Gärtnerisch-Botanischer Brief (GBB)

Nr. 198 | 2015/1
GBB
Gärtnerisch-Botanischer Brief
Zeitschrift für Botanische Gärten
In dieser
Ausgabe
Berichte aus den Gärten
Erfahrungen mit
diversen Handbrausen
Berichte aus den Gärten
„Flora Graeca“ – Erstdruck
in der ULB Darmstadt
Botanische Notizen
Der Mammuth-Baum
Ober-Californiens
Gärtnerisch Botanischer Brief 2015/1
1
zu dieser Ausgabe
Manfred Wessel, Botanischer Garten und
Palmengarten Frankfurt am Main, Siesmayerstr. 61,
60323 Frankfurt, Tel.: 069-21277884,
manfred.wessel@stadt-frankfurt.de
Das neue Jahr bringt erneut Veränderungen
mit sich, auch bezüglich unseres neu gestalteten Mitteilungsorgans, wie Sie den Worten des
AGTL-Präsidenten Michael Braun auf der
folgenden Schriftseite entnehmen können – an
dieser Stelle also keine weiteren Vorausinfos
dazu. Es gibt aber zum Glück auch GBB-Konstanten, nämlich ein wiederum gut gefülltes
Heft Nr. 198 mit hoffentlich auch für Sie interessanten Beiträgen.
Hervorheben möchte ich hierbei den Beitrag
unseres Verbands-Präsidenten Dr. Stefan
Schneckenburger, der im Nachgang zur Jahrestagung 2014 in Darmstadt ein Ereignis würdigt, welches ein kleiner Kreis von Tagungsteilnehmern bereits beim abschließenden Besuch
der Universitäts- und Landesbibliothek Darmstadt erleben durfte, nämlich der Darmstädter
„Flora Graeca“ als einzigem bekannten und erhaltenen Exemplar des kostbaren Erstdrucks in
Deutschland ansichtig werden zu können.
Abb. 2: Botanischer Garten Kassel:
Rondell mit
Sommerf lor – Aufnahme: Volker Lange
Der Beitrag aus dem Botanischen Garten Dresden über Handbrausen ist ein schönes Praxisbeispiel, wie wir es uns viel häufiger wünschen
würden. Solche Textbeiträge sind hochwillkommen und wir würden uns sehr freuen,
wenn sich auch andere Gartenmitarbeiter entschließen könnten, aus ihrer täglichen Praxis zu
berichten und damit wertvolle Anregungen für
Andere zu liefern.
Anfang Februar trafen sich 18 Personen aus
17 verschiedenen Botanischen Gärten der gesamten Republik im Botanischen Garten Kassel,
um zusammen mit Volker Lange, Christine
Schneider und Volker M eng die AGTL-Tagung, die 2016 in Kassel und Göttingen stattfinden wird, vorzubereiten. Darüber hinaus
wurde ein Seminar abgehalten, um den Internet-Auftritt der AGTL – siehe unsere neu gestaltete Seite www.agtl.org – zu besprechen und
wichtige Strukturabsprachen sowie inhaltliche
Fragen zu behandeln. Schauen Sie doch mal
herein! Im nächsten GBB Nr. 199 können Sie
hierzu mehr erfahren.
Abb. 1: Botanischer Garten Kassel: Linden-Allee –
Aufnahme: Volker Lange
2
Gärtnerisch Botanischer Brief 2015/1
Inhalt
Gärtnerisch Botanischer Brief – Nr. 198, 2015/1
Vorwort
Michael Braun ....................................................................................................................................... 4
Berichte aus den Gärten
Erfahrungen mit verschiedenen Handbrausen im Botanischen Garten der TU Dresden ............... 5
Räuchern in der dunklen Jahreszeit - Briefe aus dem Botanischen Garten Zürich ......................... 8
Botanischer Garten Linz: Aktuelles aus dem Botanischen Garten im Februar 2015 ....................... 10
Die Darmstädter „Flora Graeca“: Der einzige Erstdruck des legendären Werks ............................. 14
Ein Auszug aus der Geschichte der Biologie an der Universität Stuttgart ........................................ 22
Nachrichten aus dem VBG – Verband Botanischer Gärten Treffen der AG Arboretumsgärtner im Verband Botanischer Gärten ............................................... 30
Qualifizierungskurs: „Multiplikator/in für Biodiversitätsbildung“..................................................... 35
Botanische Notizen
Der Mammuth-Baum Ober-Californiens (Sequoia Wellingtonia) .................................................. 37
Veranstaltungshinweise und Informationen
Ausgewählte Veranstaltungen in den Gärten ..................................................................................... 49
Persönliches
Geburtstagsgrüße .................................................................................................................................. 53
Verschiedenes
Kapverden (Boa Vista und Santiago) – 20.10.-12.12.2014 ................................................................. 54
Lustige Botanik – allen Freunden der Wissenschaft gewidmet ...........................................................63
Impressum
Gärtnerisch-Botanischer Brief .............................................................................................................
Werbung im Gärtnerisch-Botanischen Brief ......................................................................................
Vorstand und Beirat der AGTL ...........................................................................................................
Vorstand VBG – Geschäftsführung und Statusgruppenvertreter ......................................................
Gärtnerisch Botanischer Brief 2015/1
70
70
71
71
3
Vorwort
Michael Braun, Botanischer Garten der Universität
Kiel, Am Botanischen Garten 1-9, 24118 Kiel,
Tel.: 0431-8804276, mbraun@bot.uni-kiel.de
Liebe Leserinnen und Leser, liebe Kolleginnen und Kollegen,
wenn Sie dieses Heft in Händen halten, wird
hoffentlich das Frühjahr eingekehrt sein, während gerade noch dicke Schneeflocken fallen.
Dies ist nun bereits der dritte GärtnerischBotanische Brief mit verändertem Layout und
man kann sich schon gar nicht mehr vorstellen,
dass letzten Sommer noch das „alte Heft“ erschienen ist. Wir haben dafür gerne aus unseren
Reserven eine größere Summe investiert, um
uns einer heute üblichen Erscheinungsform anzunähern. Dies geht aber leider nicht spurlos an
den Druckkosten vorüber. Um eine Beitragsund Abonnementpreiserhöhung zu vermeiden,
haben sich die Vorstände der AGTL und des
Verbandes der Botanischen Gärten dazu entschlossen, die Erscheinungsweise des GBB um
einen Monat auf vier Monate zu verlängern. Sie
werden deshalb ab 2015 im März, Juli und November Ihren GBB erhalten. Wir hoffen, mit
diesem Kompromiss in Ihrem Sinne zu handeln
und dadurch Preiserhöhungen umgehen zu
Gärtnerisch-Botanischer Brief
Zeitschrift für Botanische Gärten
In dIeser
AusgAbe
Da eine Formulierung im Vorwort des letzten Heftes zu Missverständnissen geführt hat,
möchte ich hier noch einmal betonen, dass es
unser neuer 2. Vorsitzender K arsten Schomaker war, der den Internetauftritt der AGTL in
den letzten Monaten deutlich modernisiert hat.
Dafür möchte ich mich herzlich bei ihm bedanken.
Der Vorstand der AGTL wünscht Ihnen ein erfolgreiches Gartenjahr.
Kiel, Februar 2015
Michael Braun
Nr. 197 | 2014/4
Nr. 196 | 2014/3
GBB
können. Um die Aktualität zu erhalten, denken
Sie bitte an den jeweiligen Redaktionsschluss
am 15. des Vormonates. Da wir die Gesamtseitenzahl beibehalten möchten, werden die Hefte
etwas umfangreicher als früher sein. Dazu benötigen wir weiterhin von Ihnen Artikel zu allen Bereichen rund um die Botanischen Gärten.
GBB
Gärtnerisch-Botanischer Brief
Zeitschrift für Botanische Gärten
Vorwort
In dIeser
AusgAbe
Nr. 198 | 2015/1
GBB
Gärtnerisch-Botanischer Brief
Zeitschrift für Botanische Gärten
Berichte aus den Gärten
Berichte aus den Gärten
Exkursionsbericht der AGTL II
Berichte aus den Gärten
Botanische Notizen
Botanische Notizen
Der Oasis Park
auf Fuerteventura
Der GBB in neuem Layout
In dIeser
AusgAbe
Erfahrungen mit
diversen Handbrausen
Exkursionsbericht der AGTL
Internationale Tagung in
Tübingen und Stuttgart
Internationale Tagung
in Tübingen und Stuttgart
„Flora Graeca“ – Erstdruck
in der ULB Darmstadt
Botanische Notizen
Nutzpflanzen in der
Republik Sudan
Gärtnerisch Botanischer Brief 2014/3
4
Heil- und Nutzpflanzen,
Teil 39
1
Gärtnerisch Botanischer Brief 2014/4
Der Mammuth-Baum
Ober-Californiens
1
Gärtnerisch Botanischer Brief 2015/1
1
Gärtnerisch Botanischer Brief 2015/1
Nachrichten aus dem VBG – Verband Botanischer Gärten Treffen der AG Arboretumsgärtner im
Verband Botanischer Gärten
Siegfried Gand, Botanischer Garten der
Johannes-Gutenberg-Universität Mainz,
Anselm-Franz-von-Bentzel-Weg 9 b,
55128 Mainz, gands@uni-mainz.de
Beatrice Swiatkowski, Botanischer Garten der
Johannes-Gutenberg-Universität Mainz,
Anselm-Franz-von-Bentzel-Weg 9 b,
55128 Mainz, swiatko@uni-mainz.de
Freitag, 24.10.2014 bis Sonntag, 26.10.2014
im Botanischen Garten Dresden
Wegen des weiten Weges reisten viele der 34
Teilnehmer/innen bereits am Donnerstag,
23.10., an. Da die meisten im zentralen Hotel
City Herberge übernachteten, begegneten uns
am Abend schon einige Kolleg/innen. Wir
bummelten gemeinsam durch die Altstadt und
aßen zusammen in einem Restaurant.
1. Tag, Freitag, 24.10.2014
Nach reichhaltigem Frühstück machten wir uns
auf zum Botanischen Garten, der nicht weit von
unserer Unterkunft lag.
Nach und nach trafen alle Teilnehmer/innen
ein und meldeten sich an. Bis zum Beginn war
noch genug Zeit für Gespräche, und wir freuten uns sehr, die Kolleg/innen wieder zu sehen.
Sind doch im Laufe der Zeit richtige Freundschaften entstanden.
Nach der Begrüßung durch die Kustodin, Dr.
Barbara Ditsch und den Technischen Leiter, ,
gab es eine kurze Vorstellungsrunde. Schön ist,
dass neben vielen „Stammgästen“ auch immer
wieder ein paar neue Kolleg/innen dazu kommen und unsere AG langsam wächst.
Nun begann auch schon der erste Vortrag.
30
Bernd Schulz, vielen bekannt durch seine detailgenauen Zeichnungen von Zweigen, Knospen und Früchten in der Gartenpraxis und Autor des hervorragenden Bestimmungsbuches
„Gehölzbestimmung im Winter“, machte uns
mit Problemen der Namensgebung und Bestimmung von Gehölzen vertraut. Als Beispiel
sei hier Deutzia scabra Thunb. genannt. Sie wird
in der Literatur zwei verschiedenen Arten der
Gattung zugeordnet: Deutzia crenata Siebold
et. Zucc. und Deutzia sieboldiana M axim. In
Deutschland folgt man oft dem „Handwörterbuch der Pflanzennamen“ von Zander. Hier
wurde seit vielen Jahren als Synonym für Deutzia scabra Deutzia sieboldiana angegeben. In der
15. Auflage des Zander (1994) wurde für Deutzia crenata Siebold & Zucc. noch Deutzia scabra Thunb. pp. angegeben. Leider ist diese Information in der aktuellen Auflage nicht mehr
zu finden. Den Autoren scheint nicht bewusst
geworden zu sein, dass die als Deutzia scabra
hort. kultivierten Arten immer Deutzia crenata
entsprechen. Ausnahmen gibt es allenfalls in
Botanischen Gärten, die Deutzia scabra aus dem
Samentausch direkt aus Japan bezogen haben,
wie der Botanische Garten Dresden. Bei den
Hybriden gibt Zander immer Deutzia scabra und
nie Deutzia crenata an, wenn eine der beiden Arten als Elternteil beteiligt ist. Also sind die als
Deutzia scabra kultivierten Pflanzen in der Regel Deutzia crenata, während die echte Deutzia
scabra ein Synonym der Deutzia sieboldiana ist,
welche wohl sehr selten in Kultur ist. Bernd
Schulz erläuterte uns auch, dass viele Autoren
Informationen aus anderen Werken ungeprüft
übernehmen und dadurch manche Fehler etabliert werden.
Nach kurzer Pause folgte der nächste Programmpunkt: „Pflanzkonzept für Gehölze und
dendrologische Raritäten im Botanischen GarGärtnerisch Botanischer Brief 2015/1
Treffen der AG Arboretumsgärtner
im Verband Botanischer Gärten
ten Dresden“ mit Rudolf Schröder. Rudolf
Schröder war über vierzig Jahre lang Technischer Leiter des Botanischen Gartens Dresden.
Er ist in Deutschland sicherlich einer der besten
Dendrologen und Pflanzenkenner. Beim Rundgang zeigte er uns viele seiner dendrologischen
Schätze, und manches sahen die Kolleg/innen
zum ersten Male. Aus der Fülle der vielen Arten seien nur einige genannt. Cyclocarya paliurus
(Ringflügelnuss), eine Juglandaceae aus China,
welche in Deutschland nur selten zu finden ist,
beeindruckte uns sehr. Platycrater arguta (Schüsselhortensie), eine Hydrangeaceae aus Japan,
kannten auch nur die wenigsten. Ein sehr schöner Caragana jubata (Mähnen-Erbsenstrauch),
wohl eine Veredelung, weil als Sämlinge meistens nur sehr schwer wachsend, zog auch viele
Blicke auf sich.
Am Eingangstor machte er uns auf zwei Eichen
aufmerksam, die rechts und links des Tores
standen. Eine Säuleneiche mit schönem, schlankem und pyramidalem Wuchs, wohl eine Veredelung. Die andere, auch eine Säuleneiche mit
relativ breitem und ungleichmäßigem Wuchs,
sicherlich ein Sämling. Das macht deutlich, bei
der Pflanzenauswahl sorgfältig zu planen, damit
der gewünschte Effekt erzielt wird. Bei vielen
Pflanzen ergab sich noch die eine oder andere
Diskussion, so dass die Zeit – wie immer – zu
kurz war.
Nach einem Mittagsimbiss mit verschiedenen
Suppen folgte schon der nächste Vortrag:
Ben Lorenz sprach über „Naturschutzvorgaben und Baumpflegeprobleme, Konfliktfelder
und Praxisbeispiele“. Die Berücksichtigung von
Naturschutzvorgaben muss bei der Baumpflege mehr als bisher beachtet werden. So leben
doch in hohlen Bäumen zahlreiche Tiere, wie
z. B. diverse Fledermäuse, Siebenschläfer und
höhlenbrütende Vögel. Im Totholz sowie in
absterbenden Bäumen lebt eine Vielzahl von
Gärtnerisch Botanischer Brief 2015/1
Insektenarten, von denen viele geschützt sind.
Diese sind aber nicht immer leicht von häufigen
oder nicht geschützten Arten zu unterscheiden.
Ben Lorenz machte uns anhand zahlreicher
Dias deutlich, dass man möglichst auch in Park
und Garten absterbende Gehölze und Totholz
dulden sollte. Dies bedarf aber wegen der Verkehrssicherungspflicht sorgfältiger Abwägung.
Nach kurzer Pause folgte der nächste Programmpunkt: „Baumbegutachtung und –pflege im Botanischen Garten der TU Dresden“.
M atthias Bartusch beschrieb einzelne Bäume
und ihre Probleme, so z.B. wie die Prioritäten
bei der Baumpflege gesetzt werden und Konfliktfelder wie Beschattung von Gewächshäusern durch Bäume und Gehölze. Mit diesen
Problemen haben wir ja alle zu tun, und so ergaben sich schnell angeregte Diskussionen.
Nach kurzer Pause führte uns die Kustodin, Dr.
Barbara Ditsch, noch durch die Abteilungen,
die wir als Gehölzfreaks manchmal etwas vernachlässigen. Besonders beeindruckt hat uns die
ungewöhnlich große Sammlung von annuellen
Pflanzen mit ca. 800 Arten. Diese stehen auf
einer Fläche zusammen, d.h. nicht gemischt
mit mehrjährigen Pflanzen. Dies erleichtert die
Pflege und Bodenbearbeitung sicherlich ganz
erheblich. Die große Vielfalt an Pflanzen und
die sehr gepflegten Gewächshäuser haben uns
alle sehr beeindruckt. Leider machte die fortschreitende Zeit unserem Rundgang ein Ende,
und wir begaben uns zum Abendessen ins Carola-Schlösschen im Großen Garten.
2. Tag, Samstag, 25.10.2014
Am nächsten Morgen trafen wir uns wieder
im Botanischen Garten. Dort erwartete uns
schon M atthias Bartusch mit seinem Vortrag:
„Künftige Entwicklung des Botanischen Gartens der TU Dresden“. Anhand zahlreicher Bilder erläuterte uns Herr Bartusch die zukünf31
Nachrichten aus dem VBG – Verband Botanischer Gärten
tige Planung und Entwicklung. So bekommt
der Botanische Garten eine Fläche von ca. 1
Hektar dazu, auf der vorher eine Versuchsfläche
mit Obstbäumen zum Test von verschiedenen
Pflanzenschutzmitteln war. Was hier genau getestet wurde, ist nicht bekannt, weil keine Aufzeichnungen darüber vorliegen. Auch geht ein
Gebäude auf dem Nachbargrundstück an den
Botanischen Garten, das nach Renovierung
und Umbau die Verwaltung und die Sozialräume für die Mitarbeiter beherbergen soll. Der
Mitarbeiterstand wird allerdings trotz der größeren Fläche nicht erweitert. Interessant war für
uns auch die Sammlung von Bildern mit guten
und schlechten Beispielen aus allen möglichen
Botanischen Gärten und sonstigen Einrichtungen für die Gestaltung des Gartens und die Ausstattung der Arbeitsbereiche.
Nach einem Kaffee und einem Imbiss ging es
mit Fahrgemeinschaften nach Pillnitz zum
Schlosspark. Dort erwartete uns schon Gärtnermeister Wolfgang Friebel, um uns durch Park
und Arboretum zu führen. Die Schloss- und
Parkanlage gilt als perfektes Beispiel des Barock
in Europa. August der Starke machte die Anlage
1707 seiner berühmten Mätresse Gräfin Cosel
zum Geschenk. Im Fliederhof erzählte uns Herr
Friebel einiges über die Geschichte des Schlosses und des Parks. Auch die hochstämmigen
Fliederbäume, die mit ihren gedrehten, knorrigen Stämmen sehr markant waren, beeindruckten uns sehr. Es handelt sich wohl um Syringa
x chinensis, welche auf Syringa vulgaris-Stämme
veredelt wurden. Leider finden sich schon viele Lücken zwischen den Bäumen, und auch die
vorhandenen Pflanzen wirken nicht mehr sehr
vital. Die Neuanzucht von Pflanzen wurde in
Auftrag gegeben, aber anscheinend macht es
doch Probleme, die Fliederbäume baumförmig
zu erziehen. Bei einem Rundgang durch Park
und Arboretum bekamen wir einen guten Eindruck von der Vielzahl interessanter und stattlicher Bäume. Natürlich zog es uns aber nun
32
zur berühmten Kamelie (Camellia japonica). Der
Legende nach brachte der schwedische Botaniker K arl Peter Thunberg (1743 – 1828) vier
Kamelienpflanzen von seiner Japanreise 1779 in
die königlichen Botanischen Gärten Kew. Ein
Exemplar verblieb in Kew, die anderen Pflanzen
sollen an die Gärten Herrenhausen bei Hannover, Schönbrunn bei Wien und Pillnitz bei
Dresden weiter gegeben worden sein. 1801 wurde sie durch den Hofgärtner Terschek an ihrem
heutigen Standort ausgepflanzt. Von Anfang an
schützte man die Kamelie durch Holzhäuser.
Seit 1992 besteht ihr neues, erstmals fahrbares,
Schutzhaus, in dem Temperatur, Belüftung,
Luftfeuchte und Beschattung durch einen Klimacomputer geregelt werden. Das Haus ist 13,2
m hoch, wiegt 34 Tonnen und umfasst einen
Luftraum von 1864 m³.
Abb. 1: Alte Syringa x chinensis-Stämme im Fliederhof in
Pillnitz – Aufnahme: S. Gand
Gärtnerisch Botanischer Brief 2015/1
Treffen der AG Arboretumsgärtner
im Verband Botanischer Gärten
Nun ging es weiter zur Orangerie. Dort bewunderten wir die ca. 400! mächtigen, teilweise 100
– 200jährigen Kübelpflanzen. Danach besichtigten wir noch das 2009 wieder eröffnete Palmenhaus. Es ist in einen Kalt- und Warmbereich
gegliedert und beherbergt zahlreiche botanische
Schätze. Die vielen Eindrücke machten uns
hungrig, und wir begaben uns zum Mittagessen
in eine Gaststätte in Pillnitz.
was bei der Fülle an Baudenkmälern in Dresden
nicht so einfach ist. Danach ging es in das Dresdner Szeneviertel Neustadt zum Abendessen in
ein riesiges böhmisches Lokal. Nach einem hervorragenden Essen und verschiedenen leckeren
böhmischen Biersorten machten wir uns todmüde auf den Weg zu unserem Nachtquartier.
SG
3. Tag, Sonntag, 26.10.2014
Wohlgestärkt ging die Fahrt nach Graupa zum
Staatsbetrieb Sachsenforst. Der Staatsbetrieb
Sachsenforst berät und betreut private Waldeigentümer. Er betreibt ein Kompetenzzentrum
für Wald- und Forstwirtschaft und ist eine praxisbezogene Versuchs- und Forschungsinstitution für den gesamten sächsischen Wald. Dort
schauten wir uns die Genbanksaatgut- und
Pollenlagerung an. In den Kühlräumen werden
Saatgut und Pollen von Forstpflanzen verschiedener Herkünfte aus Sachsen gelagert. Auch
werden hier Forstpflanzen aller Art herangezogen. Besonders beeindruckt hat uns der moderne, reichhaltige Maschinenpark. Da die Zeit
bereits weit fortgeschritten war, brachen wir
wieder auf nach Dresden. Dort machte Frau Dr.
Barbara Ditsch mit uns noch eine sehr unterhaltsame Stadtführung im Schnelldurchgang,
Der letzte Tag unseres Treffens führte uns in
den Forstbotanischen Garten Tharandt. Schon
der Anstieg zum Garteneingang nötigte uns
Respekt vor unseren Tharandter Kollegen ab fast alpin!
Am Treffpunkt, dem Schweizerhaus, früher
Lehrgebäude, heute Forstbotanisches Museum,
Cafe und Forstgartenshop, erwartete uns bereits
Dr. Ulrich Pietzarka, Kustos des Gartens.
Vorbei am ersten Champion-Tree des Gartens,
einer Halesia carolina, ging es zum Denkmal von
Heinrich Cotta, der den Garten 1811 auf einer
Fläche von 1,7ha gründete. 1875 wurde eine
erste systematisch-botanische Anlage gegründet, 1905 folgten die ersten Aufpflanzungen
nach geografischen Gesichtspunkten.
Abb. 2: Die Arboretumsgärtnerinnen und -gärtner in Tharandt – Aufnahme: B. Ditsch
Gärtnerisch Botanischer Brief 2015/1
33
Nachrichten aus dem VBG – Verband Botanischer Gärten
Noch einige Zahlen: Der Garten umfasst heute 33,4ha; das Wegenetz beläuft sich auf 18km,
es werden 1933 Arten kultiviert, dazu kommt
noch eine ganze Reihe von Unterarten und
Kultivaren. Der Garten ist der Universität Dresden angegliedert.
Beim weiteren Gang, vorbei an einer ganzen
Anzahl Champion-Trees, z.B. einer Abies holophylla und einem Acer rubrum, erwähnte H. Dr.
Pietzarka, dass die gesamte Baumkontrolle
von eigenen Mitarbeitern durchgeführt wird,
auch dies bei der Größe des Bestandes eine
ziemliche Leistung. Größere Arbeiten an den
Bäumen werden von Fremdfirmen ausgeführt.
Der Garten verfügt nicht nur über einen beeindruckenden Baumbestand, sondern auch über
ein ebensolches Bauwerk – die Zeisiggrundbrücke. Sie verbindet den alten Gartenteil mit
dem ab 2001 angelegtem neuen Gartenteil, dem
Forstpark Tharandt. Die Brücke ist einem Gartenweg nachempfunden, sie schlängelt sich auf
Stahlrohrstützen elegant und leicht 117m lang
über die Baumwipfel und überwindet dabei einen Höhenunterschied von 11m. Das Bauwerk
erhielt den Sächsischen Preis für Baukultur.
Auf der anderen Seite der so überwundenen
Straße befindet sich ein durch den Brückenbau
erstmals der Öffentlichkeit zugänglicher Teil
des alten Reviers Nordamerika, noch in Einzelstammaufpflanzung. Hier kann man einige teils
über 100jährige nordamerikanische Baumarten, die auch bei uns forstlich genutzt werden,
und daher kaum einmal so alt werden, z.B. Picea
sitchensis, Pseudotsuga menzesii und Quercus rubra
in ihrer ganzen Schönheit bewundern. Dieses
Revier umfasst 3ha.
Durch glückliche Umstände konnte der Garten
15,4 ha günstig dazu erwerben und ein neues
Konzept verwirklichen – nicht mehr Einzelstammaufpflanzung, sondern nordamerikani34
sche Waldformationen werden hier gezeigt.
Dabei handelt es sich um naturnahe, artenreiche
Pflanzungen von der nördlichen Zwergstrauchheide über die Gebirgsflora der Appalachen und
Rocky Mountains (die an diesem Tag ihren
Standort alle Ehren machte, es wehte ein kalter Wind auf dem Felsplateau), Mammutbaumund Buchen- Zuckerahorn- Wäldern bis hin zu
den Wäldern der Ostküste mit ihrer spektakulären, als Indian Summer bekannten Herbstfärbung.
Um den ebenfalls vorhandenen Großen Salzsee
wurden Präriegehölze aufgepflanzt, jedoch keine Stauden, diese findet man auch in anderen
Teilen des Gartens nicht, da der Pflegeaufwand
mit der Anzahl der vorhandenen Mitarbeiter
nicht zu bewältigen wäre. Auch die Großen
Seen mit der entsprechenden Gehölzflora sind
zu sehen, leider ist die Tonabdichtung gerade
des größten Sees z.Zt. undicht.
Mit dem Wunsch, alle Kollegen 2015 auf der
nächsten Arboretumsgärtnertagung wieder zu
treffen, verabschiedeten wir uns voneinander.
Für die Bahnfahrer war die Heimreise noch
einmal ein Abenteuer, da die Bahn bestreikt
wurde, aber ich nehme an, dass irgendwann
alle zu Hause angekommen sind.
BS
Im Namen der Arboretumsgärtner/innen
möchte ich besonders Frau Dr. Barbara
Ditsch, M atthias Bartusch und Michael
Walew für das gelungene Programm danken.
Auch den Mitarbeiter/innen, die im Hintergrund wirkten und auch sonst zum Gelingen
des Treffens beitrugen, gebührt besonderer
Dank. Wir haben uns bei Euch sehr wohl gefühlt und die Gastfreundschaft sehr genossen!
Siegfried Gand Sprecher der AG Arboretumsgärtner/innen
Gärtnerisch Botanischer Brief 2015/1
Vorstand und Beirat AGTL
Präsident
Michael Braun, BG Kiel, Olshausenstr. 40, 24098 Kiel,
Tel. 0431-880-4276, Fax -880-4306, mbraun@bot.uni-kiel.de
Vizepräsident Karsten Schomaker, BG Berlin, Königin-Luise-Straße 6-8, 14195 Berlin, Tel.: 030-83850238, Fax -83850186, k.schomaker@bgbm.org
Schatzmeisterin
Kerstin Kläring, BG Potsdam, Maulbeerallee 2, 14469 Potsdam,
Tel. 0331-9771950, Fax -9771951, klaering@uni-potsdam.de
Schriftleiter Manfred Wessel, BG Frankfurt a.M., Siesmayerstr. 72, 60323 Frankfurt a. M.,
Tel. 069-21277884, Fax -79824835, manfred.wessel@stadt-frankfurt.de
Druck/Versand Matthias Bartusch, BG Dresden, Stübelallee 2, 01307 Dresden,
Tel. 0351-459 31 85, Fax -4403798, matthias.bartusch@tu-dresden.de
Beirat
Volker Meng, Forst-BG Göttingen, Tel. 0551-3933492, Fax. -392705, vmeng@gwdg.de
Eva Schmidbauer, BG München, Tel. 089-17861314, Fax -17861340, eva.schmidbauer@gmx.de
Vorstand VBG – Geschäftsführung und Statusgruppenvertreter
Präsident
PD Dr. Stefan Schneckenburger, BG TU Darmstadt, Schnittspahnstr. 5, 64287 Darmstadt,
Tel. 06151-163502, Fax -164630, schneckenburger@bio.tu-darmstadt.de
Vizepräsident Dr. phil. habil. Matthias Jenny, Palmengarten, Siesmayerstr. 61, 60323 Frankfurt,
Tel. 069-21233383, Fax -21238756, matthias.jenny@stadt-frankfurt.de
Wissenschaftliche Dr. Barbara Ditsch, BG TU Dresden, Stübelallee 2, 01307 Dresden,
Leiter
Tel. 0351-4593185, Fax -4403798, barbara.ditsch@tu-dresden.de Dr. Nils Köster, BG Berlin-Dahlem, Königin-Luise-Str. 6-8, 14195 Berlin,
Tel. 030-83850121, Fax -83850186, n.koester@bgbm.org
Technische Leiter
Dipl. Ing. Holger Laake – Schatzmeister VBG;
BG Gießen, Senckenbergstr. 6, 35390 Gießen, Tel.: 0641-9935240, Fax -9935249, holger.r.laake@bot1.bio.uni-giessen.de
Dipl. Ing. Kurt Schmidt, BG Marburg, Karl-von-Frisch-Str., 35043 Marburg,
Tel. 06421-2821508, Fax -2826659, schmidt9@mailer.uni-marburg.de
Gärtnerische
Mitarbeiter Michael Neumann, BG Bonn, Meckenheimer Allee 171, 53115 Bonn,
Tel. 0228-737252, Fax -739058, kmneumann@gmx.de
Beate Vaupel, Palmengarten, Siesmayerstr. 61, 60323 Frankfurt,
Tel. 069-21233190, Fax -21237856, beate.vaupel@stadt-frankfurt.de
Pädagogische
Mitarbeiter Dr. Ute Becker, BG Mainz, Anselm-Franz-von-Bentzelweg 9b, 55099 Mainz,
Tel. 06131-3925686, Fax -3923524, beckeru@uni-mainz.de
Dipl. Biol. Felicitas Wöhrmann, BG Osnabrück, Albrechtstr. 29, 49076 Osnabrück,
Tel. 0541-9692700, -9692739, Fax 0541-9692724, lizi.woehrmann@t-online.de
Geschäftsführung
Dr. Stephan Anhalt, Flora und BG Köln, Amsterdamer Str. 34, 50735 Köln,
Tel. 0221-5608911, Fax -5608926, gf-verband-botgart@netcologne.de
Gärtnerisch Botanischer Brief 2015/1
71
Das Titelbild ist dem Beitrag von Stefan
Schneckenburger über die Darmstädter „Flora
Graeca“ gewidmet. Die zehnbändige „Flora Graeca“ ist
das erste umfassende Werk über die Pf lanzenwelt
Griechenlands bzw. des östlichen Mittelmeerraums. Sie
entstand in einer Auf lage von nur 25 (-30) Exemplaren
in England und gilt als die schönste je veröffentlichte
Flora. Im Rahmen der Verbandstagung 2014 in
Darmstadt konnte das einzige bekannte und erhaltene
Exemplar des kostbaren Erstdrucks in Deutschland aus
seinem Dornröschenschlaf aufgeweckt werden.
Aufnahme: Stefan Schneckenburger
GBB
Gärtnerisch-Botanischer Brief
72
Zeitschrift für Botanische Gärten
www.verband-botanischer-gaerten.de
Gärtnerisch Botanischer Brief
www.agtl.org
2015/1
Gärtnerisch‐Botanischer Brief (GBB)
Herausgeber: Arbeitsgemeinschaft der Technischen Leiter Botanischer Gärten (AGTL) e.V. AGTL ‐ c/o Kerstin Kläring Botanischer Garten der Uni Potsdam Maulbeerallee 2 D‐14469 Potsdam Abonnementbestellung
Hiermit abonniere ich den Gärtnerisch Botanischen Brief. Der jährliche Abonnementpreis beträgt zurzeit 25,00 Euro und wird zum 01.03. des Jahres fällig. Besteller/in
Name, Vorname __________________________________________________ Straße, Hausnummer __________________________________________________ PLZ Ort: __________________________________________________ Telefon / E‐Mail: __________________________________________________ Lieferadresse (falls abweichend) Name, Vorname __________________________________________________ Straße, Hausnummer __________________________________________________ PLZ Ort: __________________________________________________ Rechnungsadresse (falls abweichend)
Name, Vorname __________________________________________________ Straße, Hausnummer __________________________________________________ PLZ Ort __________________________________________________ ____________________________________ ____________________________________ Ort, Datum Unterschrift Einzugsermächtigung
SEPA‐Lastschriftmandat Gläubiger‐ID‐Nr.: DE29AGT00001076535  Hiermit ermächtige ich die Arbeitsgemeinschaft der Technischen Leiter Botanischer Gärten (AGTL) e.V. die Zahlungen von meinem Konto mittels Lastschrift einzuziehen. Zugleich weise ich mein Kreditinstitut an, die von der AGTL auf mein Konto gezogenen Lastschriften einzulösen. Hinweis: Ich kann innerhalb von acht Wochen, beginnend mit dem Belastungsdatum, die Erstattung des belastenden Betrages verlangen. Es gelten dabei die mit meinem Kreditinstitut vereinbarten Bedingungen. Kontoinhaber/in
Name, Vorname __________________________________________________ Straße, Hausnummer __________________________________________________ PLZ Ort __________________________________________________ Kreditinstitut __________________________________________________ BIC __________________________________________________ IBAN __________________________________________________ ____________________________________ ____________________________________ Ort, Datum Unterschrift