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sozial Nr. 1.2015
Ve ra n s t a l t u n g e n
Fortblidungen des PARITÄTISCHEN 2. Quartal 2015
29.04.2015 und 03.06.2015
jeweils von 9:00 bis 17:00 Uhr
Interkulturelle Öffnung in
sozialen Einrichtungen
Referentin: Dr. Christine Tuschinsky
17.06.2015
von 9:00 bis 16:00 Uhr
Älter werden im Beruf
Referentin: Lena Heindl,
Dipl.-Betriebskauffrau,
Unternehmenstrainerin
Nr. 1.2015
Die Mitgliederzeitschrift
des PARITÄTISCHEN
Schleswig-Holstein
Ehrenamtliche Arbeitgeber –
Fortbildung in Modulen
29.04.2015
Modul 1 Vorstandsarbeit
06.05.2015
Modul 2 Arbeitgeberrolle
Referent: Sven Mischok Dipl.Sozialpädagoge, Bankkaufmann
10.06.2015
Modul 3 Arbeitsrecht
24.06.2015
Modul 4 Vereinsgeschäftsführung
Achtung! Module sind einzeln buchbar.
22.04.2015
von 9:00 bis 16:00 Uhr
Gewaltfreie Kommunikation
20.05.2015
von 9:30 bis 15:30 Uhr
Marketing und Vertrieb von
Produkten aus sozialen
Dienstleistungen
Referentin: Lena Heindl,
Dipl.-Betriebskauffrau,
Unternehmenstrainerin
Referenten: Mathias Kolaczinski,
FLEK Gruppe GmbH, Frank Kuhnig,
Mürwiker GmbH
23.04., 24.04. und 30.04.2015
jeweils von 9:30 bis 16:00 Uhr
Sozialpädagogische Familienhilfe
– eine Königsdisziplin
Referentin: Sonja Lentz-Marohn,
Dipl.-Sozialpädagogin, Systemische
Beraterin
Modul 1 – 29.06.-30.06.2015
Modul 2 – 31.08.-01.09.2015
Modul 3 – 05.10.-06.10.2015
Modul 4 – 09.12.-10.12.2015
Modul 5 – 11.01.2016
Modul 6 – 24.02.2016
jeweils von 9:00 bis 16:00 Uhr
Profit meets Nonprofit Führungskräfte Coaching
Referent: Andreas Sandmann,
Systemischer Coach, Supervisor und
Organisationsentwickler
11.06.2015
jeweils von 9:00 bis 16:00 Uhr
Partizipation im
pädagogischen Alltag
Referentin: Silke Löbbers,
Dipl.-Sozialpädagogin
Fortbildungsort:
Geschäftsstelle des PARITÄTISCHEN
Schleswig-Holstein e. V.
Zum Brook 4 · 24143 Kiel
Beitrag:
Nach Ihrer Anmeldung erhalten Sie
eine Anmeldebestätigung und ggf.
Rechnung von uns. Den Zahlungseingang der Teilnahmegebühr erwarten
wir vor dem Beginn der Veranstaltung.
16.06.2015
von 9:00 bis 17:00 Uhr
Rechtliche Rahmenbedingungen
der Rehabilitation
Referentin: Richterin
Margret Thomsen, Sozialgericht Kiel
24
Inklusive Schule
Leistungen im Umfeld von
Schule sind bisher stark differenziert. Eine Veranstaltung
weist einen neuen Weg.
S. 4
Rahmenbedingungen
Die Rahmenbedingungen in der
Sozialen Arbeit haben sich stark
verändert. Der PARITÄTISCHE
schaut mit kritischem Blick auf
die Entwicklungen
S. 9
Veranstaltung kostenpflichtig
Anmeldung:
Schriftlich an Corinna Wendt-Gill per
Mail unter wendt-gill@paritaet-sh.org
oder per Fax unter 0431/5602- 78
11.06.2015
von 15:50 bis 19:00 Uhr
Kita-Finanzierung
Referent: Thomas Bauer,
Betriebswirt der Sozialwirtschaft
Copyright 2013 luxuz::./photocase.com, all rights reserved.
21.04.2015
von 9:00 bis 16:00 Uhr
Professionelles Netzwerken für
die Soziale Arbeit
Kieler Erklärung
Der PARITÄTISCHE bezieht
mit den ersten Ergebnissen
seines Schwerpunktjahres
‚Schleswig-Holstein: Gutes
Land für Kinder?!‘ eine erste
Position mit der Kieler
Erklärung
Beilage
Gutes Land für Kinder?!
Herausgeber: PARITÄTISCHER Wohlfahrtsverband
Schleswig-Holstein e. V.; Redaktion: Günter Ernst-Basten
(Gesamtkoordination, verantwortlich); Postanschrift:
Zum Brook 4, 24143 Kiel; Telefon: +49 431|5602-12;
Telefax: +49 431|5602-8812; E-Mail: vorstand@paritaetsh.org; Jan Dreckmann Telefon: +49 431|5602-13;
Redaktionelle Mitarbeit und Text: Nathalie Klüver
und Dr. Gisela Schütte Gestaltung: Dragency
Werbeagentur, Seeweg 12, 23795 Klein Rönnau;
Druck: Hugo Hamann GmbH & Co. KG, Droysenstr. 21,
24105 Kiel; Bildarchiv: PARITÄTISCHER S.-H., Matthias
Beckmann, Jan Dreckmann, fotolia: S. 6 (©Hubertus
Blume), S. 7 (©Peter Atkins), S. 8 (©Evgeny Govorov)
und S. 18 (©Anja Roesnick), luxuz:./photocase
Lösungen in Sicht?
Mit dem Urteil zur Schulbegleitung und dem Konzept zur ‚Inklusion
an Schulen‘ ist einiges in Schleswig-Holstein in Bewegung geraten.
Aber kommen die Themen auch in Gang? Schulsozialarbeit, Schulbegleitung, Schulassistenz und Schulkindbetreuung: Wie sieht die
Situation wenige Wochen vor dem Start in ein neues Schuljahr aus?
Wie kommen wir auf den richtigen Weg zu einer Inklusiven Schule?
sozial Nr. 1.2015
sozial Nr. 1.2015
Inhalt
Ed i to r i a l
Schwerpunktthema
12
S c h we r p u n k t t h e m a
Auf dem Weg zur Inklusiven Schule –
Kooperation statt Konfrontation
4
Schulkindbetreuung
5
Position für Kinder und Jugendliche
6
G
Gutes Land?!
Flensburger Träger legen landesweit
einmaliges Praxis-Konzept vor:
Sprachförderung in Kitas
1,5 Millionen für Sprachförderung
bei Flüchtlingen
7
Sprache kann man nicht kaufen….
Verband
Jung, traumatisiert, sprachlos
8
Vom Umgang mit Traumatisierten Flüchtlingskindern
Rahmenbedingungen der Sozialen Arbeit
9
Mit kritischem Blick
Ökonomisierung
10/11
„Angriff auf das Innerste der sozialen Arbeit !?“
Wertedebatte des PARITÄTISCHEN
12
Nicht nur ein Kreuz
Fortbildung
Begegnungen
Ve r b a n d
14/15
Profit meets Nonprofit
Verband
Bunt statt braun
16
Freiwilligendienste
Ich bin Mensch
17
FSJler und Bundesfreiwilligendienstler setzen ein bewusstes Zeichen:
Als Mensch für Toleranz und Gleichheit
Armut
Armutsbericht
16
18
Schleswig-Holstein: Kinder und Alleinerziehende besonders betroffen.
Auch Altersarmut steigt.
Armutsatlas des DKSB
Freiwilligendienste
Schleswig-Holstein:
Gutes Land für Kinder!
19
utes Land für Kinder?! Unter diesem Motto betrachtet der PARITÄTISCHE
Schleswig-Holstein seit einem Jahr die Situation von Kindern und Jugendlichen
im nördlichsten Bundesland. In zahlreichen Veranstaltungen haben wir die
Lebensbedingungen der jungen Generation analysiert und diskutiert. Der große
Bogen wurde gespannt von den sozialen und ökonomischen Lebensbedingungen
über Betreuung und Bildung bis hin zu Rechten von Kindern. Es kamen
Mitgliedsorganisationen zu Wort und es wurden Experten eingeladen. Dabei gab es
nicht nur akademische Wissensvermittlung, sondern durchaus auch kontroverse Diskussionen mit Praktikern. Am
Ende steht jetzt ein Papier: Die Kieler Erklärung des
PARITÄTISCHEN.
Eine erste Frage, die sich uns stellte war, ob für alle Kinder
und Jugendliche im Prinzip ähnliche oder vergleichbare
Bedingungen herrschen. Haben alle Kinder, egal aus welcher
sozialen Schichten sie stammen, sie einen Migrationshintergrund haben, sie in einer dünnbesiedelten Region
leben, die gleichen Chancen auf Gesundheit, Bildung,
Günter Ernst-Basten,
Versorgung, Perspektiven?
Vorstand des
PARITÄTISCHEN
Leider mussten wir feststellen, dass sich die LebensSchleswig-Holstein
wirklichkeiten der Kinder innerhalb unseres Bundeslandes
eklatant voneinander unterscheiden. Und damit ist nicht nur
der Unterschied zwischen Kindern armer und reicher Eltern gemeint. So haben die
Analysen gezeigt, dass es schon einen Unterschied macht, ob ein Kind mit einer
Behinderung aufwächst, ob es einen Migrationshintergrund hat oder es nur von
einem Elternteil großgezogen wird. Es gibt auch noch weitere Faktoren, die ursächlich
dafür verantwortlich sind, dass Kinder und Jugendliche nicht die gleichen Chancen
bekommen.
Es geht dem PARITÄTISCHEN ganz zentral um Chancengerechtigkeit. Es kann
nicht sein, dass die Zukunft eines Kindes durch seine soziale Situation, seine Herkunft
oder die Vermögensverhältnisse seiner Eltern vorherbestimmt wird.
Das Positionspapier ‚Kieler Erklärung‘ wurde mit den Mitgliedsorganisationen auf
der Mitgliederversammlung im November diskutiert und Anfang März mit kleinen
Änderungen vom Verbandsrat verabschiedet. Eine gedruckte Version liegt diesem
Heft bei.
Pflege
Pflegesatz: Verhandlungen tut Not
19
Inklusion
Für alle: Ostholstein
20
Gern senden wir Ihnen zur weiteren Verteilung auch Exemplare zu. Senden Sie
einfach eine eMail mit Angabe der gewünschten Stückzahl an info@paritaet-sh.org.
Die Kieler Erklärung steht aber auch als Download auf der Site www.paritaet-sh.org
zur Verfügung.
Die Paritätischen
Freiwilligendienste
suchen laufend
freiberufliche
Honorarkräfte
fü r die Durchfü hrung von
FSJ- und BFD-Seminaren.
Wenn Sie . . .
… bereits Erfahrung in der
pädagogischen Arbeit mit Gruppen
(mit 20-30 Teilnehmer) gesammelt
haben,
… möglicherweise selbst ein
Freiwilliges Soziales Jahr oder
einen Bundesfreiwilligendienst
absolviert haben,
… Organisationstalent besitzen
und strukturiert arbeiten,
… einen guten Draht zu jungen
Menschen haben
… und eine gute Selbstreflexionsfähigkeit mitbringen,
dann freuen wir uns ü ber Ihre
Kurzbewerbung per E-Mail an:
Boy Bü ttner – Teamleitung
Paritätische Freiwilligendienste
b.buettner@paritaet-sh.org.
Mehr Informationen zu den
Seminaren: www. fsj-sh.org
Mitglieder
Noch viele Aufgaben
21
Veranstaltungen
Übersicht Fortbildungen des
PARITÄTISCHEN 2. Quartal 2015
17
Personalqualifizierungen/Fortbildungen
2
24
PARITÄTISCHER
SCHLESWIG-HOLSTEIN e.V.
Zum Brook 4 | 24143 Kiel
sozial Nr. 1.2015
sozial Nr. 1.2015
S c h we r p u n k t t h e m a
Auf dem Weg zur Inklusiven Schule –
Kooperation statt Konfrontation!
V
iele paritätische Mitgliedsorganisationen erbringen Leistungen im
Umfeld der Schule: Sie organisieren
Schulbegleitung, sie gestalten Schulsozialarbeit und sie sorgen für Betreuungsangebote an der Schule außerhalb
des Unterrichts im Rahmen von Horten,
offener Ganztagsschule oder anderer
Form der Schulkindbetreuung.
Vertreterinnen und Vertreter von 40
Organisationen von Sylt bis Lübeck
kamen am 16. März 2015 zu einer Veranstaltung zusammen, zu der Vorstand
Günter Ernst-Basten und Fachreferentin
Alexandra Arnold eingeladen hatten. Wie
stellt sich die Situation an den Schulen im
Land derzeit dar? Wie können freie Träger
ihr Wissen und ihre Kompetenz in die
Entwicklung einer Inklusiven Schule einbringen? Wie schaffen wir es, auf dem
Weg zu einer inklusiven Schule wirklich
voranzukommen?
Die Situation an den Schulen im Land
stellt sich zur Zeit sehr unterschiedlich dar.
Die Nachfrage nach Unterstützung durch
Schulbegleitung steigt weiter. Auf diese
Leistungen haben Kinder mit Behinderung nach den Sozialgesetzbüchern VIII
und XII einen Rechtsanspruch. Einzelne
Kreise aber stellen dieses Recht in Frage
und verunsichern die Eltern. Aber auch die
Träger der Schulbegleitung sind mit der
jetzigen Form unzufrieden. Sie wünschen
sich mehr Qualität und andere Organisationsformen.
Bei der Schulsozialarbeit gibt es endlich Sicherheit bei der Finanzierung.
Problematisch ist aber die Regelung im
Schulgesetz, dass die Schulträger die
Landesmittel bekommen. Das hat dazu
geführt, dass Schulsozialarbeit in circa
zweidrittel der Fälle durch die Schulträger
und nur zu einem Drittel durch freie
Träger erbracht wird. Mit der Folge, dass
kein landeseinheitliches Konzept zustande kommt und die Schulsozialarbeiterinnen und Schulsozialarbeiter oft auf sich
allein gestellt sind. Ähnliches wird befürchtet, wenn die neue wichtige Leistung
der schulischen Assistenz, die im nächsten
Schuljahr an allen Grundschulen einge-
führt werden soll, ebenfalls den einzelnen
Schulträgern zugeordnet wird. Wie wird
auf diese Weise sichergestellt, dass landeseinheitliche Konzepte entstehen, wie
wird gute Qualität ermöglicht, wie wird
Krankheitsvertretung organisiert?
Ähnlich unbefriedigend stellt sich die
Situation bei der Betreuung von Schulkindern an der Schule außerhalb des
Unterrichts dar. Unterschiedliche Leistungen vor Ort, ungesicherte Finanzierung,
Qualität und zumeist nicht dem Bedarf
entsprechend finanzierte Angebote für
Kinder mit höherem Unterstützungsbedarf erschweren die Arbeit der freien
Träger. Betroffen sind aber auch die Eltern,
die darauf angewiesen sind, dass ihre
Kinder eine gute und verlässliche Betreuung bekommen, die für diese auch
noch bezahlbar bleibt.
„Viele Leistungsangebote rund um
Schule sind noch getrennt, obwohl sie
eigentlich zusammengehören. Grund sind
oft die unterschiedlichen Finanzierungsquellen, Rechtsbereiche oder Zuständigkeiten“, so Vorstand Günter Ernst-Basten.
Die schulischen Angebote rund um
Schule sind fast überall unübersichtlich, so
Fachreferentin Alexandra Arnold. „Anstatt
die Leistungen zu bündeln, gibt es meist
ein Nebeneinanderher!“
Heide Winther
Detlev Wulff
Mitteln betreuen“. Die Leistungsfähigkeit
des Systems sei nicht nur hoch – sie stoße
auch auf große Akzeptanz: „Wir haben
festgestellt, dass die Schulen ein großes
Interesse daran haben, dass alle zusätzlichen Angebote durch einen verantwortlichen Träger erbracht werden“, so Wulff.
Ähnlich wie der Pool in Lübeck funktioniert auch ein Modellprojekt der Lebenshilfe Sylt im Kleinen. Hier haben eine
Schule und ein Hort ihre Leistungen auf
die Kinder ausgerichtet. Der Geschäftsführer der Lebenshilfe Sylt, Oliver Marko
Pohl stellte das Kooperationsmodell mit
dem Diakonischen Werk kurz vor. Für eine
Klasse von 26 Schülern mit zwei Kindern
mit schweren körperlichen Behinderun-
Aber es gibt auch gute Beispiele.
Wer derzeit über Angebote rund um
Schule redet, kommt an dem ‚Lübecker
Modell‘ – dem Pool-Modell – nicht vorbei.
Der Kreisvorsitzende des PARITÄTISCHEN,
Detlev Wulff stellte das Modell kurz vor
und zählte die Vorteile für alle Beteiligten
auf (Vergleiche sozial Nr.3-2014, S.5).
Sowohl die Kinder also auch Eltern, Lehrer,
Träger, Fachkräfte als auch Steuerzahler
würden von dem Modell profitieren
können, so Wulff. Konkret sieht dies in
Lübeck so aus, dass ein Träger für einen
Schulsozialraum übergeordnet verantwortlich ist und in Kooperation mit anderen Trägern die erforderlichen Angebote
an den Schulen bereitstellt. „Wir konnten
so viel mehr Kinder mit den gleichen
Oliver Marko Pohl
gen und für vier Kinder mit Verhaltensauffälligkeiten wurde der Bedarf an
komplementären Leistungen ermittelt.
Gemeinsam sorgen beide Träger für die
Umsetzung. „Eine sozialräumliche Orientierung des Angebotes“, so Pohl
Die Geschäftsführerin der Lebenshilfe
Steinburg, Heide Winther plädierte dafür,
im Interesse der Kinder das Thema Schule
endlich größer zu denken. „Begreifen
wir doch Schule als Systemteil eines
inklusiven Modells. Eine isolierte Schulbegleitung ist darin nur ein Lückenbüßer.“
Alle Anwesenden sprachen sich dafür
aus, dass die pädagogischen Leistungen
durch freie Träger im Umfeld von Schule
zukünftig gebündelt und als integrierte
Leistung trotz unterschiedlicher rechtlicher und finanzieller Rahmenbedingungen ausgestaltet werden sollten. Die
paritätischen Anbieter seien zu enger
Zusammenarbeit und zu einem integrierten Leistungsangebot in enger Koopera-
Schulkindbetreuung
I
st es für Eltern von Kindern im
Kindergartenalter noch relativ einfach,
das Kind auch am Nachmittag gut betreut
zu wissen (sofern man denn einen
Ganztagesplatz im Kindergarten hat), sieht
die Situation für Eltern von Schulkindern
schon anders aus. Es gibt die unterschiedlichsten Angebote: Betreuungsangebote
an Schulen, die von Elternvereinen organisiert werden, Offene sowie Gebundene
Ganztagsschulen und Horte. Dabei gibt
bisher nur für Horte Vorgaben für
Gruppengrößen und Personalausstattung
(mit Ausnahme von Kindern mit Behinderung). Personalschlüssel für die Nachmittagsbetreuung an Schulen sind oftmals
schlechter, das Personal nicht ausreichend
qualifiziert.
Horte werden
deshalb gerne in
Anspruch genommen.
Dennoch
werden die Hortangebote zurzeit
eher zugunsten
der Betreuung an
Schulen zurückgefahren, so die BeTobias Wahrenburg
obachtung
von
Tobias Wahrenburg, Kreisvertreter des
PARITÄTISCHEN in Nordfriesland, der
sowohl Kitas als auch Offene Ganztagsangebote anbietet. „Die Angebote in den
Offenen Ganztagsschulen variieren stark“.
In einem Positionierungspapier haben die
Mitgliedsverbände des Paritätischen
Schleswig-Holstein sich folgende Frage
gestellt: „Was ist eine angemessene
Lebenswelt für unsere Kinder?“ Was brauchen unsere Kinder, um sich zu entwickeln,
zu entspannen und auch um zu spielen?
Wie und wo sollte ihre Freizeit gestaltet
werden – und welche Unterstützung
benötigen die Kinder dabei? Kinder brauchen Pausen von der Schule – doch wie
können diese gewährleistet sein, wenn die
Betreuung nachmittags im Umfeld der
Schule erfolgen soll? Und welche
Qualifikationen werden benötigt?
Dabei gehe darum, adäquate Lebenswelten in der Betreuung zu schaffen, die
Teilhabe der Kinder zu gestalten, schulkindgerechte Räume und Ausstattung zur
Verfügung zu stellen, ausreichend und
qualifiziertes Personal sowie eine pädagogische Kontinuität sicherzustellen und
durch eine pädagogische Leitung zu
beaufsichtigen. Gemeinsam mit Ministerien, Bildungsträgern, Elternvereinen,
Hort-Trägern und Trägern Offener Ganztagsschulen möchte der PARITÄTISCHE
qualitative Anforderungen an die Schulkindbetreuung erarbeiten. Dabei gelte es,
sich an den Bedürfnissen der Kinder zu
orientieren, mahnen die Mitgliedsorganisationen.
Wichtig seien auch altersgerechte
Angebote, so Tobias Wahrenburg. „Auch
wenn das Land in die Finanzierung der
Offenen Ganztagsangebote an Schulen
einsteigt, muss die Förderung an Mindeststandards gekoppelt sein“, unterstreicht
Wahrenburg. Gleichzeitig benötige es
mehr finanzielle Mittel, wenn das Land
auch die Betreuung an den Schulen übernehme.
– Fortsetzung Seite 5 –
4
tion mit der Schule bereit.
„Jetzt kommt es darauf an, die
Landesregierung, die Landespolitik, die
Schulträger, die Städte und Kreise als
Träger der Jugend- und Sozialhilfe und die
Lehrerinnen und Lehrer mit ins Boot
zu holen. Wir setzen uns für Kooperation anstelle von Vereinzelung und
Konfrontation ein!“, so Ernst-Basten.
5
Noch überhaupt nicht geregelt sei die
Nachmittagsbetreuung von Kindern mit
Behinderungen, kritisiert Doris Blüdorn
vom Landesverband für Körper- und
Mehrfachbehinderte. Integrationshelfer werden nur
für den Schulunterricht an sich
bewilligt, für die
Nachmittagsbetreuung nur in
absoluten Ausnahmefällen. Dadurch
Doris Blüdorn
seien Kinder mit
Behinderungen vielfach von Partizipation
und Teilhabe ausgeschlossen. Die Nachmittagsbetreuung sei somit zu einem
Problem der Eltern geworden – und die
Vereinbarkeit von Beruf und Familie noch
schwieriger. Bei dem Thema Schulkindbetreuung dürften die Kinder mit Behinderungen nicht vergessen werden: „Und
vor allem dürfen Familien mit Kindern mit
Behinderungen nicht schlechter gestellt
werden als Familien mit Kindern ohne
Behinderungen.“ In Zeiten, in denen
Inklusion gelebt werden soll, leider noch
immer keine Selbstverständlichkeit.
Alles in allem ein bunter Strauß unterschiedlichster gesetzlicher Regelungen,
die über die man zwar hinter verschlossenen Türen zwischen Sozialministerium
und kommunalen Verbänden spricht, aber
bisher eher ohne die Anbieter von Horten
und Betreuungsangeboten an Schulen, die
vor Ort die Erfahrungen mit der Ausgestaltung der Angebote haben.
(nk)
sozial Nr. 1.2015
sozial Nr. 1.2015
G u te s L a n d ? !
G u te s L a n d ? !
Flensburger Träger legen landesweit
einmaliges Praxis-Konzept vor:
1,5 Millionen für Sprachförderung bei Flüchtlingen
Sprachförderung in Kitas
G
efördert vom Bundesprogramm
„Frühe Chancen: Schwerpunkt-Kitas
Sprache & Integration“ haben drei
Flensburger Kita-Träger ein Konzept zur
Sprachförderung in Kitas erarbeitet. Ende
2014 übergab der Arbeitskreis Sprache
und Integration (FlakSi) das 53 Seiten starke Papier offiziell an die Vertreter der
beteiligten Träger u.a. auch an Brigitte
Handler, Geschäftsführerin der Kinderund Jugenddienste Adelby1.
Großes Lob erhielten die neun
Autorinnen des Arbeitskreises von der
Kieler Sprachwissenschaftlerin Dr. Reyhan
Kuyumcu, die erklärte, dass es bisher
landesweit keine solche Kommunikationsgrundlage gebe. Sie sei froh, dass das
Förderprogramm um ein Jahr verlängert
worden sei und das Konzept weiter in
den Flensburger Kita-Alltag eingeführt
werden könne. Die SPD-Landtagsabgeordnete Simone Lange will sich in Kiel
dafür einsetzen, die Konzeption landesweit zur Grundlage in Kitas zu machen:
„Sprachstörungen sind auf dem Vormarsch“, sagte Lange. Ulrich Mahler, Leiter
des Fachbereichs Bildung der Stadt
Flensburg, mahnte, dass es sei notwendig
sei, künftig mehr Geld in gut ausgebildetes Personal zu investieren.
Die „Sprachpädagogische Konzeption
für Kindertagesstätten“ enthält Ausführungen zur sprachpädagogischen Grundhaltung, gibt neben theoretischen
Beiträgen und viel Hintergrundwissen
praktische Anleitungen für Betreuungspersonal wie für Eltern. Dabei macht sie
auch Vorschläge zur Vernetzung verschiedener Bildungsangebote.
Weitere
Informationen
über
meier.birgit@stadt.flensburg.de
Die Sprache des Kindes entdecken
„H
a, reingelügt!“ Kindermund tut
Wahrheit kund. Davon kann die
Kieler Sprachwissenschaftlerin Dr. Reyhan
Kuyumcu ein Lied singen – und sie tut es
gern. „Kindersprache ist oft logischer als
unsere Erwachsenensprache“, sagt sie.
„Reingelügt ist ein Beispiel. Da wird
jemand angelogen und fällt auf die Finte
rein. Ist doch klar: Der ist reingelügt worden, warum denn reingelegt?“ Und ist
,Straßenüberquerer‘ nicht anschaulicher
als ,Zebrastreifen‘?“
Doch viele Väter und Mütter machen
sich Sorgen. Wie steht es um die
Sprachentwicklung des Nachwuchses?
Viele verfolgen in den Medien, dass
Störungen in der Sprachentwicklung
zunehmend zum Thema werden. Immer
mehr Kinder im Alter zwischen drei und
neun Jahren brauchen logopädische
Unterstützung.
„Sprachliche Bildung ist eine Eigeninitiative des Kindes“, erklärt Kuyumcu.
„Der Spracherwerb gelingt auch bei den
Kleinen nicht einfach nebenbei. Er ist eine
sehr individuelle Leistung.“ Deshalb
bedeute Sprachförderung nicht, dem Kind
Hilfsprogramme zu verordnen, sondern
„sich auf seine Sprache einzulassen, zu
schauen, wo steht denn der Junge oder
das Mädchen in seiner Entwicklung“.
Vieles, was wie ein Fehler aussieht, stellt
sich bei genauerem Hinsehen als eine
Weiterentwicklung heraus. Entspannen
und das Kind und sein Können positiv
betrachten – das ist der Rat, den die
Expertin besorgten Eltern gibt. „Wenn
ich das Kind in seiner sprachlichen
Entwicklung gut begleiten will, dann
nehme ich mir dafür Zeit, damit Bilder entstehen und sich semantisch wie grammatikalisch entfalten können. Und ich gehe
strukturiert vor.“ Reyhan Kuyumcu empfiehlt vier Schritte:
1. Ich beobachte das Kind positiv:
Welches sprachliche Verhalten zeigt es.
6
Spricht es? Reagiert es auf Ansprache?
2. Ich erfasse und höre genau hin, wie es
sich äußert und lasse mich auf seine – wie
gesagt – oft sehr logische eigene Sprache
ein.
3. Ich verfolge dabei, wie das Kind sie
aus eigenem Antrieb weiterentwickelt: Wie
es erst sagt „Toilette“, wenn es nötig wird.
Dann „Ich Toilette“, weiter „Ich Toilette
gehen“ und schließlich „Ich geh auf die
Toilette“.
4. Mit jedem dieser Entwicklungsschritte
reflektiere ich den Fortschritt, den das Kind
gemacht hat, und begreife, dass manch ein
Fehler, der dabei passiert, ein Fortschritt ist.
Und ich lerne, dass es dem Kind unnötigen
Druck nimmt, wenn ich mich auf seine
Sprache einstelle. Wo Schwierigkeiten auftauchen, kann ich individuell passende
Angebote machen.
Reyhan Kuyumcu leugnet nicht, dass es
in vielen Fällen hilft, professionellen Rat
und kompetente Betreuung in Kindergärten und Schulen zu haben. Das gilt mit
Blick auf ausländische Kinder, die Deutsch
als Fremdsprache lernen. Das gilt aber
auch für immer mehr deutsche Jungen
und Mädchen, die in ihrem sozialen Umfeld
häufig sprachlich nur wenig gefordert
werden.
Anette Schnoor
Sprache kann man nicht kaufen….
S
prache kann man nicht kaufen. Mit
Geld kann man aber Projekte finanzieren, die das Erlernen einer Sprache fördern. Derzeit kommen so viele Flüchtlinge wie schon lange nicht mehr nach
Deutschland. Und die Zahlen steigen weiter (Im Januar stieg die Zahl im Vergleich
zum Vorjahr um 170 Prozent auf 1.087
Flüchtlinge). Viele Flüchtlinge sind jung
und im schulpflichtigen Alter. Da die
Menschen es sich nicht ausgesucht oder
gar geplant haben, nach Deutschland zu
kommen, sprechen viele nicht ein Wort
Deutsch.
Sprache ist aber der zentrale Faktor für
schulische, berufliche, soziale und kulturelle Integration. Dies sieht auch das
schleswig-holsteinische Ministerium für
Schule und Berufsbildung so und hat
kurzfristig 1,5 Millionen Euro für die
Sprachförderung von Flüchtlingskindern
und Kindern nichtdeutscher Herkunft
aufgelegt. Die Mittel sollen Kindern im
Alter von sechs bis 18 Jahren zu Gute
kommen. Ähnlich wie beim Sozialvertrag
sind auch hier die Wohlfahrtsverbände
gefordert, Lösungen zu entwickeln und in
der Fläche umzusetzen.
Mit den Zuschüssen des Landes sollen
Maßnahmen zur Sprachförderung und
zur Integration außerhalb des Unterrichtes für Flüchtlingskinder und andere
Kinder nichtdeutscher Herkunft im
Schulkindalter ermöglicht werden. Bewusst ist der Personenkreis etwas weiter
gefasst. Auch bei den Maßnahmen geht
es nicht um Sprachunterricht, sondern
um die Nutzung lebensweltorientierter
Situationen zur Förderung der Kinder.
Dabei soll insbesondere ehrenamtliches Engagement gefördert und dafür
der professionelle Rahmen ausgestaltet
werden. Es geht um die Ermöglichung
sozialer Kontakte und die damit verbundenen Kommunikationsmöglichkeiten,
über die sozusagen „natürlich“ die sprachliche Entwicklung gefördert wird. Gleichzeitig soll darüber ein Beitrag zur Integration der Kinder und Jugendlichen in
die Gesellschaft geleistet werden.
Wie dies genau aussehen könnte, lässt
der Entwurf des Vertrages bislang offen,
den die Wohlfahrtsverbände Ende März
mit dem Bildungsministerium schließen
wollen.
„Wir haben als PARITÄTISCHER
Schleswig-Holstein die Chance, endlich
Projekte zu initiieren oder zu unterstützen, für die es bisher keine ausreichende
Förderung gab. Der Rahmen der Fördermöglichkeiten ist relativ weit gesteckt.
Angebote eine sinnvolle Ergänzung finden. So gelte es außerhalb des Unterrichts die sozialen Kontakte anzuregen
und so ganz natürliche Kommunikationssituationen herzustellen.
Die Angebote sollen dort stattfinden,
wo die Kinder und Jugendlichen auch
wohnen. Zum einen soll so zusätzlicher
Aufwand durch Fahrten vermieden wer-
Weitere Informationen und Anträge zu
Interessenbekundungen erhalten Sie
unter: vorstand@paritaet-sh.org
Hier wünschen wir uns viele kreative
Projekte“, so Vorstand des PARITÄTISCHEN Schleswig-Holstein, Günter ErnstBasten. Es könnten durchaus auch Projekte gefördert werden, die durch
Initiativen oder Organisationen erbracht
werden, die nicht Mitglied im PARITÄTISCHEN Schleswig-Holstein seien, so
Ernst-Basten weiter. „Uns geht es insbesondere darum, die Hilfen für die Kinder
und Jugendlichen deutlich zu verbessern
und ehrenamtliches Engagement in diesem Zusammenhang zu befördern.“
Die vom Ministerium gesteckten
Rahmenbedingungen sehen vor, dass
auch bestehende Angebote quantitativ
sowie qualitativ erweitert werden können. Wichtig ist es, dass die schulischen
7
den und zum anderen sollen möglichst
die Schulen eng mit eingebunden werden. Mit der Schule aber außerhalb der
Schulzeiten, so lässt sich die Vorstellung
des Ministeriums verdichten. Insbesondere die Nachmittage und die Ferienzeiten sollen durch die geförderten
Projekte auch abgedeckt sein.
Das Ministerium ermöglicht zwar
einen niedrigschwelligen Zugang und
einen vereinfachten Nachweis des Mitteleinsatzes - doch erwartet es wiederum
Qualität: So sollen die eingesetzten
Kräfte neben der nötigen Kompetenz
„über eine ausreichend hohe Sensibilität
für die möglichen Schwierigkeiten interkultureller Kommunikation“ besitzen.
sozial Nr. 1.2015
sozial Nr. 1.2015
Ve r b a n d
Ve r b a n d
Jung, traumatisiert, sprachlos
Rahmenbedingungen der Sozialen Arbeit
Vom Umgang mit Traumatisierten Flüchtlingskindern
Mit kritischem Blick
D
E
s sind Situationen, die sich kaum ein
Erwachsener in Deutschland wirklich
vorstellen kann. Die Kinder und Jugendlichen, die aus Syrien, Afghanistan, Somalia
oder Eritrea nach Deutschland kommen
haben es aber selbst erlebt: Todesangst im
Geschützfeuer, gebrandschatzte Häuser,
Tötungen, Vergewaltigungen, Flucht. Die
Kinder sind traumatisiert.
Dann kommen sie nach Deutschland
und alles ist anders: Eine andere Sprache,
eine andere Kultur, andere Symbole, anderes Klima. „Die Kinder sind völlig entwurzelt. Nichts ist mehr so, wie es in ihrer
Heimat war. Dazu kommt die Erinnerung
an schreckliche Erlebnisse“, so Fachreferentin Ute von Bargen-Sauer. Durch
Traumatisierung und Entwurzelung fehle
diesen Kindern die innere und äußere
emotionale Sicherheit. Die betroffenen
Kinder und Jugendlichen bräuchten in
dieser Situation eine angemessene
Behandlung. Doch viele Einrichtungen
und Fachkräfte sind schlichtweg nicht auf
Menschen mit solchen Grenzerfahrungen
eingerichtet.
„Oftmals ist es schon schwierig eine
Traumatisierung zu erkennen. Die Symptomatik bei Kindern und Jugendlichen ist
sehr heterogen. Die völlige Zurückgezogenheit kann genauso ein Anzeichen sein
wie die Aggression gegen sich oder andere.“ Die Fachkräfte in KiTas, in der Kinderund Jugendhilfe, in Ämtern, aber auch
Ergotherapeuten, Logopäden oder Physiotherapeuten, die mit den Kindern arbeiten,
sind auf eine gute Beobachtungsgabe
angewiesen.
Hinzukomme die Sprachlosigkeit zwischen Fachkräften und Kindern. Die
betroffenen Kinder sprechen in der Regel
nur die Sprache ihrer Heimatlandes oder
einen kaum bekannten Dialekt. Kommunikation ist damit auf andere Kanäle angewiesen.
Kurz: Der Umgang mit Kindern und
Jugendlichen aus Kriegs- und Krisengebieten ist eine besondere Herausforderung für das pädagogische Personal.
Besonders kompliziert wird es, wenn die
eingeübten pädagogischen Reaktionsmuster nicht mehr greifen oder sogar die
Traumatisierung verstärken. „Kinder, die
sich in einer KiTa grübelnd zurückziehen,
lässt man in der Regel gewähren und in
Ruhe. Bei traumatisierten Kindern ist dies
genau verkehrt, weil sich die Gedanken an
die auslösenden Situationen immer tiefer
einprägen“, so von Bargen-Sauer. Vielmehr
müssten hier Angebote gemacht werden
und die Kinder müssten aktiv angesprochen werden.
In Kooperation mit dem Landesverband des Deutschen Kinderschutzbundes
und dem DKSB in Kiel sowie dem
Sozialministerium ist eine eintägige
Fortbildungsveranstaltung entstanden,
die zumindest das Grundwerkzeug zur
Verfügung stellen will. „Wir bekamen
immer wieder Anfragen aus KiTas, Ämtern,
von Ärzten und pädagogischen Kräften.
Und wir haben gemerkt, dass es wirklich
wiederkehrend ähnliche Situationen und
ähnliche Fragen waren“, so von BargenSauer. Alarmiert durch die steigenden
Flüchtlingszahlen und den Anstieg der
Traumatisierungen bei den Erwachsenen,
plante der PARITÄTISCHE zunächst eine
Fortbildung zum Thema anzubieten. „Wir
wurden nahezu von den Anfragen überrannt und mussten kurzfristig drei weitere
Termine zusätzlich anbieten.“
8
Neben dem fachlichen Input soll die
Fortbildung den Teilnehmerinnen und
Teilnehmern aber noch mehr bieten. So
werden konkrete Beispiele aus der Praxis
besprochen und Handlungstipps gegeben. Es soll in jeder Gruppe auch die
Netzwerkkompetenz gestärkt werden. „Es
gibt schon viele gute Angebote in
Schleswig-Holstein. Man muss nur wissen
wo“, so von Bargen-Sauer.
Kurzfristig werden noch weitere Termine für die Fortbildung "Traumatisierte
Flüchtlingskinder in der KiTa" angeboten:
26. März, 9:30 – 16:30 Uhr
12. Juni, 9:30 – 16:30 Uhr
Speziell für den Bereich Kinder- und
Jugendhilfe wird am 26. Juni ein
Fortbildungstag angeboten.
Bei Redaktionsschluss waren die
Plätze fast vergeben. Evtl. können in der
zweiten Jahreshälfte noch Termine angeboten werden. Es besteht aber auch die
Möglichkeit der Inhouse-Schulung. Die
Anpassung der Inhalte auf die besondere
Fragestellung Ihrer Einrichtung ist möglich.
Kontakt: Ute von Bargen-Sauer,
Tel.: (0431) 5602-14
ie Rahmenbedingungen für die
Soziale Arbeit haben sich in den letzten Jahren stark verändert: Einsparungen,
Ökonomisierung, Leistungsverdichtungen, Qualitätsvorschriften und Konkurrenzdruck … All dies wirkt sich auf die
Arbeitsbedingungen und die Menschen,
die hier beschäftigt sind aus.
Der PARITÄTISCHE Schleswig-Holstein
wird sich auf Wunsch des Verbandsrates in
den nächsten Monaten schwerpunktmäßig und mit kritischem Blick mit aktuellen
Bedingungen und den Entwicklungen
auseinandersetzen. Auf seiner letzten
Klausurtagung ließ sich der Verbandsrat
vom Vorstand und den Teamleitungen
einen ersten Überblick über die derzeitige
Situation in allen Feldern der Sozialen
Arbeit präsentieren. Es wurden Nachfrageund Angebotsentwicklungen, Ausbildungs- und Arbeitsbedingungen sowie
Veränderungen im Recht und der
Finanzierung skizziert.
gen hier. „Was macht die Arbeit im Sozialen eigentlich aus? Stehen Entlohnung,
Qualitätsanspruch und Werte noch in
Einklang? Was sind gute Arbeitsbedingungen im Sozialen und wie lassen
sie sich gestalten? Und es geht ums
Geld: Wie stellt sich die Vergütungsentwicklung für Beschäftigte in der
Sozialen Arbeit im Vergleich zu Tarifen in
anderen Branchen dar?“ so Vorstand
Günter Ernst-Basten.
Doch die Arbeitsbedingungen sind
nicht nur durch das Geld geprägt. Auch
die Ausbildungssituation von Fachkräften
wie Erziehern und Pflegekräften beschäftigen den PARITÄTISCHEN. Ein weiteres
Thema ergibt sich aus den Auswirkungen
der Zuwendungsfinanzierung, denn letztlich hat die zeitliche Befristung und die
Ungewissheit, ob ein Projekt fortgeführt
wird, auch Auswirkungen auf die
Beschäftigten.
Der Verband will durch eine kritische
„Was macht die Arbeit im
Sozialen eigentlich aus?
Stehen Entlohnung,
Qualitätsanspruch und
Werte noch in Einklang?“
so Vorstand
Günter Ernst-Basten.
In der Diskussion des Verbandsrates
kristallisierten sich in einem ersten Schritt
drei Schwerpunkte mit dem direkten
Bezug zu den Beschäftigen heraus: Entlohnung, Ausbildungsbedingungen, Zuwendungsrecht. All diese Themenkomplexe haben in der Sozialen Arbeit auch
Auswirkungen auf die Menschen, die dort
arbeiten. Und weil die Fachkräfte der entscheidende Faktor für Leistung und
Qualität der Sozialen Arbeit sind, beginnt
die Betrachtung der Rahmenbedingun-
Analyse ein realistisches Bild der Situation
in einer sich wandelnden und unter Druck
stehenden Branche erhalten.
Drei Fragen an den Verbandsratsvorsitzenden des PARITÄTISCHEN SchleswigHolstein, Klaus Magesching.
Viele Fehlentwicklungen ahnt man oder
bekommt sie ausschnitthaft mit. Welches
Ergebnis brachte die erste Darstellung der
Teamleitungen quer durch alle Felder der
Sozialen Arbeit?
9
Klaus Magesching
Durch die vielen Tätigkeitsfelder der
PARITÄTISCHEN Mitgliedsorganisationen
ergibt sich eine vielschichtige und
differenzierte Situation. Ein Trend der
letzten Dekade ist aber eine durchgängige Verschlechterung der ökonomischen
Rahmenbedingungen. Hier hat die Entwicklung in der Sozialen Arbeit nicht mit
anderen Branchen mitgehalten und wir
wurden abgehängt.
Was wird der PARITÄTISCHE mit den
Erkenntnissen zu den aktuellen Rahmenbedingungen anfangen?
Jetzt befassen wir uns erst einmal mit
einer ausführlichen Analyse. Im Laufe des
Jahres werden wir die Ergebnisse verdichten und auf der Mitgliederversammlung im Herbst zur Diskussion stellen.
Danach werden wir unsere Ergebnisse
und Forderungen in den politischen
Raum tragen.
Was werden die Mitgliedsorganisationen
davon haben?
Wir erwarten, dass die MOs mehr
Rückenwind erhalten und gegenüber
Kostenträgern besser auftreten können.
Letztlich geht es darum, dass wir den
Beschäftigten in unseren Einrichtungen
ordentliche Arbeitsbedingungen bieten
und ein vernünftiges Gehalt zahlen können. Wir haben die Sorge, dass die dramatischen Entwicklungen ansonsten dazu
führen, dass wir in zehn Jahren nicht mehr
genug Fachkräfte haben.
sozial Nr. 1.2015
sozial Nr. 1.2015
Ve r b a n d
Rahmenbedingungen in der Sozialen Arbeit
E
in Faktor, der die Rahmenbedingungen in der Sozialen Arbeit maßgeblich beeinflusst, ist die zunehmende Ökonomisierung. Dass
dieser Begriff mehr als nur ein Schlagwort einer Debatte ist, zeigt das Gespräch zwischen zwei Fachleuten: Fritz Bremer von der
Brücke Neumünster und Jörg Adler, Fachreferent des PARITÄTISCHEN und Leiter des Teams Eingliederung, Rehabilitation und Arbeit.
Beide haben aus ihrer langjährigen Tätigkeit gleichzeitig den Einblick in die konkreten Wirkungen der Ökonomisierung und zudem die
Möglichkeit der Einordnung in einen größeren Kontext.
Die Erkenntnisse der beiden Fachleute sollen zu weiteren Diskussionen und zur Meinungsbildung anregen.
Ökonomisierung
„Angriff auf das Innerste der sozialen Arbeit !?“
Jörg Adler: Was heißt eigentlich Ökonomisierung der sozialen Arbeit, was
bewirkt sie und warum wird so heftig um
diesen Begriff gestritten?
Fritz Bremer: Mit dem Begriff Ökonomisierung wird immer wieder ungenau
umgegangen. Er wird einerseits oft
gleichgesetzt mit Sparpolitik und andererseits damit, dass man auch in sozialen
Einrichtungen betriebswirtschaftlich denken muss. Beides trifft es nicht. Die Ökonomisierung geht viel weiter und greift die
Soziale Arbeit in ihrem Innersten an. Die
Ökonomisierung greift in die Fachlichkeit,
in die Strukturen ein. Sie führt zu beängstigenden Wirkungen bei hilfebedürftigen Menschen, bei Mitarbeiterinnen
und Mitarbeitern und in den Einrichtungskulturen. Ja, die Methoden der
Ökonomisierung wirken sich auf das
Menschenbild und die Haltung in der
Arbeit aus. Sie verändern die Betreuungsbeziehung.
Jörg Adler: Betriebswirtschaftliches
Denken zum Wohle der Menschen mit
Behinderung und der Strukturen der
Einrichtungen habe ich schon sehr positiv
erlebt. Meine erste Begegnung mit einem
Betriebswirt in der Geschäftsführung
einer Einrichtung war vor zehn Jahren im
Ruhrgebiet. Er hat die Betriebswirtschaft
im Sinne der Ideale der Einrichtung eingesetzt, Strukturen und Prozesse optimiert,
aber auch klare Grenzen gezogen, was in
welchem Rahmen finanzierbar ist und
was nicht. Sollte ein betriebswirtschaftlich schwieriges und nicht rentables,
aber ideell gewünschtes Angebot erhalten werden, musste der Verein das Angebot stützen. Die Arbeit des Betriebswirtschaftlers hat sich für die Einrichtung
gelohnt, weil er viele Quellen erschlossen
hat.
Fritz Bremer: Richtig. Natürlich muss
auch in sozialen Einrichtungen gut gewirtschaftet werden; so wie in jeder
Familie und jedem Betrieb auch. Wird die
soziale Arbeit aber nur aus der betriebswirtschaftlichen Perspektive gesehen
und das Handeln ausschließlich von ihr
bestimmt, dann wird es für Inhalte und
Wesen der sozialen Arbeit eng.
Jörg Adler: Einige Begriffe sind durch
die Ökonomisierung in die soziale Arbeit
hineingetragen worden und sie wurden in
der Entwicklung der vergangenen 20
Jahre sehr bestimmend.
Fritz Bremer: Ja, der Kundenbegriff z.B.
In den 90er Jahren wurde er in vielen
Arbeitsfeldern durchgesetzt. Er passt nur
überhaupt nicht. Zum Beispiel psychisch
kranke und behinderte Menschen haben
keine Kundensouveränität. Sie suchen
nicht freiwillig nach einer Ware. Sie können nicht vergleichen und sind fast immer
von dem einen Angebot abhängig. Der
Kundenbegriff und die Debatte um ihn
war der Einstieg in die Entwicklung der
Ökonomisierung. Weitere Schritte waren:
die Übertragung von Qualitäts-Management-Verfahren aus der gewerblichen
Wirtschaft in die soziale Arbeit – zunehmende Ergebnis- und Effizienzorientierung – Aufspaltung der Leistung in
Teilleistungen – enge zeitliche Vorgaben
und Rationierung der Zeit – usw. Das
Alles führte bei vielen Kolleginnen und
Kollegen zu einem Gefühl der Entfremdung in der eigenen Arbeit. Wir hatten bis dahin bei der Entwicklung der
gemeindepsychiatrischen Arbeit den
sicheren Eindruck, dass das, was wir taten
mit den Bedürfnissen der betroffenen
Menschen in Einklang war. Sie waren ja in
die Entwicklung einbezogen. Dann kamen
„QM & Co“ und stellten unser gesamtes
Handeln in Frage. Ein Kollege fragte am
Rande einer QM-Veranstaltung:„War denn
alles, was wir bisher gemacht haben,
falsch?“
Jörg Adler: Die Ökonomisierung hat
nicht nur Auswirkungen auf die Mitarbeiter. Auch die Leistungsberechtigten
sind betroffen. Es stellt sich doch dann die
Frage, was Qualität überhaupt ist?
Fritz Bremer: Genau, wer bestimmt
die Qualität? Definiert wird sie je nach
Interesse. Die Einrichtungsträger und Ihre
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben mindestens zwei Auftraggeber, die
Leistungsträger und den psychiatrieerfahrenen Menschen. Für den Leistungsträger
besteht die Qualität darin, dass die Hilfe
preisgünstig, ausreichend und gut
erbracht wird. Für die meisten psychisch
erkrankten Menschen bedeutet Qualität,
dass sie Zugehörigkeit und Verständnis
erleben können und Mitarbeitende ausreichend Zeit für sie haben.
Jörg Adler: Viel oder wenig, gut oder
schlecht, dass alles ist in der sozialen
Arbeit immer relativ. Ihre Wirkung ist nicht
präzise zu messen, weil es zu viele nicht
erfassbare Faktoren gibt.
Fritz Bremer: Das ist ein wichtiger
Punkt: Die Arbeit z. B. in der ambulanten
psychiatrischen Betreuung lässt sich nicht
messen und schon gar nicht mit den
Instrumenten aus dem produzierenden
Bereich. Dem Inhalt und der Wirkung der
sozialen Arbeit kann man sich nur annähern, indem man die Arbeit und Ihre
Wirkung beschreibt. Und wenn wir eine
Fritz Bremer
positive Wirkung beschreiben können,
dann wissen wir immer noch nicht, was
eigentlich gewirkt hat: Betreuung, Begleitung, Psychotherapie, Medikamente
oder Beziehung?.
Jörg Adler: Während wir so über unsere Arbeit sprechen, fällt mir auf, wie weit
wir in den Verhandlungen der Leistungs-,
Prüfungs- und Vergütungsvereinbarungen von dieser Seite der Fachlichkeit entfernt sind.
Einen der wichtigsten Aspekte der
Fachlichkeit haben wir bisher noch nicht
betrachtet – die Zeit.
Fritz Bremer: Das Thema Zeit spielt in
der Ökonomisierung eine große Rolle. Ein
wesentlicher Schritt in der Rationierung
von Betreuungszeit war die Einführung
der Fachleistungsstunde. Hier sollen zum
einen ganz unmittelbar Einsparungen
erzielt werden und zugleich wird der
Wettbewerb um Preise und Stundenzahlen eröffnet. So wird gesteuert und
gespart mit bedenklichen Folgen.
Jörg Adler: Mir ist ein Beispiel einer
Fehlsteuerung dieser segmentierten
Leistungen bekannt. Die Patientin eines
psychiatrischen Pflegedienstes saß morgens in der dunklen Wohnung, weil nur
noch in einem Raum eine Glühlampe
funktionierte. Der Mitarbeiter des Pflegedienstes drehte keine neue ein, weil er
Jörg Adler
dafür nicht zuständig war. Er schob die
alte Dame zum Waschen unter die funktionierende Lampe und danach wieder
zurück. Am Abend wiederholte sich das
Spiel, so dass die Dame im Dunkeln sitzen
blieb.
Fritz Bremer: Oder – zum Thema
Rationierung: Vor kurzem wurde mir von
dem Bewohner eine Wohngruppe berichtet, er habe Angst vor dem nächsten
Hilfeplangespräch, weil er dann eventuell
‚ambulant‘ wird. Die Sorge, schlechter
gestellt zu werden, ist bei vielen Hilfeempfängern vorhanden.
Jörg Adler: Für die Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter entsteht ein anderer
Druck – knappe Zeit, Sorge um die
Refinanzierung der Arbeit, zunehmende
Dokumentationspflichten und anderes
mehr kollidieren mit den eigenen ethischen, fachlichen Wertvorstellungen. Viele
Kollegen in der Sozialen Arbeit haben
das Gefühl, es persönlich nicht mehr zu
schaffen. Dabei ist es kein persönliches
Leistungs- oder Qualitätsproblem, sondern ein strukturelles Problem.
Fritz Bremer: Vor dieser Individualisierung des Strukturproblems muss man
sich – wenn irgend möglich – hüten.
Jörg Adler: Die Ökonomisierung hat
ungünstige Effekte: kleinere und mittlere
Einrichtungen geraten in Schwierigkei-
– Fortsetzung Seite 11 –
10
11
ten, Fachkräfte arbeiten am Limit Hilfeempfänger fühlen sich ohnmächtig
und Angehörige sind verunsichert …
Müsste die Politik nicht eingreifen?
Fritz Bremer: Es ist dringend notwendig, dass Politik die Ökonomisierung und
ihre Folgen als Themen entdecken. Sie
muss sich um Menschen kümmern, die
als Hilfebedürftige Bürger mit sozialen
Rechten, als Angehörige und als Mitarbeitende durch die hier angedeuteten
Folgen der Ökonomisierung beeinträchtigt werden. Da auch die Strukturen und die
Vielfalt des Hilfesystems, die Wahlmöglichkeiten der Betroffenen, die angemessene
und zeitgemäßen Weiterentwicklung des
Hilfesystems gefährdet sind, ist es höchste
Zeit für ein klärendes und neu orientierendes Eingreifen der Politik.
Fritz Bremer (60) ist Sonderschullehrer,
Dipl.-Pädagoge und Autor zahlreicher
Artikel u.a. zum Thema Ökonomisierung
der Sozialen Arbeit. Genannt sei sein
Buch ‚Tyrannei des Gelingens - Plädoyer
gegen marktkonformes Einheitsdenken
in sozialen Arbeitsfeldern‘ (zusammen
mit Renate Schernus).
Bremer ist Pädagogischer Leiter der
BRÜCKE Neumünster. Er arbeitet seit
1975 in förderpädagogischen und psychiatrischen Einrichtungen.
sozial Nr. 1.2015
sozial Nr. 1.2015
Ve r b a n d
Ve r b a n d
Wertedebatte des PARITÄTISCHEN
Nicht nur ein Kreuz
Jahrelang wurden vor allem ökonomisch geprägte Debatten im Sozialen geführt. Nun möchte der PARITÄTISCHE die ethische Dimension
sozialer Arbeit stärker als bisher in den Fokus rücken. Aufgerufen sich zu beteiligen sind dabei alle: Sowohl die Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter der Geschäftsstellen als auch Ehren- und Hauptamtliche aus den bundesweit über 10.000 Mitgliedsorganisationen des
PARITÄTISCHEN sind ganz herzlich zur Mitwirkung einladen: Statt über Kennzahlen soll über Werte geredet werden. „Über Werte, die unsere Arbeit prägen, die uns wirklich wichtig sind, die uns auszeichnen und die uns über Fachbereichs- und Organisationsgrenzen hinaus verbinden“, so die Pressesprecherin des PARITÄTISCHEN Gesamtverbandes, Gwendolyn Stilling.
Corporate Governance Kodex
D
ie in der letzten sozial angekündigte
Wertedebatte nimmt allmählich Fahrt
auf. Viele Termine stehen bereits fest,
erste Einladungen sind raus und die
Umfrage auf der extra eingerichteten
Website (www.werte.paritaet.org) ist abgeschlossen. Leider lagen die Ergebnisse bei
Redaktionsschluss noch nicht vor.
Fest steht, dass die Umfrage auf ein breites Echo bei den Mitgliedsorganisationen
und den hauptamtlichen wie ehrenamtlichen Personen gestoßen ist. Seit Beginn
der Umfrage haben sich bereits 1.500
Interessierte an der Umfrage mit den fünf
Fragen beteiligt.
Im Kern ging es um die Gewichtung von
Fachlichkeit, Effizienz und Betriebswirtschaft, die Werte der eigenen Organisation,
der persönlichen Werteorientierung und
es ging um die Frage was ist typisch
PARITÄTISCH?
Kennzeichnend für die Diskurstradition
im Verband ist, dass die meisten Fragen
nicht einfach nur ein Kreuz zuließen. Auch
offene Antwortmöglichkeiten waren vorgesehen. Diese wurden reichlich genutzt
und machen jetzt die Auswertung arbeits-
V
intensiv. Ziel ist es aber, bis zum
Verbandstag Ende März in Potsdam die
Ergebnisse präsentieren zu können, um
diese wiederum in die Diskussion dort einfließen zu lassen.
Während der Verbandstag noch weitestgehend den PARITÄTISCHEN Organisationen vorbehalten ist, sollen auf den
anschließenden Regionalkonferenzen die
Mitgliedsorganisationen ihre Impulse in
der Wertedebatte setzen.
Der PARITÄTISCHE Schleswig-Holstein
führt seine Regionalkonferenz gemeinsam
mit den Landesverbänden Hamburg,
Bremen und Niedersachsen durch. Am
23. Juni findet die Veranstaltung in
Hamburg statt. Einen ganzen Tag wird
es Impulsreferate, Diskussionen und
Workshops geben. Auch über die möglichen Formen und Aktionen auf den
Regionalkonferenzen konnte in der Umfrage offen abgestimmt werden.
Vielleicht ist das ja schon etwas typisch
PARITÄTISCHES: Man spricht offen darüber,
wie es weitergehen soll.
Männeropfer sind Sparopfer
S
exuelle Gewalt ist in unserer Gesellschaft eine feste Größe: Es gibt sie
unabhängig von medialen Aufmerksamkeitszyklen und unabhängig von politischen Budgetberatungen. Sexuelle
Gewalt ist dabei nicht einfach ein Straftatbestand. Sexuelle Gewalt hinterlässt
immer Opfer, die mit den Folgen der Tat
leben müssen. Seit Jahrzehnten weiß
man, dass den traumatisierten Opfern
geholfen werden muss. Seit einiger Zeit ist
man sich bewusst, dass es nicht nur
Frauen sind, die Opfer werden. Auch
Männer sind betroffen und brauchen
genauso Hilfe und Unterstützung.
Diese Angebote sind in SchleswigHolstein noch recht rar. Seit einigen
Jahren bemüht sich z.B. das PETZE –
Institut für Gewaltprävention um Männer
die Opfer wurden. Der Bedarf an
Beratungen und Unterstützungen ist da.
Die Mittel jetzt nicht mehr. In den letzten
Haushaltsberatungen wurde das Projekt
nicht mehr berücksichtigt. Kommentar
aus dem zuständigen Ministerium: keiner.
Sparopfer sind die Männeropfer.
12
PETZE hat den Versuch gestartet mit einer
Onlinekampagne Wirkung aus Politik und
Öffentlichkeit herzustellen. Auch der
PARITÄTISCHE hat sich an der Aktion
beteiligt. „Sexuelle Gewalt – auch Männer
haben ein Recht auf Hilfe, weil Hilfe nie
vom Geschlecht abhängig sein darf“, so
Vorstand Günter Ernst-Basten.
Das Scheitern des Projektes ist Beispiel für die schwierigen Rahmenbedingungen Sozialer Arbeit im Allgemeinen und zeitlich geförderter Projekte
im Besonderen.
ertrauen ist eine wichtige Grundlage
von Beziehungen auch auf allen
wirtschaftlichen Ebenen. Die Deutsche
Bank warb nicht ohne Grund lange mit
dem Slogan ‚Vertrauen ist der Anfang von
allem‘ – zu einer Zeit, als das Vertrauen in
Großbanken nicht gerade groß war.
Auch der PARITÄTISCHE SchleswigHolstein ist sich der Bedeutung von Vertrauen in sich und sein Handeln durchaus bewusst. Ganz entscheidend für
die Vertrauensbildung bzw. -erhaltung in
die Arbeit von Vereinen und Verbänden
der Sozialen Arbeit ist immer das
Führungshandeln. „Wenn man Vertrauen
erhalten will, muss man seine Verantwortung für Mittel und Leistungen auch
offen betonen“, so der Vorstand des
PARITÄTISCHEN, Günter Ernst-Basten.
Von Führungskräften wird erwartet,
dass sie nicht nur ihre Aufgaben erfolgreich ausführen, sondern dass sie dabei
auch bestimmte Werte und Normen einhalten. Aber welche sind dies? Woran sollen sich Geschäftsführer und Vorstände
von Verbänden und Vereinen orientieren?
Der erste Schwerpunkt in der Diskussion
um einen PARITÄTISCHEN Corporate
Governance Kodex war deshalb überschrieben mit ‚Grundlagen und Werte‘. Es
ging um nicht weniger als die Basis für
eine gute und verantwortungsvolle
Unternehmensführung. Als wichtige
Themenfelder wurden u.a. identifiziert:
Arbeitgeberrolle, die Rolle der Organisation in der Gesellschaft, der Umgang mit
öffentlichen Mitteln, Transparenz.
„Ich erhoffe mir von einem
PARITÄTISCHEN CGK, dass damit verpflichtende Grundsätze, Regeln und Werte einer
verantwortungsvollen und gute Unternehmensführung benannt werden, die
m. E. bereits in einigen PARITÄTISCHEN
Organisationen gelebt werden“, so der
Geschäftsführer der BRÜCKE SchleswigHolstein, Wolfgang Faulbaum-Decke.
Der Austausch wurde von den
Führungskräften als sehr konstruktiv
bewertet. „Da die Teilnehmerinnen und
Teilnehmer aus unterschiedlichen Bereichen der Sozialen Arbeit kamen, sind verschiedene Sichtweisen eingeflossen, die
am Ende zu optimierten Ergebnissen
geführt haben“, so Barbara Feyer,
Geschäftsführerin der PARIServ GmbH.
Claudia Franke, Prokuristin bei Die
Ostholsteiner, sieht in der Diskussion die
Chance einer „Inventur“. „Das Ergebnis
führt dazu, dass überholtes Denken und
Handeln deutlich wird und verabschiedet
werden kann. Der Corporate Governance
Kodex kann ein Qualitätsmerkmal für den
PARITÄTISCHEN werden“, so Franke.
haben wir mit unserem neuen Leitbild den
Kurs dazu abgesteckt. Für unsere eigenen
Einrichtungen und die Beteiligungen
legen wir jetzt die konkrete Umsetzung in
einem CGK fest. Wir wollen als Vorbild für
unsere Mitgliedsorganisationen vorangehen.
Fragen an Günter Ernst-Basten
3. Für welche Einrichtungen gilt der
PARITÄTISCHE Corporate Governance
Kodex? Wird er später allen 500 Mitgliedsorganisationen übergestülpt?
Unsere Mitgliedsorganisationen sind
auf der Grundlage unserer Satzung und
unseres gemeinsamen Leitbilds frei, ihren
eigenen Weg zu gehen. Wenn es uns
gelingt, mit unserem CGK Vorbild zu sein,
freut uns das.
1. Der CGK kommt ursprünglich aus der
Aktienwirtschaft. Nähern wir uns damit
auch den Gesetzmäßigkeiten der freien
Wirtschaft?
Die Herausforderungen für die gemeinnützigen Einrichtungen der Wohlfahrtsverbände sind besonders hoch: gesetzliche Änderungen haben dazu geführt, dass
sie in vielen Leistungsbereichen wie z.B.
der Pflege im scharfen Wettbewerb mit
privatwirtschaftlichen Anbietern stehen.
Gleichzeitig stehen für die gemeinnützigen Organisationen ihre Werte im Zentrum des Handelns. Im PARITÄTISCHEN SH
13
2. Brauchen wir Regeln für eine gute
Unternehmensführung? Oder nährt die Diskussion nicht eher das Misstrauen gegen
Führungskräfte?
Wir haben uns vorgenommen, im
PARITÄTISCHEN CGK festzulegen, auf welcher Wertegrundlage wir unsere Arbeit
gestalten, wie wir unsere Organisationen
aufstellen, wie wir Transparenz herstellen
und wie wir zu Wettbewerb und
Konkurrenz stehen. Wenn es uns gelingt,
dies verständlich und glaubwürdig zu
kommunizieren, dann werden wir das
Vertrauen in uns und unsere Arbeit weiter
stärken.
4. Bis wann wollen Sie fertig sein?
Im Herbst 2015 wollen unseren CGK der
Mitgliederversammlung zur Diskussion
vorzulegen.
sozial Nr. 1.2015
sozial Nr. 1.2015
Fo r t b i l d u n g
Fo r t b i l d u n g
Begegnungen
Profit meets Nonprofit
D
ie Unterscheidung von Profit und
Nonprofit-Unternehmen scheint
durch die Begriffswahl zwei Welten voneinander zu trennen. Auf der einen Seite
stehen scheinbar Unternehmen, die nichts
anderes tun als Rendite zu erwirtschaften
und auf der anderen Seite Organisationen,
die sich ‚nur‘ um ihre sozialen Aufgaben zu
kümmern brauchen.
Doch in beiden Organisationsformen
arbeiten Menschen und in beiden gilt das
Gebot, mit den vorhandenen Mitteln möglichst wirtschaftlich umzugehen und die
Ziele der Organisation möglichst umfassend zu erreichen. In beiden Organisationsformen müssen Führungskräfte nicht
nur ihre Aufgabe erledigen, sondern ihre
Rolle finden. So sind Fortbildungen für
Führungskräfte im Profit wie im Nonprofit
Bereich eine besondere Herausforderung.
Gerade in der Sozialen Arbeit sind zunehmend Führungs- und Managementqualitäten wie in der Wettbewerbswirtschaft
nötig. Vor dem Hintergrund steigender
1. Führungskräfte-Coaching
In einer immer komplexeren, schnelleren
und risikoreicheren (Sozial-)Wirtschaftswelt steigen die Anforderungen an
Führungskräfte. Die rasanten Veränderungen und die wachsende Komplexität im
Arbeitsalltag verbunden mit anspruchsvollen Zielvorgaben stellen hohe Anforderungen an Führungskräfte: Wie kann ich
meine Führungskompetenz optimieren?
Wie kann ich die Kommunikation mit meinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern
verbessern? Wie motiviere ich mein Team?
Wie kann ich die Selbstverantwortung meiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern fördern? Wie gehe ich mit Konflikten um? Das
Führungskräfte-Coaching bietet einen
Raum für individuelle Reflektion, Austausch
und Bearbeitung von Anliegen aus der
eigenen Führungsrolle und -funktion. Das
Coaching richtet sich an Geschäftsführungen, Bereichsleitungen, Abteilungsleitungen und andere Führungskräfte aus
dem Profit- und Non-Profit-Bereich. Das
Coaching ist in sechs Modulen angelegt
und startet am 28. April 2015.
Ansprüche an Führungskräfte in der
Sozialen Arbeit ist neues Know-how oftmals ausschlaggebend für die Entwicklung und den Erfolg der Organisation.
Andererseits brauchen insbesondere
Führungskräfte aus dem Profitbereich ver-
2. Die Führungsrolle annehmen
Die Aufgaben von Führungskräften in
Unternehmen haben sich in den letzten
Jahren sehr verändert. Das Managen der
Organisation tritt immer mehr in den
Vordergrund des täglichen Handelns.
Führungskräfte sind nicht mehr Teil des
Teams, sie heben sich durch die Übernahme von Personalverantwortung von den
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ab. Das
Seminar will Führungskräfte dabei unterstützen, sich eine Führungsrolle zu erarbeiten und anzueignen. Die besondere Rolle
von Führungskräften bei der Gestaltung
von Informations-, Entscheidungs- und
Kommunikationsstrukturen soll reflektiert
werden, um Sicherheit in der Gestaltung
von partizipativen Prozessen zu gewinnen.
9. + 10. November 2015
stärkt soziales Einfühlungsvermögen im
Umgang mit Mitarbeitenden.
Die Leiterin des Fortbildungsbereiches
beim PARITÄTISCHEN Schleswig-Holstein,
Ute von Bargen-Sauer, hat aus diesen
beiden gegensätzlichen Trends ein neues
Fortbildungsformat gemacht:
Profit meets Nonprofit. „Der besondere
Gewinn dieser Qualifizierungsreihe liegt
darin, dass sowohl Führungskräfte aus
dem Profit- als auch aus dem NonprofitBereich angesprochen werden und damit
die Möglichkeit besteht, aus den jeweils
anderen Arbeitsfeldern zu lernen“ so
von Bargen-Sauer. Die Begegnung von
Führungskräften aus der Wirtschaft und
solchen aus der Sozialen Arbeit soll also
nicht nur ein Nebeneinander, sondern ein
austauschendes Miteinander sein. Aus der
Idee – die in dieser Form bisher einmalig
ist – sind drei Angebote entstanden: Ein
Coaching für Führungskräfte, ein Seminar
zur Führungsrolle an sich und ein
Zertifikatskurs mit sechs Modulen.
3. Zertifikatskurs für Führungskräfte
(Sechs Module, Start 29. Juni 2015)
Unternehmen, Personalverantwortliche
und Führungskräfte sehen sich dem
drohenden bzw. schon jetzt spürbaren
Fachkräftemangel ausgesetzt. Bei der
derzeitigen Situation sind erfolgreiche
Konzepte zur Personalbindung und –
gewinnung nicht so einfach zu entwickeln
und durchzuführen. Prognosen sagen aus,
dass der Wettbewerb um qualifiziertes
Führungspersonal ansteigen wird, bis zum
Jahr 2025 werden in Norddeutschland
40% der Gesamtbevölkerung 65 Jahre und
älter sein.
Das bedeutet, dass durch den demographischen Wandel der Bedarf an
Nachwuchskräften wachsen wird. Darüber
hinaus haben sich die Anforderungen an
die Arbeitsfelder deutlich verändert.
Politische, gesetzliche und gesellschaftliche Veränderungen lassen neue Anforderungen an Führungskräfte entstehen, die vorhandene Vielfalt will gestaltet
werden.
Führungskräfte brauchen daher besondere Unterstützung, um z. B. die Anbindung
in „virtuellen“ Teams herzustellen, Gestaltungsspielräume in der Arbeit als Motivation zu schaffen sowie neue Strategien
für die Gewinnung bisher nicht erreichter
Personengruppen zu entwickeln. Der
besondere Gewinn dieser Qualifizierungsreihe liegt darin, dass sowohl Führungskräfte aus dem Profit- als auch aus dem
Nonprofit-Bereich angesprochen werden
und damit die Möglichkeit besteht, aus den
chenden Instrumente einzusetzen. „Die
Führungskräfte sollen bei der Identifikation mit ihrer Position unterstützt werden. In dem Modul werden unterschiedliche Methoden vorgestellt, die bei der
Führung von Mitarbeiterinnen und
Mitarbeitern hilfreich sind“, so von BargenSauer.
Führungskräfte haben sich aber nicht
nur um die eigene Qualität zu sorgen. In
Modul 2 geht es deshalb darum, Personal
zu qualifizieren und Teams zu entwickeln.
„Die Führungskräfte
sollen bei der
Identifikation mit ihrer
Position unterstützt werden.
In dem Modul werden
unterschiedliche Methoden
vorgestellt, die bei der
Führung von
Mitarbeiterinnen und
Mitarbeitern hilfreich sind“,
so von Bargen-Sauer.
anderen Arbeitsfeldern zu lernen.
Die Inhalte des Zertifikatskurses orientieren sich an aktuellen und zukünftigen
Herausforderungen von Führungskräften
in den unterschiedlichen Bereichen der
Sozialwirtschaft. Modul 1 thematisiert
dabei die Führungsrolle. Zunächst gilt es,
diese aktiv anzunehmen und die entspre-
Menschen und Gruppen haben oftmals
Ressourcen, die sich nicht optimal entfalten. Durch Instrumente wie Potenzialanalysen, ein gezieltes Personalmanagement
und -qualifizierung werden Führungskräfte in die Lage versetzt strategische
Personalentwicklungsprozesse in Gang zu
setzen.
Fre i w i l l i g e n d i e n s te
Nordjob
E
in gelungener Übergang von der
Schule in die Ausbildung, Studium
oder in ein anderes Bildungsangebot, wie
zum Beispiel ein Freiwilligendienst, entscheidet oft über den erfolgreichen Start
in das Berufsleben. Um möglichst gute
Startchancen zu haben, sollten sich die
jungen Menschen über ihre individuellen
Fähigkeiten, Talente und Potenziale Gedanken machen. Es lohnt sich, sich gezielt
und frühzeitig über Berufs-, Bildungs- und
Karrierewege zu informieren.
Bei über 100 Ausstellern (Beratungsinstitutionen, Unternehmen/Arbeitge-ber,
Hochschulen und Berufsfachschulen) können sich die Schüler/innen in vorab fest
vereinbarten Gesprächsterminen über
berufliche Wege informieren und gezielte
Antworten auf die Frage: „Schule – und
was dann?“ finden.
– Fortsetzung Seite 15 –
14
Wie sich die eigene Organisation für die
Zukunft formen lässt, will Modul 3 vermitteln. Die unterschiedlichen Methoden der
Organisationsentwicklung werden untersucht. Mittels einer Potenzialanalyse zur
Ergebnisverbesserung lässt sich die eigene
Effizienz in der Organisation steigern.
Führungskräfte müssen gerade in der
Sozialen Arbeit für eine gute Kommunikation sorgen. Ein Teil davon sind immer
wieder Mitarbeitergespräche. Wie sowohl
geplante Zielvereinbarungsgespräche, als
auch akute Kritikgespräche sicher geführt
werden können vermittelt Modul 4.
Immer wichtiger für Organisationen der
Sozialen Arbeit sind Image und PR. Begriffe,
die lange Zeit nur von Unternehmen im
Profitbereich genutzt wurden, gewinnen
auch in der Sozialwirtschaft immer mehr
an Relevanz. Politik, Verwaltung, Nutzer und
Medien wollen wissen, was die Einrichtung macht und wie viel Professionalität
man erwarten kann. Führungskräfte lernen
in Modul 5, die Außenwirkung ihrer
Organisation zu optimieren.
Letztlich hängt das Wohl und Wehe
einer Organisation heute auch vom
Verhandlungsgeschick der Führungskraft
ab. Mit Argumentationsmethoden und
Gesprächsführungselementen lernen die
Teilnehmerinnen und Teilnehmer alle
Verhandlungssituationen sicher und
erfolgreich zu gestalten.
Die Module sind nicht einzeln buchbar.
Für das Zertifikat ist die Teilnahme an 80%
der Module notwendig.
15
Auch die Paritätischen Freiwilligendienste werden am 16. und 17. Juni in der
MuK in Lübeck mit einem Informationsstand auf der Messe vertreten sein und
über ihr Angebot informieren. Oftmals
wissen Schülerinnen und Schüler noch
nicht, welchen Berufsweg sie einschlagen
möchten. Ein Freiwilligendienst bietet
daher eine optimale Möglichkeit, um sich
zu orientieren.
sozial Nr. 1.2015
sozial Nr. 1.2015
Ve r b a n d
Fre i w i l l i g e n d i e n s te
Bunt statt braun
Ich bin Mensch
FSJler und Bundesfreiwilligendienstler setzen ein bewusstes Zeichen:
Als Mensch für Toleranz und Gleichheit
D
er PARITÄTISCHE Wohlfahrtsverband
Schleswig-Holstein ist bewusst ein
parteipolitisch unabhängiger Verband.
Die Parteinahme für oder gegen ein politisches Lager soll eigentlich unterbleiben;
der Verband steht für Toleranz gegenüber
Andersdenkenden. Aber wie weit kann
jede Bewegung stellen, die die Ungleichheit
betont und Ausgrenzung fordert?
Der PARITÄTISCHE Schleswig-Holstein
hat sich kurzfristig entschlossen einem
breiten Bündnis demokratischer Kräfte
und Organisationen in Kiel beizutreten.
Rund 100 Initiativen aus Politik, Wirtschaft
Statt braun mit Regenbogenfahne und rotem Schal: Verbandsrätin Ursula Schele
Toleranz gehen? Die Ereignisse in den
letzten Wochen und Monaten haben eine
Diskussion innerhalb der Leitungsebene
des PARITÄTISCHEN ausgelöst: Muss man
sich nicht gegen jegliche Bewegung stellen, die versucht die freiheitlichen Strukturen in unserer Gesellschaft auszuhebeln?
Seien es nun die Angriffe auf die Pressefreiheit durch Islamisten oder seinen es
Bewegungen, die Demonstrationen gegen
Menschen organisieren, die in Deutschland
Schutz suchen. Muss man sich nicht gegen
dungen über die Sozialen Netzwerke mit
rund 5.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern an der Demonstration gerechnet. Es
kamen aber mehr als doppelt so viele. Die
Polizei schätzte die Teilnehmerzahl auf
rund 11.000 Menschen. Damit war es eine
der größten Demonstrationen, die Kiel je
Idun Hübner von der ZBBS e.V. Kiel , links Krystyna Michalski, Fachreferentin für Migration
und Gesellschaft – darunter auch viele
Mitgliedsorganisationen des PARITÄTISCHEN – haben gemeinsam zu einer
Demonstration unter dem Motto: „Dies
ist unsere Stadt – die Kiel Region ist weltoffen“ aufgerufen.
Weil es im Kern um die Verteidigung unserer gesellschaftlichen Basis geht, hat der
PARITÄTISCHE dann auch in einem Rundbrief seinen Mitgliedsorganisationen die Teilnahme an der Demonstration empfohlen.
Die Veranstalter haben nach Rückmel16
gesehen hat. Die PEGIDA-Bewegung
(Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes), gegen die
sich die Demonstration hauptsächlich
richtete, hat sich bisher in SchleswigHolstein noch nicht als Massenbewegung
wie in Dresden etablieren können. Die
Gruppe unter dem Namen Schegida ist derzeit nur auf Seiten Sozialen Netzwerke
aktiv. Vielleicht hat das deutliche Zeichen
der Kieler Groß-demo bisher eine entsprechende Bewegung verhindert.
D
ie Anschläge von Paris und die
Demonstrationen der Pegida-Bewegung beherrschen die Schlagzeilen und
die aktuellen Diskussionen. Junge Teilnehmende am Freiwilligen Sozialen Jahr
und Bundesfreiwilligendienst, die eine
Fachtagung beim PARITÄTISCHEN Wohlfahrtsverband Schleswig-Holstein besucht
haben, konnten sich am Rande der
Veranstaltung über die Morde von Paris
einerseits und deren Instrumentalisierung
durch Pegida andererseits informieren. Im
Sinne der ‚je suis Charlie‘-Aktionen und
unter dem Motto ‚Ich bin Mensch‘ wollten
die meisten der Teilnehmer ein deutliches
Zeichen für Toleranz und für Gleichheit
setzen.
Tim Andres (19) macht seinen Bundesfreiwilligendienst derzeit in einem Kinderheim in Sterup in der Nähe von Flensburg.
Er hatte das Attentat in Paris zufällig live im
Fernsehen gesehen. Er war erschrocken
darüber, dass eine solch brutale Tat in
Westeuropa stattfinden kann.
Ihm ist wichtig, dass man sich öffentlich
mit Minderheiten solidarisch zeigt. „Viele
Ängste werden durch Medien zu stark
befördert.“
Eine ähnliche medienkritische Position
vertritt auch Christian Löbbler (20) Bufdi
bei der BRÜCKE in Elmshorn: „Wir sehen in
den Medien nur die Islamischen Extremisten. Dies erzeugt ein falsches Bild von
Muslimen. Wir dürfen das Spiel mit solchen
Menschen sich mit extremistischen EntÄngsten nicht zu lassen“, so Löbler. Er tritt
wicklungen auseinandersetzen und eine
dafür ein, offen die Diskussion mit Anhändeutliche Position beziehen“.
gern der Pegida-Bewegung zu suchen.
So entstand in der Gruppe auch die
Louis Reimann (20) sieht in der PegidaIdee zu einem gemeinsamen Foto als
Bewegung einen gefährlichen Nährboden,
Zeichen für Toleranz und Gleichheit. Auf
auf dem sich extreme Meinungen ausbreidem Gruppenfoto sind die meisten der
ten können. „Pegida
pauschaliert zu stark“,
so Reimann, der seinen Bundesfreiwilligendienst in der KiTa
des Studentenwerkes
ableistet.
Die drei jungen
Männer stehen exemplarisch für Viele: Die
jungen Teilnehmerinnen und Teilnehmer
an der Fachtagung
Tim Andres, Louis Reimann, Katrien Braun und Christian Löbler ….
brachten ihre Besorgnis über die aktuellen Entwicklungen zum
Tagungsteilnehmer und einige MitarbeiAusdruck und wollten öffentlich ein
tende aus der Landesgeschäftsstelle des
Zeichen setzen.
PARITÄTISCHEN Schleswig-Holstein zu
Bildungsreferentin Katrien Braun hat
sehen.
für die Zusammenstellung der InformaDer PARITÄTISCHE setzt sich als
tionen und das gemeinsame Fotoprojekt
Wohlfahrtsverband für eine tolerante und
gesorgt. „Wir haben den Teilnehmern
offene Gesellschaft ein. Unabhängig von
keine fertige Meinung präsentiert, sonReligion, kultureller oder sozialer Herkunft,
dern mit einer unkommentierten InformaSprache, sexueller Orientierung, oder Betionsauswahl zur Bildung einer eigenen
hinderung sollen alle Menschen die gleiHaltung angeregt. Dem Team der Freiche und gerechte Chance auf ein selbstbewilligendienste ist wichtig, dass die jungen
stimmtes Leben in Würde haben.
17
sozial Nr. 1.2015
sozial Nr. 1.2015
Armut
Armut
Armutsbericht
Armutsatlas des DKSB
Schleswig-Holstein: Kinder und Alleinerziehende besonders betroffen. Auch Altersarmut steigt.
„N
och nie war die Armut in Deutschland so hoch und noch nie war die
regionale Zerrissenheit so tief wie heute.
Deutschland ist armutspolitisch eine tief
zerklüftete Republik“, so Ulrich Schneider,
Hauptgeschäftsführer des Paritätischen
Gesamtverbandes. Die Armut in Deutschland sei innerhalb nur eines Jahres geradezu sprunghaft von 15,0 Prozent (2012) auf
15,5 Prozent (2013) gestiegen. Rein rechnerisch bedeutet dies einen Anstieg von 12,1
auf 12,5 Millionen Menschen. Am stärksten
betroffen seien die Bundesländer Bremen,
Berlin und Mecklenburg-Vorpommern.
Erstmalig beleuchtet der Paritätische in
seinem Bericht zur Armutsentwicklung
auch besondere Risikogruppen. Das höchste Armutsrisiko von allen Haushalten
zeigten danach mit 43 Prozent Alleinerziehende. Besondere Aufmerksamkeit sollte zudem nach Ansicht des Verbandes den
Rentnerinnen und Rentnern gewidmet
werden.
„Armut und regionale Ungleichheit sind
in erster Linie hausgemacht und das
Ergebnis politischer Unterlassungen“, kritisiert Schneider. Der Verband fordert ein
umfassendes Maßnahmenbündel zur
Armutsbekämpfung.
Der Armutsbericht des PARITÄTISCHEN
Prof. Rolf Rosenbrock
ergibt für Schleswig-Holstein mit Platz 4 im
Länderranking ein moderates Ergebnis zumindest auf den ersten Blick. Die Zahlen
sind aber differenziert zu betrachten, denn
bei genauerer Analyse ist innerhalb des
Bundeslandes von Süd nach Nord ein deutliches Wohlstandsgefälle offensichtlich. So
ergibt sich eine gute Position vor allem
durch den gut situierten ‚Speckgürtel‘ rund
um Hamburg.
Besonders die Städte Kiel, Flensburg,
Neumünster und Lübeck haben sehr hohe
Armutsquoten, die vergleichbar sind mit
denen von Städten im Ruhrgebiet oder in
den östlichen Bundesländern. Viele Menschen in Schleswig-Holstein sind von der
guten konjunkturellen Lage abgekoppelt.
Besonderes Augenmerk hat der
PARITÄTISCHE Schleswig-Holstein auf die
Situation von Kindern und Jugendlichen:
Sie sind von den Auswirkungen der Armut
besonders betroffen. Mit 16,0 Prozent liegt
der Anteil der Kinder unter 15 Jahre in
Schleswig-Holstein, die in einem Haushalt
einer sog. Bedarfsgemeinschaft leben, über
dem Bundesdurchschnitt (15,4 Prozent
SGB II-Quote). Die Städte im Norden
brechen dabei traurige Rekorde: Die
Landeshauptstadt Kiel liegt mit 30 Prozent
gleichauf mit Städten östlichen Bundesländern und Städten im Ruhrgebiet.
Kiel: 30, 0 Prozent (8.497 Kinder
von 0-15 Jahren)
Lübeck: 28,1 Prozent (7.214 Kinder
von 0-15 Jahren)
Neumünster: 29,7 Prozent (3.013 Kinder
von 0-15 Jahren)
Flensburg: 28,7 Prozent (2.876 Kinder
von 0-15 Jahren)
18
Dauerhafte Armut bei Kindern gefährdet eine normale Entwicklung, darauf weist
der Deutsche Kinderschutzbund in Schleswig-Holstein hin. So führt mehrjährige
Armut bei betroffenen Kindern nachweislich zu gesundheitlichen Nachteilen, zur
Verschlechterung von Bildungschancen
und zu einer starken Beeinträchtigung der
sozialen und kulturellen Teilhabe.
„In einem Bundesland, das scheinbar
wenig Armut hat, leben unerträglich viele
Kinder in armen Familien. In den Städten
Schleswig-Holsteins lebt fast jedes dritte
Kind über einen längeren Zeitraum oder
dauerhaft unter Bedingungen, die es ausgrenzen und seine Chancen auf Bildung
und Teilhabe deutlich reduzieren“, so der
Vorstand des PARITÄTISCHEN SchleswigHolstein, Günter Ernst-Basten.
„Es wird Zeit, dass das Thema Armut in
Schleswig-Holstein öffentlich wird. Die
Politik ist aufgefordert, sich mit dem
Problem und möglichen Lösungen auseinanderzusetzen“, so Ernst-Basten weiter.
Besorgt zeigt sich der PARITÄTISCHE
Schleswig-Holstein auch über die stark
steigende Armut bei Alleinerziehenden
und bei älteren Menschen.
„Der PARITÄTISCHE fordert die Landespolitik auf, sich dem Thema Armut verstärkt
zu stellen. Jährliche Erstellung eines
Armutsberichtes für Schleswig-Holstein
unter spezieller Berücksichtigung der
Situation von Kindern und Jugendlichen“,
so Ernst-Basten.
D
er Landkreis Stormarn im Speckgürtel Hamburgs ist reich. Er zählt –
gemessen an seiner geringen Armutsquote – bundesweit zu den wohlhabenden Kreisen. Doch auch hier gibt es Armut
speziell unter Kindern.
2009 hat der Deutsche Kinderschutzbund, Kreisverband Stormarn e.V. den 1.
Armutsatlas vorgelegt. Mit dem zweiten
Armutsatlas soll mit Nachdruck auf die
andauernd schwierige Situation von
armen Kindern hingeweisen werden.
„Gerade in einem sehr reichen Landkreis
ist die Diskrepanz zwischen den Kindern
den es sehr gut geht und den Kindern die
arm sind sehr hoch und damit der Druck
auf die alltäglichen Lebenssituation der
Kinder und Familien immens,“ sagt Ingo
Loeding, Geschäftsführer des DKSB im
Kreis Stormarn.
Mit der Einführung des „Bildungs- und
Teilhabepakets“ wurde erstmals definiert,
welche Kinder als arm gelten. Betroffen
sind Kinder, die ALG II (Hartz IV) bekommen genauso wie Kinder im Wohngeldbezug, Empfänger des Kinderzuschlags,
Kinder, die Sozialhilfe erhalten oder Kinder, die unter das Asylbewerberleistungsgesetz fallen. Jedes 12. Kind lebt im Kreis
Stormarn von Sozialgeld (Hartz IV). Die
Gruppe der anderen Kinder (Wohngeld,
Kinderzuschlag, Sozialhilfe, Asylbewerberleistungsgesetz), ist nahezu noch einmal
so groß. Demnach ist im reichen Kreis
Stormarn jedes 6. Kind, das sind ca. 6.500
Kinder, von Armut betroffen!
Die Änderungen beim Sozialgeld und
„Bildungs- und Teilhabepaket“ greifen
erste Probleme auf ohne sie wirklich zu
lösen. So sind die bürokratischen Hürden
und die damit verbundenen Schwierigkeiten bis heute nicht behoben. „Besondere Sorgen macht uns die Entwicklung
der Schulzuzahlungen, also Kosten, die
Eltern tragen, damit ihr Kind am Unterricht
teilnehmen kann. Nach dem sogenannten
„Bildungs- und Teilhabepaket“ stehen
Kindern 100 Euro pro Schuljahr zur
Verfügung. Seit vielen Jahren erhebt der
Kinderschutzbund die realen Kosten. Sie
belaufen sich auf bis zu 500 Euro im
Schuljahr. Wenn wir die Berechnung
des Regelsatzes anschauen, sehen wir,
dass diese Mehrkosten vom Betrag für
Nahrung, Bekleidung usw. genommen
werden müssen“, sagt Ingo Loeding.
Auch die Entwicklung des Regelsatzes
für Kinder ist äußerst kritisch zu bewerten.
Hier hat sich die Situation deutlich verschlechtert. Armut mindert in gravierender Weise die Entwicklungs- und Lebenschancen dieser Kinder. Häufig entstehen
Situationen von Ausgrenzung und sozialer
Isolierung. Der komplette Armutsbericht ist
erhältlich unter: info@dksb-stormarn.de
Pflege
Pflegesatz: Verhandlung tut Not
P
flegesatzverhandlungen: Die Fronten
sind klar. Die eine Seite bietet Pflege die andere Seite in der Regel zu wenig
Geld. Während die Pflegeseite sich zwischen zwei Pflegesatzverhandlungen auf
die Pflege konzentriert, macht die
Gegenseite nichts anderes: Sie verhandeln
mit Pflegeanbietern. Jeden Tag. Die
Vorteile in der Verhandlung liegen damit
eindeutig bei den Verhandlungsprofis.
Hinzu kommt für die Pflegeheimbetreiber,
dass das Pflegesatzgeschehen in Schleswig-Holstein sehr komplex ist. Viele
Pflegeheimbetreiber lassen sich deshalb
von externen Beratern in den Verhandlungen begleiten. Diese haben zwar meist
eine betriebswirtschaftliche Expertise, die
Kenntnis der Pflegelandschaft ist nur
vordergründig. Eine umfassende Begleitung bei Pflegesatzverhandlungen tut
also Not.
Bisher hat der PARITÄTISCHE für die
Pflegesatzverhandlungen seiner Mitgliedsorganisationen punktuell Knowhow und Beratung angeboten. Die
Vorteile einer Begleitung durch den
Verband liegen auf der Hand: Die
Fachreferenten des PARITÄTISCHEN verfügen aus ihrer Arbeit über das aktuelle
Fachwissen rund um Vergütungen. Auch
die aktuellen Diskussionen aus den entsprechenden Gremien (z.B. der Landespflegesatzkommission) sind den Fachreferenten bekannt. „Dieses Wissen haben
wir immer schon zum Vorteil unserer Mitgliedsorganisationen und deren Einrichtungen in die Verhandlungen eingebracht“, so der Experte für die Pflegesatzverhandlungen beim PARITÄTISCHEN
Schleswig-Holstein, Sven Mischok.
Der PARITÄTISCHE hat seine Dienstleistung für Mitgliedsorganisationen hier
erweitert, so dass es nunmehr möglich ist,
sich vor und während der Pflegesatzverhandlungen intensiver beraten lassen.
Auch die Begleitung umfänglicher und
langwierigerer Pflegesatzverhandlungen
ist jetzt möglich.
Fachreferent Sven Mischok sieht dies
für dringend geboten an: „Pflegeein19
richtungen arbeiten in der Mehrzahl am
gerade auskömmlichen Minimum. Steigende Kosten finden in den Verhandlungen oftmals keine
Berücksichtigung.
Viele Leistungen der
Betreiber
werden
schlichtweg nicht vergütet“, so Mischok.
Die Verhandler der
Pflegekassen kennen
natürlich alle Rahmenbedingungen. Sie wissen um die rechtlichen, vertraglichen und betriebswirtschaftlichen Möglichkeiten der Vertragsgestaltung. Doch für die Verhandlung
kommt noch ein weiterer Punkt hinzu, der
Sven Mischok besonders wichtig ist: Die
Verhandlungspsychologie. „Wir geben
den Einrichtungen konkrete Verhandlungstipps und gestalten aktiv den Ablauf
einer Verhandlung“, so Mischok. Über die
genauen Modalitäten dieses Angebotes
erfahren Sie mehr bei: Sven Mischok, Tel.
(0431) 5602-80; mischok@paritaet-sh.org
sozial Nr. 1.2015
sozial Nr. 1.2015
Inklusion
M i tg l i e d e r
Noch viele Aufgaben
S
Für alle: Ostholstein
B
arrierefreiheit meint mehr als abgesenkte Bordsteine und Rampen zum
Hintereingang. Viele Orte und Gemeinden sind noch weit davon entfernt, sich
wirklich barrierefrei zu nennen. Das
ändern will das
Projekt „Ostholstein
erlebbar für alle –
Bereit für Inklusion
und Barrierefreiheit“ der Lebenshilfe Ostholstein
und des Kreises
Ostholstein. Als Ziel haben sich die
Initiatoren auf die Fahnen geschrieben,
Ostholstein zu einer Region zu machen, in
der „alle Menschen mit und ohne
Behinderung, unterschiedlichen Alters,
Geschlechts oder ethnischen Hintergrunds als Bürger und Bürgerinnen, Gäste
oder Kundinnen und Kunden willkommen sind und selbstverständlich ohne
Barrieren am gesellschaftlichen Leben
teilhaben können.“ Für das Thema sensibilisieren, zu zeigen, dass Inklusion und
Barrierefreiheit Themen sind, die alle
angehen: Das verfolgt das Projekt. Es
gehe darum, so die Lebenshilfe Ostholstein, Aktions- oder Handlungspläne
zu entwickeln, wie man sich im Kreis
aber auch in Städten und Gemeinden
diesem Ideal nähern kann.
Bereits im Jahr 2009 hat Deutschland
die UN-Konvention für die Rechte von
Menschen mit Behinderung ratifiziert
und sich damit verpflichtet, „die volle
Verwirklichung aller Menschenrechte
und Grundfreiheiten für alle Menschen
mit Behinderung zu gewährleisten und
zu fördern.“ Inzwischen haben fast alle
Bundesländer einen Aktionsplan entwikkelt und verabschiedet oder einen
Entwurf vorgelegt – bis auf Sachsen und
Schleswig-Holstein, wo Aktionspläne
noch in der Planung sind. Der Kreis
Ostholstein, ebenso wie Heiligenhafen,
Oldenburg und Ratekau, haben einen
eigenen Aktionsplan beschlossen und
bereits mit der Erarbeitung begonnen.
Wichtig ist dabei die Beteiligung der
Bürgerinnen und Bürger vor Ort. Sie sind
es, die neben Vertreterinnen und Vertretern aus Verwaltung, Beiräten, Selbsthilfegruppen, und Verbänden wichtige
Impulse setzen und ihr Wissen einbringen. Zum Projekt gehört es auch,
Netzwerke zu entwickeln, gute Ideen
bekannt zu machen und zur Nachahmung zu empfehlen, Informationen,
auch in leichter Sprache, zur Verfügung
zu stellen, sowie Aktionen anzuregen und
zu unterstützen, die „Barrieren in den
20
Köpfen“ abbauen helfen und über die
Entwicklung von Aktionsplänen zur Umsetzung der UN-Konvention in SchleswigHolstein zu informieren. Dabei unterstützt eine Gruppe von „Fachleuten für
Barrierefreiheit“, die im Rahmen des
Projektes an Schulungen teilgenommen
haben. Außerdem gibt es den Arbeitskreis für Inklusion und Barrierefreiheit, in
dem sich bereits mehr als 40 Personen
aus dem gesamten Kreis vernetzen.
Zu den Kooperationspartnern des
Projektes gehören neben Städten und
Gemeinden auch die Aktivregion
Wagrien-Fehmarn, das Gesundheitsnetzwerk Östliches Holstein, das Projekt
Barrierefreier Tourismus und die Fachhochschule Westküste. Diese bietet in
einem Zertifikatskurs zur Servicequalität
in der Dienstleistungsbranche nun erstmals eine Schulung zum Qualitätscoach,
die um das Modul Barrierefreiheit ergänzt
wurde. Auch die VHS Eutin hat sich des
Themas angenommen und ein Seminar
zur „Inklusiven Erwachsenenbildung“ in
das Programm aufgenommen.
So gibt es bereits vielfältige Aktionen,
die wie Puzzleteile ineinander greifen
und helfen, Barrieren zu identifizieren
und sukzessive abzubauen.
Damit Ostholstein eine Region wird, in
der alle Menschen selbstverständlich und
ungehindert am gesellschaftlichen Leben
teilhaben können. (nk)
Nähere Informationen zum Projekt
gibt es auch auf der Internetseite
www.ostholstein-fuer-alle.de
exueller Missbrauch in der Kindheit,
häusliche Gewalt, Vergewaltigung:
Das waren Tabuthemen. Man sprach nicht
darüber. Verschwieg, vertuschte. Vergewal-tigung in der Ehe war 1989 noch
nicht strafbar – ist es erst seit 1997! Vor
25 Jahren gab es für die Opfer keine
Hilfsangebote, keine Anlaufstellen und
keine Opferschutzmaßnahmen. Ebenso
fehlten stationäre und ambulante traumatherapeutische Konzepte und psychotherapeutische Angebote. Wer konnte zuhören? Wer konnte helfen? Für die betreffenden Frauen und Mädchen war es immens
schwer, eine Antwort auf diese Fragen zu
finden. Und wenn sie sich Jemandem
anvertrauten, fehlte nicht selten das
Verständnis für ihre Situation – was wiederum zu weiterer Isolation führte.
Um diese Situation zu verbessern, gründete sich vor 25 Jahren der Frauennotruf
Lübeck. Man wollte einen Frauenschutzraum darstellen. Von Frauen für Frauen.
Gleichzeitig hatte sich der Verein bei der
Gründung als Ziel gesetzt, langfristig zur
„Überwindung der gesellschaftlichen
Ursachen von Gewalt, dem Macht-
ungleichgewicht zwischen Männern und
Frauen“ beizutragen. „Wir haben damals
einen gesellschaftspolitischen Auftrag
übernommen, denn die Grundlage unserer Arbeit war auch die Erkenntnis, dass
Gewalt kein individuelles Problem ist, sondern Ausdruck des Machtgefälles zwischen den Geschlechtern“, blickt die
Sozial- und Traumatherapeutin Catharina
Strutz-Hauch zurück, die seit 1989 für den
Verein tätig ist.
Beim 25-jährigen Jubiläum resümierte
der Verein, was in all den Jahren erreicht
wurde. Als Fachberatungsstelle und Opferschutzeinrichtung, die vertrauliche und
kostenfreie Beratung anbietet, sei man seit
langem anerkannt und etabliert. Eine
Kontaktaufnahme innerhalb von 24
Stunden, auch am Wochenende, ist garantiert. Der Frauennotruf sei in eine gute
fachliche Vernetzung eingebettet, so der
Lübecker Verein. Gab es in den Anfangsjahren wegen der feministischen Grundhaltung noch Vorbehalte, erlebe man
heute eine große Akzeptanz und Bereitschaft zu transparenter Zusammenarbeit.
600 Menschen wenden sich jährlich an
die Beratungsstelle – darunter etwa zwei
Drittel gewaltbetroffene oder bedrohte
Frauen und Mädchen sowie ein Drittel private oder professionelle „Unterstützungspersonen“ wie Partner, Eltern oder Pädagogen. 8000 Menschen haben sich seit
Bestehen an den Frauennotruf gewendet,
so der Verein. Durch Präventions- und
Öffentlichkeitsarbeit habe man mehr als
21 000 Menschen erreicht.
„Was wir für die Frauen tun können, ist
zeitnah für sie da zu sein, ihnen Halt zu
geben, mit ihnen die Gedanken zu sortieren, Fragen zu klären, Wege zu benennen
und ihnen zu zeigen, dass wir die
Verzweiflung aushalten, die in ihnen ist“,
so Catharina Strutz-Hauch. Mit Empathie,
Respekt und Wertschätzung.
„Es hat sich vieles positiv entwickelt und es
liegt noch vieles im Argen“, führt sie aus.
Finanzkrisen und Sparzwänge gehen auch
an den Lübeckern nicht spurlos vorbei.
Nur mit permanenter Aufklärungs- und
21
Lobbyarbeit auf politischer Ebene sei es
möglich, die bestehenden Angebote aufrecht zu erhalten und bekannter zu
machen. Immer noch komme es nur bei
einem Bruchteil der Sexualstraftaten zu
einer Verurteilung: „Die Beweisbarkeit
einer Sexualstraftat ist so ungewiss, die
Belastungen der Opferzeugin durch ein
Verfahren so groß, dass die Frauen davor
zurückschrecken. In den letzten Jahren ist
die Verurteilungsquote stetig gesunken“,
erklärt Strutz-Hauch.
In den vergangenen Jahren seien neue
Formen der Verletzung hinzugekommen,
die sich vor 25 Jahren noch keiner vorstellen konnte. Dinge wie Gewalt unter KOTropfeneinfluss, Cybermobbing, Prostitution von Jugendlichen durch Loverboykontakt. Besonderen Bedarf an Angeboten
gebe es auch bei Frauen mit Behinderung,
psychischen Erkrankungen oder unterschiedlichen kulturellen Hintergründen.
Auch Themen wie das Opferentschädigungsgesetz und die Versorgungsstruktur
im Gesundheitswesen werden vom
Frauennotruf in der Zukunft verstärkt
bearbeitet werden. Dafür startet der
Frauennotruf Lübeck eine Kampagne
„Vergewaltigung verurteilen“. Die zeitnahe
Krisenintervention und Beratung des
Frauennotrufs soll die Lücken im Gesundheitsnetz schließen. Die Arbeit höre also
nicht auf, so Catharina Strutz-Hauch: „Es
gibt zahlreiche Aufgaben, die nur mit
geeinten Kräften angegangen werden
können.“
sozial Nr. 1.2015
sozial Nr. 1.2015
Ku r z m e l d u n g e n
Ku r z m e l d u n g e n
Qualität als lernende Organisation
100 Prozent Reform – 50 Prozent Wirkung
I
m Jahr 2013 hatte sich der
PARITÄTISCHE Schleswig-Holstein auf
den Weg gemacht seine Qualitätsbemühungen als Dienstleister systematisch prüfen zu lassen.
Ende Februar wurde dieser Prozess nun
durch einen unabhängigen Gutachter
begutachtet. Zur abschließenden Visitation gehörten neben einer Besichtigung
der Landesgeschäftsstelle, der Klärung
offener Fragen, dem Nachweis erbrachter
Qualitätsmaßnahmen aus dem Selbstreport, auch eine umfangreiche Diskussion. Das Testierungsunternehmen hat
sich dem Votum des Gutachters angeschlossen, so dass der PARITÄTSICHE jetzt
N
für seine Qualitätsbemühungen das KQSZertifikat (KQS: Kundenorientierte Qualitätstestierung für Soziale Dienstleistungsanbieter) erhält. Im Bericht heißt es:„Indem
die Anregungen des Gutachters gezielt
aufgegriffen und in die Entwicklungsarbeit einbezogen werden, vermittelt
und lebt der PARITÄTISCHE mit seiner
Geschäftsstelle sein Selbstverständnis als
lernende Organisation.“
Neue Mitgliedsorganisationen
durch Umlaufbeschluss unseres Verbandsrates sind folgende Organisationen neu in den
PARITÄTISCHEN Schleswig-Holstein aufgenommen worden:
Die Mürwiker - Ambulante Pflege GmbH
Raiffeisenstraße 12-14, 24941 Flensburg
Angebot: Durchführung von Ambulanten
Pflege-Betreuungsleistungen sowie Behandlungspflegeleistungen als auch Maßnahmen im Rahmen eines sogenannten
Quartiermanagements
Dachverband für tierbegleitete Arbeit,
Förderung und Fortbildung e.V.
Süderstraße 14 a, 25862 Kolkerheide
www.dv-taff.de
Angebot: Aus-, Fort- und Weiterbildungen
im Bereich der tiergestützten Pädagogik
und Therapie; Netzwerkarbeit im Bereich
der Persönlichkeitsentwicklung von Kindern und Jugendlichen und des öffentlichen Gesundheitswesens
INI Qualifizierung und Service gemeinnützige GmbH
Reeperbahn 35 - HS 1, 21481 Lauenburg
www.ini-quali.de
Angebot: Beschäftigungsprojekte, Qualifizierungsprojekte, Beratung und Coaching
Institut für nachhaltige Entwicklung
und lokale Ökonomie e.V.
An den Eichen 3, 24248 Mönkeberg
www.institut-ne.de
Angebot: Förderung lokaler/regionaler
Lösungsansätze zur Unterstützung ökonomisch, ökologisch und sozial zukunftsfähiger Entwicklung, insbesondere durch die
Erschließung von Tätigkeitsfeldern für
erwerbslose Frauen bei ihrer Integration in
den Arbeitsmarkt
Gemeinnützige GESSB mbH
"Gesellschaft für Eingliederung, Soziales,
Systemisches Arbeiten und Beratung" mit
beschränkter Haftung
Hattlundmoor 31, 24972 Steinbergkirche
www.gessb.de
Angebot: Ambulante Betreuung psychisch
erkrankter Menschen und ambulante
Kinder- und Jugendhilfe
Blickpunkt sichere Pflege e. V.
Gieselkamp 4b, 23795 Bad Segeberg
www.blickpunkt-sichere-pflege.de
Angebot: Hilfestellung zur Wahrung der
sozialen sowie materiellen Ansprüche von
Menschen, die aufgrund ihres körperlichen, geistigen, seelischen Zustandes
oder wirtschaftlicher Not auf beratende
und betreuende Hilfe angewiesen
Kreisjugendring Nordfriesland e. V.
Soltbargen 6 c, 25813 Husum
www.kjrnf.de
Angebot: Interessenvertretung und
Förderung der Zusammenarbeit der freien
Jugendhilfe im Kreis Nordfriesland, Ausund Fortbildungen, Freizeiten und -fahrten, politische Bildung, internationale
Begegnung, Kulturförderung
Stadtteilnetzwerk nördliche Innenstadt
Kiel e. V.
Holtenauer Straße 69, 24105 Kiel
www.stadtteilnetzwerk-niki.de
Angebot: Informations- und Beratungs22
dienste, kulturelle, soziale und nachbarschaftliche Veranstaltungen, Angebote
und Projekte sowie Treffpunkt- und
Begegnungsmöglichkeiten, Initiative für
ein Quartierswohnkonzept in der nördlichen Innenstadt Kiels
Kreiszwerge Plön e. V.
Heinrich-Rieper-Straße 3, 24306 Plön
Angebot: Kindertagesstätte mit 16 Plätzen
Autismus Elbe-Trave e. V.
Breite Straße 7, 23552 Lübeck
Angebot: Interessensvertretung von Menschen mit Autismus/ihrer Angehörigen,
Aufklärung, Beratung für Eltern und
Fachleute, die mit Menschen mit Autismus
arbeiten, Schaffung u. Betrieb eigener
Einrichtungen, Öffentlichkeitsarbeit, wissenschaftliche Betätigung
Verein der Beschwerdestellen
Schleswig-Holstein e. V.
Garstedter Weg 51, 25474 Hasloh
www.lv-beschwerdestellen-sh.de
Angebot: Aufbau und Weiterentwicklung
von Beschwerdestellen in SchleswigHolstein durch Unterstützung und Begleitung, Öffentlich-keitsarbeit, Fortbildungsveranstaltungen
Brummkreisel gemeinnützige GmbH
Lindenstraße 9 a, 23623 Ahrensbök
www.brummkreisel-ahrensboek.de
Angebot: Krippengruppen und Kindergartengruppen für behinderte und nicht
behinderte Kinder
och nie hat eine Reform der
Pflegeversicherung die Leistungen
für die Pflegebedürftigen so sehr verändert und erweitert wie das Pflegestärkungsgesetz 1, das zum 1. Januar 2015 in
Kraft trat. Nicht nur, dass die Sachleistungsbeträge in allen Bereichen angepasst wurden, es gibt auch neue
Leistungen, neue Leistungskombinationen und nun auch einen eigenen
Sachleistungsbetrag für Tagespflege.
Wermutstropfen: Es kommt bis zum
Jahresende nur ein Teil der Leistungen bei
den Pflegebedürftigen an.
Neben den bekannten Pflegesachleistungen können Pflegebedürftige
Kurzzeitpflege bis zu 8 Wochen in
Anspruch nehmen, da es nun möglich ist,
die Verhinderungspflege bis zu 100
Prozent auf die Kurzzeitpflege zu übertragen. Die Verhinderungspflege, also die
Pflege, die man tage- oder stundenweise
bei Ausfall der Pflegeperson beantragen
kann, kann bis zu 50 Prozent aus nicht verbrauchten Leistungen der Kurzzeitpflege
aufgestockt werden. Der Wohngruppenzuschlag wurde erhöht, der Zuschuss zu
Wohnumfeld verbessernden Maßnahmen
wurde deutlich auf 4.000 Euro erhöht.
Menschen in Pflegeheimen bekommen
nun alle die zusätzliche Betreuungsleistungen, die bis Ende des letzten Jahres
nur für die Menschen erbracht wurden,
die an einer erheblichen Einschränkung
der Alltagskompetenz litten – also
Menschen die an einer Demenz, einer
Behinderung oder einer psychischen
Erkrankung leiden - und das auch noch zu
einem verbesserten Personalschlüssel ab
2015.
Die vielen Leistungsausweitungen-, kombinationen und Neuerungen machen
das Leistungsangebot nicht übersichtlicher. Im Gegenteil: die Leistungsmöglichkeiten der Pflegeversicherung waren
schon vor der Reform nur für wenige
Pflegebedürftige durchschaubar. Selbst
die Pflegeberater haben die neuen Leistungsmöglichkeiten in ihrer Komplexität
noch nicht vollständig erfasst.
Mit dem Pflegestärkungsgesetz 1 wurden zum 1. Januar 2015 sogenannte niedrigschwellige Entlastungsleistungen eingeführt. Diese dürften auch für Leistungserbringer von besonderem Interesse sein.
Bisher konnten nur sogenannte niedrigschwellige Betreuungsleistungen von den
Pflegebedürftigen in Anspruch genommen werden. Entlastungsleistungen sollen die häusliche Pflege unterstützen
und stärken, insbesondere indem die
Ressourcen der Angehörigen gestärkt
werden. Durch die Entlastungsleistungen
soll die Gestaltung der häuslichen Pflege
flexibilisiert werden und die Versorgung
der steigenden Zahl von Demenzerkrankten verbessert werden.
Doch was sind niedrigschwellige
Entlastungsleistungen? Der Gesetzgeber
versteht darunter Dienstleistungen der
Alltagsbegleitung, durch die vorhandene
Ressourcen und Fähigkeiten gestärkt
und/oder stabilisiert werden sowie organisatorische Hilfestellungen und Unterstützungen für pflegende Angehörige.
Das können Unterstützungen bei der
hauswirtschaftlichen Versorgung sein
oder bei der Bewältigung von allgemeinen oder pflegebedingten Anforderungen. Auch die Unterstützung bei der
Organisation von benötigten Hilfen oder
die Beratung der Betroffenen über vorhandene Unterstützungen.
Angehörige oder nahestehende Perso-
S
Die Politikwissenschaftlerin wechselt
von der Förde an die Spree. In ihrer
Heimatstadt Berlin wird sie in gleicher
Funktion tätig werden. „Johanna
Boettcher hat viel bewegt und hat eine
tolle Bilanz für die sieben Jahre vorzuweisen. Wir sind traurig über ihren Weggang,
wünschen ihr aber das allerbeste in
Berlin“, so Krystyna Michalski.
eit 2008 hat Johanna Boettcher
(35) das Kooperationsprojekt des
PARITÄTISCHEN Schleswig-Holstein und
dem Flüchtlingsrat maßgeblich. Geprägt.
Gemeinsam mit Krystyna Michalski
(PARITÄTISCHER) und Martin Link vom
Flüchtlingsrat Schleswig-Holstein hat
sie Flüchtlinge bei der Arbeits- und
Ausbildungsplatzsuche unterstützt.
23
Anna Meiners
nen sollen entlastet werden, wodurch
man sich eine Stärkung der vorhandenen
Ressourcen und eine Stabilisierung des
Pflegealltags erhofft. Z. B. durch: Fahr- und
Begleitdienste, Einkaufs- und Botengänge,
Unterstützung bei Anträgen und Korrespondenzen, hauswirtschaftliche Unterstützungen etc.
Doch wie soll man niedrigschwellige
Betreuungsleistungen von niedrigschwelligen Entlastungsleistungen abgrenzen?
Bisher ist keine scharfe Abgrenzung möglich. Der Schwerpunkt der Betreuungsleistungen liegt eher im Bereich der
Zuwendung für den Pflegebedürftigen,
während bei den Entlastungsleistungen
die Bewältigung des Alltags im Mittelpunkt steht.
Beide Angebote können durch zugelassene Pflegedienste und durch Anbieter
erbracht werden, die ein anerkanntes
Betreuungs- und Entlastungsangebot vorhalten. Leider können letztere nach wie
vor nur die niedrigschwelligen Betreuungsleistungen anbieten, da es noch
keine entsprechende Landesverordnung
gibt. Mit dieser ist wohl erst im vierten
Quartal zu rechnen. Pflegebedürftige
müssen also auf die Entlastungsangebote
noch bis Ende 2015 warten.
Anna Meiners, Fachreferentin
Leitung Team Pflege
sozial Nr. 1.2015
Ve ra n s t a l t u n g e n
Fortblidungen des PARITÄTISCHEN 2. Quartal 2015
29.04.2015 und 03.06.2015
jeweils von 9:00 bis 17:00 Uhr
Interkulturelle Öffnung in
sozialen Einrichtungen
Referentin: Dr. Christine Tuschinsky
17.06.2015
von 9:00 bis 16:00 Uhr
Älter werden im Beruf
Referentin: Lena Heindl,
Dipl.-Betriebskauffrau,
Unternehmenstrainerin
Nr. 1.2015
Die Mitgliederzeitschrift
des PARITÄTISCHEN
Schleswig-Holstein
Ehrenamtliche Arbeitgeber –
Fortbildung in Modulen
29.04.2015
Modul 1 Vorstandsarbeit
06.05.2015
Modul 2 Arbeitgeberrolle
Referent: Sven Mischok Dipl.Sozialpädagoge, Bankkaufmann
10.06.2015
Modul 3 Arbeitsrecht
24.06.2015
Modul 4 Vereinsgeschäftsführung
Achtung! Module sind einzeln buchbar.
22.04.2015
von 9:00 bis 16:00 Uhr
Gewaltfreie Kommunikation
20.05.2015
von 9:30 bis 15:30 Uhr
Marketing und Vertrieb von
Produkten aus sozialen
Dienstleistungen
Referentin: Lena Heindl,
Dipl.-Betriebskauffrau,
Unternehmenstrainerin
Referenten: Mathias Kolaczinski,
FLEK Gruppe GmbH, Frank Kuhnig,
Mürwiker GmbH
23.04., 24.04. und 30.04.2015
jeweils von 9:30 bis 16:00 Uhr
Sozialpädagogische Familienhilfe
– eine Königsdisziplin
Referentin: Sonja Lentz-Marohn,
Dipl.-Sozialpädagogin, Systemische
Beraterin
Modul 1 – 29.06.-30.06.2015
Modul 2 – 31.08.-01.09.2015
Modul 3 – 05.10.-06.10.2015
Modul 4 – 09.12.-10.12.2015
Modul 5 – 11.01.2016
Modul 6 – 24.02.2016
jeweils von 9:00 bis 16:00 Uhr
Profit meets Nonprofit Führungskräfte Coaching
Referent: Andreas Sandmann,
Systemischer Coach, Supervisor und
Organisationsentwickler
11.06.2015
jeweils von 9:00 bis 16:00 Uhr
Partizipation im
pädagogischen Alltag
Referentin: Silke Löbbers,
Dipl.-Sozialpädagogin
Fortbildungsort:
Geschäftsstelle des PARITÄTISCHEN
Schleswig-Holstein e. V.
Zum Brook 4 · 24143 Kiel
Beitrag:
Nach Ihrer Anmeldung erhalten Sie
eine Anmeldebestätigung und ggf.
Rechnung von uns. Den Zahlungseingang der Teilnahmegebühr erwarten
wir vor dem Beginn der Veranstaltung.
16.06.2015
von 9:00 bis 17:00 Uhr
Rechtliche Rahmenbedingungen
der Rehabilitation
Referentin: Richterin
Margret Thomsen, Sozialgericht Kiel
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Inklusive Schule
Leistungen im Umfeld von
Schule sind bisher stark differenziert. Eine Veranstaltung
weist einen neuen Weg.
S. 4
Rahmenbedingungen
Die Rahmenbedingungen in der
Sozialen Arbeit haben sich stark
verändert. Der PARITÄTISCHE
schaut mit kritischem Blick auf
die Entwicklungen
S. 9
Veranstaltung kostenpflichtig
Anmeldung:
Schriftlich an Corinna Wendt-Gill per
Mail unter wendt-gill@paritaet-sh.org
oder per Fax unter 0431/5602- 78
11.06.2015
von 15:50 bis 19:00 Uhr
Kita-Finanzierung
Referent: Thomas Bauer,
Betriebswirt der Sozialwirtschaft
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21.04.2015
von 9:00 bis 16:00 Uhr
Professionelles Netzwerken für
die Soziale Arbeit
Kieler Erklärung
Der PARITÄTISCHE bezieht
mit den ersten Ergebnissen
seines Schwerpunktjahres
‚Schleswig-Holstein: Gutes
Land für Kinder?!‘ eine erste
Position mit der Kieler
Erklärung
Beilage
Gutes Land für Kinder?!
Herausgeber: PARITÄTISCHER Wohlfahrtsverband
Schleswig-Holstein e. V.; Redaktion: Günter Ernst-Basten
(Gesamtkoordination, verantwortlich); Postanschrift:
Zum Brook 4, 24143 Kiel; Telefon: +49 431|5602-12;
Telefax: +49 431|5602-8812; E-Mail: vorstand@paritaetsh.org; Jan Dreckmann Telefon: +49 431|5602-13;
Redaktionelle Mitarbeit und Text: Nathalie Klüver
und Dr. Gisela Schütte Gestaltung: Dragency
Werbeagentur, Seeweg 12, 23795 Klein Rönnau;
Druck: Hugo Hamann GmbH & Co. KG, Droysenstr. 21,
24105 Kiel; Bildarchiv: PARITÄTISCHER S.-H., Matthias
Beckmann, Jan Dreckmann, fotolia: S. 6 (©Hubertus
Blume), S. 7 (©Peter Atkins), S. 8 (©Evgeny Govorov)
und S. 18 (©Anja Roesnick), luxuz:./photocase
Lösungen in Sicht?
Mit dem Urteil zur Schulbegleitung und dem Konzept zur ‚Inklusion
an Schulen‘ ist einiges in Schleswig-Holstein in Bewegung geraten.
Aber kommen die Themen auch in Gang? Schulsozialarbeit, Schulbegleitung, Schulassistenz und Schulkindbetreuung: Wie sieht die
Situation wenige Wochen vor dem Start in ein neues Schuljahr aus?
Wie kommen wir auf den richtigen Weg zu einer Inklusiven Schule?