Schweiz am Sonntag, Graubünden, 17.5.2015

Schweiz am Sonntag, Nr. 132, 17. Mai 2015
36 GRAUBÜNDEN
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Arosa trotzt dem
Euro-Schock
VIER PROZENT mehr Übernachtungen
(bei den Top 7 der teilnehmenden Hotels), 4000 Neugäste und eine Wertschöpfungssteigerung von rund sechs
Millionen Franken. Das Angebot «Skischule inklusive» hat Arosa offensichtlich die Saison gerettet. Die Destination
konnte sich als kinderfreundlich positionieren und hat an Attraktivität für
Familiengäste gewonnen. So das Fazit
von Tourismusdirektor Pascal Jenny,
der daraus folgert: «Für Ferienregionen
muss die Einführung eines Produktes
nicht zwingend flächendeckend sein,
auch wenn in vielen Fachbüchern proklamiert.» Vom Angebot profitieren
auch die Skischulen. In der vergangenen
Wintersaison konnten zwei Prozent
mehr Kinder unterrichtet werden.
Eine Produkteinnovation wie «Skischule inklusive» könne kaum für alle
Hotels einer Region passen, so Jenny in
einem Schreiben. Das Angebot passe zu
den Hotels und Ferienwohnungsvermietern, welche sich explizit der Familie
verschrieben hätten. «Ein wichtiges Learning, auch in der Krise.» Einen kleinen Seitenhieb gegen die Konkurrenz
kann sich Jenny nicht verkneifen. «Ei-nige Tourismusregionen suchen ihr
Glück in der Ferne. Arosa ist neuen
Märkten gegenüber aufgeschlossen, investiert aber vor allem dort, wo man gut
ist und bei den Kunden und Gästen
höchstes Vertrauen geniesst.»
Allerdings ist auch in Arosa nicht alles Gold, was glänzt. Geringere Logiernächtezahlen als im Vorjahr verzeichnet auch diese Ferienregion. Dank «Skischule inklusive» aber nur «minim geringere», wie Jenny festhält. (DSI)
INSERAT
Tinker Bell und die Legende vom Nimmerbiest
– Die kleine Fee und ihre Freundinnen bekommen es mit
einem geheimnisvollen Wesen zu tun: dem Nimmerbiest.
10.30 In 2D (normale Eintrittspreise)
Deutsch
14.15 In 3D (erhöhte Eintrittspreise)
ab 6 J.
Das Deckelbad – Die Geschichte der Katharina
Walser, die von den Behörden schikaniert wird. Drama
nach einem authentischen Familienschicksal aus der Ost­
schweiz in der Zeit zwischen 1929 und 1955.
12.20
Dialekt
ab 12 empf 14 J.
Mad Max: Fury Road – Mad Max verbündet sich mit
einer mysteriösen Frau (Charlize Theron), um gegen fiese
Highway­Gangster zu bestehen.
18.30 In 2D (normale Eintrittspreise)
Deutsch
16.00, 21.00 In 3D (erhöhte Eintrittspreise)
ab 14J.
Honig im Kopf – Bewegender Film um ein Mädchen,
das ihren erkrankten Opa (Dieter Hallervorden) nach Vene­
dig entführt. Film von und mit Till Schweiger.
10.30
Deutsch
ab 6 empf 10 J .
Camino de Santiago – EinWeg,tausend Schicksale: Der
«Camino de Santiago» lockt jedes Jahr unzählige Menschen.
10.30
OV/d/f
ab 16 J.
Ostwind 2 – Fortsetzung des Pferdeabenteuers um ein
rebellisches Mädchen und seinen Hengst Ostwind.
10.45
Deutsch
ab 6 J.
Shaun das Schaf – Jeden Tag dasselbe: aufstehen, auf
die Wiese gehen, essen, geschert werden, schlafen gehen.
Das kann doch kein Leben sein, denkt das Schaf Shaun
12.15
Deutsch
ab 6 J.
Pitch Perfect 2 – Schräg­komische Fortsetzung der
Musical­Komödie ­ dieses Mal müssen die Barden Bellas an
der A­Capella­Weltmeisterschaft überzeugen.
13.00, 20.45
Deutsch
ab 12 J.
Der Kaufhaus Cop 2 – Es verschlägt den Security­
Wachmann Paul Blart (Kevin James) nach Las Vegas wo er
einmal mehr Gangster dingfest machen muss.
13.15
Deutsch
ab 6 empf 10 J.
Get Hard – Der Knastcoach Nonsens­Komödie um
einen verurteilten Banker, der sich mit Hilfe seines Autowä­
schers für die Zeit im Knast fit machen will.
14.15, 21.00
Deutsch
ab 12 empf 14 J.
Avengers - Age of Ultron – Die Avengers müssen
die Menschheit vor der Vernichtung retten.
15.15 In 3D (erhöhte Eintrittspreise) Deutsch ab 12 J.
The Water Diviner - Das Versprechen eines Lebens – Ein australischer Farmer macht sich in der Türkei
auf die Suche nach seinen verschollenen Söhnen. Von und
mit Russell Crowe.
15.30 Deutsch, 20.45 E/d/f
ab 12 J.
Sous Les Jupes Des Filles – Ein temporeicher, wit­
ziger, frecher Film mit so glamurösen wie überzeugenden
Schauspielerinnen wie Vanessa Paradise.
16.30
Deutsch
ab 16 J.
Fast & Furious 7 – Die Stars des weltweit erfolgreichen
Kino­Franchise bleiben ihren Fans treu, die perfekte, real
gefilmte Stunts in schnellen Autos schätzen..
18.00
Deutsch
ab 12 empf ab 14 J.
Kein Ort ohne dich - The Longest Ride – Ein
ehemaliger Rodeo­Champion plant sein Comeback als er
die College­Studentin Sophia kennenlernt.
18.15
Deutsch
ab 12 J.
El Tiempo Nublado – Julia übernimmt die Betreuung
der Mutter für einen bescheidenen Lohn bis deren Zustand
sich so verschlechtert, dass sie überfordert ist.
19.00 Nur bis Mittwoch
OV/d
ab 12 J.
Jugendschutz: Unbegleitet dürfen Jugendliche unter 16 Jah­
ren und Kinder im Rahmen des festgelegten Zutrittsalters Film­
vorführungen besuchen, die bis spätestens 21.00 Uhr beendet
sind. In Begleitung Erwachsener dürfen sie alle Filmvorfüh­
rungen besuchen, falls sie das festgelegte Zutrittsalter nicht um
mehr als 2 Jahre unterschreiten. Die Verantwortung für die Ein­
haltung der Altersbestimmungen liegt bei der Begleitperson.
Ein Packnetz oder ein Kilometer Telefondraht? Fritz Dick vertreibt seit über 20 Jahren ausrangierte Militärartikel.
YANIK BÜRKLI
Was Armeen nicht mehr wollen,
ist Zivilisten hochwillkommen
Die Liquidationsfirma Dicks Armyshop bestreitet ihre grösste Messe in Cazis
In der Bündner Arena in Cazis
wird derzeit feilgeboten, was die
Schweizer Armee und Militärs
anderer Länder nicht mehr
brauchen. Ausser Waffen
gibt es fast alles zu kaufen.
VON UELI HANDSCHIN
E
ine Lawinenschaufel gefällig?
Ein Packnetz oder ein Tarnnetz, in Grün, in Weiss oder
Hellgrau? Ein Spannset vielleicht, ein Sack zum Biwakieren? In sieben Boxen auf Paletten lagern
Seile, in anderen Wolldecken. Beile und
Äxte stapeln sich, Flaschen mit Shampoo aus der Armee-Apotheke, Nagelscheren und -feilen, Kochkellen bis zu
einem Meter Länge, Besteck oder Zeltheringe, Überhosen, Parkas, Jacken, Pullover, Hüte und Kappen, jede Menge Socken, Stiefel und Schuhe.
Was in der Bündner Arena in Cazis
noch bis Pfingstmontag angeboten wird,
lässt sich nur lückenhaft beschreiben.
Es ist ein riesiges Sammelsurium von
Dingen, die im zivilen Leben so gut zu
gebrauchen sind, wie sie es im Militärdienst waren, Gebrauchsgegenstände,
welche robust, ordentlich verarbeitet,
dauerhaft und günstig sind. Und von
weniger zahlreichen Dingen, deren Verwendungszweck im zivilen Leben sich
nicht sogleich erschliesst. Was tun mit
einem Kilometer Telefondraht auf einer
Kabelrolle oder einer Gasmaske?
FRITZ DICK IST SEIT ÜBER 20 JAHREN in die-
sem Geschäft. 1992 hat er damit begonnen, Liquidationsmaterial der Schweizer
Armee aufzukaufen und direkt zu vermarkten. Heute sei sein Familienunternehmen Dicks Armyshop die grösste
Liquidationsfirma für Armeematerial
weltweit, sagte er. Fünf bis sechs Messen
bestreitet er jährlich in der Schweiz, die
grösste ist diejenige in der Bündner Are-
na. Rund 20 Personen stehen dort im Einsatz, haben alle Hände voll zu tun. Schon
eine Stunde nach der Eröffnung am Freitag bildeten sich lange Warteschlangen
hinter den Kassen, die Sitzplätze der Festwirtschaft waren bereits vergeben.
Dicks Armyshop sei nicht nur das
grösste Unternehmen dieser Art, «wir
haben auch die günstigsten Preise», erklärt der Chef den Erfolg. In den Neunzigerjahren wurde noch fast nur mit
Ware der Schweizer Armee gehandelt,
heute werden auch Artikel des Militärs
aus elf weiteren Ländern aufgekauft, so
aus Deutschland, Italien, Schweden,
Russland und Grossbritannien. Der
Nachschub aus dem Inland werde weniger, erläutert der Chef, die Schweizer Armee betreibe von einst acht grossen Läden für ausrangiertes Material nur noch
einen einzigen.
DIE NACHFRAGE nach «Qualitätsartikeln»
aus den Beständen der Schweizer Armee
sei auch im Ausland nach wie vor gross.
Dicks Armyshop liefert «Swiss Army»Produkte an Geschäfte in ganz Europa, in
Japan, Südamerika und Afrika. «Swiss Army» zähle zu den zehn bekanntesten
Marken der Schweiz, erklärt Dick das
grosse Interesse. Seit Jahren werden auch
eigene Produkte aus Rohstoffen, die das
Militär liefert, kreiert und hergestellt. So
sind aus Schlafsäcken Gilets entstanden,
aus Bajonetten wurden Grillspiesse mit
integriertem Flaschenöffner.
Auf viel Interesse beim bunt gemischten Publikum stossen unter anderem Feuerschalen. Auch ein RecyclingProdukt, dessen Rohmaterial jedoch wie
viele der Campingartikel und Kleider
nicht aus Armeebeständen stammt. Die
Schalen werden aus tellerförmigen Stahlscheiben ausrangierter Pflüge in Rumänien gefertigt. In solchen Scheiben wird
dort grilliert, bemerkte Dick, als er
nach der Wende Hilfsgüter in das Land
brachte. Die stählernen Scheiben als
Feuerschalen anzubieten, war eine zündende Idee.
 KOLUMNE
Mit Öhi Jörtsch z Alp
VON KÖBI GANTENBEIN
«SCHON FRÜHER HABEN VIELE MUSIZIERT
auf Stels. Am Abend und oft am Sonntag. Ich hörte Jörtsch Wieland oft am
Stelserhof-Sunntig spielen. Das war
noch eine richtige Wirtschaft. Er war
aber auch fort. Mit Leni war er viele
Jahre z Alp. Im Lerch. Auf Vereina.» Das
berichtet mir meine Mutter Lydia, sie
wuchs in den Dreissiger- und Vierzigerjahren teilweise im Weiler hoch über
Schiers auf. Nun können wir Nachgeborenen hören, welche Musik Georg
«Jörtsch» Wieland gemacht hat, denn
die Ländlerkapelle Stelser Buaba hat
eine CD mit seinen Stückli aufgenommen: «Z Alp gaa».
noch viel Auslauf. Und alle andern kommen mit, ohne dass sie sich schämen
müssen. Es ist Amateurkunst in Hochform. Das Schöne an dieser Musik ist
durchaus, wie fremd ihr das Neue ist.
Musikanten und Zuhörerinnen haben
am Gewohnten genug Freude. Schön,
wie «z Alp gaa» zeigt, was gewohnt ist.
DIE 16 MÄRSCHE, Walzer, Schottisch, Polkas und Ländler zeigen, worum es in dieser Musik im «Bündner Stil» geht, wie
ihn selbstverständlich Jörtsch Wieland
spielte: Man muss drei Folgen zu acht
oder 16 Takten in zwei oder drei Vierteln
variieren können, bis am Morgen die
Sonne aufgeht. Klarinette, Örgeli – beide
je nach dem doppelt besetzt – und Bassgeige. Man war Senn wie Wieland, der
65 Sommer z Alp ging, Lehrer wie Vali
Jenny oder Bänkler wie Peter Zinsli. Die
Virtuosen haben in dieser Form den-
DEN SCHLUSS DER CD macht ein Stückli
aus dem Archiv, wo Jörtsch Wieland selber die Klarinette bläst. Es zeigt, wie im
engen Korsett der Schottisch und Polkas
Entwicklung dennoch geht: Spielten er
und die Seinen oft einstimmig, so raffinieren die Stelser Buoba seine rhythmisch markanten Stückli mit einer
zweiten Stimme und da und dort gar mit
einer Geige. Und sie haben allerhand
Virtuosentum hineingeschmuggelt. Mir
dient auch, dass alle Noten auf der CD
gerüstet sind. Und mir gefällt das Büch-
lein mit Bildern und Texten, die der Musik soziales Wissen geben. Wir lesen,
was es zum Beispiel auf sich hat mit dem
«Bogäsägeler», dem «Törlirigel» oder
mit dem «Gebsärolli». Geschichten aus
dem Älplerleben, das schon seit zwei Generationen untergegangen ist. Die CD
wird so zu einem Stücklein Prättigauer
Kulturgeschichte. Und sie ist gute Medizin gegen das vernagelte, nationalistische Getue, das SVP und Co. der Volksmusik gerne zumuten. Es ist falsch,
denn von Stels sieht man Europa und
tanzt dazu «Gruäz vom Rosstälispitz».
*Köbi Gantenbein ist Chefredaktor von
«Hochparterre» und Präsident der Bündner
Kulturkommission. Er lebt und arbeitet in
Zürich und Fläsch und spielt als Amateur
Klarinette in einer Kapelle. Die CD ist zu
haben bei stelserbuaba@bluewin.ch oder
Tel. 079 409 77 77.