Aufrecht geht es besser durchs Leben

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TTIP-Gegner
fahren zu Demo
Ostallgäuer beteiligen
sich an Protest
Ostallgäu Bürgerrecht statt Konzerndiktatur – unter diesem Motto
steht die Demonstration der bayerischen Bündnisse „Stop TTIP“ am
globalen Aktionstag, Samstag 18.
April, in München (Auftakt: 13.30
Uhr am Stachus/Karlsplatz). Gemeinsam wird an diesem Tag sowohl in den EU-Ländern als auch in
den USA in unzähligen Städten demonstriert. Über 160 Organisationen, zusammengefasst in der Europäischen Bürgerinitiative (EBI), rufen dazu auf, die Freihandels- und
Investitionsabkommen zu stoppen
und eine Wirtschaft zu fördern, die
den Menschen und der Umwelt
dient. Auch das Ostallgäuer Bündnis
beteiligt sich. „Wir möchten auf die
intransparenten
Verhandlungen
hinweisen und vor der Absenkung
der Arbeits-, Sozial-, Umwelt-, Datenschutz- und Verbraucherschutzstandards warnen“, begründet
Bündnissprecherin Gerti Kustermann die Teilnahme des Ostallgäuer
Bündnisses.
Die gemeinsame Anreise aus dem
Ostallgäu erfolgt mit der Bahn. Abfahrtszeiten sind Füssen 11.05 Uhr,
Marktoberdorf. 11.47 Uhr, Kaufbeuren 12.10 Uhr und Buchloe
12.22 Uhr. Zur Lösung von Bayerntickets bittet das Bündnis die Teilnehmer, 15 Minuten vor Abfahrt am
jeweiligen Bahnhof zu sein.
Infostand in Kaufbeuren
Für alle, denen es nicht möglich ist
nach München zu fahren, lädt die
Kaufbeurer Friedensinitiative (KIFIAS) unter dem Motto „Kaufbeuren gegen TTIP“ ein zu ihrem InfoStand in der Fußgängerzone am
Salzmarkt 2 von 10 bis 13 Uhr zu
kommen. (az)
Auf einen Blick
NESSELWANG/EISENBERG
Unbeaufsichtigtes
Mottfeuer entfacht
Am Montagabend führte die Freiwillige Feuerwehr Nesselwang im
Bereich des Kögelweihers FunkÜbungen durch. Gegen 20.15 Uhr
wurde ein unbeaufsichtigtes Mottfeuer etwa 50 Meter südlich des
Weihers neben der Straße festgestellt. Die Feuerstelle wurde aufgrund des Windes wieder angefacht
und entzündete sich. Das Mottfeuer wurde schließlich durch die
Freiwillige Feuerwehr Eisenberg
gelöscht und ein Übergreifen der
Flammen auf die angrenzenden
Bäume konnte verhindert werden.
Derzeit ist noch nicht bekannt,
wer für das Mottfeuer verantwortlich war. Hinweise an die Polizei in
Füssen. Telefon (08362) 91230. (p)
Ostallgäu
MITTWOCH, 15. APRIL 2015
Aufrecht geht es besser durchs Leben
Serie (3) Wie die Brücke und der Pilz die Muskeln auf Länge bringen. „Lieber das als eine Operation“, sagt Jimmy
In seinem Ursprung hat Sport nicht nur
mit Wettkampf zu tun, sondern auch mit
Spaß, Geselligkeit und der Entspannung
von Körper und Geist. Es gibt viele
Menschen, die nach einer Operation
bzw. Erkrankung wieder anfangen Sport
zu treiben oder sich bis ins hohe Alter fit
halten wollen. In der Serie „Sport und
Gesundheit“ haben wir uns im gesamten
Allgäu umgeschaut, welche interessanten
Angebote es in der Region gibt.
VON ANDREAS FILKE
Marktoberdorf Mit beiden Füßen auf
dem Boden, sich bücken und dabei
die Zehenspitzen erreichen? Das ist
eine große Herausforderung. Spätestens zehn Zentimeter vor dem erstrebten Ziel meldet sich die rückseitige Beinmuskulatur mit einem
Schmerz. „Das habe ich früher nie
gekonnt“, schildert Heinz, den alle
nur Jimmy nennen.
Auch
beim
Spagat,
eine
Übung auf einem
der
Geräte,
zwickt es den Anfänger gewaltig in
der
Kniekehle.
„Halt, Oberkörper aufrecht, Hüfte und Fuß gerade, Fußspitze zu
dir“, achtet Peter Maruhn auf die
richtige Haltung. Und das tut in den
ersten Stunden verdammt weh.
Nach ein paar Wochen stellt sich
langsam Erfolg ein. Der Körper
fühlt sich beweglicher an, aber auch
stabiler. Genau das ist das Ziel des
Flexx-Rückgratkonzepts. Die entsprechenden Trainingsgeräte bietet
Maruhn seit einem Jahr in seinem
Sportstudio Allgäu in Marktoberdorf an. Nicht buckeln, sondern
Rückgrat zeigen – das gilt im täglichen Leben, das gilt besonders bei
dieser Art des Sports, die immer
mehr Freunde findet. An verschiedenen Geräten kräftigen sie vor allem die tiefliegende, am Knochen
befestigte Muskultur. „Die wird oft
vernachlässigt“, weiß Maruhn.
Der Mensch soll wieder den aufrechten Gang erlernen, denn die
Zahl derjenigen, die wegen eines
Rückenleidens ins Krankenhaus
müssen, steigt. Über 100 000 Fälle –
und damit 49 Prozent mehr als vor
zehn Jahren – sind es laut Statistischem Landesamt jährlich allein in
Bayern. Die Zahl der operierten Allgäuer stieg von 4003 im Jahr 2012
auf 4392 im Jahr darauf. Über den
Der Pilz ist ein anstrengendes, für die Muskulatur aber sehr vielseitiges Gerät. Wie die Übung richtig funktioniert, zeigt Sonja unter Anleitung von Peter Maruhn. Einsteiger
beginnen auch bei den anderen Geräten auf weniger anspruchsvollen Stufen.
Foto: Andreas Filke
Grund wird viel spekuliert, nicht
nur in Reihen der Operationskritiker. Sogar Fachärzte halten viele
Eingriffe für überflüssig, setzen lieber auf die Stärkung der Muskulatur.
So ist auch Sonja (42) zu Flexx gekommen. Sie hat Probleme mit einem Wirbel, der sich häufig verschiebt und damit Rücken- und
Kopfscherzen auslöst. Bei einer Rückenschule erlernte sie die Grundlagen, um die Muskeln zu stärken.
Seit drei Monaten ist sie im Sportstudio an den Geräten zu finden.
„Einiges ist schon schwer“, sagt sie.
Dabei funktionieren die Übungen
ausschließlich mit dem eigenen Körpergewicht. Hört sich leicht an, aber
das hat’s in sich. Wer es nicht gewohnt ist, seinen Oberkörper weit
über hölzerne Stäbe zurückzulehnen, oder sich knieend, nur am Teraband haltend, zurückfallen lässt,
der stöhnt rasch. Brücke oder Pilz
heißen zwei Geräte. Klingt harmlos,
aber da begännen die Muskeln richtig zu zittern, schildert Sonja.
„Das sollen sie auch“, erklärt Maruhn. Zumindest leicht. Über den
eigenen Schwerpunkt zu kommen
und dabei das gleichmäßige Atmen
nicht zu vergessen, sei eminent
wichtig. Der Laie verwechsele das
oft mit Dehnen, weil er sich im
wahrsten Sinne des Wortes nach den
Übungen entspannt fühlt. Tatsächlich aber werden die Muskeln in der
Länge trainiert. Denn durch Schon-
● Entwickelt worden ist Flexx von Rudolf Plüddemann. Nach Abschluss
des Sportstudiums gründete er mit
Berthold Wochner 1990 das erste
Rückgrat Sport- und Gesundheitscenter
in Emmendingen.
● Zweck der Übungen ist, den Muskel
wieder zu Länge und Geschmeidigkeit zu bringen, was nicht mit Dehnen
zu verwechseln ist.
● Das Konzept umfasst bis zu acht
Grundgeräte plus diverse Zusatz-
haltung oder eben am Schreibtisch
verkürze die Muskulatur. „Mir tun
die Übungen selbst unheimlich
gut“, sagt Mahrun, der den Zirkel
zweimal pro Woche betreibt.
Flexx bringe nicht nur die Muskeln wieder in Bewegung, sondern
aktiviere auch das Lymphsystem,
weshalb das Wasser im Körper besser fließe – unter Wasserstau litten
besonders Ältere, sagt er –, das
Zwerchfell werde trainiert, was eine
tiefere Atmung ermögliche.
Und beugt sich tief hinunter
Das Konzept und die Geräte
übungen, die ohne Gerät ausgeführt
werden können. Es kombiniert Lehren des Yogas und der sportmedizinischen Trainingstherapie. Das Training dauert etwa 15 Minuten.
● Die Geräte sind: ein Waden- und
Beinbeuger für Knie, unteren Rücken und Brust (beansprucht werden
Wade und Brust); ein Beinstrecker
für den unteren Rücken und die Knie
(Beinstrecker und Hüftbeuger); eine
Brücke für unteren Rücken, Hüfte und
Knie (Beinstrecker und Hüftbeuger);
Brust für oberen Rücken und Nacken
(oberer Bauch und Rippenbögen);
Hüfte für unteren Rücken (Oberschenkel, Hüftbeuger, Bauch); Hase für
Nacken, Hals, Nasen, Ohren, Kiefer
(Nacken, Hals bis zum Atlas); Pilz für
Nacken, unteren Rücken und Hüfte
(Latissimus, Trizeps, seitliche Bauchmuskulatur und Adduktoren); Spagat
für unteren Rücken, Hüfte und Knie
(Beinstrecker und Hüftbeuger).
Der momentan Älteste, der die
Übungen praktiziert, ist Jimmy mit
seinen 75 Jahren. Mehrmals lag er
vor allem wegen seiner Beine auf
dem OP-Tisch. Der Rücken befand
sich auch schon einmal in einem besseren Zustand. Die harte Arbeit auf
dem Bau hinterließ Spuren. Aber:
„Operieren kommt für mich überhaupt nicht in Frage“, wehrt sich
Jimmy gegen das Skalpell. Er setzt
vorerst auf Flexx. „Guck mal“, sagt
er und beugt sich tief herunter. So
tief, bis seine Fingerspitzen die Zehen berühren. Er freut sich.
Für den Großunfall vorbereitet
Blaulichttag Am Beispiel des Busunglücks von 2007 zeigen die Helfer im
Außerfern die Arbeitsweise ihrer Organisationen bei Notfällen auf
OSTALLGÄU
Kostenlose Beratung
über finanzielle Hilfen
Der Bezirk Schwaben bietet einmal
im Monat eine kostenlose Beratung zu Fragen der Hilfe zur Pflege
und der Eingliederungshilfe für
behinderte Menschen im Landratsamt Ostallgäu an. Die nächste
Sprechstunde findet am Montag, 27.
April, von 9 bis 11 Uhr, im Landratsamt in Marktoberdorf statt.
O Terminabsprache ist möglich unter
der Telefonnummer 0821/3101-216
oder E-Mail: Buergerberatung@bezirkschwaben.de
OSTALLGÄU
Freie Wähler küren
Kreisvorstand neu
Die Jahresversammlung der Freien
Wähler Ostallgäu beginnt am Freitag, 17. April, um 20 Uhr im Gasthof Walburg in Ruderatshofen.
Neben den Berichten von Kreisvorsitzendem Herbert Heisler und
Schatzmeisterin Andrea Weinhart
stehen vor allem die Neuwahlen
des gesamten Vorstands für den
Kreisverband und die Bundeswählergruppe an. Angekündigt ist zudem ein Grußwort des Landtagsabgeordneten Bernhard Pohl. (az)
NUMMER 86
Bürgerforum putzt Blumenwiesen heraus
Vergangene Woche waren viele fleißige Helfer vom Bürgerforum
Seeg dabei, um Blumenwiesen für die kommende Saison vorzubereiten, damit sie genauso schön blühen wie vergangenes Jahr. Neben der
großen Blumenwiese bei der Erlebnisimkerei waren sie auch auf der
Blumenweide am Bienchen-Spielplatz im Einsatz (Foto). Gleichzeitig
haben die Helfer dort den Wasserlauf zum Spielen für die Kinder gereinigt.
Foto: Manfred Zinss
Reutte Auf der Fernpassstraße bei
Reutte kommt ein Lkw mit Hänger
ins Schlingern und streift einen entgegenkommenden Reisebus. Der
voll besetzte Bus stürzt über die
Grasböschung ab, überschlägt sich.
Sechs Schwerverletzte müssen mit
Bergescheren und Hebekissen aus
dem Wrack befreit werden. Bis heute ist dieses Unglück vom Juni 2007
vielen beteiligten Helfern lebhaft in
Erinnerung. Wie man auf so einen
Großunfall reagiert war heuer das
Thema des Blaulichttags der Bezirkshauptmannschaft Reutte. Bezirkshauptfrau Katharina Rumpf
begrüßte dazu Vertreter von Einsatzorganisationen, die Mitglieder
der Bezirkseinsatzleitung sowie
Fachleute. Die Kenntnis der Arbeitsweise der Organisationen erleichtert ihren Worten zufolge die
Zusammenarbeit im Ernstfall.
Dietmar Schennach, damals Bezirkshauptmann, heute stellvertretender Landesamtdirektor in Innsbruck, schilderte den Teilnehmern
die Ereignisse von 2007 und lobte
den hervorragenden Einsatz aller
beteiligten Kräfte.
Nötig ist bei einem Großereignis
mit zahlreichen Verletzten ein optimales Zusammenspiel der Einsatzorganisationen. Oft werden auch
spezielle Gerätschaften gebraucht.
Welche Ausrüstung bei den Freiwilligen Feuerwehren im Außerfern
vorhanden ist und wie ein solcher
Großeinsatz abläuft, erläuterten Bezirksfeuerwehrkommandant Dietmar Berktold und Bezirksfeuerwehrinspektor Konrad Müller. Bezirksrettungskommandant Philipp
Kerber schilderte den Aufbau einer
Sanitätshilfsstelle, wo die Erstversorgung stattfindet und die Verletzten je nach Verletzungsmuster und
Dringlichkeit auf Rettungswagen
und Notarzthubschrauber aufgeteilt
und in die Krankenhäuser transportiert werden. Welche Mindestanforderung für einen Hubschrauberlandeplatz gelten, erklärte Michael
Schweiger von der ARA Flugrettung.
Dass das Bezirkskrankenhaus
Reutte für ein hohes Patientenaufkommen nach einem Großunfall gerüstet ist, betonte ärztlicher Direktor Eugen Ladner. Er stellte das
Krisenmanagement seines Hauses
vor, das von der internen Alarmierung der Mitarbeiter bis zur Betreuung der Medien reicht. Die Aufgaben der Polizei im Großschadenfall
zeigte Bezirkskommandant Egon
Lorenz auf. Die Aufgaben der Bezirksverwaltung bei einem Großunfall, die rechtlichen Grundlagen und
die Erreichbarkeit der Behörde
führte Elisabeth Singer aus. Die Bezirkshauptmannschaft ist über den
Journal- und Bereitschaftsdienst
rund um die Uhr und auch am Wochenende erreichbar. (pm)
Ärztlicher Direktor Eugen Ladner erläutert das Krisenmanagement des Bezirkskrankenhauses Reutte.
Foto: Bezirkshauptmannschaft Reutte