Spaziergang zu Orten der Zerstörung 1945 - mit Berichten von Zeitzeugen FERNDORFER FRIEDENSGANG 18. März 2015 17.30 Uhr: Treffpunkt Gemeindehaus 18.30 Uhr: Andacht in der Kirche mit Posaunenchor Oben: Blick von der Langenauer Brücke auf die Zerstörungen im Verschiebebahnhof durch die Lu angriffe im Februar/März 1945 [Foto: US-Armee, Na onal Archives Washington] / Unten: Aufräumarbeiten beim Kreuztaler Bahnhof nach dem Bombenangriff am 22. Februar 1945 - vorne das zerbombte Bahnhofsgebäude, dahinter zerstörte Gleisanlagen und Loks auf der eins gen Drehscheibe vor dem Lokschuppen. Ferndorfer Friedensgang Am 18. März 2015 um 17.30 Uhr Treffpunkt ist vor dem Gemeindehaus Ferndorf Seit 70 Jahren leben wir in Deutschland ohne Krieg und sind sehr dankbar dafür. In vielen Ländern der Welt jedoch wüten grausame Kämpfe. Die Alten erinnern sich, dass der Krieg auch bei uns war. Bei einem Lu angriff am 18. März 1945 fielen gegen 15.30 Uhr zahlreiche Bomben auf Ferndorf und viele Menschen starben. Der Angriff ha e eigentlich dem Kreuztaler Rangierbahnhof gegolten, doch die US-amerikanischen Flugzeuge klinkten ihre Bombenfracht zu früh aus. Eine Spur der Verwüstung zog sich von der Dorfmi e bis in den Wald hinter der Mühle. Um der Toten zu gedenken und gleichzei g zum Frieden zu mahnen, laden der Verein zur Pflege der Dorfgemeinscha und die ev. Kirchengemeinde zu einem einstündigen Friedensgang durch die Dorfmi e ein. In kleinen Etappen geht es zu Orten, an denen Häuser zerstört wurden und ihre Bewohner den Tod fanden. Mehrere Zeitzeugen werden aus ihren Erinnerungen berichten. Gegen 18.30 Uhr findet in der Kirche eine Andacht sta , die von Konfirmand/ -innen mitgestaltet und vom CVJM Posaunenchor musikalisch begleitet wird. Peter Renschler vom Orde und Dr. Harald Hockamp Am 70. Jahrestag des Bombenabwurfs läuten um 15.30 Uhr die Kirchenglocken. Rudolf Hellmann - damals 14 Jahre alt Sonntag, 18. März - Lu angriff auf Ferndorf In der Frühkirche. Mi ags Besuch. Da rauschten auch schon die Bomben. Es krachte; wir liefen in „Feld“ Keller. Dann kamen erneut Flugzeuge über uns hinweg. Es rauschte ganz nah und dann dröhnte und krachte es ohrenbetäubend; der ganze Kellerraum bebte und bewegte sich. Ich saß mit einem Hammer bei der Wasserleitung, um sie im No all zuzuklopfen. Der Keller war voller Leute, auch unser Besuch, u.a. Ohlner Elisabeth mit der kleinen Edith. Es waren bange Minuten. Jeder ha e Angst. Ein kurzer Blick vorm Haus; Rauch und Qualm s eg hier im Tal auf. Dann kamen erneut wieder Flieger und es rauschte und krachte wieder. Als wir wieder rauskamen, war das Dorf zu von Rauchschwaden, Staub und Brandgeruch. Bei uns waren die Schiefersteine vom Dach gefallen. Überall waren Löcher von hochgeschleuderten Steinen und Reste von Bomben waren heraufgeschleudert worden. Es war viel zerstört; viele Häuser waren dem Erdboden gleichgemacht: Pützes, Spieses, Hahns, Benders, der Bahnhof, Drehers, Kleins, Kirchhof, Kurzes, Jüngstes, Schäfers und noch viele andere. Viele Menschen waren noch verschü et, wahrscheinlich tot. Bei Pützes war durch einen Volltreffer in den Keller keiner mehr rausgekommen; bei Drehers das Gleiche; ich sehe noch Klapperts Onkel Karl, als er in dem efen Bombentrichter mit den Fingern wühlte und seine Tochter Friedel suchte. Ulrich Schmidt - damals 6 Jahre alt Im Kirchhof waren Mauer und Gräber zerstört. Menschenknochen lagen auf der Wi gensteiner Straße. Auch der Spli erschutzgraben, in dem viele Evakuierte aus den Großstädten Schutz gesucht ha en, erhielt einen Treffer, den keiner überlebte. Viele Bomben fielen in den Wald hinter der Mühle. Der Weg dahin war mit Bombentrichtern übersät. Hier lagen nach dem Krieg noch längere Zeit Muni on, Pulverstangen, Panzerfäuste und anderes gefährliches Material. Einiges davon brachten wir auf Schaubs Lagerplatz zur Explosion. Es ist fast ein Wunder, dass es dabei keine Verletzten oder sogar Tote unter uns Kindern gab. Rudolf Hellmann - damals 14 Jahre alt Im Spli erschutzgraben, wo immer unser Schulunterricht während der Lu alarme sta gefunden ha e, waren mehrere Familien durch die Betonwände zerquetscht worden; u.a. Achenbachs. Pastor Vethake war mit Hacke und Schaufel hier um zu helfen – umsonst. Er ha e erst an diesem Tag die Todesnachricht von einem seiner Söhne erhalten. Es war alles voller Schmutz und Trümmer. In dieser Nacht konnte niemand schlafen. Die Zahl der Toten erfuhren wir später. Oben: Spli erschutzgraben vor dem Gemeindehaus vor seiner Verfüllung in den 1990er Jahren / Unten: Hochstraße (Ferndorfer Straße) mit zerstörter Stellmacherei Berg und Haus Schreiber, vorne der Spli erschutzgraben Helene Jüngst - damals 53 Jahre alt Es kam der 18. März 1945, ein frühlingswarmer, klarer Sonntag. Morgens um halb sechs war Fliegeralarm. Etwa über Lohe-Dahlbruch stand eine rote Leuchtkugel am Himmel – das Angriffszeichen! Kurz vorher war ganz helles Licht über unserer Gegend. Was sollte das bedeuten? Wir ahnten nichts Gutes. Es blieb aber den ganzen Morgen ruhig. Mein Mann, der jeden Sonntagnachmi ag mit Freunden und Kollegen in unserer Waldhü e zusammenkam, drang schon den ganzen Morgen darauf, daß ich mitgehen sollte. Vor dem Kriege gingen wir Frauen stets mit unseren Männern in die Hü e; während des Krieges aber schrieben wir Mü er die Sonntagsbriefe an unsere Jungen ins Feld und blieben zu Hause. An jenem 18. März aber musste ich meinem Mann versprechen, mitzugehen, um einmal aus der Gefahr herauszukommen und einige Stunden Ruhe zu haben; denn das Angriffszeichen am Morgen war nicht umsonst gefallen. Unten: zerstörte Häuser Stötzel und Jüngst an der Ziegeleistraße bzw. an der Siepenstraße Oben:Haus Jüngst - v.l. Frieda Sinner, Lina Klappert, Anna Schweißfurth, Helene Jüngst, unbekannt, Marie Münker aus Kreuztal mit Tochter Änne / Unten: zerstörte Häuser Höfer (heute Bernhard) und Schneider (heute Becker) Oben: Austraße mit den total zerstörten Häusern Afflerbach / Siebel (hinten links) und Haus Hahn (vorne rechts) / Unten: Wi gensteiner Straße (heute Marburger Straße) mit den zerstörten Häusern Klappert und Spies Oben: Trümmer der total zerstörten Bäckerei Pütz (heute „Em Backes“), hinten Hotel Finke / Unten: Wi gensteiner Straße (heute Marburger Straße) mit zerstörter Bäckerei Pütz im Hintergrund, links Hotel Finke mit dem alten Giebel Oben: Austraße mit den zerstörten Werksanlagen der Fa. Bender im Hintergrund, links „Lenke” (heute Döner Kebap) und das alte Spritzenhaus der Feuerwehr, daneben das total zerstörte Haus Afflerbach/Siebel / Unten: zerstörte Gleisanlagen am Bahnhof Ferndorf, hinten die Fa. Bender Oben: Wi gensteiner Straße mit zerstörten Häusern unterhalb der Kirche Unten: die total zerstörten Häuser Dreher und Klein gegenüber der Kirche Ulrich Schmidt - damals 6 Jahre alt Der strahlend blaue Himmel lud zum Spaziergang ein und ließ uns den Krieg vergessen. An diesem Sonntag wollten wir zu unserem Grundstück „Hinter der Mühle“ gehen, um nach dem Rechten zu sehen. Wir ha en zu Mi ag gegessen. Mit der Auflage, meine Sonntagskleidung nicht schmutzig zu machen, dur e ich vor das Haus gehen, während Mu er noch in der Küche zu tun ha e. Gegenüber befand sich die Gaststä e Demandt, wo im Hof ein Haufen Schlackensand lag. Dieser zog mich und meinen Freund Günther Dreher magisch an. Er ha e schon eine Sandpiste gebaut, die er mit seinem Holzlaster befuhr. Die Ermahnung von Mu er war vergessen – ich kniete im Sand und verlängerte die Piste. Plötzlich gab es Fliegeralarm. Was das bedeutete, wussten wir genau und liefen in verschiedene Richtungen davon. Die aus Zuckersäcken selbstgenähten Rucksäcke, stets mit dem Nö gsten gepackt, standen bereit und wir rannten in den Schutzraum bei „Boochers“. Der Keller bot Schutz vor Bombenspli ern, aber nicht vor einem Volltreffer. Die Räume waren überfüllt mit Frauen, Kindern und älteren Männern. Wir saßen in einer Ecke neben der Treppe. Über uns befand sich eine Falltüre. Obwohl die ersten Detona onen schon zu hören waren, kamen immer noch mehr Leute zu uns hinunter, so daß wir bald dicht gedrängt ausharrten. Mu er ha e mich eng an sich gedrückt und uns eine Decke über den Kopf gezogen. Jeden Moment erwarteten wir einen Treffer. Um uns herum mussten schon einige Häuser getroffen sein. Die Detona onen ließen nach und bald war der Spuk vorbei. Als wir ans Tageslicht kamen empfing uns Staub- und Brandgeruch. Die Häuser auf der anderen Straßenseite der Kirche lagen in Schu und Asche. Auch das Haus meines Freundes Günther ha e einen Treffer abbekommen. Die gesamte Familie: Mu er, Großvater Anmerkung: Wären Ulrich und zwei Tanten sowie er selbst lagen Schmidt und seine Mu er an unter den Trümmern und konnten nur diesem Tag etwas früher in noch tot geborgen werden. Lediglich die Hü e hinter der Mühle geGünthers Vater ha e an der Front über- gangen, hä en sie den Angriff lebt und an einem einzigen Tag seine wahrscheinlich nicht überlebt. ganze Familie verloren. Oben: der verwüstete Kirchhof - im Hintergrund „Speses“, das Kau aus Schneider (heute PUB) und „Stänghuerwersch“ / Unten: die Wi gensteiner Straße mit der zerstörten Kirchenmauer Im Kirchhof waren Mauern und Gräber zerstört. Menschenknochen lagen auf der Wi gensteiner Straße. Oben: total zerstörte Häuser Klein und Dreher, rechts Haus Wickel - im Hintergrund die zerstörten Bahngleise und die Bombentrichter unterhalb des Friedhofs / Unten: Wi gensteiner Straße mit der zerstörten Kirchenmauer Die Zeitzeugen berichten auch von dem starken Ar lleriebeschuss, der nach dem Bombenabwurf am 18. März etwa 14 Tage lang bis zum Einmarsch der amerikanischen Soldaten am 9. April andauerte. Tagebuchaufzeichnungen von Hilde Stahlschmidt Mi woch, 4. April 1945 Viel Ari-Beschuss. Ich ging gerade nach Vethakes, wo ich wohnte, als es beim Schuster Ve er zum ersten Mal krachte und sehr nach Pulver roch. Bei Fischbachs ins Haus (nicht Keller), etliche Einschläge abgewartet. Dann nach einem Einschlag direkt weiter. Beim Ofenmünker traf ich Gustel Nölling (mit dem Rad). Sie sprach mit mir wegen meines verbomten Hauses, was ihr so leid tat. ... Ich sagte, ich wolle in die Apotheke in den Keller und sie sagte, sie müsse noch Einkäufe machen. Es krachte tüch g und nahe, als ich im Apothekenkeller war. Ich wollte aber ins Pfarrhaus und ging direkt nach einem schweren Schlag schnellstens fort, überholte vor der Kirche den hinkenden Apotheken-Münker, der noch sagte, er schni e ab über die Kirche, worauf ich meinte, die Kirche sei ein gutes Ari-Ziel. Er sagte, sie habe aber dickes Mauerwerk. War gerade bei der Kirche angelangt, da ein neuer Einschlag, dass es nur so vom Kirchendach prasselte, und ich ha e Glück, nicht einen Stein auf den Quelles bekommen zu haben. Große Äste prasselten von den Bäumen. Ich rannte im Galopp ins Pfarrhaus, sah nach Richtung Schöppners Haus eine große Staub- und Dreckfontäne. Drei Soldaten und zwei Pferde lagen tot vor dem Haus. Da unsere Geschütze in der Austraße standen, lag der feindliche Beschuss immer in Richtung Pfarrhaus. Einer der nächsten Einschläge ging in Schöppners Keller, wo alle mehr oder weniger schwer verletzt wurden. Hanna Schöppner und Gustel Nölling waren tot!!! – Eine Stunde vorher war ich noch mit ihr zusammen!!! Die armen 5 Kinder! Am nächsten Morgen brannte Schöppners Haus lichterloh. Wahrscheinlich durch den Herd. Nur noch eine Ruine! Die verletzten Schöppners zunächst nach Kolbs, dann in die Hü e in die Zitzenbach. Anmerkung: Hilde Stahlschmidt war in Kreuztal in der Nähe des Bahnhofs ausgebombt worden. Sie fand in Ferndorf und Ernsdorf Unterschlupf, wechselte aber häufig das Quar er. Samstag, 7. April 1945 Früh 7 Uhr Beerdigung von Gustel Nölling und den anderen Opfern. Unter Ari-Beschuss fand die Rede sta . Von Krömpels niemand da wegen des Ari-Beschusses. ... Einschläge alle in Pfarrhaus-Nähe. Ich ging vom Friedhof noch kurz auf mein Trümmergrundstück, dann über die Kreuzung zu Frau Krömpel. War eigentlich leichtsinnig, denn Ari zielt auch gern auf Kreuzungen. Nachts sehr schlimmer Ari-Beschuss. Vethakes waren schon einige Tage zu Frl. Kurth gezogen. Ich war mit Dr. Menzel (3 Personen) und Frau Haas mit Vater und 2 Kindern allein im Haus. Sonntag, 8. April 1945 Früh um 7.30 Uhr durch Ari-Beschuss S ngs Haus obenher weg. Mit dem nächsten Einschlag das Schuldach fort. Man konnte sich nicht an den Gartenzaun wagen, weil es kaum eine Pause war. Dauernd Einschläge auf die Rennwiese usw. ... Manches Haus ziemlich beschädigt. Gegen Mi ag entschloss ich mich, nach Kills zu ziehen. Wollte eigentlich die Hauptstraße gehen, da der Beschuss auf der Hermann-Göring-Straße lag. Wollte aber noch sehen, wie es Scheuermann ergangen war und ging nach Stengers zu, sah davor einen Lastauto und eine Menge Menschen. Da brachten sie gerade Herrn Scheuermann auf der Tragbahre, ein Fuß ab, den anderen hängend. Sollte nach Eichen ins Krankenhaus, war sehr blass, viel Blutverlust. Er ha e in einer Pause das Backhaus von Stengers mit Ewald Becker verschlagen wollen, da kam die Granate. Ewald Becker tot, Scheuermann schwer verletzt. Sie konnten beide schwer geborgen werden vor lauter Einschlägen. Stengers Franzose soll sich sehr bewährt haben. Ich drückte Herrn Scheuermann die Hand, da kam schon wieder Beschuss. Sofort in Stengers blu gen Keller (Dr. Kammler war noch da), wo der Tote lag und viele Menschen, viel Weinen. Bei einer späteren Pause schnell los. Kam bis zur Apotheke, da krachte es schon wieder. Aus der Apotheke hingen die Scheiben heraus. Ging dann zu Ofenmünkers in den Keller. Nach einigen Einschlägen schnell zu Kills, wo ich wohlbehalten ankam. Nachts klop en deutsche Soldaten an das Kellerfenster und fragten nach dem Weg nach Stendenbach. Sie mussten fliehen, denn der Amerikaner war nahe. Es gab vier Einschläge in nächster Nähe, bei Kaspers und hinter Pfaffs. In dieser Nacht waren dort im Keller sechs Spli ereinschläge. Einer schon mi ags in das Be von Frau Menzel. In meinem Wachstuchbeutel war auch ein Spli er, habe ihn aufgehoben. Er hing oberhalb vom Kopfende meines Be es. Montag, 9. April 1945 Um 11.30 Uhr sah man die ersten Amerikaner vor dem Haus von Adolf Hirsch. Bald darauf Rauchwolken vor IH Kurth, wo ein deutscher Panzer beschossen wurde. Das Haus obenher abgebrannt – fünf Minuten vor Schluss. Auf dem Heidfeld, in Fellinghausen und Osthelden wurde noch geschossen. ... Wer hä e je gedacht, dass wir mal Kampfgebiet würden. Einmarsch der US amerikanischen Infanterie am 9. April 1945 in Kreuztal an der Langenauer Brücke In Erinnerung an den amerikanischen Lu angriff am 18. März 1945 gegen 15.30 Uhr. Genau 50 Jahre später verband der Ferndorfer Schmied Hermann Klein Reste der Fliegerbomben zu einem Kreuz – aus Dankbarkeit für seine und seiner Familie Re ung durch den Schutz der Kirche, hinter deren Mauern sie Zuflucht fanden. Hermann Klein: Im Gegensatz zu den Worten Jesu am Kreuz: „Vater vergib Ihnen, denn Sie wissen nicht was sie tun,“ wussten alle, was sie taten. Fritz Scheffe - damals 9 Jahre alt Als die Amerikaner auf Ferndorf vorrückten, ha en wir Kinder strikte Anweisung uns nicht zu weit von zu Hause zu en ernen. Mit Freunden wagte ich mich aber bis zur Hauptstraße. Dort fuhr gerade ein amerikanischer Panzer vorbei. Plötzlich flog der Deckel auf und ein großer schwarzer Mann guckte heraus. Wir ha en mäch g Bammel – es war nämlich erzählt worden, sie würden Kinder fressen. Er grinste jedoch breit und warf uns Schokolade und Plätzchen zu. Ein anderes Mal forderte mich ein Soldat auf, eine schöne Hitlerfahne zu organisieren, was auch gelang. Später kam der Mann zu uns nach Hause und schenkte mir zum Dank eine große Keksdose, die noch heute in unserer Familie exis ert. Zivile Opfer der letzten Tage des Zweiten Weltkriegs in Ferndorf Diese vorläufige Liste basiert auf lokal bekannten Schri stücken über das Kriegsende in Ferndorf. Ergänzend wurden mündliche Angaben von Zeitzeugen, Daten auf dem Friedhof Ferndorf bzw. die Online-Suche des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge hinzugezogen. Ebenso soll an das Schicksal der mindestens sieben Soldaten erinnert werden, die fern ihrer Heimat fielen. Viele Menschen wurden unter Trümmern verschü et und glücklich gere et. Wie bei den zahlreichen, teilweise sehr schwer Verletzten, haben diese Tage sicherlich ihre Spuren in deren Leben hinterlassen. Traurig auch das Los der ungezählten Tiere, die in ihren Ställen schutzlos dem Angriff ausgeliefert waren. Noch immer ist die genaue Zahl der Toten nicht eindeu g nachgewiesen. Manche Namen geben zu ihrer Herkun weiterhin Rätsel auf. Möglicherweise trägt der Ferndorfer Friedensgang 2015 zur Klärung bei. Name, Vorname Achenbach, Erich Achenbach, Hermann Achenbach, Martha geb. Klein Afflerbach, Wilhelm Becker, Ewald Dreher, Helene geb. Steinseifer Dreher, Hermann Dreher, Horst Günther Dreher, Jenny Dreher, Martha Flender, Marie geb. Münker Göge, Edith Göge, Lydia geb. Ortwein Hellmann, Ernst Klappert, Elfriede Knipp, Helene geb. Flender Münker, Richard Nölling, Auguste geb. Krömpel Pütz, Minna geb. Röcher Pütz, O o Pütz, Rudolf Erwin Geburtsdatum 14.06.1929 31.07.1888 27.07.1896 03.07.1883 03.07.1902 19.07.1909 06.10.1870 19.02.1939 04.10.1910 08.08.1912 02.03.1876 06.03.1934 06.03.1900 09.02.1879 16.09.1918 27.10.1899 25.02.1882 10.06.1906 13.08.1890 02.04.1886 24.10.1933 Name, Vorname Geburtsdatum Schöppner, Johanna 25.02.1922 Spies, Hildegard geb. Weigel 11.03.1903 Stähler, Ernst 29.09.1913 Wäschebach, Anna 30.08.1888 Wäschebach, Katharina geb. Weber 1884 Wagener, Johanna 19.03.1922 Wallis, Brigi e 25.02.1942 Wallis, Edith 31.01.1938 Wallis, Elli 31.03.1942 Wallis, Elli Pauline geb. Huppert 15.11.1910 Wallis, Ernst 15.12.1933 Wallis, Heinz 15.05.1932 Wawrzyn, Hermann 18.07.1906 Weber, Karl 17.08.1869 Weber, Katharina 10.09.1884 Weber, Marie 30.01.1922 und eine unbekannte Familie (Vater, Mu er und zwei Kinder) Gedenktafel in der Kirche für die Opfer des Krieges in Ferndorf 488 - Bleib bei mir, Herr! Der Abend bricht herein 4. Von deiner Hand geführt, fürcht ich kein Leid, kein Unglück, keiner Trübsal Bi erkeit. Was ist der Tod, bist du mir Schild und Zier? Den Stachel nimmst du ihm: Herr, bleib bei mir! 5. Halt mir dein Kreuz vor, wenn mein Auge bricht; im Todesdunkel bleibe du mein Licht. Es tagt, die Scha en fliehn, ich geh zu dir. Im Leben und im Tod, Herr, bleib bei mir! IMPRESSUM Die Lu bilder sind US-amerikanische Aufnahmen vom 23. März 1945, die zur Auswertung der Lu angriffe auf den Kreuztaler Bahnhof gemacht wurden. Sie sind aus der Sammlung von Günter Weller. Die historischen Bilder sind von Friedrich Wilhelm Münker. Das Foto des Spli erschutzgrabens ist von Dirk Werthenbach, das der Keksdose von Stephan Hahn. Weitere Fotos von der Zerstörung am 18. März 1945 sind unter www.ferndorf.de in der Fotogalerie zu finden, weitere Zeitzeugenberichte in der Dorfchronik Band 3 und im Downloadbereich bei den Beiträgen zur Ferndorfer Geschichte. 331 - Großer Go wir loben dich 10. Alle Tage wollen wir dich und deinen Namen preisen und zu allen Zeiten dir Ehre, Lob und Dank erweisen. Re aus Sünden, re aus Tod, sei uns gnädig, Herre Go ! 11. Herr, erbarm, erbarme dich. Lass uns deine Güte schauen; deine Treue zeige sich, wie wir fest auf dich vertrauen. Auf dich hoffen wir allein: Lass uns nicht verloren sein. Die Lieder der Andacht in der Ferndorfer Lauren uskirche am 18. März 2015. Zu Beginn außerdem noch das Lied „Die Sach ist dein, Herr Jesu Christ“. Helene Jüngst berichtete 1950, dass es vielen Menschen bei einer Gemeindeversammlung kurz nach Kriegsende Mut und Zuversicht gegeben ha e. Hinweis: Alle Angaben wurden sorgfäl g geprü . Mögliche Fehler oder fehlende Angaben bi en wir zu entschuldigen und uns anzugeben. Eine Bi e: Schreiben sie ihre Erlebnisse auf und stellen uns die Unterlagen zur Verfügung. Wir möchten ihre Eindrücke gerne dokumen eren, um sie für kün ige Genera onen zu erhalten. Sie können uns das Erlebte auch erzählen. Kontakt: E-Mail an info@ferndorf.de oder Tel. 02732-590976 (K. Stein) Idee und Begleit-Texte: Stephan Hahn und Katrin Stein Auflage: 100 Stück - Ferndorf, im März 2015 Josef Reding Friede „Bloß keinen Zank und keinen Streit!“ Das heißt auf englisch ganz einfach PEACE und auf französisch PAIX und auf russisch MIR und auf hebräisch SHALOM und auf deutsch FRIEDE oder: „Du, komm, lass uns zusammen spielen, zusammen sprechen, zusammen singen, zusammen essen, zusammen trinken und zusammen leben, damit wir leben.“
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