UNABHÄNGIGE TAGESZEITUNG FÜR DAS OBERALLGÄU UND KLEINWALSERTAL ... A llgäuer A nzeigeblatt Allgäuer Zeitung Höhlen-Erlebnisse Sensation von Chauvet und jede Menge Unterirdisches Reise-Journal DIENSTAG, 21. APRIL 2015 Bakterienbefall Legionellen in einem Kaufbeurer Wohnblock nachgewiesen Allgäu-Rundschau Passt! Meist sonnig, trocken und warm: Was will man mehr Wetter www.allgaeuer-anzeigeblatt.de NR. 91 PREIS ¤ 1,60 Dieser Betrieb wird bestreikt Schock über Massensterben im Mittelmeer Hochwasserschutz Immenstadt schützt sich mit 3,7 Millionen Euro gegen die Hochwasser-Gefahr. Ein Anlieger muss deswegen sogar umziehen. »Seite 29 Flüchtlinge CSU-Minister Müller fordert eigene Regierung zum Kurswechsel auf. Eine Million Menschen warten angeblich auf die Überfahrt VON CAROLIN OEFNER UND MICHAEL POHL Augsburg Die jüngste Flüchtlingskatastrophe im Mittelmeer hat in der Europäischen Union und auch in der Bundesregierung eine Debatte um Konsequenzen entfacht. In Berlin deutet sich dabei ein Kurswechsel an, die Seenotrettung von Flüchtlingen wieder deutlich auszuweiten. Bundesentwicklungsminister Gerd Müller forderte, die Ende 2014 zurückgefahrene Operation „Mare Nostrum“ sofort wieder aufzunehmen. Der CSU-Politiker ging damit auf Distanz zu Innenminister Thomas de Maizière (CDU), der innerhalb der EU dafür mitverantwortlich gemacht wird, dass der Bereich des Rettungsprogramms im Mittelmeer reduziert wurde. „Die Seenotrettungsmission ,Mare Nostrum‘ zu beenden, hat viele das Leben gekostet“, kritisierte Müller in der Saarbrücker Zeitung. Der Kemptener CSU-Politiker bot sogar eine deutsche Vorfinanzierung für eine neue EU-Seenotrettungsmission an. Sein Ministerium sei bereit, die Kosten von rund sechs Millionen Euro zunächst zu übernehmen. Auch die Spitzen der katholischen und evangelischen Kirche in Deutschland forderten eine Wiederaufnahme von „Mare Nostrum“. Beim Kentern eines Flüchtlingsschiffes in der Nacht zum Sonntag waren fast alle der mutmaßlich zwischen 700 und 950 Menschen an Bord ertrunken. Wenige Tage zuvor hatte es bei einem weiteren Unglück 400 Tote gegeben. Laut den italienischen Sicherheitsbehörden warten derzeit in Libyen eine Million Menschen aus Syrien und Afrika auf eine Überfahrt nach Europa. Die EU-Außen- und Innenminister unterstützten gestern bei einem Krisentreffen einen Zehn-PunktePlan, der unter anderem die Ausweitung der Seenotrettung und die Zerstörung von Schlepperbooten vorsieht. Um die Vorschläge zu ver- abschieden, wurde für Donnerstag ein Sondergipfel der Staats- und Regierungschefs angesetzt. Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) sagte unserer Zeitung: „Die drängendste Aufgabe für die EU und die gesamte internationale Staatengemeinschaft ist, die kriminellen, menschenverachtenden Machenschaften der Schleuserbanden zu stoppen. Wir müssen die Milliardengeschäfte unterbinden, die diese Verbrecher mit hilflosen Flüchtlingen machen, um künftig solche Tragödien zu verhindern.“ In Bayern leben nach Angaben des Innenministeriums derzeit 60 000 Asylbewerber. Alleine 13 000 Asylanträge wurden in den vergangen drei Monaten gestellt. Darunter seien viele Flüchtlinge aus dem Balkan, die keine Chance auf Anerkennung hätten. „Asylanträge aus dem Balkan werden bevorzugt bearbeitet“, sagte Regierungsdirektor Stefan Frey. Abgelehnte Asylbewerber würden gesammelt aus den Erstaufnahmeeinrichtungen direkt zum Flughafen gebracht und ausgeflogen. Wer nicht freiwillig das Land verlasse, werde abgeschoben, bisher knapp 450 Menschen. (mit afp, kna) »Leitartikel, Seite 3 und Politik Kommentar VON JENS SCHMITZ » jsz@augsburger-allgemeine.de Katastrophe für den Rechtsstaat D Warum in vielen Kindertagesstätten gestern die Arbeit ruhte Von Erzieherinnen und Erziehern heißt es immer gerne, sie gestalteten die Zukunft dieses Landes an maßgeblicher, verantwortungsvoller Stelle mit. Denn sie kümmern sich um die Kleinsten, die, wenn mal dem Sandkasten entwachsen, schließlich zu ordentlichen Mitgliedern dieser Gesellschaft werden sollen. Wenn es aber ums Geld geht, so kann es schon sein, dass selbst ordentliche Mitglieder dieser Gesell- schaft plötzlich vergessen, dass auch besagte Erzieherinnen und Erzieher anständige Arbeitsbedingungen und entsprechend bezahlt werden wollen. Und dann streiken diese, so wie gestern, als in vielen Kindertagesstätten in öffentlicher Trägerschaft die Arbeit ruhte und vielerorts nur ein Notdienst aufrechterhalten werden konnte. Mehr zum aktuellen Tarifkonflikt und der Lage in den Kitas auf Bayern. Foto: Imago Seenotrettung ● Mare Nostrum Als Reaktion auf die Flüchtlingstragödien im Mittelmeer hatte Italiens Regierung 2013 das Seenotrettungsprogramm „Mare Nostrum“ ins Leben gerufen. Es hat laut Rom mehr als 100 000 Menschen vor dem Ertrinken bewahrt. Italien drang angesichts der Flüchtlingszahlen darauf, dass die EU die Aufgabe übernimmt. ● Nachfolge Ende 2014 wurde „Mare Nostrum“ vom EU-Programm „Triton“ abgelöst. Anders als zuvor sind Triton-Schiffe nicht bis in libysche Gewässer, sondern nur vor der Küste Italiens unterwegs. (dpa) Blickpunkt Lokales Justiz-Skandal erschüttert USA Polizei FBI lieferte falsche Haaranalysen. Probleme auch in Deutschland? VON CAROLIN OEFNER Augsburg Hunderte Menschen sitzen in den USA womöglich unschuldig im Gefängnis. FBI-Spezialisten haben vor allem von 1985 bis 2000 fehlerhafte Haaranalysen geliefert, wie das US-Justizministerium und die Bundespolizei in einem Bericht mitteilen. Demnach wurden in 95 Prozent der bereits überprüften 268 Fälle falsche Analysen gegen die Angeklagten eingesetzt. In 32 Fällen seien Menschen zum Tod verurteilt worden, 14 wurden hingerichtet oder starben im Gefängnis. Eine ähnliche Technik wird auch in Deutschland angewendet, wie das Bayerische Landeskriminalamt bestätigte. Dort hält man aber einen Skandal wie in den USA für „undenkbar“. Der LKA-Sachverständige Frank Reckel sagt, dass Haare von Angeklagten auch in Bayern unter dem Mikroskop untersucht werden. Und zwar von der groben, etwa der Form des Haares, zur feinen Analyse, wie den Pigmenten. „Aber selbst wenn alles übereinstimmt, schreiben wir im Gutachten nur, dass der Angeklagte die Tat begangen haben könnte“, betont Reckel. In Bayern sei ein zusätzlicher GenTest die Regel. Alles Weitere entscheide das Gericht. Das bayerische Justizministerium weist zudem darauf hin, dass die Analysen an wechselnde Sachverständige vergeben würden. »Kommentar, Politik er FBI-Zwischenbericht kann zu einem der größten Skandale in der US-Justizgeschichte werden. Jahrzehntelang haben die obersten Kriminaltechniker der Nation vor Gericht Gewissheiten verbreitet, die in Wirklichkeit keine waren. Sie haben ihre Bewertungsmaßstäbe überdies an bis zu tausend Gerichtsmediziner und Spurenexperten weitergegeben, die sie für den Rest des Landes ausbildeten. Bislang weiß niemand, wie viele Menschen unschuldig verurteilt wurden, weil Geschworene und Richter auf die Sicherheit vermeintlich wissenschaftlicher Analyse vertrauten. Die FBI-Fehler bedeuten nicht, dass es in diesen Fällen keine anderen Indizien gab. Dass aber mindestens 32 Todesurteile ergingen und 14 Betroffene nicht mehr am Leben sind, ist selbst für Verteidiger der Todesstrafe eine Katastrophe. Ein Hauptfehler des FBI war, dass anders als die Gen-Analyse die vergleichsbasierten Verfahren nicht von unabhängigen wissenschaftlichen Labors entwickelt wurden, sondern von Mitarbeitern der Sicherheitsbehörden. Auch in anderen Ländern ist es Zeit für eine Prüfung. Dort wurden viele US-Verfahren lange Zeit als zukunftsweisend übernommen. Heute in Ihrer Zeitung Bahn-Streik beginnt Die Lokführergewerkschaft GDL will im Personenverkehr ab Mittwochmorgen, zwei Uhr, bis zum Donnerstagabend streiken. Im Güterverkehr gehen die Streiks bereits heute los. »Wirtschaft Gesundheits-Region Allgäu Autounfall war Mordversuch Nürnberg Die Justiz wertet einen Aufsehen erregenden vermeintlichen Autounfall in Nürnberg als absichtliche Tat und versuchten Mord. Der 42 Jahre alte Autofahrer soll demnach mit voller Absicht mehrere Gäste eines Straßenlokals angefahren haben. Nach dem Vorfall vom Sonntagabend wurde der Verdächtige gestern dem Haftrichter vorgeführt; die Staatsanwaltschaft begründete den Haftantrag mit versuchtem Mord. Den drei 37, 38 und 42 Jahre alten Opfern ginge es wieder etwas besser, sagte ein Polizeisprecher. Die Gäste waren zum Teil lebensgefährlich verletzt worden, als der Mann mit seinem Auto auf den Bürgersteig vor dem Lokal fuhr, wo etwa zehn Menschen an Tischen und Stühlen im Freien saßen. (dpa) »Bayern Warnung vor dem Liebling Haustier Mediziner erforschen Risiken beim Kuscheln mit Hund und Katz Nürnberg Über 28 Millionen Haustiere halten sich die Deutschen – darunter elf Millionen Katzen und sieben Millionen Hunde. Nicht nur Kinder, auch Erwachsene gehen beim Kuscheln und Schmusen oft kaum auf Distanz. Obwohl viele ahnen, dass ihre Lieblinge Krankheiten übertragen können. Amerikanische Wissenschaftler haben nun in einer Studie die Auswirkung von Haustieren auf die menschliche Gesundheit untersucht. Auf der positiven Seite stehen vielerlei positive Effekte auf die Psyche bis zum Mehr an Bewegung beim Gassi-Gehen. Aber auch ein Schutz vor Allergien und Atemwegsinfektionen bei Kleinkindern, die mit Haustieren aufwachsen, wird angenommen. Laut der Studie der Ohio State University haben aber Kinder unter fünf Jahren, Erwachsene über 65, Patienten mit einem geschwächten Immunsystem und Schwangere ein deutlich höheres Risiko einer Infektionskrankheit durch ihr Tier. Für gesunde Tierbesitzer sei die Ansteckungsgefahr generell geringer. „Wenn man sich ein Haustier zulegt, muss man sich darüber im Klaren sein, dass man sich damit auch ein Risiko einkauft“, sagt der Infektionsmediziner Andreas Sing vom Bayerischen Landesamt für Gesundheit. Vielen Menschen sei die Infektionsgefahr durch Haustiere nicht bewusst. Im Allgemeinen überwögen seiner Ansicht nach die positiven Effekte, die die Beziehung zu einem Tier mit sich bringt. Die Möglichkeit einer Infektion gibt es der Studie zufolge bei allen Haustieren. Übertragen würden Erreger nicht nur durch Bisse, Kratzer oder Ablecken, sondern vor allem beim Saubermachen von Käfigen, Aquarien oder Katzentoiletten. Hier raten die Ärzte generell zum Tragen von Handschuhen und gründlichem Händewaschen. (dpa, AZ) Verkehrschaos für Urlauber erwartet Innsbruck Urlauber müssen in den nächsten Monaten rund um den Arlberg in Österreich mit erheblichen Verkehrsbehinderungen rechnen. Der fast 14 Kilometer lange Arlbergtunnel – wichtiges Teilstück der Ost-West-Schnellstraße zwischen der Schweiz und Innsbruck – wird von heute an bis voraussichtlich Mitte November wegen einer Sanierung für den gesamten Verkehr gesperrt. Die komplette Sicherheitstechnik in Österreichs längstem Straßentunnel müsse für etwa 160 Millionen Euro erneuert und modernisiert werden. Wichtigste Alternativroute sei der Arlbergpass, erklärte der Betreiber. Um die erwartete Überlastung auf der Passroute in Grenzen zu halten, wurden teils Fahrverbote für Lastwagen erlassen. (dpa) »Panorama Auf 88 Seiten aktuelle Informationen aus den Allgäuer Kliniken – heute in dieser Ausgabe. Kontakt Redaktionsleitung Allgäu (0831) 206-439 redaktion@azv.de, Fax (0831) 206-123 Lokales Tel. (08323) 802-172, Fax -180 redaktion@allgaeuer-anzeigeblatt.net Anzeigen Tel. (08323) 802-150, Fax -156 info@allgaeuer-anzeigeblatt.de Abo-Service Tel. (08323) 802-161, Fax -165 info@allgaeuer-anzeigeblatt.de Service-Center Kirchplatz 6, Immenstadt; Bahnhofstraße 10, Sonthofen . 20017 4 190107 701606 Ihre Heimatzeitung 2 Wochen gratis ! Gehen Sie bestens informiert in den Tag – mit Ihrer Heimatzeitung Zwei Wochen kostenlos und völlig unverbindlich. Sie genießen jeden Morgen interessante Informationen und aktuelle Nachrichten aus Ihrer Umgebung, dem Allgäu und der ganzen Welt. Gleich anfordern! 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