17. MÄRZ BIS 14. JUNI 2015 FANTASTISCHE WELTEN ALBRECHT ALTDORFER UND DAS EXPRESSIVE IN DER KUNST UM 1500 GEMÄLDEGALERIE Die Ausstellung widmet sich einem der auffallendsten Phänomene in der Renaissancekunst des Nordens: der starken, um 1500 sich ausbreitenden Welle expressiver Formeln. Diese kulminieren zwar im Werk Albrecht Altdorfers (um 1480 – 1538) und weiterer Vertreter der sogenannten „Donauschule“, unter ihnen Wolf Huber (um 1485 – 1553) und der Meister IP (um 1490 – nach 1530), doch finden sich vergleichbare Erscheinungen über den bayerisch-österreichischen Raum hinaus auch in anderen Regionen Mitteleuropas. Rund 140 Exponate, darunter Werke von Lucas Cranach, Matthias Grünewald und Hans Leinberger, führen anschaulich vor Augen, wie Landschaften, Historien und Porträts durch das neuartige, ausdrucksstarke Zusammenspiel von Licht, Farbe, Form und Pose neu erfunden wurden und damit einen Gegenpol zu der von Naturstudium und Regelmaß bestimmten Kunst Dürers bildeten. Poesie oder Drama bestimmen die Bilder, in denen Natur und Mensch zu einer Einheit verschmelzen. DIE THEMEN DER AUSSTELLUNG Ein einleitendes Kapitel widmet sich zunächst dem Menschenbild der wichtigsten im bayerisch-österreichischen Donauraum tätigen Protagonisten dieser expressiven Richtung: Albrecht Altdorfer und Wolf Huber sind hier mit Tafelbildern aus den unterschiedlichen Werkphasen genauso repräsentativ vertreten wie Hans Leinberger und der Meister IP mit Altarskulpturen und Kleinplastiken. Gespiegelt werden diese Werke, in deren Zentrum die geradezu barock-bewegte Apostelgruppe aus dem Mittelschrein des ehemaligen Zwettler Hochaltars steht, an Dürers kanonischem Kupferstich mit Adam und Eva. Wie weit diese spektakulären stilistischen Neuerungen auch zu ungewöhnlichen Neuformulierungen etablierter Themen führten, macht in einem zweiten Abschnitt eine Reihe von Kreuzigungsdarstellungen deutlich, deren Anfang Cranachs Schottenkreuzigung aus der Zeit um 1500 bildet. Altdorfer gilt gemeinhin als der erste Künstler, der reine Landschaftsgemälde und -druckgraphiken schuf; seine bizarrromantischen Schöpfungen stehen daher im Zentrum des folgenden Kapitels, das sich dem Naturbild widmet und dabei sowohl autonome Landschaften als auch erzählerische Werke vereint, in denen die Natur eine dominierende Rolle spielt. An ausgewählten Darstellungen des hl. Christophorus von Altdorfer und weiteren süddeutschen Künstlern werden nochmals die Möglichkeiten expressiver Formgebung vor Augen geführt, bevor der Besucher den Hauptteil der Ausstellung erreicht. Hier werden nicht einzelne Bildthemen, sondern die bildnerischen Mittel des Expressiven selbst vorgestellt. Bald nach 1500 finden dynamische Verzerrungen, Ornamentalisierungen, Lichtreflexe und grelle Farben verstärkt Eingang in die Kunst und verleihen dieser eine neue Lebendigkeit. Nicht nur Körper und Gewänder werden in ihrer Form übersteigert, auch die gesamte Umgebung wird davon erfasst. Abschließend rückt ein Kapitel noch die Auftraggeber der Künstler in den Mittelpunkt, zu denen Kaiser Maximilian I., Adlige wie die Passauer Fürstbischöfe, Bürger und Humanisten gehörten. Im Saal XV werden dabei Porträts, aber auch Votivbilder oder Epitaphien den im Besitz des Kunsthistorischen Museums befindlichen Gemälden Dürers und anderer deutscher Maler zum Vergleich gegenübergestellt. DIE WICHTIGSTEN WERKE Zu den Höhepunkten der Ausstellungen zählen zahlreiche Tafelbilder Altdorfers, wie zwei der ersten reinen Landschaftsgemälde überhaupt, das fantasievoll illustrierte Gebetbuch Kaiser Maximilians I., Wolf Hubers Flügelgemälde vom Feldkircher Annen-Altar und so spektakuläre Skulpturen wie Leinbergers Berliner Bronzemadonna, die Gruppe der Apostel aus dem Mittelschrein des ehemaligen Zwettler Hochaltars oder der vollständig aufgebaute, mehr als sechs Meter hohe Schnitzaltar des Meisters IP aus der Prager Teynkirche. Darüber hinaus sind Altdorfer und Huber mit einer großen Zahl ihrer bedeutendsten und wegen ihrer Empfindlichkeit nur selten gezeigten Zeichnungen vertreten. Eine sensationelle Neuentdeckung stellt schließlich die bislang verschollen geglaubte Rückseite eines heute in Chicago befindlichen Gemäldes des Meisters von Pulkau dar. Der heute in Belgrad bewahrte Tempelgang Mariae wurde dabei anlässlich der Wiener Ausstellung restauriert und wird nun erstmalig in seinem künstlerischen Kontext einer größeren Öffentlichkeit präsentiert. PRESSEFOTOS Die Bilder sind für die aktuelle Berichterstattung kostenlos und stehen zum Download bereit unter press.khm.at Albrecht Altdorfer Auferstehung Christi 1518 Fichtenholz, 70,5 x 37 cm Kunsthistorisches Museum Wien, Gemäldegalerie © KHM-Museumsverband Albrecht Altdorfer Grablegung Christi 1518 Fichtenholz, 70,5 cm x 37,3 cm Kunsthistorisches Museum Wien, Gemäldegalerie © KHM-Museumsverband Albrecht Altdorfer Anbetung der Könige um 1530/35 Lindenholz, 108,9 x 77 cm Frankfurt am Main, Städelmuseum © Städelmuseum Frankfurt am Main Albrecht Altdorfer Heilige Familie mit dem Hl. Agapitus 1515 datiert Lindenholz, 22,5 x 20,5 cm Kunsthistorisches Museum Wien, Gemäldegalerie © KHM-Museumsverband Albrecht Altdorfer Landschaft mit Burg um 1520/30 Pergament, auf Buche aufgeklebt, 30,5 x 22,5 cm Leihgabe des Wittelsbacher Ausgleichsfonds an die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen, München – Alte Pinakothek © bpk | Bayerische Staatsgemäldesammlungen Wolf Huber Flügelbild des Annenaltars: Anbetung der Könige 1521 Lindenholz, 74,0 x 47,7 cm Feldkirch, Dom und Stadtpfarrkirche St. Nikolaus (Leihgabe aus Privatbesitz) © Foto: Bundesdenkmalamt, Wien Wolf Huber Flügelbild des Annenaltars: Beschneidung Christi 1521 Lindenholz, 72,1 x 47,6 cm Feldkirch, Dom und Stadtpfarrkirche St. Nikolaus (Leihgabe aus Privatbesitz) © Foto: Bundesdenkmalamt, Wien Wolf Huber Flügelbild des Annenaltars: Geburt Mariens 1521 Lindenholz, 74,0 x 47,7 cm Feldkirch, Dom und Stadtpfarrkirche St. Nikolaus (Leihgabe aus Privatbesitz) © Foto: Bundesdenkmalamt, Wien Wolf Huber Kreuzerhöhung Christi um 1525 Fichtenholz oben in Spitzbogenform abgeschlossen: 115 x 153,5 cm Kunsthistorisches Museum Wien, Gemäldegalerie © KHM-Museumsverband Niklaus Manuel, gen. Deutsch Enthauptung Johannes des Täufers um 1517 Tannenholz 32,5 x 26 cm Basel, Kunstmuseum Basel, Amerbach-Kabinett © Kunstmuseum Basel, Foto: Martin P. Bühler Georg Lemberger Sündenfall und Erlösung 1535 Lindenholz, 66,9 x 80,3 cm Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum © Germanisches Nationalmuseum, Nürnberg Meister von Meßkirch Kreuzigung Christi 1. Hälfte 16. Jahrhundert Leinwand auf Tannenholz aufgezogen, 98 x 73 cm Schwäbisch Hall, Sammlung Würth © Sammlung Würth Meister von Pulkau Tempelgang Mariens um 1507/10 Holz, 111,7 x 74,5 cm Belgrad, Staatliche Kunstsammlungen in den königlichen Palastanlagen © Foto: KHM-Museumsverband Albrecht Altdorfer Kreuzigung Christi 1512 Feder in Schwarz auf oliv-braun grundiertem Papier, weiß gehöht 192 x 148 mm Braunschweig, Anton Ulrich‐Museum © Herzog Anton Ulrich‐Museum Braunschweig, Kunstmuseum des Landes Niedersachsen Albrecht Altdorfer Berglandschaft mit Kopfweiden um 1511 Feder in zwei Schwarztönen auf leicht gebräuntem Papier 141 x 196 mm Akademie der bildenden Künste Wien, Kupferstichkabinett © Kupferstichkabinett der Akademie der bildenden Künste, Wien Wolf Huber Kopfweiden am Bach 1514 Feder in Braun, 152 x 207 mm Budapest, Szépmüvészti Múzeum © Museum of Fine Arts, Budapest Andreas Lackner Thronender Hl. Blasius 1518 Lindenholz, teilweise alte Fassung, vergoldet, 134 x 65,5 x 23 cm Wien, Belvedere © Wien, Belvedere; Foto: Bettina Sidonie Neubauer Meister des Zwettler Hochaltarretabels und Werkstatt Apostelzone des Mittelschreins des ehemaligen Hochaltarretabels der Zisterzienserkirche Zwettl 1516‐25 Lindenholz, Schreinrückwand aus Tannenholz, lasiert, partiell gefasst; ursprüngliche Höhe des Retabels ca. 19 m; Mittelschrein 6,5 x 3 x 0,6 m Adamsthal bei Brünn, St. Barbara © Foto:KHM-Museumsverband Hans Lemberger Maria mit Kind um 1515/20 Bronze, Hohlguss, 45,5 x 21 x 17,5 cm Berlin, Staatliche Museen zu Berlin, Skulpturensammlung und Museum für byzantinische Kunst © Staatliche Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz Skulpturensammlung und Museum für Byzantinische Kunst Foto: Antje Voigt, Berlin Meister I. P. Verspottung des Hiob Passau, um 1525 Holz, Lindenholz, H. 49,5 cm, B. 113 cm, T. max. 10 cm Kunsthistorisches Museum Wien, Kunstkammer © KHM-Museumsverband Meister IP (um 1490 – tätig nach 1530) Johannesretabel 1520er Jahre Reliefs Birnbaumholz, holzsichtig gefasst mit Lasuren und Beizen, Schrein Fichtenholz, farblich den Reliefs angepasst; H. gesamt ca. 5,90 m Prag, Pfarrkirche Unserer Lieben Frau auf dem Teyn © Foto: KHM-Museumsverband Jörg Breu d.Ä., Hans Burgkmair d.Ä. u.a. Gebetbuch Kaiser Maximilians I. (Diurnale seu lieber precum) 1514‐1515 Randzeichnungen in verschiedenfarbigen Tinten auf einem auf Pergament gedruckten Exemplar des 1513 bei Hans Schönsperger d. Ä. in Augsburg gedruckten Gebetbuchs des Kaisers; 280 x 400 mm (Maße des geöffneten Buches) Besançon, Bibliothèque Municipale © Bibliothèque municipale de Besançon RAHMENPROGRAMM VORTRAG Mi 10.6., 19 Uhr, Kuppelhalle Aus der Reihe „Alte Meister im Gespräch“ (in Kooperation mit dem Dorotheum) Altdorfer: Bekleiden, Umkleiden, Verkleiden Christopher Wood, New York University (USA) Teilnahme frei, Anmeldung unter altemeister@khm.at KURATORENFÜHRUNGEN* Mit Guido Messling Di, 7.4., 16 Uhr Do, 7.5., 16 Uhr Di, 2.6., 16 Uhr ÜBERBLICKSFÜHRUNGEN Treffpunkt: Vestibül Dauer: ca. 60 Min. Teilnahme: € 3 17.3. bis 14.6. Do 19 Uhr Sa/So 11 und 15 Uhr MITTAGSFÜHRUNGEN* Beginn 12.30 Uhr Dauer ca. 30 Min. Treffpunkt Vestibül Do 2.4. und Do 21.5. Meister IP Rotraut Krall Di 7.4. und Do 28.5. Albrecht Dürer Daniel Uchtmann Do 9.4. und Di 12.5. Das Expressive in der Skulptur Barbara Herbst Di 14.4. und Do 7.5. Hans Leinberger Andreas Zimmermann Do 16.4. und Di 5.5. Künstler und Auftraggeber Rotraut Krall Di 21.4. und Di 12.5. Das Expressive in der Malerei Barbara Herbst Do 23.4. und Di 26.5. Landschaft Daniel Uchtmann Di 28.4. und Di 19.5. Lucas Cranach d. Ä. Andreas Zimmermann Do 30.4. Passion Daniel Uchtmann SPEZIALFÜHRUNGEN* Treffpunkt: Vestibül Dauer: ca. 60 Min. Mi 8.4., 16 Uhr Albrecht Altdorfer Daniel Uchtmann Mi 6.5., 16 Uhr Wolf Huber Andreas Zimmermann KUNSTKONTEXT* Beginn: 15.30 Uhr Dauer: ca. 60 Min. Vortragsraum, 2. Stock Di 31.3. und 23.6. Die Entdeckung der Landschaft Daniel Uchtmann Di 26.5. Lyrische Stimmung versus Expression Wolf Huber und der Meister IP Rotraut Krall KURSE UND WORKSHOPS** Natur Studien oder die Faszination von Details Studienkurs I / Graphik 7-TÄGIGER INTENSIVKURS Do, 5., 12., 19., 26.3. Sowie 16., 23., 30.4. 15 – 17.30 Uhr Fantastische Welten oder das Expressive in der Kunst Studienkurs II / Malerei 7-TÄGIGER INTENSIVKURS Do, 5., 12., 19., 26.3. Sowie 16., 23., 30.4. 18 – 20.30 Uhr KINDERFÜHRUNGEN*** Farbensturm, erregte Formen Alte Kunst außer Rand und Band Sa, 21.3., 4.4., 2.5. und 6.6. 5- bis 8-Jährige: 15 Uhr 9- bis 12-Jährige: 16 Uhr SONNTAGSATELIER**** Fantastische Welten Schattenwald und Ungetier So 22.3., 12.4., 26.4., 10.5. und 14.6. Jeweils 14 – 16.30 Uhr, für 6- bis 12-Jährige *Teilnahme frei mit gültigem Museumsticket, keine Anmeldung erforderlich. ** Für die Teilnahme sind keine künstlerischen Vorkenntnisse nötig. Kosten pro Person: € 210 (inkl. Material), max. 12 Personen, Anmeldung: kunstvermittlung@khm.at / T +43 1 525 24 - 5202 ***Eintritt für Kinder gratis, ermäßigter Eintritt für begleitende Erwachsene, Führung gratis, Anmeldung nicht erforderlich **** Kinder € 4 / begleitende Erwachsene € 11 (ggf. Materialkosten € 4), Anmeldung: kunstvermittlung@khm.at / T +43 1 525 24 – 5202 KATALOG Zur Ausstellung erscheint ein Katalog in deutscher Sprache. Fantastische Welten Hg. von Sabine Haag und Guido Messling Klappenbroschur, Format 24 x 28 cm, 288 Seiten Preis: € 35 ISBN: 978-3-99020-081-0 KOOPERATIONSPARTNER UND KURATOREN Eine Ausstellung des Kunsthistorischen Museums Wien, des Städel Museums und der Liebieghaus Skulpturensammlung, Frankfurt/Main, in Zusammenarbeit mit dem Geisteswissenschaftlichen Zentrum Geschichte und Kultur Ostmitteleuropas e.V. an der Universität Leipzig. Kuratoren der Ausstellung: Dr. Guido Messling (Wien, Kunsthistorisches Museum), in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Jochen Sander, Dr. Stefan Roller (Frankfurt, Städel Museum und Liebieghaus Skulpturensammlung) und Dr. habil. Jiří Fajt (Leipzig, GWZO) ÖFFNUNGSZEITEN UND EINTRITTSPREISE Dienstag – Sonntag, 10 bis 18 Uhr; Donnerstag bis 21 Uhr Juni, Juli, August täglich geöffnet! Jahreskarte Erwachsene Ermäßigt Wien-Karte Gruppen ab 10 Personen Führung Jugendliche unter 19 Audioguide € 34 €14 €11 €13 €11 €3 frei €4 Online-Tickets sind unter folgendem Link erhältlich: https://shop.khm.at/de/tickets/ PRESSEKONTAKT Nina Auinger-Sutterlüty, MAS Leiterin Öffentlichkeitsarbeit und PR T +43 1 525 24 – 4021 F + 43 525 24 – 4098 info.pr@khm.at KHM-Museumsverband Wissenschaftliche Anstalt öffentlichen Rechts 1010 Wien, Burgring 5 www.khm.at
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