Nr. 1 / 2015 Magazin für Eltern, Angehörige und Betroffene von Suchtkranken r e d l i b r Vo INHALT 4 10-13 20 Nationaler Gedenktag der Drogenopfer Wissen wir, wovon wir reden? Die Natur als Vorbild Die Vorstellungen, was ein Vorbild ist und Planzen und Tiere als innovative Zürich und Luzern sein soll, klaffen weit auseinander. Ratgeber 21 Echtes Leben. Kampagne «Echtes Leben» von Pro Juventute.. 5 Gesunde Finanzen – Mitgliederzahl steigend 36. Generalversammlung der ada-zh 6-7 22-23 Das Gespräch Im Neuthal. Monika Ambauen, Beraterin bei ada-zh Die Suchttherapie Neuthal, Bäretswil, 14-16 stellt sich vor. Kinder brauchen Vorbilder. Einige Fragen zum eigenen Ich. 7 24-25 Weniger Suchtmittel bei Jugendlichen 17 8 Was können wir von Idolen lernen? Suchterkrankung, Elternschaft und Vorbildfunktion 18–19 Die Psychologin gibt Auskunft Wunder vollbringen und Massen bewegen In Genf sind die Alkoholvergiftungen zurückgegangen. Gespräch mit der neuen Direktorin von Sucht Schweiz, Irene Abderhalden Wie ist man seinem Kind ein gutes Vorbild? Welche Bedeutung haben Vorbilder für Kinder? 26 9 Neu in unserer Bibliothek: Cannabis-Regulierung in der Schweiz - Hoffnung schöpfen Städte greifen Idee neu auf. - Ich will mein Leben zurück 2 - Emotionale Erpressung EDITORIAL AUSSERDEM... NIMM DIR EIN VORBILD! Delegiertenversammlung des VEVDAJ umzusetzen. Karl Valentin formulierte Zu den Rechten eines Mitglieds zählt auch es so: «Sie brauchen Ihre Kinder nicht zu die Teilnahme und das Stimmrecht an der erziehen, sie machen einem sowieso alles DV. Erfahren Sie mehr über die innovativen nach». Veränderungen, die dem VEVDAJ mehr Schwung verleihen und bringen Sie Ihre Dieser Ausspruch des unvergesslichen Stimme ein. Kommen Sie nach Luzern – Komikers und Autors bringt es auf den wir freuen uns auf Sie! Samstag, 18. April 2015 um 11.00 Uhr Hotel Cascade Luzern Punkt: Wir hinterlassen Spuren in der Bundesplatz 18, 6003 Luzern Angebote mit Angehörigen suchtkranker Menschen CRAFT ist ein in den USA seit 20 Jahren etabliertes Programm für die Arbeit mit Angehörigen von Menschen mit Alkohol- Psyche unserer Kinder, positiv oder Kommt Ihnen diese Redewendung nicht negativ. Und da es keine perfekten bekannt vor? Damals, am Mittagstisch, Menschen gibt, gibt es auch keine per- als die Eltern die Mathematik- Prüfung fekten Vorbilder. Erstaunlich (aber nicht unterschreiben mussten. Der Nachbars- überraschend), dass in der Rangliste bei sohn eine Note besser war. Oder die Vorbildern bei Kindern und Jugendlichen Schuhe sauberer geputzt hatte. Oder die Eltern auf Rang 1 figurieren: 1. Rang besser wusste, ob der Kirchturm von An- Mutter (33%, Vater 27%, Quelle: statista. delfingen links oder rechts der Thur steht. com). Oder seinen Eltern nicht so viel Mühe und Sorgen bereitete. oder Drogenproblemen und basiert auf den Regeln bekannter Lerngesetze. In sieben Sitzungen lernen Angehörige oder enge Bezugspersonen, wie man systematisch Einfluss auf das Suchtverhalten ausüben kann und die Betroffenen motiviert, eine Diese Vorbildfunktion der Eltern birgt Chancen und Gefahren. Kinder prägen Oder hatten Sie keine Vorbilder oder sich unser Verhalten (positiv und negativ) Idole? Auf dem Bett von Elvis oder Ma- ein und versuchen, dies umzusetzen. Dies rilyn Monroe geträumt, in einem Ferrari betrifft auch unser persönliches Verhal- wie Niki Lauda zu sitzen und damit der ten. Verzweifeln muss man deswegen Freundin zu imponieren? nicht. Nobody is perfect! Vorbilder prägen unser Leben – ob wir es Ich wünsche Ihnen eine angenehme wollen oder nicht. Dabei haben Vorbilder Lektüre! Behandlung zu beginnen. Gleichzeitig legt das Programm auch Wert auf die Erhöhung der Lebensqualität der Angehörigen. Start: 13. April 2015 ACT ist eine Weiterentwicklung der kognitiven Verhaltenstherapie und ist in ihrer Wirksamkeit ebenfalls empirisch belegt. Sie verfolgt an acht Abenden einen erlebniszentrierten Ansatz und geht davon bei Jugendlichen und Erwachsenen einen anderen Stellenwert. Bei Kindern sind es Persönlichkeiten aus unserer Zeit, denen sie nacheifern möchten. Dabei ahmen sie meist auch Verhaltensweisen von Erwachsenen nach und versuchen, diese Erwin Sommer Redaktor aus, dass Kontrollversuche häufi g problematisch sind und zu einer Verfestigung des Leidens führen. Hauptziel von ACT ist es, Angehörige dabei zu unterstützen, entsprechend ihren persönlichen Werten aktiv zu werden und zu befähigen, trotz des Leidens ihr Leben zu leben und Tätigkeiten, die für sie wichtig sind, wieder nachzugehen. Start: 14. September 2015 Gratisberatung und Auskunft Auch dieses Jahr bietet ada-zh ihren Mitgliedern die Möglichkeit einer kostenlosen Beratung an. Nach telefonischer Anmeldung oder Reservation per E-Mail stehen die beiden Psychotherapeuten, Monika Ambauen und Andreas Spohn, für ein vertrauliches Gespräch zur Verfügung. Möchten Sie ohne ein dringendes Problem zum Beispiel eine Standortbestimmung, eine Auffrischung Ihrer persönlichen Lebensplanung oder eine Auskunft über psychologische Hintergründe von Verhaltensmustern bei Suchterkrankten sprechen oder sich neutral beraten lassen, so sind Sie in der ada-zh herzlich willkommen. Reservieren Sie sich einen Termin: 044 384 80 15 oder mailen Sie uns: beratung@ada-zh.ch 3 DIE PSYCHOLOGIN GIBT AUSKUNFT SUCHTERKRANKUNG, ELTERNSCHAFT UND VORBILDFUNKTION Monika Ambauen, lic. Phil., Psychologin FSP – Beraterin bei ada-zh Mein Mann ist seit seinem 16. Lebens- entwickeln, täten nicht gerade da gute Drogenkonsum zu reduzieren oder flüchtet jahr drogenabhängig. Schon lange ist Vorbilder Not? er sich noch mehr in die Sucht? Eine ver- er in einem Methadonprogramm. Zu lässliche Vorhersage gibt es nicht. Grund- Beginn nahm er 80 mg, jedoch mit Ne- Das zerstörerische Potential schlechter sätzlich ist man als Eltern sehr gefordert benkonsum, derzeit bezieht er 150 mg. Vorbilder führt uns das tragische Schick- und trägt eine grosse Verantwortung. Der und zusätzlich Psychopharmaka. An sal von Whitney Houstons Tochter Bobbie Versuch, diesen Pfl ichten nachzukommen, den Wochenenden ist er oft müde und Kristina vor Augen, die, wie ihre Mutter, könnte sich beim Suchterkrankten stabili- unmotiviert. Mit den Kindern geht er wegen Drogenkonsums bewusstlos aufge- sierend auswirken. sonst aber sehr liebevoll um. Ich selbst funden wurde und seither im Koma liegt. habe noch nie illegale Drogen genom- Ihre Eltern hatten beide eine schlimme Kommen wir zurück auf die Frage, wes- men, trinke selten Alkohol und rauche Drogenkarriere hinter sich. Trotzdem sollte halb sich Sucht und gutes Vorbild nicht ganz ausschliessen müssen: Wenn ein süchtiger Elternteil seinen Kindern vorlebt, wie man trotz einer Suchterkrankung versuchen kann, ein guter Vater zu sein, erlangt er eine wertvolle Vorbildfunktion. Diese kann sogar zu einem vor der Sucht schützenden Faktor werden: Die Kinder sehen an ihrem Vater, welche Auswirkungen die Sucht auf ihn hat und wie er doch vieles schaffen kann. Dagegen wirkt sich das Verheimlichen der Sucht vor den Kindern eher ungünstig aus, da das Suchtverhalten über kurz oder lang doch aufgedeckt wird und es zu weit grösseren Irritationen oder Entt äuschungen führen kann. Letztlich fühlen sich Kinder weniger allein gelassen, wenn sie das Anderssein ihrer Eltern einordnen können. Eine offene und transparente nicht. Doch was, wenn unsere Kinder das Lernen am Modell nicht überschätzt Kommunikation zur Suchtproblematik irgendwann etwas von der Sucht mit- werden, sondern auch als Symptom innerhalb der Familie ist daher wichtig. bekommen oder ihn diesbezüglich als verstanden werden, d.h. die Nachahmung Vorbild sehen? der Eltern kann nicht alleinige Ursache Zusammenfassend kann man also festhal- sein, sondern bleibt eine Sichtweise unter ten, dass, wenn sich der suchterkrankte anderen. Elternteil mit seiner Suchtproblematik Süchtig und seinen Kindern gleichzeitig ein gutes Vorbild zu sein, scheint sich auf auseinandersetzt und gleichzeitig dar- den ersten Blick auszuschliessen. Dies Wenn es um die Gründung einer Familie um bemüht ist, seinen Familienpfl ichten muss aber nicht zwingend sein, son- geht, geraten Partnerinnen von suchter- nachzukommen, kann er doch noch zu dern hängt vor allem davon ab, wie mit krankten Männern unweigerlich in ein Di- einem positiven Vorbild werden. Die Kin- dieser Krankheit gelebt wird. Wenn man lemma: Einerseits wünschen sie sich eine der können so am Modell den Umgang mit bedenkt, dass gerade Kinder aus suchtbe- Familie, andererseits sind sie unsicher, den eigenen Schwächen und mit schwie- lasteten Familien ein genetisch höheres wie dieser auf seine neue Rolle als Vater rigen Situationen lernen. Das wappnet sie Risiko haben, ebenfalls eine Sucht zu reagieren wird. Wird er es schaffen, den fürs Leben 8 >ES Haschisch © Disney Quelle: www.phootoscelebrities.com Kristen Jaymes Stewart (*9. April 1990 in Los Angeles, Kalifornien) ist eine US-amerikanische Filmschauspielerin, die durch ihre Rolle als Isabella Marie Swan in den Verfi lmungen der Twilight-Romane von Stephenie Meyer bekannt wurde. Elsa, Prinzessin des Königreichs Arendelle Die Eiskönigin – Völlig unverfroren (Originaltitel: Frozen) ist ein US-amerikanischer Computeranimationsfilm von Walt Disney Pictures. Disneys 53. Animationsfilm startete am 28. November 2013 in den deutschen Kinos. Der Film basiert lose auf dem Märchen «Die Schneekönigin» von Hans Christian Andersen. . n e h c li d n e g u J i e b r e d il rb o V Vorbild bezeichnet die Wissenschaft als davon ausgehen, dass nicht grundsätzlich Bandura und Walters (1963) sehen drei eine Person oder Sache, die als richtungs- nur bewusste Wahlen eine Rolle spielen. verschiedene Lerneffekte innerhalb des weisendes und idealisiertes Muster oder Unbewusste oder nicht bewusste Entschei- Modelllernens: Beispiel angesehen wird. Im engeren Sinn dungen oder Vorbildfunktionen haben mit – Der Beobachtende erwirbt eine neue Ver- ist Vorbild eine Person, mit der ein – meist Sicherheit einen bedeutsamen Anteil am junger – Mensch sich identifiziert und Lernen im Rahmen von Imitationsprozessen. haltensweise. – Durch Beobachtung des Modells wird be- dessen Verhaltensmuster er nachahmt reits vorhandenes Verhalten enthemmt oder nachzuahmen versucht. Unter Vor- Eltern und Erziehende haben einen be- und gehemmt. bildern werden meist Personen verstan- grenzten Einfluss auf die Wahl von Kindern den, die dem «Vorbild-Suchenden» meist und Jugendlichen bezüglich ihrer Vorbil- – Bereits vorhandenes Verhalten wird ausgelöst. überhaupt nicht nahestehen, aber bewusst der. Sobald Kinder sich ihres Geschlechts aufgrund seines / ihres Vorbildcharakters bewusst sind, und das ist etwa mit zwei Weitere Vorbilder richten sich nach der gewählt werden, weil sie hohes Ansehen Jahren der Fall, gelten die Mitglieder als Attraktivität: geniessen. Bezugsgruppe. Hier liegt die Grenze des Einflusses der Erziehenden. Man kann ei- Theorie – wo bleibt die Praxis? nen Jungen noch so viel mit «weiblichem» Viele Theorien über Vorbilder greifen wie- Spielzeug konfrontieren, er wird sich in der – Modelle mit hohem Ansehen sind effektiv erfolgreiche Vorbilder – auch Modelle mit einer guten Beziehung zur beobachtenden Person derum auf Theorien zurück, die Sigmund Regel dafür entscheiden, was Gleichaltrige Freud angeregt hat. Er sah die Identifi zie- und Ältere aus seiner Bezugsgruppe favo- Weiter können unterschieden werden: rung mit einem Vorbild als einen psycho- risieren. Mit Mädchen ist es ähnlich. In- – das reale Modell dynamischen Prozess, der eine Anglei- sofern spielen die Geschlechtsgenossen/ – das Modell im Film/Zeichentrickfi lm chung des eigenen Ich zu dem zum Vorbild Innen eine bedeutende Rolle als Vorbilder – das Modell in der Literatur genommenen Ich zum Ziel hat. – ob es dem Erzieher passt oder nicht. Modelle mit wenig angemessenem Ver- «Vorbilder werden geachtet, manchmal Lernen am Vorbild. halten: auch geliebt». John Flanagan (australischer Das Lernen am Vorbild oder am Modell ist – Sieh mich gefälligst an! Kinderbuchautor) in der Lerntheorie eine bedeutsame Varian- – Hinsetzen! te der Differenzierung und Weiterentwick- – Du hör mal, was fällt dir ein! Laut aktueller Jugendstudien haben derzeit lung von Verhaltenssequenzen. knappe 60% der Jugendlichen in Deutsch- Das Lernen am Vorbild spielt vor allem land ein Vorbild. Bei der Mehrheit der Vor- «Als wir das Autofahren lernten, wussten bei komplexen Verhaltenssequenzen eine bilder handelt es sich um Prominente und wir zumeist, wo und wie wir sitzen mussten, wichtige Rolle, wie etwa Sozialverhalten Stars aus den Massenmedien: Sportler, und wir hatten bereits durch Beobachtung oder das Erlernen von Sportarten. Auch Sänger, Schauspieler oder Politiker. Mutter anderer Personen gelernt, welche Handlun- die Formen der Aggression gegenüber be- oder Vater belegen aber immer noch den gen für das Starten und Fahren eines Autos stimmten Personen und Gruppen orientie- ersten bzw. den zweiten Platz in der Hitliste notwendig sind und in welcher Reihenfolge». ren sich nach Vorbildern/Modellen. der Vorbilder. Dabei muss man allerdings (Gage, Berliner, 1977) In diesem Zusammenhang haben Vorbilder 12 VORBILDER WUNDER VOLLBRINGEN UND MASSEN BEWEGEN Einige Menschen scheinen Wunder zu vollbringen und Massen zu bewegen. Wir brauchen diese Idole, um uns an Ihnen zu orientieren und unsere Wertvorstellungen zu prüfen. Ob Papst, Staatschef, Sportler, Rockidol, Fussballer oder Nobelpreisträger: Was können wir als normale Bürger von ihnen lernen? Papst Franziskus kennt jedes Kind. Ein- sich Backstage ein, versuchen Sie, ein Prakti- schiedenen Lebensbereichen und machen stein kennt jedes Kind. Wenn Obama nach kum bei ihnen zu ergattern. Von Menschen, Sie sich bewusst, was es genau ist, was Sie Berlin kommt, steht die ganze Stadt Kopf. die absolut nicht greifbar oder schon ver- an ihnen bewundern. Suchen Sie sich ver- Mutter Teresa bewegt noch immer viele storben sind, existieren Biografien, Berichte, schiedene Vorbilder mit unterschiedlichen Menschen. Filme. Lassen Sie sich inspirieren Fähigkeiten und Eigenschaften und passen Sie diese auf Ihre Situation an. Nur ein Vorbild zu haben, und dies blind zu imitieren, ist nicht ratsam. Das wäre leichtgläubig: Kein Mensch ist makellos und jedes Vorbild lebt/e in einem anderen Kontext, in einer anderen Welt als wir selbst. Es ist besser, sich Vorbilder zu suchen, und Das Gute, das du heute tust, werden die Menschen morgen oft schon wieder vergessen haben. Tu weiterhin Gutes. Es ist sehr nützlich, Vorbilder als Notwaffe Mutter Teresa gerissen werde, dann überlege ich, was im Gepäck zu haben: Wann immer ich nicht weiterkomme, ich Zweifel habe, stocke, zwischen zwei Alternativen hin- und her mein Vorbild tun würde. Welche Argumen- was das «gewisse Etwas» ist, das sie zu einem Vorbild macht: 2. Erweitern Sie Ihren Horizont! te hätte es? Was würde es mir raten? Oder – Charakterzüge: Stärke, Optimismus, Wenn in Seminaren usw. nach Vorbil- würde es mich nur einfach in den Hintern dern gefragt wird, so nennen die meisten treten, weil ich mal wieder viel zu viel über Teilnehmer ihre Eltern oder ein anderes Belangloses grüble. Warmherzigkeit – Besondere Taten: Mutige Firmengründungen (Bill Gates, Google…) – Forschungseifer (Einstein), bestimmte Familienmitglied als Vorbild. Es ist wichtig, auch Vorbilder zu haben, die ausserhalb des Management-Entscheidungen, übernom- eigenen sozialen Dunstkreises liegen. Damit menes Engagement (Franz Weber) wird es leichter, eingeschliffene Annahmen Nehmen Sie die Menschen, wie sie sind, andere gibt es nicht. und Denkhaltungen zu durchbrechen. Es Konrad Adenauer – Besondere Effizienz: Wer geht besonders effizient an eine Aufgabe heran? geht nicht darum, wer besonders lieb zu – Wer lernt besonders effektiv? Wer ver- einem ist, sondern darum, von wem man Verschiedene Probleme, verschiedene zettelt sich nicht im Detail? Wer spielt das meiste für seine aktuellen Herausfor- Vorbilder. am besten Schach?! derungen lernen kann. Finden Sie eine gute Ist das Vorbild gut abgeschirmt oder bereits Mischung aus wirklich erfolgreichen Vor- verstorben, dann machen Sie einfach eine bildern und verschiedenen Menschen aus imaginäre Befragung: «Was hätte Arnold Mehr als die Vergangenheit interessiet mich die Zukunft, denn in ihr gedenke ich zu leben. Einstein Ihrer Umgebung (der verständnisvolle Chef, Schwarzenegger an meiner Stelle gemacht? der immer gut gelaunte Kollege, der Macher Wie hätte Vladimir Putin in meinem Kon- oder der lässige Bauer von nebenan). fl ikt reagiert?» Drei Gründe, warum Vorbilder einen Wenn wir wahren Frieden in der Welt erlangen wollen, müssen wir bei den Kindern anfangen. Gandhi Weiterführende Lektüre: voran bringen: 1. Spring über Deinen Schatten! Vorbilder zeigen, dass das, was im eigenen >Martin Krengel/ES Martin Krengel, die «Golden Rules». Erfolgreich Leben und Arbeiten: Alles, was man braucht. Eazybooks, Berlin, 2010, ca. EUR 16.00 Kopf noch für Unmöglich gehalten wird, im wahren Leben schon lange Wirklichkeit ist. 3. Bauen Sie sich Ihr Super-Idol! Wollen Sie eine bestimmte Sache erreichen? Nur ein Vorbild zu haben und dies blind zu Sicher gibt es jemanden, der genau das oder imitieren, ist nicht sehr ratsam. Das wäre ähnliches schon einmal erlebt hat. Suchen leichtgläubig: Kein Mensch ist makellos und Sie solche Menschen, fragen Sie sie um Rat. jedes Vorbild lebt in einem anderen Kontext Besuchen Sie ihre Vorträge, schleichen Sie als wir selbst. Suchen Sie Vorbilder aus ver17 ARUD / SUCHT SCHWEIZ IN GENF SIND DIE ALKOHOLVERGIFTUNGEN ZURÜCKGEGANGEN Getroffen: Irene Abderhalden, Dirketorin Sucht Schweiz Irene Abderhalden ist die neue Direktorin von Sucht Schweiz. Sie beschäftigt sich mit Prävention und Unterstützung. Wir trafen sie in Bern, am Ort, wo vor den Bundesratswahlen die langen Messer gewetzt werden, im Schweizerhof. Süchte begleiten den Menschen durchs Leben, wenn nicht P:. Oder ist es der Drohfinger «Wenn Du das, dann das….!» direkt, auch als Betroffene, Angehörige. Darum unsere Frage: I.A:. So kann es nicht funktionieren, es entsteht Widerstand, diese Methode schafft kein Vertrauen. P.: Ist Sucht erblich bedingt? A.: Nicht die Sucht ist erblich bedingt, sondern wohl eine gewisse P:. Was ist die erfolgversprechendste Prävention? Anfälligkeit. Dies erklärt aber das Suchtverhalten noch lange nicht. I.A:. Die Prävention muss strukturell erfolgen: a) Att raktivität verringern. Dies erfolgt am besten über Werbe- P.: Oft lösen exogene Vorfälle Suchtverhalten aus, der bekannte verbote, unatt raktive Preise. So können Spontankäufe, vor allem «Griff zur Flasche». bei Jugendlichen, vermindert werden. Wenn zu wenig Geld da I.A.: Es ist besser, wir fi nden heraus, «was» hinter der Flasche steht, ist, kann man weniger kaufen. also das «Warum» – und dies kann nicht von heute auf morgen geschehen. b) Verfügbarkeit verringern. In Genf beispielsweise sind die Alkoholvergift ungen massiv zurückgegangen. P.: Vorbilder aus Kunst, Kultur und Musik sind oft süchtig und P:. Wenden wir uns nun Ihrer Organisation zu, der Sucht gelten als Vorbilder. Wie werden diese Vorbilder als risikobehaf- Schweiz, da möchten unsere LeserInnen mehr darüber erfahren. tet wahrgenommen? Wird das Thema «süchtig» verdrängt? Ist Sucht Schweiz die Werbeagentur gegen Sucht? I.A.: Das Suchtverhalten wird, vor allem in Filmen, verharmlost. I.A.: Unsere Aufgabe ist es, zu informieren, Risiken zu erken- Die Produktplatzierung von Alkohol in Filmen wird stärker als nen, dann auch rechtliche Fragen. Wir bieten möglichst sachliche noch vor 20 Jahren gefördert. Aber ein Umdenken fi ndet statt. Informationen, arbeiten auch politisch, so ist auch ein Lobbyist im Bundeshaus für uns tätig. P.: Kann ein «normales» Verhalten mit Süchten erlernt werden? I.A.: Mit dem Alkohol haben 80% kein Problem. Bei Psychosen ist P.: Was sind Ihre Zielgruppen? das Risiko, süchtig zu werden, etwa 10x grösser. Es spielen auch das I.A.: Das sind Fachpersonen in Gemeinden, Organisationen. Wir Geschlecht, die Religion, Familie, Ängste, Repression usw. eine stellen Informationen kantonsübergreifend zur Verfügung und Rolle wie stark jemand abhängig wird. Das Ziel der totalen Absti- schaffen Synergien. nenz ist nicht für jeden Menschen geeignet. P.: Wie arbeitet Sucht Schweiz? P.: Wo entwickelt sich Sucht? Wo sind die Auslöser zu finden? I.A.: Es ist ein eigentliches Dreieck: I.A.: Wir arbeiten mit an nationalen Studien, wir haben eine eigene Forschungsabteilung (epidemiologische Forschung), sind Anlaufstelle für Journalisten. Mensch und seine Geschichte Weitere Bereiche sind Public Relations: Wir informieren Eltern, Schulen Betriebe usw. und stellen auch entsprechendes Material zur Verfügung. Dann auch Schulung, z.B. «Sucht und Familie». Dann betreiben wir auch die Transfers «Forschung zur Praxis». Bei den Medien wollen wir vor allem Wissen vermitteln, unterstützen Betroffene und deren Angehörige (2/3 unserer Kunden sind «Angehörige»). Dann gibt es unseren Telefonservice und wir motivieren die Anrufer, Hilfe vor Ort, z.B. bei ada-zh, zu holen. Suchtmittel, Verfügbarkeit 24 Umwelt, Gesellschaft, Familie
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