MM 2015-04-09 Eingeschleppte Seefroesche bedrohen die

Chur, 9. April 2015
Eingeschleppte Seefrösche bedrohen die heimischen
Amphibien
Wenn in einem Gebiet eine neue Amphibienart auftaucht, ist das sonst eine erfreuliche Tatsache.
Nicht so beim Seefrosch, der 2014 in der Zizerser Oberau erstmals festgestellt wurde. Diese
Froschart gehört nicht zur schweizerischen Amphibienfauna. Die sehr grossen und dominanten
Seefrösche fressen im Wasser und an Land alles, was in ihr grosses Maul passt. Sie stellen eine
Bedrohung für die heimischen Amphibien und Kleintiere in und an stehenden Gewässern dar.
Zum ersten Mal fiel das Keckern, der typische Ruf des Seefrosches, im Frühjahr 2014 auf. Beim
genaueren Hinsehen konnten in den Gewässern in der Zizerser Oberau etwa 40 adulte Grünfrösche
festgestellt werden. Die drei untersuchten Proben ergaben, dass es sich um Seefrösche (Pelophylax
kurtmuelleri) handelt, deren natürliches Verbreitungsgebiet in Südosteuropa liegt.
Über die Herkunft der standortfremden Froschart kann nur spekuliert werden
Seefrösche werden seit vielen Jahren als „lebende Froschschenkel“ für den Konsum in Restaurants
eingeführt, vorab in der Westschweiz. Von solchen Transporten sind wohl auch Tiere entwichen
oder aktiv freigesetzt worden, so auch in den frühen 1970er-Jahren im Raum Sargans. Von Sargans
aus hat sich der Seefrosch in Richtung St. Galler Rheintal, dem Fürstentum Liechtenstein und dem
Vorarlberg ausgebreitet. Graubünden galt bis 2014 als seefroschfrei. Den Weg nach Zizers haben
die Seefrösche nicht auf ihren vier Beinen zurückgelegt. Sie sind dorthin gebracht worden: Als
Kaulquappen, welche aus einem Seefroschteich aus den Ferien nach Haus mitgenommen wurden,
und dann in Zizers in die dortigen Gewässer entsorgt worden sind? Als lärmige, lästige
Gartenteichbewohner von Leuten, die wieder ruhig schlafen wollten? Es gibt viele Möglichkeiten,
die aber allesamt Spekulationen gleichkommen.
Wer und wo auch immer: Wer sich für unsere Tierwelt interessiert, der handelt dann vernünftig
und tiergerecht, wenn er die in der Schweiz gänzlich geschützten heimischen Amphibien, aber auch
Kaulquappen, Molche, Frösche und sonstige Tiere aus anderen Ländern in der Natur beobachtet und sie dort belässt!
Es soll nicht tatenlos zugesehen werden
Sommerflieder und Essigbäume sind Neophyten (eingeschleppte Pflanzenarten), die bekämpft
werden. Seefrösche müssen als Neozoen (eingeschleppte Tierarten) bezeichnet und wegen der
negativen Auswirkungen auf die heimischen Amphibien auch bekämpft werden. Die BIGRA - die
Bündner Interessengemeinschaft für den Reptilien- und Amphibienschutz - kann dabei auf die
Unterstützung von verschiedenen Stellen und Organisationen zählen:
 Amt für Natur und Umwelt Graubünden
 Pro Natura Graubünden
 WWF Graubünden
 karch, Koordinationsstelle für den Amphibien- und Reptilienschutz in der Schweiz
 naturzizers
In den kommenden Wochen wird in Zizers versucht, möglichst viele Seefrösche einzufangen und
fachgerecht zu töten. Wenn sich der Fang als sehr schwierig herausstellen sollte, wird zudem
versucht, die eingeschleppten Seefrösche mit Stahlschrot zu schiessen. Auch die Laichklumpen der
Seefrösche werden so weit wie möglich eingesammelt und entsorgt. Bei dieser Arbeit kommt keine
Freude auf, sie ist aber nötig. Wir bitten die Bevölkerung und die Besucherinnen und Besucher der
Gewässer in der Zizerser Oberau um Verständnis und um ihre Unterstützung, z.B. durch Meldung
(siehe Kasten) oder allfällige Mithilfe beim Einfangen.
Aufruf
Die heimischen Amphibien sind leise
Rufer. Die Vertreter der
eingeschleppten Grünfrösche sind
deutlich lauter. Wer laute Froschrufe
aus seinem Gartenteich oder aus
anderen Gewässern in Graubünden
kennt, soll sich bitte bei der BIGRA
melden: Tel. 081 356 06 21. Bilder kurze
Videos, z.B. mit dem Mobiltelefon
aufgenommen, helfen bei der
Bestimmung der Froschart.
(Text allein, mit Leerzeichen: 3783 Zeichen)
Weitere Auskünfte und Meldestelle:
BIGRA - Bündner Interessengemeinschaft für den Reptilien- und Amphibienschutz
Hans Schmocker, Leiter der BIGRA: Tel. 081 356 06 21 oder hans_schmocker@bluewin.ch
Pressebilder:
Diese beiden Bilder sind dem Mail angehängt. Sie können für Veröffentlichungen zur in der
Medienmitteilung behandelten Thematik veröffentlicht werden.
Im Herbst 2014 in Zizers aufgenommen: Wenn man genau hinschaut, kann man auf diesem Bild
acht fortpflanzungsreife Seefrösche erkennen. Seefrösche sonnen sich gerne in Wassernähe und
springen mit weiten Sprüngen ins Wasser, wenn sie sich bedroht fühlen. (Bild: Benedikt Fässler /
BIGRA)
Während des Rufens werden die seitenständigen Schallblassen des männlichen Seefrosches
sichtbar. Diese sind grau bis schwärzlich. Obwohl man bei den Seefröschen von Grünfröschen
spricht, können sie teilweise auch braun oder grau gefärbt sein. (Bild: Jürgen Kühnis / karch)