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KU N D E N S E RVI C E 0 8 0 0 / 9 3 5 8 5 3 7
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D I E N STAG , 2 8. O KTO B E R 2 014
KO M M E N TA R
Zippert zappt
Wahl: Ukraine
strebt deutlich
nach Westen
W
THEMEN
Mehrheit der Bürger
stimmt für EU-Kurs
#Aufschrei
Dass Trainer bei Schiedsrichtern oder Assistenten zupacken, ist
nichts Neues. Es passiert in jedem Stadion, jeder Liga. Meist sind es
harmlose Gesten, eine Umarmung hier, ein Zupfen da. Die Botschaft:
Da war nichts. Zum Aufreger wird Nähe, wenn eine Frau ins Spiel
kommt. So wie beim Bayern-Auftritt in Gladbach, als Trainer Pep
Guardiola der Vierten Offiziellen, Bibiana Steinhaus, an die Wäsche
ging. Ganz Deutschland diskutiert: Ist das Sexismus? Muss er bestraft werden? Und welche Rolle spielt Thomas Müller (r.)? Seite 17
Politiker fordern Verbot
von Hooligan-Demos
Politik
KRISTIAN FRIGELJ
Libanon wegen
Flüchtlingen vor
dem Kollaps
Seite 5
Wirtschaft
Deutsche Banken
sind nicht
profitabel genug
Seite 9
Feuilleton
Amerika feiert
die Endvierzigerin
mit Durchblick
Seite 21
Aus aller Welt
KÖLN
N
ach der gewalttätigen Demonstration von Hooligans
und Rechtsextremen in Köln
befürchten deutsche Sicherheitsbehörden eine neue Dimension der Gewalt. „Hier ging es nicht um
eine friedliche Demonstration gegen Salafisten. In Köln hat es erstmals eine bundesweite Mobilisierung von gewaltbereiten Hooligans gegeben, die die Versammlungsfreiheit
als Plattform für Gewalttätigkeiten missbrauchten. Das geht deutlich über das bislang bekannte Maß hinaus“, erklärte Nordrhein-Westfalens Innenminister Ralf Jäger
(SPD). Bund und Länder müssten deshalb
alle rechtlichen Möglichkeiten ausschöpfen.
Bei der angemeldeten Demonstration
mit rund 4800 Teilnehmern war es am
Sonntag zu schweren Ausschreitungen gekommen. Die Polizei musste zeitweise mit
Wasserwerfern, Pfefferspray und Schlagstöcken gegen Randalierer vorgehen. 49
Polizisten wurden verletzt, 17 Personen
festgenommen. Es wurden bislang 57 Strafanzeigen erstattet unter anderem wegen
gefährlicher Körperverletzung, Verstoß gegen das Vermummungsverbot und Land-
friedensbruch. Teilnehmer der Demonstration schossen nach Angaben von Augenzeugen mit Feuerwerkskörpern auf die Beamten und warfen mit Flaschen und Fahrrädern. Ein Polizeiwagen wurde umgekippt
und mehrere weitere Fahrzeuge beschädigt. Auch Journalisten und Passanten seien brutal angegriffen worden. NordrheinWestfalen will die strafrechtlichen Ermitt-
Seite 7
sascha.lehnartz@welt.de
Israel plant neue
Siedlungen in
Ostjerusalem
lungen gegen die Gewalttäter dazu nutzen,
um künftig ein Verbot solcher HooliganDemos zu erreichen. „Die rechtlichen Hürden für ein solches Verbot sind hoch, aber
die Krawalle in Köln sind schockierend und
eine wichtige Grundlage für ein solches
Vorgehen“, sagte Jäger.
Unterstützung erhielt er von Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD). Dieser verurteilte die Ausschreitungen scharf und forderte Konsequenzen. „Wer Gewalt in
Deutschlands Städte trägt, der muss mit allen Mitteln des Rechtsstaats verfolgt und
bestraft werden“, sagte er. „Rassismus und
Gewalt unter dem Deckmantel der Religion
haben bei uns keinen Platz.“ Es dürfe nicht
zugelassen werden, dass sich gewalttätige
Salafisten und Rechtsextreme gegenseitig
hochschaukelten. Hessens Innenminister
Peter Beuth (CDU) sagte der „Welt“: „Was
in Köln einige Hooligans getan haben, ist
pures Ausleben von Gewalt gegen die Polizei. Das hat nichts mit dem Grundrecht auf
Meinungsfreiheit zu tun. Gegen solche
Straftaten werden wir mit allen rechtsstaatlichen und polizeilichen Mitteln konsequent
vorgehen.“ Über die Vereine müsse erreicht
werden, dass gegen Gewalttäter Sanktionen
erlassen werden.
ALLIANZ FÜR RANDALE
Die Gewalttäter der Kölner Demonstration reisten aus ganz Deutschland
an. Offenbar haben sich Hooligans aus
mehreren Städten wie Dresden, Berlin,
Pforzheim oder Kaiserslautern zusammengeschlossen. Im Internet unterstützten und lobten Rechtspopulisten
wie der Autor Jürgen Elsässer die Demonstration in Köln und wünschten sich
eine Hooligan-Veranstaltung gegen Salafisten und islamistischen Terror auch in
Berlin. Elsässer, der eine Demonstration am 9. November im Regierungsviertel angemeldet haben will,
forderte Hooligans auf dazuzustoßen.
Kommentar Seite 3 und Seite 4
Bekenntnis
zur Freiheit
Israel hat den Bau von
1000 weiteren Wohnungen im arabischen Osten Jerusalems angekündigt.
Rund 400 sollen in Homa und 600
weitere in Har Schlomo gebaut werden, hieß es aus dem Büro von Premier Benjamin Netanjahu. Zudem sollen den Angaben zufolge zwölf Straßen gebaut werden, die auch von Palästinensern genutzt werden sollen.
Anfang Oktober hatte Israel bereits
Pläne für den Bau von 2600 Häusern
in einem besonders sensiblen Teil
Ostjerusalems bekannt gegeben. Der
israelische Siedlungsbau im arabischen Ostteil der Stadt hat wiederholt
für internationale Kritik gesorgt. Die
Palästinenserführung warnt angesichts des Vorhabens vor einer Explosion der Gewalt. Es handele sich um
„einen einseitigen Akt, der zu einer
Explosion führen wird“, sagte FatahPolitiker Dschibril Radschub. In Ostjerusalem ist die Lage seit Monaten
sehr angespannt. Morde und Anschläge palästinensischer und israelischer
Extremisten führen immer wieder zu
gewalttätigen Ausschreitungen.
Knapp ein Jahr nach Beginn
der proeuropäischen Proteste in Kiew
haben die ukrainischen Wähler die
Hinwendung ihres Landes zum Westen besiegelt: Die Parteien mit EUKurs gewannen bei der Parlamentswahl mehr als 50 Prozent der Stimmen, die Kommunisten flogen aus
dem Parlament. Neuer starker Mann
könnte Regierungschef Arseni Jazenjuk werden, dessen Partei nach Teilergebnissen überraschend vor der Liste von Präsident Petro Poroschenko
landete. Poroschenko nannte die Wahl
eine „machtvolle“ Demonstration für
eine enge EU-Anbindung. „Mehr als
drei Viertel aller Wähler“ hätten für
den Weg gestimmt.
Die Krise im Osten des Landes hatte die Wahl überschattet, und neue
Gefechte belegen, wie angespannt die
Lage bleibt. Fünf Millionen von 36
Millionen Wahlberechtigten konnten
zudem nicht abstimmen, weil sie auf
der Krim oder in den „Volksrepubliken“ Donezk und Lugansk leben. Im
übrigen Land erreichte die Beteiligung
mit rund 70 Prozent einen Rekord seit
der Unabhängigkeit 1991.
Siehe Kommentar und Seite 6
Schock über „neue Dimension der Gewalt“ bei Ausschreitungen
Tausender Neonazis in Köln. Randalierer kamen aus ganz Deutschland
S A S C H A L E H N A RT Z
läubige der russischen Propaganda sind bis heute davon
überzeugt, dass die Proteste
auf dem Kiewer Maidan und die Absetzung des Präsidenten Janukowitsch
von „Faschisten“ gesteuert wurden.
Um die von ebendiesen Faschisten bedrohten Bewohner der Krim zu schützen, hat Russland die Halbinsel vorsichtshalber annektiert. Und auch die
separatistischen Milizen in der Ostukraine leisten einen konstruktiven
Beitrag im antifaschistischen Widerstandskampf.
Für die Anhänger dieser Deutung
der Ereignisse in der Ukraine stellt
das Ergebnis der Parlamentswahl eine
echte Herausforderung dar. Denn die
gemäßigt proeuropäischen Parteien
haben einen überzeugenden Wahlsieg
eingefahren. Das Bündnis des Präsidenten Poroschenko liegt in etwa
gleichauf mit der Volksfront des Premierministers Arseni Jazenjuk. Beide
Gruppierungen erreichen jeweils etwa
22 Prozent. Es folgt die ebenfalls nach
Europa strebende „Selbsthilfe“ des
Lemberger Bürgermeisters Andri Sadowi mit elf Prozent. Julia Timoschenkos Vaterlandspartei erreicht
voraussichtlich knapp fünf Prozent.
Wenn alle Stimmen ausgezählt sind,
könnte es im ukrainischen Parlament
eine Zwei-Drittel-Mehrheit für den
Weg nach Westen geben.
Den nach Europa Strebenden steht
der russlandaffine Oppositionelle
Block entgegen. Die Nachfolgeorganisation von Janukowitschs Partei der
Regionen kam allerdings nur auf zehn
Prozent. Die Kommunisten schafften
es erstmals nicht ins Parlament. Und
die „Faschisten“? Der gefürchtete
Rechte Sektor verfehlte die Fünf-Prozent-Hürde noch klarer als die Nationalisten von Svoboda. Lediglich die
Radikale Partei des Mistgabel schwingenden Populisten Oleg Ljaschko
schaffte es ins Parlament, blieb aber
unter zehn Prozent.
Die wackelige ukrainische Demokratie hat einen ersten Stresstest bestanden. Das Wahlergebnis ist ein ermutigendes Bekenntnis zu Europa
und zur Freiheit. Viel Zeit wird der
neu zu bildenden Regierung nicht
bleiben, um die Erwartungen der
Wähler zu befriedigen. Sie wird einen
entschlossenen Reformkurs einschlagen müssen – den Europa konsequent
unterstützen sollte. Ansonsten droht
rasch der wirtschaftliche Absturz und
ein politischer Backlash, wie man ihn
nach der Orangenen Revolution
schon einmal erlebt hat. Nur wären
diesmal die Folgen ungleich gravierender. Die Ukraine bliebe dann womöglich auf Jahre hinaus ein innereuropäischer Krisenherd. „Mögen deine
Probleme unlösbar und deine Schwierigkeiten unüberwindbar sein“, lautet
ein ukrainischer Segensspruch, der
Mut machen soll, über sich selbst hinauszuwachsen. Er passt gerade
ziemlich gut.
KIEW –
IMAGO/MORITZ MÜLLER/AFP/MAYA HAUTEFUEILLE
as ist eigentlich in
Thüringen los? Seit
Stunden hat man
nichts mehr von Bodo Ramelow und seinen Regierungsblockparteien gehört. Der Ministerpräsident in spe hat angeblich eine Nachrichtensperre
verhängt. Telefongespräche von
und nach Thüringen sind zurzeit nur mit Einschränkungen
möglich, Telekom-Kunden
berichten von Knackgeräuschen in der Leitung. Der Telefonanbieter prüft, ob die betroffenen Kunden einen sogenannten Nostalgietarif gebucht haben, da wären die
Geräusche im Preis inbegriffen.
Sonst wird eine Nachzahlung
fällig. Auch sonst gab es Entwarnung, der Warenverkehr
zwischen Thüringen und
Deutschland läuft reibungslos,
Betontransporte haben um 400
Prozent zugenommen, und der
Stacheldrahtbedarf des Landes
hat sich sprunghaft erhöht.
Auch bei der Bananeneinfuhr
werden Rekordwerte erwartet.
Wie Gregor Gysi erklärte, habe
man aus den Fehlern der DDR
gelernt. Ein Sprecher von Ramelow dementierte, dass der
Spitzenkandidat der Linken
unbedingt Ministerpräsident
werden wolle. Er strebe vielmehr das Amt des Staatsratsvorsitzenden an.
Palästinenser warnen
vor Gewaltexplosion
JERUSALEM –
G
Wenn Ratten nach
Minen schnüffeln
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Ein ewiges Missverständnis
Seite 23
Dax
Frauen und Männer können nicht miteinander. Das belegt eine neue Umfrage
Im Minus
Seite 15
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iebe kann so schön sein. Jedenfalls am Anfang, wenn uns
Glückshormone die Sinne vernebeln. Über die Neigung des
Geliebten, ständig am linken Oberarm zu kratzen, schauen
wir dann ebenso lächelnd hinweg wie über die Angewohnheit, bei
Aufregung am rechten Perlenohrring zu drehen. Den Hang zum
Nasehochziehen interpretieren wir als Ausdruck vergeblich unterdrückter Tränen des Glücks. So ist das am Anfang. Dann
kommt das Erwachen. Spätestens nach drei Monaten kribbelt es
nicht mehr. Jetzt zeigt sich, was wahre Liebe sein kann – aber
auch, was eine Nervensäge ist.
Wir hören, wie es knistert, wenn er sich wieder kratzt. Wir
gucken auf die Uhr und wissen, in 34 Sekunden dreht sie an ihrem Ohrring. Wir halten ständig eine Packung Taschentücher
bereit, weil die Nase läuft. Es sind die vielen kleinen Macken, die
eine Beziehung belasten, die den Zündstoff für den großen Knall
bergen. Die Partneragentur ElitePartner hat nachgefragt. Das
Ergebnis bestätigt Bekanntes. Frauen mögen es nicht, wenn er
anderen in ihrem Beisein nachschaut. Männer mögen es nicht,
wenn sie zu spät kommt. Mann mag es gar nicht, wenn sie Sachen
wegräumt und er sein Computermagazin nicht findet. Frau bringt
es auf die Palme, wenn er überall alles liegen lässt. Das Ergebnis
zeigt, dass all die Schulstunden an Gruppentischen, all die Ratgeberbände in Sachen geschlechtsspezifischer Kommunikation
für die Katz waren. Denn die Umfrage zeigt, dass Frauen und
Männer ohnehin nicht miteinander reden können.
Mehr als die Hälfte der Männer gaben an, dass sie nichts
schlimmer finden als die weibliche Neigung, sich unkonkret auszudrücken. Frauen finden es unmöglich, dass Männer nicht zuhören. Wie soll das alles funktionieren? Akzeptiert die Unterschiede! Sagen die Psychologen. Lernt die Sprache des anderen!
Alles gut. Aber vielleicht fangen wir erst mal damit an: Lasst euch
in Ruhe! Je weniger Zweisamkeit, desto weniger Reibereien – also
mehr Zeit, den anderen zu schätzen und die Liebe wieder zu
lernen. Sie kann so schön sein. Claudia Becker
DIE WELT, Axel-Springer-Straße 65, 10888 Berlin, Redaktion: Brieffach 2410 Täglich weltweit in über 130 Ländern
verbreitet. Pflichtblatt an allen deutschen Wertpapierbörsen. Tel. 030/25910, Fax 030/259171606, E-Mail: redaktion@welt.de;
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»Vor drei Jahrzehnten habe ich das Grand Elysée
Hamburg gegründet, das heute größte Privathotel
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erreichen. Und jedes Jahr kommen mehr Gäste
nach Hamburg und zu uns ins Elysée, ob privat
oder geschäftlich. Eigentlich ist alles gut, aber nur
eigentlich. Denn Hotel-Buchungsportale schaffen
unfaire Bedingungen zu Lasten der Gäste und der
Gastgeber. Ihre einzigen Ziele sind hohe Provisionen
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Dingen die Qualität und Arbeitsplätze, weil das
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