternehmen haben deshalb ihre Kapazitäten international erweitert, um Zugang zu globalen Märkten zu erhalten und Produktionskosten zu senken. Nicht immer mit Erfolg
– auch, da die Parameter für Footprint-Entscheidungen komplex und
einem dynamischen Wandel unterworfen sind.
»Ein optimierter
Produktions-Footprint
wird zum strategischen
Wettbewerbsfaktor«
So hat sich etwa in den letzten
Dr. August Joas
Jahren die Wettbewerbsfähigkeit verschiedener Länder bei den
Produktionskosten erheblich verändert. Aber auch volatile
Ener­g iepreise und neue Technologien beeinflussen die Wertschöpfungskette in der Fertigung nachhaltig.
FOOTPRINT-OPTIMIERUNG ALS PROZESS
Wer seinen Produktions-Footprint erfolgreich globalisieren
will, für den empfiehlt sich die Definition eines soliden Prozesses. Zunächst geht es darum, die Wertschöpfungskette
für jeden Produkttyp und die damit verbundenen Produktionsprozesse zu verstehen und Kernkompetenzen zu identifizieren. Abhängig von den jeweiligen Schlüsseltrends in
den Zielmärkten wie die Entwicklungen bei Nachfrage und
Faktorkosten sollten im nächsten Schritt Rahmenparameter
für den Produktions-Footprint definiert werden. Neben alternativen Fertigungskonzepten für neue Standorte und einem
Mengengerüst für die nachgefragten Volumina je Produkt
und Region gehören dazu auch strategische Prioritäten für
die zukünftige Standortstruktur. Danach folgt die Entwicklung unterschiedlicher Szenarien für die Produktionsplanung und die Analyse der finanziellen Auswirkungen. Dabei sollten Investitionen, Bestände und veränderte Produktionskosten, aber auch Änderungen bei den Gemeinkosten
wie Energie, Infrastruktur, Logistik und Verwaltung berücksichtigt werden. Nach der Auswahl des künftigen Footprint
gilt es, einen detaillierten Maßnahmenplan und eine Projekt­
organisation für dessen Umsetzung aufzulegen.
Mit einer nachhaltigen Strategie können Unternehmen
die besten Optionen für die Internationalisierung der Produktion identifizieren, bewerten, auswählen und umsetzen. 
Dr. August Joas
ist Chairman von Marsh & McLennan Companies
Deutschland und Geschäftsführer von Oliver Wyman.
Telefon: (0 89) 9 39 49-417
august.joas@oliverwyman.com
Monitor 05_ 201517
ffInterview
ffInterview
» Wir sind längst im
digitalen Zeitalter zuhause «
Der Finanzvorstand der Leica Camera AG, Ronald Marcel Peters,
über die Herausforderung, als Nischenanbieter für Hochtechnologie
im Markt bestehen zu können.
Monitor: Herr Peters, Leica behauptet sich in einem
umkämpften Markt. Was gilt der Begriff »Made in Germany«
noch in der Branche?
Marcel Peters: Leica stellt keine Massenprodukte her,
sondern bedient eine Zielgruppe mit höchstem Qualitäts- und Präzisionsanspruch. Entsprechend hochwertig
sind unsere Kameras. Wie unsere Objektive und Sportoptiken stellen wir sie in aufwendiger Manufaktur her.
Zeitlos, langlebig, überzeugend im Design. Seit einhundert Jahren verbindet Leica Ingenieursleistung mit traditionsreicher Handwerkskunst – das bedeutet für mich
»Made in Germany«. Wir sind sehr stolz auf dieses Siegel. Mit dem in 2014 erfolgten Bezug des neuen Hauptquartiers in Wetzlar / Hessen und den langfristig angelegten Inves­t itionen in den Leitz-Park haben wir zudem
18 Monitor 05_ 2015
ein klares Bekenntnis abgegeben – sowohl zum Standort Deutschland als auch zur traditionellen »OptikerStadt« Wetzlar.
Leica feiert sein 100-jähriges Firmen-Jubiläum in einer
digitalisierten Welt. Haben Sie auf die Selfie-Generation
eine Antwort?
Leica Produkte richten sich in erster Linie an Fotoenthusiasten und professionelle Fotografen, das Bild steht immer im Vordergrund. Durch die Handy-Fotografie kommen nun noch mehr Menschen mit dem Thema Fotografie in Berührung, und erfahrungsgemäß wachsen deren
Ansprüche an Ausrüstung und Bildqualität im Laufe der
Jahre. Hier liegt für uns ein großes Potenzial im Hinblick
auf die Erschließung neuer Zielgruppen.
Die Leica Camera AG ist ein international tätiger Premium-Hersteller von
Kameras und Sportoptikprodukten mit Sitz in Wetzlar. Aktuell beschäftigt
das Unternehmen weltweit 1450 Mitarbeiter. Leica steht in langer Tradition
bei der Fertigung von Objektiven und anderen optischen Instrumenten in
höchster Qualität. Bis heute erfüllen Leica Produkte in Verbindung mit innovativen Technologien den gemeinsamen Auftrag: das bessere Bild!
Mit unseren innovativen Produkten sind wir längst im
digitalen Zeitalter angekommen, und wir treiben die
Transformation von Leica zu einem Hardware-, Software- und Services-Unternehmen konsequent voran.
Unsere hohen Qualitätsstandards mit den besonderen
Ansprüchen zu verbinden, die Digital Natives heute an
ein Produkt stellen, bedeutet für uns kein Widerspruch.
Auch die Filmindustrie Hollywoods profitiert von
Leica Technik. Ja, genauer gesagt wurde unsere Schwes­
tergesellschaft CW Sonderoptic für die von ihr entwickelten Leica Summilux–C Objektive mit dem »TechnikOscar« ausgezeichnet. Mit diesen Objektiven wurde der
Oscar-prämierte Film Birdman gedreht. Wir sind auf diese Auszeichnung sehr stolz.
untergebracht, regelmäßig führen wir Brandschutz­
übungen durch, um für den Ernstfall gewappnet zu sein.
Unser komplettes SAP-Hosting ist ausgelagert, die Datenleitungen werden mehrfach gesichert. Insgesamt haben
wir mit dem Umzug in unsere neue Zentrale viele Risiken
minimiert.
Darüber hinaus sind Betriebsunterbrechungen,
technologische Risiken und Patente die wichtigsten Parameter unseres Risikomanagements. Hier ermitteln wir
regelmäßig Eintrittswahrscheinlichkeiten und potenzielle Schadenshöhen, erstellen detaillierte Risk Maps
und Scorecards. Sowohl bei der Analyse als auch bei der
Klassifizierung und dem Transfer von Risiken arbeiten
wir eng mit unserem Partner Marsh zusammen.
Inwieweit ändert sich im Zeitalter der Industrie 4.0
die Produktion bei Leica?
Wirkt sich die Digitalisierung der Gesellschaft auch
auf die vertrieblichen Aktivitäten aus?
In unserer neuen, hochmodernen Fertigungsstätte in
Wetzlar erfolgt sowohl die Montage der Kameras als
auch die Herstellung der mechanischen Komponenten
und Baugruppen stets nach maßgeschneiderten Kriterien. Wichtig ist, dass Fertigung und Endmontage intelligente Unterstützung erhalten. Unsere digitale Arbeitsunterweisung zeigt exakt, wie die Montage eines Produkts
zu erfolgen hat. Dies können wir je nach Anforderung in
unsere Infrastruktur integrieren.
In der Kameramontage sind Sensoren-Kalibrierung
und Qualitätskontrollen ohne diese Standards nicht mehr
möglich. Der Fertigungsbereich verfügt über spezielle Monitore, die sowohl produzierte Mengen als auch eventuelle Abweichungen vom Plan anzeigen. Dies ermöglicht
ein zügiges Gegensteuern, wenn beispielsweise Komponenten fehlen oder technische Probleme auftreten.
Die Wertigkeit und Langlebigkeit der Leica Produkte haben den Mythos der Marke mitbegründet und unser Markenauftritt folgt dieser Philosophie. Wir betreiben in erster Linie eigene Stores, die weltweit ein stringentes und
puristisches Designkonzept aufweisen und definitiv
mehr sind als nur ein »Point of Sale«. Hier können wir unsere Kunden intensiv beraten, die Leica Werte vermitteln
und die Erlebniswelt rund um unsere Produkte angemessen inszenieren. Unsere Leica Händler und Distributoren
verkaufen Produkte aber auch online, denn auch dafür
gibt es eine relevante, meist jüngere Zielgruppe, die den
Erlebnisfaktor nicht zwingend braucht oder in unmittelbarer Nähe keinen Leica Flagship-Store vorfindet.
Neue Produktionstechniken, neue Risiken?
Angesichts der zunehmenden Digitalisierung und Vernetzung ist das Thema Daten- und Technologiesicherheit natürlich besonders wichtig und in dem Umfang sicher neu. Unsere Serverparks haben wir aus Sicherheitserwägungen in zwei unterschiedlichen Gebäudetrakten
Was sind die Zukunftsthemen des Unternehmens?
Mittelfristig möchten wir den Ausbau der Vertriebskanäle in der Breite und Tiefe, die Expansion der Leica Retail
Stores sowie die Erschließung neuer Konsumentengruppen in Angriff nehmen. Und natürlich werden wir auch
weiterhin mit innovativen und hochwertigen Produkten
überzeugen. Leica will auch in Zukunft Technologieführer und innerhalb der Branche Best-in-Class sein. Dies ist
unser Markenversprechen seit mehr als hundert Jahren. 
Monitor 05_ 201519
ffMarsh Partner
ffMarsh Partner
Kredite aus einer Hand
Vor dem Schaden klug werden!
Immer mehr Mittelständler nutzen Strukturierte Finanzierungen
und profitieren dabei von mehr Stabilität, Berechenbarkeit und Planbarkeit.
Wer Industrie 4.0 ernst meint, muss auch NotfallManagementPlanung betreiben.
E
Oliver Bortz
inzelgespräche mit verschiedenen Banken und aufwändige Vergleiche von
Konditionen, Laufzeiten und geforderten
Sicherheiten waren gestern. Konsortialkredite haben sich längst auch bei mittelständischen Unternehmen etabliert. Im Gegensatz zum bilateralen Kredit wird bei einem
Konsortialkredit der Finanzbedarf eines Unternehmens gemeinsam mit anderen Finanzhäusern in einem Paket gebündelt und
so ein Unternehmen gemeinsam finanziert.
Kürzere Vertragswerke und vereinfachte Regeln machen Konsortialkredite heute sehr viel einfacher als früher. Es gibt nur
einen Ansprechpartner und einen einheitlichen Kreditvertrag für alle Banken. Hinsichtlich der Kreditsumme, Konditionen und
Sicherheiten ist jede Bank entsprechend ihrem vereinbarten prozentualen Anteil beteiligt. Welche Banken letztlich im Konsortium
dabei sind, kann der Kunde mitbestimmen.
Gerade bei mittelständischen Maschinenbauern und Automobilzulieferern ist diese Finanzierungsform sehr beliebt, weil viele
dieser Mittelständler starken Zyklen ausgesetzt sind. Stabilität, Transparenz, Berechenbarkeit und Planbarkeit spielen beim Thema
Kapitalaufnahme vor diesem Hintergrund
 Vorteile der Kreditvergabe durch
Bankenteams: Stabilität, Transparenz,
Berechenbarkeit und Planbarkeit
eine wesentliche Rolle. Das macht die Vorteile
strukturierter Finanzierungen offensichtlich:
Eine Konsortialfinanzierung orientiert sich
nicht nur an zweiseitigen Vereinbarungen,
sondern deckt den mittelfristigen Unternehmensplan mit allen damit verbundenen Liquiditäts- und Finanzierungsfragen ab.
Gleichzeitig sinkt der Koordinationsaufwand
während der Laufzeit des Kredits erheblich,
weil das Finanzmanagement nicht mit jedem
Kreditinstitut separat abgearbeitet werden
muss. Ansprechpartner ist allein die arrangierende Bank, die das Vertragswerk für alle
beteiligten Institute übernimmt. Die meist
zwischen drei und sieben Jahren laufenden
Konsortialkredite schaffen darüber hinaus
die notwendige Flexibilität für unvorhergesehene Entwicklungen. Selbst Unternehmensübernahmen lassen sich hierdurch deutlich
einfacher finanzieren.
Zudem wird die Fremdfinanzierung
planbarer, weil der Kredit – im Gegensatz
zur Finanzierung bei einem einzigen Institut oder in bilateralen Verträgen – nur mit
einem Mehrheitsbeschluss der beteiligten
Banken gekündigt werden kann. Alle Banken sitzen demnach in einem Boot, so dass
eine Kündigung nur gemeinsam möglich ist.
Die Erfahrung zeigt, dass Banken, die schon
lange in einem vertrauensvollem Umfeld
mit dem Kunden zusammenarbeiten und in
einem Konsortialkreditvertrag gleich behandelt werden, bereit sind, ihre Kunden in wirtschaftlich herausfordernden Situationen länger zu begleiten, als wenn die Finan­zierung
ausschließlich auf bilateralen Finanzie­
rungsbausteinen fußt. 
Oliver Bortz
Leiter Firmenkunden Deutschland
bei der Deutschen Bank
20 Monitor 05_ 2015
 Im Ernstfall gerüstet:
Vorbereitung auf den Ernstfall
braucht Erfahrung mit dem Ernstfall
Fremdfinanzierung wird planbar
D
ie Fabrik der Zukunft wird eine »Smart
Factory« sein, in der sich das Prinzip der Manufaktur mit den Möglichkeiten der Industrierobotik zu einer neuen
Qualität verbindet. Was unter dem Begriff
Industrie 4.0 diskutiert wird, revolutioniert aber nicht nur die Produktionsprozesse, sondern auch die Art und Weise, wie
wir Risiken bewerten und mit möglichen
Schaden­szenarien umgehen.
Schnelle Instandsetzung ist gefragt
Während sich die Versicherungsindustrie
um Cyberrisiken und Auswirkungen der Betriebsunterbrechung für die »Supply-Chain«
Gedanken macht, gehen Risk Manager und
Sicherheitsfachleute gemeinsam mit professionellen Schadensanierern der Frage nach,
wie sich die Wiederherstellungszeit im Schadenfall senken lässt und wie eine detaillierte Wiederanlaufplanung aussieht. Redundante Systeme auf Vorrat bereitzustellen, wird sich angesichts der notwendigen
Investitionen kaum ein Unternehmen leis­
ten können. Damit bleibt oft die schnelle Sanierung und Wiederinstandsetzung von Anlagen und Infrastruktur der einzig gangbare
und bezahlbare Weg.
Für die Unternehmen wird das Notfallmanagement zum Bestandteil eines funktionierenden Business-Continuity-Managements (BCM). Wichtige Kunden werden
entsprechende Zertifizierungen von ihren Lieferanten verlangen. In der ISO 22301
wird nach einem dokumentierten Prozess
zur »Recovery« gefragt, der u.a. festlegt, wie
der Weg vom Notbetrieb zum Normalbetrieb
aussehen soll, welche Planungs- und Rüstzeiten vorgesehen sind und wie die Folgen
von Brand-, Wasser- und anderen Schäden beseitigt werden. Doch die Vorbereitung auf den
Ernstfall braucht Erfahrung mit dem Ernstfall.
So ist es besonders wichtig, globale,
technische Standards für Gebäude-, Elektronik- und Maschinensanierung zu definieren. Dabei müssen diverse Szenarien durchgespielt werden, um beispielsweise besonders sensible Bereiche im Unternehmen von
möglichen Schadenorten abzuschotten. Ergänzend können temporäre InfrastrukturLösungen geplant werden, die eine Auslagerung und schrittweise Aufnahme der Produktion vor Ort ermöglichen. 
Michael Zilles
Leiter Vertrieb & Marketing
BELFOR Deutschland GmbH
Michael Zilles
Monitor 05_ 201521
ffMarsh Intern
»
A
25 Jahre deutsche Wiedervereinigung
In sechs Monaten ein ganzes Land versichert!
D
»Es war die spannendste Zeit
meines Berufslebens.«
ie Menschen in der ganzen Welt erinnern sich an den Tag, als die Mauer fiel. Auch ein Vierteljahrhundert später sind die Bilder von glücklichen Menschen mit wehenden Fahnen präsent. Bei Marsh – damals Gradmann &
Hubert Hoppenkamps,
Pensionär, zuletzt Kundenbetreuer in Frankfurt
Holler – begann das Projekt »deutsche Einheit« 1990 im Palasthotel gegenüber dem Palast der Republik: Zwei einfache
Zimmer als Büro, ein grünes Telefon, über das mit viel Geduld eine Verbindung aufgebaut werden konnte, und eine
Handvoll Menschen, deren Engagement so groß war wie ihr Auftrag. 25 Jahre nach der Wiedervereinigung blicken
Marsh-Mitarbeiter der ersten Stunde zurück.
 Vor 25 Jahren: Hundert­
tausende Menschen bejubeln vor
Reichstag und Brandenburger Tor
die Wiedervereinigung.
»Ich bin sehr dankbar für
die Erfahrungen, die ich damals
sammeln durfte. Sie haben
meinen Horizont erweitert. «
»
Wolfgang Heck, Sachversicherungs­experte ClaimsExcellence
E
s war eine ereignisreiche Zeit, auch für die Versicherungswirtschaft: Riesige Betriebe, wie die Deutsche Waggonbau,
SKET oder die Chemiebetriebe im Süden mussten versichert
werden. Dazu hatten wir nur wenige Monate Zeit, denn die
staatliche Versicherung der DDR mit den Deckungsgarantien für
volkseigene Betriebe (VEB) und Kombinate lief Anfang 1991 aus.
Bis dahin mussten alle neuen Deckungen stehen. Aber wie versichert man Unternehmen, die mit sozialistischen Strukturen
aufgebaut und nach planwirtschaftlichen Maßgaben geführt
wurden? Viele der Betriebe entsprachen nicht dem westlichen
Standard. Die Versicherer waren zurückhaltend und wollten die
Gebäude zunächst nur nach dem Zeit- und nicht nach dem Neuwert versichern. Das hätte für viele Unternehmen das Aus bedeutet. Auch die Telekommunikation war eine Herausforderung:
Heute kaum vorstellbar, aber es gab zum Teil keine Terminvereinbarung, wir sind einfach so zu den Kunden gefahren.
Ganz persönlich: Claudia Siegrist
22 «
Die Pathologie hat ihr das Medizinstudium vergällt, als examinierte Lehrerin für Englisch und
Französisch hat sie es nur eineinhalb Jahre ausgehalten. Erst die Ausbildung am Konservatorium
als Opernsängerin hat Claudia Siegrist wirklich
glücklich gemacht. Heute sorgt sie an der Rezeption von Marsh in Düsseldorf für den guten Ton und
tritt immer wieder als lyrischer Sopran auf.
Oper! In den fünf Jahren Gesangsstudium in
Zürich und Wien wurde mir allerdings bewusst, wie hart angesichts eines schrumpfenden Publikums der Wettbewerb um den
Platz im Ensemble ist. Da sind Ellenbogen
gefragt, das liegt mir nicht. Und man muss
alles singen können. Darunter leidet oft die
Stimme.
Frau Siegrist, wie mächtig ist die Sehnsucht nach der großen Bühne?
Es ist nicht der große Auftritt, der mich fasziniert. Ich habe schon
vor sieben und 700 Menschen gesungen. Mich hat vielmehr die Musik selbst gefangen. Ich liebe auch Michael Jackson, vor allem aber die
Wer hat Ihre Leidenschaft geweckt?
Mein Musiklehrer ist schuld. Selbst Opernsänger, hat er schon in der Unterstufe meine
Liebe zur Musik entfacht. Seinetwegen habe
Monitor 05_ 2015
ffMarsh Intern
us allen Büros von Gradmann & Holler wurden Mitarbeiter für Berlin ›angeworben‹, die über entsprechende fachliche Erfahrung verfügten und bereit waren,
dieses Abenteuer einzugehen. Denn unser Job unterschied sich in Kommunikation, Risikobewertung und von
der Gesprächsebene von allem, was wir bisher gewohnt
waren. Die Risikoanalyse vor Ort war oft am schwie-
rigsten. Bei meinem Besuch in einem
großen Schwermaschinenkombinat in
Magdeburg ist der Betriebsdirektor mit
mir zur Bestandsaufnahme einmal im Trabi über das Gelände gefahren. So habe ich versucht, Erkenntnisse zu
sammeln. Mitarbeitergehälter, Umsatzzahlen, Zuliefererverbindungen – Fehlanzeige! Eine Risiko- und Prämienkalkulation nach heutigen Maßstäben gab es nicht. Ich
hatte eine Carte blanche bei den Versicherern, sie haben
auf meine Einschätzungen vertraut. Die Pionierzeit hat
nicht nur solide Geschäftsbeziehungen zu bedeutenden
Kunden geschaffen, sondern auch Freundschaften begründet. Wir waren neugierig und hatten Respekt voreinander. Ich habe noch Jahre später freundschaftliche
Beziehungen zu meinen Gesprächspartnern der ersten
Stunde gepflegt.
«
»
D
ie Leistung der Pioniere können wir
nicht hoch genug einschätzen. Aus
den paar Wagemutigen vor 25 Jahren
sind inzwischen 35 Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter in Berlin und Leipzig
geworden. Marsh ist heute ein wichtiger
Partner der Unternehmen im Risikound Versicherungsmanagement geworden. Etliche Kundenbeziehungen aus dieser Zeit bestehen
noch heute. Was hat sich geändert? Das Risikoverständnis
ich sogar die trockene Theorie gebüffelt.
Dann habe ich Cello gelernt, musste aber
nach einer Handgelenks-OP aufgeben.
 Tag des Jubiläums: Tausende Leuchtballons an der ehemaligen Grenze Später stiegen
sie auf und symbolisieren so
deren Auflösung.
»Heute sind wir
alle in einem Land
angekommen.«
und -bewusstsein der Unternehmen ist jetzt auf
internationalem Niveau.
Der Einkauf entspricht
Nico Stehr, Leiter Standorte
professionellen AnfordeBerlin & Leipzig
rungen. Das Hemdsärmelige von früher ist intelligentem Risikomanagement gewichen. Aus unserer
Sicht als internationaler Makler für Industrieversicherungen sind wir alle in einem Land angekommen.
«
 Claudia Sigrist bei
einem Auftritt in Budapest.
Sie gab die Susanna in
Figaros Hochzeit (Mozart).
Wie kommen Sie heute an Engagements?
Ich bin gut vernetzt. Mal tritt das Opernhaus an mich heran, mal Chorleiter oder
Gesangskollegen. Es ist ein wunderbares
Gesamtwerk, vor allem, wenn man mit
großem Orchester spielt. Mein Wunsch ist
es, einmal als Gräfin in Mozarts »Figaro«
mit schönem Kleid, weiß gepudert und
Perücke aufzutreten! 
Monitor 05_ 201523
hier treffen sie uns:
 11.06.2015
 09.09. – 11.09.2015
 28.10. – 29.10.2015
»Länderrisiken: erkennen,
verstehen, entscheiden«
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München
 15.09. – 18.09.2015
9. Transatlantische
Jahreswirtschafts­
konferenz
Frankfurt
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Husum
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 06.10.2015
Structured Finance
Stuttgart
 16.06.2015
»Von der Krise bis zur
Insolvenz – Organ- und
Beraterhaftung«
Hamburg
1. Marsh ClaimsForum
Darmstadt
 22.06.2015
Marsh
Network Day
Frankfurt
Marsh vor Ort:
Berlin
Neustädtische KirchstraSSe 8
10117 Berlin
Telefon: (0 30) 39 99 45-0
Düsseldorf
KasernenstraSSe 69
40213 Düsseldorf
Telefon: (02 11) 89 87-0
Leipzig
Berliner StraSSe 18–20
04105 Leipzig
Telefon: (03 41) 4 46 40-0
Frankfurt
Lyoner StraSSe 36
60528 Frankfurt
Telefon: (0 69) 66 76-0
Hamburg
Brandstwiete 1 (NEUER Dovenhof)
20457 Hamburg
Telefon: (0 40) 3 76 92-0
Stuttgart
Calwer StraSSe 7 (Kronprinzbau)
70173 Stuttgart
Telefon: (07 11) 23 80-0
Detmold
BismarckstraSSe 2
32756 Detmold
Telefon: (05231) 308 19-0
München
MüllerstraSSe 3
80469 München
Telefon: (0 89) 2 90 56-0
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