Sonderausgabe zum Unterbezirksparteitag Editorial Neue Drogenpolitik Aufstieg durch Bildung Nominierungen Seite 1 Seite 2 Seite 3 Seite 4 Der neue UBA (v.l.n.r.): Abdi Rizak, Clemens Schubert, Simon Rahause, Nis Thiemeier, Frederik Michalke, Ann Katrin Blachnik, Leonard Hofmann, Vivien Lee Greiwe, Ekin Polat, Matteo Minden, Nora Simon, Josephine Geib, Johanna Schafgans, Myrella Dorn, Rachid Khenissi, Elisabeth Scherzberg, Jennifer Bocskay, Omar Shehata, Lino Leudesdorff. editorial Liebe Leserinnen und Leser, Mitte November des vergangenen Jahres haben wir als neu gewählte Sprecher*innen der Frankfurter Jusos gemeinsam mit dem Vorstand unsere Arbeit aufgenommen. Nun erscheint die erste Bandiera Rossa 2015. Unsere Zeitung erscheint drei- bis viermal im Jahr und widmet sich jeweils verschiedenen aktuellen Themen aus unserer Perspektive. Diese Ausgabe der Bandiera Rossa wollen wir vorrangig dazu nutzen, uns als neuen Vorstand und unsere bisherige inhaltliche Arbeit einerseits sowie unsere Juso-Kandidaturen auf diesem Parteitag andererseits näher vorzustellen. Dies wollen wir mit ein paar Themen verbinden, die uns und maßgeblich auch unsere Kandidaten in den letzten Wochen und Monaten beschäftigt haben. Der neue Vorstand, der einen heterogenen Mix aus Studierenden, Schüler*innen, Auszubildenden und jungen Arbeitnehmer*innen vorweisen kann und mit ihm viele weitere aktive Genossinnen und Genossen arbeiteten in dieser Zeit an verschiedenen Themen, die vorrangig unsere Stadt betreffen. So haben wir uns beispielsweise gemeinsam mit der AG 60+ dem Thema der Dorgenpolitik, insbesondere der Cannabislegalisierung gewidmet. Ferner wurden aber auch zu Themen, wie dem von unserem Oberbürgermeister aufgeworfenen Regionalkreis, zu unserer Forderung nach einem Jugendparlament, oder zur Stadtplanung, vor allem im Bereich des geplanten „Kulturcampus“, Konzepte erarbeitet, um einige Punkte zu nennen. Darüber hinaus haben wir uns aktiv am Werdegang der Leitlinien zur Kommunalwahl beteiligt, sowohl in den Regionalkonferenzen und dem UBV, als auch durch Myrella Dorn, Christian Heimpel und Frederik Michalke personell vertreten in den Leitlinienkommissionen. Die breite Vielfalt und inhaltliche Ausrichtung dieser Ausarbeitungen sind für uns sehr zufriedenstellend und wir sind zuversichtlich, dass sich unser eigenes Juso-Wahlprogramm hervorragend ergänzen wird. Die vergangenen Wochen und Monate standen außerdem im Zeichen der zahlreichen Pegida-Aufmärsche, die über Wochen unser Land heimsuchten. In Frankfurt blieb die Anzahl der PegidaAnhänger zum Glück überschaubarer als anderswo in der Republik, dennoch muss und musste in unseren Augen auch und gerade im weltoffenen und multikulturellen Frankfurt entschieden auf diese Situation reagiert werden. Uns ist es als Jusos gelungen, ein Bündnis mit anderen gesellschaftlichen Akteuren maßgeblich zu initiieren, mit dem Ziel, sich den wöchentlichen Kundgebungen an der Katharinenkirche entgegenzustellen und auch nach der großen Kundgebung auf dem Römerberg ein klares Zeichen für ein weltoffenes Frankfurt zu setzen. Wir wünschen uns allen einen guten und produktiven Parteitag und Euch viel Spaß beim lesen unserer Zeitung! Mit den besten sozialistischen Grüßen, Myrella Dorn Matteo Minden Lino Leudesdorff 1 stanz und der Konsum ist wie bei anderen psychoaktiven Substanzen, wie Alkohol, Nikotin, aber auch vergleichsweise harmlosen Substanzen wie Koffein, nie ohne Risiko. Die Studien zur Gefährlichkeit von Cannabis zeigen, dass die Gefahr von Selbstschädigung und Fremdschädigung nach dem Konsum von Cannabis nur weniger als ein Drittel des Potenzials von Alkohol beträgt, dass deutlich vor Heroin und Crack das höchste Schädigungspotential hat. Auch das Abhängigkeitspotential von Cannabis ist deutlich niedriger als das von Alkohol. Die von konservativer Seite eingeforderte „Schutzverantwortung“ des Staates müsste sich, wenn sie konsequent wäre, demnach primär gegen Alkohol- und Tabakläden richten. Neue Wege iN der fraNkfurter drogeNpolitik Die Prohibition und Kriminalisierung von Cannabis ist weltweit gescheitert. Immer mehr Staaten gehen den Weg der Entkriminalisierung des Konsums oder der generellen Legalisierung. Frankfurt könnte wieder einmal bundesweite Modellregion für neue Wege einer modernen Drogenpolitik werden. Nachdem die Drogenproblematik im Frankfurt der 1980er und frühen 1990er Jahren ihren Höhepunkt erreichte und die Zahl der Drogentoten und Infektionen mit HIV und anderen Krankheiten von Jahr zu Jahr weiter zunahm machte sich die Stadt Frankfurt am Main vor über zwei Jahrzehnten, auf in ein neues Zeitalter der Drogenpolitik. Der Paradigmenwechsel unter der rot-grünen Stadtregierung bestand im Gegensatz zu der auf Law&Order ausgelegten Politik der CDU im Vorgängermagistrat darin, dass man sich einig war, dass eine nur auf polizeiliche Repression ausgelegte Strategie weder erfolgreich war, noch jemals erfolgreich sein wird. Neben diesem pragmatischen Ansatz, einzusehen, dass die bisherige Politik gescheitert war, ging man analytisch noch einen Schritt weiter und beschäftigte sich mit der sozialen Dimension der Drogenpolitik. Drogenabhängige wurden nicht mehr länger als Kriminelle behandelt, sondern als Menschen mit einer schweren Suchtkrankheit, denen geholfen werden muss. Der Ansatz von gesundheitlicher Prävention, der konkreten Hilfe für Drogenabhängige und der Repression gegen Dealer, die mit 2 dem Elend anderer Menschen ihr Geld verdienen, ist international bekannt als der Frankfurter Weg. Doch welche Schlüsse können wir heute aus den Erfahrungen des Frankfurter Weges für die Debatte um Cannabis ziehen? Der Frankfurter Weg war eine Reaktion auf die offene Drogenszene und die daraus resultierenden Sozialen Probleme, insbesondere im Bahnhofsviertel und an der Taunusanlage. Beim Thema Cannabis ergibt sich ein grundsätzlich anderer Sachverhalt. Aber wir können trotzdem aus den bereits gesammelten Erfahrungen wertvolle Schlüsse ziehen. Die wichtigste Erkenntnis ist die Anerkennung der gesellschaftlichen und politischen Realität: Die Prohibition von Cannabis ist auf ganzer Linie gescheitert! Laut dem aktuellen Drogen-Monitoring des Center for Drug Research für das Frankfurter Drogenreferat, gaben 42 Prozent der Jugendlichen zwischen 15 und 18 Jahren an, mindestens einmal in ihrem Leben Cannabis konsumiert zu haben. Zum vergleich, 84 Prozent der befragten haben mindestens einmal in Ihrem Leben Alkohol getrunken und 57 Prozent haben eine Zigarette oder ein ähnliches Tabakprodukt geraucht. Es lässt sich also zusammenfassend sagen, dass trotz der Kriminalisierung und der damit verbundenen Repression, Cannabis präsent ist und zur Lebensrealität vieler Menschen aus einem Querschnitt der Gesellschaft gehört. Von den Gegnern der Entkriminalisierung bzw. der Legalisierung von Cannabis und insbesondere von der Frankfurter CDU wird argumentiert, dass legaler Zugang zu Cannabis die Gesundheit der Jugend und allgemein der konsumierenden Menschen gefährdet und den Konsum beflügeln könnte. Fakt ist: Cannabis ist eine psychoaktive Sub- In Anbetracht dieser Fakten liefert der Frankfurter Weg einen weiteren wichtigen Ansatz: die Menschen und ihr Verhalten nicht zu verurteilen, sondern ihnen Hilfestellung im Leben zu geben. Für viele Menschen ist Cannabis eine Gesellschaftsdroge wie Alkohol oder Tabak. Es gibt keine handfesten Gründe, warum der Konsum von Cannabis gefährlicher sein sollte als der von Alkohol. Die Entkriminalisierung bzw. Legalisierung würde neue Formen des gesellschaftlichen Umgangs und der Prävention ermöglichen. Aufklärung und Jugendschutz leiden unter der Tabuisierung des Themas und der Dealer um die Ecke hat ein Interesse daran, Jugendlichen auch härtere Drogen nahezubringen. Die Veranstaltung der SPD-Fraktion zu Cannabis im letzten Herbst war ein voller Erfolg. Führen wir daher die Debatte in der Partei offen und wenn es sein muss kontrovers – in Frankfurt, auf Landes- und auf Bundesebene. Wir haben mit dem Frankfurter Weg eine Tradition der progressiven Drogenpolitik in dieser Stadt, die weltweit Beachtung gefunden hat. In den Leitlinien zur Kommunalwahl setzen wir uns für ein Modellprojekt für die medizinische Freigabe von Cannabis und eine Entkriminalisierung ein. Mit Beschluss des Antrages A4 können wir dafür den weiteren Weg ebnen. CHRISTIAN HEIMPEL Stadtverordneter jugendpol. Sprecher aufstieg durch bilduNg vor ort gestalteN Bildungspolitik ist eines der Kernthemen sozialdemokratischer Identität. Die Einführung des BaFöG unter Willy Brandt 1971 ermöglichte Millionen Bundesbürgern die Finanzierung einer Ausbildung und eines Studiums. Bildungszugang für alle nahm zum ersten Mal deutlich Gestalt an. Doch Bildungspolitik obliegt nicht wie im Bereich Hochschule nur dem Bund und im Bereich Schule nur dem Land. Bildungszugang entscheidet sich maßgeblich vor Ort, also in der Kommune. Denn eine Stadt wie Frankfurt ist Schulträger und entscheidet, wo Schulen in der Stadt gebaut werden, welche Schulform sie besitzen und wie sie ausgestattet sind. Doch Frankfurter Bildungspolitik wird seit über 25 Jahren nicht mehr direkt von Sozialdemokraten gestaltet und das hat Spuren hinterlassen: In Frankfurt existiert ein Investitionsstau von ca. 1 Milliarde Euro an öffentlichen Schulen. Oft bröckelt dort mehr als nur der Putz, eine Schule ist vom Einsturz bedroht und Lernen ist für viele Schülerinnen und Schüler nur unter widrigsten Bedingungen möglich. Schule ist hier nicht mehr Ort des Lebens, sondern des Überlebens. Die Antwort der Stadtregierung war ein von uns eingeforderter Schulaktionsplan mit einem Volumen von 150 Millionen Euro. Doch wurden diese 150 Millionen Euro durch eine Neuverschuldung der Stadt aufgebracht. Im Zuge der immer wieder angepriesenen Haushaltskonsolidierung war dies fiskalpolitisch kein nachhaltiger Schritt. Nachhaltig wäre die Erhöhung der Gewerbesteuer. Denn die Investition in Humankapital, also Bildung, ist entscheidend für die Zukunft unserer Gesellschaft. Dies haben auch Unternehmen erkannt und sind bereit mehr zu zahlen, nur der Magistrat nicht. Jetzt wären abermals weitere 150 Millionen zur Bekämpfung des Investitionsstaues nötig und zwar mit dieser Steuererhöhung. Auch die Fortentwicklung der Frankfurter Schullandschaft ist auf der Strecke geblieben. Seit 2009 ist kein richtiger Schulentwicklungsplan mehr vorgelegt worden. Zwar war der Partizipationsprozess im letzten Jahr ein erster Schritt, doch liegen bis heute keine endgültigen Ergebnisse vor. Es herrscht enormer Platzmangel an den weiterführenden Schulen, der von Sozialdemokraten eingeführte Elternwunsch kann oftmals nicht mehr berücksichtigt werden und die Klassengrößen steigen stetig an. Die Entscheidung für ein neues Gymnasium in Nied und den Bau einer gymnasialen Oberstufe im Gallus sind konsequent, doch auch diese Entscheidungen kamen nur durch Druck zu Stande und deren Bau liegt in weiter Ferne. Doch ein Gymnasium in Nied und eine gymnasiale Oberstufe im Gallus beantworten noch lange nicht die Frage der Bildungsgerechtigkeit in dieser Stadt. Es müssen noch mindestens 2-3 weitere gymnasiale Oberstufen eingerichtet werden und der Bau einer weiteren Integrierten Gesamtschule, die sozialdemokratisches Bildungsideal verkörpert, muss im Fokus städtischer Bildungspolitik stehen. All diese Bauvorhaben und die Umsetzung des Schulaktionsplans dürfen nicht nur auf dem Papier stehen, sondern müssen auch praktisch umgesetzt, also gebaut und verbaut werden. Dazu ist eine effektivere Zusammenarbeit zwischen den Ämtern wie Stadtschulamt, Hochbauamt und Liegenschaftsamt notwendig. Hier darf kein Personal eingespart, sondern es müssen weitere Stellen geschaffen werden. Aktuell schleppen sich die angekündigten Bauvorhaben nur langsam bis gar nicht voran. Dies ist ein unhaltbarer Zustand für die Schulen dieser Stadt. Probleme, die sich über Jahre angesammelt haben und zu spät angegangen worden sind, müssen endlich gelöst werden. Die Stadt muss antworten geben, anstatt immer wieder neue Fragen aufzuwerfen. Die Umsetzung der Menschenrechtskonvention „Inklusion“ und die Frage des Mangels von Betreuungsplätzen an öffentlichen Schulen können nicht alleine von den Kommunen gestemmt werden. Auch hier ist das Land in die Pflicht zu nehmen. Doch ein „Pakt für den Nachmittag“ mit vielen Fragen und eine „Modellregion Inklusion“ lösen das Problem nicht. Es sind Teillösungen und sie versprechen, wie im Bereich Inklusion, nur Ressourcensicherung anstatt Ausbau. Die Schulen werden hier alleine gelassen. Die Frankfurter Bildungsdezernentin verweist besonders bei Inklusion und Betreuung immer auf die Landesregierung. Doch sind die Koalitionen in Frankfurt und im Land identisch und ein kurzer Draht müsste vorhanden sein, um die Probleme anzugehen. Aktuell scheint es so, als kann und will man die Frankfurter Probleme nicht sehen. Der Sonderstatus Frankfurts als einzig wachsende Kommune in Hessen muss berücksichtigt werden. All dies macht deutlich, in welchem schwierigen Zustand sich die Frankfurter Bildungslandschaft befindet. Die Beseitigung des Investitionstaus und die Weiterentwicklung der Frankfurter Schullandschaft mit Beteiligung der Akteure auf Augenhöhe müssen Priorität haben. Inklusion und Betreuung kann nur in Anerkennung des Sonderstatus von Frankfurt als wachsende Stadt erfolgreich sein. Sozialdemokratische Bildungspolitik bedeutet eine solidarisch finanzierte Bildungslandschaft. Nur so kann der Aufstieg durch Bildung gelingen. FREDERIK MICHALKE ehem. Stadtschulsprecher, Mitglied im UBA 3 NomiNieruNgeN der Jusos für deN uNterbezirksparteitag Liebe Parteitagsdelegierte, wir würden uns sehr über eure Unterstützung für die Kandidaturen aus den Reihen der Jusos freuen! uNterbezirksvorstaNd delegierte für Christian Heimpel bezirks- uNd laNdesparteitag Frederik Michalke Julien Chamboncel Henry Dill aNtragsprüfuNgskommissioN Myrella Dorn Jennifer Bocskay Abdirisak Galaid Myrella Dorn Io Josefine Geib Abdirisak Galaid Christian Heimpel Christian Heimpel Rachid Khenissi Rachid Khenissi Lino Leudesdorff Lino Leudesdorff Frederik Michalke Frederik Michalke Matteo Minden Matteo Minden Tobias Penndorf Tobias Penndorf Omar Shehata Omar Shehata Nora Simon Nora Simon Nis Thiemeier terminhinweis stadionführung der Jusos Donnerstag, 12. März – 16.00 Uhr Waldstadion Teilnahme kostenlos Anmeldung: www.jusos-hs.de IMPRESSUM HerausgeberInnen: Jungsozialistinnen und Jungsozialisten in der SPD Unterbezirk Frankfurt Verantwortlich: Myrella Dorn, Matteo Minden, Lino Leudesdorff Redaktion: UBA der Jusos Frankfurt Fotos: S2: CC BY-SA 3.0 Wikimedia; S3: FNP; S4: Flickr/koeb CC by-nc-sa Sonstige: Jusos/Privat Redaktionsanschrift: Jusos in der SPD Frankfurt Fischerfeldstr. 7-11, 60311 Frankfurt am Main Kontakt: Tel.: 069 299 888 - 490 Mail: buero@jusos-frankfurt.de 4 JUSOS
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