Beziehungsstress

Private Banker
Ausgabe | 03 | 2015
Das Vermögensverwalter eMagazin
Depotbanken
G X: Gesprächsbedarf allerorten
Depotbanken
Beziehungsstress
Eigentümerwechsel, Gebührenerhöhungen
schwierige IT-Umstellungen – in das Verhältnis
von Vermögensverwaltern zu ihren Partnern, den
Depotbanken, ist Unruhe eingezogen
Der Private Banker fragt unabhängige Vermögensverwaltungen in Deutschland einmal jährlich nach den Erfahrungen mit ihren Depotbanken. Im vorigen Jahr beurteilten
die Verwaltungen die Zusammenarbeit insgesamt mit der
Durchschnittsnote 1,68. So unbeschwert ist das Verhältnis
der Verwalter zu ihren wichtigsten Partnern heute nicht
mehr. Aus allen Antworten von 73 Häusern (248 Einzelbewertungen) ergibt sich als Durchschnittsnote für die Zufriedenheit heute (nur) eine 2,33.
„Aus meiner Sicht konnten fast alle Depotbanken in
den letzten zwei Jahren ihre durchaus vorhandene Qualität
nicht halten“, spart einer aus dem Süden nicht mit Kritik.
„Der negative Trend wurde insbesondere durch ständigen
Personalwechsel, Nachlassen der Betreuung, Änderung
der Geschäftspolitik, aber auch eine nachlassende Motiva-
INHALT
Beziehungsstress
Titel
Weiter S.1
Blasen, ETFs, Stiftungsfonds ...
Neue Studien
Weiter S. 11
„Stillstand ist Rückschritt“
Robert Weiher beantwortet vier
Fragen
Weiter S. 5
„Deutschland ist für uns
ein Kernmarkt in Europa“
Gespräch mit Sven Karkossa
Weiter S. 6
Passive Investments und
aktive Steuermänner
Von Markus Hill
Weiter S. 12
„Die Großen Crashs 1929
und 2008“
Keine Zeit
Neues Buch von Barry Eichengreen – Rezension
Weiter S. 14
IT-Kolumne von Kay Behrmann
Weiter S. 8
Top-Ranking
Studie Unabhängige
Asset Manager
Von Jürgen App
Weiter S. 9
Die besten Vermögensverwalter
Weiter S. 15
Private Banker
Titel
Höchst zufrieden
Die Depotbanken mit den besten
Kunden-Zufriedenheitswerten
(Schulnotensystem)
tion hervorgerufen. Fazit: (Überwiegend) Trend mit Pfeil
nach unten!“ Ein Kollege aus dem Norden pflichtet bei: „Je
geringer die Fluktuation und je besser die Qualifikation der
Berater, desto besser.“ Aber: „Das haben viele Banken bisher
nicht gelernt.“
Verwaltungen wünschen sich vor allem Stabilität in
einem Verhältnis, das lange als unproblematisch galt und
von hoher Zufriedenheit geprägt war. Eher bang schauen
jetzt einige in Richtung DAB bank und Consorsbank („Bin
mal gespannt, wie die Zusammenarbeit durch die Übernahme der BNP Paribas weitergeht“) und auf die Bethmann
Bank, die das deutsche Partner-Geschäft der Credit Suisse
übernahm. Auch andere Partner stehen im Fokus: „Die
neue Geschäftsführung bei Metzler will gegenüber den Eigentümern zeigen, dass sie ohne Rücksicht auf die Berater
und Kunden den Ertrag steigern kann“, fürchtet ein Verwalter aus dem Süden.
V-Bank
1,6
DAB bank
1,9
UBS
2,0
Credit Suisse
2,1
Metzler
2,2
Berenberg
2,4
Comdirect
2,4
FFB
2,5
Consorsbank
2,6
Fondsdepotbank
2,7
Quelle: Private Banker Einbezogen wurden nur Institute
mit mindestens fünf Bewertungen.
V-Bank
Das Grummeln ist an vielen Stellen vernehmbar. Die
Großbanken werden kritisiert, „weil sie in der Regel nicht
die (im Vergleich zu den Direktbanken) höheren Kosten
durch besseren Service rechtfertigen konnten“. Die Schweizer UBS lasse interne strukturelle Probleme immer stärker
außerhalb sichtbar werden. Ein Haus sieht in Consors einen
‚Stressführer‘. Der Deutschen Bank nimmt man übel, dass
sie „einseitig und kurzfristig die Konditionen verschlechtert“ habe und an der V-Bank nervt eine „Schwäche im
Zahlungsverkehr“ sowie die Tatsache, dass deren Depotaufstellung „nicht alphabetisch“ sei.
„Einheitlich sind Steuerbescheinigungen bei fast allen
(…) genannten Banken seit Jahren falsch“, klingt einer aus
München fast schon resigniert. „Viele (Depotbanken – E.P.)
wollen unterstützen, tun aber relativ wenig beziehungsweise blockieren den Verwalter beispielsweise durch Eigeninteressen, hohe Kosten, schlechte Wertpapierausführungen,
willkürlich festgelegte Cut-Off Zeiten für Fonds. Leider ist es
bei einigen wenigen auch üblich, dem Vermögensverwalter
Kunden abzuwerben.“
Sollten die Depotbanken angesichts der komfortablen
Zeiten nachlässig geworden sein? „Stillstand ist Rückschritt“, mahnt der Leiter Vertrieb der V-Bank, Robert
Weiher. Weiher, der auch Mitglied der V-Bank-Geschäftsführung ist, kann entspannt bleiben. Sein Haus wurde mit
Beste Depotbank
2015
Private Banker
Das Vermögensverwalter Magazin
Genannte Depotbankpartner:
V-Bank
Commerzbank
Bankhaus Jungholz
DAB bank
St. Gallener
Alpenbank
Comdirect
Hypo Vereinsbank
Julius Bär
Deutsche Bank
BHF
Schöllerbank
UBS
Donner Reuschel
Reichmuth
Consorsbank
DZ Bank CH
Rothschild
FFB
Moventum
DKB
H&A
Merck Finck
Baader Bank
Augsburger Akti-
VB Liechtenstein
Südwestbank
enbank
Warburg (Lux)
Merryl Lynch
Berenberg
Sarasin
VP Bank Luxem-
Credit Suisse
Bremer Landesbank
bourg
Ebase
Sutor Bank
CH-Kantonalbank
Metzler
Marcard
OLB
Fondsdepotbank
Haspa
Bethmann
Walser Privatbank
Private Banker
Titel
der höchsten Zufriedenheitsnote aller Depotbanken ausgezeichnet. 73 Verwalter beurteilten die Zusammenarbeit mit
einzelnen Instituten mit Schulnoten. Die V-Bank schnitt mit
einer 1,6 vor der DAB bank (1.9) und der deutschen UBS (2.0)
am besten ab.
Tatsächlich darf die Kritik nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Verhältnis zwischen Verwaltern und Depotbanken insgesamt (noch immer) in Ordnung zu sein
scheint. In der erwähnten Umfrage äußern sich die meisten
Verwalter nach wie vor lobend über ihre Depotbankpartner.
„Die Zusammenarbeit funktioniert in der Regel gut“, heißt
es etwa von einem Family Office aus Österreich, das viel mit
deutschen Depotbanken zu tun hat. UBS, DAB bank und
andere Depotbanken werden nicht nur kritisiert, sondern
auch ausdrücklich gelobt. Verbesserungsmöglichkeiten gebe
es halt immer, fügt einer aus den neuen Bundesländern
hinzu. Auch er ist unter dem Strich zufrieden und hat seiner
Depotbank eine 2 als Note für die Zusammenarbeit gegeben.
dass nur 13 (9) von 73 Verwaltungen mit fünf (4) Banken
zusammenarbeiten. Und auch von diesen 13 (9) Verwaltungen haben nur zwei (hat nur eine) die oben angesprochene
Kombination der Partner.
Der häufigste Wert für die Anzahl der Depotbankpartner
ist Zwei. Sehr häufig kommen dabei dann zwei der sogenannten Discountbroker zum Einsatz.
Die Discountbroker erhalten (im Vergleich zu Privat- und
Universalbanken) die höchsten Durchschnittsnoten. Auffällig, dass die auf Fondsdepots spezialisierten Anbieter unter
dem Strich etwas weniger Zufriedenheit bei ihren Kunden
auslösen als die anderen Anbietergruppen.
Am häufigsten wurde als Geschäftspartner die Münchener V-Bank (40 Nennungen) genannt. Die kommt demnach
auf eine geschätzte Marktdurchdringung von 56 Prozent.
Auf den Plätzen folgen die DAB bank (37 Nennungen), comdirect (22 N.), die Deutsche Bank (20 N.) und die UBS (18 N.).
Fünf Depotbankpartner, das ist eine Zielgröße, die sich
ergibt, wenn eine regional ansässige Bank, eine Direktbank,
eine edle Privatbank, ein Global Player mit Depotführungskompetenz auch im Ausland sowie eine auf Fondsdepots
spezialisierte Bank wie die Fondsdepotbank gewählt werden.
Wirklich umgesetzt findet sich das allerdings selten.
Die differenzierte Verteilung der Depotbankpartner zeigt,
Marktdurchdringung
Kooperationen / Teilnehmer
Verteilung der Depotbankkooperationen
18
16
Anzahl VV
14
12
10
8
6
60%
40%
20%
0%
4
2
0
1
2
3
4
5
6
7
8
9
>9
Anzahl der Depobankkooperationen
2
2
Private Banker
Titel
Depotbanken
„Stillstand ist Rückschritt“
Robert Weiher, Leiter Vertrieb der V-Bank, beantwortet vier Fragen
Wie entwickelt sich der Markt der unabhängigen Vermögensverwalter in den kommenden Jahren weiter?
Wir arbeiten in Deutschland als Depotbank mit den
meisten unabhängigen Vermögensverwaltern zusammen. Wir spüren damit sehr direkt den Puls am Markt.
Um die Branche erstmals wissenschaftlich zu untersuchen, haben wir an der Hochschule Aschaffenburg
das Institut für Vermögensverwaltung (InVV) initiiert.
Die wissenschaftlichen Ergebnissen decken sich mit
unseren praktischen Erfahrungen: Unabhängige Vermögensverwaltung ist eine Wachstumsbranche. Sowohl das
betreute Volumen als auch die Mitarbeiteranzahl steigt
deutlich. Die Tendenz schätzen die Marktteilnehmer
weiter positiv ein. Von dieser Entwicklung profitieren
größere Gesellschaften überdurchschnittlich, die heute
schon ein Volumen von 100 Millionen Euro und mehr
betreuen.
Die V-BANK ist letztes Jahr deutlich gewachsen. Wie geht es bei
Ihnen weiter?
Wir konnten 2015 nahtlos an den operativen Erfolg des
Vorjahres anknüpfen. So steigerten wir bis Ende Mai das
betreute Kundenvermögen von 10,6 Milliarden Euro auf
rund 12,4 Milliarden Euro. Damit haben wir unser Gesamtjahresziel bereits fast erreicht. Unsere Kunden bescheinigen uns ein hervorragendes Preis-Leistungs-Verhältnis. Laut unserer Kundenzufriedenheitsbefragung
ist dies ein Hauptgrund für die hohe Zustimmungsrate.
Acht von zehn Geschäftspartner wollen uns bestimmt
weiterempfehlen. Ein ebenso entscheidender Pluspunkt
sind die Mitarbeiter. Unsere Kunden geben ihren direkten Ansprechpartnern hervorragende Noten. Sowohl für
den Vermögensverwalter als auch dessen Mandanten
sind wir schließlich ein „sicherer Hafen“. Wir haben keine
Altlasten und keine riskanten Geschäftsfelder. Durch
unsere Aktionärsstruktur sind wir konzernunabhängig.
Die Zufriedenheit im Vergleich zur letzten Befragung des Private
Banker über alle Depotbanken ist deutlich gesunken. Ruht sich die
Branche aus?
Die Zufriedenheit der Kunden ist für uns ein entscheidender Erfolgsfaktor. Denn unser Geschäftsmodell zielt
ausschließlich auf das Geschäft mit unabhängigen Vermögensverwaltern. Bei unseren eigenen Befragungen
Robert Weiher
erhalten wir hier jedes Jahr von unseren Kunden Spitzenwerte. Gleichzeitig gilt auch für uns: Stillstand ist Rückschritt. An das Gute gewöhnt sich der Kunde schnell. Daher entwickeln wir uns ständig weiter. So haben wir in den
letzten zwölf Monaten rund 50 Prozent neue Mitarbeiter
eingestellt, um unser operatives Wachstum bei hoher
Qualität zu stemmen. Auch im IT-Bereich investieren wir
hohe Beträge. Gerade in unserer Branche ist es wichtig,
über eine Technologie zu verfügen, die sowohl die aktuellen als auch die zukünftigen Herausforderungen meistert.
Wie verändern Fintechs und die neuen IT-Möglichkeiten das Geschäft
in der Zukunft?
Die Digitalisierung verändert die Finanzbranche nachhaltig. Dem können sich Vermögensverwalter nicht entziehen.
40 Prozent ihrer Mandanten sind heute 60 Jahre und älter.
Die neuen IT-Möglichkeiten bieten die Chance, die Kindergeneration ihrer Mandanten frühzeitig an das Thema
Vermögensverwaltung heranzuführen. In der Phase des
Vermögensaufbaus können kostengünstige Lösungen für
die Kunden von morgen angeboten werden. Dabei ist die
gesamte Prozesskette im Wandel begriffen, von der Kontoeröffnung via Skype bis hin zur computergestützten
Portfolioverwaltung.
Private Banker
Gastbeitrag
Schweizer Depotbank
„Deutschland ist für uns ein Kernmarkt in Europa“
Sven Karkossa, Repräsentant des Departments Global External Asset Managers bei der Credit Suisse
(Deutschland) AG, zum Angebot der Credit Suisse für unabhängige Vermögensverwalter aus Deutschland.
Herr Karkossa: Was ist die Strategie der Credit Suisse in Deutschland
im Bereich der unabhängigen Vermögensverwalter?
Seit 1994 stehen wir deutschen unabhängigen Vermögensverwaltern und Multi Family Offices – insbesondere solchen, die sehr vermögende Kunden betreuen – als verlässlicher Business-Partner zur Seite. Deutschland ist für uns
seit jeher ein Kernmarkt in Europa und wird dies auch nach
unserer Neuausrichtung im Private Banking bleiben. Mit
einem Repräsentanten vor Ort, Relationship Managern in
der Schweiz und einer globalen Plattform dahinter, bieten
wir alle Lösungen an, die von vermögender und hochvermögender Kundschaft nachgefragt werden.
Folglich arbeiten Sie weiterhin mit deutschen Vermögensverwaltern
zusammen?
In der Tat und mit voller Kraft. Deutschland ist und bleibt
ein Schlüsselmarkt für uns, auch nach der Veräußerung des
in Deutschland gebuchten Private Banking Geschäfts. Wir
verstehen uns als „globaler Partner Nummer 1“ mit Buchungsstandorten innerhalb Europas. Der Standort Schweiz
spielt dabei eine tragende Rolle.
Was bewegt einen deutschen Vermögensverwalter dazu, eine ausländische Depotbank zu nutzen?
Kunden sehen in der Schweiz die Wiege des Private Bankings und schätzen die Dienstleistungstiefe und die hohe
Qualität, die dort über Jahrzehnte aufgebaut wurde. Zudem
sind hoch vermögende Kunden immer mehr international
aufgestellt. Im Gegensatz zu vielen deutschen Banken, ist
die Buchung von im Ausland ansässigen Kunden in der
Schweiz Tagesgeschäft.
Was hebt Sie von Ihren Konkurrenten ab?
Credit Suisse arbeitet seit über 20 Jahren über dedizierte
Teams strukturiert mit unabhängigen Vermögensverwaltern zusammen. Wir bieten über unsere globale Aufstellung
Zugang zu praktisch allen internationalen Märkten und verfügen über eine leistungsfähige Private Banking Plattform.
Aufgrund unserer Erfahrung, Größe und unseres strategischen Commitments sind wir in der Lage, Stabilität zu
bieten und den wachsenden regulatorischen Herausforderungen nachhaltig gerecht zu werden. Wir haben die finanzielle Stärke, um unsere Systeme und Lösungen dem Bedarf
Sven Karkossa
unserer Kunden permanent anzupassen. Vor allem aber ist
unser Betreuungsteam in der Schweiz mit seiner langjährigen Erfahrung, Kundenorientierung und Leistungsbereitschaft ein großes Alleinstellungsmerkmal.
Können Sie Beispiele nennen?
Nehmen Sie unsere Zugriffsmöglichkeit auf das gesamte
Private Banking Expertennetz der Credit Suisse Gruppe. Je
nach Kundenbedarf kooperieren wir regelmäßig mit unserem Asset Management und Investmentbanking. Darüber
hinaus können wir Vermögensverwaltern mit eigenen
Fonds Know-how und Service über unsere Fondsplattform
der Credit Suisse in Luxemburg bieten.
Ein weiteres Beispiel sind die aktuellen Themen „Digitalisierung & FinTech“. Diese Neuerungen werden die Finanzbranche nachhaltig verändern. Mit unserem Projekt „Digital
Private Banking“ und der Aufnahme von Sebastian Thrun,
Gründer des Google X Labs, in unseren Aufsichtsrat, haben
Private Banker
wir hier die Weichen gestellt. Gleichzeitig verfügen wir
bereits über elektronische Lösungen, wie zum Beispiel eine
Datenschnittstelle, die alle Credit Suisse Buchungsplattformen weltweit mit unseren Kunden verbindet. Oder die
eDocuments-Funktion, mit der sämtliche Korrespondenz
elektronisch versandt wird.
Wie sehen Sie die Entwicklung der Branche in Deutschland?
Grundsätzlich gilt, dass deutsche Vermögensverwalter
stark reguliert und eng überwacht werden. Zunehmender
administrativer Aufwand bei gleichzeitig steigendem Margendruck zwingt unabhängige Vermögensverwalter immer
mehr zu Größe und Effizienzsteigerungen. Gleichzeitig
beobachten wir, dass das strukturierte Wachstum nicht in
der Breite stattfindet. Hier könnte es hilfreich sein, sich die
jeweils zur eigenen Stärke passende Nische zu suchen und
dort ein möglichst scharfes Profil zu zeigen.
Auf der anderen Seite ist die Gruppe der Depotbanken in
ebenso großer Bewegung. Direktbanken, mit ihren „Execution only“ Geschäftsmodellen, haben in den vergangenen
Jahren hohes Wachstum generiert. Daneben haben Premium Banken gute Zuflüsse mit Lösungen für komplexe
Kundensituationen erzielt. Für einen unabhängigen Vermögensverwalter ist es wichtig, dass er den Depotbank-Partner
wählt, dem er die nachhaltige Bewältigung der künftigen
Herausforderungen zutraut.
Zu welchem Geschäftszweig der Credit Suisse gehört Ihre Einheit?
Wir sind bewusst im Private Banking angesiedelt und
werden zentral aus Zürich heraus koordiniert. Mittlerweile
betreut die Credit Suisse weltweit ca. 100 Mrd. CHF, die von
unabhängigen Vermögensverwaltern gebucht werden. Das
Departement „Global External Asset Managers“ stellt hierbei mit rund 500 dedizierten Mitarbeitern entsprechendes
Know-how zur Verfügung.
Die Betreuung eines Vermögensverwalters erfolgt dabei
stets im Team-Ansatz mit einem gesamtverantwortlichen
Relationship Manager, einem Investment Advisor bzw. Börsenspezialisten und – je nach Bedarf – zusätzlichen Spezialisten aus allen Bereichen der Bank.
Sie sind als Repräsentant tätig. Was genau verbirgt sich dahinter?
Wie eingangs erwähnt, ist Deutschland für uns einer der
Kernmärkte in Europa. Hier möchten wir auch weiterhin
aktiv sein. Das bedeutet Kundennähe zu leben und diese für
unsere Partner jeden Tag spürbar zu machen. Als Repräsentant verbinde ich Kunden von Deutschland aus mit unseren
Gastbeitrag
Relationship Managern und der Buchungsplattform in der
Schweiz – oder auch anderen gewünschten Buchungsplattformen weltweit. Last but not least vertrete ich die Credit
Suisse im Forum des Verbands unabhängiger Vermögensverwalter (VUV), das wir seit Gründung mit unserer Mitgliedschaft unterstützen.
KURZPROFIL SVEN KARKOSSA
Sven Karkossa ist Vice President der Division Private Banking der Credit
Suisse (Deutschland) AG mit Sitz in Frankfurt.
Er ist Repräsentant des Departments Global External Asset Managers
(GEAM) in Deutschland und fungiert als Schnittstelle zur Credit Suisse
in Zürich. Zu seinen Kunden zählen lizensierte Vermögensverwalter
und Multi Family Offices aus Deutschland.
Für das Global EAM Department der Credit Suisse ist er seit 2007 tätig,
zuerst als Investment Advisor am Standort Frankfurt. 2012 erfolgte
sein Wechsel zur Credit Suisse Zürich, wo er als Investment Advisor
internationale Vermögensverwalter aus der EMEA-Region betreute.
Zum 1. Januar 2015 kehrte er nach Frankfurt zurück und nahm seine
neue Rolle als Repräsentant ein.
Sven Karkossa ist seit dem Jahr 2000 in der Finanzindustrie tätig,
seine Wurzeln liegen im klassischen Private Banking der BHF Bank. Er
absolvierte ein nebenberufliches Studium an der Frankfurt School of
Finance & Management.
Sven Karkossa
CREDIT SUISSE (DEUTSCHLAND) AG
Department External Asset Managers | Continental Europe
Junghofstrasse 16 | 60311 Frankfurt am Main | EMEA
Phone +49 69 26911 146
sven.karkossa@credit-suisse.com
www.credit-suisse.com/de
Private Banker
IT-Kolumne
Alternativen zu Banken
Keine Zeit
Kay Behrmann über Unternehmensgründungen in der Finanzbranche
Die besten Texte - so hört man
von Schriftstellern - entstehen
unter Zeitdruck. Dann muss das
jetzt eine super Kolumne werden,
denn Zeit habe ich gerade gar
nicht. In der Finanzwelt ist nämlich viel los. Und ausgerechnet
von meinem Lieblingskundentyp
sind so viele aktiv wie nie: Institutsgründer.
Die Mitarbeiter kann man um den
Reiz der Aufbauarbeit beneiden, alle
sind glücklich und hochmotiviert. Als
Startup haben sie bei Kunden zudem
einen Sympathiebonus. Und in der
Einstellung „kein Bock auf Bank“ ist
man sich sowieso einig.
Aber auch umgekehrt zeigen
einige etablierte Kreditinstitute wenig
Lust auf Kundengeschäft. Vielleicht
muss die Bilanz verkürzt werden,
Für IT-Architekten sind Neuvielleicht wird alle Kraft intern zur Regründungen das reinste Paradies.
strukturierung verbraucht, vielleicht
Grüne Wiese, neue Server, zeitgewird Kundengeschäft zugunsten des
mäße Software. Es dürfen neue
Investment-Bankings zurückgefahren.
Programme geschrieben werden,
Kay Behrmann ist selbständiger IT-Berater www.vv.de
Warum auch immer. Viele der Neuohne Altlasten, ohne Workagründungen würde es nicht geben,
rounds, die Welt ist schön.
wenn die Banken ihre Aufgabe so erfüllen würden, wie
es noch vor wenigen Jahren selbstverständlich war. Denn
Aber was für neue Institute sind das? Banken jedenfalls
gerade im Bereich der betreuungsintensiven Leistungen, in
nicht. Zwar sind auch die Kollegen mit Vollbanklizenz derdenen ein direkter Draht zum Kunden wichtig ist, entstehen
zeit sehr beschäftigt, aber nicht mit Gründungsaufgaben.
neue Dienstleister, weil die alten nicht mehr mitspielen.
Ganz im Gegenteil, das Geschäft leidet unter Druck von
allen Seiten. Anforderungen der Regulierer binden ResIn einem Fall wurde ein Single Family Office auch
sourcen, die für Innovation und Weiterentwicklung fehlen.
deshalb gegründet, weil das operative Unternehmen der
Außerdem wandern Mitarbeiter ab, sei es wegen Frustration
beteiligten Familie zunehmend Schwierigkeiten in der klasim Job oder durch Downsizing-Projekte des Arbeitgebers.
sischen Finanzierung bekam. Nicht etwa wegen Zweifel an
Und Kunden nehmen sie oft gleich mit, denn die sind auch
Bonität oder Geschäftsmodell des Unternehmens, sondern
nicht glücklich. Die Stimmung der Bankkunden wurde
weil die Banken grundsätzlich mit neuen Auflagen und
kürzlich in einer Umfrage für den „World Retail Banking ReEinschränkungen die Kreditvergabe erschwerten. Da die
port 2015“ von Capgemini gemessen. Dazu wurden 16.000
Familie mit Eigenkapital gesegnet ist, stellen sie selber einen
Bankkunden in 32 Ländern zur Zufriedenheit mit ihrer Bank
erfahrenen Banker ein, der Cash-Management, Liquiditätsbefragt. Deutschland kam auf Platz 22. Und die Verschlechplanung und Vermögensverwaltung jetzt inhouse macht.
terung gegenüber dem Vorjahr ist weltweit nur in zwei
Ländern noch drastischer als bei uns (in Norwegen und den
Wer gerne über Grundsätzliches nachdenkt, muss sich
Arabischen Emiraten).
jetzt fragen, was da eigentlich volkswirtschaftlich in unserer
Branche abläuft. Die Leistungen der Banken ändern sich.
Aber gerade das Leiden der Banken ist die Freude der
Gut zu sehen an den Problemen der klassischen FinanzieNeugründer. In meinem Kunden- und Bekanntenkreis sehe
rung, die für betroffene Unternehmen ohne Eigenkapital
ich normalerweise eine oder zwei Gründungen pro Jahr. In
auch mal bedrohlich werden kann. Aber auch andere Angediesem Jahr sind es schon sieben, darunter Family Offices
bote ändern sich und lassen neue Player am Markt entste(Multi und Single), ein Vermögensverwalter, eine Kapitalhen. Was hat das für Folgen? Das wäre mal zu überlegen.
verwaltungsgesellschaft und ein Fintech-Unternehmen mit
Aber ich kann jetzt nicht. Ich habe gerade gar keine Zeit.
Bafin-Zulassung.
Private Banker
Studie Vermögensverwalter
Untersuchungszeitraum 2008 bis 2013
Studie Unabhängige Asset Manager
Von Jürgen App
Studieninhalt
Im Rahmen einer Studie haben wir im Mai 2015 die Entwicklung unabhängiger Vermögensverwalter der letzten
Jahre analysiert. Es wurden rund 100 Unternehmen
einbezogen. Ziel der Untersuchung war es, eine Analyse
von Ertrags- und Kostenstrukturen vorzunehmen und
die Effizienz bei unabhängigen Vermögensverwaltern zu
durchleuchten sowie einen Überblick darüber zu geben,
wie diese sich seit dem Jahr 2008 und bis 2013 entwickelt
haben. Insbesondere ging es auch darum herauszufinden,
wie kostendeckend und effizient die einzelnen unabhängigen Finanzdienstleister arbeiten.
Ergebnisse der Studie
Jürgen App ist auf Finanzdienstleister spezialisierter Wirtschaftsprüfer
Ertragsbezogene Kennzahlen
• Die Analyse deutet darauf hin, dass im Wesentlichen
die Verwaltung großer und/oder institutioneller
Vermögen die Ertragskraft je Mitarbeiter beeinflusst.
Wenngleich für die Betreuung großer Vermögen in der
Praxis zum Teil erheblich geringere Provisionssätze
am Markt erzielt werden können, so
wird dieser Effekt durch die höheren
Volumina in der Regel deutlich über100%
kompensiert.
80%
•
•
Die Provisionserträge pro Mitarbeiter hatten sich mit Eintreten der
Krise deutlich reduziert und sind
danach wieder kontinuierlich gestiegen, wobei das Vorkrisenniveau
nicht wieder erreicht wurde.
Bei der Umsatzrentabilität ergibt
sich ein recht uneinheitliches Bild.
Hier zeigt sich mit Stand per Ende
2013, dass auch verschiedene kleinere Institute überdurchschnittliche
Werte aufweisen. Dies unterstützt
www.app-audit.de
die These, dass gerade auch kleine Institute sehr effizient arbeiten können. Für ausgewählte Unternehmen
stellt sich diese Kennzahl im Überblick wie folgt dar:
Umsatzrentabilität
60%
40%
20%
0%
Quelle: App - Audit
2
Private Banker
Studie Vermögensverwalter
Cost-Income-Ratio: Entwicklung von 2007-2012
(in Prozent)
65%
60%
55%
50%
45%
40%
2007
2008
2009
2010
2011
2012
Quelle: App - Audit
2
•
Im Vergleich der Entwicklung von Provisionserträgen
und Jahresergebnissen wird deutlich, dass die Provisionserträge in 2008 stärker eingebrochen sind (um
43%) als das Jahresergebnis (um 23%), d.h. ein Teil der
Ertragsausfälle konnte über Kostenreduktionen kompensiert werden. In der Folge sind die Erträge dann
wieder über das Vorkrisenniveau gestiegen
Kostenbezogene Kennzahlen
• Betrachtet man die untersuchten Unternehmen in
ihrer Gesamtheit, so liefert die Cost-Income-Ratio ein
breites Spektrum. Sie bewegt sich für rund die Hälfte
der betrachteten Anbieter im Bereich zwischen 50%
und 90%. Im Mehrjahresvergleich hat sich die CostIncome-Ratio seit 2009 bis 2012 kontinuierlich leicht
verbessert, weist aber noch eine deutlich schlechtere
Quote als vor der Finanzkrise auf.
•
Die Sachaufwands-Quote als Teil der gesamten Verwaltungsaufwendungen liegt in der Regel zwischen
20% und 60%. Die Kostenstrukturen sind im Einzelnen allerdings sehr heterogen. Auffällig ist, dass die
durchschnittliche Sachaufwands-Quote als Teil der
gesamten Verwaltungsaufwendungen im Zeitablauf
relativ stabil bleibt.
Sonstiges
• Im Rahmen der Studie war auch ersichtlich, dass bei
den unabhängigen Vermögensverwaltern seit der Krise Personalressourcen effektiv aufgebaut wurden.
• Betrachtet man die von den Unternehmen beauftragten externen Prüfer, so ist der Grad an Marktzersplitterung erstaunlich. Es fallen bisher wenige überregional tätige Prüfer auf.
Fazit
Die unabhängigen Vermögensverwalter weisen eine heterogene Struktur auf, was Größe und verschiedenste Kennzahlen angeht. Während einige wenige große Anbieter
einen Großteil der Erträge generieren, können verschiedene kleinere Anbieter in einzelnen Be-reichen dennoch
teilweise bessere Kennzahlen aufweisen.
Auffällig ist in der historischen Betrachtung, dass zwar die
erzielten Provisionserträge seit der sogenannten „Finanzkrise“ ab 2012 und in absoluter Betrachtung das Niveau
seit 2007 wieder übertroffen haben. Allerdings konnte bis
2012 keine wesentliche Erfolgskennzahl im Durchschnitt
der betrachteten Unternehmen das Niveau vor der Krise
wieder erreichen.
Private Banker
Studien
Erkenntnisse
Blasen, ETFs, Stiftungsfonds ...
Blasen und Geldpolitik
Autoren: Markus K. Brunnermeier, Princeton University;
Isabel Schnabel, Gutenberg Universität
Stichwörter: Spekulationsblasen, Reaktion der Zentralbanken, historische Analyse.
Zusammenfassung: Das Papier analysiert Spekulationsblasen
der letzten 400 Jahre. Im Fokus steht die Reaktion der Zentralbanken (sofern es diese bereits gab) oder anderer Institutionen. Die Autoren identifizieren folgende Hauptfaktoren
der Blasenentstehung: expansive Geldpolitik; Kreditboom;
starker Kapitalzufluss; Finanzinnovationen; Deregulierung.
Die Schwere einer Krise nach dem „Crash“ ist insbesondere
von der Finanzierungsweise der Blase abhängig. Krisen
sind am tiefsten, wenn sie einem Kreditboom mit starken
Hebeln folgen und wenn sich die Finanzdienstleister selber
am Kaufrausch beteiligten. Während der Entstehungsphase
der Blase nichts zu tun, kann teuer kommen. Geldpolitik
und Regulierungen auf Makroebene können dämpfend wirken. Allerdings ist die Wahl der konkreten Mittel und deren
Umsetzung meist äußerst schwierig.
Link zur Studie: “A Comprehensive Guide to ExchangeTraded Funds (ETFs)” >>
Stiftungsfonds auf dem Prüfstand
Herausgeber: PC Portfolio Consulting GmbH, Thomas
Schemken
Stichwörter: Stiftungsfonds; Performancevergleich und Risiko; Kostenstruktur; Anlagestrategie; aktives Management.
Zusammenfassung: Der Stiftungsfondsbericht geht der Frage
nach, ob spezialisierte Investmentfonds für Stiftungen
gerade in Anbetracht der Niedrigzinsphase ein „Allheilmittel“ sein und die in sie gesetzten Renditeerwartungen
erfüllt werden können, ohne den Investoren ungewollte
Risiken aufzubürden? Und die Studie untersucht, ob alle
Stiftungsfonds für alle Stiftungen geeignet sind und ob sich
Auffälligkeiten feststellen lassen, die der näheren Betrachtung unterzogen werden sollten. Zu diesem Zweck wurden
40 in Deutschland öffentlich angebotene Stiftungsfonds
untersucht.
Link zur Studie:
Link zur Studie:
“Bubbles and Central Banks: Historical Perspectives” >>
„Stiftungsfonds 2015: Allheilmittel für Stiftungen?“ >>
Risikowahrnehmung per Grafik
ETFs – umfassender Überblick
Autoren: Joanne M. Hill, Dave Nadig, Matt Hougan, Deborah
Fuhr; CFA Institute
Stichwörter: ETFs – Hintergrund, Prinzipien, Struktur; ETFs –
Assetklassen und Kategorien;
Zusammenfassung: Bei der Studie im Umfang von 200 Seiten
handelt es sich um einen umfassenden Überblick über
ETFs. Dargestellt wird im ersten Teil unter anderem die
historische Entwicklung dieser Fondskategorie, die Funktionsprinzipien, die Regulationsstruktur. Darüber hinaus
werden ETFs evaluiert im Hinblick auf Effizienz, Handel und
Transaktionskosten. Dem schließt sich ein Abschnitt über
ETF-Strategien im Portfoliomanagement an. Im zweiten Teil
der Studie werden die ETF-Kategorien bzw. -Assetklassen näher erörtert, also z.B. Aktien-ETFs (Unterkapitel: Size, Style,
Wighting usw.), Bond-ETFs (Kreditqualität, Duration usw.),
aber auch alternative oder inverse ETFs. Der zweite Teil endet mit einem Ausblick auf die Zukunft der ETFs und einem
Anhang zu ETFs in verschiedenen Regionen der Welt.
Autoren: Remo Stössel, Anna Meier; Institut für Banking und
Finance, Universität Zürich
Stichwörter: Risikokommunikation und -wahrnehmung;
Verlustaversion, grafische Kommunikation, KIID.
Zusammenfassung: Die Studie untersucht die Wirkung
verschiedener grafischer Risikodarstellungen auf die
Risiko-und Ertragseinschätzung von Anlegern, die in Fonds
investieren, und identifiziert die Kriterien, unter denen
Risiken eher eingegangen werden. Zu diesem Zweck wurden
verschiedene Grafiktypen (Säulendigramme, Liniendiagramme) in ihrer Wirkung verglichen. Die Studie kommt
u.a. zu dem Ergebnis, dass Risikokommunikation via Säulendiagramm außer bei Verlustdarstellung gut funktioniert,
dass aber Risiken generell unterschätzt werden, während
Erträge überschätzt werden.
Link zur Studie:
“Framing Effects and Risk Perception: Testing Graphical
Representations of Risk for the KIID” >>
Private Banker
Kommentar
Bausteine erfolgreicher Kundenbeziehung
Passive Investments und aktive Steuermänner
Von Markus Hill, unabhängiger Asset-Management-Consultant
„Totgesagte leben länger“ – der aktuellen Presse
zufolge wird häufig der Tod des aktiven Fondsmanagement postuliert. Robo Advisor ante portas, die Popularität von passiven Fonds sowie die
oft kontrovers diskutierten Ergebnisse bei aktiv
gemanagten Fonds ergeben Diskussionsbedarf.
Zusätzliche Irritation verursachen „pseudopassive“ Ansätze wie das sogenannte Enhanced
Indexing. Wenn alle auf die Kosten schauen und
die Meinung besteht, dass Maschinen, Regeln
und Top-Performance in der Vermögensverwaltung in Zukunft den Ton angeben: Wo bleibt
da die Nische für den Vermögensverwalter, der
dieses Rennen nicht mitmachen möchte oder
kann?
Family Offices und Vermögensverwaltung
Privatkunden wollen sich bei ihrem Vermögensverwalter gut aufgehoben fühlen. Dieser
Allgemeinplatz lässt sich mit Bedeutung füllen.
Einfach ausgedrückt: es soll eine saubere
Bestandsaufnahme erfolgen, es sollen Lösungsansätze diskutiert und skizziert werden
Markus Hill ist seit 2005 unabhängiger Asset-Management-Consultant in Frankfurt /M.
bei Anlagepolitik und Produkten, und es sollen
Weitere Informationen >>
Entscheidungen gefällt und umgesetzt werden
– ein Mandat wird vom Kunden vergeben. Es
Angebot, diese Fachdiskussion wird derzeit noch kontrovers
soll Risikomanagement betrieben werden, es sollen Ergebund engagiert geführt – insbesondere auf der Family Officenisse dokumentiert werden. Zusätzlich sollte Flexibilität vom
Seite. Vergessen wird häufig, dass neben den VermögensverVermögensverwalter eingefordert werden können, wenn sich
waltern auch viele Multi Family Offices darauf angewiesen
Lebensumstände bzw. persönliche Finanzhistorie des Kunden
sind, ebenso Akquise zu betreiben, wenn die Dynamik im
ändern. Diese Dienstleistungen werden in der Regel mit den
Bereich „Kundenempfehlung“ abnimmt.
Fähigkeiten eines guten Steuer- und Rechtsberaters kombiniert. Die Übergänge in den Bereichen Family Office-DienstAktives Management und Transparenz
leistung und Vermögensverwaltung sind oft fließend.
„Pseudo-passive“ Ansätze lassen für viele Anleger oft nicht
klar erkennen, dass passive Investments doch wieder den
Man wundert sich bei der öffentlichen Diskussion häufig, aber
aktiven Steuermann brauchen. Es stellt bereits eine aktive Entdie Mehrzahl der Kunden – ob HNWIs oder durchschnittlich
scheidung dar, vom reinen Pfad des ausschließlich passiven
Vermögende mit Anlageberatungsbedarf – erwartet wohl keiInvestments abzuweichen; man geht wie beim Overlay-Manen Investmentguru bzw. keinen Performance-Sieger für drei,
nagement im Grunde eine zusätzliche Wette ein. Auch beim
fünf und 10 Jahre. (Auch die Existenz des klassischen Private
Kauf von Exchange Traded Funds (ETFs) wird oft vergessen,
Banking zeigt, dass langfristige Kundenbindung sozusagen
dass diese auch aktiv als Produktbausteine allokiert werden
„multi-faktoriell“ begründet ist). Die Leistung der Beratung bei
müssen. Ebenso ein aktives Element in der Welt des scheinbar
Family Offices und Vermögensverwaltern erstreckt sich vielpassiven Investments, oft in der Diskussion wenig berückleicht manchmal von reiner Beratung bis zum Eigenprodukt-
Private Banker
sichtigt: Ein Computer bzw. Regeln werden zur Steuerung der
Quoten eingesetzt oder Makroökonomen ändern Meinungen
aufgrund von Daten. Bei der Programmierung oder Einschätzung wird sozusagen „derivativ“ wieder auf Köpfe, Talente,
Meinungen gesetzt. Je mehr diese Erkenntnis den Investoren
klar wird, desto mehr rückt wieder die Serviceelemente Beratung und Aufklärung bei der Verwaltung von Vermögen in den
Vordergrund. Dieser Punkt geht manchmal in der Diskussion
unter: Kein aktiver Manager kann eine Performance-Garantie
abgeben, aber auch keine Regel bzw. kein Computer-Programm. Und rein passives Investieren in eine Kombination
von Märkten scheint nicht für jeden Anleger eine akzeptierte
Lösung zu sein. Wie so oft, die Wahrheit kann in der Mitte
liegen, vielleicht macht es der gesunde Mix von Ansätzen aus –
Diversifikation ist Trumpf.
Publikumsfonds und unabhängige Vermögensverwalter
Wie bereits gesagt, hier soll weder einseitig für aktive oder
passive Anlagekonzepte Stellung bezogen werden. Das ist Aufgabe der wissenschaftlichen Diskussion. Möchte man aber die
Existenzberechtigung von Vermögensverwaltung ausgewogener diskutieren, kann man zu dem Schluss kommen, dass sich
viele Vermögensverwalter und Family Offices in einigen Fällen
vielleicht nachteilig positioniert haben oder sich heute vielleicht optimaler positionieren könnten. In diesem Falle sind
insbesondere die Adressen gemeint, die eigene Publikumsfonds bei spezialisierten Kapitalverwaltungsgesellschaften wie
Universal Investment, Ampega, Hauck & Aufhäuser und bei
anderen Anbietern in diesem Segment verwalten lassen.
Das jährliche „Windhund-Rennen“ um die vorderen Rängen in
den Performance-Hitlisten kontinuierlich zu gewinnen, ist oft
kaum möglich. Nur sehr wenige Asset Manager überzeugen
über viele Jahre. Diese sind in der Regel dann auch bei Institutionellen erfolgreich und müssen sich um die Positionierung
häufig kaum Sorgen machen. Vergessen wird oft der Großteil
der Fonds, die verhältnismäßig klein oder unbekannt sind,
durchschnittliche Performance aufweisen und trotzdem
für den Anleger eine interessante Ergänzung zum Portfolio
darstellen könnten, bei Family Offices wie bei Vermögensverwaltern.
Ein durchaus kontrovers diskutierbarer Aspekt der Beratung
kann darin bestehen, dass der Kunde erkennt, dass eigene Produkte des Beraters bedeuten können, dass der Verwalter sich
Kommentar
transparent und angreifbar macht und sich dem Dialog mit
dem Kunden stellt. Keinesfalls muss es bedeuten, dass diese
Produkte massiv in den Kundenportfolios eingesetzt werden.
Neben Fremdprodukteinsatz kann ein Diversifikationsprinzip bedeuten, dass der Kunde mit dem Einkauf einer kleinen,
angemessenen Quote des Eigenprodukts den Vermögensverwalter bzw. das Family Office zu erhöhter „Achtsamkeit“
verpflichtet.
Vermögensverwaltung, Kommunikation und Konfuzius
Viele der oben angesprochenen Aspekte findet man in der
Beratung von Privatkunden und vermögenden Privatkunden
wieder; sie sind nicht ohne weiteres auf institutionelle Kunden
zu übertragen. Sollten unabhängige Vermögensverwalter
und Family Offices sich verstärkt über ihre Kernfähigkeiten
Beratung, Knowhow und Netzwerk definieren, ist der Bedarf
auf Kundenseite gegeben. Auch viele große Familienvermögen
und Stiftungen leben über lange Jahre mit einer moderaten,
angemessenen Performance. Die Chance für den Vermögensverwalterbereich liegt in der Schaffung verstärkter Visibilität
der eigenen, ursprünglichen Leistung als Berater, Coach und
Risikomanager für den Kunden. Dieser muss sich verstanden
fühlen. Performance ist nur einer von vielen Faktoren für die
langfristig erfolgreiche Kundenbeziehung. Es gilt: „Wenn man
in den Grundsätzen nicht übereinstimmt, kann man einander
keine Ratschläge geben“ (Konfuzius).
Private Banker
Rezension
Neues Buch
„Die großen Crahs 1929 und 2008“ –
Das ultimative Krisenbuch von Barry Eichengreen
Aus der Geschichte lernen. Hat ausgerechnet Bernanke aus der Great Depression zu wenig gelernt und
während der Great Recession zu wenig getan?
artig macht, ist, dass es erstmals die beiden
Nach der jüngsten Krise galten
Krisen in sehr ausführlicher Weise beschreibt,
viele (neo)klassischen Lehrsätze
analysiert, erklärt und vergleicht. Das Wissen
als obsolet. Selbst das Saysche
von Eichengreen über die Krisenprozesse, die
Theorem verkehrte sich in sein
Entscheidungsabläufe und die Motive der
keynesianisches Gegenteil: Denn
Akteure ist immens. Er ist der Enzyklopädist
eine gewaltige Nachfrage nach
der beiden Großkrisen. Eichengreen schreibt
Krisenerklärungen erzeugte ihr
nicht von abstrakten Strukturen her, wie man
eigenes Angebot. Die Deutungses von wirtschaftswissenschaftlichen Aufsätliteratur boomte. Der Kampf um
zen gewohnt ist, sondern von den handelnden
die großen Weltmarktanteile im
Akteuren her, wie es Historiker meist tun.
Premiumsegment der Cheferklärer
Entscheidungskonstellationen werden sehr
fand naturgemäß in den USA statt.
ausführlich beschrieben, hinzu kommen viele
In letzter Zeit versiegte jedoch die
vergleichende Bezüge zwischen den verschieProduktion ein wenig. Denn es
Barry Eichengreen lehrt an der University of California
in
Berkeley
Wirtschaftswissenschaft
und
politische
denen Krisenphasen, um eine Vielzahl von
gilt dann doch auch hier tendenWissenschaft. Er zählt zu den weltweit führenden WirtParallelen aufzuzeigen. Denn das ist ja erklärziell das (neoklassische) Gesetz
schaftshistorikern und Finanzmarktexperten. Er hat sich
in einer Vielzahl von Publikationen intensiv mit Finanztes Hauptziel: aus der Geschichte noch besser
des abnehmenden Grenznutzens.
und Geldsystemen im 20ten und 21. Jahrhundert, mit
zu lernen. Dadurch wird allerdings die ErzählDaher ist es erklärungsbedürftig,
deren Krisen und insbesondere mit der Great Depression auseinandergesetzt, aber auch immer wieder über
struktur teilweise außerordentlich komplex –
wenn der renommierte historische
europäische und deutsche Wirtschaft publiziert.
die Komplexität der beiden Großkrisen schlägt
Makroökonom Barry Eichengreen,
auf deren Darstellung durch. Die Gefahr dabei
der natürlich die Gesetze der Miist, dass man stellenweise die großen Lineamente der Krisenkroökonomik gleichfalls kennt, nun ein Krisenbuch von 560
Struktur aus den Augen verliert oder bei der Lektüre spät am
Seiten vorlegt. Eichengreen gibt die Erklärung gleich selber
Abend der Versuchung erliegt, als zu ausufernd empfundene
mit der These seines neuen Buches. Die lautet vereinfacht: Die
Schilderungen einfach zu überspringen. Andererseits kann
verantwortlichen Akteure haben während der jüngsten Krise
Eichengreen auf diese Weise ohne größere Stilbrüche immer
zu wenig getan. Sie haben zwar aus der Great Depression der
wieder jene schillernden Finanzkünstler einbauen, die früher
20er und 30er Jahre gelernt – aber nicht genug. Eine vergleioder später im Gefängnis landen und aus jeder Krise eine
chende Analyse der beiden Krisen, die das neue Buch von
Kriminalstory machen.
Eichengreen liefert, könne aber, so die frohe Botschaft, dazu
beitragen, das nächste Mal diese Fehler zu vermeiden. Richtig
Alles in allem: eine Pflichtlektüre mit hohen Küranteilen
provokativ wird diese These allerdings erst dadurch, dass sich
für jede Person, die sich mit den beiden großen Wirtschaftsder Vorwurf auch und insbesondere an so gefeierte Kollegen
krisen auf der absoluten Höhe des gegenwärtigen Wissens dawie den primus inter pares der historischen Geldwissenschaftrüber auseinandersetzen möchte. Freigestellt bleibt, ob durch
ler, an Bernanke selber richtet. Bernanke sagte einst, dass die
schnelle Lektüre, wie der Rezensent, oder, um den immensen
Entschlüsselung der Great Depression der Heilige Gral der
Gehalt des Buches besser ausschöpfen zu können, durch einMakroökonomie sei. Auch Eichengreen gehört zu diesen Ritgehendes Studium – wodurch ein Buch erfahrungsgemäß ein
tern der Tafelrunde, die im Schatten des Wirtschafts-Traumas
anderes Buch wird, das eine eigene Rezension verlangt.
der 20er Jahre wissenschaftlich erzogen worden sind und
mehr oder weniger stark Keynes zuneigen. Für die meisten
Link zum Verlag mit Inhaltsverzeichnis und Auszug: “Die
Leser dürfte der Zwist der Gralsritter allerdings nachrangig
großen Crashs 1929 und 2008“ >>
sein. Was das Buch auch für das breitere Publikum einzig-
Private Banker
firstfive Rangliste
Top-Ranking
Hier die Ranglisten der erfolgreichsten Vermögensverwalter – Stand 30.4.2015 – die das Frankfurter Rankinghaus
first five veröffentlicht: Im 1-Jahres-Ranking der Performance führt in der konservativen Risikoklasse (Rentenanteil dominiert) Flossbach von Storch. Beim ausgewogenen
Risiko (Renten und Aktien gleichgewichtet)wie auch in der
moderat-dynamischen Klasse (Aktien dominieren) liegt
die Raiffeisen Vermögensverwaltung Wien vorne. Und in
der dynamischen Klasse (nur Aktien) führt BHF Trust. Im
5-Jahres-Ranking hat in der konservativen Risikoklasse
BHF Trust die Nase vorne, in der dynamischen Flossbach
von Storch.
12 Monate Top-Performer
Risikoklasse: konservativ
Risikoklasse: moderat dynamisch
Platz Performance
Sharpe- Vermögensverwaltung
Ratio
1.
14,22%
3,33
Flossbach von Storch AG, Köln
Strategie: defensiv
1.
26,28% 3,93
Raiffeisen Vermögensverwaltung, Wien
Strategie: gemischtes Mandat I Aktien 100%
2.
13,81%
4,61
Raiffeisen Vermögensverwaltung, Wien Strategie:
gemischtes Mandat (weltweit) Aktien 45%
2.
25,71%
DJE Kapital AG, München
Strategie: weltweit
3.
12,67%
3,32
BHF Trust, Frankfurt am Main Strategie:
individuelles internationales Renditedepot
3.
24,09% 3,74
Flossbach von Storch AG, Köln
Strategie: Wachstum I
4.
12,24%
3,35
Südwestbank AG, Stuttgart Strategie: moderat
Konservativ
4.
23,80% 3,05
BHF Trust, Frankfurt am Main
Strategie: Moderat Dynamisch Total Return
5.
11,86%
2,81
Hauck & Aufhäuser Privatbankiers KGaA , Frankfurt am Main Strategie: Konservativ Europa
5.
22,76%
Bankhaus Ellwanger & Geiger KG, Stuttgart
Strategie: globales Aktienmandat
Platz
Performance
Risikoklasse: ausgewogen
Sharpe- Vermögensverwaltung
Ratio
3,21
2,89
Risikoklasse: dynamisch
Platz Performance
Sharpe- Vermögensverwaltung
Ratio
Platz
Performance
SharpeRatio
Vermögensverwaltung
1.
19,67%
4,01
Raiffeisen Vermögensverwaltung, Wien Strategie:
gemischtes Mandat (weltweit) Aktien 60% - I
1.
26,61%
2,93
BHF Trust, Frankfurt am Main
Strategie: Dividendenorientiert
2.
18,94%
3,61
Flossbach von Storch AG, Köln S
trategie: Ausgewogen
2.
25,59%
3,42
Walser Privatbank AG, Riezlern
Strategie: Potenzial - Dynamisch
3.
18,08%
2,80
M.M. Warburg & CO, Hamburg
Strategie: offensiv
3.
25,01%
2,51
HSBC Trinkaus AG Vermögensverwaltung, Düsseldorf Strategie: Emerging Markets
4.
16,38%
2,58
Deutsche Bank, Private Wealth Management,
Frankfurt Strategie: Klassik R5
4.
23,15%
2,03
Rothschild Vermögensverwaltungs-GmbH, Frankfurt / Main Strategie: Standard - Aktien weltweit
5.
15,37%
2,40
BHF Trust, Frankfurt am Main
Strategie: Konservatives Aktien/Rentendepot
5.
22,75%
2,38
Deutsche Bank, Private Wealth Management,
Frankfurt Strategie: Klassik R6
5 Jahre Top-Performer
Risikoklasse: konservativ
Platz
Risikoklasse: dynamisch
Performance
SharpeRatio
Vermögensverwaltung
1.
89,45%
1,75
Flossbach von Storch AG, Köln
Strategie: Dynamisch
Oldenburgische Landesbank AG Private Banking,
Oldenburg Strategie: OLB Stiftungsmanagement
2.
74,26%
1,34
BHF Trust, Frankfurt am Main
Strategie: Int. Aktiendepot
1,49
Südwestbank AG, Stuttgart
Strategie: moderat Konservativ
3.
57,84%
0,93
BW Bank / LBBW, Vermögensverwaltung, Stuttgart
Strategie: Aktien: Standardwerte, Schwerp. Europa
35,49%
1,48
Flossbach von Storch AG, Köln
Strategie: defensiv
4.
52,76%
0,84
Rothschild Vermögensverwaltungs-GmbH, Frankfurt
am Main Strategie: Standard - Aktien weltweit
34,43%
1,45
Bankhaus Neelmeyer AG, Vermögensverwaltung, Bremen Strategie: konservativ
5.
52,39%
1,02
M.M. Warburg & CO, Hamburg
Strategie: Aktien weltweit
Performance
SharpeRatio
Vermögensverwaltung
1.
43,99%
2,24
BHF Trust, Frankfurt am Main Strategie:
individuelles internationales Renditedepot
2.
37,98%
1,93
3.
36,27%
4.
5.
Platz