Rede über Europa! 2015 - Landeskomitee Baden

 Baden-Württemberg
Rede über Europa!
Die Reden der
Preisträgerinnen und Preisträger
des Zusatzwettbewerbs 2015
im Rahmen des
62. Europäischen Wettbewerbs
EUROPA-UNION DEUTSCHLAND
Landesverband Baden-Württemberg e.V.
Junge Reden für Europa
Aufsatzwettbewerb „Rede über Europa!“
der
Europäischen Bewegung Baden-Württemberg e.V.
und der
Europa-Union Baden-Württemberg e.V.
im Rahmen des 62. Europäischen Wettbewerbs
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Inhaltsverzeichnis
Übersicht - Die diesjährigen Preisträgerinnen und Preisträger ................................ 3
Geleitworte der Europaverbände ............................................................................. 4
Der Europäische Wettbewerb und das Europa Zentrum Baden-Württemberg ........ 5
Die Reden:
Rede der Dorothee Stollmaier - Goethe-Gymnasium, Ludwigsburg
1. Preisträgerin......................................................................................................... 6
Rede der Celine Heckmann und der Dilara Dogan - Geschwister-SchollGymnasium, Stuttgart
Preisträgerinnen 2. Rang ....................................................................................... 13
Rede des Matthias Lackinger - Helen-Lange-Gymnasium, Markgröningen
3. Preisträger ......................................................................................................... 15
Rede des Lasse Löffler - Hartmanni-Gymnasium, Eppingen
4. Preisträger ......................................................................................................... 20
Rede des Lucas Bracht - Auguste-Pattberg-Gymnasium, Mosbach-Neckarelz
5. Preisträger ......................................................................................................... 21
Rede der Emily Dennochweiler - Rosenstein-Gymnasium, Heubach
6. Preisträgerin....................................................................................................... 23
Rede der Selina Fucker - Max-Planck-Gymnasium, Karlsruhe
7. Preisträgerin....................................................................................................... 29
Rede des Georg Gauger - Goethe-Gymnasium, Ludwigsburg
8. Preisträger ......................................................................................................... 32
Rede des Carl-Christian Ruoß - Rosenstein-Gymnasium, Heubach
9. Preisträger ......................................................................................................... 36
Rede der Lena Löffler - Hartmanni-Gymnasium, Eppingen
10. Preisträgerin..................................................................................................... 41
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Geleitworte der Europaverbände
Der Europäische Wettbewerb ist ein seit dem Jahr 1953 von der Europäischen
Bewegung Deutschland ausgerufener Wettbewerb. Er ist der älteste
Schülerwettbewerb der Bundesrepublik Deutschland, eine der ältesten
transnationalen Initiativen zur politischen Bildung in Europa und steht unter der
Schirmherrschaft des Bundespräsidenten.
Der Europäische Wettbewerb ist in den mehr als 60 Jahren seines Bestehens in
Deutschland und insbesondere in Baden-Württemberg zu einer festen Einrichtung in
den Schulen geworden.
Wir freuen uns, dass dieser Wettbewerb gerade bei uns im Lande eine besonders
große Resonanz findet, da er die Möglichkeit bietet, unsere junge Generation bereits
in der Schule an das Thema Europa heranzuführen und für Toleranz und
Völkerverständigung zu werben.
Die Europäische Bewegung Baden-Württemberg und die Europa-Union BadenWürttemberg haben den Europäischen Wettbewerb durch einen eigenen
Aufsatzwettbewerb „Rede über Europa!“ an den Oberstufen der allgemein- und
berufsbildenden Gymnasien aufgewertet und ergänzt. Seit 9 Jahren entstehen so
immer wieder begeisternde Redebeiträge in der Regel zur Thematik des jeweiligen
Europäischen Jahres.
Für das Jahr 2015 wurde folgendes Thema gestellt:
„Verfassen Sie zum Thema 70 Jahre Frieden – Nie wieder Krieg? eine Rede und
orientieren Sie sich dabei an Jean-Claude Junckers Zitat aus dem Jahr 2013: „Wer
glaubt, dass sich die ewige Frage von Krieg und Frieden in Europa nie mehr stellt,
könnte sich gewaltig irren. Die Dämonen sind nicht weg, sie schlafen nur.“
Erfreulich ist, und dafür werben wir, dass wir den Schülerinnen und Schülern die
Gelegenheit geben, ihre preisgekrönten Reden bei herausgehobenen öffentlichen
Anlässen auch vorzutragen.
Wir haben uns auch dieses Jahr wieder entschlossen, durch die gedruckte Ausgabe
der 10 Redebeiträge, darunter ein musikalischer Beitrag, zum Jahresthema 2015
diese Texte einer breiteren Öffentlichkeit vorzustellen.
Wir hoffen, dass auch im nächsten Jahr wieder viele hervorragende Arbeiten
eingereicht werden und wir die begeisternden Reden auszeichnen und auch hören
dürfen!
Stuttgart, im Mai 2015
Evelyne Gebhardt MdEP
Landesvorsitzende
Marion Johannsen
Präsidentin
Europa-Union Baden-Württemberg e.V.
Europäische Bewegung BadenWürttemberg e.V.
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Baden-Württembergische Landesstelle des
Europäischen Wettbewerbs im Europa Zentrum
Baden-Württemberg
Kreativ lernend Europa entdecken und mitgestalten.
Das ist das Ziel des Europäischen Wettbewerbs, der
sich seit 62 Jahren an alle Schularten und
Jahrgangsstufen in ganz Deutschland richtet. Er
ermöglicht es den Schülerinnen und Schülern, erste
Erfahrungen mit europäischen Themen zu sammeln und sich fantasiereich mit ihnen
auseinanderzusetzen. Im Mittelpunkt des Schülerwettbewerbs steht die kreative
Auseinandersetzung mit Europa.
Rund um die Frage „Europa hilft – hilft Europa?“ konnten die Kinder und
Jugendlichen ihre Ideen zu Europa in Form von künstlerischen, literarischen oder
multimedialen Arbeiten umsetzen. Der thematische Schwerpunkt der 62.
Ausschreibung des Europäischen Wettbewerbs richtete sich nach dem Europäischen
Jahr der Entwicklung 2015. In den altersgerechten Aufgaben konnten sich die Kinder
und Jugendlichen mit dem Leben in Entwicklungsländern auseinandersetzen, aber
auch mit Themen wie Tier- und Pflanzenschutz, Ressourcenknappheit, Fair Trade
und der europäischen Flüchtlingspolitik.
Auch in diesem Jahr stellte der Europäische Wettbewerb wieder eine
Sonderaufgabe. Anlässlich des 70-jährigen Jubiläums des Kriegsendes sollten sich
die Schüler/-innen anhand eines Zitats von Jean-Claude Juncker mit dem heutigen
Frieden befassen. Diese Sonderaufgabe ist gleichzeitig die Aufgabe des von der
Europa-Union und der Europäischen Bewegung in Baden-Württemberg
ausgeschriebenen Aufsatzwettbewerbs „Rede über Europa. Neben Geld- und
Sachpreisen erhalten die besten Autorinnen und Autoren die einzigartige Möglichkeit,
ihre Rede über Europa vor einem ausgewählten Publikum zu halten.
Das Europa Zentrum Baden-Württemberg ist durch das Ministerium für Kultus,
Jugend und Sport mit der Organisation und Durchführung des Schülerwettbewerbs
auf Landesebene beauftragt. Neben umfassender Organisationsarbeit rund um den
Schülerwettbewerb führt die Landesstelle u. a. auch die Tagung der Landesjury
durch. Am 62. Europäischen Wettbewerb 2015 nahmen in Baden-Württemberg
insgesamt 25.860 Schülerinnen und Schüler teil. Während ihrer Tagung kürte die
Landesjury insgesamt 4.123 Preisträgerinnen und Preisträger. Die Arbeiten von 435
Schülerinnen und Schülern wurden von der Jury zum bundesweiten Ausscheid
weitergeleitet.
Neben der Unterstützung durch das Ministerium für Kultus, Jugend und Sport verfügt
die Landesstelle im Europa Zentrum Baden-Württemberg über ein breites
Kooperationsnetzwerk auf kommunaler Ebene. Lokale Verwaltungsstellen,
Kreissparkassen und nicht zuletzt die Ehrenamtlichen in den Kreisverbänden der
Europa-Union organisieren jährlich die Preisverleihungen für unsere badenwürttembergischen Preisträgerinnen und Preisträger.
Kontakt:
Europa Zentrum Baden-Württemberg
Abteilung Europäischer Wettbewerb
Nadlerstraße 4
70173 Stuttgart
Tel.: 0711/234 9375
E-Mail: ewbw@europa-zentrum.de,
Facebook: Europäischer Wettbewerb Baden-Württemberg
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Karl-Heinz Bohny
Wettbewerbsbeauftragter
Ellen Lindner-Rhinow
Projektassistentin
Internet: www.europa-zentrum.de/ewbw,
1. Rang: Dorothee Stollmaier - Goethe-Gymnasium, Ludwigsburg
Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger!
"Wie geht es Europas Staaten?",
"Europa ist unser gemeinsames Schicksal.",
"Europa ist in Gefahr, allmählich seine Seele zu verlieren."
Das alles sind Schlagzeilen aus der Presse zur Situation Europas aus der letzten
Zeit, die uns in dieser Art leider immer häufiger begegnen. Neben der Eurokrise,
steigenden Flüchtlings-zahlen und der Ukraine-Krise beschäftigen noch einige
weitere Probleme unsere Politiker, wie zum Beispiel Jean-Claude Juncker, der sich
Sorgen im Hinblick auf den Frieden und die Einheit Europas macht.
"Wer glaubt, dass sich die ewige Frage von Krieg und Frieden in Europa nie mehr
stellt, könnte sich gewaltig irren. Die Dämonen sind nicht weg, sie schlafen nur."
Dieses Zitat von Jean-Claude Junker aus dem Jahr 2013 soll uns heute ein Leitfaden
zu diesem Thema sein, wenn wir seiner Bedeutung und Aussage sowie seinen
Hintergründen auf den Grund gehen. Juncker spricht von Dämonen, der Definition
nach dem Menschen innewohnende unheimliche Mächte. Diese sind in Europa
allgegenwärtig und auch wenn sie im Augenblick vielleicht ruhig in uns schlummern
eine ernst zu nehmende Gefahr, die jederzeit ans Tageslicht treten kann.
Denn bedeuten 70 Jahre Frieden wirklich nie wieder Krieg in Europa?
Zu Beginn möchte ich Ihnen den Zusammenhang aufzeigen, in dem diese Aussage
Junckers fiel. Im März 2013 sprach der luxemburgische Premierminister mit dem
Spiegel über die damaligen europäischen Verhältnisse und die Zukunft der
Währungsunion. Er nannte eine „gemeinsame Währung die Friedenspolitik seiner
Generation, die sich mittlerweile in allzu viele kleinteilige nationale Gedankengänge
verirre“. Wahlkampf und Demonstrationen in Italien und Griechenland seien ihm
dieses Jahr auf erschreckende Weise besonders deutschland- und europafeindlich
erschienen. Diese anti-europäischen Ressentiments sind es, die Juncker für die
„schlafenden Dämonen“ in Europa hält. Diese scheinen aber gar nicht mehr zu
schlafen, denken Sie nicht auch? Und kommt ihnen das alles nicht auch irgendwie
bekannt vor? Juncker zieht Parallelen zu 1913, kurz vor Beginn des Ersten
Weltkriegs, als Europa sorglos und selbstzufrieden auf einen immerhin 40 Jahre
währenden Frieden zurückblickte.
Können wir heute also gemeinsam sorglos und selbstzufrieden auf sogar 70 Jahre
Frieden in Europa zurückblicken? Oder besser gesagt: Können wir denn auch
gemeinsam in eine sorglose Zukunft blicken?
Ich möchte Sie an dieser Stelle an Junckers „schlafende Dämonen“ erinnern. In
Gestalt von rechtsradikalen Parteien und Gruppen gefährden sie den Frieden und
das nicht nur in Deutschland, sondern sogar in der ganzen Europäischen Union.
Dass dieses Problem aktuell besteht, ist uns allen klar. Wie akut die Gefahr in
Junckers Augen bereits ist, wird klar indem er diese Gruppen sogar als Dämonen
bezeichnet. Doch werfen wir zunächst einmal gemeinsam einen Blick in die
Vergangenheit! Wie sah die Situation vor hundert Jahren aus?
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Betrachten wir die Jahre 1913 und 1914, als sich die politische Lage in Europa
immer mehr zuspitzte. Konzentrieren wir uns auf den Balkan, fällt auf, wie viele
verschiedene ethnische Gruppen vor allem in Serbien miteinander lebten.
Es gab dort seit der Krise von 1908 und den zwei Balkankriegen (1912/1913) ein
hohes Konfliktpotenzial, besonders aufgrund von religiösen Differenzen zwischen
Muslimen und Christen sowie ein ausgeprägtes Netzwerk an radikalen
Gruppierungen, wie zum Beispiel die Schwarze Hand. Hier finden wir also die von
Jean-Claude Juncker angesprochenen „schlafenden Dämonen“ wieder. Die
politische Lage von damals war angespannt, jedoch war es bis dahin nur zu
kleineren nationalen Ausschreitungen gekommen, während ein europäischer Krieg
weit entfernt schien.
Lassen wir in Gedanken noch ein paar Monate verstreichen und werfen einen Blick
darauf, was sich aus der Situation von 1913 entwickelte.
Denn spätestens in der Julikrise 1914 stellte sich heraus, dass ordentlich Zündstoff
vorhanden war, und nur ein Funke fehlte, um alles in die Luft gehen zu lassen. In
diesem Fall stellte das Attentat auf den habsburgischen Thronerben Franz Ferdinand
und seine Frau Sophie Chotek diesen Funken dar, der Europa letztendlich in die
Krise abrutschen ließ. Die Krise zog europaweit und später auch weltweit immer
größere Kreise, bis Österreich-Ungarn Serbien am 28. Juli 1914 den Krieg erklärte,
was aus heutiger Sicht den Beginn des Ersten Weltkrieges festlegt. Ein Krieg, der
aufgrund seiner Ausmaße auch als "Urkatastrophe Europas" betitelt wird. Doch wir
wollen uns heute nicht auf den Krieg, sondern vielmehr auf die Situation davor
beschränken und herausfinden, welche Parallelen Juncker zwischen 1913 und 2013
zieht.
Die „schlafenden Dämonen“ sieht Juncker in den radikalen und nationalistisch
gesinnten Gruppierungen, die damals wie heute bestehen. Sie bilden Netzwerke im
Untergrund von einer für die Gesellschaft unbekannten Größe und treten nur
manchmal zu Tage: 1913 als geheime Vereinigungen, die indirekt und unerkannt die
offiziellen Strukturen der Länder beeinflussten. 2013 als Parteien des rechten oder
linken Sektors, die ganz offen versuchen, ihre Ansichten und Forderungen in der
Politik darzulegen und durchzusetzen. So wie bis 1913 solche Gruppierungen immer
mehr Zuwachs erfuhren, taten sie das auch bis 2013, und so tun sie es auch
momentan noch, was uns zurück in die nähere Vergangenheit beziehungsweise in
die Gegenwart bringt.
Jean-Claude Juncker sprach im Interview mit dem Spiegel von Italien und
Griechenland, wo er einen radikaleren nationalen Trend beobachtet haben will.
Werfen wir einen Blick auf ganz Europa und gehen über das Jahr 2013 und die
Länder Südeuropas hinaus.
Wahlergebnisse in ganz Europa bestätigen Junckers Eindruck eines
nationalistischen Trends, der Europa und der Europäischen Union und so vor allem
dem Frieden in Europa gefährlich werden könnte.
Bei uns hier in Deutschland zum Beispiel feierte die Alternative für Deutschland
einen immensen Wahlerfolg. Im Wahlkampf zog sie die Wähler vor allem durch ihre
Ablehnung gegenüber der gemeinsamen europäischen Währung, dem Euro, an sich.
Während Politikexperten sie als rechte Partei einordnen, betont die AfD, dass sie
sich überhaupt nicht in das Parteienspektrum der Bundesrepublik einordnen lassen
will. Jedenfalls spricht ihre Anti-Euro-Position deutlich gegen die Europäische Union
und somit auch gegen ein geeintes Europa. Auch andere anti-europäische Parteien
wie die NPD sowie viele kleinere radikale Parteien vermerken immer mehr Zuwachs,
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vor allem an jüngeren Wählern, wie sich aus den vergangenen Ergebnissen bei
Landtagswahlen erkennen lässt. Außerdem kam es zu etlichen Parteigründungen
oder Erstteilnahmen an Bundestagswahlen von anti-europäischen Parteien, wie etwa
der bereits angesprochenen Alternative für Deutschland sowie Den Rechten oder
den Freien Wählern. Am erfolgreichsten war 2013 die AfD mit 4,7 Prozent, das heißt
nur 0,3 Prozent von der 5-Prozent-Hürde und somit vom Einzug in den Bundestag
entfernt. Eine Partei, die sich gegen Europa wendet, das für uns Deutschen fast nur
Vorteile gebracht hat und immer noch bringt, nur um Haaresbreiten vor dem Einzug
ins Parlament entfernt. Was halten Sie davon?
Meiner Meinung nach ein erschreckend gutes Wahlergebnis, das Junckers These
eines anti-europäischen Trends unterstützt.
Doch auch in anderen Ländern lässt sich ein solcher Trend beobachten. Werfen wir
zum Beispiel gemeinsam einen Blick nach Großbritannien, wo schon längere Zeit
kritische Stimmen gegenüber Europa geäußert werden. Prominentestes Beispiel
unter den Parteien im British Parliament ist die United Kingdom Independence Party,
kurz UKIP, die bisher bei jeder Wahl viele Wählerstimmen an sich ziehen konnte. Ein
besonders herausragender Wahlerfolg der UKIP ist beispielsweise die Europawahl
2014, bei welcher sie stattliche 27,5 Prozent der Stimmen bekam. Damit ist sie die
am stärksten vertretene britische Partei im Europaparlament und vertritt dort ihre
anti-europäischen Ansichten sogar auf EU-Ebene. Auch innerhalb Großbritanniens
gewinnt die UKIP Jahr für Jahr an Parteimitgliedern und Wählern. So hat sich die
Anzahl der Parteimitglieder von 9.000 im Jahr 2002 auf über 36.000 im Jahr 2014
mehr als vervierfacht. Dabei zählt Großbritannien noch zu einem der finanziell eher
gut gestellten EU-Mitgliedern. Doch die Wahlergebnisse bestätigen, dass sich auch
in Großbritannien der von Juncker angesprochene nationalistische Trend
beobachten lässt, wie wir nun sehen konnten.
Nachdem wir nun Mitteleuropa betrachtet haben, ist es noch interessant
herauszufinden, wie die aktuelle Situation bei den südwestlich gelegenen Ländern
Frankreich und Spanien aussieht.
Die bekannteste französische rechtspopulistische Partei ist der Front National, der,
wie der Name schon sagt, nationalistisch gesinnt ist. Die Parteivorsitzende Marie Le
Pen wirbt mit Aussagen, wie „Nein zu Brüssel, ja zu Frankreich!", für ihre Partei, die
besonders durch junge Menschen immer mehr Zuwachs erfährt. Die Popularität der
Partei zeigte sich auch bei der Europawahl 2014, bei der der Front National stolze 25
Prozent der Wählerstimmen erhielt. Doch auch innerhalb Frankreichs sehen die
Chancen für ein gutes Wahlergebnis 2017 nicht schlecht aus, im Gegenteil. Der
Einzug des Front National in den Elysee-Palast wäre durchaus möglich, da die
Unzufriedenheit der Bevölkerung Frankreichs über die momentane Regierung
wächst. Auch Frankreichs Rolle in der Europäischen Union und in Europa allgemein
wird mittlerweile oft als zu unwichtig angesehen und deshalb stark kritisiert. Dieses
nationalistische Verhalten der Franzosen ist ausschlaggebend für die Zukunft
Europas. Denn gerade der Blick auf die junge Generation zeigt, was in der Zukunft
auf uns zukommen könnte, wobei wir wieder bei der Frage wären: Wohin geht dieser
Trend in Europa hin?
Junckers Hypothese eines Trends, der hin zu „kleinteiligen nationalen
Gedankengängen“ geht, wird also, wie es aussieht, auch durch das Beispiel
Frankreichs unterstützt.
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Wenden wir uns nun gemeinsam dem Nachbarland Spanien zu, um auch hier einen
Blick auf das momentane Wahlverhalten der Bürger zu werfen. Ins Auge fällt die
2014 neu gegründete linke Partei Podemos, die erst seit wenigen Monaten vor der
Europawahl besteht. Bei der Europawahl 2014 schaffte sie es auf Anhieb auf sieben
Prozent der Stimmen und ist aktuell somit viertstärkste Vertretung Spaniens im
Europaparlament. Podemos macht auf die Missstände in der spanischen Sozialpolitik
aufmerksam und fordert diese zu beheben. Podemos fordert mehr
Mitbestimmungsrecht für Spanien auf europäischer Eben, beziehungsweise will die
Partei, dass weniger in Brüssel und mehr in Madrid regiert und verwaltet wird. Diese
Kritik an Brüssel ist eine andere Art von Anti-Europa-Politik, die von dieser
populistischen Partei betrieben wird und auch viele junge Menschen anspricht. Ein
Grund dafür ist möglicherweise die hohe Arbeitslosigkeit, die für Groll gegenüber der
Regierung und auch gegenüber Europa sorgt. Demnach wird auch in Spanien der
Trend zu einem eher lockeren Bund als zu einem geeinten Europa gefördert, was
wiederum Junckers These unterstützt.
Nun sind wir gemeinsam über Jean-Claude Junckers Zitat hinausgegangen und
haben Deutschland, Großbritannien, Frankreich und Spanien im Hinblick auf einen
nationalistischen Trend in Europa betrachtet.
Wenden wir uns nun den von Juncker im Interview angesprochenen Ländern
Griechenland und Italien zu, in deren Wahlkämpfen Juncker anti-europäische
Ressentiments besonders aufgefallen sind. Dass in diesen beiden stark
verschuldeten EU-Mitgliedstaaten Europa weniger als Stütze, sondern eher als Feind
angesehen wird, ist allseits bekannt. Doch ist die Unzufriedenheit der Bürger dort
wirklich so groß, dass sie zu radikalen Tendenzen neigen?
Betrachten wir zuerst den kleineren Brennpunkt der beiden: Italien, genauer gesagt
die dort bekannteste anti-europäische Partei Movimento 5 Stelle, zu Deutsch die
Fünf Sterne Bewegung. Unter der Führung Giuseppe Grillos wurde diese Partei
binnen drei Jahren zur drittstärksten Macht in Italien, was sie vor allem ihrer klaren
oppositionellen Position zu verdanken hat. Die Partei zeigt keine
Kompromissbereitschaft und stellt klar ihre Forderung an die aktuelle Regierung, was
sie beim Volk schnell recht beliebt gemacht hat. Während die Fünf Sterne Bewegung
vor allem für Politik über das Internet und die Abschaffung von Berufspolitikern
plädiert, ist ihr anderes Steckenpferd ihre Ablehnung gegenüber der Europäischen
Union und Europa, insbesondere des europäischen Sparprogramms. Sie fühlen sich
von der Mehrheit der Bürger Italiens unterstützt und fordern deshalb eine
Abstimmung über die Mitgliedschaft Italiens in der Europäischen Union. Tatsächlich
findet die Movimento 5 Stelle großen Zuspruch bei der gesamten Bevölkerung, wie
sich bei den Parlamentswahlen 2013 gezeigt hat. Betrachtet man die
Wahlergebnisse in den einzelnen Regionen, fällt auf, dass die Fünf Sterne
Bewegung auf beeindruckende Weise in elf von zwanzig Regionen die stärkste
Partei darstellt und so auf Landesebene sogar 25,5 Prozent erzielt hat. Insbesondere
junge Leute wählen die Partei, aber sie hat auch viele Anhänger von den Linken oder
Berlusconi-Wählern erhalten, die von Enttäuschung und Hoffnung auf Änderungen
getrieben wurden und deshalb zur Fünf Sterne Bewegung übergelaufen sind. Doch
auch die Art von Wahlkampf, den Giuseppe Grillo führt, hat das Wahlergebnis stark
beeinflusst. Seine Wahlkampftaktik war, besonders früh mit dem Wahlkampf zu
starten, anstatt das Fernsehen zu nutzen, auf die Straße hinaus zu gehen und vor
versammeltem Publikum zu sprechen und auch auf Landesteile zuzugehen, die der
Politik zunächst recht fern waren. Die Fünf Sterne Bewegung mobilisierte so nicht
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nur die jungen Leute, sondern erreichte prinzipiell alle gesellschaftlichen Gruppen
Italiens, egal wie politisch ungebildet sie auch sein mögen. Wie man an den
Wahlergebnissen sehen kann, ist Grillos Strategie aufgegangen, auch wenn am
Ende nicht die Rolle der Regierung sondern nur die Rolle der Opposition für
Movimento 5 Stelle blieb. Doch Juncker beunruhigt außerdem ein anderer Aspekt an
diesem Wahlkampf. Er meint eine Tendenz von zunehmend nazistischen Ansichten
aus den Botschaften der Banner bei Demonstrationen beziehungsweise
Wahlkampfaktionen beobachtet zu haben. Doch geht der anti-europäische Sinn der
Italiener wirklich so weit? Neben der Fünf Sterne Bewegung gibt es in Italien viele
weitere rechtspopulistische Parteien, die teilweise sogar stark rechtsextreme
Ansichten vertreten. Bekanntestes Beispiel ist in diesem Fall Casa Pound, denen
sogar die Zusammenarbeit mit Movimento 5 Stelle nachgesagt wird. Sie scheuen
sich nicht vor nazistischen Parolen und Plakaten, da im Gegensatz zu Deutschland
in Italien keine gesetzliche Verfolgung solcher Aktionen stattfindet. Die rechtsextreme
Szene scheint immer mehr Zuwachs in Italien zu finden und gewinnt an Einfluss. Es
zeigt sich außerdem eine zunehmende Gewaltbereitschaft bei den Bürgern, die ihren
Frust dann öffentlich bei Demonstrationen oder Wahlveranstaltungen zeigen. Am
Wahlerfolg der Fünf Sterne Bewegung wird deutlich, wie viele hinter ihr stehen und
somit auch gegen Europa sind. Ein Grund zur Sorge, denken Sie nicht?
Jean-Claude Juncker spricht des Weiteren auch von einer ähnlich brenzligen
Situation in Griechenland, die er bemerkt haben will. Beleuchten wir abschließend
gemeinsam also Griechenland und wie die anti-europäischen Tendenzen dort
sichtbar werden.
Es findet sich beispielsweise die anti-europäische Partei Drachme wieder, die
symbolisch gegen den Euro die Drachme als Aushängeschild gewählt hat. Sie nennt
sich auch "Griechisch Demokratische Fünf Sterne Bewegung". Kommt Ihnen das
irgendwie bekannt vor? Richtig: auch in Italien nennt sich die dort führende AntiEuropa-Partei eine Fünf Sterne Bewegung. Jedoch sind die Ziele der griechischen
Drachme noch mehr auf Europa bezogen als die der Italiener. Die fünf Sterne stehen
nämlich für die Kündigung sämtlicher Kreditverträge mit internationalen Geldgebern,
den Ausstieg aus dem Euro, nationale Würde, soziale Gerechtigkeit und
Wirtschaftswachstum. Besonders Bürger, die zur eigenen Währung zurückkehren
wollen und den Euro ablehnen, sympathisieren mit der Drachme.
Eine andere Partei, die uns mittlerweile allen ein Begriff sein sollte ist die linke Partei
Syriza. Das zunächst lose Bündnis von kleineren linken Gruppen wandelte sich unter
Alexis Tsipras erst zur ernstzunehmenden Partei der Opposition und nun sogar zur
Regierung. Wie konnte das geschehen? Vielleicht nur weil der Unmut der Griechen
seit der Parlamentswahl 2012, wo Syriza noch nicht genug Stimmen hatte, stetig
gewachsen ist. Vielleicht aber auch weil Syriza sich nicht festgelegt hat, was genau
sie an den bestenden Verhältnissen verändern wollen. Wenn man verspricht für eine
allgemeine Besserung der aktuellen Lage zu sorgen, folgen einem einfach alle, die
Änderungen sehen wollen, was in Griechenland einen Großteil der Bevölkerung
ausmachen dürfte. Wie es aussieht schein Tsipras jedoch wirklich etwas ändern zu
wollen, wie sich in den ersten Regierungstagen bereits gezeigt hat. Während es ihm
bereits geklungen ist den Privatisierungsstopp und ein höherer Mindestlohn
durchzusetzen, ist noch kein wirklicher Lösungsansatz für das Schuldenproblem
Griechenlands gefunden worden. Sollte das nicht eigentlich das Hauptanliegen der
neuen griechischen Regierung sein, nachdem die Bürger sich gerade besonders
über den Euro beschweren? Lassen Sie uns zusammen einen Blick auf die Straßen
Athens werfen, wo die Bürger bei Demonstrationen ihre Meinung öffentlich machen.
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Auffällig: Oft bedienen sich die Demonstranten nazistischer Requisiten, indem sie
beispielsweise Naziuniformen tragen. Angela Merkel, als Verfechterin des
europäischen Sparprogramms, das Griechenland stark betrifft, ist so oft Sündenbock
auf den Plakaten und Bannern der Demonstranten. Karikaturen von ihr als
Nationalsozialistin sind keine Seltenheit, wenn man die Plakate und Banner zählt, auf
denen sie zu sehen ist. Doch an den Parolen ist zu erkennen, das sich der Hass der
Griechen weniger gegen ihre Person oder sie als Deutsche richtet, sondern vielmehr
gegen die Europäische Union und ihre Maßnahmen gegenüber Griechenland und die
nazistischen Darstellungen einzig allein zur Dramatisierung dienen. Zu viel
Einmischung in Sachen Wirtschaft, Arbeitsmarkt und Finanzen haben zu einer
tendenziell anti-europäischen Einstellung der Griechen geführt. Sie fordern mehr
Freiheiten und weniger Regeln, die ihnen von Brüssel auferlegt werden. Noch dazu
wollen die Griechen, dass ihre Stimme auf europäischer Ebene mehr Gewicht hat
und wieder zu mehr Kontrolle auf nationale Ebene zurückgehen, dass sie für ihr Land
individuell handeln können. Man sollte die nazistischen und nationalistischen
Tendenzen in Griechenland nicht aus dem Auge verlieren, wie Juncker auch
bemerkt. Denn momentan blickt ganz Europa auf Griechenland und darauf, ob die
Griechen wirklich den Schritt aus der Europäischen Union wagen werden.
Insbesondere andere stark verschuldete EU-Mitglieder könnten in Griechenland
nämlich eine Art Vorbild oder vielleicht sogar Vorreiter sehen und seinem Beispiel
folgen. Ist die Stimmung in Europa also wirklich so sorglos, wie man vielleicht auf
den ersten Blick dachte oder haben wir einen anti-europäischen Flächenbrand zu
befürchten?
Am Ende meiner Ausführungen müssen wir leider feststellen, dass Jean-Claude
Juncker richtig liegt, wenn er von einer Tendenz hin zum nationalistischen Alleingang
und weg von der Zusammenarbeit auf europäischer Ebene spricht. Erschreckend in
diesem Zusammenhang sind vor allem die anti-europäischen Ressentiments, die nun
hochkommen und so den Frieden in Europa gefährden. Lassen Sie uns gemeinsam
etwas unternehmen und mehr Interesse an einem geeinten Europa zeigen. Denn es
ist die Einheit Europas, die 70 Jahre Frieden schenkte. Deshalb sollte diese Einheit
geschützt werden, denn durch die Gemeinschaft der europäischen Länder bleibt
auch der Frieden in Europa bestehen. 70 Jahre Frieden in Europa bedeuten nicht
automatisch nie wieder Krieg, jedoch zeigen diese 70 Jahre, dass ein friedliches
Miteinander in Europa durchaus möglich ist. Lassen Sie uns also gemeinsam dafür
arbeiten, dass auch weiterhin Frieden in Europa herrscht und wir uns als Europäer
nicht voneinander entfernen. Tun Sie Ihre Meinung öffentlich kund, gehen Sie zur
Wahl und ziehen Sie ihre Mitbürger mit sich, denn nur gemeinsam können wir es
schaffen, den Frieden in Europa noch länger zu erhalten!
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.
Quellen:
-Spiegelartikel mit Zitat Junckers:
http://www.spiegel.de/politik/ausland/juncker-spricht-von-kriegsgefahr-in-europa-a-887923.html
und
Christoph Schult und Michael Sauga, „Der Spiegel“, Ausgabe 11/2013 „Die Mutigen“, Wirtschaft,
Spiegelgespräch, Seite 76-78
-Zur allgemeinen Situation vor 1914:
http://www.bpb.de/apuz/156343/vorkrieg-1913 ,
http://www.bpb.de/apuz/156345/schlaglichter-aus-dem-jahr-1913 ,
http://www.bpb.de/apuz/156347/europa-am-abgrund-grossmaechte-zwischen-krisendiplomatie-undaufruestung ,
http://www.bpb.de/apuz/156349/1913-als-kriegsjahr-suedosteuropa-und-die-balkankriege ,
http://www.bpb.de/apuz/156351/bedingt-kriegsbereit-kriegserwartungen-in-europa-vor-1914
11
und
Christopher Clark, Die Schlafwandler – Wie Europa in den Ersten Weltkrieg zog, Serbische
Schreckgespenster, Seite 23-99
-Zur politischen Lage 1913:
„Leipziger Zeitung“, Nr. 121 vom 29.Mai 1913, Rosa Luxemburg, Rede am 27.Mai 1913, „Die
weltpolitische Lage“
-Parteiprogramme von Parteien der BRD:
http://www.bpb.de/politik/wahlen/wer-steht-zur-wahl/bundestag-2013/165505/freie- waehler ,
http://www.bpb.de/politik/wahlen/wer-steht-zur-wahl/bundestag-2013/165519/die-rechte ,
http://www.bpb.de/politik/wahlen/wer-steht-zur-wahl/bundestag-2013/165506/npd
und
http://www.bpb.de/politik/wahlen/wer-steht-zur-wahl/europawahl-2014/180972/afd
-Informationen zur UKIP:
http://de.wikipedia.org/wiki/UK_Independence_Party
-Informationen zum Front National:
http://www.faz.net/aktuell/politik/europawahl/europawahl-2014-erdrutschsieg-des-front-national12958152.html
und
http://www.spiegel.de/politik/ausland/frankreich-front-national-feiert-bei-kommunalwahlen-erfolge-a960294.html
-Informationen zu Podemos:
http://de.wikipedia.org/wiki/Podemos ,
http://www.zeit.de/wirtschaft/2014-11/podemos-pablo-iglesias-spanien
und
http://www.taz.de/!147763/
-Anti-Europa Parteien:
http://www.zeit.de/politik/ausland/2013-05/protestparteien-europa-antieuro/komplettansicht
-Informationen zu Movimento 5 Stelle:
http://www.uni-giessen.de/cms/fbz/fb03/institute/institut-fur-politikwissenschaft/pifo/occasional/erfolgund-misserfolg-des-movimento-5-stelle-die-parlamentswahlen-2013
und
http://www.uni-giessen.de/cms/fbz/fb03/institute/institut-fur-politikwissenschaft/pifo/filespifo/Grimm_HSS_M5S
-Wahlkampf in Italien:
http://www.netz-gegen-nazis.de/artikel/wahlkampf-italien-salonfaehiger-rechtsextremismus-8528
-Rechtsextremismus in Europa:
http://www.angelika-beer.de/WEB/PDF/EUROPA_IM_VISIER_DER_RECHTSEXTR.PDF
-Lage in Griechenland:
http://www.focus.de/politik/ausland/proteste-in-griechenland-staatsbedienstete-fuhren-in-naziuniformen-durch-athen_aid_836263.html ,
http://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/europa/das-wahlprogramm-der-griechischen-linksparteisyriza-13358352.html
und
https://www.freitag.de/autoren/felix-werdermann/syriza-ohne-limousinen-ist-das-populismus
Alle Internetlinks zuletzt aufgerufen am 5. Februar 2015
12
2. Rang: Dilara Dogan und Celine Heckmann - Geschwister-Scholl-Gymnasium,
Stuttgart
Sehr geehrte Damen und Herren,
wir freuen uns über den Preis und ganz besonders, dass wir unseren Beitrag heute
vortragen dürfen.
Wir haben uns damit beschäftigt, wie es mit dem Frieden in Europa bestellt ist.
„Wer glaubt, dass sich die ewige Frage von Krieg und Frieden in Europa nie
mehr stellt, könnte sich gewaltig irren. Die Dämonen sind nicht weg, sie
schlafen nur“, so äußerte sich Jean-Claude Juncker 2013.
Seit dem Ende des zweiten Weltkrieges 1945 gab es keinen Krieg innerhalb der
Europäischen Union.
Jetzt stellt sich die Frage „70 Jahre Frieden - nie wieder Krieg?“
Was ist mit dem Frieden auf dem Kontinent Europa? Dort gab es Kriege nach 1945,
wie den Jugoslawienkrieg. Oder aktuell den Krieg in der Ukraine.
Muss man nicht einen Unterschied machen zwischen dem Frieden in der EU und
dem auf dem europäischen Kontinent?
Ich glaube, Juncker wollte ausdrücken, dass Krieg immer ausbrechen kann, egal wie
sicher wir uns im Moment fühlen. Probleme sind immer da, nur manchmal nehmen
wir sie weniger wahr. Oder sie entstehen erst durch spezielle Situationen. Zum
Beispiel der Konflikt zwischen Russland, der EU und den USA. Es wäre übertrieben
zu sagen, dass daraus ein Krieg mit der EU oder den USA entsteht, dennoch sehen
manche den Frieden in Europa gefährdet.
Was bedeutet Krieg?
Es gibt in der Geschichte der Menschheit fast keine Zeit, in der auf der gesamten
Welt kein Krieg geführt wurde.
Krieg bedeutet, dass Soldaten oder bewaffnete Gruppen sich aktiv bekämpfen und
auch töten.
Unterschieden wird zwischen zwei Arten von Kriegen.
Eroberungskriege, zwischen Ländern oder Staaten, sind nach dem Völkerrecht
verboten.
Eine Verletzung des Völkerrechts nahm Putin in Kauf, als er mit seinen Truppen in
die Krim einmarschierte.
Bürgerkriege, wie in Syrien, sind Kriege innerhalb eines Landes.
Bewaffnete Gruppen kämpfen gegeneinander oder gegen ihre Regierung, oder sie
wollen einen eigenen Staat und ihre Unabhängigkeit. Andere Länder schicken ihre
Soldaten in Kriegsgebiet in der Hoffnung dort Frieden schaffen zu können.
Man hört oft, dass Religionen schuld an Kriegen seien. Aber so leicht lässt sich das
nicht erklären. Es gibt immer mehrere Gründe für den Ausbruch eines Krieges. Man
kann sagen, dass sie entstehen, weil Politiker oder Anführer bestimmter Gruppen
denken, dass sie mit Gewalt ihr Ziel schneller und besser durchsetzen können, als
mit friedlichen Verhandlungen.
13
Hauptursachen sind zum Beispiel wirtschaftliche Vorteile, wie der Kampf um
Rohstoffe. Oder die Machthaber eines Landes haben Angst vor dem drohenden
Verlust von annektierten Gebieten. Auch kann es vorkommen, dass sie mit einem
Krieg von Problemen innerhalb des eigenen Landes ablenken wollen umso
Bevölkerung und Staatsführung zusammenzuhalten.
Weitere Gründe sind religiöser Fanatismus, ethnische Konflikte oder ein
Machtstreben über andere Menschen und Staaten.
Betrachtet man die Kriege, die nach 1945 in Europa stattgefunden haben, wird der
Unterschied zwischen dem gesamten Kontinent Europa und der Europäischen Union
deutlich.
Seit 1945 gab es in Europa neben dem dritten Zypernkrieg (1974) eine oftmals
unbekannte große Zahl an Bürger- und Unabhängigkeitskriege zum Beispiel in
Griechenland (1944-1949), Spanien, Kroatien, Bosnien und seit 2014 in der Ukraine.
Das Ziel der EU ist die Sicherung des Friedens.
Aber gibt es dennoch die Möglichkeit, dass ein Krieg in der EU ausbricht?
Im Moment ist die Lage wegen dem Konflikt mit Russland angespannt. Unser
Außenminister Frank-Walter Steinmeier sagte in einem Interview, dass der Kampf in
der Ukraine Auswirkungen auf ganz Europa haben könnte. Jedoch ist die
Wahrscheinlichkeit, dass ein Krieg ausbricht, gering.
Bezieht man Junckers Aussage auf ganz Europa, so hat sie sich bewahrheitet. Das
zeigen der Krieg in der Ukraine und die „aufgewachten Dämonen“, nämlich der
Konflikt mit Russland.
Doch bezieht man seine Aussage auf die Europäische Union, dann denken wir nicht,
dass sie sich in naher Zukunft bewahrheiten wird.
Denn die EU ist eine starke Gemeinschaft, die auch schon in der Vergangenheit
gemeinsam Krisen abgewandt hat.
Die Europäische Union und die NATO verfolgen das klare Ziel, den Frieden zu
wahren.
Natürlich kann man nicht sagen, ob sich die Frage von Krieg und Frieden in der
Europäischen Union nie wieder stellt, aber ist es nicht bei allen Dingen so?
Niemand kann die Zukunft mit Sicherheit voraussagen und es können immer
Ereignisse eintreten, mit denen man nicht gerechnet hat. Anstatt sich den Kopf
darüber zu zerbrechen, ob sich die Frage von Krieg und Frieden irgendwann wieder
stellen wird oder nicht, sollten wir uns um die bestehenden Probleme kümmern. Man
sollte Krisen schon im Keim ersticken, Probleme anpacken und sie nicht tot
schweigen. Im Moment ist es wichtig, sich mit dem Konflikt mit Russland
auseinander zu setzen und eine friedliche Lösung zu finden.
Es werden weitere Krisen und Problemfelder auf die Europäische Union zukommen.
Doch in großer Geschlossenheit kann die Union wie auch in den vergangen
Jahrzehnten diese Krisen überwinden und in eine gute Zukunft blicken!
Vielen Dank.
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3. Rang: Matthias Lackinger - Helen-Lange-Gymnasium, Markgröningen
Sehr geehrte Damen und Herren,
ich freue mich sehr hier im Europa Zentrum Baden-Württemberg heute reden zu
dürfen. Vielen Dank für Ihre Einladung.
Zu Beginn meiner Rede ein kurzer Bericht, über die Situation in Europa vor 100
Jahren:
„Dann arbeitete das Gas mit unbegreiflicher Geschwindigkeit – und blinde Panik
brach aus. Nach einem furchterregendem Kampf um Luft verloren Hunderte das
Bewusstsein und starben wo immer sie lagen – einen Tod grausamer Folter mit
schäumenden Blasen, die in ihren Kehlen zerplatzten, und der fauligen Flüssigkeit,
die sich in ihren Lungen sammelte. […] Andere stolperten, fielen, krochen weiter und
wichen zurück […]. Ein Hagel von Gewehrfeuer und Splittergranaten mähte sie
nieder und die Frontlinie war durchbrochen.“ 1
Sehr geehrte Damen und Herren,
mit diesen eindringlichen Worten berichtet ein britischer Überlebender vom ersten
deutschen Gasangriff. Dieser fand am 22.04.1915 an der französischen Front statt.
Schon fast ein Jahr lang herrschte zu diesem Zeitpunkt Krieg in Europa.
Hunderttausende Menschen waren damals den Giftgasangriffen ausgeliefert. Mit
diesem Krieg stürzten vor 100 Jahren neben zahlreichen europäischen Nationen,
noch viele andere Teile der Welt in die Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts.
Meine Damen und Herren, Sie fragen sich vielleicht, warum ich meine Rede heute
mit den Worten eines Augenzeugen des Ersten Weltkriegs beginne, obwohl dieser
nun schon gut 100 Jahre zurückliegt.
Wir möchten heute, unter dem Motto: „70 Jahre Frieden - Nie wieder Krieg“ über die
gegenwärtige Situation in Europa sprechen.
Dazu ist es notwendig einen Blick in die Vergangenheit zu werfen. Denn eben
damals herrschte Krieg in Europa, Krieg der Millionen von Menschen das Leben
gekostet hat.
Nach diesem Krieg wurde versucht dauerhaft Frieden in Europa und der Welt zu
schaffen. Dafür wurde auf Vorschlag des amerikanischen Präsidenten Woodrow
Wilson der Völkerbund geschaffen.
1: The Coming of the Gas upon the French Described by a British Eye-witness. In:
Charles F. Horne (Hersg.): Source Records of the Great War, Volume III. New York:
National Alumni 1923, S. 146. Übersetzung: Tobias S. Schmuck
Doch dieser Friede in Europa sollte nur 21 Jahre lang andauern. Was dann geschah,
meine Damen und Herren, ist uns allen bekannt. Die Welt wurde von einem
hasserfüllten Diktator der menschenverachtender kaum sein konnte in einen noch
schrecklicheren Krieg gestürzt. Dieser Krieg übertraf in seiner Schrecklichkeit nicht
nur den Ersten Weltkrieg, sondern alles was sich Menschen bis zu diesem Zeitpunkt
vorstellen konnten.
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Als dieser Krieg beendet wurde, begann für Europa endlich eine Zeit des Friedens
und der Versöhnung. Mit der Montanunion und der Unterzeichnung der Römischen
Verträge wurde der Grundstein für ein gemeinsames Europa gelegt. Daraus
entwickelte sich durch wachsende Zusammenarbeit zwischen den europäischen
Nationen, die Europäische Union.
Nicht zuletzt dank dieses Zusammenschlusses von inzwischen 28 Ländern, herrscht
innerhalb der Europäischen Union Frieden und Freiheit.
Gerade viele Menschen der jungen Generationen sehen die Abwesenheit von Krieg
als selbstverständlich an. Doch oft trügt eine solche Sichtweise, dass die Sicherheit
und der Friede in Europa garantiert wären. Man selbst müsse keinerlei
Anstrengungen unternehmen, um diesen Zustand zu erhalten. Doch genau darin
besteht eine große Gefahr.
Im Jahr 2013 sagte Jean-Claude Juncker: „Wer glaubt, dass sich die ewige Frage
von Krieg und Frieden in Europa nie mehr stellt, könnte sich gewaltig irren. Die
Dämonen sind nicht weg, sie schlafen nur."
Mit dieser Aussage versucht der heutige Präsident der Europäischen Kommission
eben diesen Glauben an den ewig währenden Frieden in Europa zu hinterfragen.
Meine Damen und Herren, schlafen die Dämonen wirklich nur oder haben wir sie
nicht für ein und alle mal vertrieben?
Um diese Frage zu beantworten, sollten wir zu allererst unseren Blick darauf lenken,
was wir unter „Europa“ verstehen. Wo beginnt Europa und wo endet Europa? Was ist
überhaupt Europa? Meinen wir mit Europa die Europäische Union? Oder den
Kontinent Europa, der sich geographisch gesehen bis zum Uralgebirge erstreckt? Nur geographisch lässt sich Europa auf jeden Fall nicht definieren, zumal es seit
Jahrhunderten unterschiedliche Vorstellungen gibt, wo die Grenzen Europas
verlaufen. Europa ist durch historische Entwicklungen entstanden, und nicht zuletzt
auch durch kulturelle und wirtschaftliche Gegebenheiten verbunden.
Meine Damen und Herren, eines muss von vornherein gesagt sein, Europa - wie wir
es heute kennen - ist das beste Europa, das es jemals gab. Denn noch nie konnten
so viele Menschen auf unserem Kontinent in Frieden und Freiheit leben.
Seit nun sieben Jahrzehnten kann sich Europa positiv entfalten und entwickeln.
Gerade in der Europäischen Union schlafen die Dämonen, die anderenorts für Krieg
sorgen, tief und fest. Dadurch, dass die Europäische Union über die Jahre hinweg
immer wacher und lebendiger geworden ist, konnten die Nationen gemeinsam
vorangehen und die Dämonen fern halten.
So wollen wir uns ein Europa ohne die Europäische Union heute nicht mehr
vorstellen. Sie steht international für Frieden und Freiheit, für Sicherheit und
Selbstbestimmung, für Bürger- und Menschenrechte und für die Herrschaft des
Rechts. Somit stellt nicht nur für uns die Europäische Union einen Mehrwert dar.
Vielmehr ist sie für jeden einzelnen Bürger ein unbegreiflich wertvoller Gewinn.
Stellen wir uns nur einmal das Leben des Soldaten vor, der uns von den Schrecken
in den Schützengräben des Ersten Weltkriegs berichtet hat - oder das Leben der
Menschen während der Herrschaft des Nationalsozialismus. Es gab für diese
Menschen weder Meinungs-, noch Religionsfreiheit, weder Versammlungs-, noch
Pressefreiheit. Geschweige denn, dass diese Menschen in Frieden und Freiheit
leben konnten. Vielmehr mussten sie furchtbares Leid und Elend ertragen, weil das
Recht einer grausamen Ideologie herrschte.
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Heute kann jeder Bürger in Europa seine Meinung frei äußern, auf Missstände
aufmerksam machen und gegebenenfalls gegen diese vor einem unabhängigen
Gericht klagen. Jeder Bürger kann in Friede und Freiheit leben, ohne ständig Angst
um sein Leben zu haben. Auf diesen Zustand können wir unglaublich stolz sein.
Doch der Schein unseres friedvollen Lebens trügt. Zum einen dürfen wir uns nicht
einfach auf diesem Zustand ausruhen. Wir müssen uns immer daran erinnern, dass
noch vor 70 Jahren die Situation in Europa eine ganz andere war. Außerdem
müssen wir ständig dafür eintreten, dass der Friede und die Freiheit in Europa
gewahrt bleiben.
Des Weiteren müssen wir uns fragen, ob es heute noch stimmt, dass alle Dämonen
schlafen, wie es Herr Junker im Jahr 2013 gesagt hat.
Es gibt leider genug Beispiele, die zeigen, dass es mit dem friedlichen
Zusammenleben auf dem europäischen Kontinent nicht zum Besten bestellt ist.
Denn auch heute wenden sich manche Menschen dem Nationalismus zu und wollen
keine europäische Zusammenarbeit. Es sind Menschen, die aufgrund von religiösem
Fanatismus, oder auch aufgrund von Fremdenhass andere Menschen bewusst
ausschließen, verfolgen und sogar töten. Dies geschieht oft nur auf Grund von
Vorurteilen und falschen Vorstellungen.
Bedauerlicherweise gibt es nicht nur in Deutschland Menschen, die sich auch heute
noch über andere Menschen stellen. Es sind zum Teil auch Mitglieder rechtsradikaler
Parteien, welche bewusst Hass und Wut unter den Menschen schüren - und dies auf
Kosten von Minderheiten.
Oft stützen sich ihre Ängste nur auf Vorurteile und ihr Hass richtet sich gegen
Menschen die einfach nur eine andere Sprache sprechen oder eine andere
Hautfarbe haben als sie selbst. Der Rassismus ist auch heute noch in Europa
vertreten. Dies ist eine bedauerliche Tatsache und auch erschreckend gefährlich für
Europa. Diese Menschen verstehen oft nicht was es bedeutet in Frieden leben zu
dürfen. Sie sehen nicht, wo es hinführen kann, wenn in einem Land kein Platz ist für
Akzeptanz und Toleranz anderer Menschen.
Das Zitat zu Beginn - die Ereignisse vor 70 und vor 100 Jahren - haben uns gezeigt,
wie schnell es gehen kann bis der Hass die Menschen und ganze Länder regiert. Mit
einer intoleranten Haltung wird ein harmonisches und friedliches Zusammenleben in
ganz Europa gefährdet.
Denn durch eine solche Einstellung und Ausgrenzung anderer, drohen lange im
Schlaf
versunkene
Dämonen
aufzuwachen.
Es
sind
Dämonen
der
Fremdenfeindlichkeit und der Intoleranz gegenüber anderen Kulturen und
Religionen. Diese Entwicklung gefährdet nicht nur die Minderheiten, sie gefährdet
auch die ganze europäische Idee. Die Idee von Gleichheit und Freiheit in Europa.
Wenn wir über Krieg und Frieden in Europa sprechen - und auch wenn Herr Junker
womöglich mit dem Begriff Europa in seinem Zitat die Europäische Union gemeint
hat – so dürfen wir nicht die Augen vor den Zuständen in anderen europäischen
Ländern verschließen.
Meine Damen und Herren, herrschte überhaupt 70 Jahre Frieden in Europa?
Die Jugoslawienkriege haben vielen Menschen das Leben gekostet. Erst seit
wenigen Jahren können die Menschen dort ohne ständige Angst vor Angriffen oder
Überfällen leben.
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Auch die Ukraine gehört zu Europa. Im Grunde genommen kann man bei der
momentan dort herrschenden Gewalt und den Völkerrechtsverletzungen von Krieg
sprechen.
Auf jeden Fall zeigt der Ukrainekonflikt, dass der Frieden in Europa bedroht ist. Somit
hat Herr Junker mit seiner Befürchtung aus dem Jahr 2013, dass die Dämonen nicht
weg sind, sondern nur schlafen bedauerlicherweise recht gehabt. Vielmehr und viel
schlimmer noch, zwei Dämonen des alten Europas, des Europas von 1914 und 1939
sind erwacht. Zwei Dämonen, welche Europa mit der Gründung der Europäischen
Union meinte besiegt zu haben sind in der Ukraine zurzeit hellwach: Der Krieg und
der Kampf um Vorherrschaft.
Es fahren Panzer in kriegerischer Absicht auf europäischem Boden, es fallen
Bomben, es wird gefoltert, es wird geschossen, es sterben Menschen – hier in
Europa.
Meine Damen und Herren, wenn wir diesen Satz hören, könnten wir nicht meinen,
dass wir uns im Jahr 2015 befinden. Die Berichte des Frontsoldaten sind schließlich
schon 100 Jahre her.
Die Tatsache, dass es in Europa Dämonen des Krieges und der Vorherrschaft gibt erfüllt uns alle mit unglaublich großer Trauer. Auch Hass und Rassismus bedrohen
unser Zusammenleben.
Doch was tun wir, was schließen wir aus dieser Erkenntnis?
Sollen wir zusehen und abwarten? Uns allen hier geht es schließlich noch recht gut.
Wir leben in Sicherheit, noch brauchen wir um unser Leben keine Angst zu haben.
Wir haben einen Arbeitsplatz und ein Dach über dem Kopf. Doch reicht es aus, dass
wir als gute Bürger alle vier Jahre zur Bundestagswahl und eben alle fünf Jahre zur
EU-Parlamentswahl gehen?
Dieses Verhalten, meine Damen und Herren, kann für uns alle keine Option sein.
Die Europäische Union steht für Freiheit und Demokratie, für Friede und
Menschenrechte, für Selbstbestimmung und Stabilität und dafür muss sie auch
eintreten. Daher kann weder die Stimmungsmache gegen Minderheiten, noch ein
Krieg um Vorherrschaft toleriert werden.
Die Europäische Union muss Verantwortung in Europa übernehmen, sie muss dafür
sorgen, dass ihre universellen gemeinsamen Werte zumindest auf europäischem
Boden geachtet und gelebt werden können.
Auch wir - wir als Bürgerinnen und Bürger der Europäischen Union - können dabei
helfen, die schädlichen Dämonen zu vertreiben. Doch durch die Erwiderung mit
Waffengewalt werden diese Dämonen nur weiter erweckt und stärker. Wir können
diesen Dämonen nur mit anderen Mitteln entgegenwirken. Wir müssen
Verantwortung für unseren Kontinent übernehmen. Denn die Europäische Union
besteht nicht nur aus ihren Institutionen und Einrichtungen. Nicht sie alleine sorgen
für ein lebendiges Europa. Erst durch jeden einzelnen Bürger wird die Europäische
Union lebendig.
Ein entscheidender Punkt zur Lösung der aktuellen Probleme ist die Bildung. Nur
wenn wir die Menschen durch Bildung zu guten europäischen Bürgern erziehen,
können unsere Kinder und Enkelkinder in einem besseren Europa leben, als wir es
heute tun. Wir haben schon viel erreicht - doch es ist keinesfalls ein perfektes
18
Europa. Um Verbesserungen zu erreichen, müssen wir auch klar definieren in was
für einem Europa wir leben möchten. Ein Europa in dem die Dämonen unser Leben
bestimmen, kann nicht unser Ziel sein. Ein Europa auf Grundlage des Humanismus ein Europa in Frieden und Freiheit - indem sich jeder Mensch frei entfalten kann ist
ein lebenswertes Europa.
Hierzu ist es nicht nur wichtig jeden Bürger durch Bildung zu einem friedvollen
Bürger zu erziehen. Es ist genauso wichtig den Menschen entschlossen
entgegenzutreten, die durch die Ausgrenzung und Verfolgung anderer ein Europa
der Dämonen heraufbeschwören. Wir müssen diesen Menschen entgegentreten und
sagen, dass wir so ein Europa nicht wollen. Nie wieder wollen wir ein Europa von
1914 oder 1939.
Wir wollen ein lebenswertes Europa für alle Nationen und für alle Menschen - egal
welcher Kultur oder Religion.
Um dies zu errechen müssen wir gemeinsam für die universellen Werte wie Friede
und Freiheit stehen. Wir müssen uns für diese Werte einsetzen, sie vorleben und
verbreiten. Wir dürfen nicht zulassen, dass Fremdenhass, Krieg und die
Vorherrschaft einzelner Länder in Europa an Überhand gewinnen. Was dann nämlich
passiert, zeigt uns die Situation vor 70 und 100 Jahren.
Wir müssen zusammen - jeder einzelne von uns - den Menschen klarmachen, dass
wir ein sicheres und friedvolles Europa wollen. Ein Europa, indem Fremdenhass und
Ausgrenzung keinen Platz haben. Ein Europa in dem auch unsere Kinder und
Enkelkinder in Frieden und Freiheit leben können.
Nur so können wir gemeinsam Miteinander und Füreinander für Stabilität und
Sicherheit in Europa sorgen. Kein Bürger allein - auch kein Land allein - kann dieses
Ziel erreichen.
Es wird nicht einfach diese Dämonen wieder zum Einschlafen zu bringen - und sie
schlafend zu halten. Dennoch können wir es gemeinsam schaffen. Die europäische
Idee von einem friedlichen europäischen Kontinent auf dem jeder seine individuelle
Freiheit leben kann, ist größer als alle Dämonen zusammen.
Meine Damen und Herren, lasst uns die erwachten Dämonen mindestens für die
nächsten 70 Jahre vertreiben. Lasst uns gemeinsam für eine friedvolle europäische
Zukunft eintreten.
Vielen Dank.
19
4. Rang: Lasse Löffler – Hartmanni-Gymnasium, Eppingen
Songtext des Songs „Peace?“:
„Wer glaubt, dass sich die ewige Frage von Krieg und Frieden in Europa nie mehr
stellt, könnte sich gewaltig irren. Die Dämonen sind nicht weg, sie schlafen nur."
(Jean-Claude Juncker, 2013)
Refrain: When I watch the sky in the night I would like to know:
Is there a planet with people who manage to live without war?
And what can I do to help our Europe to have peace also?
What will Putin do? What will happen in the Ukraine? What will Pegida cause? What
will happen to the Greek?
Refrain: We can’t stand beside watching injustice anymore,
It’s not right to close our eyes as we did before.
Let’s start together to make our world a better world.
Lasse Löffler
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5. Rang: Lucas Bracht, Auguste-Pattberg - Gymnasium, Mosbach-Neckarelz
Sehr geehrte Damen um Herren,
nach dem zweiten Weltkrieg wurde mit einem wirtschaftlichen Bündnis zwischen den
größten europäischen Ländern ein Samen gesät, aus dem später eine
supranationale Institution gedeihen sollte, die den geschichtlichen Verlauf unseres
Kontinents maßgeblich geprägt hat. Ich spreche von der Europäischen Union,
welche dafür verantwortlich ist, dass das einst so gespaltene Europa zu einer
geschlossenen Macht zusammengewachsen ist. Außenpolitisch ist es möglich
unsere Interessen stark zu vertreten, weil wir nicht nur als einzelne Länder auftreten
können, sondern als wirtschaftliche und politische Gemeinschaft. Der internationale
Handel und das Wirtschaftstreiben kann ohne hindernde Faktoren wie Zölle von
statten gehen, weil keine Abkapslung Einzelner innerhalb des europäischen
Binnenmarktes existiert. Damit ist das Konzept der Europäischen Union eine überaus
wichtige Ursache für die sehr gute wirtschaftliche Entwicklung auf unserem
Kontinent, und der Grund dafür, warum wir uns auf internationalem Parkett auf
Augenhöhe mit Großmächten wie China und den USA befinden. Doch nicht nur
wirtschaftlich hat diese Gemeinschaft positive Effekte gezeigt, auch spielt sie eine
wichtige Rolle bei der Tatsache, dass nach zwei Weltkriegen in der ersten Hälfte des
20. Jahrhunderts ein bis heute andauernder Frieden herrscht. Und das nun schon
seit 70 Jahren. Die EU hat dazu beigetragen, dass die verschiedenen Staaten
dauerhaft in einem regen Dialog miteinander stehen und Spannungen frühzeitig
diplomatisch abgebaut werden.
Dieser anhaltende Frieden hat dazu geführt, dass die Thematik "Krieg" für uns zu
einer abstrakten, nicht greifbaren geworden ist. Wir kennen Krieg nur aus
Geschichtsbüchern und aus den Nachrichten, da kann man es nicht verübeln, dass
wir immer mehr dazu neigen, die Gefahr und die Schrecken von militärischen
Auseinandersetzungen, welche uns geographisch direkt betreffen, chronisch zu
unterschätzen. Warum sollte man etwas fürchten, dass man noch nie gesehen hat?
Jean Claude Junker, damals noch luxemburgischer Premierminister, heute
Kommissionspräsident, thematisierte 2013 in einem Interview die Friedenssituation in
Europa und mahnte die Unterschätzung von kriegsauslösenden Faktoren mit den
Worten "Wer glaubt, dass sich die ewige Frage von Krieg oder Frieden in Europa nie
mehr stellt, könnte sich gewaltig irren. Die Dämonen sind nicht weg, sie schlafen
nur.".
In dieser Hinsicht stimme ich ihm voll und ganz zu, denn Beispiele für seine These
finden sich genügend. Man sollte dabei im Hinterkopf behalten, dass sich Kriege
meistens an kleinen Reibungsflächen entzünden, zu sehen am Attentat auf den
österreichischen Thronfolger in Sarajevo, ein einziger Schuss kostete 17 Millionen
Menschen das Leben. Nun möchte ich keine Ängste schüren, dass schon morgen
der dritte Weltkrieg vor unserer Haustür tobt, doch sind politische Ereignisse wie die
Krim-Krise oder systemfeindliche Kräfte von Rechts eben solche potenziellen
Reibungsflächen.
Kommen wir also zur Krim-Krise. Auslöser war eine Protestbewegung gegen die
mittlerweile gestürzte Regierung unter Viktor Janukovitsch, das Land spaltete sich
auf zwischen prorussischen Separatisten und dem prowestlichen Teil der
Bevölkerung. Putin nutzte diese Situation, um die separatistisch eingestellte Krim
21
völkerrechtswidrig zu annektieren. Dies führte zu dem aktuell herrschenden starken
Spannungsverhältnis zwischen Russland und der NATO. Wir erkennen unweigerlich
einen Rückfall in alt bekannte und gefürchtete Muster. Es ist ein Spagat gefordert,
der zum einen ein hartes Vorgehen gegen das inakzeptable Verhalten Russlands
beinhaltet und zum anderen dabei den Frieden in Europa nicht gefährdet. Dieser
Balanceakt scheint auch zu gelingen, die wirtschaftlichen Sanktionen gegen
Russland tragen erste Früchte, der Rubel hat innerhalb eines halben Jahres die
Hälfte an Wert gegenüber dem Euro und dem Dollar verloren. Jedoch ist das nur die
eine Seite der Medaille, denn es ist darauf zu achten, dass uns die Früchte der
Sanktionen nicht selbst schlecht bekommen, da Russland kein abgeschotteter
Wirtschaftsraum ist und unsere Wirtschaft auch mit diesem verzahnt ist. Des
Weiteren wäre es ein folgenschwerer Fehler den diplomatischen Dialog mit Putin
einfrieren zu lassen, wie schon anfangs erwähnt ist der diplomatische Abbau von
Spannungen ein essentieller Schlüssel für einen sicheren Frieden, kommt es nicht zu
einem solchen Abbau wird die Gefahr eines Krieges unnötig verstärkt. Außerdem
haben wir keinen Einfluss auf alle Variablen. Dass der Kreml zu unberechenbaren
Handlungen fähig ist, wurde nun bewiesen, das heißt, wir müssen weiterhin mit
dieser Unberechenbarkeit rechnen, so paradox es klingt.
Ebenso gefährlich wie außenpolitische Spannungsverhältnisse sind systemfeindliche
Kräfte, welche versuchen, die politische Gemeinschaft und die Demokratie von
innen heraus zu erodieren. Bei den vergangenen EU-Wahlen beispielsweise konnte
die EU-feindliche Partei UKIP in Großbritannien die besten Wahlergebnisse
einfahren. Das Ergebnis nährte sich aus einer Mischung von Unzufriedenheit der
Briten mit der Regierung unter Cameron und einer aus verzerrten Bildern
herrührenden Angst vor der europäischen Gemeinschaft. Weiteres Beispiel ist der
dominante rechte Flügel in Frankreich vertreten durch die Front National und
personifiziert durch Marine Le Pen, welche eine offenkundige Gefahr für die
Demokratie in einem der wichtigsten Länder der EU darstellt. Wozu diese
erodierenden Kräfte führen können, wird ersichtlich, wenn wir etwas weiter zurück in
der Geschichte gehen. Die Weimarer Republik wurde von beiden politischen Seiten
angegriffen, das führte zu einer Demokratie ohne Demokraten, ferner führte das in
Kombination mit anderen Faktoren zum größten Krieg der Menschheitsgeschichte.
Dennoch möchte ich kein pessimistisches Bild der Zukunft zeichnen meine Damen
und Herren, die Politik hat aus der Vergangenheit gelernt und trotz aller Gegensätze
ist ein gemeinsames Ziel aller, dass man kriegerische Auseinandersetzungen
unbedingt verhindern möchte, dem war früher nicht so. Wenn wir weiter alles auf
Diplomatie setzen, egal wie sich die Haltung des Gegenübers gestaltet, sind wir gut
daran, den Frieden weiter aufrecht zu erhalten. Des Weiteren müssen wir dafür
sorgen, dass die Bevölkerung hinter der Demokratie und der Europäischen Union
steht, dafür ist mehr Transparenz bei politischen Prozessen, vor allem auf Ebene der
EU, dringend nötig, denn wenn die Menschen verstehen für was Europa
verantwortlich ist und wie es agiert, wird auch die Akzeptanz der Institution
gegenüber steigen. Am wichtigsten ist jedoch ein Gedanke, den ich und Sie, meine
Damen und Herren, nie vergessen dürfen: Frieden ist nicht selbstverständlich, es
erfordert Kraft ihn aufrecht zu erhalten.
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6. Rang: Emily Dennochweiler - Rosenstein-Gymnasium, Heubach
„Wer glaubt, dass sich die ewige Frage von Krieg und Frieden in Europa nie mehr
stellt, könnte sich gewaltig irren. Die Dämonen sind nicht weg, sie schlafen nur.“
Zitat von Jean-Claude Junker, 2013
Am 09. Mai in der Aula meiner Schule:
Liebe Mitschülerinnen, liebe Mitschüler,
70 Jahre Frieden in Europa und keinen interessiert es?!
Seid einmal ehrlich. Hat jemand von euch mitbekommen, dass die Europäische
Union 2012 den Friedensnobelpreis erhalten hat? Und wer von euch hat sich gar
näher damit beschäftigt? Ich schätze kaum jemand!
Aber warum ist das so? Uns berührt es doch auch, wenn wir Streit mit unserer
Familie, unseren Freunden oder unserem Partner haben. Da setzen wir uns
vehement für den Erhalt des Friedens ein. Wieso berühren uns dann 70 Jahre
friedliches Zusammenleben in der EU nicht weiter? Heißt das, dass uns die EU und
ihre Errungenschaften egal sind?
Für uns ist die EU selbstverständlich. Wir sind mit ihr aufgewachsen, sie war schon
immer da. Wir können es uns gar nicht vorstellen, dass es die EU und ihre Freiheiten
nicht mehr gibt. Doch malt euch mal aus, was das bedeuten würde. Ihr könntet nicht
so einfach über die Grenze fahren. Ihr müsstet jedes Mal Wochen vorher ein Visum
beantragen. Einfach mal schnell übers Wochenende nach Südtirol zum Skifahren –
nicht mehr möglich! Habt ihr euch das schon mal vorgestellt? Wir machen es uns viel
zu wenig bewusst, dass die EU nicht einfach so für immer da ist, sondern dass es
sehr viel Einsatz braucht, um sie zu erhalten.
Genauso wie die EU nehmen wir den Frieden unter den Mitgliedsländern als
selbstverständlich hin. Wir haben noch keinen Krieg miterlebt, wie unsere
Großeltern. Wir sind auch nicht Teil der Nachkriegsgeneration, die den Kalten Krieg
hautnah mitbekommen hat, durch die Teilung Deutschlands in BRD und DDR. Wir
wissen nicht, wie sich Krieg anfühlt, anhört, auswirkt … Denn wir haben weder Krieg
noch Unfreiheit am eigenen Leib erfahren.
Stellt euch einmal vor ihr geht morgens aus dem Haus, wie jeden Tag, und wollt zur
Schule laufen. Aber das geht nicht, denn die ganze Straße ist zerstört. Panzer
stehen aufgereiht vor eurer Haustür und überall rennen schwerbewaffnete Soldaten
herum. Oder auf einmal klingelt es an eurer Haustüre, zwei Soldaten stehen davor
und nehmen eure Mutter mit. Malt euch die Bilder einmal richtig aus.
Weil Frieden für uns selbstverständlich ist, nimmt keiner die Bedrohungen dafür
wahr. Ihr wisst ja aus eurem Alltag, wie wenig Selbstverständlichkeiten Wert
geschätzt werden. Denkt zum Beispiel an sauberes Trinkwasser. Wie viele
Gedanken macht ihr euch darüber, dass ihr es mal nicht mehr haben könntet?
Genauso ist es mit dem Frieden in der EU. Keiner glaubt, dass es ihn einmal nicht
mehr geben könnte. Um Selbstverständlichkeiten kümmert man sich nicht groß, sie
sind einfach da, man nimmt sie hin. Dass sie aber ohne permanenten Einsatz wieder
weg sein können, das will ich euch hier aufzeigen. Dass ihr euch darüber bewusst
23
werdet! Denn wenn der Frieden einmal nicht mehr ist, lässt er sich nicht so einfach
wiederherstellen. Und gewiss nicht, ohne tiefe Spuren in unser aller Leben zu
hinterlassen.
Denn, wie Jean-Claude Junker sagt, „sind die Dämonen nicht weg“. Sie können
jederzeit wieder „aufwachen“ und den Frieden in Europa stören oder gar zerstören.
Verfolgt mit mir die nachfolgenden fünf Beispiele. Ich könnte euch noch viele weitere
aufzählen. Konzentrieren wir uns aber auf die wichtigsten.
Blicken wir nach Ungarn. Im Jahr 2004 ist Ungarn im Zuge der Osterweiterung der
EU beigetreten. 2012 wurde dort Viktor Mihály Orbán zum Ministerpräsidenten
gewählt. Seitdem schaut Europa mit einem besorgten Auge dorthin, denn Orbán
nahm einige bedenkliche Verfassungsänderungen vor:
• Er beschränkte die Kompetenzen des Verfassungsgerichts, so dass dieses
Verfassungsänderungen nur noch formal, nicht mehr inhaltlich überprüfen darf.
Wisst ihr, was das bedeutet? Das heißt, dass man in einer Verfassungsänderung
festlegen kann, dass ihr ohne Verhandlung ins Gefängnis müsst. Und das
Verfassungsgericht kann nichts dagegen machen, da es nur die formale
Rechtmäßigkeit prüfen darf. Ihr schimpft über die Regierung und am nächsten
Morgen sitzt ihr hinter Gittern.
• Orbán beschloss die Umlage von Strafzahlungen als direkte Steuern auf die
Bürger. Auf einmal müsst ihr die Strafen des Staates ausbügeln und einen noch
höheren Anteil eures hart verdienten Geldes abgeben? Würde euch das gefallen?
• Politische Wahlwerbung ist nur noch in öffentlich-rechtlichen Medien gestattet. So
hat der Staat die Macht über die Parteienwerbung. Wenn er eure Werbung nicht
senden will, dann bekommt niemand etwas von eurer Partei mit. Und wer soll euch
dann wählen?
• Er veranlasste die Festschreibung eines konservativen Familienbegriffs. Das heißt,
dass Unverheiratete, Kinderlose oder gleichgeschlechtliche Paare nicht in die
Definition von Familie eingeschlossen sind. Wer von euch lebt nur bei einem
Elternteil? „Es tut mir leid, aber ihr seid nun keine Familie mehr“, so würde es in
Ungarn heißen.
Martin Schulz, der Präsident des europäischen Parlaments, und mit ihm viele
europäische Politiker sehen in den Veränderungen eine massive Bedrohung der
demokratischen Grundregeln. Dabei sind vor allem der Rechtsstaat, die
Unabhängigkeit der Justiz und die Autorität des Verfassungsgerichtes bedroht, wie
auch die freie Meinungsäußerung. Sie soll eingeschränkt werden, sobald „die Würde
der ungarischen Nation“ verletzt wurde. Wer kann euch sagen, wann genau das der
Fall ist? Stellt euch vor ihr macht unbehelligt einen Witz unter Freunden über einen
Politiker und am nächsten Tag steht die Polizei vor eurer Tür, weil es jemand gehört
hat und euch verklagt hat, dass ihr die ungarische Würde verletzt hättet. So schnell
kann es gehen und in diese Situation könnte jeder von uns geraten.
Orbán wollte auch eine sogenannte Internetsteuer einführen, bei der man pro
angefangenes Gigabyte umgerechnete 0.49 € hätte zahlen müssen. Könnt ihr euch
vorstellen, dass ihr jedes Mal, wenn ihr ins Internet geht, zahlen müsst? Für jeden
kurzen Facebook-Check oder jede Whats-App-Nachricht. Jeder von uns wäre nach
kürzester Zeit pleite. So sah es auch das ungarische Volk und nach massiven
öffentlichen Protesten hat Viktor Orbán diese Pläne vorerst auf Eis gelegt.
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All diese Vorgänge sind ein „gewaltiger Dämon“, denn es werden Grundrechte und
Informationsfreiheiten eingeschränkt und dies kann schnell zu Unterdrückung und
Unruhen führen.
Kommen wir zum zweiten Beispiel. Habt ihr die Unabhängigkeitskrise im Baskenland
mitbekommen? Die nationalistischen Basken wollen einen eigenen Staat und die
Unabhängigkeit von Spanien. Dort bildete sich eine Terrororganisation mit dem
Namen ETA, zu Deutsch „Baskenland und Freiheit“. Die ETA ist eine linksextreme
Separatistenorganistation, die die Wiederherstellung eines geeinten und autonomen
Baskenlandes erreichen will, mit der Strategie des „bewaffneten Kampfes“. Sie tötete
von 1960 bis 2011 insgesamt 860 Menschen, verübte 4000 Terroranschläge,
verursachte 2300 Verletzte und sorgte damit 30 Jahre lang für Terror und Angst. Die
Attentate richteten sich vor allem gegen Politiker, Polizeibeamte, Richter und
staatliche Einrichtungen. Bei den Aktionen wurden jedoch immer wieder auch völlig
unbeteiligte Personen zu Opfern. Sie wollten mit ihren Anschlägen die Bevölkerung
verunsichern und Verhandlungen erreichen. Möchtet ihr unter diesen Bedingungen
leben? Es starben viele Unschuldige (339 Zivilisten), es hätte auch jemand aus
eurem nächsten Umfeld sein können? So kam es zu gewaltigen Protesten der
Bevölkerung gegen die ETA und schließlich legte sie 2011 die Waffen nieder.
Nachdem sie schon im Jahr 2006 eine Waffenruhe verkündet und diese noch im
selben Jahr gebrochen hatte.
„Die Dämonen sind nicht weg, sie schlafen nur.“ Niemand weiß, ob die ETA nicht
eines Tages die Waffenruhe wieder aufhebt, wie sie es schon einmal getan hat und
den bewaffneten Kampf fortsetzt. Es wäre nicht ungewöhnlich, wenn eine
Terrorgruppe nach einiger Zeit der vermeintlichen Ruhe wieder auftauchen würde.
Wo wir schon bei Terrorgruppen sind: Jeder von euch kennt doch Al-Quaida und den
IS, oder nicht? Aber habt ihr verfolgt, was diese mit Frankreich und Europa zu tun
haben? Viele von uns denken, die sind weit entfernt, in Syrien und im Irak. Aber dem
ist nicht so! Sie sind unter uns, mitten in Europa. Der Anschlag in Paris auf die
Satirezeitschrift „Charlie Hebdo“ im Januar dieses Jahres, wurde von zwei
Attentätern eines jemenitischen Ablegers der Al-Quaida verübt. Elf
Redaktionsmitglieder kamen in einem furchtbaren Blutbad ums Leben. Und warum?
Weil sie Mohammed-Karikaturen gezeichnet und gedruckt haben und den Islam
kritisierten. Dies war und ist aber ihr gutes Recht. Denn in Frankreich ist, wie in allen
EU-Ländern, Meinungs- und Pressefreiheit garantiert. Grundrechte, auf die keiner
verzichten will. Ihr auch nicht. Oder welches würdet ihr abgeben, wenn ihr müsstet?
Der Anschlag hat die demokratischen Grundprinzipien der EU getroffen, ohne die ein
friedliches Zusammenleben nicht möglich ist.
Einen Tag später wurde ein jüdischer Supermarkt in Frankreich überfallen und dabei
vier Menschen getötet. Der Attentäter bekannte sich zur IS. Als Begründung für seine
Tat nannte er: „weil Frankreich das Kalifat angegriffen habe“. Ihr seht: Die Bedrohung
durch Dshihadisten und radikale Islamisten ist in Europa präsent. Viele denken, dass
uns der Krieg in Syrien oder im Irak nichts angeht, aber die Terrorgruppen sind nicht
nur dort. Nein, sie sind auf der ganzen Welt und es kann auch uns treffen! Wir
können das nächste Ziel sein!
Aber dies sind nicht die einzigen Bedrohungen für Europas Frieden. Schaut einmal in
die Ukraine.
25
Da rückt der „Kalte Krieg“ wieder ganz nahe und Bundeskanzlerin Merkel spricht von
einer Gefahr für die europäische Friedensordnung. Auslöser des Konflikts war die
Stilllegung des Assoziierungsabkommens mit der EU durch die Regierung
Janukowytsch. Die Bevölkerung widersetzte sich der Politik der ukrainischen
Staatsführung und ging auf die Straße. Der Protest führte schließlich zum Sturz von
Präsident Janukowytsch und eine neue pro-europäische Partei kam an die Macht.
Russland besetzte daraufhin mehrere Teile der Ukraine mit hohem russischem
Bevölkerungsanteil, wie etwa die Krim. Dort trug sich der Konflikt als Erstes aus. Die
Krimbewohner, mehrheitlich russischstämmig, sprachen sich in einem von Putin
inszenierten, militärisch bewachten Referendum für einen Beitritt zur Russischen
Föderation aus. Die Eingliederung als Föderationssubjekt wurde rasch vollzogen.
Stellt euch vor, ihr würdet auf der Krim leben. Auf einmal wärt ihr Russen, müsstet
nach diesem Recht leben und hättet eine komplett neue Regierung und Währung.
Die EU-Regierungschefs bewerten das Vorgehen Putins als unrechtmäßige
Einmischung in Territorialrechte der Ukraine und haben die Zugehörigkeit der Krim
zur Russischen Föderation nicht anerkannt. Auf einer UN-Vollversammlung
bezeichneten 100 Staaten das Referendum auf der Krim als ungültig. Doch der
Konflikt hält an, er zieht sich weiter bis ins Landesinnere. Putin nennt als Grund für
seinen Einmarsch die Annäherung der Ukraine an die EU und den Westen. Die
Regierung in Kiew beschuldigt die russische Regierung weitere Gebiete mit hoher
russischer Bevölkerung in ihre Obhut bringen zu wollen. So halten die bewaffneten
Kämpfe bis heute an. Vereinbarte Waffenruhen werden von beiden Seiten immer
wieder gebrochen. Die EU hat klargestellt, dass sie nicht zusehen wird, wie Putin
sich weitere Gebiete, die europäisches Zugehörigkeitsinteresse bekundet haben –
Stichwort Moldawien, Georgien, Serbien - einverleibt. Noch wird auf diplomatischer
Ebene nach Lösungen gesucht. Aber wenn Putin weitermacht mit anderen Staaten?
Bricht der Dämon „Kalter Krieg“ wieder aus?
Europas Frieden ist nicht nur militärisch, sondern auch wirtschaftlich bedroht.
Stichwort Griechenland. Die Staatsschuldenkrise der Republik Griechenland ist seit
2009 ein Dauerbrenner in den Medien. Sicherlich habt ihr auch schon darüber
gelesen. Griechenland hatte beim Eintritt in die Europäische Wirtschafts- und
Währungsunion (EWWU) 2001 den Schuldengrenzwert von 60% des
Bruttoinlandsprodukts mit 103% überschritten. Jedoch wurden die Daten damals
verschönt. Bis 2011 hat Griechenland noch einmal 19,5% seiner Wirtschaftskraft
verloren. Im Zuge eines Regierungswechsels 2009 wurden die Schulden aufgedeckt.
Die EU forderte Griechenland zu einer drastischen Sparpolitik auf, um den
Staatsbankrott abzuwenden. Im April 2010 beantragte die griechische Regierung
offiziell Finanzhilfe. Die EU und der Internationale Währungsfonds einigten sich auf
ein Hilfsprogramm in Höhe von rund 110 Milliarden €. Im Gegenzug musste
Griechenland mehrere Sparpakete durchführen. Es wurden sehr viele Beamte
entlassen und die Mehrwertsteuer um 4% erhöht. Die Maßnahmen trafen vor allem
den einfachen Teil der Bevölkerung. Die Reichen blieben verschont. 2011 hatte
Griechenland Schulden in der Höhe von 350 Milliarden €. Keiner von uns kann sich
diese Höhe der Schulden vorstellen.
Die Parlamentswahlen zu Beginn dieses Jahres brachten Alexis Tsipras und seine
Partei Syriza („Bündnis der radikalen Linken“) an die Macht. Die neue griechische
Regierung lehnt die, mit der EU, im Zuge der Kredite vereinbarten Sparmaßnahmen,
ab und will die meisten Reformen zurückzunehmen. Sie steuert damit auf einen
26
Bruch mit den europäischen Partnern zu. Denn diese sind nur bereit, die Ende
Februar auslaufenden Hilfspakete zu verlängern, wenn die vereinbarten Verträge
eingehalten werden. Was passiert, wenn Griechenland nicht mehr in der EWWU / EU
dabei ist? Wird es zu einer Spaltung der Mitgliedsländer in Griechenlandbefürworter
und -gegner kommen? Oder wird der „Grexit“ gar zum Modell für andere
unzufriedene EU-Mitgliedsländer? Zerfällt dann das ganze Gebilde EU und mit ihm
unsere „selbstverständlichen“ Freiheiten? Dann könnten die eingangs geschilderten
Szenarien schnell Realität werden. Schneller als wir vielleicht reagieren können in
unserer trägen Zufriedenheit. Das „Exempel“ Griechenland kann sehr gefährlich
werden, denn ohne Zusammenhalt ist die Europäische Union geschwächt und
gerade jetzt, wo es so viele Dämonen gibt, braucht die EU ihre geballte Stärke. Wir
wissen alle, in der Gruppe ist man stärker als alleine. Und wer garantiert, dass wenn
Griechenland aus der EU fliegt, nicht Russland vor deren Tür steht und sich mit den
Griechen gegen die EU verbünden will? Damit wären wir wieder beim vorher
genannten Konflikt.
Außerdem ist Griechenland nicht das einzige Land in der EU, das in einer
Wirtschaftskrise steckt. Eine massive Bedrohung des sozialen Friedens in der EU
stellt die hohe Jugendarbeitslosigkeit in Spanien, Kroatien und Italien dar, mit
Arbeitslosenquoten an die 50 %. Wisst ihr was das bedeutet?
Die Hälfte von uns bekommt keinen Job, wenn wir den Schulabschluss oder das
Studium geschafft haben. Und damit auch keine Perspektive auf eine erfüllte
Lebensgestaltung, so wie ihr und ich uns das erhoffen. „Mit einem Einkommen, das
ein bisschen Luxus erlaubt, natürlich“. Was würdet ihr tun? Auf die Straße gehen?
Die EU verteufeln? Oder die eigene Regierung stürzen und einen Umbruch in Gang
bringen? So kann aus der Bedrohung des sozialen Friedens eine Bedrohung des
politischen Friedens entstehen. „Die Dämonen sind zahlreich“.
Wir sehen, dass jedes Land seine ganz eigenen Probleme hat, die auch die
Europäische Union bedrohen. Da auch jedes Land seine eigene Geschichte hat, sind
die Positionen zu politischen Themen ganz unterschiedlich. Das führt dazu, dass die
EU außenpolitisch nicht mit einer Stimme sprechen kann. Und wenn die EU nicht
eine gemeinsame Meinung vertritt, wie soll sie sich dann gezielt durchsetzen
können?
In Europa gibt es zurzeit, wie ihr am Beispiel von Frankreich gesehen habt, viele
anti-demokratische Tendenzen. Wie soll man mit ihnen richtig umgehen und sich
bestmöglich davor schützten? Diese Tendenzen muss man gemeinsam verurteilen.
Doch wie soll das funktionieren, wenn sie auch in den Regierungen und Parlamenten
der EU vertreten sind? Dennoch sind es genau diese Tendenzen wie auch
Ausländerhass oder Islamfeindlichkeit, die den Frieden permanent gefährden. Am
Beispiel von Griechenland seht ihr, dass Gegenstimmen schnell viele Mitläufer finden
können. Und was dann passiert, kann niemand voraussagen. Eine substantielle
Schwächung oder gar Spaltung Europas ist nicht unbedingt friedensfördernd. Das
wisst ihr alle. Und wer möchte dieses Risiko eingehen? Wir wollen doch alle, dass
aus den 70 Jahren Frieden 100 Jahre Frieden werden und mehr!
Das bekommen wir aber nicht geschenkt. Dafür müssen wir alle etwas tun! Ganz
Europa, die Politik und vor allem auch die Bevölkerung, also ihr und ich. Denn wir
sind die künftige Generation, die weiterhin in Frieden und Freiheit leben will. Also
müssen wir ihn erhalten und uns für ihn einsetzten. Jeder von euch kann einen
27
kleinen Schritt dafür tun. Es beginnt mit der Aufmerksamkeit und Sensibilität, um
Probleme und Krisenherde überhaupt wahrzunehmen. Also Leute interessiert euch
dafür, was sich in eurer nächsten Umgebung abspielt und beteiligt euch an der
Friedenserhaltung. Jeder muss nur einen kleinen Schritt machen, zusammen ergibt
das einen großen.
Aber Interesse allein reicht nicht aus. Wehrt euch gegen radikale Bewegungen. Ihr
könnt an Demonstrationen teilnehmen oder selbst welche veranstalten. Aber zu
allererst hört in eurem eigenen Umfeld mit rassistischen Äußerungen auf und setzt
euch für Gemeinsamkeit ein. Wir sollten die ausländischen Mitbürger, wie auch
Flüchtlinge und Asylbewerber stärker in unsere Gemeinschaft einbinden. Denn nur
wenn man miteinander redet kann man Missverständnisse und Vorurteile aus dem
Weg räumen. Dazu kann jeder seinen Beitrag leisten. Fahrt mit dem Bus aufs Hardt
und trefft euch mit den Asylbewerbern dort oder verabredet euch zum gemeinsamen
Sport …
Auch könnt ihr euch in einer Partei engagieren. Dann könnt ihr eure Meinung
vertreten und sie vielleicht sogar umsetzen, im Jugendparlament oder Rathaus. So
könnt ihr etwas in der Welt bewegen.
Wir müssen uns genauso vehement für den Erhalt der Freiheit einsetzen, wie für den
Erhalt des Friedens. Wir alle wollen uns frei bewegen, unsere Meinung frei äußern,
uns frei informieren können und nicht von staatlichen Stellen eingeschränkt werden.
Ihr könnt in politische Organisationen, wie zum Beispiel Amnesty-International;
eintreten. In Aalen gibt es einen Ableger. Ihr könnt euch also direkt hier vor Ort für
die Einhaltung der Menschenrechte stark machen. Oder gegen die, die unsere
Freiheit bedrohen, ankämpfen. Nicht mit Gewalt, aber mit Wille und Einsatz. Ihr seid
stark und ihr seid die kommende Generation. Wir alle sind verantwortlich! Wir alle
können uns für das, was uns interessiert stark machen und einsetzten! Also tut
etwas!
Vielen Dank fürs Zuhören.
Quellen:
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http://de.wikipedia.org/wiki/Ukraine, Stand:12.02.2015
http://de.wikipedia.org/wiki/Griechische_Staatsschuldenkrise, Stand:12.02.15
http://www.amnesty.de/, Stand:12.02.2015
http://www.bpb.de/internationales/weltweit/innerstaatliche-konflikte/54582/baskenland, Stand:12.02.2015
http://de.wikipedia.org/wiki/B%C3%BCrgerkrieg_im_Baskenland, Stand:12.02.2015
http://www.fr-online.de/politik/basken-konflikt-eta-erklaert--dauerhaften--waffenstillstand,1472596,5144330.html, Stand:12.02.2015
http://www.stern.de/politik/deutschland/kanzlerin-in-budapest-merkel-trifft-viktor-orban-2170503.html, Stand: 10.02.2015
http://www.sueddeutsche.de/politik/anhoerung-und-einreiseverbote-doppelschlag-gegen-orbn-1.2180443, Stand:12.02.2015
http://de.wikipedia.org/wiki/Ungarn, Stand 12.02.2015
http://europa.eu/index_de.htm, Stand:09.02.2015
http://de.wikipedia.org/wiki/Europ%C3%A4ische_Union, Stand:09.02.2015
http://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/griechenland-krise-anlegerschuetzer-warnen-vor-dominoeffekt-beigrexit/11363454.html, Stand:09.02.2015
http://www.lpb-bw.de/finanzkrise_griechenland.html, Stand:09.02.2015
http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/eurokrise/, Stand:09.02.2015
http://de.wikipedia.org/wiki/Krieg_in_der_Ukraine_seit_2014, Stand:07.02.2015
http://www.focus.de/politik/ausland/ukraine-krise/ukraine-krise-kiew-50-russische-panzer-ueberqueren-grenze-zurukraine_id_4472203.html, Stand:07.02.2015
http://www.politische-bildung.de/proteste_ukraine0.html, Stand:07.02.2015
http://www.lpb-bw.de/ukrainekonflikt.html, Stand:07.02.2015
http://de.wikipedia.org/wiki/Krimkrise, Stand:07.02.2015
http://www.spiegel.de/fotostrecke/ukraine-der-verlauf-der-krim-krise-im-ueberblick-fotostrecke-111980.html, Stand:07.02.2015
http://www.tagesschau.de/multimedia/bilder/anschlag-paris-143.html, Stand:07.02.2015
http://www.zeit.de/politik/ausland/2015-01/anschlag-charlie-hebdo-paris-frankreich-live-blog, Stand:07.02.2015
28
7. Rang: Selina Fucker – Max-Planck-Gymnasium, Karlsruhe
„Wer glaubt, dass sich die ewige Frage von Krieg und Frieden in Europa nie mehr
stellt, könnte sich gewaltig irren. Die Dämonen sind nicht weg, sie schlafen nur.“, als
Jean Claude Juncker dies im Frühling 2013 sagte, hätte ich das als unnötige
Angstmacherei abgetan.
Aber schon ein Jahr später hatte ich solche eine Angst vor einem Krieg direkt an der
Grenze Europas, dass ich im März 2014 in mein Tagebuch schrieb: „Es wird Krieg
geben. Krieg an der Grenze Europas.“
Wir haben es vor allem der europäischen Diplomatie zu verdanken, dass dieser
Konflikt bis jetzt nur lokal eskaliert.
2014, das war ein Jahr in dem Europa sich bewähren musste. Die Schuldenkrise, die
Ukrainekrise und die vielen Flüchtlinge, die in Europa Schutz suchten, all dies waren
Bewährungsprüfungen für Europa. Europa hat diese Bewährungsprüfungen zwar
noch nicht überstanden, aber bis jetzt einigermaßen gut gemeistert. Auf jeden Fall
besser, als es ein Europa aus lauter unverbundenen Einzelstaaten getan hätte.
Fragt man aber die Bevölkerung Europas, was sie mit Europa verbinden so
antworten die meisten: „Euro, Schuldenkrise und Bürokratie.“
Die Antworten sind nicht: „Reisen ohne Grenzkontrollen, europäische Freundschaft
und Frieden.“
Die 2003 gestorbene Europäerin Brigitte Sauzy, die als Beraterin für deutschfranzösische Beziehungen arbeitete, sagte einmal: „Jedes Mal, wenn ich die
Deutschen über Europa reden höre, habe ich Lust zu weinen. Was gibt es
Traurigeres als eine deutsche Rede über Europa?“
Leider hat sie damit nicht selten recht. Viel zu oft reden wir ausschließlich über die
Dinge, die man in Europa noch verbessern müsste und verlieren dabei die vielen
positiven Seiten Europas außer Acht.
Dies muss sich ändern und die einzigen, die das ändern können, sind wir.
Wir Europäer! Also jeder einzelne von uns. Wir sind in der Verantwortung.
Wir müssen Europa leben! Nur so können wir Europa stärken.
Und nur ein starkes Europa ist der Garant für dauerhaften Frieden auf unserem
Kontinent.
Gerade in Zeiten in denen die drittgrößte Fraktion im europäischen Parlament, the
European Conservatives and Reformatives, nicht als einzige Fraktion eine sehr
kritische Haltung gegenüber Europa hat, in denen die AfD bei einer Bundestagswahl
laut Umfragen bis zu 7 % erreichen könnte und in denen in Deutschland ein paar
Tausend Bürger gegen Toleranz und gegen muslimische Mitbürger auf die Straße
gehen und behaupten sie seien das Volk und repräsentierten die Meinung der
Mehrheit.
In Zeiten in denen der Front National in einigen frz. Städten Bürgermeister stellt und
sich sogar Chancen ausrechnet den nächsten französischen Premierminister zu
stellen.
In diesen Zeiten ist es um so wichtiger, dass wir Europa und die europäischen Werte
also Demokratie, Menschenrechte, Brüderlichkeit und Frieden leben.
Und dass wir die europäischen Idee weiter träumen, denn von Frederic Passys
29
Traum von den Vereinigten Staaten von Europa sind wir noch weit entfernt.
Lasst uns Frederic Passys Traum von den Vereinigten Staaten von Europa weiter
träumen.
Denn wie Seneca zurecht sagte: „Wer den Hafen nicht kennt, in den er segeln will,
für den ist kein Wind der richtige.“
Deswegen lasst uns Visionen für das Europa der Zukunft entwickeln.
Visionen für eine europäische Schulbildung, Visionen für eine
europäische
Arbeitswelt, Visionen für eine europäische Staatsbürgerschaft, Visionen für eine
wirklich gerechte und gute europäische Verteilung und Versorgung der Flüchtlinge,
Visionen für dauerhaften Frieden in Europa und darüber hinaus, Visionen für eine
europäische Wirtschafts- und Finanzpolitik und vor allem für ein europäisches Leben.
Diese Visionen sind wichtig, wenn Europa die sicher kommenden Bewährungsprüfungen gut über stehen soll.
Das Jahr 2015 hat mit einer harten und unerwarteten Bewährungsprüfung
angefangen, dem furchtbaren Anschlag auf das Satiremagazin Charlie Hebdo und
der Geiselnahme in einem jüdischen Supermarkt. Dieser Anschlag war zwar vor
allem ein Anschlag, der der französischen Nation und den französischen Werten galt,
aber der Anschlag galt auch Europa und den europäischen Werten, in diesem Fall
besonders der Meinungs- und Pressefreiheit. Europa hat auf diese Anschläge richtig
reagiert, nicht mit Hass und Gewalt sondern mit Zusammenhalt, grenzübergreifender
Trauer und grenzübergreifendem Mitgefühl aber vor allem mit Solidarität. Diese
Solidarität war beeindruckend und hat gezeigt wie sehr Europa und seine
Bevölkerung zusammengewachsen sind. Besonders die Solidarität der deutschen
Bevölkerung mit Frankreich, der französischen Bevölkerung und vor allem den
Opfern des Anschlags, war beeindruckend. Dies verdeutlicht noch einmal wie sehr
die Entwicklung von den ehemaligen Kriegsfeinden zu wirklichen befreundeten
Nationen und Völkern vorangeschritten ist. Dies ist der Kern und das Herz Europas
und hoffentlich nur der Beginn einer Entwicklung von vielen nationalen und
persönlichen Freundschaften und so hoffe ich ist es das Fundament zur Entwicklung
hin zu einem europäischen Volk und sogar zu den Vereinigten Staaten von Europa.
Bis dahin ist allerdings noch viel zu tun. So muss nicht nur die Schuldenkrise und die
Ukrainekrise endgültig gelöst werden, sondern vor allem die Bevölkerung der Länder
muss noch enger zusammenwachsen und die Europäische Union mehr
wertschätzen und dafür können wir aktive Europäer einiges tun. Zum Beispiel in dem
wir anderen davon erzählen, dass wir uns als Europäer sehen oder von den Vorteilen
Europas im Alltag erzählen. Denn mal ehrlich, wer wechselt schon gerne Geld bevor
er in den Urlaub oder einfach nur zum Einkaufen ins Nachbarland fährt oder wer
steht gerne an einem Grenzübergang in der Schlange?
Europa macht eben diese Dinge überflüssig.
Und wer freut sich nicht darüber mit Erasmus ein oder mehrere Semester im Ausland
zu studieren zu können und dass man durch die Freizügigkeit seinen Wohnort in
Europa frei aussuchen kann. Diese und viele andere Vorteile sind nicht schwer zu
verbreiten, wenn man einfach einmal damit anfängt.
Ein Vorteil von Europa will ich aber noch einmal besonders betonen, da es gerade
Angehörige meiner Generation für selbstverständlich halten und das ist der Frieden.
Europa ist, wenn es aktiv von allen gelebt wird, ein Garant für Frieden.
Lasst uns daran arbeiten, dass Europa ein Garant für Frieden bleibt!
30
Literatur
http://www.spiegel.de/politik/ausland/juncker-spricht-von-kriegsgefahr-in-europa-a-887923.html
(3.1.15)
http://www.zitate.de/kategorie/Europa?page=1 (3.1.15)
http://europa.eu/rapid/press-release_SPEECH-12-930_de.htm (3.1.15)
http://www.welt.de/politik/ausland/article130798610/Putin-nennt-Frieden-in-Europa-zerbrechlich.html
(3.1.15)
http://www.nobelprize.org/nobel_prizes/peace/laureates/1901/passy-facts.html (3.1.15)
http://www.zitate.de/kategorie/Europa?page=2 (3.1.15)
https://books.google.de/books?id=Uw_rkPBKpe0C&pg=PA80&lpg=PA80&dq=fr%C3%A9d%C3%A9ri
c+passy+vereinigte+staaten+von+europa&source=bl&ots=5sVte61Cm6&sig=_3_TKkAehu21c9brG8Jzui7qOc&hl=de&sa=X&ei=J1eoVLa1PMe9PYXZgJgH&ved=0CCEQ6AEwAA#v=onepage&q=fr%
C3%A9d%C3%A9ric%20passy%20vereinigte%20staaten%20von%20europa&f=false (3.1.15)
http://www.nobelprize.org/nobel_prizes/peace/laureates/1901/passy-bio.html (3.1.15)
http://www.bpb.de/nachschlagen/zahlen-und-fakten/europa/70652/europaeische-werte (5.1.15)
http://www.europarl.europa.eu/aboutparliament/de/007f2537e0/Fraktionen.html (6.1.15)
http://www.wahlrecht.de/umfragen/ (10.2.15)
Die Interparlamentarische Union : 1889-1914 : Friedenssicherungsbemühungen im Zeitalter des
Imperialismus von Ralph Uhlig
31
8. Rang: Georg Gauger – Goethe-Gymnasium, Ludwigsburg
Sehr geehrte Damen und Herren,
dieses Jahr jährte sich die Befreiung von Auschwitz zum 70. mal. Auschwitz, das
Symbol für die Schrecken des Krieges, hat die deutsche Identität beseelt. „Nie
wieder“. „Nie wieder Krieg“. So steht es auf den Denkmälern. „In einem vereinten
Europa dem Frieden der Welt zu dienen“, so sagt es die Präambel des Grundgesetz.
Aus diesem Geist wuchs erst eine Wirtschaftsunion, dann eine politische Union und
schließlich eine Währungsunion. Nachbarstaaten, die gemeinsam politisches
Neuland betraten, in dem sie enger zusammenarbeiten, als jemals Nationalstaaten
zusammengearbeitet haben.
Zur Europawahl 2014 wurde ein weiteres mal politisches Neuland betreten: Der
Kommissionspräsident, der „Regierungschef“,
wurde das erste Mal vom
Europäischen Parlament, der Vertretung der Bürgerinnen und Bürger gewählt. JeanClaude Junker trat an gegen Martin Schulz.
In diesem, 8., Europa Parlament sind so viele rechtskonservative,
rechtspopulistische und rechtsradikale MdEPs eingezogen wie noch nie. In ganz
Europa wachsen Gruppierung die gegen den Euro, gegen die EU oder Migration im
allgemeinen sind.1
Es geht hier nicht nur um EU Kritik. Marine Le Pen, die Vorsitzende der
französischen Front National, forderte nach den Anschlägen auf Charlie Hebdo die
Wiedereinführung der Todesstrafe2 oder der Pole Janusz Korwin-Mikke, der eine
Einschränkung des Frauenwahlrechts fordert.3
Junker hat diese Entwicklung schon 2013 kommentiert: „Die Dämonen sind nicht
weg, sie schlafen nur“ Darüber, welche Dämonen er meint brauchen wir nicht
diskutieren. Die Dämonen die Europa 2 Weltkriege und viele Millionen Tote
hinterlassen haben.
Rechts von den konservativen Parteien in Europa wächst eine Bedrohung. Ein
Sammelbecken voll Frustrierter, voll Rechtskonservativer, voll Unzufriedener, voll
Medienhasser, voll Radikaler und Nazis.
Aber auch außerhalb der Parteienlandschaft bilden sich Gruppierungen. Seit Ende
2014 demonstrieren die sogenannten „Patriotischen Europäer gegen die
Islamisierung des Abendlandes“. Mit den Rufen „Wir sind das Volk“ und
„Lügenpresse“ zogen sie durch Dresden und weitere Städte. Auch mit schwarz-rotgold gestrichenen Kreuzen sorgten die Demonstranten für internationale
Aufmerksamkeit. Internationale Medien zogen parallelen zu den 1930er Jahren.4
Aber wie kommt es, dass gerade jetzt diese Dämonen erwachen. Ich sehe dafür
einige Gründe.
Einmal ist die Welt im Umbruch. Nationalstaatliche Strukturen, die seit Jahrhunderten
bestehen verlieren an Bedeutung. Durch eine zunehmende Globalisierung vernetzt
sich die Welt, Grenzen haben kaum noch Bedeutung. Diese Veränderung sorgt für
Unbehagen und Unsicherheit bei vielen Menschen.
Daraus folgt auch die Angst, seine eigene nationale Identität zu verlieren. Das zeigt
sich bei den PEGIDA Demonstrationen sehr deutlich. Exemplarisch dafür eine
Seniorin, die dem ZDF Panorama erzählte, dass sie mitlaufe, damit sie nicht
Weihnachten in der Moschee feiern müsse.
Europäer auf dem gesamten Kontinent befürchten in den vielen Kulturen
unterzugehen, dass ihre Traditionen verloren gehen könnte, dass sie ihre Wurzeln
verlieren könnten und damit ein Teil ihrer Persönlichkeit.
Das scheint im ersten Moment nachvollziehbar. Ich persönlich sehe das anders.
32
Sowohl der Stuttgarter, bei einem Ausländeranteil von rund 25%5, als auch der
Dresdner, bei einem Ausländeranteil von 2,8%6, kann mit seinen Kumpels in der
Kneipe hocken und sein Bier trinken, kann, aus Langeweile, in seinem Daimler mit
200 die Autobahn auf und ab fahren, kann Samstag morgens um 6 Uhr den Rasen
mähen und kann nach Lust und Laune Fleischküchle mit Spätzle und Kartoffelsalat,
beziehungsweise sächsischen Sauerbraten, essen.
Und egal ob Stuttgarter oder Stuttgarterin, Dresdner oder Dresdnerin, unsere
Traditionen und Werte werden nicht verloren gehen, egal wie viele Ausländer mit
machen. Diese Traditionen werden gelebt und geteilt.
Ein weiterer Grund für die aktuelle politische Bewegung in Europa ist mit Sicherheit
die Situation der EU.
Die EU wächst und wächst. Der Euro Raum wächst und wächst. Aber die politischen
Strukturen, für 28 Mitgliedstaaten, sind noch die Selben, wie für 15 Mitgliedstaaten.
Hier besteht Handlungsbedarf, denn diese Schwäche der Europäischen Union treibt
die Zweifel an ihr, und die Menschen in die Arme von Rechtspopulisten, die eine
Abschaffung der EU und des Euros fordern.
Zudem ist die europäische Politik sehr komplex und bürokratisch, das muss sie auch
sein, um ein solches Staatengebilde zusammenzuhalten.
Aber gerade deshalb muss die Europäische Politik präsenter, erklärender und
nachvollziehbarer sein.
Beispielsweise denke ich, ist es den wenigsten klar, dass es in der EU drei
verschiedene Arten von Gesetze gibt.
Solche Kleinigkeiten bedingen aber auch das Schlechte Medienbild der
Europäischen Union.
Gut einmal im Monat jagt ein „Skandal“ durch die deutsche Medienlandschaft. Im
Dezember '14, war das zum Beispiel der „Neue Kuchenwahnsinn: Bald kommt das
Kuchengesetz […] Horror für Kindergärten“, wie der Focus in seiner Onlineausgabe
schrieb.7 Diese „Gaga Verordnung“, wie die Bild Zeitung sie nennt,8 galt von
vorneherein nicht für private und karitative Verkäufe, sie soll Allergikern das Leben
einfacher machen und hätte vermutlich keine größere Erwähnung gefunden, da es
schon länger üblich ist, dass zum Beispiel Restaurants Angaben zu enthaltenen
Allergenen machen.
Aber „Brüssel“ dient als Lückenfüller und Sündenbock. Die EU, ihre Politik und
Politiker werden tendenziell negativ dargestellt. Berichte, von Kühen mit Windeln,
über verbotene Kaffeemaschinen und Staubsauger, sind in der Regel ungenau und
sensationalisiert.
Wen wundert es dann, wenn ein wachsender Anteil der Bevölkerung die EU ablehnt.
Die Unzufriedenheit wird durch das politische Spitzenpersonal nicht weniger.
Während EU Beamte für ihre tägliche Arbeit mehrere Sprachen beherrschen
müssen, der Chefübersetzer des Europäischen Parlaments versteht sogar 329,
spricht der deutsche Kommissar Günther Oettinger nicht mal wirklich gutes Englisch.
Außerdem scheint es im politischen Deutschland gerade üblich zu sein, Politiker, die
auf Landes oder Bundesebene ausgedient haben, auf EU Posten hoch zu loben. Viel
zu selten wird dabei auf die Kompetenz der Bewerber geachtet.
Doch es sind die Kommissare die Gesetzesvorlagen einbringen können und noch hat
das Parlament kein Initiativrecht. Aus meiner Sicht ist es völlig unverantwortlich den
Parlamentariern, als Vertreter der Bürgerinnen und Bürger, kein Vorschlagsrecht für
Gesetzesvorhaben zu zugestehen.10
33
Einen großen Schub erhielten euro- und europakritische Parteien durch die
Finanzkrise. Diese ließ viele Europäer das Vertrauen in die EU verlieren. Die
Bankenrettung wird in breiten Teilen der Gesellschaft als ungerecht empfunden. Die
einen, weil die Banken und nicht die Menschen gerettet wurden und für die anderen
war es eine reine Zahlaktion des deutschen Steuerzahlers.
Die Bankenrettung war auf jeden Fall undurchsichtig und über den Erfolg und den
Sinn kann man streiten.
Aber genau hier bietet sich ein Ansatzpunkt, an dem Vertrauen zurück gewonnen
werden kann. Die ersten Schritte wurden schon unternommen. So hat der
„Bankenstresstest“ zahlreiche Schwachstellen aufgezeigt11, wenn diese nun
konsequent durch die EZB und die Kommission angegangen werden, könnten die
Existenzängste vieler Europäer nachhaltig beseitigt werden. Und damit auch den
Rechtspopulisten den Wind aus den Segeln genommen werden.
Und zuletzt: Was unterscheidet Parteien, wie die AfD, von den „Altparteien“? Der
Unterschied fängt beim Namen an. Es ist keine Alternative Partei oder eine
Alternative Liste, es ist DIE vermeintliche Alternative für Deutschland. In einer Zeit
der alternativenlosen Politik hebt sich das Konzept der AfD ab. Und obwohl sie
inhaltlich klar rechts der CDU anzusiedeln sind, stellen sie sich selber über das
vermeintliche rechts-links denken. Sie selbst propagieren eine „Politik des gesunden
Menschenverstands“ und wer kann da schon dagegen sein?
Damit sichert sich die Partei nicht nur allgemein unzufriedene Wähler, sondern auch
solche, die Politiker allgemein für unfähig halten.
Zudem hat es Bernd Lucke geschafft, direkt nach der Gründung, die Partei sehr
populär zu machen. Indem er die Medien gleichzeitig als Feindbild und Multiplikator
für die Botschaft der Partei sah. An dieser Stelle möchte ich an die zahlreichen
Interviews verweisen, in denen Hr. Lucke sowie weitere „Sprecher“ sich beklagen
von den Medien missverstanden zu werden und in die „Rechte Ecke“ gestellt zu
werden.
Die AfD hat der NPD das Patriotismus Monopol gestohlen. Patriotismus ist, mitunter
durch die Fußball WM, bürgerlich geworden, im Europa Wahlkampf plakatierte sie
„Mut zu Deutschland“.12
Und was verbindet die AfD mit anderen Rechtspopulisten? Sie schüren Angst vor
Überfremdung, Verlust der Identität und des Wohlstands. Als Schuldigen haben sie
die EU und den Euro auserkoren und schaffen es eine rückwärtsgewandte „Früher
war alles besser“ - Politik als nachhaltige Zukunftspolitik zu verkaufen.
Was wir nie vergessen dürfen ist, dass weder Deutschland, noch ein anderes Land
der EU, langfristig alleine in einer globalisierten Welt bestehen kann.
Das Exportland Deutschland ist auf ein geeintes Europa angewiesen, 2/3 aller
Exporte werden in die Eurozone ausgeführt!
Ein geeintes Europa, in der Nationen, Staaten und Völker, über die Grenzen hinweg,
leben ist die beste Versicherung gegen einen weiteren Krieg auf europäischem
Boden. Auch wenn Rechtspopulisten den 70 Jahre alten Frieden nicht unmittelbar
gefährden, gefährden und vergiften sie den gesellschaftliche Frieden in Europa. Der
anhaltende Rechtstrend ist pures Gift für unsere pluralistische Gesellschaft. Und
wohin tiefgreifender Hass, gegen Menschen die anders sind führt, kann man in
jedem Geschichtsbuch nachlesen. Europa Parlamentspräsident Schulz, formulierte
treffend, dass solange dieses „Wir sind besser als andere. Dieser Nationalismus da
ist, heißt es am Ende immer Krieg“
Meine Damen und Herren, schauen Sie was hinter den Fassaden von Front National,
UKIP, AfD und PEGIDA ist. Denken Sie selber und lassen Sie sich nicht mit billigen
Rattenfänger Methoden einfangen.
34
Um mit Ovid zu schließen: „Wehret den Anfängen! Zu spät wird die Medizin bereitet,
wenn die Übel durch langes Zögern entstanden sind.“
Vielen Dank.
1 http://www.bpb.de/politik/extremismus/rechtsextremismus/184129/die-extreme-rechte-im-europaparlament-bilanzund-ausblick [5.2.2015, 16-20 Uhr]
2 http://www.spiegel.de/politik/ausland/charlie-hebdo-attentat-le-pen-fordert-referendum-ueber-todesstrafe-a1011857.html [5.2.2015, 16-20 Uhr]
3 http://www.spiegel.de/forum/politik/europa-parlament-rechtspopulisten-scheitern-mit-fraktionsbildung-thread129909-2.html [5.2.2015, 16-20 Uhr]
4 http://www.timesofisrael.com/germans-rattled-as-anti-muslim-groups-invoke-past/ [5.2.2015, 16-20 Uhr]
http://www.aljazeera.com/news/europe/2015/01/german-anti-muslim-rallies-draw-thousands20151519105833552.html [5.2.2015, 16-20 Uhr]
http://www.bbc.com/news/world-europe-30776182 [5.2.2015, 16-20 Uhr]
5 http://www.zeit.de/2012/47/Stuttgart-Auslaender-Integration [5.2.2015, 16-20 Uhr]
6 http://www.bpb.de/nachschlagen/zahlen-und-fakten/soziale-situation-in-deutschland/61625/auslaendischebevoelkerung-nach-laendern [5.2.2015, 16-20 Uhr]
7 http://www.focus.de/politik/deutschland/neue-lebensmittelverordnung-etikettierungspflicht-fuer-kuchen-eu-sorgtfuer-wirbel_id_4233933.html [5.2.2015, 16-20 Uhr]
8 http://www.bild.de/geld/wirtschaft/europaeische-union/wirbel-um-neue-eu-verordnung-aus-fuer-kita-kuchen38334962.bild.html [5.2.2015, 16-20 Uhr]
9 http://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/menschen/eu-dolmetscher-der-allessprecher-1772979.html [5.2.2015, 16-20
Uhr]
1 0
http://www.europarl.europa.eu/aboutparliament/de/0081f4b3c7/Gesetzgebungsprozess-im-Detail.html
[5.2.2015, 16-20 Uhr]
1 1
http://www.tagesschau.de/wirtschaft/stresstest-faq-101.html [5.2.2015, 16-20 Uhr]
1 2
http://www.theeuropean.de/franz-eibl/9204-rechte-sind-dabei-die-afd-zu-uebernehmen [5.2.2015, 16-20 Uhr]
http://www.welt.de/politik/deutschland/article124205676/Die-AfD-Portraet-einer-zerrissenen-Partei.html [5.2.2015,
16-20 Uhr]
35
9. Carl-Christian Ruoß - Rosenstein-Gymnasium, Heubuch
„Wer glaubt, dass sich die ewige Frage von Krieg und Frieden in Europa nie mehr
stellt, könnte sich gewaltig irren. Die Dämonen sind nicht weg, sie schlafen nur.“
(Jean-Claude Juncker, 2013)
Sind die bösen Geister, die alten Dämonen in einem neuen Kleid aufgewacht?
Werden sie nun durch den Terrorismus verkörpert? Der Anschlag auf die Redaktion
von Charlie Hebdo, war ein von Terroristen verübtes Attentat. Angeführt von einer
Organisation, deren Ziel es ist, einen Gottesstaat im Nahen Osten, in den Gebieten
der Staaten Syrien, Irak, Libanon, Israel, Palästina und Jordanien, zu errichten.
Könnte der Terrorismus ein Auslöser für einen Krieg zwischen Staaten sein oder ist
es eher eine neue, moderne Art von Krieg? Ist die Vorgehensweise der Terroristen,
gezielt zivile sensible Einrichtungen eines Staates anzugreifen, eine andere Form
von Krieg? Eines ist sicher, Terrorismus verbreitet Angst, Schrecken, Unsicherheit in
der Bevölkerung und hetzt auf Minderheiten.
Nach den Terroranschlägen am 11. September 2001 auf die USA, ruft George W.
Bush zum globalen Krieg gegen den Terror auf. Am 7. Oktober 2001 folgt der
angekündigte Militärschlag von der USA und Großbritannien gegen das TalibanRegime in Afghanistan. Fast 10 Jahre später am 2. Mai 2011 wurde Osama bin
Laden, der Anführer von al-Qaida, von US-Soldaten erschossen. Ein Sieg gegen den
Terror? Wohl kaum. Noch immer hat die USA, aber auch Spanien (Zuganschläge am
11. März 2004 von al-Qaida) und nun auch Frankreich (Anschlag auf die Redaktion
von Charlie Hebdo am 7. Januar 2015) Angst vor dem Terror. Der Terror ist
allgegenwärtig und die Angst bleibt. Der Einsatz der USA in Afghanistan gleicht
einem Rache Feldzug. Doch auch die offiziellen Ziele der Bundeswehr im
Afghanistan Einsatz wie zum Beispiel Frieden und Demokratie konnten nicht erreicht
werden. Taliban werden den Abzug des Militärs als Sieg feiern, sie haben Angst und
Schrecken verbreitet, sie sind gefürchtet. Doch haben auch sie Verluste zu beklagen,
so sind etliche Mitkämpfer gestorben oder eingesperrt. Der eigentliche Gewinner ist
die Rüstungsindustrie, die von den wachsenden Militärausgaben profitierte. Die
eigentlichen Verlierer sind die zivilen Bürger in Afghanistan, die etliche Jahre auf
Frieden gehofft und in großer Gefahr gelebt haben, aber letztendlich keinen Vorteil
durch den Kriegseinsatz haben werden. Die Sicherheitslage in Afghanistan bleibt
instabil auch nach dem Einsatz der Bundeswehr, der Militäreinsatz ist nun
fragwürdig.
Die 2013 von al-Qaida abgespaltene Terrororganisation IS, hat durch den Anschlag
am 7. Januar 2015 auf die Redaktion von Charlie Hebdo, Angst, Schrecken und Leid
verbreitet. Doch wächst durch den Anschlag auch der Hass auf Muslime in unserer
Gesellschaft. Auch wenn diese nur den Glauben mit den Terroristen teilen und sich
klar von diesen abgrenzen. Organisationen wie Pegida, die gegen eine Islamisierung
Europas demonstrieren, profitieren indirekt auch von diesen Anschlägen. Sie
gewinnen Anhänger und fühlen sich bestätigt in ihren Ansichten. Dass ein Muslim
gleich ein Islamist und somit ein Terrorist ist, ist ein riesiges Missverständnis. Wenn
dies so wäre, hätten wir in Deutschland über 3 Millionen Terroristen. ,, Fest steht:
Nicht alle Muslime sind Terroristen. Fest steht aber auch: Fast alle Terroristen sind
Muslime. ´´ (Abdel Rahman al-Rashid, Direktor des TV-Senders Al Arabiya)
Sind die Dämonen unter uns? Könnten sie sich in unseren Mitmenschen eingenistet
haben? 550 Islamisten aus Deutschland sind in das Kampfgebiet des IS gereist, um
für einen Gottesstaat zu kämpfen. Davon sind mindestens 60 getötet worden und
mindestens 180 Islamisten sind nach Deutschland zurückgekehrt. Sie könnten also
wieder unter uns sein, wenn auch nur wenige! ,,Aus der abstrakten Gefahr der
36
Bedrohung durch ausländische Kämpfer ist eine konkrete Gefahr geworden“
(Thomas de Maizière, Bundesinnenminister). Diese Rückkehrer stellen eine
Gefährdung der Sicherheit dar und können nicht rund um die Uhr bewacht werden.
Das schlimme an diesem Terrorismus ist der Teufelskreis, in den die Menschen
hineingeraten. Ein terroristischer Anschlag, macht betroffene Menschen, meist
wütend auf Muslime, Sündenböcke, die nur eine kleine Verbindung zu den
Terroristen haben. Die Bevölkerung hat Angst vor einem weiteren terroristischen
Anschlag und manche sehen alle Muslime aufgrund einer Verallgemeinerung als
Vertreter eines ,,neuen Antisemitismus´´. Muslime die eine Minderheit bilden, fühlen
sich ausgegrenzt und werden nun von Terrororganisationen beeinflusst, da auch bei
den Muslimen der Hass auf Mitmenschen, auf den Rest der Bevölkerung, wächst.
Schlussendlich haben die Terrororganisationen einen Zulauf an neuen ,,Terroristen“
die bereit sind für ihren ,,Glauben“ , eigentlich nur aus Verzweiflung und
Fremdenhass, zu töten und einen vermeintlichen Gottesstaat zu errichten. Diese
Entwicklung ist zu einem kleinen Teil auch auf Europa übergeschwappt (z.B.:
Anschlag des IS auf die Redaktion von Charlie Hebdo), deshalb ist es wichtig, dass
wir Europäer zusammenhalten. Andere Kulturen schon frühzeitig, nicht nur
theoretisch sondern auch praktisch, kennenlernen zum Beispiel durch einen
Schüleraustausch. Sodass wir frühzeitig lernen uns gegenseitig zu respektieren und
dadurch dem Terrorismus keine Chance geben.
Zusammenhalt ist das Stichwort für Europa, vor allem im Ukraine Konflikt, der nun ab
August 2014 offiziell als Krieg benannt wird. Auslöser für diesen Konflikt ist die
Spaltung der Ukraine in zwei Teile. Zum einen gibt es den westlichen Teil, der sich
eine stärkere Anbindung an Europa wünscht und zum anderen den östlichen Teil,
der eine Annäherung an Russland befürwortet. Der frühere Präsident Viktor
Janukowitsch befürwortete eine Annäherung der Ukraine an Russland, dieser
Führungsstil löste Proteste aus, worauf Janukowitsch abgesetzt wurde. Der
Territorialanspruch Russlands, auf die Halbinsel Krim heizte den Konflikt auf,
russischsprachige Einheiten kontrollierten mit der Zeit die gesamte Halbinsel, vor
allem die Militäranlagen. Russland erhob Anspruch auf Sewastopol, den
Heimathafen der russischen Schwarzmeerflotte. Die Bürger und Bürgerinnen der
Krim haben sich in einem umstrittenen Referendum entschieden, sich Russland
anzuschließen. Die Gründe dafür liegen auf der Hand, so haben 60 Prozent der
Bürger russische Wurzeln. Die Milizen haben die Gegner Russlands so
eingeschüchtert, dass sich diese überhaupt nicht trauten, wählen zu gehen. Das
Vorgehen Russlands ist teilweise verständlich, da ein Anschluss der Ukraine an die
Europäische Union ein weiterer Machtzuwachs für die EU und ein Machtverlust für
Russland bedeuten würde. Die EU würde auch weiter an die Grenze Russlands
rücken. Putin, der gerne wieder die Größe der Sowjetunion erlangen möchte, will den
Anschluss der Ukraine an die EU verhindern, deshalb schüchtert er die ukrainische
Bevölkerung ein. Die Frage ist um was es wirklich geht, denn geht es um den
Anspruch von mehr Land und mehr Wirtschaft, wird es immer Krieg geben. ,,Das
Interesse Deutschlands sei es, Krieg zu vermeiden, nicht die Demokratie in die
Ukraine zu bringen“ (Harald Kujat, ehemaliger Generalinspekteur der Bundeswehr).
Diese Auseinandersetzung stellt die ewige Frage von Krieg und Frieden in Europa.
Im Osten der Ukraine gibt es nun gewalttätige Auseinandersetzungen zwischen dem
westlich-orientierten (ukrainisches Militär) und dem pro-russischen (Separatisten)
Bevölkerungsanteil. Die Separatisten werden von Russland mit Rüstungslieferungen
unterstützt. Dieses Verhalten wurde von der EU und der USA mit Sanktionen
bestraft, Russland reagierte mit einem Einfuhrverbot von Agrarprodukten aus der EU
und der USA. Diese Sanktionen der EU gegenüber ihrem drittwichtigsten
37
Handelspartner, belastet die Wirtschaft beider sehr. Der Gasverbrauch Deutschlands
besteht zu 40% aus russischem Gas, ohne dieses Gas würde die Energieversorgung
Deutschlands ins Wanken geraten. In diesem Konflikt geht es lang nicht mehr nur um
die Menschen in der Ukraine, die unter einem wirtschaftlichen Totalschaden leiden.
Es geht mehr um Russland, die Europäische Union und die USA. Die russische
Wirtschaft leidet unter den Sanktionen und jetzt leidet der weltweit zweitgrößte
Exporteur von Erdöl auch noch an dem niedrigen Ölpreis. Die Folge ist ein Verfall
des Rubels, der durch die vielzähligen Versuche, Rücklagen in Dollar umzuwandeln
weiter sinkt. Die Regierung schiebt die Schuld an der Krise, dem Westen zu, der
Hass der russischen Bevölkerung nimmt zu, dazu noch die schlechte
Wirtschaftslage. Ein Auslöser für einen Krieg?
Möglich wäre es, da Putin wie allgemein bekannt, militärischen Populismus betreibt,
so zeigt er seine Verbundenheit mit dem Militär des Öfteren bei Paraden. Die
russische Bevölkerung steht hinter Putin, besonders nach militärischen Einsätzen.
So waren vor der Anbindung der Krim an Russland nur 65% der Russen hinter Putin
gestanden, nach der Anbindung waren es 85%. So besteht durchaus die Möglichkeit,
dass ein militärisches Muskelzucken Putins, gegenüber der Europäischen Union
einen weiteren zu dem bestehenden Krieg auslösen könnte. Russland setzt den
Schwerpunkt auf das Militär, doch die Europäische Union setzt auf Verhandlungen,
was bisher nicht in einem ausreichenden Maße erfolgte, da man sich mit den
unterschiedlichen Lösungsansätzen nicht auf Augenhöhe begegnen konnte oder
Vereinbarungen nicht eingehalten wurden. Doch was würde im Kriegsfall passieren?
Was wäre wenn Russland die Europäische Union angreifen würde?
Ein Angriff auf Deutschland wäre möglich, da hier noch Atomwaffen der Vereinigten
Staaten an dem Stützpunkt Büchel in der Eifel lagern. Aber auch andere europäische
Länder die Atomwaffen der USA lagern (Belgien, Türkei, Italien, Niederlande) oder
besitzen (Frankreich, Großbritannien) kämen in Betracht. Allerdings würde man
einen NATO Bündnisfall provozieren, in dem nun die USA zur Verteidigung
Deutschlands, Krieg gegen Russland führen müsste. Würde es die NATO nicht
geben würde, sich die USA wahrscheinlich trotzdem einmischen, betrachtet man die
Vielzahl der Konflikte, in der die USA ,,Frieden“ stiften und Militär testen will. Sobald
aber einer der kriegführenden Staaten Atomwaffen als siegbringend betrachtet und
diese einsetzt, wäre im schlimmsten Fall eine atomare Verseuchung aller
kriegführenden Staaten das Ergebnis.
Doch gibt es auch noch andere Bündnisse außer der North Atlantic Treaty
Organization (NATO), wie die Gemeinsame Sicherheits- und Verteidigungspolitik
(GSVP), der Europäischen Union. Wenn also jetzt Russland ein Mitgliedstaat der
Europäischen Union angreifen würde, das kein NATO Mitglied ist (z.B.: Finnland),
würde die NATO zwangsläufig trotzdem in Kraft treten. Da nun durch die Erklärung
der gemeinsamen Solidarität in der GSVP, sich die Mitgliedsstaaten der
Europäischen Union zur gemeinsamen Verteidigung verpflichtet haben. Somit
würden alle Mitgliedsstaaten der EU von Russland angegriffen werden, was
wiederum aufgrund einiger Natomitglieder in der EU, wieder ein Bündnisfall der
NATO hervorrufen würde. Auf der anderen Seite steht die Organisation des
Vertrages über kollektive Sicherheit (OVKS) deren Mitgliedsstaaten (Armenien,
Kasachstan, Kirgisistan, Russland, Tadschikistan, Weißrussland) bei einem
Bündnisfall den Angriff auf einen Mitgliedstaat, dessen Souveränität gewährleistet.
Doch ist es möglich, dass Russland bei einem Angriff auf die Europäische Union von
manchen dieser Mitgliedsstaaten Unterstützung erhalten wird. Diese Bündnisse
haben die Absicht Kriege zu verhindern. Durch den Zusammenschluss vieler
Staaten, sinken die Chancen eines Staates, alleine gegen mehrere, einen Krieg zu
38
gewinnen. Doch überschätzt ein Staat seine Chancen gegen diese Bündnisse zu
gewinnen, bricht ein großer Krieg aus in den viele Staaten verwickelt sind. Damit
würden alle Dämonen aus dem Schlaf gerissen werden und einmal aufgeweckt
werden diese sicher nicht so schnell wieder zur Ruhe kommen.
Würde es zu einem Angriff Russlands kommen, wie in obigem Szenario beschrieben
und zur Verwendung von Atomwaffen, ist uns der 3. Weltkrieg sicher. Dieser wird so
eine zerstörerische Wirkung haben, dass man im vierten Weltkrieg, wie schon Albert
Einstein gesagt hat, mit Stöcken und Steinen kämpfen wird.
In der Ukraine und anderen Ländern opfern Menschen ihr Leben um die
Meinungsfreiheit durchzusetzen, während sie bei uns in Deutschland als
selbstverständlich angesehen wird. Steckt vielleicht in jedem von uns ein kleiner
böser Dämon? Die Wahlbeteiligung in Deutschland nimmt ab, vor allem bei
Landtags- und Kommunalwahlen, so lag diese in Brandenburg und Sachsen bei
unter 50%. Diese Wahlenthaltung kann verschiedene Gründe haben, die einen
sehen darin eine Zufriedenheit der Nichtwähler mit dem System, die anderen sehen
die Nichtwähler als Protestwähler, die dem vorhandenen System ihre Ablehnung
entgegenbringen. Eines ist sicher, wenn der Großteil der Bevölkerung nicht wählt,
kann das Meinungsbild der Bevölkerung nicht auf die Politik übertragen werden, was
noch mehr Unzufriedenheit unter den Nichtwählern schafft. Für viele sind die
Parteien undurchsichtig. Auch viele Wähler kennen die Wahlprogramme der Parteien
nicht, die meisten kennen nur ein paar Standpunkte der Partei, zu gerade vor der
Wahl aktuellen Themen. Manche denken sich, dass die Parteien Dinge versprechen,
die sie sowieso nicht einhalten werden. Sie halten eine Wahl für sinnlos, für
verschwendete Zeit. Wenn viele wahlberechtigte Bürger irgendwann nicht mehr
wählen, aus welchem Grund auch immer, haben extremistische Parteien, es leichter
an die Macht zu kommen. Diese müssen dann weniger Wahlberechtigte von ihrem
Vorhaben überzeugen, um gewählt zu werden. Wobei wir wieder beim Thema Krieg
wären. Gehen wir mal davon aus eine rechte Partei mit einem sehr hohen
Gewaltpotenzial kommt in irgendeinem europäischen Land an die Macht. Mit dem
Ziel, das Staatsgebiet zu erweitern, um die Schulden im Land zu tilgen und einen
wirtschaftlichen Aufschwung herbei zu führen. Dass das nicht funktioniert, ist den
meisten klar. Doch wenn die meisten nicht zum Wählen gegen diese Partei gehen,
reichen wenige um diese Partei an die Macht zu bringen. Die Folge dieses
Machtaufstieges wäre Krieg, was wieder die wie oben beschriebenen Bündnisse
aktivieren würde. Die Folge: ein globaler Krieg.
Doch was passiert, wenn eine linke Partei mit extremen Zielen an die Macht kommt?
Dieser Prozess läuft gerade in Griechenland ab. Aber hier hat ja das Volk Syriza
gewählt, im Fernsehen sieht man die Menschenmassen die gegen die Sparpolitik
und für Syriza, für Alexis Tsipras demonstrieren!? Die Wahlberechtigten in
Griechenland glauben zum Großteil nicht mehr daran, dass irgendeine Partei das
Problem der Staatsverschuldung, der schlechten Wirtschaftslage und der somit
hohen Arbeitslosigkeit Griechenlands in den Griff bekommen kann. Diese Bürger
glauben nicht mehr an die Regierung, sie wurden von ihr enttäuscht. Die
Wahlbeteiligung in Griechenland lag bei 63,9 Prozent, davon wählten 36,3 Prozent
Syriza. In Bevölkerungszahlen ausgedrückt bedeutet dies, dass von 10,67 Millionen
wahlberechtigten Griechen 2,47 Millionen Griechen Syriza gewählt haben und damit
auch für das Beenden der Sparpolitik Griechenlands gestimmt haben. Die Wirtschaft
Griechenlands ist 2014 um 0,7 Prozent gewachsen, für 2015 wurden bis zu 2,9
Prozent an Wachstum vorausgesagt. Durch das Beenden der vorhandenen Politik
könnte dieser kleine Fortschritt zunichte gemacht werden. Das ist vielen Jungwählern
bei einer Jugendarbeitslosigkeit (unter 25 Jahren) von 48,4 Prozent nicht bewusst,
39
doch versetzt man sich in ihre Lage muss man auch ihnen Verständnis
entgegenbringen. Doch kann auch diese Entwicklung zu einem Krieg in Europa
führen, geht man davon aus, dass nun auch die restlichen Linken Europas mobilisiert
werden, gegen eine von Angela Merkel auferlegte Sparpolitik. Da sie sich eingeengt
fühlen und in ihren Medien einseitig über Angela Merkel berichtet wird. Einseitige
Berichterstattung sollte man überall vermeiden, man sollte den Bürgern eine solche
Situation von verschiedenen Perspektiven aufzeigen und ihnen dann die Möglichkeit
der Meinungsbildung lassen. Sodass viele verschiedene Meinungen bestehen
können, was Konflikte wiederum vermeidet.
Warum eigentlich immer Angela Merkel, warum werden die Deutschen auf Plakaten
als Nazis dargestellt und für das Elend mancher europäische Länder verantwortlich
gemacht?
Deutschland ist die stärkste Wirtschaftsmacht in Europa, vor Frankreich und
Großbritannien. Ich persönlich denke, dass Deutschland als der größte Geldgeber
Europas, gegenüber anderen europäischen Ländern, den Anschein erweckt, als
hätte man zu viel Geld. Was man definitiv nicht hat, man will oder muss nur helfen,
um einen Kollaps der europäischen Wirtschaft zu vermeiden. Die Bürger der
europäischen Krisenländer fragen sich, woher das Geld kommt und kommen zu dem
Schluss, dass das Geld von der gut funktionierenden deutschen Wirtschaft kommt.
Der Grund, dass das eigene Land nicht eine so gut funktionierende Wirtschaft hat,
liegt, wer hätte es gedacht, an Deutschland. Die Wirtschaftsmacht Deutschland ist so
mächtig, dass sie die Wirtschaft anderer europäischer Länder, nur noch zu
Mitbewerbern aus welchen Gründen auch immer, macht. Dies ist der Grund weshalb
die Deutschen mit Angela Merkel als ,,Führerin“, dafür verantwortlich gemacht
werden, dass es der Wirtschaft im eigenen Land nicht so blendend geht. Dies ist
mein differenziertes Bild von den Medien. Wenn diese Entwicklung so weiter geht,
steht Deutschland irgendwann alleine gegen die anderen Mitgliedsstaaten der
Europäischen Union da. Wenn dann noch einer auf die Idee kommt, man könnte
Deutschland ja ausrauben und ihnen ihre Wirtschaftsmacht nehmen, dann haben wir
den Krieg in Europa.
Quellen:
http://www.lpb-bw.de/islamischer-staat.html
http://www.lpb-bw.de/terrorusa.html
http://de.m.wikipedia.org/wiki/Islamischer_Staat_(Organisation)
http://www.rp-online.de/politik/ausland/islamischer-staat-verfassungsschutz-warnt-vor-is-kaempfern-in-deutschland-aid-1.4687810
http://www.lpb-bw.de/ukrainekonflikt.html
http://www.welt.de/wirtschaft/article135495004/Diese-Branchen-trifft-Russlands-Krise-mit-Wucht.html
http://www.zeit.de/politik/ausland/2014-08/separatisten-waffen-russland
http://www.tagesspiegel.de/politik/us-atombomben-in-deutschland-nuklearwaffen-werden-nicht-abgezogen-sondern-modernisiert/10236788.html
http://de.wikipedia.org/wiki/NATO
http://www.frieden-fragen.de/atomwaffen/wer_besitzt_atomwaffen/welche_laender_besitzen_heute_atomwaffen.html
http://www.bundesregierung.de/Content/DE/Lexikon/EUGlossar/G/gemeinsame-sicherheits-und-verteidigungspolitik-gsvp.html
http://de.wikipedia.org/wiki/Organisation_des_Vertrags_%C3%BCber_kollektive_Sicherheit
http://wahllos.de/niedrige-wahlbeteiligung-grosses-problem/static,Streitgespraech_de.htm
http://www.zeit.de/politik/deutschland/2014-09/niedrige-wahlbeteiligung-brandenburg-thueringen-interview
http://www.dw.de/tsipras-als-griechischer-ministerpr%C3%A4sident-vereidigt/a-18214227
http://www.merkur-online.de/politik/studie-bundtestagswahl-wahlbeteiligung-wird-sinken-demokratie-vielen-deutschen-egal-zr-2947950.html
http://www.wiwo.de/politik/europa/griechenland-welche-folgen-haette-eine-pleite-fuer-die-euro-zone/6909332-3.html
http://www.sueddeutsche.de/politik/griechenlands-premier-tsipras-ploetzlich-zahm-1.2330531
http://www.welt.de/kultur/article13417560/Was-die-Griechen-an-Deutschen-hassen-und-lieben.html
http://www.wiwo.de/politik/europa/eurokrise-warum-sie-uns-hassen/7999632.html
http://www.mopo.de/politik---wirtschaft/zypern--spanien--tuerkei-deutschland-am-pranger--warum-hassen-uns-alle-so-,5066858,22274584.html
http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/syriza-wie-alexis-tsipras-sieg-europas-linke-mobilisiert-a-1016452.html
http://www.spiegel.de/politik/ausland/deutscher-afghanistan-einsatz-zehn-vertane-jahre-a-805088.html
http://www.zitate-online.de/sprueche/wissenschaftler/1047/ich-bin-nicht-sicher-mit-welchen-waffen.html
http://www.stern.de/politik/ausland/kommentar-die-terroristen-sind-unsere-soehne-529771.html
http://www.welt.de/politik/deutschland/article128774354/De-Maiziere-sagt-Dschihad-Rueckkehrern-Kampf-an.html
http://www.fr-online.de/tv-kritik/-guenther-jauch---ard-am-liebsten-ohne-die-ukraine,1473344,29787468.html
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10. Rang: Lena Löffler – Hartmanni-Gymnasium, Eppingen
Sehr geehrte Damen und Herren,
2013 hat Jean-Claude Juncker gesagt:
„Wer glaubt, dass sich die ewige Frage von Krieg und Frieden in Europa nie mehr
stellt, könnte sich gewaltig irren. Die Dämonen sind nicht weg, sie schlafen nur."
Nur zwei Jahre nach Junckers Prophezeiung ist es so weit.
Die Dämonen schlafen nicht mehr. Sie sind aufgewacht: In Europa herrscht Krieg.
Und er kommt auch dem scheinbar so sicheren Deutschland bedrohlich nahe. Der
Hass zwischen den Völkern scheint wieder zuzunehmen. Menschen gehen auf die
Straße und demonstrieren gegen andere Länder und Menschen.
Wenn wir es schaffen wollen, die Dämonen noch einmal zu beruhigen, dann müssen
wir sofort handeln. Wir müssen uns fragen:
Was haben wir Europäer seit dem 2. Weltkrieg getan, um die Völker näher zu
verbinden? Wie helfen unsere Regierungen, den Frieden in Europa zu bewahren?
Offensichtlich nicht genug. Wir haben unseren Frieden viel zu selbstverständlich
hingenommen. Wir müssen uns anstrengen, dass der Frieden bleibt. Wir müssen
Arbeit und Mühe und Geld investieren. Ein gutes Verhältnis unter Europas Ländern
kommt nicht von allein.
Aber wie? Wie schaffen wir es, den Frieden in Europa zu erhalten?
Kriege entstehen meiner Meinung nach aus Hass und Unkenntnis. Die meisten von
uns Jugendlichen kennen die Menschen in den europäischen Nachbarländern nicht
persönlich. Also sind viele Jugendliche leichte Beute für Menschen und
Journalismus, die gegen andere Nationen hetzen. Aber genau diese Jugendlichen
werden später verantwortlich sein für das Verhältnis zwischen den Ländern Europas.
Das kann man verhindern, wenn wir Jugendliche selbst Kontakte, ja besser noch
Freundschaften, zu anderen Länder aufbauen. Niemand würde einen Krieg führen
gegen einen Freund. Gegen jemanden, den man kennt und den man gern hat.
Ich war dieses Jahr für zwei Monate bei einem Schüleraustausch in Frankreich und
glaube fest, dass solche Freundschaften Kriege verhindern können, wenn viele sie
pflegen. Aber - und das ist das Problem: Für die meisten Menschen ist ein Austausch
zu teuer und zu aufwändig. Außerdem trauen sich die meisten nicht, für längere Zeit
ins Ausland zu gehen.
Wie lässt sich das Problem lösen? Durch den Austausch habe ich die entscheidende
Idee gehabt: Meine Austauschschülerin und ich haben nämlich, bevor wir uns
persönlich kennengelernt haben, geskyped - fast jeden Abend.
Und das ist es: Nutzen wir doch die kostenlosen und unkomplizierten Möglichkeiten
der Technik!
Ich möchte Ihnen hier mein Projekt vorstellen:
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An den Schulen Europas soll eine Schulstunde pro Woche für den Kontakt zu einer
anderen, ausländischen Schule reserviert sein. Dabei bekommt jeder Schüler
einen Austauschpartner und kann in dieser Stunde Freundschaften schließen und noch nebenbei - die Sprache verbessern. Gerade wegen G8 ist ja zu wenig Zeit, die
Sprache zu sprechen. Jede Stadt in Deutschland hat Partnerstädte. In den Schulen
in dieser Partnerstadt gibt es Computerräume auch mit Internetzugang. Das einzige
Problem liegt darin, dass die Zeiträume für beide Schulen passen müssen. Es muss
ein Verantwortlicher dafür zuständig sein, der die Zeiträume organisiert und die
Skype-Adressen vermittelt. Das könnten z.B. die Schulleiter oder die Lehrer der
Sprachen sein.
Dass es klappt, habe ich schon bewiesen. In Frankreich hat mich eine Schülerin
angesprochen, ob ich ihre Brieffreundin werden könnte. Daraufhin habe ich in der
Klasse gefragt, wer denn noch Interesse hätte. Zu meiner Überraschung gab es sehr
viele Kinder. Daraufhin habe ich in Frankreich eine kleine BrieffreundschaftVermittlung gegründet. Die Adressen, die ich dort gesammelt habe, gebe ich an
interessierte Schüler meiner Schule weiter. Die meisten haben schon mit dem
Skypen angefangen.
Wenn das nicht nur Einzelfälle bleiben, kann uns keiner davon überzeugen, dass
unsere europäischen Nachbarn unsere Feinde seien…!
Nutzen wir unsere technischen Möglichkeiten zur Friedenssicherung in Europa!
Durch Skypen im Unterricht!
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.
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