Eastern European Outlook Economic Research – März 2015 Die baltischen Länder und Zentraleuropa verkraften den Ukraine-Konflikt sowie die tiefe Rezession in Russland recht gut Thema: Die finanziellen Ressourcen Russlands Inhalt Auf einen Blick 5 Die Weltwirtschaft 6 Estland 7 Lettland 9 Litauen 11 Polen 13 Russland 16 Thema: Die finanziellen Reserven Russlands 20 Ukraine 22 Wirtschaftsdaten und -prognosen 24 Kasten Polen: ”CHF-Schock” nicht allzu groß 15 Eastern European Outlook – März 2015 | 3 SEB Economic Research Die Publikation Eastern European Outlook erscheint zweimal pro Jahr. Dieser Report wurde am 25. März 2015 fertiggestellt. Die Analysen stammen von Mikael Johansson (Chefredakteur), Andreas Johnson, Dainis Gaspuitis und Vilija Tauraite. Robert Bergqvist Chief Economist + 46 8 506 230 16 Elisabet Kopelman Head of Economic Research + 46 8 506 230 17 Håkan Frisén Head of Economic Forecasting Schweden + 46 8 763 80 67 Daniel Bergvall Economist Eurozone, Finnland +46 8 763 85 94 Mattias Bruér Economist USA, Japan, Großbritannien + 46 8 763 85 06 Ann Enshagen Lavebrink Editorial Assistant + 46 8 763 80 77 Mikael Johansson Economist Head of CEE Research, Baltikum, Polen + 46 8 763 80 93 Andreas Johnson Economist China, Indien, Ukraine, Russland +46 8 763 80 32 Dainis Gaspuitis SEB Riga Lettland + 371 67779994 Vilija Tauraite SEB Vilnius Litauen + 370 52682521 SEB Economic Research, K-A3, SE-106 40 Stockholm, Schweden Verantwortlich für die deutsche Ausgabe: Thomas Köbel, Merchant Banking Frankfurt/Main Siehe auch Disclaimer auf Seite 26 4 | Eastern European Outlook – März 2015 Auf einen Blick Die baltischen Staaten und Mitteleuropa widerstehen dem Russland-Ukraine-Konflikt, Moskaus Sanktionen gegen Lebensmitteleinfuhren und dem wirtschaftlichen Abschwung Russlands weiterhin recht gut. Dies haben sie vor allem günstigen wirtschaftlichen Bedingungen zu verdanken, u. a. starken realen Haushaltseinkommen (insbesondere im Baltikum), die kräftigen Konsum ermöglichen; die Aussicht auf mehr Exporte nach Deutschland hilft gleichfalls. In den nächsten zwei Jahren fällt das Wachstum jedoch bescheiden aus, denn die Ausfuhren nach Russland sind rückläufig und die schwache Investitionstätigkeit der Unternehmen belebt sich wegen der geopolitischen Unruhe in der Region nur langsam. Wie im Rest Europas bleibt die Inflation in den baltischen Staaten und Mitteleuropa sehr niedrig, insbesondere wegen der niedrigen Energiepreise. In Estland steigt sie jedoch relativ rasch wieder an; Grund ist der zunehmend angespannte Arbeitsmarkt, denn die anhaltende Abwanderung trägt zu immer stärkerer Arbeitskräfteknappheit und weiterhin hohem Lohn- und Gehaltswachstum bei. Alle drei baltischen Länder haben mit dem Problem der Abwanderung von Arbeitskräften und einem allgemein schwachen demografischen Trend zu kämpfen. Wir gehen weiterhin davon aus, dass der Russland-Ukraine-Konflikt lang andauern wird und die Waffenruhe brüchig bleibt. Wie es mit den Sanktionen weitergeht ist zunehmend schwer einzuschätzen, weil es innerhalb der Europäischen Union wachsende Uneinigkeit bezüglich der gemeinsamen Haltung gegenüber Russland gibt. Unser Hauptszenario unterstellt, dass die Sanktionen des Westens zumindest im Jahr 2015 aufrecht erhalten werden. Russland sieht in diesem Jahr wegen des Ölpreisverfalls, dem von der Rubel-Abwertung verursachten Inflationsschock und anhaltenden Finanzsanktionen des Westens einem tiefen Einbruch seiner Wirtschaftsleistung entgegen. Die starken staatlichen Finanzreserven bieten in den nächsten zwei Jahren Schutz, doch diese Reserven schmelzen und die ohnehin von großen strukturellen Problemen geplagte russische Volkswirtschaft wird 2017 sehr geschwächt aus der Rezession hervorgehen. Die Ukraine steckt in einer akuten Wirtschaftskrise mit beinahe erschöpften Zentralbankreserven. Die jüngst beschlossene Ausweitung der internationalen Rettungskredite und ein anstehender Forderungsnachlass seitens privater Anleihegläubiger dürften dem Land helfen, einem Staatsbankrott zu entgehen. Nachfolgend unsere BIP-Prognosen für die sechs im Eastern European Outlook betrachteten Länder. Die Prognosen der SEB für 2015 und 2016 liegen insgesamt etwas unter den allgemeinen Annahmen. D as BIP Russlands sinkt 2015 um 5,0 % und 2016 um 1,0 %. Ein leichter Ölpreisanstieg hilft, die Wirtschaft zu stabilisieren. Der Rubel ist geschwächt, erholt sich aber allmählich. D ie Wirtschaftsleistung der Ukraine verringert sich in diesem Jahr um insgesamt 6,0 %. Die geschwächte Landeswährung (die sich erholen und wieder leicht aufwerten dürfte) trägt 2016 zu einem exportgetriebenen Wachstum von 1,0 % bei. P olen hat relativ solide Fundamentaldaten und verzeichnet 2015 und 2016 ein BIP-Wachstum von 3,4 % bzw. 3,6 %; damit ist Polen die am schnellsten wachsende Volkswirtschaft in Mittel- und Osteuropa. Die negativen Auswirkungen der Aufwertung des Schweizer Franken auf viele polnische Hypothekenkredite bleiben relativ gering. D ie stark exportorientierte Wirtschaft Estlands arbeitet sich langsam aus der vergleichsweise tiefen Wachstumsdelle von 2013/2014 heraus. Das BIP wächst in diesem Jahr um 2,2 % und 2016 um 2,7 %. L ettlands Wirtschaftsleistung steigert sich in diesem Jahr ein weiteres Mal um 2,4 %; 2016 zieht das Wachstum auf 2,7 % an. Die anstehende Präsidentschaftswahl könnte zu politischer Instabilität führen, doch die Konjunktur ist robust. I n Litauen schwächt sich das Wachstum in diesem Jahr leicht auf 2,6 % ab, zieht jedoch 2016 auf solide 3,5 % an. Die wichtige Energiebranche kommt in sichereres Fahrwasser, denn ein neues Flüssiggasterminal und Strombrücken mit anderen Ländern verringern die Abhängigkeit Litauens von importierter russischer Energie radikal. Eastern European Outlook – März 2015 | 5 Die Weltwirtschaft Erholung der Weltwirtschaft setzt sich fort, doch weiterhin Rezessionsgefahr USA führen die Erholung der Weltwirtschaft an Bislang keine großen Auswirkungen der Ukraine-Krise auf Mitteleuropa Wirkung der Sanktionen schwer zu beurteilen Die Weltwirtschaft ist weiter auf Erholungskurs, gestützt auf den Aufschwung in den USA, niedrige Energiepreise, die auch in nächster Zukunft nur geringfügig anziehen dürften, eine nach wie vor sehr lokkere Geldpolitik und steigende Vermögenspreise. Nach den jüngsten, überwiegend enttäuschenden Wirtschaftsdaten erwarten wir nun jedoch eine in allen Bereichen kräftig wachsende US-Wirtschaft. Die Lage in Westeuropa und der Eurozone hellt sich dank der auf recht robusten Fundamentaldaten aufbauenden Konjunkturbelebung in Deutschland und der sich wiederbelebenden Wirtschaft im krisengebeutelten Spanien etwas auf. Großbritanniens Wirtschaft legt weiterhin ein recht ordentliches Wachstumstempo vor. Japan schlägt sich dank höherer Exporte, vor allem in die USA, so durch und in China versucht das Regime der nachlassenden Wachstumsdynamik mit mehr Wirtschaftsstimuli zu begegnen. Nach 3,4 % im vergangenen Jahr dürfte sich das Wachstum der Weltwirtschaft allmählich auf 3,6 % in diesem und 3,9 % im nächsten Jahr beschleunigen. Schlüsseldaten BIP weltweit, Veränderung zum Vorjahr in % 2013 2014 2015 USA 2,2 2,4 3,1 Eurozone -0,5 1,1 1,3 Welt 3,2 3,4 3,6 Öl, USD/Barrel 108,7 99,6 60,0 EUR/USD, Dez. 1,38 1,21 1,00 2016 3,2 1,7 3,9 70,0 1,00 Quelle: SEB Aufgrund der weiterhin vielerorts vorhandenen ungenutzten Ressourcen herrscht nur schwacher Lohndruck; allerdings ist davon auszugehen, dass die Entgelte in den USA infolge des knapper werdenden Arbeitskräfteangebots jetzt rascher anziehen. Die Preise für Rohstoffe und Lebensmittel steigen leicht, der Durchschnittspreis für Rohöl der Sorte Brent erhöht sich von 60 USD/Barrel in diesem Jahr auf 70 USD im nächsten. Vieles deutet darauf hin, dass die Inflation niedrig bleibt; infolge des Energiepreiseffekts dürften deflationäre Trends in der näheren Zukunft überwiegen. Grundinflation und Inflationserwartungen bleiben deutlich hinter dem Zielwert der Zentralbanken zurück. Die Europäische Zentralbank setzt ihre expansive Geldpolitik fort, plant aber keine weiteren Aktionen. Die US Federal Reserve und die Bank of England fangen im September 2015 bzw. Februar 2016 an, ihre Leitzinsen schrittweise anzuheben. Der Euro schwächt im Laufe des Jahres gegenüber dem USD weiter in Richtung Parität ab. 6 | Eastern European Outlook – März 2015 Der Ukraine-Konflikt und die Rezession in Russland zeigen wenig negativen Einfluss auf die Entwicklung der Weltwirtschaft. Die bilateralen Handelsbeziehungen mit Russland sind eher schwach, ausgenommen in den baltischen Staaten, Finnland und den angrenzenden ehemaligen Sowjetrepubliken. Allerdings wird die Investitionsbereitschaft der Unternehmen nachlassen, nicht nur im näheren Umfeld der Krise, sondern in ganz Europa. Wir rechnen weiterhin nicht mit einem raschen Ende des Konfliktes. Die Waffenruhe in der Ostukraine bleibt brüchig. Es ist schwer einzuschätzen, welche Wirkung die Sanktionen des Westens und die Gegenreaktionen Russlands tatsächlich haben. Seit Verhängung der Sanktionen kurz nach der Annexion der Krim durch Russland vor einem Jahr schlagen die USA gegenüber Moskau eine härtere Gangart und einen schärferen Ton an als die Europäische Union, was auch darin begründet sein dürfte, dass sie deutlich weniger wirtschaftliche Beziehungen zu Russland pflegen als die EU. Die EU wägt permanent ab, ob sie die Sanktionen gegen Russland ausdehnen oder verschärfen soll. Die internen Meinungsunterschiede in Bezug auf die Frage, wie man sich gegenüber Russland verhalten soll, nehmen zu. Dahinter standen zunächst überwiegend wirtschaftliche Motive. Doch in jüngerer Zeit geht es einigen Ländern darum, Moskau nicht zu provozieren, um die Waffenruhe in der Ostukraine nicht zu gefährden. Mit dem Erstarken nationalistischer aber pro-russischer Parteien (z. B. in Frankreich und Ungarn) in der EU wird eine Einigung auf einen einheitlichen Standpunkt noch komplizierter. Unser Hauptszenario ist, dass der Westen die Sanktionen mindestens bis Ende 2015 aufrecht hält. Wie von der SEB prognostiziert, zeigt sich das Wachstum im mittleren und südlichen Teil Osteuropas wenig beeindruckt von der Ukraine-Krise und der schwachen Nachfrage aus Russland; dies ist in erster Linie der kräftigen Binnennachfrage zu verdanken. Relativ hohe Entgeltzuwächse, niedrige Inflation und sinkende Arbeitslosigkeit steigern die Konsumlaune. Zudem sinken die Zinsen z. B. in Westeuropa. Die Stimmung der Verbraucher in Mitteleuropa ist so gut wie selten, in Tschechien nähert sich das entsprechende Barometer einem Rekordwert. Die Ausfuhren nach Russland halten sich in Grenzen. Deutschland – für das wir unsere Wachstumsprognose im Februar und März angehoben haben – spielt offenkundig eine bedeutendere Rolle. Insgesamt hielten sich die Unternehmen in Mitteleuropa mit Investitionen zurück. Die geopolitischen Verwerfungen im näheren Umfeld hemmen die Investitionsbereitschaft, dennoch dürfte wieder mehr investiert werden. Die meisten Länder Mitteleuropas verzeichneten im 2. Halbjahr 2014 einen leichten Rückgang des BIP. Gegenüber letztem Herbst revidierte die SEB ihre Wachstumsprognosen trotz der offenkundigen Verschlechterung der Aussichten für die russische Wirtschaft nur leicht nach unten – für Polen wurde sie sogar etwas angehoben. Das größte Risiko für unsere Prognosen sehen wir in einer Abschwächung der Investitionstätigkeit. Estland Trotz schwacher Erholung droht lohngetriebene Inflation Ordentliche Realeinkommen = kräftiger Konsum Russland beeinträchtigt Ausfuhren, aber kein Einbruch Kein wirtschaftspolitischer Kurswechsel nach der Wahl Estland lässt die vergleichweise tiefe, durch schwache Auslandsnachfrage und rückläufige staatliche Investitionen verursachte Wachstumsdelle von 2013/2014 allmählich hinter sich, obwohl Russland, einer seiner wichtigsten Handelspartner, in einer Rezession steckt. Verbesserte Exportaussichten in Westeuropa, anhaltend starker Privatkonsum und leicht steigende Investitionsausgaben gleichen die wegfallenden Ausfuhren nach Russland und das weiterhin magere Wachstum der finnischen Wirtschaft aus, doch die Erholung verläuft insgesamt schleppend. Zudem hemmen zunehmend problematische Engpässe beim Arbeitskräfteangebot das Wachstum. Wir erwarten, dass das BIP 2015 um 2,2 % sowie 2016 um 2,7 % zulegt, nach einem Plus von 2,1 % im vergangenen Jahr. Das Wachstum zog 2014 schrittweise von fast Null im 1. Quartal auf 3,0 % im 4. Quartal an, obwohl die Ausfuhren nach Russland immer stärker zurückgingen. Die Besserung im 2. Halbjahr kam durch einen Aufschwung in der verarbeitenden Industrie, besonders in wichtigen exportorientierten Branchen wie Elektronik und Holzprodukte, zustande, die höhere Umsätze in Schweden und anderswo meldeten. Auch positive Basiseffekte trugen dazu bei. Die Einzelhandelsumsätze wuchsen im Jahresvergleich stetig um 5-6 %, doch im Bau- und im Transportgewerbe verlief die Entwicklung gedämpft. Die Flaute am Bau wird weithin als vorübergehende Schwäche nach einem starken Jahresanfang betrachtet, während die Probleme der Transportbranche vor allem mit dem rückläufigen russischen Transitverkehr zu tun haben und somit länger andauern dürften. Wachstum erholt sich langsam von der Flaute 2013/2014 BIP, Veränderung zum Vorjahr in % Die Stimmungsbarometer stützen die Annahme, dass die estnische Wirtschaft größtenteils die Talsohle durchschritten hat und dass der Aufschwung zögerlich verläuft. Dem Monatsindikator der Europäischen Kommission zufolge hat sich die Stimmung in der verarbeitenden Industrie seit dem Sommer nur minimal verbessert, nach einer deutlichen Eintrübung bei Ausbruch des Russland-UkraineKonflikts Anfang 2014. Das Verbrauchervertrauen ist seit Ende 2013 auf historisch hohem Stand stabil, nachdem es zuvor zugenommen hatte. In diesem Bereich hat die Ukrainekrise keine negativen Auswirkungen gezeigt. Der Außenhandel spielt für die estnische Volkswirtschaft eine wichtige Rolle, denn das Land hat mit 75-80 % des BIP eine außergewöhnlich hohe Exportquote. Seine wichtigsten Absatzmärkte sind Schweden (18 % der Gesamtausfuhren), Finnland (15), Lettland (11) und Russland (10). Die Warenexporte gingen im letzten Jahr zu aktuellen Preisen um 2 % zurück, wobei der Umsatz in Schweden und Lettland stieg, in Finnland und Russland jedoch sank, im letzteren Fall um 15 %. Schwache Ausfuhren nach Russland sind jedoch nichts Neues. Bereits Ende 2012 bremsten sie drastisch ab und sind seitdem schwach und volatil, mit einem stärkeren Einbruch 2014. Für dieses Jahr erwarten wir dank des etwas schnelleren Wachstums in Westeuropa einen schwachen Zuwachs der Gesamtausfuhren, erst 2016 ziehen die Exporte etwas rascher an. Die Hinwendung zu neuen Märkten mindert die negativen Effekte aus Russland, darunter die Sanktionen auf Agrarerzeugnisse. Auch eine weitere Euro-Abwertung wirkt unterstützend, denn rund 60 % der estnischen Exporte gehen in Länder außerhalb der Eurozone. Der russische Tourismus nach Estland ist in Folge des Rubel-Verfalls um 10 % zurückgegangen, doch insgesamt nahm der Fremdenverkehr um 2 % zu. Die Investitionstätigkeit ist seit zwei Jahren schwach und zieht nur allmählich an; sie wird gestützt durch EU-Strukturfonds und eine Erholung der Bauwirtschaft, die nach einer Flaute im 2. Halb- Exporte nach Schweden steigend, nach Russland rückläufig in aktuellen Preisen, EUR, Veränderung zum Vorjahr in %, gleitender 3-Monats-Durchschnitt Eastern European Outlook – März 2015 | 7 Estland jahr 2014 von der Nachfrage nach Wohnimmobilien getrieben wird. Ein vergrößertes Angebot an Wohnraum dürfte den raschen Auftrieb der Wohnungspreise bremsen; er war im 1. Halbjahr 2014 der höchste in der EU, im 3. Quartal der zweithöchste nach Irland. Die geopolitische Ungewissheit in der Nachbarschaft und die unsicheren Exportaussichten dämpfen die Investitionsbereitschaft der Unternehmen. Der Privatkonsum bleibt der Motor der Wirtschaft. Die Haushalte kommen weiter in den Genuss günstiger Bedingungen, insbesondere in diesem Jahr, bevor die Inflation dauerhaft ansteigt. Starke Realeinkommen und niedrige Zinsen kurbeln Einzelhandelsund Kfz-Umsätze an. Eine sinkende Arbeitslosenquote, anhaltend 5-6 % an nominalen Entgeltsteigerungen und weiterhin niedrige Inflation sorgen in diesem Jahr für starken Konsum. Auch die Senkung der Einkommensteuer von 21 auf 20 %, höhere Sozialleistungen für Familien und höhere Mindestlöhne tragen dazu bei. Rasches Lohn- und Gehaltswachstum kurbelt Konsum an Veränderung zum Vorjahr in %, gleitender 3-Monats-Durchschnitt Preisdruck ist weiterhin nicht vorhanden. Im Januar sank die am harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) gemessene Inflation im Jahresvergleich vor allem wegen der Energiekomponenten auf 0,5 %. Die gesunkenen Energiepreise waren auch der Hauptgrund für die im Gesamtjahr 2014 niedrige Inflation von 0,5 % – ein drastischer Rückgang seit den 3,2 % im Jahr 2013. Der Energiepreisverfall war umfassend und der tiefste seit 20 Jahren. Die Preissteigerungen bei Lebensmitteln und anderen Agrarerzeugnissen waren extrem schwach und wurden in gewissem Umfang noch von dem vorhandenen Überangebot infolge des russischen Importverbots gedrückt, das im August für mindestens ein Jahr verhängt wurde. Auch die Kerninflation sank 2014 trotz raschen Lohn- und Gehaltswachstums. Ein Rückgang der Unternehmensgewinne trug dazu bei. Die Inflation bleibt in diesem Jahr niedrig, denn der ÖlpreisEffekt drückt die 12-Monats-Rate zumindest im 1. Halbjahr drastisch. Für 2016 gehen wir von einem Anstieg des Ölpreises um 10 USD/ Barrel aus. Des Weiteren sind neue Erhöhungen von Verbrauchsteuern und Gebühren (z. B. auf Gas) sowie staatlich festgelegter Preise zu erwarten. Zudem erwarten wir, dass der kumulierte hohe Lohndruck sich auf die Verbraucherpreise auswirkt, denn die Unternehmen versuchen ihre Gewinne zu steigern. Zusammengenommen deutet dies auf einen erheblichen Anstieg der Inflation auf durchschnittlich 2,3 % im nächsten Jahr hin. Arbeitslosigkeit unter dem Gleichgewichtsniveau von 8-10 % = Inflationsgefahr in % und Veränderung zum Vorjahr in % Seit ihrem Höchststand von 19,8 % während einer Depression im 1. Quartal 2010 sinkt die Arbeitslosigkeit. Das schrumpfende Arbeitskräfteangebot hat diesen Rückgang beschleunigt – eine Folge anhaltender Netto-Auswanderung (die allerdings in den letzten Jahren abzunehmen scheint) und niedriger Geburtenraten. 2014 sank die Arbeitslosenquote auf 7,4 % und die Beschäftigung stieg leicht an; im 4. Quartal betrug die Quote 6,8 %, der niedrigste Stand seit 2008. Unsere Prognose für dieses Jahr ist 6,5 % sowie 5,8 % für 2016. Beide Werte liegen deutlich unter dem geschätzten Gleichgewichtsniveau von 8-10 %. Nach der Überhitzung der Wirtschaft 2006/2007 wurde 2008 eine Arbeitslosigkeit von ca. 4 % gemessen, und die lohngetriebene Inflation schnellte auf über 10 % hoch. Natürlich herrschen heute mit derzeit mäßigem BIP-Wachstum, niedrigem äußeren Preisdruck und kurzfristiger Energiepreisdeflation völlig andere wirtschaftliche Rahmenbedingungen vor. Estland hat zudem aus den Folgen von exzessiver Inlandsnachfrage und Kreditwachstum gelernt. Dennoch besteht die Gefahr, dass der immer angespanntere Arbeitsmarkt innerhalb der nächsten zwei Jahre die Inflation anheizt. Im Januar 2015 zeigte eine Umfrage, dass eines von fünf Unternehmen in der Dienstleistungsbranche und eines von zehn in der verarbeitenden Industrie die Arbeitskräfteknappheit als sein größtes Produktionshindernis ansieht. Ein weiteres Warnsignal ist die internationale Lohnstückkostenstatistik, der zufolge Estland, Island und Norwegen in den letzten drei Jahren (2014 wurde die Prognose der OECD im November angefertigt) unter den OECD-Ländern abnorm hohe Zuwachsraten aufweisen – in Estland in den letzten zwei Jahren rund 6 %. 8 | Eastern European Outlook – März 2015 Die Staatsfinanzen sind solide. Estland hat mit rund 10 % des BIP nach wie vor den EU-weit niedrigsten Staatsschuldenstand. Wir erwarten weiterhin Haushaltsdefizite von ca. 0,5 % des BIP; dieses Jahr könnte es allerdings auf 0,75 % steigen, denn die Finanzpolitik ist wegen höherer Ausgaben und Steuersenkungen leicht expansiv. Hierzu gehören höhere Sozialleistungen für Haushalte, eine Rentenerhöhung von ca. 6 % sowie höhere Verteidigungs- und Sicherheitsausgaben im Zusammenhang mit der Ukraine-Krise. Estland übt sich schon lange in fiskalischer Disziplin, seit dem Haushaltsgesetz von 1999, das im letzten Jahr novelliert wurde. Seit 2010 ist der Haushalt nahezu ausgeglichen. Wir erwarten nach der Parlamentswahl am 1. März keine wesentlichen Änderungen der Wirtschaftspolitik. Die regierende liberal-konservative Reformpartei war seit 1999 an mehreren Koalitionsregierungen beteiligt und wurde bei der Wahl 2007 erstmals stärkste parlamentarische Kraft. Noch ist es zu früh, um detailliert die Politik der neuen Regierungskoalition vorherzusagen. Jedoch ist anzumerken, dass Ministerpräsident Taavi Rõivas im letzten Winter erklärte, in den nächsten Jahren sollten die Lohnsteuer gesenkt und die Steuerlast der Geringverdiener verringert werden. Lettland Privater Konsum treibt Wachstum weiterhin an Kräftige Reallohnzuwächse Export angeschlagen, Investitionstätigkeit schwach Arbeitslosigkeit nahe dem strukturellen Niveau Die Wirtschaftsleistung Lettlands wuchs 2014 um 2,4 %; das ist die niedrigste Wachstumsrate nach der Krise. In der verarbeitenden Industrie und bei den Immobilien schwächte sich die Konjunktur ab, die kräftigsten Zuwächse waren in der Baubranche zu verzeichnen. Auch der Einzelhandel und die Dienstleistungsbranche entwickelten sich positiv. Den Sorgen um den russischen Transithandel zum Trotz entwickelte sich der Bereich Transport und Lagerung weiterhin günstig, wenngleich die Aussichten für dieses Jahr ungewiss sind. Der private Konsum lieferte 2014 mit 1,5 % Prozentpunkten den stärksten Wachstumsbeitrag. Die Ausgaben der öffentlichen Hand trugen 0,6 Prozentpunkte bei, die Nettoexporte 0,2 Prozentpunkte. Die Investitionsausgaben machten magere 1,6 % aus. Inflation und BIP Veränderung zum Vorjahr in % Der private Konsum bleibt auch in diesem Jahr wichtigster Konjunkturtreiber. Es liegen alle Voraussetzungen für Konsumwachstum vor, doch die Verbraucher werden das Tempo bestimmen. Wie sich die Konsumlaune der Privathaushalte entwickelt und welchem Umfang das Wachstum erreichen wird, hängt in großem Maß von der Investitionstätigkeit ab. Aktuelle Umfragen bestätigen, dass die Unternehmen bei Expansionsplänen große Vorsicht an den Tag legen. Daher sind die Verfügbarkeit von EU-Mitteln und die Flexibilität der dazugehörigen Verfahren von sehr großer Bedeutung. Dank verbesserter Aussichten in der Eurozone besteht Potenzial für wachsende Warenausfuhren, was die Investitionstätigkeit der Unternehmen anregen könnte. Die Ausfuhr von Dienstleistungen dürfte sich wohl schwieriger gestalten. Somit gehen wir von einem BIP-Wachstum von 2,4 % in diesem und 2,7 % im nächsten Jahr aus. Trotz komplexer äußerer Umstände, u. a. die Sanktionen Russlands, der fallende Rubel und die Sekundärfolgen für benachbarte Märkte sowie die schleppende Erholung der Eurozone, konnten die lettischen Ausfuhren 2014 um 2,2 % zulegen. Hingegen waren die Einfuhren um 0,4 % rückläufig. Die Exporte dürften dieses Jahr leicht wachsen. Russland und Litauen sind mit jeweils rund 16 % des Exportumsatzes 2013 die größten Absatzmärkte Lettlands. Viele Unternehmen, besonders diejenigen die sich auf Russland und angrenzende Märkte konzentrieren, werden ihr Risiko weiter senken und sich nach neuen Märkten umschauen. Für viele wird der russische Markt verschwinden. Am deutlichsten ist dies derzeit im Bereich der Ausfuhren von Milchprodukten zu sehen. Das geringere Exportvolumen nach Russland schlägt sich auf die Ausfuhren nach Litauen nieder. Wer früh auf die russischen Sanktionen reagierte, ist jetzt im Vorteil. Es hat einige Fortschritte bei der Erschließung von Märkten in Asien und im Mittleren Osten gegeben, so dass wir eine vorsichtig optimistische Exportprognose stellen. Die Geschichte zeigt, dass der russische Faktor sich immer erheblich, aber nicht in kritischem Umfang auswirkt. Die positiven Entwicklungen in der Eurozone werden diese negativen Auswirkungen teilweise ausgleichen. Im letzten Jahr stiegen die Einzelhandelsumsätze um 3,6 %. Ein Aufschwung ergab sich im Januar 2015, als die Umsätze im Jahresvergleich um 6,7 % anstiegen, was Anlass zu der Annahme gibt, dass die Verbraucher die günstigen Bedingungen – u. a. die negative Teuerung – nutzen. Wegen der anhaltenden Unsicherheit wächst der Einzelhandelsumsatz in den nächsten Monaten etwas langsamer. Wir erwarten, dass sich die Aktivität rund um die Renovierung und Modernisierung bestehender Wohnimmobilien stärker belebt. Langfristig wird das Wachstum des privaten Konsums der Entwicklung der Arbeitsmarktes und der Sicherheitslage in der Region folgen. Trotz der günstigen Bedingungen wächst der Konsum mäßig. Die Menschen haben weiterhin Bedenken, was den langfristigen Konjunkturausblick angeht, und verhalten sich am Immobilienmarkt relativ passiv. Auch ist die Sparquote gestiegen. Im letzten Jahr sank die Arbeitslosenquote auf durchschnittlich 10,8 %, 1,1 Prozentpunkte weniger als 2013. Im 4. Quartal ging sie sogar auf 10,2 % zurück. In diesem Jahr sinkt die Arbeitslosigkeit weiter, z. T. wegen der anhaltenden Abwanderung von Arbeitskräften und eines negativen demografischen Trends. Folglich stieg die Beschäftigungsquote 2014 um 0,9 Prozentpunkte, doch die Zahl der Stellen sank um 9.200. In Branchen wie Transport, Lagerung und Bau stieg die Zahl der Beschäftigten, in den Bereichen Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Fischerei, Bildung und verarbeitende Industrie sank sie hingegen. Lettland nähert sich allmählich seiner natürlichen Arbeitslosenquote von 9-10 %, was mittelfristig ein Inflationsrisiko darstellt. Gleichzeitig macht der Fachkräftemangel weiterhin Sorgen. In bestimmten Regionen steigt die Arbeitslosigkeit aufgrund der Krise in Russland. Die Er- Eastern European Outlook – März 2015 | 9 Lettland Schrumpfende Bevölkerung beeinflusst den Arbeitsmarkt Millionen Menschen, % im kommenden Herbst hochtreiben könnte. Derweil werden Vorstöße unternommen, um die Preise für Versorgungsleistungen zu erhöhen. Wegen der Ölpreisentwicklung ist die Inflationsrate im 1. Halbjahr negativ, doch im 2. Halbjahr steigt sie wieder. Wenn die Ölpreise sich weiterhin nur schleppend erholen, könnte die Inflation niedriger ausfallen als unsere aktuelle Prognose von 0,7 % im Jahr 2015. Im kommenden Jahr zieht die Teuerung auf 2,1 % an. 2014 betrug das konsolidierte Haushaltsdefizit des Staates 313 Millionen Euro, doch das Defizit der kommunalen Haushalte war 86 Millionen Euro hoch. Schätzungen nach der Methode des Europäischen Systems Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnungen zufolge machte das allgemeine staatliche Defizit 1,4 % des BIP aus. Wir erwarten, dass dieses Defizit niedrig bleibt. werbsbevölkerung altert zunehmend. Dieses Jahr sinkt die durchschnittliche Arbeitslosenquote leicht auf 9,9 %, im nächsten Jahr auf 9,4 %. Trotz der Konjunkturabschwächung wuchsen im letzten Jahr die Löhne im Schnitt so schnell wie seit der Krise nicht. Die Bruttoentgelte stiegen im Schnitt um 6,8 %. Die Entgelte in der Privatwirtschaft legten zwar kräftiger zu als im öffentlichen Sektor, lagen jedoch insgesamt niedriger. Ein wichtiger Faktor für die Entgeltsteigerungen war die Erhöhung des Mindestlohns. Dank Steuersenkungen und niedriger Inflation sind die Nettoentgelte 2014 um 8 % gestiegen. 2015 wachsen sie weiter kräftig, wenngleich vermutlich ein wenig langsamer. Ab diesem Jahr steigt der Mindest-Monatslohn von 320 auf 360 Euro, und die Einkommensteuer wurde von 24 auf 23 % gesenkt, um die Besteuerung der Arbeit zu verringern. Wie im letzten Jahr werden die Entgelte vorrangig dort steigen, wo wichtige Arbeitnehmer oder bestimmte Gruppen von Arbeitnehmern belohnt werden sollen. Entgeltwachstum nach Boom und Einbruch wieder stark Veränderung zum Vorjahr in % Die sinkenden Energie- und Lebensmittelpreise wirken sich am stärksten auf die Teuerungsrate aus; diese drehte kürzlich vorübergehend in den negativen Bereich. Im Februar 2015 lagen die Verbraucherpreise 0,1 % niedriger als im Vorjahreszeitraum. Die Warenpreise sanken um 1 %, während sich Dienstleistungen um 2,4 % verteuerten. Die Zeichen stehen weiterhin auf schwache Inflation, vor allem dank niedriger Energie- und Lebensmittelpreise. Letztere steigen erst wieder, wenn sich die Lebensmittelausfuhren erholen. Möglicherweise kann die Aussaat in Russland wegen Finanzierungsschwierigkeiten nicht im vollen gewohnten Umfang stattfinden, was die Ernte schmälern und die Preise in der Region 10 | Eastern European Outlook – März 2015 Vom 1. Januar bis zum 30. Juni 2015 hat Lettland die Präsidentschaft des Rates der Europäischen Union, was die politische Stabilität gefördert hat. Ende Mai oder Anfang Juni steht in Lettland die Präsidentschaftswahl an. Der amtierende Präsident Andris Berzins hat sich noch nicht dazu geäußert, ob er eine zweite Amtszeit anstrebt. Seine Entscheidung könnte davon abhängen, ob er mit der nötigen Unterstützung für eine Wiederwahl rechnen kann. Bislang ist unklar, welche anderen Kandidaten antreten. Die Situation bleibt wahrscheinlich bis zum letzten Moment ungewiss. Abhängig vom Ergebnis können wir ein Szenario nicht ausschließen, in dem das Wahlergebnis zu politischer Instabilität oder sogar zum Scheitern der Regierung führen könnte. Die Präsidentschaftswahl könnte verschiedene Parteien dazu veranlassen, ihre derzeitige Position bei Schlüsselfragen zu ändern. Am 4. Oktober 2014 fanden in Lettland Parlamentswahlen statt. Die liberalkonservative Koalition von Ministerpräsidentin Laimdota Straujuma errang eine komfortable Mehrheit. Die Koalition aus den Parteien Einigkeit, Bündnis der Grünen und Bauern und der Nationalen Allianz bekam 61 von 100 Parlamentssitzen, nach 47 in der Wahl 2011. Der Wahlkampf war vom Ukraine-Konflikt überschattet. In seiner Folge verlor die größte Oppositionsgruppierung, die linke, prorussische Partei „Harmonie“, sieben Sitze. Zwei neue Parteien, die Lettische Regionale Allianz und Von Herzen für Lettland, errangen sieben bzw. acht Sitze und sind erstmals im Parlament vertreten. Die größte Herausforderung für die Regierung ist es nun, die Staatsfinanzen stabil zu halten, Forderungen nach höheren Ausgaben zu beantworten und zu versuchen, die Verteidigungsausgaben auf 2 % des BIP zu steigern. Eine weitere Herausforderung wird sein, dem Dritten Energiepaket der EU folgend den Gasmarkt zu liberalisieren, denn es gibt eine riesige Lobby, die sich dagegen stemmt. Litauen Wachstum behauptet sich trotz unsicheren Umfeldes Konsum trägt das Wachstum Schwache Investitionen sind ein Risikofaktor Begrenzte Auswirkungen der russischen Sanktionen Das Wirtschaftswachstum blieb während des gesamten Jahres 2014 trotz der geopolitischen Spannungen im Zusammenhang mit dem Russland-Ukraine-Konflikt und des schwachen Wachstums in der Eurozone beständig. Das BIP legte vor allem dank kräftiger Inlandsnachfrage um 3 % zu. Das wirtschaftliche Umfeld ist auch in diesem Jahr von Unsicherheit geprägt, das Wachstum wird von der Rezession in Russland und anhaltend schwacher Investitionstätigkeit gedämpft. Wir prognostizieren für 2015 ein BIPWachstum von 2,6 % sowie für 2016 von 3,0 %. Wie andernorts in Europa bleibt die Inflation sehr niedrig, vor allem aufgrund der gesunkenen Energiepreise. Die durchschnittliche HVPI-Inflation beträgt 2015 0,4 % und 2016 0,3 %. Der private Konsum zog im vergangenen Jahr um 5,6 % an, so rasch wie seit 2007 nicht. Dahinter steckten solide Fundamentaldaten: Die Reallöhne waren Ende 2014 im Jahresvergleich um 5,7 % höher. Auch andere Einkommensarten legten zu. Im letzten Jahr begann die Regierung, die Renten wieder in voller Höhe auszuzahlen, nachdem sie in der Krise vorübergehend gekürzt worden waren. Die Überweisungen der im Ausland lebenden Litauer nahmen in den ersten drei Quartalen 2014 um 13 % zu. Die Beschäftigung stieg im letzten Jahr um 2 %. Zudem sanken die Preise für Heizung, Strom, Kraftstoff und einige Lebensmittel, so dass mehr Geld für andere Waren und Dienstleistungen verfügbar war. Mitte 2014 wurde die Verbraucherstimmung von der geopolitischen Spannung getrübt, erholte sich jedoch Anfang 2015. Die litauische Wirtschaft verkraftet die russischen Handelssanktionen gut, was die Wirkung der geopolitischen Spannungen auf die Stimmung der Haushalte gemildert haben dürfte. Auch die Deflation hat zu wachsender Zuversicht beigetragen. Die Verbraucherstimmung könnte in den nächsten Jahren schwanken und der private Konsum etwas an Schwung verlieren. Andererseits wird der Konsum durch einen Anstieg der Reallöhne um 4,5 % in den Jahren 2015 und 2016 und höhere Beschäftigung gestützt. Wir gehen davon aus, dass der private Konsum 2015/2016 um jeweils 4-5 % zulegt. Die Arbeitslosenquote blieb im letzten Jahr beharrlich hoch, was auf anhaltende strukturelle Arbeitslosigkeit hindeutet. 2014 ging die Quote im Vergleich zu 2013 um 1,1 Prozentpunkte zurück, lag im Schnitt aber dennoch bei 10,7 %. Unserer Ansicht nach sinkt die Arbeitslosenquote 2015 allmählich auf 10,0 % und 2016 auf 9,5 %. Ausländische Investoren fordern immer wieder eine flexiblere und unternehmerfreundlichere Ausgestaltung der rigiden Arbeitsgesetzgebung, doch in der näheren Zukunft dürfte die Politik dem eher nicht nachkommen. Starkes Reallohnwachstum stützt Konsum Jährliche Veränderung in %, real Die Investitionsentwicklung war 2014 wenig beeindruckend; im Schnitt betrug die Zuwachsrate (preisbereinigt) 6 %, im letzten Quartal 2014 waren es nur 0,9 %. Die anhaltende Unsicherheit war der wichtigste Grund für die Investitionszurückhaltung. Trotz sehr niedriger Zinsen stagnierte die Kreditnachfrage der Unternehmen 2014. Die geopolitische Unsicherheit hemmt die Investitionsbereitschaft auch weiterhin. Die Kapazitätsauslastung in der verarbeitenden Industrie geht bereits zurück und sank im Februar 2015 auf ein 2-Jahres-Tief. Diese beiden Faktoren deuten auf schwaches Investitionswachstum in der nahen Zukunft. Schwaches Investitionswachstum Veränderung zum Vorjahr in % Der Immobilienmarkt zeigte 2014 keinen einheitlichen Trend. Im 1. Halbjahr nahm die Zahl der Verkäufe von Wohnimmobilien im Jahresvergleich um 27 % zu, ging jedoch im 2. Halbjahr um 2 % zurück. Insgesamt stiegen im letzten Jahr die Preise für Wohnimmobilien im Schnitt um 3,7 %. 2015 wird der Immobilienmarkt weiterhin von Unsicherheit belastet und kann somit trotz sich bessernder fundamentaler Faktoren mit keinem nennenswerten Wachstum aufwarten. Für die Exportwirtschaft war 2014 ein schwieriges Jahr. Die Güterexporte gingen insgesamt um 0,6 % zurück. Im Gegensatz zu dem, Eastern European Outlook – März 2015 | 11 Litauen was man erwarten könnte, legten die Exporte nach Russland um 4,4 % zu, weil es mehr Re-Exporte von Anlagen und Ausrüstungsgütern gab. Der wichtigste Grund für die schleppende Exportentwicklung 2014 war ein massiver Rückgang des Auslandsabsatzes von Mineralölerzeugissen, der größten Exportbranche Litauens. Dies drückte das Exportwachstum um 5,7 Prozentpunkte. Die Wirkung des russischen Einfuhrstopps für Agrarerzeugnisse und Lebensmittel war fast fünfmal geringer und machte insgesamt 1,2 Prozentpunkte aus. Schwache Exporte Veränderung zum Vorjahr in % Litauen reagierte auf die russischen Sanktionen mit geographischer Diversifizierung seiner Ausfuhren und dem Erschließen neuer Absatzmärkte. Diese Strategie erwies sich als recht erfolgreich. Während die Ausfuhren von Agrarerzeugnissen und Lebensmitteln nach Russland zurückgingen, nahmen sie in andere Länder zu, was die Folgen des russischen Embargos minimierte. Die Regierung bemüht sich im Rahmen der Außenpolitik um neue Handelsbeziehungen mit den USA, Kanada und Ländern in Lateinamerika und im Mittleren Osten. Des Weiteren verabschiedete Vilnius ein Gesetz, das den Boden für Fleischexporte an muslimische und jüdische Verbraucher bereitete. Die Exportzahlen im Januar 2015 waren dennoch nicht ermutigend, vor allem aufgrund der rückläufigen Umsätze bei Mineralölerzeugnissen und Transportfahrzeugen. Ohne Mineralölerzeugnisse waren die Ausfuhren im Jahresvergleich erstmals seit 5 Jahren rückläufig. Im ganzen Jahr 2015 werden die Exporte von der Rezession in Russland und einigen anderen osteuropäischen Märkten sowie deren schwächelnden Währungen belastet sein. Andererseits dürften bessere Wachstumsaussichten in der Eurozone die litauischen Exporterlöse beflügeln. Niedrige Ölpreise auf dem Weltmarkt begünstigen die Ausfuhr litauischer Mineralölerzeugnisse, denn sie werden gegenüber amerikanischen Produkten wettbewerbsfähiger. Alles in allem erwarten wir 2015 ein moderates Exportwachstum. Das Transportwesen verkraftet die russischen Sanktionen besser als erwartet. So nahm z. B. der Frachttransport auf der Schiene 2014 um 2 % gegenüber 2013 zu. Die günstige Entwicklung der Kraftstoffpreise kommt dem Transportgewerbe in naher Zukunft ebenfalls zugute. Anfang 2015 trat Litauen der Eurozone bei. Aufgrund des sehr unsicheren globalen Umfeldes und des nur moderaten Wachstums der Weltwirtschaft erwarten wir für die nächsten zwei Jahre nur geringfügige positive Wachstumseffekte aus dem Eurobeitritt. Die ausländischen Investitionen dürften etwas zulegen. Den jüngs- 12 | Eastern European Outlook – März 2015 ten Umfragen zufolge stieg die Zustimmung der Bevölkerung zur Euroeinführung Anfang Februar 2015 auf 68 %. Die vorherrschenden deflationären Tendenzen helfen Vilnius, Befürchtungen zu begegnen, der Euro sorge für Inflation. Die weltweit niedrigen Ölpreise und somit billigere Kraftstoffe drückten die Teuerungsrate im Februar 2015 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum auf 1,8 %, was die Wirkung von Preisaufrundungen im Zuge der Euroeinführung kaschierte. Nachdem Litauen im letzten Frühjahr alle Voraussetzungen für den Beitritt zur Eurozone 2015 erfüllt hat, gehört es heute zu den wenigen EU-Ländern, die den Stabilitätspakt einhalten. In den ersten drei Quartalen 2014 entsprach das Defizit des Staathaushalts 2,6 % des BIP und die Staatsverschuldung entspricht 40 % der Wirtschaftsleistung. 2015, 2016 und 2018 werden EUR-Anleihen fällig, die Vilnius zurückzahlen will, so dass die Staatsverschuldung Litauens mittelfristig weiter sinken dürfte. 2015 bleibt das Haushaltsdefizit unter 3 % des BIP. Ziel der Regierung wäre ein Defizit von 1,2 %, allerdings ist fraglich, ob dies zu schaffen ist, da es auf recht optimistischen Wachstumsprognosen beruht. Das vergangene Jahr stellt einen Meilenstein für die Energieversorgung Litauens dar, denn eine Reihe von Projekten dürfte für eine größere Diversifizierung der Energieeinfuhren sorgen. Im Dezember 2014 ging das Flüssiggas-Terminal in Klaipedia in Betrieb. Das ermöglichte es der litauischen Regierung schon im Mai 2014, mit dem russischen Energieriesen Gazprom über niedrigere Erdgaspreise zu verhandeln. Im Januar 2015 zahlte Litauen für Flüssigerdgas zwar einen um 9,5 % höheren Preis als der reduzierte Preis für Erdgas von Gazprom, doch das Land war nicht mehr zu 100 % von den Einfuhren von Gazprom abhängig. Ende 2015 eröffnet Litauen eine 700-MW-Strombrücke mit Schweden sowie eine 500-MWStrombrücke mit Polen; dies wird den Strompreis sinken lassen und mehr Einfuhrmöglichkeiten schaffen. Litgrid AB, der litauische Stromnetzbetreiber, prognostiziert für die Zeit nach Inbetriebnahme der Verbindung nach Schweden einen Rückgang des Marktpreises für Strom um 15 %. Polen Ukraine-Krise und CHF-Schock werden gut verkraftet Binnennachfrage trägt ordentliches Wachstum Inflation steigt ab 2016 leicht Leitzins weiterhin auf Rekordtief Wie erwartet scheint der Russland-Ukraine-Konflikt Polens Wirtschaft kaum zu tangieren. Dies hat sie vor allem der wachsenden Binnennachfrage zu verdanken. Positiv wirken auch die expansive Geldpolitik und die relativ soliden Fundamentaldaten der Wirtschaft und der Banken. Auch 2015-2016 werden Privatkonsum und Investitionen der Unternehmen und der öffentlichen Hand das wirtschaftliche Wachstum antreiben. Ein leichter Anstieg der Ausfuhren ist zu erwarten, denn die Nachfrage aus dem großen Markt Deutschland nimmt zu, was die sinkende Nachfrage aus Russland und der Ukraine wegen des sich beschleunigenden wirtschaftlichen Abschwungs in diesen beiden Ländern wettmacht. Die Ausfuhren nach Russland zu laufenden Preisen gingen 2014 um 14 % zurück. Wir erwarten nach einem BIP-Wachstum von 3,3 % im vergangenen Jahr für 2015 eine Steigerung des BIP um 3,4 % und 2016 um 3,6 %. Polen dürfte dann die am kräftigsten wachsende Volkwirtschaft in ganz Ost- und Mitteleuropa sein (2014 lag Ungarn mit einer Differenz von 0,1 % in Führung). Die Wachstumsrate entspricht allerdings gerade einmal dem Potenzial von 3-3,5 %; dies lässt vermuten, dass der derzeit nicht vorhandene Preisdruck nur leicht zunehmen wird. heit in der Anfangsphase der Ukraine-Krise. Am stärksten wirkte sich aber offenbar die Abkühlung der Konjunktur in Deutschland aus; das Stimmungsbarometer der polnischen Einkaufsmanager (EMI) folgt seit Jahren dem deutschen EMI und beide sind im letzten Frühjahr und Sommer deutlich gefallen. Der Zusammenhang scheint logisch, denn ein Viertel aller polnischen Ausfuhren – überwiegend aus der verarbeitenden Industrie – gehen nach Deutschland, aber nur 5 % nach Russland. Im vergangenen August erreichte der EMI für die verarbeitende Industrie – ein kurzfristiger vorlaufender Konjunkturindikator – mit 49 Punkten einen Tiefstand, doch er erholte sich und lag im Februar wieder bei 55 Punkten (50 ist die wachstumsanzeigende Schwelle). Bemerkenswerterweise stieg der polnische Index stärker als der deutsche; dieser verbesserte sich im gleichen Zeitraum auf schwache 51 Punkte. Insgesamt deutet sich aber eine breit angelegte Erholung der Industrieproduktion an. Stimmung in der verarbeitenden Industrie hat sich gebessert und das Konsumklima ist gut Index, Netto-Veränderung 57,5 -12,5 55,0 -17,5 52,5 50,0 -22,5 47,5 -27,5 45,0 -32,5 42,5 Solides Wirtschaftswachstum ohne Inflation Veränderung zum Vorjahr in %, Monatszahlen EMI SA verarbeitende Industrie, Polen (li. Skala) EMI SA verarbeitende Industrie, Deutschland (re. Skala) Konsumklima, Polen (re. Skala) Quelle: Macrobond, SEB, zentrales Statistikamt Polen Die Wirtschaft entwickelt sich seit Mitte 2013 relativ gut und beständig, abgesehen von einer Wachstumsdelle in der verarbeitenden Industrie im 2. Halbjahr 2014. In der Oktober-Ausgabe des Eastern European Outlook vertraten wir die Ansicht, dass diese Delle nur vorübergehend sei; dies scheint sich zu bestätigen. Der Grund für die kurzzeitige Schwäche ist vermutlich in Deutschland zu suchen, dessen Konjunktur vorübergehend lahmte, sowie im wirtschaftlichen Abschwung in Russland und dem zeitweise Rückgang der Unternehmensinvestitionen wegen erhöhter geopolitischer Unsicher- Der Ausblick für die Inlandsnachfrage ist gut. Das real verfügbare Einkommen der Haushalte steigt und hebt die Konsumlaune. In Anbetracht der niedrigen Inflationsprognose dürfte der Entgeltzuwachs 2015 real über 3,5 % betragen; 2016 steigen die Löhne und Gehälter um 2,5 %. Die Renten und das Kindergeld wurden dieses Jahr erhöht, Familien mit Kindern werden darüber hinaus steuerlich entlastet. Es entstehen weiterhin neue Stellen, allerdings erfolgt der Jobaufbau langsam. Die Arbeitslosigkeit sinkt von 9,1 % 2014 auf einen Durchschnitt von 8,0 % 2016. Anhaltend niedrige Zinsen beleben nach und nach das verhaltene Kreditwachstum. Die strengen Kreditvergaberegeln der Banken wurden in den vergangenen 18 Monaten gelockert, außer für Hypothekendarlehen; letztere wurden jüngst etwas verschärft Die massive Verteuerung von Hypothekenkrediten in Schweizer Franken dürfte das Konsumklima relativ wenig beeinträchtigen, obwohl viele Haushalte CHF-Kredite haben (s. Kasten). Eastern European Outlook – März 2015 | 13 Polen Die Investitionstätigkeit belebte sich 2014 nach zwei mauen Jahren merklich, was darauf hindeutet, dass die Ukraine-Krise sich nur minimal auswirkt. Mehrere Faktoren weisen auf ein anhaltend positives Investitionsklima hin: die bisher relativ niedrige Investitionsquote, die Tatsache, dass Polen der größte Empfänger von Mitteln der EU-Strukturfonds ist, deutlich gesunkene Finanzierungskosten und die höhere Kapazitätsauslastung in der verarbeitenden Industrie (75-78 % im vergangenen Jahr, nach einer jahrelangen Quote von 70-75 %). Letztere ist im langjährigen Vergleich hoch und nähert sich dem Höchstwert von 80 % zu Beginn des Jahres 2008. Es besteht ein enger Zusammenhang zwischen dem Grad der Kapazitätsauslastung und der tatsächlichen Investitionstätigkeit. Hohe Kapazitätsauslastung = mehr Investitionen in %, Veränderung zum Vorjahr in % Die Inflationsrate bleibt zumindest im 1. Halbjahr 2015 negativ (im Jahresvergleich -1,3 % im Januar) denn der Preisrückgang bei Energie und Lebensmitteln spiegelt sich in der 12-Monats-Rate wider und die Grundinflation ist niedrig. In 1-2 Jahren nimmt die Teuerung wieder zu, denn die Energiepreise werden steigen, die Wirtschaft wird sich beleben und der Lohndruck infolge der zunehmenden Anspannung am Arbeitsmarkt steigen (die Arbeitslosigkeit fiel letztes Jahr unter das Gleichgewichtsniveau von 10 %). Die Jahresinflationsrate beträgt auch 2016 maximal bescheidene 1,5 %. Bis zum Ende unseres Prognosezeitraums sehen wir die Inflationsrate deutlich unter dem Ziel der polnischen Zentralbank von 2,5 %. Demnach bleibt die Geldpolitik locker. Nach einem deutlichen Schnitt von 50 Basispunkten im Oktober 2014 und einem weiteren in gleicher Höhe Anfang März 2015 belässt die Zentralbank den Leitzins vermutlich während unseres gesamten Prognosezeitraums unverändert auf dem Rekordtief von 1,5 %. Die Bank erklärt den jüngsten Zinsschnitt mit einer wahrscheinlich länger anhaltenden Deflationsphase und dem deutlich gestiegenen Risiko, dass die Teuerungsrate mittelfristig unterhalb des Inflationsziels bleibt. Bemerkenswert ist, dass die Zentralbank ihre Erklärung mit der Bemerkung abschloss, diese Senkung sei die letzte in diesem Zinszyklus gewesen. In Anbetracht des kurzfristigen Deflationsdrucks und der sehr niedrigen Inflationserwartungen bei Unternehmen und Haushalten schließen wir eine weitere Herabsetzung des Leitzinses auf 1,0 % allerdings nicht aus. Nachdem er im Winter relativ stark aufgewertet hat, könnte der Zloty (PLN) in nächster Zeit etwas abschwächen. Mit der Zeit gewinnt er jedoch weiter an Stärke, u. a. wegen der relativen Wachstumsvorteile in Osteuropa, doch die Aufwertung bleibt im Rahmen. 14 | Eastern European Outlook – März 2015 Fiskalpolitisch sehen wir in diesem Jahr eine gewisse Lockerung – nach einem moderaten Anziehen der Zügel in der Vergangenheit – teilweise aus taktischen Gründen, denn im Herbst stehen Parlamentswahlen an. Die regierende Mitte-Rechts Koalition aus der großen liberalkonservativen, EU-freundlichen Bürgerlichen Plattform und der kleineren gemäßigten Bauernpartei hofft auf eine dritte Amtszeit in Folge. Mit ihr konkurriert die nationalkonservative Partei Recht und Gerechtigkeit, die in Umfragen deutlich zugelegt hat. Nach der Wahl könnte es zu einer leichten Straffung der Haushaltspolitik kommen, denn die neue Regierung wird sich – unter dem Druck der EU-Regelungen – bemühen, das Haushaltsdefizit dauerhaft unter die zulässige Obergrenze von 3 % des BIP zu senken; 2014 lag es noch bei 3,5 %. Die Staatsschuldenquote bleibt unverändert, die Verschuldung des Staates bezogen auf das BIP beträgt 50 %. Polen „CHF-Schock” nicht allzu groß Auf dem Papier trifft die Verteuerung der CHF-Kredite die Polen unter allen Kreditnehmern Ost- und Mitteleuropas am härtesten. Nachdem die Schweizer Nationalbank den Mindestwechselkurs des Franken gegenüber dem Euro am 15. Januar 2015 aufhob, wertete die Schweizer Landeswährung auf und die Kosten für in CHF denominierte Hypothekendarlehen erhöhten sich schlagartig. Ca. 565.000 polnische Haushalte haben Franken-Kredite i. H. v. insgesamt 34 Mrd. USD (ca. 7 % von Polens BIP) abgeschlossen. 54 % aller in Polen vergebenen Hypothekenkredite lauten auf PLN, 37 % auf CHF und 9 % auf andere Währungen. Das in Fremdwährungskrediten enthaltene Wechselkursrisiko ist schon seit einiger Zeit Gegenstand heftiger Debatten unter Volkswirten, Bankern und Politikern; die Aufwertung des Franken neun Monate vor den anstehenden Parlamentswahlen in Polen heizte die Debatte noch an. Daten der Zentralbank handelt es sich bei Inhabern von Fremdwährungskrediten in der Regel um Besserverdienende. Diese Gruppe zählt nicht zu den konsumfreudigsten. 5. Die Regierung bereitet Hilfsmaßnahmen vor. Anfang März präsentierte die polnische Bankenvereinigung einen Entwurf für die Einrichtung eines „Stabilisierungsfonds“, aus dem Schuldner, die nicht mehr in der Lage sind ihre Fremdwährungskredite zu bedienen, unter bestimmten Voraussetzungen Hilfe erhalten können. Das Papier sieht u. a. vor, CHF-Kredite auf PLN umzustellen. Als Beispiel dient Ungarn; dort werden seit November 2014 – also schon vor dem „Schweizer Franken-Schock“ – alle an Ungarn vergebenen CHF-Kredite auf die Landeswährung HUF umgestellt. CHF wertet zum PLN nicht mehr so stark auf CHF/PLN Wir glauben allerdings, dass der „Franken-Schock“ die polnische Volkswirtschaft nicht allzu hart treffen wird, und zwar aus folgenden Gründen: 1. Die Wechselkursausschläge sind abgeflacht. Die höchste Aufwertung des CHF zum PLN wurde eine Woche nach Freigabe des Wechselkurses verzeichnet und betrug ca. 20 %; seither ist sie rückläufig und beträgt aktuell 9 %. 2. Die Verzinsung vieler Kredite erfolgt auf der Basis variabler CHF-Zinsen und diese drehten im Januar ins Negative, als die Schweizer Nationalbank die Leitzinsen unter null senkte. 3. Für Kreditnehmer, die Fremdwährungskredite aufnehmen möchten, gelten strengere Vorgaben. 4. Laut Eastern European Outlook – März 2015 | 15 Russland Massiver Wirtschaftseinbruch 2015 Fallender Ölpreis drückt den Rubel Inflation beschleunigt sich stark Russland entgeht einer Finanzkrise Russland stürzt 2015 in eine tiefe Rezession. Der Verfall der Ölpreise trifft die strukturell schwache, nach wie vor stark von Energieausfuhren abhängige Wirtschaft hart. Seit dem Herbst korrigierte die SEB ihre Ölpreisprognose drastisch nach unten, auf 60 USD/ Barrel 2015 und 70 USD/Barrel 2016; im Eastern European Outlook vom Oktober 2014 lag die Erwartung noch bei 85-90 USD/ Barrel. Ende 2014 sanken die Ölpreise erneut und zogen den Rubel in die Tiefe, was zu rasch steigender Inflation, Kapitalabflüssen im großen Stil und zu einem drastischen Anstieg der Zinsen führte. Und für eine expansive Finanzpolitik, die das Wachstum fördern könnte, fehlen der Regierung wegen des ölpreisbedingten Rückgangs der Staatseinnahmen nun die Mittel. Berechnungen u. a. des IWF zufolge bewirkt ein über das Jahr um 10 USD niedrigerer Ölpreis einen Negativeffekt von 1-1,5 % auf das BIP. Zudem entfalten die Sanktionen des Westens gegen Einzelpersonen und ausgewählte Unternehmen der Finanz- und Energiebranche zunehmend Wirkung. Den mit Sanktionen belegten Unternehmen fällt es schwer, sich im Ausland zu finanzieren. Der Zugang zum europäischen und US-amerikanischen Kapitalmarkt ist ihnen praktisch verwehrt, was die Finanzierung großer Investitionsprojekte erheblich erschwert. Eine weitere Folge der Sanktionen ist eine allgemeine Verunsicherung der Unternehmen, was die schon lange verhaltene Investitionsbereitschaft weiter dämpft. Unser Hauptszenario ist, dass die nach der Krim-Annexion vor einem Jahr verhängten und in der Folge schrittweise erweiterten Sanktionen 2015 aufrecht erhalten, aber nicht verschärft werden. Wie es weitergeht, ist schwer abzuschätzen; entscheidend wird sein, wie sich der Ukraine-Konflikt entwickelt. Ungeachtet der Sanktionen hält auch die deutliche Verschlechterung des Verhältnisses zwischen Moskau und dem Westen ausländische Unternehmen davon ab, in Russland zu investieren. Insgesamt wird die Wirtschaftsleistung Russlands deutlich sinken. Ein positiver BIP-Beitrag ist 2015 dank Rubel-Verfall allein von den Netto-Ausfuhren zu erwarten. Nach einem schwachen BIP-Zuwachs von 0,6 % 2014 erwarten wir 2015 ein drastisches Minus von 5,0 %. Nur eine kräftige Erholung der Ölpreise könnte dies verhindern, oder eine Lösung im Ukraine-Konflikt mit anschließender Aufhebung der Sanktionen und deutlicher Verbesserung der Beziehungen zum Westen. Wir halten beides für wenig wahrscheinlich. Leicht steigende Ölpreise und Ausfuhren aufgrund stärkerer internationaler Nachfrage reduzieren das Negativwachstum des BIP 2016 auf 1,0 %. 16 | Eastern European Outlook – März 2015 BIP geht 2015 und 2016 zurück BIP, Jahresdaten, Veränderung zum Vorjahr in % Wir erwarten auch über unseren Prognosezeitraum hinaus keine kraftvolle Erholung. Die Ressourcen der russischen Wirtschaft sind im Wesentlichen ausgelastet. Dies gilt sowohl für die Kapazitäten der Unternehmen als auch für den Arbeitsmarkt; die Arbeitslosigkeit beginnt zwar zu steigen, liegt aber immer noch unter ihrem langfristigen Gleichgewichtsniveau. Um die russische Wirtschaft wieder auf Wachstumskurs zu bringen, sind Reformen unumgänglich; zahlreiche strukturelle Probleme stehen zur Lösung an, hierauf haben wir bereits in früheren Berichten hingewiesen (z. B. im Eastern European Outlook vom März 2014). Die Folgen des Versäumnisses, Russlands Wirtschaft von Energieexporten unabhängiger zu machen – Öl macht 60 % des gesamten Exportaufkommens aus – wurden mit dem Einbruch der Ölpreise überdeutlich. Doch dies ist nicht die einzige Schwäche, an der Russlands Wirtschaft krankt; neben vielen anderen sind auch das schlechte Geschäftsklima, eine ungünstige demografische Entwicklung und schwache Institutionen zu nennen. In Sachen Reformen sieht es weiterhin düster aus. In den vergangenen Jahren wurden zwar einige Reformen angegangen, z. B. der Antrag auf Aufnahme in die Welthandelsorganisation, die Festsetzung einer Defizitobergrenze und einige Privatisierungen, doch nicht genug, um die Lage maßgeblich zu verbessern. Eine weitere Erklärung für den verhaltenen Reformeifer sind fehlende Alternativen zum gegenwärtigen politischen System. Selbst die massive Verschlechterung der Wirtschaftslage löst keine nennenswerten Reforminitiativen aus. Ende Januar veröffentlichte Moskau einen einjährigen „Anti-Krisen-Plan“; dieser beschränkt sich jedoch auf die Lösung akuter Probleme und beinhaltet im Prinzip keinerlei Maßnahmen zur Beseitigung der strukturellen Probleme. Der Plan hat einen Umfang von 35 Mrd. USD (ca. 1,5 % des BIP); finanziert wird er zum Teil aus dem Reservefonds und dem Nationalen Wohlstandsfonds. Der Themenartikel „Russlands Finanzreserven“ befasst sich mit den russischen Staatsfinanzen und den Instrumenten – z. B. der Währungsreserve – die Moskau zur Verfügung stehen, Russland um den aktuellen Herausforderungen zu begegnen. Zwei Drittel des Geldes fließt in die Banken, für Unternehmen und Landwirtschaft gibt es einige Subventionen und Steuererleichterungen. Angesichts geringer Aussicht auf Reformen, hoher Ressourcenauslastung und struktureller Probleme erwarten wir mittelfristig ein BIP-Wachstum von ca. 2 %. samt sich die Teuerung auf 9,0 %, dank Basiseffekten und einer Stabilisierung des Rubel. Die Zentralbank geht davon aus, dass das Inflationsziel von 4 % nicht vor 2017 erreicht wird. Rubel-Abwertung und Einfuhrstopp heizen Inflation an Veränderung zum Vorjahr in % Die Stimmungsbarometer weisen auf einen Abschwung hin. Der Einkaufsmanagerindex (EMI) für das verarbeitende Gewerbe ging zum Ende des Jahres drastisch zurück, erreichte im Februar aber wieder 49,7 Punkte. Der Stimmungsaufschwung dürfte jedoch nur vorübergehend sein, denn er basierte auf einer leichten Erholung der Ölpreise und des Rubels. Die Stimmung der Verbraucher trübte sich Ende 2014 ebenfalls spürbar ein und die Frühindikatoren sind gesunken. Der Rubel befindet sich seit Mitte 2011 auf Talfahrt. Diese beschleunigte sich im 2. Halbjahr 2014; seit Mitte Dezember steht der Rubel zum USD auf Rekordtief. Ölpreis und Rubel-Kurs hängen eng zusammen; deshalb ist der Wertverlust des Rubel überwiegend dem Verfall der Ölpreise im vergangenen Herbst anzulasten. Die Abwertung fiel wesentlich höher aus als 2008, als der Ölpreis ebenfalls sank. Im Februar 2015 ließen steigende Ölpreise und die Erwartung, dass der Westen auf eine weitere Verschärfung der Sanktionen verzichtet, den Rubel erstarken. Russlands Währung bleibt jedoch anfällig gegenüber Ölpreisschwankungen und der Bedrohung einer möglichen Ausweitung der Wirtschaftssanktionen des Westens. Basierend auf der Ölpreis-Prognose der SEB und der Annahme, dass es 2015 bei den verhängten Sanktionen bleibt, diese aber nicht verschärft werden, erwarten wir, dass der Rubel allmählich Stärke zurückgewinnt. Ende 2015 dürfte der Rubel zum USD bei 55,0 stehen und Ende 2016 bei 50,0. Fallende Ölpreise sorgten für Rubel-Absturz Die massive Rubel-Abschwächung beschleunigte die Teuerung dramatisch. Im Februar lag die Inflation 16,7 % über dem Vorjahresniveau: der massivste Anstieg seit 2002. Der Einfuhrstopp für Lebensmittel und Agrarprodukte aus westlichen Ländern, die sich an den Wirtschaftssanktionen gegen Moskau beteiligen – er wurde im August für zunächst ein Jahr verhängt – spielte ebenfalls eine Rolle, denn er trieb die Preise für Lebensmittel in die Höhe. Über den weiteren Inflationsverlauf entscheidet die Entwicklung des Rubel-Kurses. Da wir von einer allmählichen Aufwertung ausgehen, erwarten wir, dass die Inflation den Scheitelpunkt mit einem Wert knapp unter 20 % im 2. Quartal erreicht und im 2. Halbjahr beginnt, langsam zu sinken. Im Jahresdurchschnitt 2015 dürfte die Inflationsrate 16,0 % betragen. Im kommenden Jahr verlang- Rubel-Abwertung, galoppierende Inflation und rückläufiges Wirtschaftswachstum stellen Russlands Zentralbank vor große Herausforderungen. Turbulenzen am Finanzmarkt und der Kursverlust des Rubel veranlassten sie im Dezember 2014, ihren Leitzins von 9,5 % auf 17 % anzuheben, um die Währung zu stabilisieren und Kapitalabflüsse zu verhindern. Im Januar senkte sie den Leitzins jedoch wieder auf 15,0 %. Im März folgte eine weitere Senkung auf den aktuellen Stand von 14,0 %. In Presseaussendungen begründet die Bank diese Schritte damit, dass das Aufflammen der Inflation nur vorübergehend sei, die drastische Anhebung des Leitzinses im Dezember ihren Zweck erreicht und die Finanzmärkte stabilisiert habe und man sich um das Wachstum sorge. Die Zinspolitik bleibt für die Zentralbank auf absehbare Zeit ein Balanceakt. Einerseits sind hohe Zinsen schlecht für das Wachstum, denn sie verteuern die Finanzierung von Investitionen und bremsen die Nachfrage nach Verbraucherkrediten. Andererseits kann ein zu schnelles Absenken der Leitzinsen den Rubel schwächen, was zu noch höherer Inflation und beschleunigtem Abfluss von Kapital führen könnte (2014 floss bereits eine Rekordsumme von über 150 Mrd. USD aus dem Land). Seit dem Beschluss vom Herbst, sich künftig an einem festen Inflationsziel zu orientieren, verzichtete die Zentralbank darauf, am Devisenmarkt zu intervenieren, doch sie behält sich vor, erneut einzugreifen, sollte die Stabilität des Finanzmarktes gefährdet sein. Nach der Zinssenkung im Januar schwächte der Rubel zunächst ab; im Zuge steigender Erdölpreise erholte er sich jedoch wieder. Unserer Einschätzung nach ist eine schrittweise Senkung des Leitzinses möglich, vorausgesetzt der Ölpreis – und in seinem Fahrwasser der Rubel – fällt nicht wieder. Die Zentralbank wird diese Möglichkeit nutzen, um das Wirtschaftswachstum zu stützen. Doch sie wird behutsam vorgehen. Ende 2015 erwarten wir einen Leitzins knapp unter 10 %. 2016 bleibt die Geldpolitik vorsichtig expansiv. Sanktionen, Rubel-Abwertung und schwaches Wirtschaftswachstum bringen das Bankensystem unter großen Druck. Während der Unruhe an den Finanzmärkten im Dezember 2014 stiegen vor allem die Interbankenzinsen, aber auch die Renditen für Staatsanleihen rasant. In jüngster Zeit sehen wir Anzeichen einer Stabilisierung; die Marktzinsen fallen wieder, allerdings sind sie weiterhin sehr hoch und behindern die Wirtschaftstätigkeit. Die Banken sind recht stabil, der Anteil an faulen Krediten in ihren Bilanzen ist Eastern European Outlook – März 2015 | 17 Russland mit knapp unter 7 % relativ niedrig, wird aber deutlich zunehmen. Umfangreiche Kapitalaufstockungen werden unvermeidbar sein; die von der Regierung in ihrem Anti-Krisen-Plan hierfür vorgesehen Mittel reichen wahrscheinlich nicht aus, was die Staatsfinanzen weiter belasten wird. Unser Hauptszenario beruht jedoch auf der Annahme, dass es in Russland keine Bankenkrise im großen Stil geben wird. Anhaltend schwacher Investitionstrend Veränderung zum Vorjahr in %, Monatsdaten Zinsen und Renditen bleiben hoch in % In den vergangenen Monaten wurde Russlands Kreditrating auf Ramschniveau herabgestuft. Ende Februar senkte z. B. Moody’s die Kreditwürdigkeit Russlands auf Ba1, Ausblick negativ. Die Ratingagentur begründete ihre Entscheidung mit schlechteren Wachstumsaussichten, schwächeren Staatsfinanzen und sinkenden Reserven sowie Fragen hinsichtlich der Bereitschaft Moskaus, seine Schulden angesichts der anhaltenden Krise in der Ukraine, niedriger Ölpreise und der starken Rubel-Abwertung zurückzuzahlen. Die Herabstufung kam nicht unerwartet, wirft aber dennoch ernsthafte Fragen auf, inwieweit die russischen Staatsfinanzen dem Verfall der Rohölpreise und dem finanziellen Stress standhalten. Ein gewisses Maß an Schutz bieten die nach wie vor hohen – gleich wohl schmelzenden – Währungsreserven und die niedrige Staatsverschuldung. Berücksichtigt man ferner das Vorhandensein zweier großer Reservefonds und die Rekapitalisierungspläne für den Bankensektor, kommen wir zu dem Schluss, dass Russland keine Staatsschuldenkrise droht. Hauptgrund für die deutliche Abschwächung der Wirtschaft in den vergangenen Jahren ist die infolge struktureller Probleme anhaltend schwache Investitionstätigkeit. Der Konflikt mit der Ukraine verschärft die Lage. Die Sanktionen des Westens schaffen Unsicherheit und unterminieren die Investitionsbereitschaft der russischen Unternehmen. Das Geschäftsklima hat sich weiter verschlechtert und zahlreiche ausländische Firmen (z. B. Banken, aber auch Unternehmen wie die dänische Großbrauerei Carlsberg) ziehen sich angesichts der zunehmend harscheren Bedingungen für ausländische Unternehmen bereits aus Russland zurück oder haben ihre Expansionspläne auf Eis gelegt. Im wichtigen Energiesektor zeigen Sanktionen und die Aufkündigung der Zusammenarbeit mit ausländischen Partnerunternehmen (z. B. Rosneft und Exxon Mobil) eindeutig negative Wirkung. Wir gehen davon aus, dass die Investitionstätigkeit 2015 weiter abnimmt. Der Umsatz im Einzelhandel zog im Dezember stark an, ging im Januar und Februar aber wieder zurück. Die kräftige Zunahme am Jahresende war eine Folge der massiven Rubel-Abwertung und der daraus resultierenden Erwartung unmittelbar bevorstehender Preis- 18 | Eastern European Outlook – März 2015 erhöhungen für Produkte wie Haushaltsgeräte, Autos und Computer. Doch wie vermutet handelte es sich nur um ein vorübergehendes Phänomen. Der Konsumausblick für 2015 ist düster. Die Haushalte leiden unter der hohen Inflation, die sich auf die Realeinkommen auswirkt. Diese stiegen schon seit 2012 immer langsamer, jetzt gehen sie im Jahresvergleich drastisch zurück, im Februar 2015 um 9,9 %. Weitere Einbußen sind wahrscheinlich, denn die Teuerung beschleunigt sich, während die Nominallöhne stagnieren. Die Arbeitslosigkeit beginnt zu steigen, allerdings ausgehend von einem historisch niedrigen Niveau. Auch dieser Trend dürfte sich fortsetzen, wenngleich die Arbeitslosenquote bis zum Ende unseres Prognosezeitraums bei knapp über 6 % verharren wird. Der plötzlich Abbruch der seit einigen Jahren stetig wachsenden Kreditvergabe an Private infolge strengerer Regelungen der Zentralbank, steigender Zinsen und Finanzstress im Bankensystem erweist sich als weitere Konsumbremse. Der private Konsum ist nicht länger Wachstumsmotor; sein Beitrag zum BIP dürfte 2015 deutlich negativ sein. Deutlich sinkende Realeinkommen dämpfen den Konsum Veränderung zum Vorjahr in %, Starker Rückhalt für Putin, schwache Opposition Russlands innenpolitische Szene wird nach wie vor von Präsident Wladimir Putin beherrscht. Nichts weist darauf hin, dass sein Ansehen in der Bevölkerung in irgendeiner Form abnimmt, im Gegenteil: die Annexion der Krim, sein Umgang mit der Ukraine-Krise und seine aggressive Haltung gegenüber dem Westen haben seine Popularität noch gesteigert. Umfragen zufolge betragen Putins Zustimmungswerte unverändert 85 %. Seit den großen prodemokrati- Russland schen Demonstrationen von 2011-2012 (ausgelöst durch die Ankündigung Putins, damals Ministerpräsident, er werde erneut für das Amt des Präsidenten kandidieren), ist die Opposition deutlich schwächer geworden. Nach Putins Wiederwahl zum Präsidenten 2012 wurde der Umgang mit oppositionellen Kräften und Kritikern der Regierung härter. Die Kontrolle der Medien wurde verschärft. Diese stützen nun Präsident und Regierung und werden dazu benutzt, oppositionelle Gruppen und Dissidenten zu diskreditieren und anti-westliche Stimmung zu schüren. In den vergangenen Jahren haben viele Oppositionelle und PutinKritiker das Land verlassen, oder sie wurden inhaftiert, unter Hausarrest gestellt oder auf andere Weise kaltgestellt. Ein Beispiel für den Umgang des Regimes mit Kritikern liefert der Fall des Aktivisten Alexei Nawalny; ihm wurde der Prozess gemacht, nach seiner Verurteilung kam er ins Gefängnis und wurde kurz danach freigelassen. Ende Februar wurde Boris Nemzow, einer der bekanntesten Kritiker Putins und seiner Ukrainepolitik, ermordet. Ganz gleich wer hinter diesem Mord steht, der Tod Nemzows vergrößert die Angst der Regimekritiker und teilt die ohnehin gespaltene und schlecht organisierte Opposition noch mehr. Derzeit sind keine Hinweise auf gravierende Veränderungen der innenpolitischen Verhältnisse erkennbar. Deshalb sehen wir für die nahe Zukunft nach wie vor kaum innenpolitische Risiken. Wir gehen jedoch davon aus, dass Putins überaus großer Rückhalt in der Bevölkerung infolge zunehmender wirtschaftlicher Probleme und stagnierender Lebensstandards langfristig erodiert, doch wie rasch dies geschieht, ist schwer vorhersehbar. Die von der Regierung beherrschten Medien machen den Westen für Russlands Wirtschaftsprobleme verantwortlich. Die weitere Entwicklung der Außenpolitik und des Verhältnisses Moskaus zur Ukraine und zum Westen wird ebenfalls starken Einfluss auf Putins Popularität haben. Die nächsten Wahlen zur Staatsduma, dem russischen Parlament, stehen Ende 2016 an und 2018 wird ein neuer Präsident gewählt. Die derzeit zu beobachtende gravierende Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage verbessert die Ausgangslage für eine aktivere Oppositionstätigkeit. Doch der Opposition bleibt nicht viel Zeit, um ihre Zersplitterung zu überwinden und bei der kommenden Wahl als echte Alternative zur aktuellen Regierung anzutreten. Unser Hauptszenario ist daher, dass Putins Partei Einiges Russland die Parlamentswahl 2016 für sich entscheidet, auch wenn sie nicht den gleichen Zuspruch hat wie Putin selbst. Derzeit ist kein Herausforderer Putins um das Präsidentenamt in Sicht. Deshalb wird Putin die Präsidentenwahl 2018 höchstwahrscheinlich gewinnen und seine vierte Amtszeit bis 2024 antreten. sucht auch die Einbindung der Ukraine in die EU und den Westen zu hintertreiben oder sie durch große Hindernisse zu erschweren. Die Ukraine strebt an, 2020 einen Antrag auf Aufnahme in die EU zu stellen. Im Ukraine-Konflikt liegt der Hauptgrund für die drastische Verschlechterung der Beziehungen Moskaus mit dem Westen. Um weiterhin Einfluss auf die Ukraine zu haben ist Russland offenbar bereit, harte Maßnahmen des Westens hinzunehmen. Allerdings hatte sich das Verhältnis zwischen Moskau und dem Westen, insbesondere Washington, schon vor Ausbruch der Ukraine-Krise eingetrübt. Der Fall Magnitsky, die Gewährung von Asyl für den US-amerikanischen Whistleblower Edward Snowden und die Kontroversen um den Bürgerkrieg in Syrien sind einige Beispiele für einen seit einigen Jahren zunehmend konfrontativen Kurs der russischen Außenpolitik. Russland versucht nicht nur auf die Ukraine mehr Einfluss zu gewinnen, sondern auch auf andere angrenzende Staaten. Dazu setzt es auf Demonstrationen seiner militärischen Stärke und vor allem auf diplomatischen und wirtschaftlichen Druck. Mit diesem Thema befasste sich auch ein Artikel zur Eurasischen Wirtschaftsunion im Eastern European Outlook vom Oktober 2014. Außerdem versucht Moskau einen Keil zwischen die EU-Mitglieder zu treiben. Wahrscheinlich hofft es, durch Beeinflussung europäischer Parteien die Chancen auf Aufhebung der Sanktionen zu erhöhen. Moskau unterhält Verbindungen zu mehreren europäischen politischen Parteien am linken und rechten Rand, darunter Syriza in Griechenland, Jobbik in Ungarn – beide sind eindeutig prorussisch – und in Frankreich der offen Putin-freundliche Front National. In den nächsten beiden Jahren besteht kaum Aussicht auf eine wesentliche Verbesserung der Beziehungen zwischen Russland und dem Westen. Die in den vergangenen 15-20 Jahren erreichte Annäherung wurde rapide zerstört und in der russischen Bevölkerung und der politischen Führung Russlands herrscht tiefes Misstrauen gegen die USA und Europa. Die staatlich kontrollierten Medien verstärken diese negative Einstellung. Russland sucht die Zusammenarbeit mit anderen Schwellenländern, insbesondere China. Im Mai 2014 unterzeichneten beide Länder einen Gas-Liefervertrag und im Dezember eine Währungs-Swap-Vereinbarung. Was diese Ausweitung der Zusammenarbeit Russland tatsächlich bringt, ist jedoch offen. Beide Länder konkurrieren um mehr Einfluss in Asien. Aufgrund seines wirtschaftlichen und politischen Gewichts kann China mittlerweile die Bedingungen der Zusammenarbeit mit Russland bestimmen. Dies zeigt sich klar an dem vereinbarten Gas-Lieferabkommen, das China begünstigt. Keine Anzeichen einer konzilianteren Außenpolitik Das zunehmend angespannte innenpolitische Klima findet seinen Niederschlag in einer aggressiven Außenpolitik. Unsere Annahme, Russland strebe eine Föderalisierung der Ukraine an, um die Anbindung Kiews an den Westen zu verhindern, scheint sich zu bestätigen. Das Minsk II-Abkommen über einen Waffenstillstand in der Ostukraine beinhaltet auch eine Änderung der ukrainischen Verfassung, die den Regionen Donezk und Lugansk erweiterte Autonomie zusichert. Damit hätte Russland ständigen Einfluss auf die Entwicklungen in der Ukraine. Moskaus Hauptanliegen sind seine eigenen sicherheitspolitischen Interessen; daher ist es bestrebt, einen Beitritt der Ukraine zur NATO zu unterbinden. Moskau ver- Eastern European Outlook – März 2015 | 19 Thema: Russlands Finanzreserven Die Ukraine durchkreuzt Russlands Pläne für eine Eurasische Wirtschaftsunion Russlands Staatsfinanzen geraten von mehreren Seiten unter Druck Währungsreserve fungiert als Puffer… ...schmilzt aber dahin hend sinkende Steuereinnahmen. Die Regierung reagiert mit Ausgabenkürzungen. Die Zahl der Bundesbediensteten wird um 10 % reduziert und ihre Gehälter werden um ebenfalls 10 % gekürzt. Der massive Rückgang der Erdölpreise wirft Fragen bezüglich der Finanzierung des nach wie vor stark von Einnahmen aus Energieexporten abhängigen russischen Staatshaushaltes auf. Die vom Westen verhängten Sanktionen verschärfen die wirtschaftliche Lage und führten 2014 zu einer Kapitalflucht ungekannten Ausmaßes. Moody’s und andere Ratingagenturen stuften Russlands Kreditwürdigkeit in den letzten Monaten auf Ramschniveau hinab. Dank niedriger Staatsschulden und enormer Währungsreserven steht Russland dennoch gut da, doch das Downgrading offenbart, welche Herausforderungen auf den Staatshaushalt zukommen. Mehrere Faktoren belasten die Staatskasse, allen voran der Verfall des Rohölpreises. Seit seinem Höchststand im Juni 2014 fiel er im internationalen Handel um fast die Hälfte; zugleich wertete der Rubel massiv ab. Letzteres bläht die staatlichen Öl-Einnahmen in Landeswährung auf. Ein Barrel Rohöl der Sorte Brent kostete zeitweise bis zu 3.940 Rubel. Seither verfielen Ölpreis und Rubel, doch der Ölpreis mehr als der Rubel. Zurzeit kostet ein Barrel der Sorte Brent ca. 3.300 Rubel, ca. 16 % weniger als im Juni. Die Abwertung des Rubel mildert also die Einkommenseinbußen des Staates, kann den Verfall des Rohölpreises aber nicht in vollem Umfang ausgleichen. Zudem erfordert die Stützung des Bankensektors viel Geld vom Staat. Das Zusammenspiel von Sanktionen, Rubel-Abwertung und schwindendem Wirtschaftswachstum trifft die Banken hart; umfangreiche Rekapitalisierungsmaßnahmen sind nötig. Der Ende Januar 2015 vorgestellte „Anti-Krisen-Plan” sieht hierfür Mittel im Umfang von ca. 1 % des BIP vor. Wie hoch der Kapitalbedarf tatsächlich sein wird, hängt größtenteils davon ab, wie sich der Anteil notleidender Kredite entwickelt. Wir halten einen Kapitalisierungsbedarf in der Größenordnung von mindestens 2 % des BIP für realistisch. Neben der Hilfe für den Bankensektor sieht der Anti-Krisen-Plan auch finanzielle Unterstützung für Unternehmen bei Begleichung ihrer Fremdwährungsverbindlichkeiten vor. Im Eastern European Outlook vom Oktober 2014 prognostizierten wir für 2015 ein Haushaltsdefizit von 1 % des BIP. Die kumulative Wirkung des drastisch gesunkenen Ölpreises und der erwartete Rückgang der Wirtschaftsleistung um 5 % – mit den daraus resultierenden Steuermindereinnahmen – sowie die Stützung der Banken weisen jedoch auf ein wesentlich höheres Defizit hin. Wir erwarten 2015 ein Haushaltsdefizit von ca. 3,5 % des BIP; 2016 verringert sich das Defizit aufgrund sich erholender Ölpreise und besserer Wirtschaftsaussichten auf 2,0 %. Riesige doch schrumpfende Währungsreserven Mrd. USD Rubel-Abwertung kann Ölpreisverfall nicht kompensieren Preis für ein Barrel Rohöl in Rubel Quelle: Zentralbank der Russischen Föderation Jan April Juli Okt Jan April Juli Okt Jan Quelle: Macrobond, SEB Doch der Ölpreis ist nicht der einzige belastende Faktor. Der Rückgang der Wirtschaftleistung schmälert die Staatseinnahmen ebenfalls. Hinzu kommen der rückläufige Konsum und damit einherge- 20 | Eastern European Outlook – März 2015 Die niedrige Staatsverschuldung bietet Russland soliden Schutz. Zudem verfügt das Land über riesige Währungsreserven – im Umfang von aktuell ca.17 % des BIP – die als Puffer gegen den schwächeren Haushalt und Kapitalabwanderung dienen. 2014 schmolz jedoch ein Teil dieser Reserven dahin: sie verringerten sich von 510 auf 385 Mrd. USD. Ein Großteil davon geht auf das Konto Thema: Russlands Finanzreserven von Interventionen der Zentralbank an den Devisenmärkten, mit denen sie den Rubel stützte. Im Februar und im März reduzierte sich die Währungsreserve erneut, obwohl die Bank seit Januar nicht mehr direkt am Devisenmarkt intervenierte. Ein möglicher Grund für das weitere Abschmelzen könnten Repo-Transaktionen der Zentralbank mit Unternehmen sein. Die Zentralbank stellt Euro und Dollar gegen in Rubel denominierte Papiere bereit. Diese Transaktionen sollen russischen Unternehmen helfen, denen der Zugang zum internationalen Kapitalmarkt wegen der Sanktionen des Westens de facto versperrt ist. Die Sberbank, Russlands größtes Geldinstitut, beziffert den Finanzierungsbedarf russischer Unternehmen in ausländischer Valuta für 2015 auf über 100 Mrd. USD. 40 % der Währungsreserven stecken in zwei Staatsfonds: dem Reservefonds und dem Nationalen Wohlfahrtsfonds (NWF). Sie entstanden 2008 durch Aufspaltung des 2004 gegründeten Stabilisierungsfonds. Nach der Finanzkrise von 1998 begann Russland mit dem Aufbau von Sicherheitspolstern. Die rasch wachsende Wirtschaft und steigende Ölpreise erwiesen sich dabei als sehr hilfreich. In den beiden Fonds sollen Überschüsse aus dem Staatshaushalt angelegt werden. Diese fließen zunächst in den Reservefonds, der zur Deckung etwaiger Haushaltsdefizite herangezogen werden kann. Übersteigt das Vermögen im Reservefonds 7% des BIP, fließt das Geld in den NWF. Der NWF unterliegt strengeren Regeln als der Reservefonds. Die darin enthaltenen Mittel sind für langfristige sozialpolitische Verpflichtungen, Investitionen und für die Absicherung des Pensionssystems bestimmt. Staatsverschuldung niedrig ist kann eine Krise der Staatsfinanzen verhindert werden. In Zeiten hoher Ölpreise war es möglich, diese Fonds zu alimentieren, doch inzwischen haben sich die Bedingungen verändert. Es dürfte schwer sein, den Fonds neue Mittel zuzuführen, denn derzeit muss man davon ausgehen, dass der Ölpreis deutlich unter seinem früheren Niveau und der Staatshaushalt defizitär bleiben. Russlands Sicherheitspolster schmilzt auf mittlere Sicht dahin. Zwar kann ein Kollaps des Staatshaushalts vermieden werden, doch der Preis dafür ist ein deutlicher Verlust an langfristiger Stabilität. Ein weiteres Problem liegt in der Tatsache, dass die Fonds benutzt werden, um strukturell bedingte Probleme aufzufangen. Dies wird dazu führen, dass man notwendige Reformen aufschiebt. Die Regierung greift bereits auf beide Fonds zu, um Haushaltslücken und Kapitalabwanderung auszugleichen und Unternehmen unter die Arme zu greifen, die aufgrund der westlichen Sanktionen Schwierigkeiten beim Bedienen ihrer Kredite haben. Der große Erdgasproduzent Nowatek zum Beispiel hat bereits Mittel aus dem NWF erhalten und die beiden führenden Mineralölunternehmen Rosneft und Lukoil haben Hilfe zur Finanzierung umfangreicher Investitionsprojekte beantragt. Dementsprechend sind die Fondsvermögen schon beträchtlich abgeschmolzen. Staatsfonds gegen Wirtschaftsabschwung 92,5 92,5 90,0 90,0 87,5 87,5 85,0 85,0 82,5 82,5 80,0 80,0 77,5 77,5 75,0 75,0 72,5 72,5 Jan April Juli Okt Jan Nationaler Wohlfahrtsfonds (NWF) April Juli Okt Jan Reservefonds Quelle: Finanzministerium der Russischen Föderation Dieser Trend dürfte sich fortsetzen. Laut Finanzminister Anton Siluanow beabsichtigt die Regierung einen Großteil des Reservefonds 2015 und 2016 zu verwenden. Dies würde bedeuten, dass der Reservefonds Ende 2016 so weit aufgebraucht ist, dass er seine Funktion als Sicherheitspolster nicht mehr erfüllt. Unser Hauptszenario ist, dass Russland 2015 und 2016 einen großen Teil des Reservefonds und des NWF aufbraucht. Damit und weil die Eastern European Outlook – März 2015 | 21 Ukraine Hilfskredite verhindern Finanzkollaps BIP sinkt 2015 weiter Brüchige Waffenruhe, eingefrorener Konflikt? Inflationsschock drückt den Konsum Die Ukraine steckt in einer tiefen Rezession. Im 4. Quartal 2014 lag die Wirtschaftsleistung fast 15 % unter dem Niveau des Vorjahresquartals. Im Gesamtjahr 2014 betrug der Rückgang 6,5 %. Alle Anzeichen deuten darauf hin, dass sich der massive Wirtschaftseinbruch 2015 fortsetzt. Die Kämpfe in der Ostukraine, dem industriellen Herzen des Landes, haben gravierende Folgen für die Wirtschaft. Fabriken und Infrastruktur sind zerstört, Produktion und Handel stark beeinträchtigt. Im Januar produzierte die Industrie über 20 % weniger als im Vorjahr. Der Export leidet zusätzlich unter den wirtschaftlichen Problemen Russlands und die vom Wertverlust der Hrywnja angetriebene galoppierende Inflation schwächt das Konsumklima erheblich. Der staatliche Konsum lahmt ebenfalls; Schuld daran sind die sinkenden Steuereinnahmen und Anstrengungen zur Eindämmung des Haushaltsdefizits. Die Ukraine steht kurz vor dem Staatsbankrott. Kiew wird seine Auslandsschulden in den nächsten Jahren dennoch bedienen können, dank der Verlängerung und Ausweitung internationaler Hilfsprogramme verbunden mit Umschuldung. Massiver Rückgang des BIP im 4. Quartal 2014 BIP, Quartalszahlen, Veränderung zum Vorjahr in % Der Abschwung betrifft alle Bereiche der Wirtschaft. Wir rechnen 2015 mit einem Negativwachstum von 6 %. Diese Einschätzung enthält zwei deutliche Risiken nach unten: erstens die Möglichkeit eines Wiederaufflammens der Kämpfe in der Ostukraine und zweitens die Gefahr, dass die Verhandlungen mit den Gläubigern nicht das gewünschte Ergebnis bringen. Tritt keines von beiden ein, besteht die Chance auf Erholung; in diesem Fall prognostizieren wir für 2016 einen BIP-Zuwachs von 1,0 %. Der Export wird die Erholung der Wirtschaft tragen, dank der billigeren Hrywnja und der 22 | Eastern European Outlook – März 2015 steigenden internationalen Nachfrage, doch der Weg zurück ist lang. Unumgängliche Reformen hemmen das Wachstum kurzfristig. Mitte Februar wurde das „Minsk II”-Abkommen unterzeichnet, Grundlage für die Waffenruhe in der Ostukraine. Ein Waffenstillstand bedeutet jedoch noch nicht Frieden. Auch wenn die Kämpfe abflauen und schlussendlich eingestellt werden, ist der Konflikt damit noch nicht gelöst. Ein Streitpunkt ist z. B. die Frage, wer für die russischen Gaslieferungen in die Ostukraine aufkommt. Nichts deutet darauf hin, dass Kiew die Kontrolle über die von den Separatisten beherrschten Gebiete zurück erlangt. Minsk II sieht auch Änderungen an der ukrainischen Verfassung im Sinne einer „Dezentralisierung“ vor. Konkret bedeutet das mehr Autonomie für die Regionen Donezk und Lugansk. Unser Hauptszenario ist, dass Minsk II hält, Russland aber Donezk und Lugansk nutzt, um weiterhin Einfluss auf die Ukraine zu haben, und versucht, die Annäherung Kiews an den Westen zu unterbinden. Dies spricht für ein „Einfrieren“ des Ostukraine-Konflikts, vergleichbar mit der Situation in Südossetien oder Transnistrien. Dies ist vermutlich das „beste“ Szenario. Tragischer wäre es, wenn Minsk II nicht eingehalten wird, die Waffenruhe – wie frühere – bricht und die Separatisten versuchen, ihre Kontrolle auf weitere Territorien auszudehnen, z. B. indem sie eine Offensive gegen die Hafenstadt Mariupol starten. Am Tag der Unterzeichnung von Minsk II kündigte der Internationale Währungsfonds an, der im April 2014 gewährte zweijährige Hilfskredit für die Ukraine werde durch eine erweiterte Fondsfazilität (EFF) mit vier Jahren Laufzeit ersetzt. Diese EFF wurde Mitte März genehmigt. Sie beläuft sich einschließlich des alten Kredits auf insgesamt 22 Mrd. USD. Die erweiterte Fazilität des IWF ist nicht dramatisch höher als der frühere Kredit von 17,5 Mrd. USD. Neben den IWF-Krediten erhält Kiew auch von anderer Seite erweiterte Finanzhilfen, insbesondere von der EU, den USA und der Weltbank. Insgesamt dürfte das Bail-Out-Programm ein Volumen von 40 Mrd. USD haben; darin ist allerdings ein erwarteter Forderungsverzicht im Umfang von 17 Mrd. USD enthalten. Die massive Abwertung der Hrywnja hat einen dramatischen Anstieg der Staatsverschuldung in Relation zum BIP zur Folge; derzeit beträgt die Schuldenquote fast 100 %, Ende 2014 waren es noch knapp über 70 %. Kiew verhandelt bereits mit seinen Gläubigern, um die Schuldenquote auf ein erträgliches Niveau zu drücken, die Verhandlungen dürften aber langwierig sein. Wie das gewünschte Ergebnis erreicht werden kann, ist offen, doch einige Optionen sind wahrscheinlich. Vermutlich geht es nur um Forderungen in fremden Währungen, denn Schulden in Landeswährung können weginflationiert werden. Ein nicht unerheblicher Teil der Forderungen in Fremdwährung sind Kredite des IWF oder anderer internationaler Institutionen; es ist unwahrscheinlich, dass diese Kredite umgeschuldet werden müssen. Übrig bleiben Fremdwährungskredite von insgesamt 17 Mrd. USD: 3 Mrd. USD von Russland, 8 Mrd. Ukraine USD von Franklin Templeton Investments, 3 Mrd. USD von ausländischen Banken und 3 Mrd. USD von ausländischen Regierungen. Wie umgeschuldet werden wird, kann derzeit niemand sagen, doch den Gläubigern bieten sich vermutlich mehrere Alternativen an: direkter Forderungsverzicht, niedrigere Zinsen oder eine Verlängerung der Laufzeiten. Die vierjährige EFF verschafft Kiew mehr Zeit, um die umfassenden Reformauflagen des IWF zu erfüllen. Dringendstes Ziel ist es, die Wirtschaft in naher Zukunft mittels Gewährleistung der Finanzstabilität und Stärkung der öffentlichen Finanzen zu stabilisieren. Die Geldpolitik wird auf einem flexiblen Wechselkurssystem mit frei schwankenden Wechselkursen basieren, was helfen dürfte, Schocks von außen besser abzufedern. Die Inflationsrate sinkt bis 2018 auf einen einstelligen Wert. Die Banken stehen unter großem Druck und brauchen frisches Kapital; der Grund dafür ist der hohe Fremdwährungsanteil (Kredite und Assets) in ihren Bilanzen verbunden mit dem starken Wertverlust der Hrywnja. Das hohe Haushaltsdefizit – fast 7 % des BIP 2014 – ist ein weiteres Problem, das dringend nach Lösung ruft. Es soll hauptsächlich durch Kürzung von Ausgaben auf 3,0 % 2018 zurückgeführt werden. Kiew hat bereits damit begonnen, teure Gassubventionen zu streichen; bis April 2017 sollen sie vollständig abgeschafft sein. Die Kosten für Entgelte und Pensionen im öffentlichen Dienst werden gesenkt und die Einkommensteuern stärker gestaffelt. Ziel ist es, die Schuldenquote bis 2020 auf 71 % des BIP zurückzuführen. Die genannten Maßnahmen sind nötig, tragen jedoch 2015 zu Negativwachstum bei. Das Reformprogramm hat nicht nur die aktuell drängendsten Probleme im Visier; mittels struktureller Reformen soll auch die Grundlage für eine langfristig positive Entwicklung und gutes Wachstum gelegt werden. Dazu gehören auch die Bekämpfung von Korruption und die Reform staatseigener Betriebe. So soll beispielsweise die Energieeffizienz gesteigert und der staatliche Energiekonzern umstrukturiert werden. Neben den gravierenden Auswirkungen der Kämpfe für Industrieproduktion und Ausfuhren leidet die ukrainische Wirtschaft besonders unter einer massiven Abwertung der Hrywnja. Nicht nur Banken, auch Haushalte und Unternehmen außerhalb des Finanzsektors haben hohe Verbindlichkeiten in fremden Währungen. Die Finanzierungskosten für Fremdwährungskredite sind signifikant gestiegen, mit negativen Auswirkungen auf den Konsum und die Investitionstätigkeit. Massive Abwertung der Hrywnja befeuert Inflation Die Abschwächung der Hrywnja bewirkte auch einen massiven Anstieg der Inflation. Zwei Jahre lang lag die Inflationsrate bei 0 %, doch ab Februar 2014 explodierten die Preise. Dieser Trend setzt sich 2015 fort. Im Februar erreichte die Inflation im Jahresvergleich über 34 %. Dazu trug u. a. auch der Abbau der Gaspreissubventionen bei, Hauptgrund war jedoch die Abwertung der Hrywnja. Deren Entwicklung wird auch zukünftig die Höhe der Inflation bestimmen. Im Gesamtjahr 2015 erwarten wir eine Inflationsrate von 31,0 %. 2016 verringert sich die Teuerung auf 17,0 %. Die hohe Inflation hat gravierende Folgen für die Haushalte: die Realeinkommen sinken und das verfügbare Einkommen schrumpft. Die Arbeitslosigkeit stieg an, im 3. Quartal erreichte sie 8,9 %. Auch die Sparanstrengungen der öffentlichen Hand schlagen sich negativ auf die Haushalte nieder, besonders deutlich erkennbar am drastischen Rückgang der Einzelhandelsumsätze. Infolge der Währungsabwertung verringerten sich die Einfuhren spürbar. Das hohe Defizit in der Leistungsbilanz, das jahrelang ein Problem darstellte, ist deutlich gesunken; 2015 dürfte es noch 2,0 % des BIP entsprechen. Die Ausfuhren profitieren kaum von der schwächeren Währung; im Januar wurden 32 % weniger Güter exportiert als ein Jahr zuvor. Die Gründe dafür sind vielfältig: die Zerstörung der Infrastruktur in der Ostukraine, Schwierigkeiten bei der Exportfinanzierung und –absicherung und der wirtschaftliche Abschwung in Russland, dem mit annähernd 25 % der Gesamtausfuhren wichtigsten Exportmarkt der Ukraine. Ein weiterer Grund liegt in der weltweit schwachen Nachfrage nach Stahl, dem wichtigsten Exportgut der Ukraine. Die Hrywnja verlor 2014 dramatisch an Wert, bedingt durch die Ereignisse in der Ostukraine, schwächere Staatsfinanzen und die daraus resultierende erhöhte Gefahr einer Zahlungsbilanzkrise. Seit Jahresbeginn 2015 hat sie bei hoher Volatilität noch mehr abgewertet. Die Zentralbank sah sich zu drastischen Maßnahmen gezwungen, um zu versuchen, die Währung zu stabilisieren. Die kritisch niedrigen Währungsreserven der Ukraine sind auf ein Niveau gesunken, das keine Interventionen am Devisenmarkt mehr erlaubt. Deshalb entschloss sich die Zentralbank, den Leitzins drastisch anzuheben: von 14 % Ende 2014 auf aktuell 30 %. Außerdem führte sie Kapitalverkehrskontrollen ein. Das erweiterte Bail-Out-Programm dürfte die Landeswährung im Zusammenspiel mit der Umstrukturierung von Schulden auf mittlere Sicht stützen. Wir gehen davon aus, dass die Hrywnja zum USD Ende 2015 bei 30.0 steht und Ende 2016 bei 20,0. Den Leitzins sehen wir Ende 2015 bei 20 %. Eastern European Outlook – März 2015 | 23 Wirtschaftsdaten und –prognosen ESTLAND BIP, % Inflation, HVPI, Durchschnitt, % Arbeitslosigkeit, % Leistungsbilanz, % des BIP Finanzierungssaldo öffentl. Hand, % des BIP Staatsverschuldung, % des BIP 3-Monatszinssatz, Jahresende 2009 -14,7 -0,1 13,6 2,5 -2,0 7,1 3,3 2010 2,5 3,0 16,7 1,7 0,2 6,6 1,1 2011 8,3 5,1 12,3 1,4 1,0 6,0 1,4 2012 4,7 4,2 10,0 -2,4 -0,3 9,7 0,2 2013 1,6 3,2 8,6 -0,4 -0,5 10,1 0,3 2014(e) 2015(e) 2016(e) 2,1 2,2 2,7 0,5 0,5 2,3 7,4 6,5 5,8 -0,1 -0,8 -1,5 -0,4 -0,7 -0,5 10,0 9,8 9,6 0,1 0,0 0,0 2009 -14,2 3,3 17,5 8,0 -8,9 36,4 7,38 2010 -2,9 -1,2 19,5 2,3 -8,2 46,8 0,85 2011 5,0 4,2 16,2 -2,8 -3,4 42,7 1,85 2012 4,8 2,3 15,0 -3,3 -0,8 40,9 0,53 2013 4,2 0,0 11,9 -2,3 -0,9 38,2 0,26 2014(e) 2015(e) 2016(e) 2,4 2,4 2,7 0,7 0,7 2,1 10,8 9,9 9,4 -3,1 -3,3 -3,6 -1,4 -1,3 -1,3 40,3 38,5 36,2 0,08 0,0 0,0 2009 -14,9 4,2 13,7 3,7 -9,3 29,0 3,90 6,60 2010 1,7 1,2 17,8 0,1 -6,9 36,3 1,50 4,60 2011 6,1 4,1 15,4 -3,7 -9,0 37,3 1,66 5,40 2012 3,9 3,2 13,4 -0,2 -3,2 39,9 0,68 2,40 2013 3,2 1,2 11,8 1,6 -2,6 39,0 0,41 2,40 2014(e) 2015(e) 2016(e) 3,0 2,6 3,5 0,2 -0,4 0,3 10,7 10,0 9,5 1,5 -1,0 -2,0 -2,0 -1,5 -0,5 41,0 41,0 37,0 0,18 0,0 0,0 1,15 0,30 0,60 LETTLAND BIP, % Inflation, HVPI, Durchschnitt, % Arbeitslosigkeit, % Leistungsbilanz, % des BIP Finanzierungssaldo öffentl. Hand, % des BIP Staatsverschuldung, % des BIP 3-Monatszinssatz, Jahresende LITAUEN BIP, % Inflation, HVPI, Durchschnitt, % Arbeitslosigkeit, % Leistungsbilanz, % des BIP Finanzierungssaldo öffentl. Hand, % des BIP Staatsverschuldung, % des BIP 3-Monatszinssatz, Jahresende Staatsanleihe 5 Jahre, Jahresende (e) = erwartet 24 | Eastern European Outlook – März 2015 Wirtschaftsdaten und –prognosen POLEN BIP, % Inflation, HVPI, Durchschnitt, % Arbeitslosigkeit, % Leistungsbilanz, % des BIP Finanzierungssaldo öffentl. Hand, % des BIP Staatsverschuldung, % des BIP EUR/PLN, Jahresende Leitzins, Jahresende Staatsanleihe 5 Jahre, Jahresende 2009 2,6 4,0 8,1 -3,9 -7,5 50,9 4,1 3,50 5,91 2010 3,7 2,7 9,7 -5,1 -7,6 53,6 4,0 3,75 5,52 2011 4,8 3,9 9,7 -5,0 -4,9 54,8 4,5 4,50 5,34 2012 1,8 3,7 10,1 -3,8 -3,7 54,4 4,1 4,25 3,21 2013 1,7 0,8 10,3 -1,5 -4,0 55,7 4,1 2,50 3,78 2014(e) 2015(e) 2016(e) 3,3 3,4 3,6 0,1 0,0 1,5 9,1 8,7 8,2 -1,0 -1,5 -2,0 -3,5 -2,9 -2,8 49,5 50,0 50,0 4,3 4,1 3,9 2,0 1,5 1,5 2,1 2,4 2,9 2009 -7,8 11,7 8,4 4,1 -6,3 10,6 30,10 2010 4,5 6,9 7,3 4,6 -3,4 11,3 30,50 2011 4,3 8,4 6,6 5,2 1,5 11,6 32,08 2012 3,4 5,1 5,7 4,0 0,4 12,7 30,36 2013 1,3 6,8 5,5 2,2 -1,3 13,9 32,85 2014(e) 2015(e) 2016(e) 0,6 -5,0 -1,0 7,8 16,0 9,0 5,2 6,1 6,3 2,4 3,2 2,5 -0,5 -3,5 -2,0 15,8 16,9 17,5 58,06 55,00 50,00 2009 -14,8 16,0 9,0 -1,5 -6,3 35,4 8,00 2010 4,1 9,4 8,4 -2,2 -5,8 40,5 7,97 2011 5,2 8,0 8,2 -6,3 -3,5 36,8 8,00 2012 0,2 0,6 7,8 -8,1 -5,5 37,4 8,05 2013 0,1 -0,3 8,3 -9,1 -6,5 41,7 8,23 2014(e) 2015(e) 2016(e) -6,5 -6,0 1,0 12,1 31,0 17,0 8,9 9,3 9,0 -2,5 -2,0 -2,6 -6,8 -6,1 -4,7 72,7 102,0 107,0 15,77 30,00 20,00 RUSSLAND BIP, % Inflation, Durchschnitt, % Arbeitslosigkeit, % Leistungsbilanz, % des BIP Finanzierungssaldo öffentl. Hand, % des BIP Staatsverschuldung, % des BIP USD/RUB, Jahresende UKRAINE BIP, % Inflation, Durchschnitt, % Arbeitslosigkeit, % Leistungsbilanz, % des BIP Finanzierungssaldo öffentl. Hand, % des BIP Staatsverschuldung, % des BIP USD/UAH, Jahresende (e) = erwartet Eastern European Outlook – März 2015 | 25 Disclaimer Dieser Bericht wird Ihnen vertraulich von der SEB AG zur Verfügung gestellt und dient ausschließlich der Information der Empfänger, an die er sich richtet. Eine Vervielfältigung und Weitergabe an Dritte ist nicht zulässig. Sämtliche Informationen in diesem Bericht wurden sorgfältig ausgewählt und als zuverlässig erachtet und beruhen im Wesentlichen auf öffentlich zugänglichen Quellen. Eine Garantie für die Vollständigkeit, Richtigkeit und Aktualität der gemachten Angaben wird von der SEB AG nicht übernommen. 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Sämtliche Prognosen dieser Analyse stellen die jeweils aktuelle Meinung der SEB AG dar und können jederzeit ohne vorherige Ankündigung geändert werden. Die SEB AG könnte im Hinblick auf die in dem Bericht genannten Finanzinstrumente für Kunden und ihren Eigenhandel Geschäfte durchführen, d.h. SEB AG könnte insoweit eine Kauf- oder Verkaufsposition innehaben. SEB AG 2015. Alle Rechte vorbehalten. 26 | Eastern European Outlook – März 2015 Finnland Norwegen Russland St: Petersburg Schweden Moskva St. Petersburg Estland Lettland Dänemark New York Moskau Peking Litauen Dublin Neu Delhi Shanghai Polen London Deutschland Warschau Luxemburg Hong Kong Ukraine Kiew Singapur Genf São Paulo Die SEB ist eine führende nordeuropäische Finanzgruppe. Die SEB bietet Universaldienstleistungen in Schweden und den baltischen Staaten an. In Dänemark, Finnland, Norwegen und Deutschland konzentrieren sich die Geschäftsaktivitäten der Bank auf das Geschäft mit Firmen und institutionellen Kunden, denen die Bank eine umfassende Produktpalette anbietet. Die internationale Ausrichtung der SEB zeigt sich in der Präsenz in 20 Ländern weltweit. Am 31. Dezember 2015 betrug die Bilanzsumme des Konzerns 2.641 Mrd. SEK, das Gesamtvolumen des verwalteten Vermögens betrug zum gleichen Stichtag 1.708 Mrd. SEK. Der Konzern beschäftigt etwa 16.000 Mitarbeiter. Weitere Informationen unter www.seb.de. Mit Kapital, Fachwissen und Erfahrung betreiben wir Wertschöpfung für unsere Kunden. Dabei werden wir von unserer effizienten Research Abteilung unterstützt. Unsre Abteilung Economic Research erstellt für uns makroökonomische Analysen und Bewertungen. Basierend auf der Auswertung aktueller Marktkonditionen, politischer Maßnahmen und der langfristigen Performance der Finanzmärkte erstellt sie Prognosen zur Entwicklung der Wirtschaft auf der internationalen, nationalen und lokalen Ebene. Eine der wichtigsten Publikationen der Economic Research Unit ist der vierteljährlich erscheinende Nordic Outlook. Er bietet Analysen zur Weltwirtschaft sowie der Wirtschaft in Europa und Schweden. Der Eastern European Outlook befasst sich mit dem Baltikum, Polen, Russland sowie der Ukraine und erscheint zweimal jährlich. www.seb.de
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