Vorbilder - ada-zh

Nr. 1 / 2015
Magazin für Eltern, Angehörige
und Betroffene von Suchtkranken
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INHALT
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10-13
20
Nationaler Gedenktag der
Drogenopfer
Wissen wir, wovon wir reden?
Die Natur als Vorbild
Die Vorstellungen, was ein Vorbild ist und
Planzen und Tiere als innovative
Zürich und Luzern
sein soll, klaffen weit auseinander.
Ratgeber
21
Echtes Leben.
Kampagne «Echtes Leben» von
Pro Juventute..
5
Gesunde Finanzen –
Mitgliederzahl steigend
36. Generalversammlung der ada-zh
6-7
22-23
Das Gespräch
Im Neuthal.
Monika Ambauen, Beraterin bei ada-zh
Die Suchttherapie Neuthal, Bäretswil,
14-16
stellt sich vor.
Kinder brauchen Vorbilder.
Einige Fragen zum eigenen Ich.
7
24-25
Weniger Suchtmittel bei
Jugendlichen
17
8
Was können wir von Idolen lernen?
Suchterkrankung, Elternschaft und
Vorbildfunktion
18–19
Die Psychologin gibt Auskunft
Wunder vollbringen und Massen
bewegen
In Genf sind die Alkoholvergiftungen zurückgegangen.
Gespräch mit der neuen Direktorin
von Sucht Schweiz, Irene Abderhalden
Wie ist man seinem Kind ein
gutes Vorbild?
Welche Bedeutung haben Vorbilder
für Kinder?
26
9
Neu in unserer Bibliothek:
Cannabis-Regulierung in der
Schweiz
- Hoffnung schöpfen
Städte greifen Idee neu auf.
- Ich will mein Leben zurück
2
- Emotionale Erpressung
EDITORIAL
AUSSERDEM...
NIMM DIR EIN VORBILD!
Delegiertenversammlung
des VEVDAJ
umzusetzen. Karl Valentin formulierte
Zu den Rechten eines Mitglieds zählt auch
es so: «Sie brauchen Ihre Kinder nicht zu
die Teilnahme und das Stimmrecht an der
erziehen, sie machen einem sowieso alles
DV. Erfahren Sie mehr über die innovativen
nach».
Veränderungen, die dem VEVDAJ mehr
Schwung verleihen und bringen Sie Ihre
Dieser Ausspruch des unvergesslichen
Stimme ein. Kommen Sie nach Luzern –
Komikers und Autors bringt es auf den
wir freuen uns auf Sie!
Samstag, 18. April 2015 um 11.00 Uhr
Hotel Cascade Luzern
Punkt: Wir hinterlassen Spuren in der
Bundesplatz 18, 6003 Luzern
Angebote mit Angehörigen
suchtkranker Menschen
CRAFT ist ein in den USA seit 20 Jahren
etabliertes Programm für die Arbeit mit
Angehörigen von Menschen mit Alkohol-
Psyche unserer Kinder, positiv oder
Kommt Ihnen diese Redewendung nicht
negativ. Und da es keine perfekten
bekannt vor? Damals, am Mittagstisch,
Menschen gibt, gibt es auch keine per-
als die Eltern die Mathematik- Prüfung
fekten Vorbilder. Erstaunlich (aber nicht
unterschreiben mussten. Der Nachbars-
überraschend), dass in der Rangliste bei
sohn eine Note besser war. Oder die
Vorbildern bei Kindern und Jugendlichen
Schuhe sauberer geputzt hatte. Oder
die Eltern auf Rang 1 figurieren: 1. Rang
besser wusste, ob der Kirchturm von An-
Mutter (33%, Vater 27%, Quelle: statista.
delfingen links oder rechts der Thur steht.
com).
Oder seinen Eltern nicht so viel Mühe
und Sorgen bereitete.
oder Drogenproblemen und basiert auf den
Regeln bekannter Lerngesetze. In sieben
Sitzungen lernen Angehörige oder enge
Bezugspersonen, wie man systematisch
Einfluss auf das Suchtverhalten ausüben
kann und die Betroffenen motiviert, eine
Diese Vorbildfunktion der Eltern birgt
Chancen und Gefahren. Kinder prägen
Oder hatten Sie keine Vorbilder oder
sich unser Verhalten (positiv und negativ)
Idole? Auf dem Bett von Elvis oder Ma-
ein und versuchen, dies umzusetzen. Dies
rilyn Monroe geträumt, in einem Ferrari
betrifft auch unser persönliches Verhal-
wie Niki Lauda zu sitzen und damit der
ten. Verzweifeln muss man deswegen
Freundin zu imponieren?
nicht. Nobody is perfect!
Vorbilder prägen unser Leben – ob wir es
Ich wünsche Ihnen eine angenehme
wollen oder nicht. Dabei haben Vorbilder
Lektüre!
Behandlung zu beginnen. Gleichzeitig legt
das Programm auch Wert auf die Erhöhung
der Lebensqualität der Angehörigen.
Start: 13. April 2015
ACT ist eine Weiterentwicklung der kognitiven Verhaltenstherapie und ist in ihrer
Wirksamkeit ebenfalls empirisch belegt.
Sie verfolgt an acht Abenden einen erlebniszentrierten Ansatz und geht davon
bei Jugendlichen und Erwachsenen einen
anderen Stellenwert. Bei Kindern sind es
Persönlichkeiten aus unserer Zeit, denen
sie nacheifern möchten. Dabei ahmen
sie meist auch Verhaltensweisen von
Erwachsenen nach und versuchen, diese
Erwin Sommer
Redaktor
aus, dass Kontrollversuche häufi g problematisch sind und zu einer Verfestigung
des Leidens führen. Hauptziel von ACT
ist es, Angehörige dabei zu unterstützen,
entsprechend ihren persönlichen Werten aktiv zu werden und zu befähigen,
trotz des Leidens ihr Leben zu leben und
Tätigkeiten, die für sie wichtig sind, wieder
nachzugehen.
Start: 14. September 2015
Gratisberatung und Auskunft
Auch dieses Jahr bietet ada-zh ihren Mitgliedern die Möglichkeit einer kostenlosen Beratung an. Nach telefonischer Anmeldung oder Reservation per E-Mail stehen die beiden
Psychotherapeuten, Monika Ambauen und Andreas Spohn, für ein vertrauliches Gespräch
zur Verfügung. Möchten Sie ohne ein dringendes Problem zum Beispiel eine Standortbestimmung, eine Auffrischung Ihrer persönlichen Lebensplanung oder eine Auskunft über
psychologische Hintergründe von Verhaltensmustern bei Suchterkrankten sprechen oder
sich neutral beraten lassen, so sind Sie in der ada-zh herzlich willkommen.
Reservieren Sie sich einen Termin: 044 384 80 15 oder mailen Sie uns: beratung@ada-zh.ch
3
DIE PSYCHOLOGIN GIBT AUSKUNFT
SUCHTERKRANKUNG, ELTERNSCHAFT
UND VORBILDFUNKTION
Monika Ambauen, lic. Phil., Psychologin FSP – Beraterin bei ada-zh
Mein Mann ist seit seinem 16. Lebens-
entwickeln, täten nicht gerade da gute
Drogenkonsum zu reduzieren oder flüchtet
jahr drogenabhängig. Schon lange ist
Vorbilder Not?
er sich noch mehr in die Sucht? Eine ver-
er in einem Methadonprogramm. Zu
lässliche Vorhersage gibt es nicht. Grund-
Beginn nahm er 80 mg, jedoch mit Ne-
Das zerstörerische Potential schlechter
sätzlich ist man als Eltern sehr gefordert
benkonsum, derzeit bezieht er 150 mg.
Vorbilder führt uns das tragische Schick-
und trägt eine grosse Verantwortung. Der
und zusätzlich Psychopharmaka. An
sal von Whitney Houstons Tochter Bobbie
Versuch, diesen Pfl ichten nachzukommen,
den Wochenenden ist er oft müde und
Kristina vor Augen, die, wie ihre Mutter,
könnte sich beim Suchterkrankten stabili-
unmotiviert. Mit den Kindern geht er
wegen Drogenkonsums bewusstlos aufge-
sierend auswirken.
sonst aber sehr liebevoll um. Ich selbst
funden wurde und seither im Koma liegt.
habe noch nie illegale Drogen genom-
Ihre Eltern hatten beide eine schlimme
Kommen wir zurück auf die Frage, wes-
men, trinke selten Alkohol und rauche
Drogenkarriere hinter sich. Trotzdem sollte
halb sich Sucht und gutes Vorbild nicht
ganz ausschliessen müssen: Wenn ein
süchtiger Elternteil seinen Kindern vorlebt, wie man trotz einer Suchterkrankung
versuchen kann, ein guter Vater zu sein,
erlangt er eine wertvolle Vorbildfunktion.
Diese kann sogar zu einem vor der Sucht
schützenden Faktor werden: Die Kinder
sehen an ihrem Vater, welche Auswirkungen die Sucht auf ihn hat und wie er doch
vieles schaffen kann.
Dagegen wirkt sich das Verheimlichen
der Sucht vor den Kindern eher ungünstig aus, da das Suchtverhalten über kurz
oder lang doch aufgedeckt wird und es zu
weit grösseren Irritationen oder Entt äuschungen führen kann. Letztlich fühlen
sich Kinder weniger allein gelassen, wenn
sie das Anderssein ihrer Eltern einordnen
können. Eine offene und transparente
nicht. Doch was, wenn unsere Kinder
das Lernen am Modell nicht überschätzt
Kommunikation zur Suchtproblematik
irgendwann etwas von der Sucht mit-
werden, sondern auch als Symptom
innerhalb der Familie ist daher wichtig.
bekommen oder ihn diesbezüglich als
verstanden werden, d.h. die Nachahmung
Vorbild sehen?
der Eltern kann nicht alleinige Ursache
Zusammenfassend kann man also festhal-
sein, sondern bleibt eine Sichtweise unter
ten, dass, wenn sich der suchterkrankte
anderen.
Elternteil mit seiner Suchtproblematik
Süchtig und seinen Kindern gleichzeitig
ein gutes Vorbild zu sein, scheint sich auf
auseinandersetzt und gleichzeitig dar-
den ersten Blick auszuschliessen. Dies
Wenn es um die Gründung einer Familie
um bemüht ist, seinen Familienpfl ichten
muss aber nicht zwingend sein, son-
geht, geraten Partnerinnen von suchter-
nachzukommen, kann er doch noch zu
dern hängt vor allem davon ab, wie mit
krankten Männern unweigerlich in ein Di-
einem positiven Vorbild werden. Die Kin-
dieser Krankheit gelebt wird. Wenn man
lemma: Einerseits wünschen sie sich eine
der können so am Modell den Umgang mit
bedenkt, dass gerade Kinder aus suchtbe-
Familie, andererseits sind sie unsicher,
den eigenen Schwächen und mit schwie-
lasteten Familien ein genetisch höheres
wie dieser auf seine neue Rolle als Vater
rigen Situationen lernen. Das wappnet sie
Risiko haben, ebenfalls eine Sucht zu
reagieren wird. Wird er es schaffen, den
fürs Leben
8
>ES
Haschisch
© Disney
Quelle: www.phootoscelebrities.com
Kristen Jaymes Stewart
(*9. April 1990 in Los Angeles, Kalifornien) ist eine US-amerikanische
Filmschauspielerin, die durch ihre Rolle als Isabella Marie Swan in den
Verfi lmungen der Twilight-Romane von Stephenie Meyer bekannt wurde.
Elsa, Prinzessin des Königreichs Arendelle
Die Eiskönigin – Völlig unverfroren (Originaltitel: Frozen) ist ein US-amerikanischer Computeranimationsfilm von Walt Disney Pictures. Disneys 53. Animationsfilm startete am 28. November 2013 in den deutschen Kinos. Der Film basiert
lose auf dem Märchen «Die Schneekönigin» von Hans Christian Andersen.
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Vorbild bezeichnet die Wissenschaft als davon ausgehen, dass nicht grundsätzlich
Bandura und Walters (1963) sehen drei
eine Person oder Sache, die als richtungs- nur bewusste Wahlen eine Rolle spielen.
verschiedene Lerneffekte innerhalb des
weisendes und idealisiertes Muster oder Unbewusste oder nicht bewusste Entschei-
Modelllernens:
Beispiel angesehen wird. Im engeren Sinn dungen oder Vorbildfunktionen haben mit
– Der Beobachtende erwirbt eine neue Ver-
ist Vorbild eine Person, mit der ein – meist Sicherheit einen bedeutsamen Anteil am
junger – Mensch sich identifiziert und Lernen im Rahmen von Imitationsprozessen.
haltensweise.
– Durch Beobachtung des Modells wird be-
dessen Verhaltensmuster er nachahmt
reits vorhandenes Verhalten enthemmt
oder nachzuahmen versucht. Unter Vor- Eltern und Erziehende haben einen be-
und gehemmt.
bildern werden meist Personen verstan- grenzten Einfluss auf die Wahl von Kindern
den, die dem «Vorbild-Suchenden» meist und Jugendlichen bezüglich ihrer Vorbil-
– Bereits vorhandenes Verhalten wird ausgelöst.
überhaupt nicht nahestehen, aber bewusst der. Sobald Kinder sich ihres Geschlechts
aufgrund seines / ihres Vorbildcharakters bewusst sind, und das ist etwa mit zwei
Weitere Vorbilder richten sich nach der
gewählt werden, weil sie hohes Ansehen Jahren der Fall, gelten die Mitglieder als
Attraktivität:
geniessen.
Bezugsgruppe. Hier liegt die Grenze des
Einflusses der Erziehenden. Man kann ei-
Theorie – wo bleibt die Praxis?
nen Jungen noch so viel mit «weiblichem»
Viele Theorien über Vorbilder greifen wie- Spielzeug konfrontieren, er wird sich in der
– Modelle mit hohem Ansehen sind effektiv
erfolgreiche Vorbilder
– auch Modelle mit einer guten Beziehung
zur beobachtenden Person
derum auf Theorien zurück, die Sigmund Regel dafür entscheiden, was Gleichaltrige
Freud angeregt hat. Er sah die Identifi zie- und Ältere aus seiner Bezugsgruppe favo-
Weiter können unterschieden werden:
rung mit einem Vorbild als einen psycho- risieren. Mit Mädchen ist es ähnlich. In-
– das reale Modell
dynamischen Prozess, der eine Anglei- sofern spielen die Geschlechtsgenossen/
– das Modell im Film/Zeichentrickfi lm
chung des eigenen Ich zu dem zum Vorbild Innen eine bedeutende Rolle als Vorbilder
– das Modell in der Literatur
genommenen Ich zum Ziel hat.
– ob es dem Erzieher passt oder nicht.
Modelle mit wenig angemessenem Ver-
«Vorbilder werden geachtet, manchmal
Lernen am Vorbild.
halten:
auch geliebt». John Flanagan (australischer
Das Lernen am Vorbild oder am Modell ist
– Sieh mich gefälligst an!
Kinderbuchautor)
in der Lerntheorie eine bedeutsame Varian-
– Hinsetzen!
te der Differenzierung und Weiterentwick-
– Du hör mal, was fällt dir ein!
Laut aktueller Jugendstudien haben derzeit lung von Verhaltenssequenzen.
knappe 60% der Jugendlichen in Deutsch-
Das Lernen am Vorbild spielt vor allem
land ein Vorbild. Bei der Mehrheit der Vor- «Als wir das Autofahren lernten, wussten
bei komplexen Verhaltenssequenzen eine
bilder handelt es sich um Prominente und wir zumeist, wo und wie wir sitzen mussten,
wichtige Rolle, wie etwa Sozialverhalten
Stars aus den Massenmedien: Sportler, und wir hatten bereits durch Beobachtung
oder das Erlernen von Sportarten. Auch
Sänger, Schauspieler oder Politiker. Mutter anderer Personen gelernt, welche Handlun-
die Formen der Aggression gegenüber be-
oder Vater belegen aber immer noch den gen für das Starten und Fahren eines Autos
stimmten Personen und Gruppen orientie-
ersten bzw. den zweiten Platz in der Hitliste notwendig sind und in welcher Reihenfolge».
ren sich nach Vorbildern/Modellen.
der Vorbilder. Dabei muss man allerdings (Gage, Berliner, 1977)
In diesem Zusammenhang haben Vorbilder
12
VORBILDER
WUNDER VOLLBRINGEN UND
MASSEN BEWEGEN
Einige Menschen scheinen Wunder zu vollbringen und Massen zu bewegen. Wir brauchen diese Idole, um uns an Ihnen zu
orientieren und unsere Wertvorstellungen zu prüfen. Ob Papst, Staatschef, Sportler, Rockidol, Fussballer oder
Nobelpreisträger: Was können wir als normale Bürger von ihnen lernen?
Papst Franziskus kennt jedes Kind. Ein-
sich Backstage ein, versuchen Sie, ein Prakti-
schiedenen Lebensbereichen und machen
stein kennt jedes Kind. Wenn Obama nach
kum bei ihnen zu ergattern. Von Menschen,
Sie sich bewusst, was es genau ist, was Sie
Berlin kommt, steht die ganze Stadt Kopf.
die absolut nicht greifbar oder schon ver-
an ihnen bewundern. Suchen Sie sich ver-
Mutter Teresa bewegt noch immer viele
storben sind, existieren Biografien, Berichte,
schiedene Vorbilder mit unterschiedlichen
Menschen.
Filme. Lassen Sie sich inspirieren
Fähigkeiten und Eigenschaften und passen
Sie diese auf Ihre Situation an.
Nur ein Vorbild zu haben, und dies blind zu
imitieren, ist nicht ratsam. Das wäre leichtgläubig: Kein Mensch ist makellos und jedes
Vorbild lebt/e in einem anderen Kontext, in
einer anderen Welt als wir selbst.
Es ist besser, sich Vorbilder zu suchen, und
Das Gute, das du heute tust,
werden die Menschen morgen
oft schon wieder vergessen
haben. Tu weiterhin Gutes.
Es ist sehr nützlich, Vorbilder als Notwaffe
Mutter Teresa
gerissen werde, dann überlege ich, was
im Gepäck zu haben: Wann immer ich nicht
weiterkomme, ich Zweifel habe, stocke,
zwischen zwei Alternativen hin- und her
mein Vorbild tun würde. Welche Argumen-
was das «gewisse Etwas» ist, das sie zu
einem Vorbild macht:
2. Erweitern Sie Ihren Horizont!
te hätte es? Was würde es mir raten? Oder
– Charakterzüge: Stärke, Optimismus,
Wenn in Seminaren usw. nach Vorbil-
würde es mich nur einfach in den Hintern
dern gefragt wird, so nennen die meisten
treten, weil ich mal wieder viel zu viel über
Teilnehmer ihre Eltern oder ein anderes
Belangloses grüble.
Warmherzigkeit
– Besondere Taten: Mutige Firmengründungen (Bill Gates, Google…)
– Forschungseifer (Einstein), bestimmte
Familienmitglied als Vorbild. Es ist wichtig,
auch Vorbilder zu haben, die ausserhalb des
Management-Entscheidungen, übernom-
eigenen sozialen Dunstkreises liegen. Damit
menes Engagement (Franz Weber)
wird es leichter, eingeschliffene Annahmen
Nehmen Sie die Menschen,
wie sie sind, andere gibt es nicht.
und Denkhaltungen zu durchbrechen. Es
Konrad Adenauer
– Besondere Effizienz: Wer geht besonders
effizient an eine Aufgabe heran?
geht nicht darum, wer besonders lieb zu
– Wer lernt besonders effektiv? Wer ver-
einem ist, sondern darum, von wem man
Verschiedene Probleme, verschiedene
zettelt sich nicht im Detail? Wer spielt
das meiste für seine aktuellen Herausfor-
Vorbilder.
am besten Schach?!
derungen lernen kann. Finden Sie eine gute
Ist das Vorbild gut abgeschirmt oder bereits
Mischung aus wirklich erfolgreichen Vor-
verstorben, dann machen Sie einfach eine
bildern und verschiedenen Menschen aus
imaginäre Befragung: «Was hätte Arnold
Mehr als die Vergangenheit
interessiet mich die Zukunft,
denn in ihr gedenke ich zu
leben. Einstein
Ihrer Umgebung (der verständnisvolle Chef,
Schwarzenegger an meiner Stelle gemacht?
der immer gut gelaunte Kollege, der Macher
Wie hätte Vladimir Putin in meinem Kon-
oder der lässige Bauer von nebenan).
fl ikt reagiert?»
Drei Gründe, warum Vorbilder einen
Wenn wir wahren Frieden in
der Welt erlangen wollen,
müssen wir bei den Kindern
anfangen. Gandhi
Weiterführende Lektüre:
voran bringen: 1. Spring über Deinen
Schatten!
Vorbilder zeigen, dass das, was im eigenen
>Martin Krengel/ES
Martin Krengel, die «Golden Rules». Erfolgreich
Leben und Arbeiten: Alles, was man braucht.
Eazybooks, Berlin, 2010, ca. EUR 16.00
Kopf noch für Unmöglich gehalten wird, im
wahren Leben schon lange Wirklichkeit ist.
3. Bauen Sie sich Ihr Super-Idol!
Wollen Sie eine bestimmte Sache erreichen?
Nur ein Vorbild zu haben und dies blind zu
Sicher gibt es jemanden, der genau das oder
imitieren, ist nicht sehr ratsam. Das wäre
ähnliches schon einmal erlebt hat. Suchen
leichtgläubig: Kein Mensch ist makellos und
Sie solche Menschen, fragen Sie sie um Rat.
jedes Vorbild lebt in einem anderen Kontext
Besuchen Sie ihre Vorträge, schleichen Sie
als wir selbst. Suchen Sie Vorbilder aus ver17
ARUD / SUCHT SCHWEIZ
IN GENF SIND DIE ALKOHOLVERGIFTUNGEN ZURÜCKGEGANGEN
Getroffen: Irene Abderhalden, Dirketorin Sucht Schweiz
Irene Abderhalden ist die neue Direktorin von Sucht Schweiz. Sie beschäftigt sich mit Prävention und Unterstützung. Wir trafen
sie in Bern, am Ort, wo vor den Bundesratswahlen die langen Messer gewetzt werden, im Schweizerhof.
Süchte begleiten den Menschen durchs Leben, wenn nicht
P:. Oder ist es der Drohfinger «Wenn Du das, dann das….!»
direkt, auch als Betroffene, Angehörige. Darum unsere Frage:
I.A:. So kann es nicht funktionieren, es entsteht Widerstand, diese
Methode schafft kein Vertrauen.
P.: Ist Sucht erblich bedingt?
A.: Nicht die Sucht ist erblich bedingt, sondern wohl eine gewisse
P:. Was ist die erfolgversprechendste Prävention?
Anfälligkeit. Dies erklärt aber das Suchtverhalten noch lange nicht.
I.A:. Die Prävention muss strukturell erfolgen:
a) Att raktivität verringern. Dies erfolgt am besten über Werbe-
P.: Oft lösen exogene Vorfälle Suchtverhalten aus, der bekannte
verbote, unatt raktive Preise. So können Spontankäufe, vor allem
«Griff zur Flasche».
bei Jugendlichen, vermindert werden. Wenn zu wenig Geld da
I.A.: Es ist besser, wir fi nden heraus, «was» hinter der Flasche steht,
ist, kann man weniger kaufen.
also das «Warum» – und dies kann nicht von heute auf morgen
geschehen.
b) Verfügbarkeit verringern. In Genf beispielsweise sind die
Alkoholvergift ungen massiv zurückgegangen.
P.: Vorbilder aus Kunst, Kultur und Musik sind oft süchtig und
P:. Wenden wir uns nun Ihrer Organisation zu, der Sucht
gelten als Vorbilder. Wie werden diese Vorbilder als risikobehaf-
Schweiz, da möchten unsere LeserInnen mehr darüber erfahren.
tet wahrgenommen? Wird das Thema «süchtig» verdrängt?
Ist Sucht Schweiz die Werbeagentur gegen Sucht?
I.A.: Das Suchtverhalten wird, vor allem in Filmen, verharmlost.
I.A.: Unsere Aufgabe ist es, zu informieren, Risiken zu erken-
Die Produktplatzierung von Alkohol in Filmen wird stärker als
nen, dann auch rechtliche Fragen. Wir bieten möglichst sachliche
noch vor 20 Jahren gefördert. Aber ein Umdenken fi ndet statt.
Informationen, arbeiten auch politisch, so ist auch ein Lobbyist im
Bundeshaus für uns tätig.
P.: Kann ein «normales» Verhalten mit Süchten erlernt werden?
I.A.: Mit dem Alkohol haben 80% kein Problem. Bei Psychosen ist
P.: Was sind Ihre Zielgruppen?
das Risiko, süchtig zu werden, etwa 10x grösser. Es spielen auch das
I.A.: Das sind Fachpersonen in Gemeinden, Organisationen. Wir
Geschlecht, die Religion, Familie, Ängste, Repression usw. eine
stellen Informationen kantonsübergreifend zur Verfügung und
Rolle wie stark jemand abhängig wird. Das Ziel der totalen Absti-
schaffen Synergien.
nenz ist nicht für jeden Menschen geeignet.
P.: Wie arbeitet Sucht Schweiz?
P.: Wo entwickelt sich Sucht? Wo sind die Auslöser zu finden?
I.A.: Es ist ein eigentliches Dreieck:
I.A.: Wir arbeiten mit an nationalen Studien, wir haben eine eigene
Forschungsabteilung (epidemiologische Forschung), sind Anlaufstelle für Journalisten.
Mensch und
seine Geschichte
Weitere Bereiche sind Public Relations:
Wir informieren Eltern, Schulen Betriebe usw. und stellen auch entsprechendes Material zur Verfügung. Dann auch Schulung,
z.B. «Sucht und Familie». Dann betreiben wir auch die Transfers
«Forschung zur Praxis». Bei den Medien wollen wir vor allem
Wissen vermitteln, unterstützen Betroffene und deren Angehörige
(2/3 unserer Kunden sind «Angehörige»). Dann gibt es unseren Telefonservice und wir motivieren die Anrufer, Hilfe vor Ort,
z.B. bei ada-zh, zu holen.
Suchtmittel,
Verfügbarkeit
24
Umwelt,
Gesellschaft, Familie