ausführlicher Bericht Düngerseminar 2015

ÖKL, Österreichisches Kuratorium für Landtechnik und Landentwicklung
Gußhausstr. 6, 1040 Wien, Tel: 01/505 18 91, office@oekl.at, www.oekl.at
ÖKL-Praxis-Seminar diesmal zur Mineraldüngung
Nach seinem ersten im Juni hielt Ulrich Lossie von der DEULA Nienburg kürzlich bereits sein drittes
Seminar am Standort Groß-Enzersdorf der BOKU ab. Es ging dieses Mal um das
Mineraldüngerstreuen und die jeweils 30 Anmeldungen an drei Tagen zeigten, dass sich die Landwirte
ihrer Verantwortung für die Umwelt bewusst sind. Aber auch der finanzielle Aspekt spielt – selbst
wenn die Düngerpreise derzeit keinen Höchststand aufweisen-eine Rolle.
Gleich einleitend stellte Lossie, selbst Landwirt in Niedersachsen das „gute Gefühl“ eines jeden
Landwirtes in Frage, wenn die Fläche fertig gestreut ist, ohne dass nennenswerte Mengen übrig
bleiben oder er sich durch Zurückstellen der Ausbringmenge ans Ende des Feldes „rettet“. Letztlich
stimmt dann die durchschnittliche gestreute Menge, aber über die genaue Verteilung, die vom Streuer
und von den Eigenschaften des Düngers abhängt, ist noch nichts gesagt. Das Erreichen hoher
Genauigkeiten („geringer Variationskoeffzient“) beginnt beim Düngerhersteller, der ein möglichst
gleichmäßiges Korngrößenspektrum einhalten sollte. Im Gegensatz zum in engsten Grenzen
einzuhaltenden und ständig kontrollierten Nährstoffgehalt(bei N und K z.B. nur 1,5 % Abweichung)
gibt es hierzu keine Vorschriften. Die Kette setzt sich beim Lagerhaus und dessen Umschlagtechnik
fort: die Einlagerung mit der Düngerschleuder ist ein Extrem, die fast zwangsläufig zur Entmischung
führt, indem größere Körner weiter fliegen als die kleinere Fraktion. Selbst wenn der Dünger aus
einem Rohr vergleichsweise „sanft“ auf einen kegelförmigen Haufen rieselt, so rollen größere Körner
weiter herab als kleinere und nun kommt es darauf an, wo der Radlader beim Beladen zufällig beginnt.
Schonender sind Big Bags. Die Sortierung hat Konsequenzen für das Verhalten des Düngers bei der
Ausbringung in Quer- (hier fliegen große Körner weiter) und bei den Streuern ohne Wiegeeinrichtung
auch in Längsrichtung, denn kleinere Körner oder gar Staub fließen langsamer nach. Fehler in der
Querverteilung werden bei NAC-Düngern erst ab ca. 20% sichtbar und müssen es nicht einmal
bleiben: es wird von den Pflanzen bei der Bestockung die Halmzahl reduziert und die verbliebenen
Halme finden dann mit dem verringerten Angebot das Auslangen und bald ist kaum noch etwas
sichtbar; es wird aber Ertrag verschenkt. Das andere Extrem, ironisch auch „technische
Streifenkrankheit“ genannte Überdüngung führt zu Lager mit höheren Feuchten und ebensolchen
Druschkosten. Mischdünger haben den Vorteil, dass sie individuell nach den Vorgeben des
Landwirtes hergestellt werden können und kostengünstiger als Mehrnährstoffdünger sind. Ein
gravierender Nachteil kann deren noch stärkerer Entmischungseffekt sein, der sich bei der
Kombination Rundkorn und „Kompaktat“ (Beispiel NAC als rundkörnig und Kali mit seinen
gebrochenen Kanten) besonders bemerkbar macht.
Das im Kanister durchgeschüttelte und anfangs homogene Gemisch (Diammon-N, Alzon, Kali)
entmischt sich beim Einfüllen z.B. in einen Lagersilo in Abhängigkeit von spezifischem und
Oberflächenbeschaffenheit. (Foto ÖKL)
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Beim „Auslagern“ ergibt sich nochmals eine veränderte Mischung. (Foto ÖKL)
Ins selbe Horn stießen die Vertreter von „Borealis-LAT“ (ehem. Agrolinz), die eine von ihnen in Auftrag
gegebene Studie der BOKU zeigten und wonach ein Transport im Silo-LKW mit pneumatischer
Entladung besonders sensibel ist und allein das Abkippen de Düngerladung die
Mischungsverhältnisse ändern kann.
Näher vorgestellt wurden aus der Vielzahl von Herstellern drei Streuer dreier Hersteller, bei denen
die ISO-BUS fähige und in Kombination mit GPD-gesteuerte, in schmale Abschnitte unterteilte
Teilbreitenschaltung auch zum Grenz- und Randstreuen möglich ist. Generell gilt: „high tech“ ist auch
hier angekommen!
Bei Kverneland wird der Dünger vorbeschleunigt, bevor er auf den Streuteller trifft, sodass die
Schlagwirkung der Schaufeln vermindert wird. Weiters ist (einseitiges) Keilstreuen auch nach außen
möglich. Die Wiegegenauigkeit ist am Hang längs und quer garantiert.
Bei Rauch wird die minimale Torsion an den Antriebswellen der Teller mit dem spezifischen Gewicht
des Düngers ins Verhältnis gesetzt und zur Regelung der Ausbringmenge genützt. Unterschiedliche
Antriebsmomente zwischen links und rechts fallen somit auf.
Bei Amazone ist über eine online-Abfrage die Einstufung neu auf den Markt gekommener Dünger
möglich.
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Schon kaum sichtbarer Verschleiß an den Wurfschaufeln kann das Streubild verändern. Die
Aufgabepunkte auf beide Scheiben müssen übereinstimmen. (Foto ÖKL)
Der Yara N-Sensor (mit Software der Fa. Agricon) misst die auf einen Sollwert zu ergänzende Menge
und reguliert danach den Streuer (Foto ÖKL).
Im praktischen Teil wurden zuerst über Selbstverständliches wie die Parallelführung des Streuers
zum Boden und dessen Aushubhöhe gesprochen. (Fast etwas zynisch meinte Lossie, auf Dinge wie
fehlende Sicherungsketten am Gelenkwellenschutz gehe er nicht ein – auch wenn man hier
Nachlässigkeiten mit dem Leben bezahlen könne… )
Anschließend erfolgten Vorbeifahrten –mit entsprechendem „Anlauf“, damit sich der Wiegestreuer
kalibrieren konnte –und die Messung der in Schalen aufgefangenen Düngermenge beim Normal- und
Grenzstreuen. An Ort und Stelle erfolgte am PC die Berechnung des Variationskoeffizenten. So
niedrige Varianzen wie bei einer Feldspritze kann man hier nicht erwarten, auch ist es ein
Unterschied, ob die Werte in einer Halle oder auf dem Feld geprüft werden. Selten aber ist der
Stundenlohn so hoch wie jener für die Zeit, die ein Landwirt für die Messung mit einem Prüfset
(Lossie: ein Kuchenblech funktioniert ebenso wenig wie eine Gelbschale, weil die Körner wieder
herausspringen und was durch ein Gitter verhindert wird…) aufwendet.
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Daß der Streuer nicht parallel zum Boden ausgerichtet war….
…wirkte sich prompt in der Querverteilung aus. Aufgrund der Wechselwirkung zwischen
Vorderachsfederung und des leichter werdenden Streuers ergeben sich Wechselwirkungen. (Foto
Krönigsberger, ÖKL)
Mit der Firmenwerbung konfrontiert, in der vom Streuen mit 25 km/h die Rede ist, meinte Lossie, dass
10 bis 14 km/h realistisch seien. Auch sollte der Wind mit nicht mehr als ca. 2,5 m/sec wehen, wobei
er die Messung mit Anemometer und kleinen Rauchkerzen demonstrierte. –Ein Profi kann sich auch
aus der Bewegung von Zweigen ein Bild machen…
Eine Plane über dem Streuer sieht er vor allem deshalb als nützlich, weil sie verhindert, dass
Erdkluten, die ihrerseits vom Rührwerk verrieben werden, den Auslauf behindern.
Wenn der Streuer selbst nach kurzen Einsatzpausen gereinigt und mit Öl eingesprüht wird, so bleibt er
auf Jahre einsatzbereit (Bild ÖKL; v. März 2015)
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Trivial scheint es, dass man den hygroskopischen Dünger mit Planen abdeckt, weniger bekannt ist der
„Strohhalm-Effekt“; demnach wird durch kleine, nicht abgedeckte Stellen umso mehr Feuchtigkeit
angesogen.
Alles in allem war es wieder ein gelungenes Seminar und in der Natur der Sache liegt es, wenn bei
der gleichzeitigen Anwesenheit von Landwirten und Firmenvertretern mit ihren Geräten mehr als nur
small talk geführt wurde… Es lohnt sich, einen den modernen Ansprüchen genügenden Streuer zu
besitzen: Lossie schätzt dessen Wert im Verhältnis zum damit über die Jahre ausgebrachten Düngers
auf zwei Prozent!
DI Gebhard Aschenbrenner, ÖKL
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