ASKESE – EKSTASE oder MEHR VON WENIGER. Die Sehnsucht nach Einfachheit und die Lust am Überfluss 17.5. – 20.9.2015 Materialien zur Vorbereitung und Vertiefung der Ausstellung im Unterricht Filmstill aus Into the Wild von Sean Penn, Quelle: http://intothewildttac12.weebly.com/map.html Konzept: Kasper & Spillmann Kunstvermittlung GmbH; www.k-s-kunstvermittlung.ch Texte: Kasper & Spillmann Kunstvermittlung GmbH, Vögele Kultur Zentrum, Nina Wiedemeyer und Felix Sattler Inhaltsverzeichnis Informationen zur Ausstellung S. 2 Vorbereitung und Vertiefung der Ausstellung im Unterricht S. 3 Einstiegsfragen zum Thema S. 4 Ideen und Anregungen für den Unterricht MS = ab Mittelstufe geeignet OS = ab Oberstufe geeignet S. 5 1) Askese – Ekstase: Der Aufsatz 2) Askese – Ekstase: Begriffe klären, Themen abstecken 3) Askese – Ekstase: Die Collage 4) Hermann Hesse, Siddhartha, 1922 5) Christian Morgenstern, Lass die Moleküle rasen..., 1905 6) Ekstase und Askese im Brauchtum: Fas(t)nacht und Fastenzeit 7) Kilian Ziegler: Vom Monster zum Mönch 8) Yvonne Scarabello, Hab und Gut, 2005 9) 100 Gegenstände 10) Uli Westphal, Lycopersicum III, 2013 11) Henry David Thoreau, Walden – oder Leben in den Wäldern, 1854 12) Sean Penn, Into the Wild, 2007 13) Heidemarie Schwermer, Living without Money, 2010 14) Leben im Kloster 15) Klosterleben auf Zeit 16) Ein Designer auf „Abwegen“: Interview Philippe Starck 17) Maximaler Aufwand, wenig Wirkung: Die Rube-Goldberg- Maschine 18) OK GO, Needing/Getting, 2012 Anhang S. 5 S. 5 S. 6 S. 7 S. 7 S. 8 S. 8 S. 9 S. 10 S. 11 S. 12 S. 13 S. 14 S. 14 S. 15 S. 15 S. 16 S. 17 OS MS MS OS MS MS MS MS MS MS OS OS MS MS MS OS MS MS S. 18 1 Informationen zur Ausstellung ASKESE – EKSTASE oder MEHR VON WENIGER. Die Sehnsucht nach Einfachheit und die Lust am Überfluss lautet der Titel der Ausstellung, die vom 17. Mai bis zum 20. September 2015 im Vögele Kultur Zentrum in Pfäffikon zu sehen ist. Die Kuratorin Nina Wiedemeyer und der Kurator Felix Sattler, die seit 2011 als die EXPONENTEN Ausstellungen konzipieren, haben zusammen mit dem Team des Vögele Kultur Zentrum für die Ausstellung MEHR VON WENIGER Exponate zusammengestellt, die alltägliche und besondere Praktiken oder kleine und weltbewegende Ideen illustrieren, um herauszufinden, wie sie unsere Haltung zu Askese und Ekstase bzw. Verzicht und Verschwendung mitbestimmen. Das Kuratorenteam formulierte dabei die These, dass die augenscheinlich gegensätzlichen Haltungen von Askese und Ekstase bzw. Verschwenden und Verzichten einen Zwiespalt markieren, der vom Einzelnen aus bis zum gemeinschaftlichen Handeln ganzer Gesellschaften reicht. Sie möchten mit ihrer Ausstellung dazu anregen, starre Zuweisungen vom guten Verzicht und böser Verschwendung zu reflektieren. Nina Wiedemeyer und Felix Sattler stellten sich die Frage, ob nicht sowohl das Weglassen (Verzichten) als auch das Verausgaben (Verschwenden) produktiv sind und beide Strategien – das Sich-Beherrschen wie das Sich-Gehenlassen – keine unvereinbaren Gegenpositionen sind, sondern vielmehr zwei Seiten einer Medaille der „Praxis des guten Lebens“. Dieser und andere Gedanken sollen die Besucherinnen und Besucher auf ihrem Ausstellungsrundgang durch MEHR VON WENIGER begleiten. Die Ausstellung ist grob in folgende, ineinander übergreifende Kapitel gegliedert: More of Less. Die paradoxen Versprechen des Konsums / Natürlich Überfluss / Enthaltsamkeit begehren und Verausgaben – Zurückhalten. Die Szenografie von MEHR VON WENIGER hat Jean-Lucien Gay konzipiert, der das Zürcher Büro des multidisziplinären Designkollektivs NAU leitet. Der fliessende Übergang zwischen Askese und Ekstase soll in der Ausstellungsgestaltung ganz bewusst und insbesondere durch die Farbgebung thematisiert werden. Prägend und leitend ist dabei der farbige Teppich, der sich aus wiederverwerteten Messeteppichen zusammensetzt. Entsprechend der Ausstellungskapitel sind die Wände der Räumlichkeiten rot oder blau gestrichen und erzeugen zusammen mit dem farbigen Boden eine intensive Atmosphäre. 2 Vorbereitung und Vertiefung der Ausstellung im Unterricht Die vorliegenden Unterlagen enthalten eine Sammlung von Ideen und Anregungen, wie ein Besuch der Ausstellung MEHR VON WENIGER im Schulunterricht vorbereitet oder vertieft werden kann. Die Aufgaben lassen sich während einer oder mehrerer Lektionen in verschiedenen Fächern wie Deutsch, Englisch, Mensch und Umwelt, Bildnerisches Gestalten, Physik, Chemie usw. durchführen. Die Unterrichtsmaterialien beziehen sich sowohl auf die von den EXPONENTEN Nina Wiedemeyer und Felix Sattler in der Ausstellung gezeigten Themen und Unterkapitel als auch auf Fragen und Aufgaben, die spezifisch für Kinder und Jugendliche von Interesse sind. Die Fragen, die den Ideen und Anregungen für den Unterricht vorangestellt sind, sollen zum Gespräch in der Klasse anregen. Zum Einstieg stehen schliesslich einige Übungen und Aufgaben, die sich insbesondere der Klärung der Begrifflichkeiten widmen und so eine langsame Annäherung an das komplexe Thema ermöglichen. Die Subthemen der Ausstellung wurden aus Gründen der Verständlichkeit und unter Berücksichtigung des Erfahrungshorizontes von Kindern und Jugendlichen unterschiedlich gewichtet. Die Unterlagen richten sich an Lehrpersonen ab der Mittelstufe. Die Aufgaben und Übungen knüpfen an Themen, Objekte und künstlerische Arbeiten an, die in der Ausstellung präsentiert werden oder rücken neue Aspekte ins Blickfeld. Bei den einzelnen Aufgaben finden sich Angaben zu Schulstufe, Form und Material. Im Anhang sind Bild- und Textmaterialien sowie Links zu Videos und Filmen aufgeführt. Kontakt: Vögele Kultur Zentrum Gwattstrasse 14 8808 Pfäffikon SZ www.voegelekultur.ch vermittlung@voegelekultur.ch Öffnungszeiten: Mittwoch bis Sonntag: 11.00-17.00 Uhr Donnerstag: 11.00-20.00 Uhr Konzept und Ausführung der Materialien: Kasper & Spillmann Kunstvermittlung GmbH Pflanzschulstrasse 93 8004 Zürich www.k-s-kunstvermittlung.ch info@k-s-kunstvermittlung.ch 3 Einstiegsfragen zum Thema Wann ist mehr weniger? Ist der Begriff Verzichten eher positiv oder negativ besetzt? Warum? Wie verhält es sich mit dem Begriff Verschwenden? Was heisst für dich „mehr von weniger“? Weshalb kann es sich lohnen, auf etwas zu verzichten? Kennst du die Begriffe Askese und Ekstase? Was stellst du dir darunter vor? Hast du manchmal Lust, Dinge oder Energien zu verschwenden? Weshalb? Was kann durch Verzicht oder Askese gewonnen werden? Hast du auch schon weniger gewollt? In welchen Lebensbereichen empfindest du unsere Gesellschaft als verschwenderisch? Hast du auch schon eine Sehnsucht nach Einfachheit und Askese verspürt? Wann und warum? 4 Ideen und Anregungen für den Unterricht 1) Askese – Ekstase: Der Aufsatz Stufe: Ab Oberstufe. Form: Schriftliche Arbeit, Deutschaufsatz. Material: Papier, Schreibzeug, Internetzugang, Zitate (siehe Anhang, S. 18). Zur Ausstellung ASKESE – EKSTASE oder MEHR VON WENIGER. Die Sehnsucht nach Einfachheit und die Lust am Überfluss haben das Kuratorenteam Nina Wiedemeyer und Felix Sattler und die Mitarbeiterinnen des Vögele Kultur Zentrum verschiedene Zitate berühmter Persönlichkeiten gesammelt. Einige dieser Zitate finden sich im Vögele Kultur Bulletin, 98/2015 abgedruckt. Anhand dieser Zitate sollen sich die Schülerinnen und Schüler individuell sowohl mit dem Thema als auch mit den Autorinnen und Autoren der Zitate auseinandersetzen und ihre Gedanken dazu vorbereitend zu einem Ausstellungsbesuch zu Papier bringen. Je nach Vorgabe können die Kinder und Jugendlichen vor dem Verfassen des Aufsatzes die Zitate miteinander diskutieren und Ideen dazu austauschen. - - - Wählt aus den aufgeführten Zitaten eines aus, das euch besonders anspricht. Ihr könnt der Aussage des Zitates zustimmen oder ganz anderer Meinung sein. Recherchiert die Autorin, den Autor des Zitats im Internet und listet die wichtigsten Fakten zu der Person auf. Diskutiert in Zweier- oder Dreiergruppen den Inhalt des von euch ausgewählten Zitates miteinander! Was versteht ihr unter der jeweiligen Aussage? Berücksichtigt dabei, von wem und aus welcher Zeit das Zitat stammt. Versucht, eure Gedanken zu ordnen und erstellt eine grobe Gliederung mit Subthemen für einen Aufsatz. Schreibt einen Aufsatz oder eine Erörterung zu einem der Zitate! Wenn ihr wollt, könnt ihr euch die Aufsätze gegenseitig vorlesen und die Diskussionen zu den verschiedenen Zitaten weiterführen. 2) Askese – Ekstase: Begriffe klären, Themen abstecken Stufe: Ab Mittelstufe. Form: Sprach- und Verständnisübung. Material: Fremdwörterbücher, Internetzugang, Liste mit Begriffen (siehe Anhang, S. 19). Vor dem Besuch der Ausstellung kann eine Klärung der Begriffe Askese und Ekstase für die Schülerinnen und Schüler hilfreich sein. Was verstehen die Kinder und Jugendlichen unter diesen Begriffen? Woher kommen die Begriffe Askese und Ekstase und welches sind tatsächlich ihre ursprünglichen Bedeutungen? 5 Nach einer etymologischen Recherche in (Fremd-)Wörterbüchern und im Internet können weitere Begriffe eingeführt und deren Bedeutung diskutiert werden, um die Kinder und Jugendlichen auf die Auslegung des Ausstellungsthemas vorzubereiten. - - Was versteht ihr unter Askese und Ekstase? Unternehmt in Zweier- oder Dreiergruppen eine Begriffsrecherche zu Askese und Ekstase. Verwendet als Hilfsmittel verschiedene (Fremd-)Wörterbücher oder konsultiert das Internet. Wodurch unterscheiden sich die ursprünglichen Bedeutungen der Begriffe von unserem heutigen Verständnis von Askese und Ekstase? Aufgabe im Anhang: Ordnet die aufgeführten Begriffe als Gegensatzpaare einander zu, indem ihr sie mit Linien verbindet! Kommen euch weitere gegensätzliche Wortpaare in den Sinn, die von ihrer Bedeutung her mit den Begriffen Askese und Ekstase „verwandt“ sind? Schreibt sie auf! 3) Askese – Ekstase: Die Collage Stufe: Ab Mittelstufe. Form: Gestalterische Arbeit. Material: Zeitschriften, Bildmaterial aus dem Internet, Scheren, Leim, Papier. Diese gestalterische Arbeit soll die Schülerinnen und Schüler vorbereitend zu einem Ausstellungsbesuch von MEHR VON WENIGER dazu anregen, darüber nachzudenken, bei welchen Handlungen und in welchen Lebensbereichen Momente der Askese und Ekstase in unserer Gesellschaft vorkommen. - - - - - Überlegt euch: Bei welchen Gelegenheiten und Anlässen werden in unserer Gesellschaft Momente der Ekstase öffentlich sichtbar? An der Streetparade? Beim Konzert eines grossen Popstars? Auf den Rängen der Fussballstadien? Weitere Ideen? Überlegt euch: Wo zeigen sich in unserer Gesellschaft Momente der Askese? Im Fitnessstudio? Bei Pilgerwanderungen? Beim freiwilligen Verzicht auf Besitz? Bei Ernährungsweisen wie Vegetarismus oder Veganismus? Weitere Ideen? Besorgt euch verschiedene Zeitschriften und Zeitungen und sucht darin Bilder, die eurer Meinung nach Momente der Askese oder Ekstase in unserer Gesellschaft zeigen oder sucht entsprechende Abbildungen im Internet. Teilt die Klasse in zwei Gruppen. Die eine Gruppe widmet sich der Gestaltung einer Collage zum Thema Askese, die andere Gruppe arbeitet an einer Collage zum Thema Ekstase. Überlegt euch, welche Hintergrundfarben ihr für die jeweilige Collage passend findet und versucht, eine Arbeit zu kreieren, die als Gesamtbild das jeweilige Thema aussagekräftig illustriert. Ihr könnt eure Collagen auch zeichnerisch ergänzen. Hängt die Collagen an gegenüberliegenden Wänden im Schulzimmer auf! 6 4) Hermann Hesse, Siddhartha, 1922 Stufe: Ab Oberstufe. Form: Textlektüre. Material: Buch Hermann Hesse, Siddhartha. Eine indische Dichtung, 1922. Die Lektüre von Hermann Hesses Erzählung Siddhartha eignet sich sehr gut zur Vorbereitung oder Vertiefung der Ausstellung MEHR VON WENIGER, da sich die Geschichte der Selbstfindung der Hauptfigur gewissermassen zwischen den Polen von Askese und Ekstase bewegt. In der Legende über Siddhartha stellt Hermann Hesse einen Menschen dar, der sich von familiären und gesellschaftlichen Konventionen befreit, um seinen eigenen Weg zu finden. Dieser führt vom gelehrten Vater weg und am Ende in die Natur – zum Fluss als dem Sinnbild für Dauer und Wandel. Im August 1920 druckte die Neue Zürcher Zeitung den Anfang der Erzählung unter dem Titel „Bei den Asketen“ ab. Die vollendete Erzählung schliesslich erschien 1922 im S. Fischer Verlag. - - Lest das Buch Siddhartha von Hermann Hesse als Klassenlektüre. Teilt eure Klasse in Gruppen auf und teilt jeder Gruppe eines der Kapitel des Buches zu. Fasst pro Gruppe den Inhalt eines Kapitels zusammen und stellt eure Zusammenfassung den anderen vor. Welche Rolle spielen die Gegensätze zwischen Askese und Ekstase im biografischen Werdegang der Hauptfigur Siddhartha? Sucht pro Kapitel ein bis zwei Textstellen dazu! 5) Christian Morgenstern, Lass die Moleküle rasen..., 1905 Stufe: Ab Mittelstufe. Form: Gedichtinterpretation. Material: Gedicht Lass die Moleküle rasen... von Ch. Morgenstern (siehe Anhang, S. 19). Seinem berühmten Gedichtband Die Galgenlieder stellte der deutsche Schriftsteller Christian Morgenstern (1871–1914) den Vierzeiler Lass die Moleküle rasen... voran. Das kurze Gedicht kann als poetologischer Leitspruch für die absurd-komischen Galgenlieder verstanden werden. Unkontrollierbar, willkürlich, ungezwungen soll der Prozess des Dichtens demnach sein. Wie sähe wohl ein Motto aus, das anstatt der Ekstase der Askese huldigt? - - Lest das Gedicht Lasst die Moleküle rasen... von Christian Morgenstern. Wie versteht ihr den Vierzeiler? Worauf könnte sich der Autor mit seinem „Ratschlag in Gedichtform“ wohl beziehen? Wenn in diesem Gedicht dazu aufgefordert wird, die Ekstasen heilig zu halten, wie würde wohl ein Gedicht lauten, das der Askese huldigt? Versucht, ein eigenes Gedicht in Anlehnung an Morgensterns Vierzeiler zu schreiben, das jedoch mit der Zeile schliesst „heilig halte die Askese!“. 7 6) Ekstase und Askese im Brauchtum: Fas(t)nacht und Fastenzeit Stufe: Ab Mittelstufe. Form: Bedeutung von Fastnacht und Fastenzeit kennenlernen, Vorträge erarbeiten. Material: Bibliotheks- und Internetzugang. Das Aufeinanderfolgen bzw. Zusammenspiel von Ekstase und Askese ist tief in unserem Brauchtum verwurzelt, am augenfälligsten bei Fas(t)nacht und Fastenzeit. Als Fas(t)nacht, Fasching oder auch Karneval bezeichnet man verschiedene Bräuche, mit denen die Zeit vor dem Aschermittwoch, dem Beginn der Fastenzeit, in Ausgelassenheit, Fröhlichkeit und überschäumender Lebensfreude oder gar ekstatischen Regelbrüchen gefeiert wird. Danach folgt im Kirchenjahr das 40 Tage dauernde Fasten und Verzichtüben zur Vorbereitung auf das Hochfest Ostern. Fasnacht wird bei uns heute insbesondere als Gelegenheit wahrgenommen, sich zu verkleiden, Fasnachtschüechli, Berliner und andere Leckereien zu geniessen und bunten Umzügen beizuwohnen. Um den Kindern und Jugendlichen die Bedeutung dieser Bräuche zu vermitteln, sollen sie selbständig Vorträge zum Thema erarbeiten. - - Wie feiert ihr Fasnacht? Was ist an der Fasnacht besonders? Welche Fasnachtsbräuche kennt ihr? Weshalb wird überhaupt Fasnacht gefeiert? Kennt ihr die Gründe dafür? Erarbeitet in Zweier- und Dreiergruppen Vorträge, um den alten Brauch der Fasnacht und der darauf folgenden Fastenzeit besser zu verstehen. Wählt pro Gruppe ein Themen oder eine Fragestellungen aus: Was ist Fasnacht?, Fasnacht früher – Fasnacht heute, Die wichtigsten Fastnachtsbräuche Europas, Die Luzerner Fastnacht, Die Basler Fastnacht, Die Bedeutung der Fastnacht, Auf das Feier folgt das Fasten, Die Bedeutung der Fastenzeit Kennt ihr den Brauch des Fastens auch aus anderen Kulturen und Religionen? Was ist dort der Sinn des Fastens? 7) Kilian Ziegler: Vom Monster zum Mönch Stufe: Ab Oberstufe. Form: Textlektüre, Poetry-Slam-Experiment. Material: Kilian Ziegler, Vom Monster zum Mönch, in: Vögele Kultur Bulletin 98/2015, S. 23. Videos einer Performance von Kilian Ziegler, Tipps für Slammer (siehe Anhang, S. 19). Im aktuellen Vögele Kultur Bulletin ist ein Text von Kilian Ziegler abgedruckt, in dem der Schweizer Slam-Poet das Ausstellungsthema humorvoll und sprachlich virtuos behandelt. Der Text kann als Einstimmung auf den Ausstellungsbesuch dienen. Und er kann die Schülerinnen und Schüler und zu eigenen Slam-Versuchen anregen (ganz gemäss Morgensterns Gedicht Lass die Moleküle rasen...). 8 - - - - Lest den Text von Kilian Ziegler aus dem Vögele Kultur Bulletin durch. Wie geht der Autor mit dem Thema Askese – Ekstase um? Was ist seine Schlussfolgerung zum Thema seine eigene Person betreffend? Unterstreicht im Text die Wortspielereien, lustigen Metaphern und anderen Stilfiguren, mit denen Kilian Ziegler arbeitet! Schaut euch verschiedene Videos von Slam-Performances von Kilian Ziegler an. Wie trägt er seine Texte dem Publikum vor? Wie spielt er mit Betonungen, Körpersprache, Mimik? Versucht euch selbst als Slam-Poetinnen und Slam-Poeten! Um Ideen zu erhalten, wie ihr dabei am besten vorgeht, könnt ihr euch die „Tipps für Poetry-Slam Anfänger“ von Slambar anschauen. Am besten, ihr nehmt zur Übung den Text von Kilian Ziegler und versucht ihn zu performen – aber bitte in bester Slammer-Manier! Erfindet nun euren eigenen Text zum Thema MEHR VON WENIGER. Ihr könnt dazu in Zweiter- oder Dreiergruppen arbeiten. Veranstaltet in der Klasse einen kleinen Slam-Anlass mit euren Texten! 8) Yvonne Scarabello, Hab und Gut, 2005 Stufe: Ab Mittelstufe. Form: Werkanalyse, Diskussion, gestalterische Arbeit. Material: Internetzugang, Abbildungen Hab und Gut, Text Susan Petrin, Nachlassverwalterin ihrer selbst, in: Thurgauer Zeitung, 18. August 2005, Abbildung Giuseppe Arcimboldo (siehe Anhang, S. 19f.), eigenes „Hab und Gut“, grosse weisse Fläche (Papier, Leintuch...) als Hintergrund, Fotokameras oder Mal- und Zeichenmaterial. Die Thurgauer Künstlerin Yvonne Scarabello (*1969) ist mit ihrem Projekt Hab und Gut in der Ausstellung MEHR VON WENIGER vertreten. Nachdem sie ihre Versuche, zeichnerisch oder filmisch ein Selbstportrait von sich zu schaffen, als unbefriedigend empfand, kam sie auf die Idee, dass ihr Besitztum ein geeignetes Abbild ihrer selbst darstellen könnte. So begann sie, alle Dinge, die ihr gehörten – vom Aschenbecher bis zur Zahnbürste – zu ordnen, zu katalogisieren, in einer Datenbank zu erfassen und fotografisch festzuhalten. Entstanden ist eine umfangreiche Dokumentation ihres Besitztums mit einem Inventar von mehr als 2000 Gegenständen. Aus diesem Hab und Gut kristallisiert sich, so findet die Künstlerin, das angestrebte Selbstbildnis heraus. Gezeigt wird Hab und Gut als Fotoinstallation, wobei sich zwischen den einzelnen Gegenständen immer wieder neue gedankliche Verbindungen und Bezüge herstellen lassen. Die fotografischen Inszenierungen der einzelnen Dinge vor neutral weissem Hintergrund egalisieren dabei die ursprünglichen Dimensionen, den finanziellen und ideellen Wert oder den Nützlichkeitsaspekt der Gegenstände. Die Idee hinter der künstlerischen Arbeit von Yvonne Scarabello soll im Klassenverband diskutiert werden, um anschliessend eigene Selbstportraits mit persönlichen Gegenständen zu verwirklichen. 9 - - - - Schaut die Abbildungen zu der künstlerischen Arbeit Hab und Gut von Yvonne Scarabello an und lest zur Erklärung den Zeitungsartikel Nachlassverwalterin ihrer selbst von Susan Petrin. Beantwortet anschliessend folgende Fragen: Wie ist Yvonne Scarabello auf die Idee gekommen, die Arbeit Hab und Gut in Angriff zu nehmen? Wie ist die Künstlerin bei der Verwirklichung ihrer Arbeit vorgegangen? Woraus setzt sich Hab und Gut zusammen? Diskutiert miteinander: Wie findet ihr die Idee von Yvonne Scarabello? Denkt ihr, dass persönliches Besitztum ein Selbstportrait darstellen kann? Fertigt euer eigenes Selbstportrait aus Dingen und Gegenständen, die euch gehören! Orientiert euch dabei an den Portraits des italienischen Renaissancemalers Giuseppe Arcimboldo (siehe Abbildungen). Arrangiert zwischen 10-50 kleinere und grössere Dinge wie Kleidungsstücke, Bücher, Elektrogeräte, Sportsachen usw., die euch gehören auf einem neutralen weissen Hintergrund zu einem Selbstportrait. Fotografiert euer Gegenstände-Portrait mit einer Digitalkamera oder zeichnet es ab. Verfasst einen kurzen Kommentar, weshalb ihr welche Gegenstände für euer Selbstportrait gewählt habt und stellt diesen zusammen mit euren Fotos oder Zeichnungen im Schulzimmer aus. 9) 100 Gegenstände Stufe: Ab Mittelstufe. Form: Selbstversuch. Material: Schreibzeug oder Kopien der Seiten 36f. vom Vögele Kultur Bulletin, 98/2015. Sesshaftigkeit bedeutet, viele Dinge anhäufen zu können – meist mehr als ein Mensch braucht. So umfasst ein durchschnittlicher Haushalt in der Schweiz rund 10’000 Dinge. Kein Wunder, dass man da manchmal den Überblick verliert und kaum noch weiss, was man überhaupt besitzt. Den Besitzanhäufungen der westlichen Zivilisationskultur und damit verbunden dem ausufernden Konsumverhalten haftet durchaus etwas Verschwenderisches, ja Ekstatisches an. Ein kleiner Selbstversuch soll Bewusstsein dafür schaffen. - - - Was denkt ihr: Wieviele Dinge und Gegenstände umfasst ein durchschnittlicher Haushalt in der Schweiz? Gebt eure Schätzungen ab! Diskutiert miteinander: Weshalb besitzen wir so viele Dinge? Was sind die Vorteile/Nachteile von viel Besitz? Macht möglichst viel Besitz eurer Meinung nach glücklich? Macht einen Selbstversuch und listet 100 Dinge auf, die ihr eurer Meinung nach unbedingt zum Leben braucht! Vergleicht eure Listen untereinander: Welche Dinge kommen häufig vor? Auf welche Dinge könntet ihr verzichten? Was denkt ihr: Was für ein Zusammenhang besteht zwischen diesem kleinen Selbstversuch und dem Thema der Ausstellung MEHR VON WENIGER? 10 10) Uli Westphal, Lycopersicum III, 2013 Stufe: Ab Mittelstufe. Form: Werkanalyse, Diskussion und gestalterische Arbeit, Langzeitprojekt „Mensch und Umwelt“ / Biologie (Schulgarten). Material: Abbildung Uli Westphal, Lycopersicum III, 2013 (siehe Anhang S. 21), Modelliermasse, Farbe zum Bemalen, Saatgut von Pro Specie Rara für den Schulgarten (zu beziehen über https://www.prospecierara.ch). Der Berliner Künstler Uli Westphal (*1980) beschäftigt sich in seinen durch naturwissenschaftliche Methoden geprägten künstlerischen Arbeiten unter anderem mit der Artenvielfalt von Früchten und Gemüsen im Zeitalter der industriellen Landwirtschaft. Durch maschinelle Vorgänge beim Ernten, aber auch neu definierte Normierungen und Normen, wie handelsübliches Obst und Gemüse gewachsen sein muss und auszusehen hat, verschwinden immer mehr alte und robuste Sorten oder ungewöhnlich geformte Gemüse und Früchte aus den Regalen der Supermärkte. Was nicht der Norm entspricht, wird aussortiert. Diesem Trend wirkt Uli Westphal entgegen, indem er selbst ausgefallene Früchte, Knollen, Pilze und Gemüse kultiviert. Daraus ist ein Archiv mit einer fotografischen Sammlung von nicht-standardisierter Pflanzennahrung entstanden, die dokumentiert, was die Natur uns an Fülle zu bieten hätte. So illustriert die Fotocollage Lycopersicum III das riesige Spektrum an Formen und Farben am Beispiel der Tomate. - - - - Wie sieht eine Tomate aus? Macht eine kleine Skizze! Schaut euch danach die künstlerische Arbeit Lycopersicum III des Berliner Künstlers Uli Westphal an. Vergleicht die Tomaten seiner Fotocollage mit euren Zeichnungen. Worin bestehen die Unterschiede? Habt ihr schon einmal solche Tomaten gesehen? Findet man solche Tomaten im Supermarkt? Würdet ihr gerne die Tomaten essen, die auf Westphals Fotocollage abgebildet sind? Warum ja, warum nein? Uli Westphal will mit seinen Arbeiten zum Nachdenken anregen, warum bei uns praktisch nur noch normierte, in industrieller Landwirtschaft produzierte pflanzliche Lebensmittel auf den Tisch kommen, wenn doch auch anders aussehende Früchte und Gemüse genauso gut schmecken und verzehrt werden könnten. Mit seinen eigenen Züchtungen will er uns die verschwenderische Vielgestaltigkeit des natürlich Gewachsenen vor Augen halten und uns daran erinnern, was für eine wunderbare Vielfalt immer mehr der Normierung zum Opfer fällt. Kreiert eurer eigenes Wunschgemüse! Was für Züchtungen und aussergewöhnliche Früchte- oder Gemüseformen würdet ihr gerne im Supermarkt antreffen? Vielleicht eine rosarote Kartoffel? Oder herzförmige Auberginen? Blaue Riesenerdbeeren? Bestimmt habt ihr noch bessere Ideen... Formt eure Phantasiezüchtung aus Modelliermasse und bemalt danach eure Obst- oder Gemüsekreationen! Gebt eurer Gemüse- oder Früchtesorte einen Namen und stellt sie im Schulzimmer aus. Wenn zu eurem Schulhaus ein Schulgarten gehört, könnt ihr selbst versuchen, (fast) ausgestorbene Sorten zu züchten. Bei der Vereinigung Pro Specie Rara kann gratis Saatgut bezogen werden. 11 11) Henry David Thoreau, Walden – oder Leben in den Wäldern, 1854 Stufe: Ab Oberstufe. Form: Recherche, Textlektüre (Deutsch oder Englisch), Diskussion. Material: Internetzugang, deutsche oder englische Version des Buches Walden, Zitate aus Walden (siehe Anhang, S. 22). Henry David Thoreau (1817–1862) war ein nordamerikanischer Schriftsteller und Naturphilosoph. Von 1845 bis 1847 lebte er in einer kleinen, selbstgezimmerten Hütte am Walden See in der Nähe von Concord (Massachusetts). Dort entstandenen Notizen für sein wichtigstes Werk, Walden – oder Leben in den Wäldern (1854). Darin spricht sich Thoreau sowohl für ein genügsames Leben aus, zugleich befürwortet er darin eine Extravaganz, eine Verausgabung in Stimmungen und Lebensintensität. Die achtzehn Kapitel des Buches sind unterschiedlichen Aspekten und Themen gewidmet, so zum Beispiel der Ökonomie, der Einsamkeit, Tieren des Waldes oder der Lektüre klassischer literarischer Werke. Walden zählt zu den einflussreichsten Büchern der amerikanischen Literaturgeschichte und inspirierte im sowohl die Naturschutzbewegung als auch die 68er-Generation. Auch Mahatma Gandhi berief sich mit seinem Ideal des gewaltfreien Widerstandes und seiner asketischen Lebensführung ausdrücklich auf Walden. Henry David Thoreaus Experiment, zwei Jahre in der Wildnis zu verbringen, könnten wir uns heute kaum noch leisten. Aber der Outdoor-Boom zeigt das ungebrochen starke Bedürfnis, wenigstens zeitweilig auf die Annehmlichkeiten der Zivilisation zu verzichten, um die Natur umso intensiver erfahren zu können. - - - - Kennt ihr den amerikanischen Schriftsteller Henry David Thoreau und sein berühmtestes Werk mit dem Titel Walden? Macht eine Recherche zum Thema und informiert euch über den Autor und das Buch. Weshalb gilt Walden als eines der einflussreichsten Bücher der amerikanischen Literaturgeschichte? Walden ist in 18 Kapitel geschrieben. Teilt die Kapitel in der Klasse untereinander auf, lest sie jeweils auszugsweise (die deutsche Version) und schreibt kurze Zusammenfassungen, um eine Übersicht über das Buch zu erhalten. Sucht pro Kapitel eine Textstelle, ein Zitat, das ihr besonders wichtig findet. Diskutiert die verschiedene Zitate aus Walden in kleinen Gruppen (Es kann auch mit den Zitaten gearbeitet werden, die im Anhang abgedruckt sind.). Was war für Thoreau das „mehr“, das er aus dem Leben mit „weniger“ Besitz und Zivilisation zog? Könntet ihr euch vorstellen, zwei Jahre (oder auch eine kürzere Zeit) in völliger Abgeschiedenheit von der Zivilisation alleine in der Wildnis zu leben? Weshalb ja, weshalb nein? 12 12) Sean Penn, Into the Wild, 2007 Stufe: Ab Oberstufe. Form: Filmanalyse, Diskussion. Material: Film Sean Penn, Into the Wild, 2007. Into the Wild ist ein US-amerikanischer Spielfilm aus dem Jahr 2007 von Sean Penn. Der Film basiert auf der gleichnamigen Reportage von Jon Krakauer und zeigt die Lebensreise des jungen Christopher McCandless. Christopher McCandless, ein 22-jähriger Student aus wohlhabender Familie, bricht im Sommer 1990 nach dem Abschluss seines Geschichts- und Anthropologiestudiums zu einer zweijährige Reise durch die USA auf, die ihn schliesslich in die Wildnis Alaskas führt. Nachdem er sich von materiellem Besitz losgesagt und seine gesamten Ersparnisse einer Hilfsorganisation gespendet hat, macht er sich anfangs in seinem Datsun Sunny und später zu Fuss mit einem Rucksack unter dem Pseudonym „Alexander Supertramp“ auf die Reise nach Fairbanks nahe dem nördlichen Polarkreis, um sich den Herausforderungen eines einfachen Lebens fernab der Zivilisation zu stellen. Im April 1992 erreicht Chris letztendlich sein Ziel und bricht, ausgestattet mit einem Kleinkalibergewehr, von Fairbanks in die Wildnis nördlich des vergletscherten Mount McKinley in den Denali-Nationalpark auf, wo er die Wintermonate in einem verlassenen alten Linienbus 142 der „Fairbanks City Transit System“ verbringt. Die einsetzende Schneeschmelze schneidet seinen Rückweg über den nahegelegenen Teklanika River ab, da dessen Wasserspiegel und Strömungsgeschwindigkeit stark angestiegen ist, so dass er ohne Kenntnis alternativer Routen zum Ausharren in seinem „Magic Bus“ gezwungen ist. Durch Nahrungsmittelknappheit und geschwächt vom Verzehr giftiger Schoten, die er mit der essbaren Wilden Kartoffel verwechselte, verliert er rapide an Körpergewicht und stirbt in dem Bus. Durch Texthinweise erfährt der Zuschauer, dass der Leichnam Christophers Ende August 1992 von Elchjägern auf ihrem Weg entlang des ehemaligen Stampede Trails gefunden wurde. Dabei wird ein Foto von ihm eingeblendet, wahrscheinlich eine Selbstaufnahme, welche man in seiner Kamera unentwickelt vorfand. - - Schaut euch den Film Into the Wild von Sean Penn an! Was sind eurer Meinung nach die Gründe, weshalb sich Christopher McCandless auf seine Reise begibt? Was hofft er auf seiner Reise zu finden? Wieso ist es für ihn wichtig, dass er seinen Besitz los wird und manche Entbehrung auf sich nimmt? Könnt ihr die Sehnsucht nach der Wildnis nachvollziehen, die Christopher McCandless empfindet? Was denkt ihr: Hätte das tragische Ende von McCandless vermieden werden können? 13 13) Heidemarie Schwermer: Living without Money, 2010 Stufe: Ab Mittelstufe. Form: Filmanalyse, Diskussion. Material: Film Living without Money unter https://vimeo.com/channels/528106. Heidemarie Schwermer ist ausgebildete Lehrerin und Psychotherapeutin und setzte sich in ihrer beruflichen Tätigkeit stets intensiv mit den Themen des Teilens und Tauschens sowie dem Verzicht auf Geld als Tauschmittel auseinander. 1994 gründete sie einen Tauschring. Zwei Jahre später fällte sie die Entscheidung, ihren gesamten Besitz zu verschenken und ihren festen Wohnsitz aufzugeben. Seitdem lebt sie von Tauschgeschäften und hütet Wohnungen, deren Besitzer z.B. in Urlaub sind. Von ihrer Pension, die sie monatlich spendet, nimmt sie nur ihre Krankenkasse in Anspruch. Sie versteht ihr Projekt als Gabe an die Gesellschaft, in dem sie eine Alternative vorlebt, die zumindest hierzulande als wenig realistisch gilt. Geldlosigkeit hat sie als grossen Gewinn an Freiheit erfahren, gerade weil kein anonymes Zahlungsmittel im Spiel ist, schafft das Beziehungen zu anderen. - Schaut euch den Film Living without Money über die Psychotherapeutin und Lebenskünstlerin Heidemarie Schwermer an. Wie schafft es Heidemarie Schwermer, ohne Geld zu leben? Was ist für Heidemarie Schwermer der Mehrwert, so zu leben, wie sie lebt? Gibt es auch Nachteile, wenn man so wie Frau Schwermer lebt? Was denkt ihr: Wäre es möglich, dass eine ganze Gesellschaft nur über Tauschgeschäfte lebt und Geld überflüssig wird? Was spricht dafür, was dagegen? 14) Leben im Kloster Stufe: Ab Mittelstufe. Form: Exkursion in ein Kloster, Klosterleben und –kultur kennenlernen. Material: Papier und Schreibzeug, Links Klosterführungen (siehe Anhang, S. 23). In der Schweiz gibt es zahlreiche Klöster verschiedener Orden, die ihre Pforten immer mehr für Interessierte öffnen und oft auch für Schulklassen Führungen anbieten, um das historische oder gegenwärtige Klosterleben zu vermitteln. - In der Schweiz gibt es zahlreiche Klöster, die Führungen anbieten. Recherchiert entsprechende Angebote im Internet. Organisiert im Klassenverband eine Exkursion in ein Kloster! Bucht auch eine Führung und bereitet für diese Führung gezielt einige Fragen vor. Nachbereitung: Was hat euch am Klosterbesuch und an der Führung besonders beeindruckt? Wurden eure Erwartungen erfüllt? Wieso ja? Wieso nein? Ist das Leben im Kloster besonders asketisch? Inwiefern haben die Nonnen oder Mönche in ihrem Leben „mehr von weniger“? 14 15) Klosterleben auf Zeit Stufe: Ab Mittelstufe. Form: Text- und Filmlektüre, Diskussion. Material: Artikel Daniela Schwegler: „Meine Freunde dachten, ich gehe ins Gefängnis“, in: Beobachter 14/2010, 8. Juli 2010, und Filmbeitrag (siehe Anhang, S. 23f.). Die Deutschschweizer Kapuzinerklöster, darunter auch das Kloster Rapperswil, haben eine neue Form der Teilnahme am Ordensleben geschaffen. Jungen Männern wird die Möglichkeit geboten, als „Bruder auf Zeit“ für drei oder sechs Jahre ins Kloster einzutreten, mit den Kapuzinermönchen zu leben, zu arbeiten und zu beten, ohne auf eigenen Besitz zurückzugreifen. Wichtig ist uns dabei die Lebensinspiration des Franz von Assisi. 2009 nahm Fridolin Schwitter, einst Wirtschaftsförderer der Stadt Luzern, dieses Angebot wahr und wurde der erste „Bruder auf Zeit“ in der Schweiz. - - Lest den Text Meine Freunde dachten, ich gehe ins Gefängnis und schaut euch den kurzen Filmbeitrag über Fridolin Schwitter an. Beantwortet danach folgende Fragen: Was für ein besonderes Angebot des Kapuzinerklosters Rapperswil hat Fridolin Schwitter wahrgenommen? Wie sieht sein Alltag im Kloster aus? Welche Regeln muss Fridolin Schwitter beachten, um in der Klostergemeinschaft leben zu dürfen? Wodurch unterscheidet sich das Klosterleben von seinem früheren Alltag als Wirtschaftsförderer? Weshalb ist Fridolin Schwitter ins Kloster gegangen? Was hat das Leben im Kloster für ihn für Vorteile? Diskutiert: Im Artikel äussert sich Fridolin Schwitter, dass es immer weniger Kapuzinermönche gibt und der Orden mit einer Überalterung zu kämpfen hat. Was denkt ihr, weshalb ist es heute scheinbar weniger attraktiv ins Kloster zu gehen als früher? Was denkt ihr: Ist das Modell des „Bruders auf Zeit“ eine Möglichkeit, die Klostergemeinschaften und die Klosterkultur am Leben zu halten? 16) Ein Designer auf „Abwegen“: Interview Philippe Starck Stufe: Ab Oberstufe. Form: Textlektüre, Recherche und Diskussion. Material: Internetzugang, Interview Tillmann Prüfer, „Ich schäme mich dafür“, in: ZEITMagazin, 28. März 2008 (siehe Anhang S. 25f.). Die Ausstellung MEHR VON WENIGER widmet sich auch dem Bereich Design, indem die These aufgestellt wird, dass reduziertes, einfach oder fast asketisch wirkendes Design oft nur durch einen Mehraufwand im Entwurfs- und Herstellungsprozess erreicht werden kann. Als Beispiele dafür dienen der Stuhl klio von Studio Hannes Wettstein sowie der ElektronStuhl von Max Ernst Haefeli. Eine interessante Haltung, was die Notwendigkeit von Design überhaupt betrifft, vertritt der französische Produktedesigner Philippe Starck (*1949). Starcks vielseitige Entwürfe sind von Architektur bis Produktdesign in fast jedem Bereich zu finden. Neben spektakulären Inneneinrichtungen entwirft er auch einfache Gebrauchsgegenstände. 15 In einem Interview macht Starck nun die Aussage, dass alles, was er jemals gestaltet habe, absolut unnötig gewesen sei. Dies ausgerechnet von Philippe Starck zu hören, überrascht, ist er schliesslich dafür berühmt, Haushalte bis ins letzte Detail zu designen, von der Badezimmerarmatur bis hin zur Zitronenpresse. Viele dieser Dinge sind Luxusgegenstände, die vielleicht überflüssig sind, aber vom exklusiven Geschmack ihrer Besitzer zeugen – vornehme Hotels und hochpreisiges Wohneigentum werden mit dem Starck-Design-Faktor beworben. Der Designer selbst ist dadurch ebenfalls reich geworden. Darf man ihm also Glauben schenken, wenn er nun dem Materialismus abschwört? Und ist Verzicht aufs Materielle wirklich schon ein Ausweg aus dem Überfluss? - - Kennt ihr den Designer Philippe Starck? Besorgt in einer Bibliothek Bücher über den Designer und macht eine Recherche im Internet! Worfür ist er berühmt geworden? Lest nun das Interview, das Starck vor einigen Jahren dem ZEITMagazin gegeben hat. Welches sind für euch die Hauptaussagen des Interviews? Wie beurteilt ihr die Statements von Philppe Starck? Darf man ihm Glauben schenken, wenn er dem Materialismus abschwört? Was denkt ihr: Ist Verzicht aufs Materielle und das Weglassen von Design wirklich schon ein Ausweg aus dem Überfluss? 17) Maximaler Aufwand, Goldberg- Maschine wenig Wirkung: Die Rube- Stufe: Ab Mittelstufe. Form: Gestaltungs- und naturwissenschaftliches Projekt; Werkanalyse Fischli / Weiss, Der Lauf der Dinge, 1987. Material: Film Fischli / Weiss, Der Lauf der Dinge, 1987 (siehe Anhang, S. 27). Als besonderes Projekt der Kunstvermittlung sind in der Ausstellung MEHR VON WENIGER verschiedene Rube-Goldberg-Maschinen ausgestellt, die von einer Klasse des Berufs- und Weiterbildungszentrums Rapperswil-Jona entwickelt und ausgeführt wurden. Eine RubeGoldberg-Maschine ist eine Nonsens-Maschine, die eine bestimmte Aufgabe absichtlich in zahlreichen unnötigen und komplizierten Einzelschritten ausführt. Die Maschine erledigt zwar eine bestimmte Aufgabe, dies aber auf absurd umständliche Art und Weise. Eine RubeGoldberg-Maschine hat also keinerlei praktischen Nutzen, sondern soll bei der Betrachtung lediglich Spass und Vergnügen bereiten. Der Name Rube-Goldberg-Maschine geht übrigens auf den amerikanischen Cartoonisten Reuben „Rube“ L. Goldberg zurück, der in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wirkte und Comics über einen Professor Lucifer Gorgonzola Butts zeichnete, der unnötig komplizierte Maschinen konstruierte. Bekannt geworden ist das Prinzip der Rube-Goldberg-Maschine auch durch das Schweizer Künsterduo Fischli / Weiss, deren Film Der Lauf der Dinge von 1987 die den Ablauf hochkomplexer, explosiver Mechanismen einer solchen Nonsensmaschine zeigt. 16 - - Schaut euch den Film Der Lauf der Dinge des Schweizer Künstlerduos Fischli / Weiss an. Was erreichen die Künstler mit ihrer Maschinerie? Fischli / Weiss zeigen in Der Lauf der Dinge eigentlich die Funktion einer soegenannten Rube-Goldberg- oder Nonsens-Maschine. Baut selbst eine solche Maschine! Überlegt euch, welchen minimalen Zweck eure Maschine erfüllen soll. Sammelt Material und Ideen für Reaktionen und Funktionsweisen, die ihr in eure Maschine einbauen wollt. Ihr könnt dafür auch im Internet recherchieren... Nun braucht ihr einen geeigneten Ort, der viel Platz bietet, um eure Maschine ausfzubauen. Analysiert im Physik- oder Chemieunterricht, welche Kräfte und Reaktionen bei eurer Rube-Goldberg-Maschine wirksam geworden sind. Die Fachlehrperson hilft euch bestimmt gerne mit Erklärungen, wenn ihr einmal nicht mehr weiter wisst... 18) OK GO, Needing/Getting, 2012 Stufe: Ab Mittelstufe. Form: Übersetzung eines Songtexts, Analyse Musikvideo. Material: Musikvideo OK GO Needing/Getting, 2012 und Songtext (siehe Anhang S. 27f.). An die Funktionsweise einer Rube-Goldberg-Maschine angelehnt ist auch das Musikvideo zum Song Needing/Getting der Band OK GO. In langwieriger Tüftel- und Klangforschungsarbeit hat die 1998 in Chicago gegründete Band ein Auto-Instrument entwickelt, das beim Abfahren einer mit Instrumenten und Klangkörpern präparierten Strecke den Song Needing/Getting spielt. Ein Klavier pro Note, eine Gitarre pro Chord - die Klänge aus dem Stück werden im Video extrem aufwändig reproduziert. Verschiedene Instrumente sind in einer langen Reihe am Strassenrand aufgebaut. Im Vorbeifahren wird bei jedem Instrument ein Ton oder Akkord angeschlagen und so eine Melodie zusammengesetzt. Die Musik ist einfach, der Aufwand ist gross. Die Band hat sichtlich grossen Spass an der Materialschlacht und gibt damit ein Statement ab, auch in Zeiten des Digitalen nicht auf analoge Verausgabungen zu verzichten. - - Schaut euch das Musikvideo zum Song Needing/Getting der amerikanischen Band OK Go an. Was passiert hier? Inwiefern passt dieses Musikvideo in die Ausstellung MEHR VON WENIGER? Was denkt ihr: Weshalb haben die Band und alle Beteiligten den unglaublichen Aufwand auf sich genommen, ein solches Musikvideo zu produzieren? Schaut euch zusätzlich die englischsprachigen Making-Of-Videos an und versucht, dort die Antworten zu finden. Lest nun den Songtext zu Needing/Getting und übersetzt ihn. Inwiefern besteht ein Zusammenhang zwischen Musikvideo und Songtext? 17 Anhang 1) Die Sehnsucht nach Einfachheit und die Lust am Überfluss – Der Aufsatz. „Nichts verhindert den rechten Genuss so wie der Überfluss.“ Michel de Montaigne (1533-1592): Jurist, Politiker und Moralphilosoph; Denker und Dichter der französischen Renaissance, der den Essay als literarische Form entwickelte. „Es gibt die Frage, macht man aus seinem Leben etwas Asketisches oder etwas Leidenschaftliches? In letzter Instanz bringt Askese weniger Erlebnisse.“ Kurt Imhof (1956-2015): Soziologe und Publizistikwissenschaftler; Letzter des Forschungsinstitutes Öffentlichkeit und Gesellschaft / Universität Zürich. „Wir leben schliesslich in einer hochkapitalistischen Gesellschaft. Verschwendung gilt hier als höchste Tugend.“ Haruki Murakami (1949): Autor und einer der bekanntesten Vertreter der japanischen Gegenwartsliteratur. „Es ist wichtig, Einfachheit nicht mit Uninteressantem zu verwechseln.“ Calvin Klein (1942): US-amerikanischer Modeschöpfer, der mit Designer-Jeans und Designer-Unterwäsche berühmt wurde. „Auch die Verzweiflung hat ihre Ekstase.“ Victor Hugo (1802-1885): Er begründete als Schriftsteller die französische Romantik. Sein Buch „Notre-Dame de Paris“ gilt als bedeutendster Historienroman. Das Zitat stammt aus „Les Misérables“. „Affektierte Einfachheit ist raffinierter Betrug.“ François de la Rochefoucauld (1613-1680): Französischer Adeliger und Offizier, Aufständischer gegen das abolutistische Regime. Er schrieb gesellschaftskritische Bücher in denen er über die Natur des Menschen reflektiert. „Das Ideal der Einfachheit macht das Leben in der modernen Gesellschaft noch schwieriger.“ Vincent van Gogh (1853-1890): Niederländischer Künstler, Wegbereiter des Expressionismus, der in seinen letzten 10 Lebensjahren über 750 Gemälde und 1600 Zeichnungen schuf. „Einfachheit ist die üppige Schönheit des Ausdrucks.“ Walt Whitman (1819-1892): Begründer der modernen amerikanischen Dichtung gilt in den USA als einer der einflussreichsten Lyriker des 19. Jahrhunderts. 18 2) Askese – Ekstase: Begriffe klären, Themen abstecken Ordnet die folgenden Begriffe zu Gegensatzpaaren, indem ihr sie durch Linien miteinander verbindet! Verschwenden Komplexität Askese Bescheidenheit Einfachheit Zurückhaltung Luxus Verzichten Verausgabung Ekstase 5) Christian Morgenstern, Lass die Moleküle rasen..., 1905 Lass die Moleküle rasen, was sie auch zusammenknobeln! Lass das Tüfteln, lass das Hobeln, heilig halte die Ekstasen! Quelle: Christian Morgenstern, Galgenlieder, Diogenes Verlag AG, Zürich 1983, S. 13. 7) Kilian Ziegler: Vom Monster zum Mönch Videos von Performances von Kilian Ziegler http://www.lavachekili.ch/v1/muhtube/ Tipps für Slammer https://www.youtube.com/watch?v=AptpLnNKQys 8) Yvonne Scarabello, Hab und Gut, 2005 19 Yvonne Scarabello, HAB+GUT, Installation (Detailansicht), 2005, Courtesy the Artist. Von oben links nach unten rechts: Ablagen – Inventar Nr. 000.000.968, Die Schnellste – Inventar Nr. 000.002.193, Fahrzeugausweis – Inventar Nr. 000.000.731, Gläser Inventar – Nr. 000.000.831, Kürschnermesser – Inventar Nr. 000.000.405, Le Fast Foonk – Inventar Nr. 000.001.498, Messband – Inventar Nr. 000.001.023, Pastamaschine – Inventar Nr. 000.000.846, Salbei – Inventar Nr. 000.001.599, Velo – Inventar Nr. 000.001.570. Portraitbeispiele von Giuseppe Arcimboldo (von links nach rechts): Der Bibliothekar, Der Gemüsegärtner, Das Wasser. Diese und weitere Beispiele finden sich unter: http://de.wikipedia.org/wi ki/Giuseppe_Arcimboldo Susan Petrin, Nachlassverwalterin ihrer selbst, in: Thurgauer Zeitung, 18. August 2005. Nachlassverwalterin ihrer selbst Über das Malen und sich Filmen ist Yvonne Scarabello auf eine neue Form des Selbstporträts gekommen: die Künstlerin fotografiert und katalogisiert jede einzelne ihrer Habseligkeiten - und hofft, die Gegenstände mögen auch zu anderen sprechen. Das Tellerchen, auf dem Yvonne Scarabello dem Gast Olivenbrot anbietet, ist weiss und rund. Ein stinknormaler Porzellanteller eben. Erst wenn das letzte Stückchen Brot weg ist, sieht mans: auf dem Boden klebt klein gedruckt die Nummer 000.000.009. Der Kochtopf im Küchenschrank trägt die Nummer 000.000.035, das Kochbuch im Regal 000.000.989. Seit einem Jahr ist Yvonne Scarabello dran, jedes einzelne Ding, das ihr gehört, zu fotografieren, zu katalogisieren, zu archivieren. Von der Zahnbürste über jede CD bis zur Tamponschachtel. Einfach alles, ihr ganzes „Hab und Gut“. So heisst denn auch ihr Kunstprojekt, das sie in Frauenfeld vorstellen wird. Besitz: „Abdruck meiner Person“ Wozu? Was soll das alles? Yvonne Scarabello stützt ihr Kinn in die Hand mit den schwarz lackierten Fingernägeln. Solche Fragen musste sie schon oft beantworten. Sie wollte ein Projekt, das nah am Leben ist, am Alltag. „Es soll mich weiterbringen. Ordnung schaffen, zeigen, was mir wichtig ist, wohin ich will.“ Allem zu Grunde liegt das Selbstporträt. Während ihrer Ausbildung an der „F+F Schule für Kunst und Mediendesign“ in Zürich malte sich Scarabello selbst - und war unzufrieden, als sie sich tags darauf im Spiegel bereits etwas anders sah. Später filmte sie sich, rundherum, blieb unbefriedigt. Bis sie vor zwei Jahren auf die Idee kam, ihre Habseligkeiten könnten selbstredend sein. „Es ist ein Versuch, mich 20 anders zu zeigen. Weil ich keine Tagebuchschreiberin bin, habe ich mich schon immer an Gegenstände gehalten.“ In ihrem Projektbeschrieb formuliert sie das so: „Rund um mich sind diese Dinge, ähnlich dem Wasser, wenn ich bade - nur gröber. Ich suche in meinem Hab und Gut einen Hohlraum, einen Abdruck meiner Person. Was kristallisiert sich heraus, wenn ich mich dem Abbild entziehe und allein mein Hab und Gut ins Blickfeld rückt?“ Weitere kritische Fragen drängen sich auf. Können Gegenstände etwas über das Innere, die Gefühle eines Menschen aussagen? Oder bleibt alles an der Oberfläche? Und vor allem: Was bringt diese Kunstform allen anderen? Yvonne Scarabello sieht ihr Leben als „kleine Form der grossen Welt“, stellvertretend für viele andere. „Ich hoffe, dass die Besucher heimgehen und das eigene Leben anschauen anstatt das meine.“ Ihr selbst habe das Projekt bereits viel gebracht. „Das Leben ist reicher, intensiver geworden für mich.“ Sie habe auch ihre Grenzen entdeckt, Fehler, Menschliches. Und dadurch etwa gelernt, weniger von anderen zu erwarten. Nicht zuletzt soll „Hab und Gut“ anregen, über den Tod nachzudenken. „Wer hätte Freude an was?“ „Welche Gegenstände verlieren ihren Sinn, wenn ich nicht mehr bin?“ Tabuthemen, wie sie gemerkt habe. Ihr schönster Gedanke dazu: „Meine Gegenstände werden zu Gegenständen eines Fremden und ich zur Nachlassverwalterin meiner eigenen Person.“ Zehn Jahre katalogisieren Die Thurgauer Kulturstiftung hat sich offenbar von Yvonne Scarabellos Antworten überzeugen lassen: Die in Zürich wohnhafte Frauenfelderin hat eine finanzielle Unterstützung für das Projekt erhalten. So kann sie sich nun zumindest einige Monate vor allem dem Archivieren widmen. 1500 Gegenstände sind bereits im elektronischen Katalog abrufbar. Sie rechnet mit weiteren neun Jahren Arbeit. Bis dahin soll sich alles verdichten, sollen neue Projekte daraus entstehen, sollen viele Dinge an Geschichten, Erinnerungen gekoppelt werden. „Kann sein, dass ein Besucher hinter meiner alten Bratpfanne eine Liebesgeschichte entdeckt.“ In einem Zimmer ihrer Altbau-Wohnung ist eine Leinwand aufgespannt, ein weisser Schirm, davor Stativ und Kamera. Hier arbeitet Yvonne Scarabello, lichtet Ding um Ding ab. An der Wand hängen Fotos der im Photoshop freigestellten Gegenstände. Spängeli, zwei Lebkuchenfigürchen, eine Chiquita-Banana-Schachtel. Es ist eine putzige Dingwelt, erinnert an den Setzkasten aus der Kindheit. Die Künstlerin stellt sich fürs Foto davor. „Das Schöne ist: so kommen auch kleine Gegenstände gross raus, gewinnen an Bedeutung.“ Sie lacht und lächelt, beides wirkt ansteckend. Fotogen zeigt sie ihre kleinen Zähne, verschmälern sich ihre Augen. Man könnte die 35-Jährige problemlos zehn Jahre jünger schätzen. Später, zurück in der Küche bei feinem Espresso - man schmeckt die italienischen Wurzeln -, bleibt die Frage nach dem „Warum?“, die spannendste. Yvonne Scarabello gibt die wohl ehrlichste Antwort: „Das frage ich mich wirklich jeden Tag. Es gibt tausend Gründe. Am Ende muss ich einfach das machen, was ich machen muss.“ 21 10) Uli Westphal, Lycopersicum III, 2013 Uli Westphal, Lycopersicum III, 2013, aus Cultivar Series, 2010 bis heute, Lambda Print, Courtesy the Artist. 11) Henry David Thoreau, Walden – oder Leben in den Wäldern, 1854 „Ich zog in den Wald, weil ich den Wunsch hatte, mit Überlegung zu leben, dem eigentlichen, wirklichen Leben näher zu treten, zu sehen, ob ich nicht lernen konnte, was es zu lehren hätte, damit ich nicht, wenn es zum Sterben ginge, einsehen müsste, dass ich nicht gelebt hatte. Ich wollte nicht das leben, was nicht Leben war; das Leben ist so kostbar. Auch wollte ich keine Entsagung üben, ausser es wurde unumgänglich notwendig. Ich wollte tief leben, alles Mark des Lebens aussaugen, so hart und spartanisch leben, dass alles, was nicht Leben war, in die Flucht geschlagen wurde.“ „Wozu diese verzweifelte Jagd nach Erfolg, noch dazu in so waghalsigen Unternehmungen? Wenn ein Mann nicht (Gleich)-Schritt mit seinen Kameraden hält, dann vielleicht deshalb, weil er einen anderen Trommler hört. Lasst ihn zu der Musik marschieren, die er hört, in welchem Takt und wie fern sie auch sei. Es ist nicht wichtig, dass ein Mensch so schnell reift wie ein Apfelbaum oder eine Eiche. Soll er denn seinen Frühling zum Sommer machen?“ „Das eine wenigstens lernte ich bei meinem Experimente: Wenn jemand vertrauensvoll in der Richtung seiner Träume vorwärts schreitet und danach strebt, das Leben, das er sich einbildete, zu leben, so wird er Erfolge haben, von denen er sich in gewöhnlichen Stunden nichts träumen liess. Er wird mancherlei hinter sich lassen, wird eine unsichtbare Grenze überschreiten. Neue, allgemeine und freiere Gesetze werden sich um ihn und in ihm bilden oder die alten werden ausgedehnt und zu seinen Gunsten in freierem Sinne ausgelegt werden.“ Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Walden 22 14) Leben im Kloster Kartause Ittingen, Warth http://www.kunstmuseum.ch/documents/Handbuch_IM.pdf http://www.ittingermuseum.tg.ch/xml_98/internet/de/application/d7392/f13588.cfm Kloster Einsiedeln http://www.wallfahrt-einsiedeln.ch/?id=30 Kloster Muri http://www.muri.ch/xml_1/internet/de/application/d4/d88/d287/f400.cfm Kloster Disentis http://www.disentis-sedrun.ch/kultur-natur/kloster-disentis.html 15) Klosterleben auf Zeit Daniela Schwegler: „Meine Freunde dachten, ich gehe ins Gefängnis“, in: Beobachter 14/2010, 8. Juli 2010. „Meine Freunde dachten, ich gehe ins Gefängnis“ Armut, Gehorsam und Ehelosigkeit: Fridolin Schwitter erhofft sich vom Kloster „eine Vertiefung meines Lebens“. Fridolin Schwitter, 50, hat den Armani-Anzug gegen eine Kapuzinerkutte eingetauscht. Der einstige Wirtschaftsförderer der Stadt Luzern lebt jetzt als Mönch. Nach 30 Jahren im Wirtschafts- und Finanzbereich wollte ich mich verändern und mir eine Auszeit gönnen. Als „Bruder auf Zeit“ bei den Kapuzinern widme ich mich seit ein paar Monaten nicht mehr der Gewinnmaximierung, sondern der Optimierung meines Lebensinhalts. Als Erster in der Schweiz profitiere ich vom Angebot, auf begrenzte Zeit ins Kloster einzutreten. Drei Jahre lang. Was nach 2012 kommt, ist noch offen. Als ich meinen Freunden von meinem Entschluss erzählte, dachten sie, ich gehe ins Gefängnis. Alle luden mich noch einmal ein. Aus Angst, sie würden mich nie mehr sehen, sobald ich einen Fuss über die Schwelle des Klosters gesetzt hätte. Aber so ist das nicht. Ich will mich ja nicht völlig abmelden von der Welt, sondern sie nur aus einem anderen Blickwinkel betrachten. Zudem: Auch wir Brüder haben unsere freien Tage. Zwar nicht die Samstage und Sonntage, die gelten bei uns als Werktage. Doch am Mittwoch habe ich frei. Dann besuche ich meine Freunde in Luzern oder erkunde mit dem Velo die Ostschweiz. Die Freiheit, kein Geld verdienen zu müssen Als Ordensbrüder legen wir drei Gelübde ab: das Leben in Armut, Gehorsam und Ehelosigkeit. Als arm empfinde ich mich allerdings gar nicht. Wir sind sogar privilegiert. Unser Kloster liegt im Städtchen Rapperswil direkt am Zürichsee. Das ist wunderschön! Ich habe ein Dach über dem Kopf, jeden Tag zu essen, meine Arztrechnungen werden bezahlt. Was will ich mehr? Sicher, mein Erspartes darf ich während der Klosterjahre nicht anrühren. Aber nichts zu verdienen, erlebe ich als sehr befreiend. Und mein kleines Taschengeld reicht für einen gelegentlichen Kaffee auswärts, mal ein Buch oder ein Bahnbillett. Auch mit 23 Gehorsam habe ich keine Mühe. Früher sagte einfach der Chef, wo es langgeht. Heute sind es die Ordensregeln des heiligen Franziskus, die mir den Weg weisen. Am schwierigsten ist für mich das Leben in Keuschheit. Daran muss ich mich erst gewöhnen. Liebe und Zuneigung sind doch auch christliche Werte. Ich bin zwar Single, aber ganz ohne körperliche Nähe auszukommen ist trotzdem neu für mich. Wobei: Drei Jahre geht das bestimmt. Im Kloster bin ich zuständig für die Pforte. Deshalb trage ich das Ordensgewand. Bei uns entscheidet jeder selber, ob und wann er eine Kutte trägt. Ich trage sie, damit Leute, die bei uns an der Pforte klopfen, wissen, dass ich ein Bruder bin. Wir sind ein Gästekloster und leben Tür an Tür mit unseren Gästen, die einige Tage bei uns verbringen. An der Pforte melden sich aber auch spontan Menschen. Sie kommen mit ihren Sorgen und Nöten und schütten mir ihr Herz aus. Ich habe gemerkt, dass es oft wichtiger ist, ihnen einfach nur zuzuhören, statt sie mit Ratschlägen einzudecken. Unser Klosteralltag ist klar strukturiert. Zwei Stunden sind wir im Gebet und in der Meditation. Das ist neu für mich. Religion bedeutete mir früher nicht viel. Mit der Institution Kirche und ihren Dogmen kann ich mich noch immer nur schwer identifizieren. Wie der Vatikan mit Missbrauchsfällen umgeht, ist doch unsäglich: An der Ostermesse tut der Oberkardinal die Pädophilie innerhalb der Kirche als Geschwätz ab! Was soll man da noch sagen? Eine Aufarbeitung wäre dringend nötig. Und eine offene Diskussion über den Zölibat und den Umgang mit den Frauen ebenso. Wir Kapuziner waren übrigens schon immer ein reformfreudiger Orden. Wenn sich die Kirche je verändern soll, dann von unten. Denn die Basis leistet engagierte und gute Arbeit. Das ist für mich massgebend. An Gott habe ich trotzdem immer geglaubt. Und mein Tun stets kritisch hinterfragt. Meine Veloreisen durch 70 Länder öffneten mir die Augen. Bei der Stadt Luzern war ich als Wirtschaftsförderer in Teilzeit angestellt, arbeitete aber ein volles Pensum. So blieben mehrere Wochen pro Jahr für meine Reisen durch die ganze Welt. Ich radelte durch die Slums von Südafrika, durchs kriegsversehrte Bosnien, durch den Kosovo und sah die bittere Armut in Rumänien und Albanien. Das hinterliess tiefe Spuren. In der Schweiz leben wir im Schlaraffenland. Aber schauen Sie sich die Gesichter an einem Montagmorgen in einer Stadt an: Glücklich macht uns der Reichtum nicht. Ich hoffe, dass ich im Kloster zu neuen Erkenntnissen und Einsichten komme, zu einer Vertiefung meines Lebens. Neues Marketing wegen Nachwuchssorgen Im Moment macht mir allerdings der Mitgliederschwund beim Kapuzinerorden Sorgen. Vor 40 Jahren noch gab es in der Schweiz 900 Kapuziner. Heute sind es gerade mal noch 130. Und die Brüder sind im Durchschnitt über 70 Jahre alt. Ich will mich doch nicht in eine Institution einfügen, wo es in einigen Jahren nur noch darum geht, in den Klöstern die letzten Lichter zu löschen. Darum überlege ich mir oft, wie wir unseren Orden in eine gute Zukunft führen können. Denn das Ordensleben hat auch heute viel zu bieten. Das zeigte sich mir schon nach wenigen Wochen als „Bruder auf Zeit“. Ich schätze das Leben in der Gemeinschaft, das Einüben des Zusammenseins, auch die handwerklichen Tätigkeiten hier. Klöster bergen einen reichen Schatz. Nur wissen das viele nicht. Das Klosterleben wird als hart und entbehrungsreich gesehen. Die Klöster kommunizieren halt auch nicht gerade vorteilhaft. Aber wenn wir Kapuziner das Marketing überdenken und die positiven Seiten des Ordenslebens in den Vordergrund stellen, dann hat das Bruder-auf-Zeit-Sein für mich auch eine langfristige Perspektive. Quelle: http://www.beobachter.ch/familie/sozialfragen/artikel/klosterleben_meine-freundedachten-ich-gehe-ins-gefaengnis/ 24 Link zu einem Filmbeitrag über Fridolin Schwitter: https://www.youtube.com/watch?v=ELnZePKJkVg 16) Ein Designer auf „Abwegen“: Interview Philippe Starck Tillmann Prüfer, „Ich schäme mich dafür“, in: ZEITMagazin, 28. März 2008. "Ich schäme mich dafür" Philippe Starck ist der Stardesigner der vergangenen zwei Jahrzehnte. Dennoch sagt er heute: "Alles, was ich gestaltet habe, ist absolut unnötig." ZEITmagazin: Herr Starck, Sie haben alles entworfen – von der Zahnbürste bis zum Raumschiff. Was braucht der Mensch wirklich? Philippe Starck: Die Fähigkeit zu lieben. Liebe ist die wunderbarste Erfindung der Menschheit. Und dann braucht man Intelligenz. Die Menschheit hat den Tieren voraus, dass sie, basierend auf Intelligenz, eine Zivilisation geschaffen hat. Deswegen darf sich kein Mensch leisten, nicht an seiner Intelligenz zu arbeiten. Und Humor ist wichtig. ZEITmagazin: Etwas Materielles fällt Ihnen nicht ein? Starck: Wir brauchen nichts Materielles. Viel wichtiger ist, dass man eine eigene Ethik entwickelt. Und dass man sich an diese Regeln auch hält. Ansonsten muss man sich um nichts sorgen. ZEITmagazin: Das ist nicht Ihr Ernst. Es gibt doch wohl allerlei, was man zum Überleben braucht. Starck: Wenn Sie über Objekte sprechen möchten: Man braucht sicherlich etwas, um Feuer zu machen. ZEITmagazin: Fällt Ihnen noch etwas ein? Starck: Ein Kopfkissen vielleicht und eine gute Matratze. ZEITmagazin: Warum sind Sie dann Industriedesigner geworden? Starck: Das ist eine interessante Frage. Und ich habe sie für mich noch nicht wirklich beantwortet. Sehen Sie, ich habe so viele Dinge gestaltet, ohne wirklich an ihnen interessiert zu sein. Vielleicht waren all die Jahre nötig, damit ich letztlich erkennen konnte, dass wir im Grunde nichts brauchen. Wir haben immer zu viel. ZEITmagazin: Was Sie geschaffen haben – alles überflüssig? Starck: Alles, was ich gestaltet habe, ist absolut unnötig. Strukturell gesehen, ist Design absolut nutzlos. Ein Beruf, der Sinn hat, ist Astronom, Biologe oder etwas Ähnliches. Design ist nichts. Ich habe versucht, meinen Produkten etwas Sinn und Energie zu geben. Auch wenn ich mein Bestes gegeben habe, es war sinnlos. ZEITmagazin: Das ist die Bilanz Ihres Schaffens? Starck: Menschen, die schlauer sind als ich, hätten das vielleicht schneller verstanden. Vielleicht war ich nicht klug genug und musste den schwierigen Weg gehen. Ich hatte von Anfang an den Verdacht, dass Produktdesign letztlich nutzlos ist. Deswegen habe ich versucht, den Job in etwas anderes zu verwandeln. In etwas, das politischer, rebellischer, subversiver ist. Vielleicht ist das Wichtigste, das ich geschaffen habe, nicht ein neues Objekt, sondern eine neue Definition für das Wort Designer. 25 ZEITmagazin: Sie sagen, dass wir in das Zeitalter des Postmaterialismus überwechseln. Was heisst das? Starck: Die Gesellschaft verfolgt eine Strategie der Dematerialisierung. Es geht immer um mehr Intelligenz und weniger Material. Nehmen Sie den Computer. Zuerst war ein Computer so gross wie ein Haus. Jetzt gibt es welche in Kreditkartengrösse. In zehn Jahren werden sie in unseren Körpern sein, bionisch. In 50 Jahren wird sich das Konzept "Computer" aufgelöst haben. ZEITmagazin: Was sollen Designer dann noch gestalten? Starck: Es wird keine Designer mehr geben. Der Designer der Zukunft ist der persönliche Coach, der Trainer im Gym, der Diätberater. Das ist alles. ZEITmagazin: Sie haben öfter betont, Ihr Ziel sei es, das Design zu zerstören. Wie weit sind Sie gekommen? Starck: Es ist vollbracht! Als ich anfing, waren Designgegenstände nur schöne Dinge. Keiner konnte sie sich leisten. Design bedeutete Elitismus. Doch Elitismus ist vulgär. Die einzige Eleganz liegt in der Vervielfältigung. ZEITmagazin: Das müssen Sie erklären. Starck: Wenn man das Glück hat, eine gute Idee zu haben, hat man die Pflicht, sie mit anderen zu teilen. So funktioniert Demokratie. Als ich angefangen habe, hat ein guter Stuhl etwa 1000 Dollar gekostet. Soll eine Familie, die sechs Stühle und einen Tisch braucht, 10’000 Dollar bezahlen, nur um zu Abend essen zu können? Das fand ich obszön. Vor vier Jahren entwarf ich einen Stuhl, der weniger als zehn Dollar kostete. Wenn man drei Nullen vom Preis wegnimmt, verändert man das gesamte Konzept des Produkts. ZEITmagazin: Warum haben Sie dann neulich für einen russischen Millionär eine Motorjacht kreiert? Starck: Ebendas gehört zu meinem Robin-Hood-Konzept. Ich benutze ein solches Projekt wie ein Labor. Ich kann neue Technologien ausprobieren und sie für den Massenmarkt nutzbar machen. Für die Jacht habe ich einen Rumpf entwickelt, der bei 20 Knoten keine Bugwellen macht. Das Konzept nutze ich für ein Solarboot: vielleicht der Prototyp für ein Wassertaxi in Venedig. ZEITmagazin: Aber wollen Sie nicht aufhören zu designen? Starck: Auf jeden Fall. In zwei Jahren werde ich definitiv aufhören. Ich werde irgendetwas anderes machen. Ich weiss es noch nicht. Es wird eine neue Art des Ausdrucks sein. Eine neue Waffe, die schneller und gewaltiger und leichter sein wird als Design. Design ist eine schreckliche Art, sich selbst auszudrücken. ZEITmagazin: Also werden Sie nur den Job wechseln. Starck: Genau. Ich war ein Produzent von Materialität. Ich schäme mich dafür. Ich will künftig ein Produzent von Konzepten sein. Das wird nützlicher sein. ZEITmagazin: Gibt es denn irgendein Objekt, das sie mögen? Starck: Nein. Quelle: http://www.zeit.de/2008/14/Designer-Starck-14 26 17) Mehr Aufwand für wenig Wirkung: Die Rube-GoldbergMaschine Fischli / Weiss, Der Lauf der Dinge, 1987 https://vimeo.com/41630032 18) OK Go, Needing/Getting, 2012 Songtext zu Needing/Getting von OK Go I've been waiting for months Waiting for years Waiting for you to change Aw, but there ain't much that's dumber There ain't much that's dumber Than pinning your hopes on a change in another And I, yeah, I still need you, but what good's that gonna do? Needing is one thing and getting, getting is another So I been sitting around Wasting my time Wondering what you been doing Aw, and it ain't real forgiving It ain't real forgiving Sitting here picturing someone else living And I, yeah, I still need you, but what good's that gonna do? Needing is one thing and getting, getting is another I've been hoping for months Hoping for years Hoping I might forget Aw, but it don't get much dumber It don't get much dumber Than trying to forget a girl when you love her And I, yeah, I still need you, but what good's that gonna do? Oh, needing is one thing and getting, getting is another When? When? Why not now? Why not me? Why not me? When? When? Why not now? Why not me? Why not me? Quelle: http://www.lyricsmania.com/needing_getting_lyrics_ok_go.html 27 OK Go, Needing/Getting, Video https://www.youtube.com/watch?v=75aqU54CaYE&list=PL07D399D8CE9C0B48&feature=iv &src_vid=MejbOFk7H6c&annotation_id=annotation_26801 OK Go, Needing/Getting - Behind The Scenes: Tuning a Track https://www.youtube.com/watch?v=75aqU54CaYE&list=PL07D399D8CE9C0B48&index=2 OK Go, Needing/Getting - Behind The Scenes: Process of Play https://www.youtube.com/watch?v=tsK8TSx1Sbk&index=3&list=PL07D399D8CE9C0B48 OK Go, Needing/Getting - Behind The Scenes: Overview https://www.youtube.com/watch?v=qae4gAbXOZ8&list=PL07D399D8CE9C0B48&index=4 28
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