29. bis 31. Mai 2015, Die Bukavu Hearings

PRESSEINFORMATION
Milo Rau / IIPM – International Institute of Political Murder
DAS KONGO TRIBUNAL
– 29. bis 31. Mai 2015, Die Bukavu Hearings, Bukavu, Ostkongo
– 26. bis 28. Juni 2015, Die Berlin Hearings, Sophiensaele, Berlin
Der Film „Das Kongo Tribunal“ durchleuchtet anhand eines Tribunals vor Ort im Ostkongo und in Berlin die Gründe und Hintergründe für den seit bald 20 Jahren andauernden Krieg im Gebiet der Großen Seen. Dabei entsteht ein menschlich erschütterndes, analytisch tiefgründiges Tableau der neokolonialen Weltordnung.
(Berlin, 2. Dezember 2014) Ausgelöst vom ruandischen Genozid 1994, hat der aufgrund der
direkten oder indirekten Verwicklung aller Großmächte unserer Zeit auch als „Dritter Weltkrieg“ bezeichnete Kongo-Krieg bereits bis zu 6 Millionen Tote gefordert. Viele Beobachter
sehen in ihm nicht nur einen Kampf um die politische Vorherrschaft in Zentralafrika, sondern zugleich eine der entscheidenden wirtschaftlichen Verteilungsschlachten im Zeitalter
der Globalisierung. Mag die Zahl der beteiligten Rebellenheere undurchschaubar sein – noch
undurchschaubarer sind die in den Nachschublinien wirkenden Waffenhändler, die Rolle
ausländischer Diplomaten und humanitärer Hilfswerke, aber auch die Verwicklungen multinationaler Minengesellschaften. Entscheidet sich in diesem bisher größten und blutigsten
Wirtschaftskrieg der Menschheitsgeschichte die zukünftige Ordnung der Weltgemeinschaft?
Seit über 20 Jahren verwandelt ein unüberschaubarer Bürgerkrieg ein Gebiet von der Größe
Westeuropas in eine Hölle auf Erden: Es ist der Kongo-Krieg, der seit dem Zweiten Weltkrieg
opferreichste Konflikt überhaupt. Präsentierte er sich zuerst als bloßer Folgekonflikt des Genozids im Nachbarland Ruanda und des darauf folgenden Sturzes des kongolesischen Diktators Mobutu, entwickelte er sich bald schon zu einem auf Dauer gestellten Massaker an der
kongolesischen Bevölkerung. In der Anfangsphase auf die Zerschlagung der aus Ruanda geflohenen Völkermord-Milizen beschränkt, hat sich der Konflikt in eine global vernetzte, aus
sich selbst lebende „Wirtschaft des Krieges“ verwandelt, zu der mit billigen Kalaschnikows
und Macheten ausgerüstete Kindersoldaten genauso gehören wie deutsche NGOs und Biodieselhersteller, chinesische Rohstoffhändler und kanadische Bergbaufirmen.
Denn der Grund für den Fortbestand des Kriegs im Kongo sind längst keine ethnischen Gegensätze mehr: sondern die für das bevorstehende 21. Jahrhundert überlebenswichtigen
Rohstoffe wie Coltan, Niobium oder Kassiterit. „Unsere Handyhersteller führen im Kongo
Krieg“, wie das die Tageszeitung „Die Welt“ zusammenfasst – denn nirgendwo sonst sind die
für die Kommunikationstechnologie entscheidenden Coltanvorkommen größer als im Ostkongo, was im gleichen Maß für die Basisstoffe der im Rahmen der „Grünen Wende“ in Massenproduktion gehenden neuen Technologien gilt.
Mit „Das Kongo Tribunal“ soll nun erstmals ein unverschleiertes Porträt dieses gewaltigsten
Wirtschaftskriegs der Menschheitsgeschichte entstehen – seiner wirtschaftlichen und politischen Ursachen genauso wie seines konkreten Gesichts vor Ort. Warum bleiben alle Bemühungen der UNO (die auch vor dem Begriff „Genozid“ nicht zurückschreckt) und der vom
Internationalen Strafgerichtshof gegen die Milizen geführten Prozesse völlig wirkungslos? Ist
der Grund vielleicht der, dass der Krieg im Kongo nicht zu Ende gehen darf – weil zu viele
lokale und internationale Player in den boomenden Rohstoffhandel im Ostkongo verwickelt
sind?
„Das Kongo Tribunal“ versammelt im Mai 2015 in Bukavu – der Provinzhauptstadt der vom
Kongo-Krieg am direktesten betroffenen Provinz Süd-Kivu – und direkt im Anschluss in Berlin, die zentralen Akteure und Analytiker des Kongokriegs zu einem großen Tribunal. Dieses
orientiert sich formal am Russel-Sartre-Tribunal (1966) über die Verbrechen des Vietnamkriegs und wird von einem halb kongolesischen, halb internationalen Expertengremium sowie den zwei führenden Menschenrechtsanwälten der Region präsidiert. In zwei Teilen
werden die zentralen Konfliktlinien des Kongo-Kriegs anhand von Hearings mit Opfern, Augenzeugen, Milizionären, Politikern, UNO- und NGO-Angehörigen sowie Rohstoffhändlern
und lokalen Menschenrechtsaktivisten beleuchtet. Anders als vor dem Internationalen Strafgerichtshof und den nationalen Gerichten werden vor dem Kongo Tribunal nicht nur die
lokalen Akteure – die Rebellenführer und die Soldaten der unteren Ränge – zur Verantwortung gezogen, sondern auch ihre internationalen Mittäter, die diesen Bürgerkrieg – sei es
intendiert oder im Unwissen – unterstützen oder seine Beendigung verhindern.
Wie bereits in Milo Raus von der internationalen Presse gefeierten Film „Die Moskauer Prozesse“ werden die Gegenstände der Untersuchung kontrovers und mit offenem Ausgang verhandelt: Liegen die Ursachen des „Afrikanischen Weltkriegs“ in einer nicht bewältigten kolonialen Vergangenheit? Inwiefern ist die Energiewende mit ihrem enormen Bedarf an seltenen Metallen und Biodiesel eine Kriegserklärung an die Kongoregion? Und entscheidet sich
gar in diesem bisher größten und blutigsten Wirtschaftskrieg der Menschheitsgeschichte die
zukünftige Ordnung der Weltgemeinschaft?
Pressekontakt: Yven Augustin, Littenstraße 106-107, 10179 Berlin, T +49 (0)30 240 88 28-21,
F +49 (0)30 240 88 28-28, M +49 (0)160801 52 35, info@augustingpr.de, www.augustinpr.de
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Mit „Das Kongo Tribunal“ schließt Milo Rau eine Beschäftigung mit Zentralafrika ab, die er
mit der Theater-, Film- und Buchproduktion „Hate Radio“ (über den ruandischen Genozid)
2011 in Angriff genommen und u. a. mit der Talkshowreihe „Die Berliner Gespräche“
2013/14 fortgeführt hat. Internationaler Kinostart von „Das Kongo Tribunal“ ist das Frühjahr
2016.
KONZEPT, DREHBUCH UND REGIE Milo Rau RECHERCHE UND CASTING Eva-Maria Bertschy
PRODUKTION FILM Arne Birkenstock BÜHNE UND AUSSTATTUNG Anton Lukas KAMERA
Thomas Schneider SOUND Jens Baudisch SCHNITT Anke Trojan PRODUKTIONSLEITUNG
KONGO TRIBUNAL Mascha Euchner-Martinez, Eva-Karen Tittmann RECHERCHE VOR ORT
Chrispin Mvano, Kris Berwouts, Prince Muley PRODUKTIONSLEITUNG FILM Kirsten Schauries REGIEASSISTENZ Mirjam Knapp
VORSITZ DES TRIBUNALS Jean-Louis Gilissen, Sylvestre Bisimwa GERICHTSSCHREIBERIN
BERLIN Kathrin Röggla VIDEOEINSPIELUNGEN BERLIN Marc Stephan CORPORATE DESIGN
Nina Wolters ÖFFENTLICHKEITSARBEIT Yven Augustin REDAKTION BEGLEITBUCH Rolf
Bossart
DAS KONGO TRIBUNAL – ist ein Film- und Theaterprojekt von Milo Rau und dem International Institute of Political Murder (IIPM). Der Film ist eine deutsch-schweizerische Koproduktion der Fruitmarket Kultur und Medien und des IIPM mit der Langfilm und dem Schweizer
Radio und Fernsehen SRF & Radio Télévision Suisse RTS. Das Theaterprojekt ist eine Koproduktion des IIPM mit den Sophiensaelen Berlin, in Zusammenarbeit mit der Zürcher Hochschule der Künste (ZHDK).
Der Film wird gefördert durch die Film- und Medienstiftung NRW, die Zürcher Filmstiftung
und Kanton St. Gallen Kulturförderung / Swisslos. Das Theaterprojekt wird gefördert durch
Mittel des Regierenden Bürgermeisters von Berlin – Senatskanzlei – Kulturelle Angelegenheiten, des Hauptstadtkulturfonds Berlin und des Goethe Instituts Johannesburg. Mit der
freundlichen Unterstützung von Brussels Airlines.
www.international-institute.de
www.arnebirkenstock.de/fruitmarket
www.facebook.com/kongotribunal
Pressekontakt: Yven Augustin, Littenstraße 106-107, 10179 Berlin, T +49 (0)30 240 88 28-21,
F +49 (0)30 240 88 28-28, M +49 (0)160801 52 35, info@augustingpr.de, www.augustinpr.de
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