Liberale Depesche HAMBURG BREMEN BERLIN BPT 2016, 2017 Fulminanter Erfolg in Hamburg Wahlen in Bremen: Kick It Like Lencke Bundesparteitag: Knotenpunkt für große Ideen Interview mit Botschafter Wolfgang Ischinger 02 | 2015 HAMBURG, BREMEN, BUNDESPARTEITAG – das sind die diesjährigen Etappen des FDP-Marathons. Die erste hat Katja Suding bereits erfolgreich gemeistert. Mit dem sensationellen Wahlergebnis von 7,4 Prozent haben die Freien Demokraten in Hamburg alle Erwartungen übertroffen und gezeigt, dass das erneuerte Angebot überzeugt. In Bremen wollen Lencke Steiner und Hauke Hiltz die Steilvorlage nutzen, um als neue Generation Bremen in die Bürgerschaft zurückzukehren. Wie schon in Hamburg ist es ein Wahlkampf der Gesamtpartei – jeder kann die Bremer unterstützen. Das Förderprogramm für politisch engagierte Frauen Bereits eine Woche nach der Bürgerschaftswahl in Bremen fi ndet der 66. Ord. Bundesparteitag in Berlin statt. Hier sollen die Weichen für 2016 und 2017 gestellt werden: Ein neuer Bundesvorstand wird gewählt, das Leitbild inhaltlich konkretisiert und eine befristete Sonderumlage der Gliederungen diskutiert. Mehr zu den Etappen des Marathon in diesem und den nächsten beiden Jahren lesen Sie im Schwerpunkt dieses Heftes. Mit dem Konfl ikt in der Ostukraine ist der Krieg nach Europa zurückgekehrt. Wir haben mit dem Vorsitzenden der Münchner Sicherheitskonferenz, Wolfgang Ischinger, über Russland, Vertrauensbildung und Deutschlands Verantwortung gesprochen. Darüber hinaus finden Sie in dieser Ausgabe die Vor- schläge der Fraktionsvorsitzendenkonferenz zur Flüchtlingspolitik und gute Gründe für TTIP. Die digitale Ausgabe beinhaltet zudem Beiträge von Nicola Beer und Wolfgang Kubicki zur Digitalisierung und den Bürgerrechten. Wir wünschen viel Spaß beim Lesen und freuen uns über Reaktionen an redaktion@elde-online.de. Ihr Nils Droste www.elde-online.de www.liberale.de freiheit.org 4 Schwerpunkt Marathon 2017 4 Fulminanter Erfolg in Hamburg D2 Scheinsicherheit reduziert die Freiheit aller 5 Kick It Like Lencke D3 Digitale Entwicklung: Datenschutz #21 6 Nächster Halt: Station Berlin Ein Knotenpunkt für große Ideen 12 Meldungen vom portal liberal 7 Ergebnisse der dritten Mitgliederumfrage 8 Nächste Etappen 2016-2017 FRAKTIONSVORSITZENDENKONFERENZ 13 Zuflucht in Deutschland FDP-Fraktionen: Verpflichtung und Chance INTERVIEW MIT WOLFGANG ISCHINGER FRIEDRICH-NAUMANN-STIFTUNG FÜR DIE FREIHEIT 9/D1 Minsk II ist die einzige Chance, die wir haben 14 Chancen ergreifen – ein klares Ja zu TTIP PARTEI Weitere Informationen finden Sie unter www.virtuelle-akademie.de/liberale-frauen 15 Fünf Landesparteitage und ein Bürgermeister 16 Leserbriefe Foto: Picture-Alliance Das neue Förderprogramm der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit unterstützt Sie bei Ihrer ehrenamtlichen politischen Arbeit. Ihr neunmonatiges Training setzt sich aus verschiedenen Online-Seminaren und -Coachings sowie Veranstaltungen in Berlin, Brüssel und Gummersbach zusammen. Sie erlernen hier das praktische Know-how zu den wichtigsten Grundlagen Ihrer Arbeit wie politische Strategie, Rhetorik, Reden schreiben und Projektmanagement. Herausgeber: FDP-Bundespartei | Chefredakteur: Nils Droste | Redaktion: Roland Kowalke | Redaktionelle Mitarbeit: Malte Bastian, Doris Bergmann, Marco Buschmann, Thomas Diener, Thomas Hahn, Petra Horstick, Maria Wandel, Angelika Sick, Thomas Volkmann, Anschrift der Redaktion: Thomas-Dehler-Haus, Reinhardtstr. 14, 10117 Berlin, E-Mail: roland.kowalke@universum.com, Telefon: (030) 27 57 28 79, Telefax: (030) 27 57 28 80, Verlag / Anzeigen: Universum Kommunikation und Medien AG, Reinhardtstraße 12, 10117 Berlin, E-Mail: michael.iden@universum.com, Telefon: (030) 27 57 28 76, Telefax: (030) 27 57 28 80, Gestaltung: S&T Digitale Medien GmbH, Gesamtherstellung: Universum Kommunikation und Medien AG Berlin | elde erscheint viermal im Jahr und wird für die FDP-Mitglieder im Rahmen der Mitgliedschaft ohne Erhebung eines besonderen Bezugspreises geliefert. Jahresbezugspreis sonst 20 Euro inkl. MwSt. und Versand. 3 HAMBURG BREMEN BERLIN BPT 2016, 2017 FULMINANTER ERFOLG IN HAMBURG www.fdp-hamburg.de Hamburger Wahlsonntag, 15. Februar, 18 Uhr: Der gelbe Balken auf dem Bildschirm steigt über sieben Prozent. Katja Suding reißt die Arme hoch, Jubel unter Hunderten Freien Demokraten auf der Wahlparty in der Szene-Location „Altes Mädchen“. Was wir Wahlkämpfer an Alster und Elbe gegen Ende einer rund laufenden Kampagne zu hoffen wagten, was Demoskopen kurz vor Toresschluss prophezeiten, tritt noch besser als erwartet ein: Hamburgs FDP ist nicht nur wieder in der Bürgerschaft, sie legt auch um 30.000 auf fast 260.000 Stimmen zu und schafft damit 7,4 Prozent. Dieser Erfolg hat viele Väter und Mütter. Katja Suding und die über vier Jahre konstruktiv arbeitende FDP-Bürgerschaftsfraktion sind die wichtigsten Elternteile. Selbst in Zeiten heftigsten bundespolitischen Gegenwindes attestieren Beobachter den neun liberalen Abgeordneten im Rathaus „ordentliche Arbeit“ (Hamburger Abendblatt). Entsprechend liegen die Kompetenz- und Bekanntheitswerte Sudings über denen aller anderen Oppositionspolitiker. Nach Aufstellung einer Landesliste liberaler Teamplayer im Sommer und der 4 Schwerpunkt Marathon 2017 Die neue Fraktion in Hamburg: Dr. Wieland Schinnenburg, Jennyfer Dutschke, Dr. Kurt Duwe, Fraktionsvorsitzende Katja Suding, Jens Meyer, Daniel Oetzel, Michael Kruse, Carl Jarchow, Anna von Treuenfels (v.l.n.r.) Neuwahl der Parteiführung mit Katja Suding als Landesvorsitzenden im November 2014 ist der Weg frei für eine klar konturierte Wahlkampagne: Mutig, aber nicht peinlich; modern, aber nicht abgehoben; mit starkem SocialMedia-Fokus, aber ohne Vernachlässigung des klassischen Straßenwahlkampfes; zugeschnitten auf die starke Spitzenkandidatin, aber mit genügend Raum für Inhalte wie das Team drum herum – das ist das Grundkonzept. KICK IT LIKE LENCKE Die Bundespartei bringt sich unter Führung Christian Lindners und Wolfgang Kubickis von Anfang an intensiv ein, absolviert Dutzende Termine in Hamburg. Die Neugestaltung des FDP-Auftritts zum Jahreswechsel ist die Startrampe der Kampagne. Das augenzwinkernde Suding-Motiv „Unser Mann für Hamburg“, gezeigt nur bei einem vorweihnachtlichen Presseabend in Berlin, sorgt für erste Medienaufmerksamkeit. Christian Lindners Neudefinition der liberalen Agenda dominiert die positive Berichterstattung vom Stuttgarter Dreikönigstag, Katja Suding rückt als „Hoffnungsträgerin“ in den Mittelpunkt. Die tolle Unterstützung vieler Parteifreunde aus ganz Deutschland an Hamburgs FDP-Wahlkampfständen, viel Lob für aussagekräftige Hingucker-Plakate und Christian Lindners Düsseldorfer „Wutrede“ zur Gründerkultur schaffen zusätzliche Beachtung. Immer mehr Porträts und Interviews, Fotostrecken und Fernsehauftritte in Hamburger wie bundesweit relevanten Medien geben Katja Suding breiten Raum, um die Botschaft der Freiheit zu setzen. Und um eine Frage zum zentralen Thema zu machen: „Sozial-liberal oder Rot-Grün?“. Am Ende stimmen fast doppelt so viele Jungwähler wie 2011 und in mehreren der 104 Hamburger Stadtteile sogar um die 20 Prozent aller Bürger der FDP-Antwort darauf zu. Ein „fulminanter Erfolg“, so Katja Suding, gewachsen auf dem Mut zum freien Denken, einer entschlossenen Kampagne von Bundes- wie Landespartei und der nötigen Prise Fortune. Alexander Luckow FTSW BÜ RGER SC H A AHL BR EMEN LENCKE STEINE5R 10. MAI 201 ation Bremen Eine neue Gener ebnis: 2,4 % Letztes Wahlerg www.fdp-bremen.de Champagner für alle, Cabrios im Nahverkehr, Grundrecht auf Mode? Was will Lencke Steiner eigentlich? Mit diesem Aufreger, abgedruckt in Bild und Welt, sind die Freien Demokraten in Bremen in den Wahlkampf gestartet. Die Auflösung dazu präsentierten sie auf dem Bremer Goetheplatz: Wachstum statt Armut, fließender Nahverkehr und ein Grundrecht auf Bildung. Das sind die Themen der Spitzenkandidatin Lencke Steiner. Sie steht für eine neue Generation Bremen. Im Gespräch mit der elde hatte Steiner Anfang Februar angekündigt: „Nach einer erfolgreichen Wahl in Hamburg haben wir die perfekte Steilvorlage, um das erklärte Ziel von Großes Medieninteresse beim Kampagnen-Kick-off mit Lencke Steiner acht Prozent zu schaffen.“ Die Brevon qualifizierten Arbeitsplätzen und Investitionen in Schumer haben sich also einiges vorgenommen. Die Jungunterlen und Hochschulen – und nicht Eingriffe in das Unternehnehmerin Steiner gibt mit ihrem Team ordentlich Gas und mertum und die Autonomie der Forschung und Lehre.“ verspricht: „Wir rocken das Ding!“ Im Mittelpunkt der Kampagne sollen die zentralen Themen des Bremer Wahlprogramms stehen: Wirtschaft, Bildung und Verkehr. „Es gibt in Bremen ein großes Potenzial im Mittelstand, das in der Politik von Rot-Grün nicht stattfindet“, sagt der Landesvorsitzende Hauke Hilz. Diesem Potenzial wolle die FDP Stimme und politische Heimat geben. Die Verschuldung des Landes und das Abrutschen bei PISA sind Folge einer Politik, die nicht mehr das Individuum im Mittelpunkt sieht, sondern nur noch einzelne Gruppen, deren Interessen gegeneinander ausgespielt werden. „Es muss Schluss sein mit dem Denken in Legislaturperioden“, sagt Spitzenkandidatin Steiner, die auch Bundesvorsitzende der Jungen Unternehmer ist. Bremen brauche endlich eine Politik, die in Generationen denke. Hilz ergänzt: „Der Hebel im Kampf gegen Armut und Bildungsverlust heißt Schaffung „Eine neue Generation Bremen“, lautet der Claim der Freien Demokraten, den die 29-jährige Steiner und der 37-jährige Hilz glaubwürdig vertreten. Beide gehören einer anderen Generation an als der 65-jährige SPD-Bürgermeister Jens Böhrnsen und die 62-jährige CDU-Spitzenkandidatin Elisabeth Motschmann. Und sie wollen für frischen Wind sorgen, den Bremen bitter nötig hat. Denn seit 69 Jahren werden die Senate von der SPD geführt. Lencke Steiner würde sie deshalb am liebsten in Rente schicken. Dabei freut sie sich über jede Unterstützung. „Uns ist jeder Wahlkämpfer, jeder Like und jede Plakatspende herzlich willkommen“, so Steiner. Beste Gelegenheit zum Mitmachen: Der liberale Aktionstag am 2. Mai. Dann klappe das am 10. auch mit den acht Prozent. Malte Bastian Schwerpunkt Marathon 2017 5 NÄCHSTER HALT: STATION BERLIN G D E S PA R T E ITA 6 6 . O R D. BU N N E D E M O K R AT D E R F R E IE N EIN KNOTENPUNKT FÜR GROSSE IDEEN R LUCK EN WALDE stream eitag.fdp.de. Live rt pa er nt u zu m. Mehr da f fdp.de/livestrea au 15 20 ai M . ab dem 15 ERGEBNISSE DER MITGLIEDERUMFRAGE ZUM LEITANTRAG Fotos Sation-Berlin: Sebastian Greuner Auf der Agenda des Parteitages stehen auch satzungsändernde Anträge etwa zur befristeten Sonderumlage oder zur Einführung von Mitgliederbefragungen und Mitgliederbegehren, wie es sich die Teilnehmer der Umfrage zur Parteientwicklung gewünscht hatten. Schwerpunkt Marathon 2017 DIE ERGEBNISSE DER UMFRAGE IM DETAIL: 1. 2. Zur dreitägigen Veranstaltung erwarten die Freien Demokraten 662 Delegierte, viele Gäste und Journalisten. Auf der Tagesordnung stehen neben den Reden die Wahlen von Präsidium und Bundesvorstand und die Antragsberatung. Dazu wird der Leitantrag mit dem Titel „Mehr Chancen durch mehr Freiheit“ eingebracht und diskutiert, der sich an den sechs Zielen des Leitbildes orientiert. 6 963 BERLIN MAI 2015 Vom 15. bis 17. Mai legen die Freien Demokraten den nächsten Zwischenhalt ein. Sie veranstalten ihren 66. Ordentlichen Bundesparteitag erneut in der Berliner Station. Auf dem Parteitag soll der Bundesvorstand neu gewählt und das Leitbild der Freien Demokraten programmatisch konkretisiert werden. Die inhaltliche Debatte wird allerdings nicht nur im Plenum des Bundesparteitages eine wichtige Rolle spielen: Auch die große Empfangshalle soll als Ideenschmiede dienen. So steht für Delegierte und Gäste eine zusätzliche ST RASSE 4/6, 10 . VOM 15. BIS 17 www.parteitag.fdp.de Berlin ist mittlerweile so etwas wie die Heimat der Bundesparteitage der Freien Demokraten geworden, auch durch die Nähe zur Bundespresse. Getagt wird in der Station Berlin – im Herzen der Hauptstadt. Durch ihre Geschichte als Knotenpunkt ist die Station genau der richtige Ort, um über große Ideen für eine Republik der Chancen zu diskutieren. Dieses Mal sind dazu nicht nur die Delegierten aufgerufen. Auf diesem Bundesparteitag soll das Rederecht für alle Mitglieder zu bestimmten Tagesordnungspunkten wie etwa zur Aussprache und bei der Antragsdiskussion getestet werden – ein Vorhaben aus dem Beschlusspaket „Besser beteiligen heißt stärker werden – Bürgerpartei FDP“ vom zurückliegenden Parteitag in Dresden. HAMBURG BREMEN BERLIN BPT 2016, 2017 IN L R E B N O I T A T S Station-Berlin, Halle 7 (oben), Blick über Berlin und die Dächer der Station-Berlin (unten) Aktionsfläche für Diskussionen, Gespräche und Präsentationen bereit. Um den Kontakt zu den Delegierten und Gästen geht es auch den Verbänden, Unternehmen und Organisationen, die mit ihren attraktiven Ausstellungsständen in der Empfangshalle auf sich aufmerksam machen. Auch an die kleinen Gäste ist gedacht: Auf sie wartet ein Parteitagskindergarten mit allem, was dazugehört. Abgerundet wird der Bundesparteitag durch die als „geselliger Abend“ bekannte Party am Samstagabend in der sogenannten Bananenhalle der Station, dem Aushängeschild der Location. Maria Wandel Die dritte Online-Befragung der Mitglieder zur Ausrichtung der Freien Demokraten stieß erneut auf große Resonanz. Fast 6.900 Mitglieder nutzten die Chance und beteiligten sich an der Umfrage. Die 15 ausgewählten Thesen waren bewusst zugespitzt formuliert und griffen Diskussionen aus der Partei und neue Entwicklungen in der Gesellschaft auf. Die Ergebnisse dienten als Grundlage für die Erarbeitung des Leitantrages „Mehr Chancen durch mehr Freiheit“ des Bundesvorstandes, der das Leitbild konkretisieren soll. Fernen sollen die Ergebnisse in die künftige programmatische Arbeit einfließen. Die Auswertung ergab eine hohe Übereinstimmung mit den meisten Thesen. Die höchste Zustimmung bekam die Forderung nach Einführung einer Flat tax. 77,63 Prozent stimmten zu, über die Hälfte konnte sich sogar voll damit identifizieren. Der Vorschlag, mehr Bundesgeld in Bildung zu investieren und dem Bund dazu eine größere Rolle in der Bildung einzuräumen sowie einen Wettbewerb zwischen eigenverantwortlichen Kitas, Schulen und Hochschulen und nicht zwischen den Ministerialbürokratien der Länder zu organisieren, wird von 76,19 Prozent unterstützt. Voll identifizieren konnte sich damit mehr als die Hälfte. Unterstützt wird auch die Forderung nach Aufnahme eines Verbots der Bankenrettung ins Grundgesetz und die Steuerfinanzierung versicherungsfremder Leistungen in den Sozialversicherungen. Selbst der sensible Vorschlag nach dem radikalen Umbau des Gesundheitssystems durch die Nutzung digitaler Technologien wird von 70,38 Prozent positiv bewertet. 3. Einführung einer Flat tax Schuldenbremse mit automatischen Sanktionen Mehr Kompetenz des Bundes in der Bildung 4. Versicherungsfremde Leistungen aus den Sozialversicherungen 5. Elektronische Patientenakte bei hohem Datenschutzniveau 6. Bankenrettungsverbot im Grundgesetz 77,63%* (54,33% + 23,30%) 76,71% (53,69% + 23,02%) 76,19% (52,79% + 23,40%) 75,75% (57,46% + 18,29%) 70,38% (49,17% + 21,21%) 69,51% (39,74% + 29,77%) * Prozentualer Anteil der Umfrageteilnehmer, die sich entweder voll mit der These identifi zieren konnten oder für die die Richtung stimmte. Für Generalsekretärin Nicola Beer ist das Ergebnis der dritten Mitgliederumfrage ein starkes Signal. „Wir verstehen das Votum unserer Mitglieder als Auftrag. Es ist großartig, dass wir den Leitantrag mit der Unterstützung der Mitglieder einbringen können.“ Angelika Sick Schwerpunkt Marathon 2017 7 K O M M U NA LW AHLEN HESSEN NÄCHSTE 2016-2017 6. MÄRZ 2016 ebnis: 3,9 Letztes Wahlerg L A N D TA G S W % AHL BADENG WÜRTTEMBER ETAPPEN HA NS-ULR ICH RÜLK E 13. MÄRZ 2016 ebnis: 5,3 % Letztes Wahlerg AHL L A N D TA G S W WA H L E N K O M M U NA LW AHL RHEINLANDPFALZ SACHSENANHALT NIEDERSACHSEN 13. MÄRZ 2016 13. MÄRZ 2016 HERBST 2016 ebnis: 4,2 % Letztes Wahlerg ebnis: 3,8 % Letztes Wahlerg ebnis: 3,4 % Letztes Wahlerg ABGEOR DNE T E N H AU S W A HL L A N D TA G S W AHL L A N D TA G S W AHL BERLIN MECKLENBURG VORPOMMERN SAARLAND HERBST 2016 HERBST 2016 7 FRÜHJAHR 201 ebnis: 1,8 Letztes Wahlerg L A N D TA G S W % AHL ebnis: 2,8 Letztes Wahlerg L A N D TA G S W % AHL SCHLESWIGHOLSTEIN NORDRHEINWESTFALEN 7 FRÜHJAHR 201 7 FRÜHJAHR 201 ebnis: 8,2 % Letztes Wahlerg ebnis: 8,6 % Letztes Wahlerg ebnis: 1,2 Letztes Wahlerg % AHL W S G A T S E D N BU E I E R F DEMOKR ATEN HERBST 2017 Letztes Wahlerg 8 Der Konflikt in der Ostukraine hat den Krieg zurück nach Europa gebracht. Die dadurch ausgelöste Unsicherheit dürfe sich nicht verbreiten, warnt der Vorsitzende der Münchner Sicherheitskonferenz, Botschafter Wolfgang Ischinger. Ein Gespräch über Russlands Kriegsführung, Vertrauensbildung und mehr Verantwortung für Deutschland ebnis: 4,8 % elde: Herr Ischinger, Francis Fukuyama ist in den 1990er Jahren mit der These vom „Ende der Geschichte“ berühmt geworden. Haben Sie jemals daran geglaubt, dass es so ein Ende gibt? Nein, und zwar aus einem ganz einfachen Grund: Für uns fing die Geschichte 1990 ja überhaupt erst wieder neu an: mit der Wiedervereinigung, mit dem Zwei-Plus-Vier-Vertrag, mit dem dann stattfindenden Zerfall der Sowjetunion, mit der Öffnung nach Osten, mit der Erweiterung der Europäischen Union. Also Politik und Geschich- Wolfgang Ischinger im Interview te fingen in den 1990er Jahren in Europa mit großem Druck und enormer Kreativität neu an, armeen Grenzen überschritten oder da passte die Fukuyama’sche These nie. Territorien erobert werden, eigentlich der Vergangenheit angehört. Die Kriege und Konfl ikte der letzten Jahrzehnte, elde: Trotzdem war es das Ende der bisind Konfl ikte, die sich innerhalb eines polaren Weltordnung, der zwischenStaatsgebiets abspielen, denken Sie an staatliche Krieg galt als Auslaufmodell. Afghanistan, Irak, Sudan oder Syrien. Innerstaatliche Konflikte und asymmeDamit einher geht natürlich auch die trische Bedrohungen etwa durch TerroErkenntnis, dass man im 19. und 20. rismus rückten nicht zuletzt durch die Jahrhundert den starken Nachbar, den Anschläge vom 11. September in den starken Feind fürchten musste. Im letzMittelpunkt. Ist die Sicherheitspolitik ten Jahrzehnt sind wir allerdings zu dem auf einem Auge blind geworden? Ergebnis gekommen, dass wir eigentlich Schwäche mehr fürchten müssen als Ja. Es ist tatsächlich so, dass der klasStärke. Das Stichwort lautet Failed State sische Krieg zwischen Staaten oder oder Failing State und angesichts all dieStaatengruppen, bei dem mit Panzer- Foto: Picture-Alliance L A N D TA G S W Minsk II ist die einzige Chance, die wir haben ser Phänomene hat man in der Tat etwas aus dem Auge verloren, dass der klassische Konflikt , wie wir jetzt feststellen, doch noch nicht ganz ausgestorben ist. Er ist zurückgekommen. Wir müssen uns damit abfinden, dass beides nebeneinander existieren wird. Der moderne bürgerkriegsartige Konfl ikt innerhalb eines Staates, zwischen verfeindeten Gruppen, egal ob religiöser oder politischer oder anderer Natur, und das klassische Muster, wie wir das jetzt auf der Krim und in der Ukraine erlebt haben. Zurück zum Thema Landesverteidigung: Das schien in der Tat nicht mehr wichtig auf der Agenda zu sein. Interview 9 „Es geht nicht um eine Wiedererstarkun ng eines Bismarck’schen Deutschlands, sondern darum, durch ein proaktive es deutsches Engagement in außenund sicherheitspolitischen Fragen die Eurropäische Union voranzutreiben.“ Wolfgang Ischinger Ja, aber nicht nur in der Art und Weise, wie von russischer Seite dieser Konflikt ausgetragen wird, sondern wir erleben das ja auch beispielsweise bei der Betrachtung des Themas Cyberwar. Es gibt keine Klarheit darüber, beispielsweise ab wann eine Cyber-Attacke einen Angriff darstellen würde, der die Voraussetzungen des Artikels 5 des NATO-Vertrages erfüllen würde. Deswegen rutschen wir durch diese modernen, nicht-linearen, hybriden Formen der Kriegsführung in eine zunehmende Unsicherheit hinein, in eine Lage, in der es weder klare Regeln, noch verlässliche Grundlagen für das gemeinsame Vorgehen etwa im Bündnis gibt. Diese neuen Formen führen zu wachsender Unsicherheit und zur Notwendigkeit der allseitigen Rückversicherung. Das ist ja auch der Grund, warum wir uns bemühen, etwa unseren baltischen NATO-Partnern Rückversicherung zuteilwerden zu lassen. Es ist ja im Augenblick nicht so, dass die von Panzerarmeen bedroht werden, aber sie fühlen sich verunsichert, weil sie genau wissen, dass durch diese modernen, neuartigen Formen der Konfl iktaustragung möglicherweise die Garantie des Artikels 5 unterlaufen werden könnte. Es wird wichtig sein, dass die westliche Sicherheitspolitik Wege findet, um zu verhindern, dass diese Unsicherheit, die der UkraineKonfl ikt ausgelöst hat, sich weiter verbreitet. elde: Russland und die NATO schaukeln sich bei der Rüstung und Militärmanövern auf. Putin ist aus dem Vertrag über Konventionelle Streitkräfte 10 in Europa ausgestiegen. Droht eine neue Systemkonfrontation samt Rüstungswettlauf? Ich hoffe, dass das nicht so sein wird. Die Russische Föderation ist ja bedauerlichweise in diesen Tagen endgültig aus dem KSE-Vertrag ausgestiegen. Gleichzeitig hat aber die Russische Föderation zu erkennen gegeben, dass sie bereit wäre, über einen neuen Versuch über konventionelle Rüstungskontrolle in Europa in Verhandlung zu treten. Ich denke, man sollte Moskau beim Wort nehmen und möglichst unverzüglich ein Angebot zu neuen konventionellen Rüstungskontrollverhandlungen unterbreiten. Ein anderes Problem betrifft die in den letzten Wochen und Monaten bekannt gewordenen gefährlichen Überflüge und Manöver, in denen zum Beispiel russische Bomber mit ausgeschalteten Transpondern über dem Ärmel-Kanal fl iegen und die zivile Luftfahrt gefährden. Ich denke, es wäre ein wesentlicher Beitrag zur Entschärfung der Lage und es wäre ein Beitrag, bei dem niemand sein Gesicht verlieren müsste, wenn man sich zwischen NATO-Partnern auf der einen Seite und Russland auf der anderen Seite darauf einigen würde, dass man früher verabredete Regeln, die aus Zeiten des Kalten Kriegs stammen, nicht nur bekräftigt, sondern auf den neuesten Stand bringt. Das würde die Gefahr unbeabsichtigter Eskalation, die Gefahr möglicher Fehleinschätzungen, die Gefahr, dass einer im falschen Moment auf den falschen Knopf drückt und mögliche Katastrophen auslöst, enorm reduzieren. Ich denke, das könnte ein erster vertrauensbildender Schritt sein, in einer Lage, in der das Vertrauen in Europa zwischen den russischen Streitkräften einerseits und westlichen Streitkräften andererseits gänzlich verloren gegangen ist. Vertrauensbildung ist eines der ganz großen Themen der kommenden Monate und Jahre. In diesem Bereich könnte man anfangen. Das kostet keine Seite Gesichtsverlust und alle würden davon profitieren, weil es zu einer Stabilisierung und größeren Sicherheit aller Beteiligten beitragen würde. elde: Einer Vertrauensbildung bedarf es auch im Osten der Ukraine. Der Friedensplan kommt nicht voran, weil unklar ist, ob schwere Waffen wirklich abgezogen werden und ob Russland seine Unterstützung für die Separatisten eingestellt hat. Hat Minsk II noch eine Chance? Minsk II ist die einzige Chance, die wir haben, den Konflikt in der Ostukraine zu einem Ende zu bringen. Deswegen muss diese Chance jetzt genutzt werden. Es gibt dazu für mich jedenfalls keine erkennbare Alternative. Foto: Picture-Alliance elde: In der Ukraine lässt sich beobachten, wie Russland Grenzen zwischen Konfliktformen, Akteuren und Ländern verwischt. Sehen Sie darin eine neue Qualität der Bedrohung? Botschafter Wolfgang Ischinger Interview Wir stellen fest, dass auch heute rund um den Donezker Flughafen und an anderen Stellen, in der Nähe von Mariupol, immer noch geschossen wird. Auf der anderen Seite findet der Abzug schwerer Waffen statt. Zwar noch nicht in dem Maße, in dem das für die OSZE alles umfassend nachprüfbar wäre, aber immerhin sind wir schon einen erheblichen Schritt nach vorne gekommen. In den letzten Tagen ist beschlossen worden, die Größe der OSZEBeobachtermission von bisher einigen wenigen Hundert auf bis zu 1 000 aufzustocken. Damit kann man doch sehr viel mehr erreichen als mit der unzureichend ausgerüsteten und nur aus einigen wenigen Beobachtertrupps bestehenden Special Monitoring Mission, die sozusagen über Nacht im vergangenen Frühjahr aus dem Boden gestampft werden musste. Also ich denke, hier gibt es schon eine begründete Hoffnung darauf, dass die OSZE ihrer Verifizierungs- und Beobachtungsaufgabe zunehmend nachkommen kann und dass zumindest der militärische Teil von Minsk II tatsächlich greift. Die große Frage, die sich für mich stellt, ist, ob sich auch der politische Teil von Minsk, damit sprechen wir unter anderem von der Verfassungsreform und Autonomie für die Separatistengebiete, ob dieser politische Teil umsetzbar ist und durch das ukrainische Parlament gebracht werden kann. Das ist aber ein Thema, das uns nicht jetzt im Frühjahr 2015 beschäftigen muss, sondern eher im weiteren Verlauf oder gegen Ende des Jahres. Hier sehe ich große weitere Hürden, die auf die an der Konfliktlösung beteiligten Parteien zukommen. Trotz der enormen Anstrengungen, die insbesondere auch von der Bundesregierung unternommen wurden, ist Minsk II in seinem politischen und militärischen Teil noch lange nicht in trockenen Tüchern, auch wenn es bei Letzterem durchaus Fortschritte in den letzten Tagen und Wochen gegeben hat. elde: Anfang des letzten Jahres haben Äußerungen von Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen und Bundespräsident Joachim Gauck eine Debatte um mehr Verantwortung Deutschlands angestoßen. Wo sehen Sie unser Land? Ich glaube, dass die Formulierung mehr Verantwortung eher an das Ende der Diskussion gehört als an den Anfang. Ich denke, es geht zunächst einmal um die Frage, wie definieren wir die deutschen sicherheitspolitischen Interessen im Verbund der EU- und NATO-Partner. Was muss geschehen, um die Sicherheit Deutschlands und der Europäischen Union dauerhaft und stabil zu sichern? Dass es hier eine Erwartungshaltung unserer Partner – und zwar nicht nur auf EU- und NATO-Ebene – sondern auch von außerhalb der Bündnisse an die Bundesrepublik Deutschland gibt, mehr zu tun als in der Vergangenheit, sich etwas zu lösen von dem lieb gewonnenen Satz der Kultur der Zurückhaltung, das ist Faktum. Das hat nicht zuletzt damit zu tun, dass durch die Eurokrise der letzten sechs Jahre das wirtschaftliche Gewicht der Bundesrepublik Deutschland im Verbund der EU-Partner natürlich deutlich gewachsen ist. Alles schaut nach Berlin, wenn es um die Frage der nächsten Schritte in Sachen Griechenland, in Sachen Eurozone geht. Dieses gewachsene Gewicht und die Erwartungen übertragen sich natürlich auch auf die Sicherheitspolitik. Ich denke, das ist nicht überraschend und ich halte es für richtig und wichtig, dass nicht nur vom Bundespräsidenten selbst, sondern auch von der Bundesregierung dieser Punkt aufgenommen worden ist. Wir sollten ihn aber allerdings nicht so interpretieren, als ob es hier nur um militärisches Handeln gehen würde. Ich denke, das Engagement der Bundesregierung z. B. in der Ukraine-Krise ist ja nun gerade eben nicht ein militärisches Engagement. Wir haben dort keinen einzigen Bundeswehrsoldaten in einen bewaffneten Konfl ikt geschickt, sondern wir versuchen, mit dem klassischen diplomatischen Instrumentarium zu einer Konfl iktlösung beizutragen. Dass die Bundesregierung hier eine herausgehobene Mitführungsrolle übernimmt, halte ich für richtig, das entspricht so auch Interview 11 „Jeder europäische Kleinstaat unterhält seine eigene Generalstabsakademie, jeder bestellt seine eigene Munition und seine eigenen Hubschrauber. Das macht alles keinen Sinn mehr, das kann alles sehr viel effizienter geschehen.“ Wolfgang Ischinger von den von außen an uns herangetragenen Erwartungen. Ich glaube, dass es sehr wichtig ist, auch im Verhältnis der Bundesrepublik Deutschland zu unseren engsten Partnern, dass alles, was hier von Deutschland unternommen wird, so präsentiert und angelegt wird, dass erkennbar ist, dass es hier nicht um eine neue Größe der Bundesrepublik Deutschland geht, sondern um die Leistung eines größeren Beitrags, die Europäische Union als glaubwürdigen und handlungskräftigen Akteur auf der globalen Bühne zu stärken. Es geht also nicht um eine Wiedererstarkung sozusagen eines Bismarck’schen Deutschlands, das wäre der ganz falsche Weg, sondern es geht darum, durch ein proaktives deutsches Engagement in außen- und sicherheitspolitischen Fragen die Europäische Union voranzutreiben. Wenn das immer deutlich ist, dann werden unsere Partner das nicht nur mittragen, sondern ohne Eifersüchteleien auch begrüßen. elde: Es geht allerdings auch um militärisches Engagement. Der Wehrbeauftragte des Deutschen Bundestages, Helmut Königshaus, attestiert der Bundeswehr, sie sei an der Grenze der Leistungsfähigkeit. Von den Problemen bei Rüstungsprojekten ganz zu schweigen. Wie passt das zusammen? Es passt nicht sonderlich gut zusammen. Deswegen ist es ja auch richtig, dass sich im Deutschen Bundestag allmählich ein Konsens zu entwickeln scheint, die Verteidigungsausgaben anzuheben. Wir laufen zurzeit, nachdem wir uns im Prinzip mit den anderen NATO-Partnern verpfl ichtet haben, in Richtung des Zweiprozentziels zu arbeiten, jedoch eher in Richtung des Einprozentziels. Rüstungsprojekte brauchen lange Vorlaufzeiten, das ist bekannt, hier geht es also um ein langfristiges Programm der Gesundung und Rehabilitierung der deutschen Verteidigungsausgaben. Ich denke, die Bundeswehr ist hier auf einem richtigen Kurs, wenn es gelingt, nicht nur im Sinne einer Eintagsfl iege im Jahr 2016 den Wehr- D1 etat zu erhöhen, sondern diesen zu einer allmählichen Bewegung in Richtung des Zweiprozentziels zu führen. Dann liegen wir richtig. elde: Eine europäische Rüstung oder gar Armee könnte eine Lösung sein. Wie stehen Sie zu dieser Idee? Ich habe mich selbst in meiner Rolle als Vorsitzender der Münchner Sicherheitskonferenz in den letzten Jahren wacker für diese Vision ausgesprochen, wissend, dass es bei der Umsetzung einer solchen Vision natürlich enorme verfassungspolitische und -rechtliche Probleme gibt. Aber es ist richtig, dass man ein langfristiges Ziel zumindest beschreibt. Jetzt erscheint es mir wichtig zu sein, dass man zwischen diesem Langfristziel, dem Generationenprojekt eine europäische Armee zu konzipieren, und der Lage heute einige Wegmarken hin zu einer europäischen Armee beschreibt. Da sind Stichworte wichtig wie Pooling und Sharing, mit anderen Worten die Frage der Synergiegewinnung bei Beschaffung, bei Rüstung, bei Ausbildung und bei Training. Wir haben bei Lichte betrachtet unter den 28 Mitgliedstaaten der Europäischen Union noch nicht einmal im Ansatz den Versuch unternommen, das Prinzip der Integration auch einmal in den Bereich der Verteidigung hineinzutragen. Es ist wichtig, dass wir unsere Verteidigungsgelder, unsere Verteidigungseuros effizienter ausgeben. Hier gibt es viel zu viel Dopplung, jeder europäische Kleinstaat unterhält seine eigene Generalstabsakademie, jeder bestellt seine eigene Munition und seine eigenen Hubschrauber. Das macht alles keinen Sinn mehr, das kann alles sehr viel effizienter geschehen. Hier ist es aus meiner Sicht wichtig für die nächsten drei, fünf, sieben, zehn Jahre Zwischenziele zu beschreiben. Die können darin bestehen, dass man bilaterale Vereinbarungen trifft, zwischen Deutschland und Frankreich, zwischen Deutschland und Polen, in den Bereichen Rüstung, Beschaffung, Ausbildung, Training und so weiter. Das kann alles stattfinden, ohne dass das Bundesverfassungsgericht damit befasst werden muss. Das Interview würde uns zumindest den Weg freimachen, alle 28 zusammen Geld zu sparen, Kampfkraft zu erhöhen und unseren Bürgern zu zeigen, dass es tatsächlich Möglichkeiten gibt, ausnahmsweise in einem Bereich gemeinsamen Handelns der Europäischen Union nicht immer nur mehr Geld auszugeben, sondern durch vernünftige gemeinsame Planung mit demselben Geld, das wir bisher ausgeben, mehr zu leisten oder sogar das gleiche wie bisher zu leisten, obwohl wir sogar noch weniger ausgeben. Also ich denke das ist durchaus auch politisch ein attraktives Programm, wenn es denn mit Elan und Entschlossenheit angepackt würde. elde: Es gibt viele weitere Konflikte: IS in Syrien und im Irak, Boko Haram in Nigeria und der Krieg im Jemen. Ist die westliche Wertegemeinschaft nicht eigentlich mit dieser Vielzahl an unterschiedlichen Konflikten überfordert? Wir sind massiv gefordert. Ich würde aber sagen, wenn man von Überforderung spricht, dann gilt das für die gesamte internationale Gemeinschaft. Dann gilt das für den gesamten Sicherheitsrat der Vereinten Nationen, dann gilt es für alle G20-Mitgliedstaaten, alle G7 oder G8 Mitgliedstaaten. Denn bei Lichte betrachtet ist es ja nicht so, dass solche Phänomene wie Boko Haram oder der Islamische Staat nur die Werte des liberalen westlichen Models bedrohen. Sie sind auch enorme Gefährdungen für andere, denken Sie an die Interessen der Russischen Föderation. Insoweit gibt es hier – und das ist ja eine gewisse Hoffnung – gewisse Schnittlinien unserer Interessen. Es ist nicht so, dass hier nur der Westen gefragt ist, sondern hier sind China, Russland und der gesamte Sicherheitsrat gefragt. Da liegt auch die Chance, wieder Brücken zu finden zu gemeinsamem Handeln, da müssen wir wieder hinkommen. Die Interessenidentität, die Interessenparallelität sind gerade bei der Terrorbekämpfung, bei der Piraterie und so weiter ganz eklatant sichtbar. Die Fragen stellte Nils Droste. SCHEINSICHERHEIT REDUZIERT DIE FREIHEIT ALLER Abb.: shutterstock.com/ © Actor; © Zerbor; © Tarchyshnik Andrei www.fdp.de kleinen Mann wird von nun an das Recht auf Privatsphäre eingeschränkt, nkt, falls es „dem Staat“ zu einem höheren ren Zweck (!) dient. Es war von vornherein nicht zu erwarten, dass die Große Koalition das Thema „Bürgerrechte“ zu ihrem Herzensanliegen machen würde. Zugegeben, die SPD spielte im Bundestagswahlkampf 2013 zwar groß auf, als es darum ging, den Whistleblower Snowden öffentlichkeitswirksam zu verteidigen und die NSA-Machenschaften der USA zu verdammen. Die Kanzlerin sei gefragt, so hieß es, um Washington die unmissverständliche Ablehnung diverser Schnüffeleien ins Stammbuch zu schreiben. Einiges, was die Sozialdemokraten in diesem Zusammenhang hervorgebracht haben, hatte fraglos seine bürgerrechtliche Berechtigung. Als es aber darum ging, ihr lautes Getöse in konkrete politische Handlungsanleitungen umzuwandeln, blieb die SPD bedauerlicherweise seltsam still. Besonders in der Diskussion über die leidige VDS wird stets das falsche Argument hervorgebracht, das als unverhandelbar verstanden wird: Schutz vor Terrorismus. Hier spielt es auch keine Rolle, dass dieses Instrument beispielsweise in Frankreich, das die VDS seit 2006 anwendet, bei dem grausamen Attentat auf „Charlie Hebdo“ vollkommen wirkungslos geblieben ist. Als besonders dreist kann man in diesem Zusammenhang nur die Äußerungen des SPD-Vorsitzenden Sigmar Gabriel bezeichnen, der eine Einführung der VDS deshalb begrüßte, weil sie beim Anschlag im norwegischen Utøya im Sommer 2011 geholfen habe, den Täter schnell zu identifizieren. In Norwegen war die VDS zu diesem Zeitpunkt zwar beschlossen, wurde aber bis Ende 2014 nicht angewandt. Fast schon bedrückend inhaltsleer (und deshalb weit interpretierbar) formulierten die Großkoalitionäre nach der Bundestagswahl die eine oder andere Passage im Koalitionsvertrag zu den bürgerlichen Freiheiten. Eine Kostprobe: „Das Recht auf Privatsphäre (…) ist an die Bedürfnisse des digitalen Zeitalters anzupassen.“ Mittlerweile wissen wir, dass die Vorratsdatenspeicherung (VDS) nach einigem Hin und Her der SPD wiederkommt. Für den Klar ist, dass mit der VDS eine Scheinsicherheit suggeriert wird, die eines aber ganz sicher bewirkt: die Einschränkung der individuellen Freiheit. Das Bundesverfassungsgericht hat im März 2010 zum Vorratsdatenurteil folgenden wichtigen Satz formuliert: Befugnisse der Sicherheitsdienste „zur Verwendung der vorsorglich flächendeckend gespeicherten Telekommunikationsverkehrsdaten befördern (…) das Gefühl Beühl des unkontrollierbaren e erba obachtetwerdens in besonderer obachtetwe derer Weise d und entfalt entfalten nachhaltige Einschüch Einschüchterungseffekte auf die Freiheitswahrnehmung.“ Auf Bedrohung wird in großkoalitionären Zeiten mit gesetzlichen Freiheitseinschränkungen reagiert und nicht – wie es richtig wäre – mit mehr Personal. Denn schon jetzt kommen die Sicherheitsbehörden an die Kapazitätsgrenzen. Es ist vollkommen inakzeptabel, wenn der Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz, Hans-Georg Maaßen, erklären muss, die Überwachung der steigenden Zahl der aus dem Ausland kommenden Dschihadisten könne aus personellen Gründen nicht mehr lückenlos gewährleistet werden. Schon jetzt mangelt es uns nicht an Informationen, es mangelt vielmehr an Personal, das die Informationen verwerten kann. Die Staatsgläubigkeit der GroKo führt am Ende zwar nicht zu mehr Sicherheit für alle, sie reduziert aber die Freiheit aller. Wolfgang Kubicki, stellvertretender Bundesvorsitzender der FDP Bürgerrechte D2 Meldungen vom # DATENSCHUTZ www.fdp.de Die digitale Entwicklung übertrifft in Auswirkungen und Geschwindigkeit alle bisher dagewesenen. Sie ist im wahrsten Sinne des Wortes revolutionär und verändert unsere Lebensgestaltung, Arbeitswelt und die gesamten wirtschaftlichen Wertschöpfungsketten. Neue Geschäftsmodelle, veränderte Arbeitsplätze, aber auch Bürokratieabbau und Serviceorientierung staatlicher Stellen schaffen Möglichkeiten für eine moderne Gesellschaft mit mehr Freiräumen. Den digitalen Fortschritt in den Dienst der Freiheit des Einzelnen zu stellen, ist in manchen Ländern bereits gelungen. Deutschland hinkt jedoch deutlich hinterher und läuft Gefahr, die Zukunft zu verschlafen. Die Digitalisierung hat aber auch Auswirkungen auf unsere Privatsphäre und unsere Sicherheit: Die Sammlung und Verfügbarkeit von immer mehr Daten kann uns gläsern und sogar angreifbar machen. Dies betrifft den einzelnen Bürger, große wie kleine Unternehmen und Staaten gleichermaßen, wie uns die NSA-Affäre vor Augen geführt hat. Die Herausforderung der Zukunft heißt, die Chancen der Digitalisierung zu nutzen und dabei die Risiken für D3 21 Datenschutz und Urheberrecht nicht aus dem Blick zu verlieren. Wir müssen lernen, nicht nur die Weiterentwicklung des technisch Möglichen und mehr Nutzerfreundlichkeit als Erfolg zu begreifen, sondern ebenso Fortschritte bei der Sicherheit von Erfassung, Nutzung und Verarbeitung von Daten. Die Digitalisierung ist auch eine der größten Herausforderungen für das Eigentumsrecht, der Basis unserer Wirtschafts- und Sozialordnung. Netzfreiheit darf daher nicht zur Rechtsfreiheit führen. Für die Freien Demokraten gilt der Grundsatz, dass die Daten Eigentum des Bürgers sind. Der Staat hat zu gewährleisten, dass jeder Bürger den technischen Fortschritt einer zunehmend digitalisierten Welt für sich nutzen kann und gleichzeitig vor Missbrauch bestmöglich geschützt ist. Grundsätzlich sollte nur der Bürger die Entscheidungsgewalt haben, wer in welchem Umfang, für welchen Zweck und für welchen Zeitraum auf seine Daten zugreifen darf. Zur Gewährleistung dieser informationellen Selbstbestimmung ist es unabdingbar, dem Einzelnen auch die Möglichkeit einzuräumen, die Kontrolle über sein Dateneigentum effektiv auszuüben. Das bedeutet, dass der Einzelne jederzeit kontrollieren können muss, wer auf seine Daten zugreift und dass Missbrauch konsequent geahndet wird. Datenschutz #21 muss daher das bis- Digitalisierung Abb.: istockphoto.com/ © Danil Melekhin DIGITALE ENTWICKLUNG : +++ Dobrindt-Maut ist überflüssig +++ herige System um 180 Grad drehen: Der Bürger soll nicht bei einer schier unübersehbaren Vielzahl von Stellen Auskunft darüber verlangen müssen, was mit seinen Daten geschehen ist oder geschieht, sondern er ist es, der öffentlichen oder privaten Stellen die Genehmigung zur Nutzung seiner Daten erteilt. Dies wird möglich durch einen zentralen hochgesicherten Speicherort, wie er z. B. in Estland geschaffen wurde, für den jeder Bürger über ein qualifiziertes und differenziertes Berechtigungssystem Nutzungsrechte einräumen, entziehen und wirkungsvoll kontrollieren kann. Neben den technischen Voraussetzungen brauchen wir daher schnellstens eine Politik, die die notwendigen Weichenstellungen vornimmt, damit wir den digitalen Fortschritt so nutzbar machen, dass jeder an der Entwicklung teilhaben kann und gleichzeitig effektiv vor Missbrauch geschützt wird. Die digitale Entwicklung darf die persönliche Freiheit des Einzelnen nicht einschränken; sie muss im Gegenteil der Freiheit des Einzelnen dienen. Nach monatelanger öffentlicher Diskussion hat der Bundestag die PkwMaut beschlossen. Christian Dürr, Sprecher der FDP-Fraktionsvorsitzendenkonferenz, ahnt Böses: „Die Dobrindt-Maut ist wahrscheinlich nicht mit Europarecht zu vereinbaren.“ Christian Lindner fasst zusammen: „Die Rache-Maut ist wirkungslos, ineffizient und anti-europäisch.“ +++ Mindestlohn: Bürokratiemonster entschärfen +++ FDP-Chef Christian Lindner hat mit Blick auf den Mindestlohn „ein klares Signal für wirtschaftliche Freiheit“ angemahnt. Das Bürokratiemonster Mindestlohn müsse zumindest entschärft werden. FDP-Generalsekretärin Nicola Beer warnt: „Wenn die Betriebe über Belastungen klagen, sollte die SPD dies ernst nehmen.“ +++ Frauen-Quote: FDP will Leistungsgerechtigkeit +++ Lange wurde gestritten, im März hat der Bundestag die Frauenquote für Aufsichtsräte beschlossen. Der Wirbel um Ampelmännchen, Unisex-Toiletten und Frauenquote geht an den echten Problemen gesellschaftlicher Diskriminierung vorbei, findet FDPVize Wolfgang Kubicki. Er macht sich für Leistungsgerechtigkeit statt blinder Genderförderung stark. ker Wissing ist die Diskussion „ein Armutszeugnis für die handelnden politischen Akteure“. FDP-Chef Christian Lindner fordert: „Wenn der Solidarpakt endet, muss auch der Soli auslaufen. Jetzt heißt es: Wort halten, Soli abschaffen!“ samkeit. Er fordert einen klaren Bürokratiestopp: „Was wir wirklich brauchen, ist ein lösungsorientierter und unkomplizierter Staat, der Chancen schafft.“ +++ Erbschaftsteuer: Die getarnte Vermögensteuer +++ +++ Vorratsdatenspeicherung: FDP fordert Entschuldigung +++ Die Debatte über die Vorratsdatenspeicherung geht munter weiter. VizeKanzler Gabriel behauptet gar, die FDP sei für das 2010 für verfassungswidrig erklärte Gesetz zur Vorratsdatenspeicherung verantwortlich. Eine Unverschämtheit, finden die Freien Demokraten: „Wenn der Vizekanzler Sigmar Gabriel seinem Land einreden möchte, dass Union und FDP ihn quasi zur Vorratsdatenspeicherung genötigt haben, frage ich mich, was er geraucht hat“, so FDP-Vize Wolfgang Kubicki. +++ Bürokratiestopp statt Bürokratiebremse +++ Mit der Bürokratiebremse bekämpfe die Große Koalition ein Problem, das sie selbst geschaffen habe, kritisiert FDP-Chef Christian Lindner. FDPPräsidiumsmitglied Michael Theurer hat erhebliche Zweifel an der Wirk- Finanzminister Schäuble schlägt drastische Erhöhungen bei der Erbschaftsteuer vor. Die Erbschaftsteuer soll mit einer Versteuerung der Privatvermögen verbunden werden. Schäuble schafft somit eine „getarnte Vermögensteuer“, erklärt FDP-Schatzmeister Hermann Otto Solms und fordert eine Reinvestitionsklausel, „um gegebenenfalls Mehrbelastungen für Familienunternehmen abzufedern“. +++ Schwere Kritik an Blockupy-Protest +++ Die schweren Blockupy-Krawalle am Rande der EZB-Eröffnung in Frankfurt sorgten bei der FDP für heftige Kritik: „Die Blockupy-Veranstalter sind Wölfe im Schafspelz. Für schiere Zerstörungswut gibt es keine Rechtfertigung. Statt das Demonstrationsrecht zu missbrauchen, sollte sich Blockupy auflösen“, forderte FDP-Generalsekretärin Nicola Beer. Abb.: fotolia.com/ © Givaga www.liberale.de +++ Solidaritätszuschlag: Sofort mit Abbau beginnen +++ Nicola Beer, Generalsekretärin der FDP Die Bundesländer pochen weiter auf eine Beteiligung an den Milliardeneinnahmen aus dem Solidaritätszuschlag. Für FDP-Finanzpolitiker Vol- Ticker 12 CHANCEN ZUFLUCHT IN DEUTSCHLAND ERGREIFEN – FDP-FRAKTIONEN: VERPFLICHTUNG UND CHANCE EIN KLARES JA A ZU TTIP www.fdp-fraktionen.de Abb.: shutterstock.com/ © Arthimedes Seit dem Zweiten Weltkrieg suchten noch nie so viele Menschen Schutz vor Krieg und Verfolgung: Über 50 Millionen waren im Jahr 2014 weltweit auf der Flucht. Mehr als 200.000 davon stellten einen Asylantrag in Deutschland. Für das laufende Jahr rechnet das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge mit rund 300.000 Flüchtlingen – nicht ausgeschlossen, dass die Zahlen weiter steigen. Für die FDP-Fraktionen ist es höchste Zeit zum Handeln. Gemeinsam arbeiten sie an einem grundlegenden Reformentwurf für die deutsche Einwanderungs- und Flüchtlingspolitik. „Wir brauchen kein Klein-Klein, wir brauchen eine echte Neuordnung“, erklärt ihr Sprecher Christian Dürr. Das Konzept soll konkrete Pläne für den Einstieg in ein Punktesystem umfassen, das die Einwanderung nach Kriterien, wie Bildung, Alter und Fachkräftebedarf, steuert. Im Bereich Asyl sind zahlreiche Reformen geplant: schnellere Verfahren, frühzeitige Sprach- und Bildungsangebote sowie die komplette Abschaffung von Arbeitsverboten. Künftig soll auch ein Wechsel vom Asyl- in das Einwanderungssystem möglich sein. „Wir wollen beide Rechtskreise nicht vermischen, aber wir wollen Brücken schlagen“, so Dürr. Wer als Flüchtling nach Deutschland komme, erfülle vielleicht auch die Einwanderungsvoraussetzungen. „Mir erzählen jeden Tag Handwerksmeister, dass sie Hände ringend auf der Suche nach Fachkräften sind. Warum sollten wir da nicht gutqualifizierten und integrationswilligen Flüchtlinge anbieten, dauerhaft bei uns zu bleiben?“ Die Fraktionen schlagen deshalb vor, die Erstaufnahme mit einer standardisierten Qualifikationsabfrage zu verbinden. Generell sollen Flüchtlinge schnell Zugang zum deutschen Arbeitsmarkt bekommen. Dazu sollen Vorrangprüfung und Arbeitsverbote fallen. „Die Flüchtlinge, die zu uns kommen, wollen kein geschenktes Geld, sondern eine Chance auf ein neues Leben“, stellt Dürr klar. „Wir müssen ihnen die Steine aus dem Weg räumen, damit sie selbst für ihren Lebensunterhalt sorgen können.“ Zudem sollen die Kommunen finanziell besser unterstützt werden, insbesondere um Flüchtlinge menschenwürdig unterzubringen. Auf europäischer Ebene wird eine faire Verteilung der Flüchtlinge gefordert. Das Positionspapier der FDP-Fraktionen soll u.a. folgende Forderungen enthalten: » » » Verkürzung des Asylverfahrens auf drei Monate ab Antragstellung Sprachkurse flächendeckend und von Beginn an Bessere Bildungsangebote gerade für junge Flüchtlinge und Abschiebeverbot während der Ausbildung » » » Komplettabschaffung bestehender Arbeits- www.freiheit.org 73 Prozent der Polen sind dafür, 71 Prozent der Dänen, 65 Prozent der Briten, 63 Prozent der Spanier und selbst 50 Prozent der Franzosen. Doch in der Exportnation Deutschland, in der jeder vierte Arbeitsplatz vom Außenhandel abhängt, liegen die Befürworter einer Transatlantischen Handels- und Investitionspartnerschaft (TTIP) laut Eurobarometer vom Herbst 2014 mit 39 Prozent knapp hinter den TTIP-Gegnern (41 Prozent). Von den übrigen 27 EUStaaten sind nur die Österreicher und Luxemburger ähnlich skeptisch wie die Deutschen. Bei der oftmals rein emotional geführten Diskussion geraten die Vorteile eines solchen Abkommens leider immer mehr in den Hintergrund. Eigentlich müssten gerade die Deutschen ein Interesse an erleichterten Handelsbeziehungen mit den USA haben: Die USA sind größter Abnehmer deutscher Exporte außerhalb der EU, Deutschland ist der wichtigste Handelspartner der USA in Europa. Auf beiden Seiten des Atlantiks gibt es hohe Produkt- und Servicestandards. Unternehmerischer Erfolg basiert in Europa wie in den USA auf dem Vertrauen der Kunden in die Qualität der angebotenen Produkte. Warum also sollte man aber, wie bisher, Medikamente zweimal langwierigen Zulassungsverfahren unterziehen? Warum sollte man bestehende Standards nicht wechselseitig anerkennen und künftige aufei- verbote für Flüchtlinge Dezentrale Unterbringung durch mehr Spielraum und Hilfe für die Kommunen Einwanderungsperspektive für gutqualifizierte und integrationswillige Flüchtlinge Das Positionspapier finden Sie nach Verabschiedung unter www.fdp-fraktionen.de. 13 Fraktionsvorsitzendenkonferenz Thomas Hahn Abb.: shutterstock.com/ © Alexander A. Sobolev; © Olga Altunina Die Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit will in der entscheidenden Phase der TTIP-Verhandlungen eine sachliche Argumentation fördern und sich dabei auch der Klärung noch offener Fragen widmen. Auf unserer Themenseite www.freiheit.org/freihandel finden Sie ab dem 18. April Fakten, Argumente sowie eine Übersicht, wo und wann wir zu Diskussionsveranstaltungen in Deutschland und im Ausland einladen, damit Sie sich vor Ort informieren und Ihre Meinung einbringen können. nander abstimmen? Deutschland war Vorreiter beim Investorenschutz, um deutsche Unternehmen vor Diskriminierung und Enteignung durch fremde Regierungen zu schützen. Soll dies nicht mehr gelten? Die sehr laute und mitunter auch falsche TTIP-Kritik entspringt nicht selten Globalisierungsängsten und AntiAmerikanismus. Eines ist dabei sicher: Die Globalisierung schreitet auch ohne das TTIP-Abkommen voran, dann aber vielleicht an Europa vorbei. Heute ist Europa noch ein Wirtschaftszentrum, aber schon lange kein Wachstumsmotor mehr. Durch TTIP werden neue Wachstumsimpulse entstehen. Wollen wir Europäer gemeinsam mit unserem transatlantischen Partner positive Spielregeln im Welthandel weiter mitbestimmen oder überlassen wir das Feld neuen Wirtschaftsriesen, allen voran China? Gerade den größeren geostrategischen Rahmen dieses Abkommens sollten wir erkennen und ein klares JA zu TTIP sagen. Hans H. Stein Regionalbüroleiter Europäischer und transatlantischer Dialog, Brüssel Stiftung für die Freiheit 14 Stefan Ruppert in Hessen wiedergewählt Foto: Picture-Alliance Glückwünsche für Stefan Ruppert von FDP-Generalsekretärin Nicola Beer Stefan Ruppert wurde mit 97,9 Prozent als Landeschef der Freien Demokraten Hessen bestätigt. Zu seinen Stellvertretern wurden Lasse Becker und Moritz Promny gewählt. Matthias Büger ist neuer Schatzmeister. Zudem diskutierten die Delegierten auf dem Landes- parteitag in Wetzlar über die Krawalle bei der Blockupy-Demonstration in Frankfurt. „Da haben mehrere Tausend Menschen unsere Freiheit angegriffen“, stellte Ruppert klar. Es dürfe keine Toleranz für Feinde der freiheitlich demokratischen Grundordnung geben. Mut für die Wahlen in Thüringen Als „eine große Luftnummer“ bezeichnete Landeschefin Franka Hitzing die Politik der rot-rot-grünen Koalition auf dem Landesparteitag der FDP Thüringen. Stillstand sei Programm, Investitionen lägen auf Eis und die Kommunen seinen deshalb momentan nicht handlungsfähig. Generalsekretärin Nicola Beer machte den Delegierten in ihrer Rede Mut für die anstehenden Wahlen in Bremen und in Nordhausen. An der Spitze bleibt Holger Zastrow Die FDP Sachsen hat auf ihrem Landesparteitag in Hartha eine neue Führung gewählt. An der Spitze des Landesverbandes bleibt Holger Zastrow. Zu stellvertretenden Vorsitzenden wurden Anja Jonas, Robert Malorny und René Hobusch gewählt. Neuer Schatzmeister ist Roland Werner. Außerdem verabschiedeten die Delegierten einen Antrag zur Asyl-, Flüchtlings- sowie Einwanderungspolitik. 15 Partei Ich freue mich, dass die FDP in den Landtagsfraktionen gemeinsam gegen die völlige Fehlentscheidung einer Pkw-Maut vorgeht. Argumente gibt es viele – von der sich ständig ändernden Finanzlage bis zu den Begehrlichkeiten der Datennutzung. Nur geschlossen und mit einem klaren Forderungskatalog haben wir eine Chance, das noch zu verhindern. Die Freien Demokraten Niedersachsen setzen sich für einen Schulfrieden ein. Bei ihrem Landesparteitag mahnte Landeschef Stefan Birkner: „Wir müssen endlich Ruhe in Stefan Birkner die Schule kriegen und nicht ständig neue Debatten um die Schulstruktur führen.“ Gastredner Christian Lindner rief dazu auf, jede Wahl als Herausforderung für die Gesamtpartei zu begreifen. Manfred Karallow, Dessau Das schon tot geglaubte Thema Vorratsdatenspeicherung ist wieder da. Auch ein Urteil des Bundesverfassungsgerichtes reicht in Deutschland nicht mehr aus, um die Gier nach Daten zu stoppen. Kaum ist die FDP nicht mehr im Bundestag, schon kommen Forderungen von allen Seiten. Es wird immer deutlicher, dass ohne die Liberalen viele Baustellen wieder geöffnet werden. Stopp der Datensammelwut, Axel Graf Bülow bleibt Landeschef In Brandenburg wurde Axel Graf Bülow als Landesvorsitzender wiedergewählt. In seiner Antrittsrede betonte Bülow, dass die FDP in Brandenburg sich wieder mehr Gehör als Partei Axel Graf Bülow der Bürgerrechte verschaffen müsse. Zu seinen Stellvertretern wurden Hans-Peter Goetz, Linda Teuteberg und Martin Neumann gewählt. Erstmals seit fünf Jahren haben die Freien Demokraten auch wieder einen Generalsekretär: Christian Erhardt. Florian Bauer gewinnt Bürgermeisterwahl Florian Bauer ist neuer Bürgermeister in St. Johann. Im zweiten Wahlgang machte der Baden-Württemberger das Rennen. Die Beweggründe seiner Kandidatur: „Frischer Wind im Rathaus, Förderung des Bürgerengagements, bewahren, was geschaffen wurde und Mut für neue Ideen.“ Holger Zastrow Leserbriefe FDP für Schulfrieden in Niedersachsen für die es kein vernünftiges Argument gibt. Gerade wir sollten unsere Stimme auf allen Ebenen erheben. Die Menschen werden es hören, auch wenn wir noch nicht wieder im Bundestag sitzen. Carla Wegener, Berlin Hervorragend! Weiter so! Vielleicht etwas mehr „Lautsprecher“. Ich stelle mir vor, so wie damals „Schnauze Schmidt“, aus dem ist viel geworden. Dieter Heimig, E-Mail Was der Mindestlohn für Unternehmer bedeutet, kann nur beurteilen, wer selbst davon betroffen ist. Es geht nicht nur um das Bürokratie-Monster mit den 60 Buchstaben, wie Sie richtig beurteilen, sondern vor allem um den zusätzlichen Aufwand, den jeder Anzeige Unser Maßstab: PFLEGEBERATUNG ZU HAUSE Um Pflegebedürftige bestmöglich beraten zu können, müssen wir ihr Umfeld kennen. Deswegen besuchen wir sie in ihren eigenen vier Wänden. Sie müssen nirgendwohin, unsere Berater kommen zu ihnen. Damit setzen wir Maßstäbe. Und machen Pflege für alle besser. www.pkv.de Unternehmer stemmen muss. Die FDP muss standhaft bleiben. Thomas Härtling, Stuttgart Mit großem Interesse habe ich mir die erste neue elde in diesem Jahr angeschaut und gratuliere Ihnen zu dieser neuen Ausgabe, die mir gut gefällt! Marion Oberesch, Hanau Die ersten Ergebnisse einer Umfrage zur Parteientwicklung waren für mich sehr spannend. Gern würde ich noch mehr darüber erfahren. Bitte nutzen Sie die kommenden Ausgaben der elde dazu, uns an dem interessanten Meinungsbild ausführlich teilhaben zu lassen. Manfred Waldmann, München
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