Borneo, die grosse grüne Insel, importiert grosse Mengen von Lebensmitteln und exportiert dafür Palmöl und Kautschuk! 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. Geografische Lage und Klima Bevölkerung Infrastruktur Topografie Flüsse Böden Brandrodung Landwirtschaft Ölpalmen, Herbizide, schlechte Strassen Einführung: Beschrieben wird nur die Situation in Westkalimantan, der Autor dieses Berichtes wird aus Diskretionsgründen nicht angegeben. Der Autor besuchte Westkalimantan im April 2015. 1. Geografische Lage und Klima Die Insel Borneo ist etwa so gross wie Spanien und Portugal zusammen. Borneo liegt nördlich von Bali, zwischen den Insel Sumatra und Java- im Westen und der Insel Sulawesi im Osten. Im Norden der Insel sind die malaysischen Provinzen Sarawak und Sabah, getrennt durch den Kleinstaat, das Sultanat Brunei. Der grösste Teil der Insel gehört zu Indonesien und ist aufgeteilt in 4 Provinzen, West Ost - Mittel - und Süd – Kalimantan. Der Äquator verläuft ziemlich genau durch die Mitte der Insel. Das Klima ist ganzjährig feucht und heiss, mit 3000 bis 5000 mm Niederschlag. Während des Tages wird es um die 34 Grad warm in der Nacht selten unter 26 Grad. Die Monate Mai bis Sept. sind eher trocken, eine eigentliche Trockenzeit gibt es aber nicht. Die Indonesischen Provinzen sind wegen den unzugänglichen Gebirgszügen in der Mitte nicht mit Strassen untereinander verbunden. Grosse, breite, langsam fliessende schiffbare Flüsse entwässern das Land in alle Richtungen ins Meer. Das ist auch der Grund, dass in Flussnähe schon lange kein Urwald mehr existiert. An den Küsten im Einfluss von Ebbe und Flut, entwickelten sich mächtige Torfböden, jetzt durchzogen mit Entwässerungsgräben werden dort Kokospalmen angebaut. Und neu auch Ölpalmen, durch die Trockenlegung der Torfböden werden grosse Mengen CO 2 freigesetzt. Der Torf wird wegen der Entwässerung innert kurzer Zeit bis auf den Lehm abgebaut und das Meerwasser dringt bei Flut weit ins Landesinnere ein! Der Urwald ist weg und der Boden für die Landwirtschaft nicht mehr nutzbar. 2. Bevölkerung, Zugehörigkeit, Glauben Die Bevölkerung setzt sich zusammen aus der „Urbevölkerung“ den Dayaks ca. 33 % (Kristen) und „Malaien“ 33 %, (Islam) ein Teil der sogenannten „Malayen“ sind ursprünglich auch Dayaks, haben aber den Islamischen Glauben angenommen, Beide Gruppen wohnen traditionell an den Flüssen in jeweils eigenen Dörfern. Auf Grund der vorhandenen Moschee respektive Kirche ist es einfach festzustellen welchem Glauben die Leute angehören. Zur Kolonialzeit brachten die Holländer Chinesen als Minen- und Plantagenarbeiter nach Indonesien, die Chinesen (ca. 10 % in Westkalimantan) betätigen sich vor allem als Händler und Unternehmer mit Ausnahmen an der Westküste wo es relativ viele Chinesischen Bauern gibt. Im Weiteren Einwanderer aus Java, 9 % Madura 5 % Bugis aus Sulawesi 3 % und andere! Nach Glauben aufgeteilt ca. 60 % Moslem 34 % Kristen, 6 % Buddhisten und Hindu. 3. Infrastruktur Ursprünglich wurde ganz Borneo über die Flüsse besiedelt. Wegen der vielen Windungen der Flüsse sind Transporte sehr zeitaufwendig. In den 1970 er Jahren wurden die von den Holländern erbauten Strassen wieder hergestellt und verlängert. Wegen der herrschenden Korruption versickern die Gelder für den Strassenbau diese werden schlecht unterhalten und sind meistens nur mit hohem Zeitaufwand, oder gar nicht passierbar. Die Strom - und Wasserversorgung ist rudimentär und nur in den grösseren Ortschaften mit häufigen Unterbrüchen vorhanden. In den Dörfern die etwas weiter weg von den Agglomerationen sind, wird mit kleinen Generatoren Lichtstrom erzeugt. Industriebetriebe haben eigene Diesel Generatoren. Kühlschränke, und elektrische Apparate sind praktisch keine vorhanden. Bügeleisen zum Beispiel, werden auf dem Gaskocher erhitzt. 4. Topografie Flüsse, Boden Während Jahrmillionen wurden durch die starken Regenfälle Sedimente abgetragen und Richtung Meer geschwemmt mit dem Resultat dass sich in den grossen Ebenen mächtige Torf - Sumpf – und Mangroven Wälder bildeten. Im Gegensatz zu den meisten anderen Inseln in Indonesien die aus Vulkanen entstanden sind, ist die Insel Borneo vor 15 bis 20 Mio. Jahren auf Grund der Kontinental Verschiebungen aus dem Meer gewachsen. Deshalb die unfruchtbaren sandigen ausgewaschenen Böden. Zusätzlich sind die Böden sehr sauer und enthalten an vielen Orten so viel Eisen und Aluminium, dass nach der Rodung des Urwaldes nichts mehr als nur noch ein zähes Gras, Alang Alang (Imperata) wächst. Wegen der darauf folgenden Buschbränden wachsen dann nur noch einige feuerresistente Büsche und als letztes ein zähes undurchdringliches Farn (Linearis) mit einem Unterwuchs der schnell austrocknet und schon bei kürzeren Trockenzeiten wie Zunder brennt. Solches Land ist (oder war) für die einheimische Bevölkerung unbrauchbar. Ein grosser Teil der heutigen Ölpalmen wurde auf solchen Böden angebaut. Das Gras vorgängig und laufend mit Herbizid abgetötet und die mit Farn bewachsenen Flächen mit einem Bulldozer zusammengestossen und verbrannt. 5. Brandrodung Brandrodung war für die Landwirtschaftliche Bevölkerung bis in die 1980 er Jahre die einzige Möglichkeit mit den vorhandenen Mitteln (Werkzeugen) das Land zu bewirtschaften und Lebensmittel anzubauen. So lange die Bevölkerung klein war, konnte auf neue Typischer Ablauf Brandrodung. Flächen ausgewichen werden. In alten Reiseberichten ist die Rede von riesigen Flächen die schon vor mehr als 100 Jahren nur noch mit Alang Alang und Farnen bedeckt war. Die erste grosse Entwaldung wurde also von den Ureinwohnern selber gemacht! a) Unterholz schneiden b) Bäume fällen c) Am Ende der Trockenzeit (oder der trockeneren Periode) abbrennen. Wenn die abgehauenen Masse nicht richtig verbrannten blieb der Boden wegen der fehlenden Asche zu sauer und unfruchtbar. d) Säen von: Trockenreis, Mais, verschiedene Blattgemüse, Gurken, Bohnen. e) Nach 4 bis 6 Monaten Reisernte f) Pflanzen von Maniok, Fruchtbäumen, Bananen, Kautschukbäume und neu, immer mehr Ölpalmen. 6. Ölpalmen Kautschuk In den 1970er Jahren vor der Einführung der Ölpalme waren die meisten Fachleute davon ausgegangen, dass ein grosser Teil Borneos versteppt und zur Halbwüste wird. Bis dann zumal wurde nur Kautschuk angebaut. Mit relativ einfachen Mitteln konnte auch in den abgelegensten Gebieten Gummi gezapft werden und gegen Reis und andere Lebensnotwendigen Güter eingetauscht werden. Wegen des unstabilen Preises wurde aber immer noch etwas Brandrodung zur Grund- und Notversorgung betrieben. Kurz Zusammengefasst, der ländlichen Bevölkerung geht es dank der Ölpalme eher besser als vorher. Die Verbuschung des Landes wurde (vorläufig) gestoppt, trotz, oder wegen den Ölpalmen! Was klar ersichtlich ist, dass die Artenvielfalt bei den Pflanzen massiv abgenommen hat, der grösste Teil der Wildtiere wurden in diesen Gebieten schon vorher praktisch ausgerottet! 7. Landwirtschaft Bauernhöfe in unserem Sinne gibt es ausser an der Westküste wo sich ehemalige Chinesische Arbeiter als Bauern niedergelassen haben keine. In der Gegend von Singkawang – Sambas werden in ehemaligen Nassreisfeldern Mandarinen (Jeruk Pontiank) angepflanzt. Auch etwas Gemüse wie Auberginen, Stangenbohnen, Kangkong eine Art Spinat und andere Blattgemüse wie Cangkok Manis, Bayam (Amarant), Kucai, (Frühlingszwiebeln) etc. (Gemüse wie Karotten, Kohl, Kartoffeln gedeihen im feuchtheissen Klima nicht, wie in allen Tropengebieten blühen und fruchten da nur Kurztagpflanzen. In der Regel wohnen auch die Bauern in Dörfern. Aus sozialen Gründen und aus Angst vor Dieben und früher, um den Kopfjägern nicht wehrlos ausgesetzt zu sein. Die Landparzellen sind bedingt durch Vererbung, Kauf, Verkauf im ganzen umliegenden Gebiet verteilt. Traditionell gehört das Land demjenigen der es Urbar gemacht hat. Landtitel gibt es nur in Gebieten wo staatliche Plantagenverwaltungen die Palmölplantagen aufgebaut haben. Einmal bepflanzt bekommen die Einheimischen und die Einwanderer aus anderen Indonesischen Inseln, Landtitel. Zum Teil sind Landbesitzer nicht authentisch mit dem Besitzer von darauf stehenden Bäumen. Früher wohnte die Landbevölkerung in Langhäusern. Aus politischen (Antikommunismus seitens der Regierung) und praktischen Gründen (bei Feuersbränden ist jeweils das ganze Langhaus – Dorf abgebrannt) wurde der Bau von Langhäusern verboten. Ackerbau und Wiesen sucht man vergebens, Ölpalmen- Plantagen und kleinere Ansammlungen von Ölpalmen, Kautschukbäume vermischt mit vielen anderen Bäumen dominieren die meist hügelige Landschaft. Im Gegensatz vor 30 Jahren als noch riesige Gebiete vom Alang Alang Gras (Imperata Cylindrica) bewachsen war. Die steppenähnlichen Grasgebiete waren für die Bevölkerung nutzlos aber eignen sich, wenn viel Dünger eingesetzt wird, gut für den Anbau von Ölpalmen. In wenigen fruchtbareren Schwemmlandböden gibt es auch bewässerte Reisfelder. Diese Bauern besitzen zusätzlich zu den eigenen Reisfeldern Land mit Ölpalmen mit Landtiteln. Rindviehhaltung wäre nachhaltig und Wiesen gut für die Bodenfruchtbarkeit nur, freilaufendes Vieh ist auch für Diebe einfach zu holen. Deshalb und wegen den für Rindvieh schwierigen Klimaverhältnisse nimmt die Viehhaltung tendenziell eher ab. Ein schlachtreifer Muni (450kg SG) ist etwa so viel Wert wie ein Jahreslohn von einem Beamten! Die alten Dörfer liegen traditionell an einem Fluss eingebettet von Kautschuk und immer mehr auch Ölpalmen, und verschiedenen anderen Nutzbäumen, zwei dominierende riesige Bäume, Tenkawang, (Illipe Nut, daraus wird ein wertvolles Öl gewonnen) eine Unterart des wertvollen Bauholzes Meranti, blüht aber nur alle 5 bis 10 Jahre und Durian, auch ein gutes hartes Bauholz (Stinkfrucht). Was genau das Blühen der Bäume auslöst weiss man nicht. Können die Tenkawang Nüsse aber einmal geerntet werden, bedeutet das eine finanzielle Sanierung für die ganze Gegend, alte Schulden können abbezahlt und wieder neue gemacht werden! Neue Motorräder, Parabolantennen, laufende Stromgeneratoren etc. sind dann die sichtbaren Zeichen des Geldsegens. In den dorfnahen Mischwäldern finden sich wild wachsend viele verschiedene essbare Blätter, sogar die Sprossen von einigen Farnen können gegessen werden. Seit Anfang der 1980er Jahre werden Ölpalmen angepflanzt, entlang den Strassen, in den flachen Gebieten sind diese inzwischen dominant. Vorher brannten diese grossen unbewohnten Gebiete in der Trockenzeit regelmässig ab. Mit dem Aufkommen des Kautschuk und die Möglichkeit diese zu verkaufen, werden schon seit über 100 Jahren nach der Reisernte im Brandrodungssystem Kautschukbäume angepflanzt. Zusammen mit Fruchtbäumen deren Holz zum Teil als Bauholz verwendet werden kann, existiert Heute noch in vielen Dörfern eine Art „Agroforest“ eine „ökologische“ Ausgleichsfläche. Wildtiere wie Reh, Hirsch und Affen sind aber praktisch ausgerottet, alles was irgendwie essbar ist, wurde seit jeher gejagt! Das ganz grosse Abholzen hat bereits vor mehr als 30 Jahren durch Regierungsnahe Firmen stattgefunden. Die politisch unstabile Zeit nach Suharto wurde in ganz Indonesien gnadenlos ausgenutzt. Sogar Schutzwälder auf der Insel Java wurden gerodet! Während der Zeit Suhartos wurde es als grosse Pioniertat seitens der Regierung angepriesen, Holz zu schlagen und zu exportieren. Erst vor einigen Jahren hat sich ein CH Grossverteiler damit gebrüstet mit einem Partner aus Java zusammen zuarbeiten in den „eigenen Wälder“ Borneos nachhaltig Wald zu bewirtschaften. Nachhaltige Bewirtschaftung von Urwäldern ist nicht möglich und gibt es nicht! Brandrodungen werden praktisch nur noch in alten Kautschukpflanzungen praktiziert. Dieses System ist um einiges umweltfreundlicher als das Vergiften der Ölpalmen. (siehe Film Ölpalmen vergiften). Kautschukbäume und Ölpalmen müssen nach ca. 25 Nutzungsjahren ersetzt werden. Die Palmen werden an Ort und Stelle mit einem Herbizid in die vorgebohrten Löcher eingespritzt. Gemüse wie Karotten, Kartoffeln, Kohl, Knoblauch und Zwiebeln werden aus den höher gelegenen Gebieten der Inseln Javas und Sumatras importiert. Dank dem kühleren Klima und den fruchtbaren Vulkanböden, gedeihen dort viel mehr Gemüsesorten. Kalimantan ist trotz der riesigen Landfläche ein Grossimporteur von Lebensmitteln. Im Prinzip ein Dilemma, das Grundnahrungsmittel, das in Kalimantan wirtschaftlich und ökologisch sinnvoll produziert werden kann, ist noch nicht gefunden, ausser man zählt das Palmöl dazu! 8. Ölpalmen, Herbizide und schlechte Strassen Im Gegensatz zu den Kautschukbäumen die meistens in einem Verbund mit anderen Nutzpflanzen „Agroforest“ angepflanzt werden, und keine chemischen Dünger benötigen, müssen die Ölpalmen mit grossen Kunstdüngergaben versorgt werden. Mit der Ölpalme hat auch der grossflächige Einsatz von Herbiziden Einzug gehalten. Das Alang Alang Gras wird vor dem Pflanzen der Ölpalmen grossflächig abgespritzt. Im besten Fall wurde ein Gründünger als Bodenbedecker angesät. Da aber die Arbeit unter den Palmen ohne Bodenbewuchs einfacher ist, hat sich in der Regel die Behandlung mit Herbiziden durchgesetzt. Zumal alle Beteiligten glauben, dass die Herbizide für Mensch und Tier harmlos sind. Unter den Herbiziden wird auch noch das in westlichen Ländern schon lange verbotene Gramoxon, Paraquat angewendet (Dirty Dozen!) Infrastruktur Mit dem Aufkommen der ölplantagen war auch die Hoffnung verbunden, dass die vorhandenen Strassen besser unterhalten, und neue gebaut werden. Diese Erwartung wird aber nicht erfüllt. Auf den Plänen sieht alles gut aus, wenn dann für die Erstellung einer neuen Strasse die Bulldozer auffahren, sieht das ganze anders aus. Ein Betroffener bringt es auf den Punkt, auf den Original Plänen ist die Strassenkofferung mit der Teerschicht 40 cm dick! Am Schluss sind es einige cm Sand und Steine auf die eine dünne Asphaltschicht aufgetragen wird. Spätestens bei der nächsten Regenzeit ist die Strasse nicht mehr passierbar. Interessant in den Gebieten wo die ersten grossflächigen Oelpalmplantagen von staatlichen Organisationen erstellt wurden. Da wurde den ehemaligen Besitzern und anderen Interessenten ein Stck. bepflanztes Land zugeteilt. Tendenziell kann beobachtet werden, dass immer mehr Leute die nicht aus der Landwirtschaft kommen zu Landbesitzern werden und dann für die Bewirtschaftung Taglöhner anstellen. Im Vergleich zu den Kautschukproduzenten geht die sichtbare Entwicklung geht bei den Palmöl Produzenten schneller voran, die Preise sind relativ stabil und die Infrastruktur ist besser. Die Produzentenpreise beim Kautschuk sind instabil, wenn ein Kilogramm Rohkautschuk unter dem Preis von einem Kilogramm Reis sinkt, lohnt es sich nicht mehr Kautschuk zu zapfen. Wegen der fehlenden Infrastruktur ist die Qualität der kleinbäuerlichen Kautschukproduktion tief, und wahrscheinlich deshalb auch grösseren Preisschwankungen ausgesetzt.
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