eGovernment Review | www.egovernment-review.org | Nr. 8 | Juli 2011 Ausgabe Nr. Juli 2011 ISSN 1997-4051 | 1 8 Grenzüberschreitendes E-Government Prozeßorientierte Verwaltungsforschung | European E-Government Awards 2 | eGovernment Review | www.egovernment-review.org | Nr. 8 | Juli 2011 Titelbild: Rathaus Hamburg COPYRIGHT: Peter Swan eGovernment Review | www.egovernment-review.org | Nr. 8 | Juli 2011 | 3 Editorial Liebe E-Government Interessierte, Damit werden sehr große Datenmengen zugänglich, die für potentielle Nutzer nicht mehr überschaubar sind. Herkömmliche Suchalgorithmen stoßen hier sehr rasch an ihre Grenzen. Der Einsatz von fortgeschrittenen Technologien und Methoden ist daher eine wesentliche Voraussetzung für den Umgang mit diesen Daten (z.B. semantische Netzwerke). eGovernment Review fühlt sich auch dem Gedanken von Open Data verpflichtet. Alle Ausgaben und alle Artikel sind uneingeschränkt elektronisch zugänglich. Im Europäischen eGovernment-Aktionsplan 2011– 2015 ist explizit erwähnt, dass die freigegeben Daten von Bürgern und Unternehmen in welcher Form auch immer genutzt werden können. Darauf aufbauend können neue innovative Produkte und Dienste entwickelt werden. Unternehmen erhalten dadurch die Möglichkeit ihr Geschäftsmodell auf diesen Daten aufzubauen (geografische, demografische, statistische und Umweltdaten). Es bleibt abzuwarten, wie sich dieses spannende Thema weiterentwickeln wird. Open Government bedeutet ein Öffnen der Verwaltung, aber auch des politischen Systems, gegenüber der Bevölkerung und anderen Interessierten, wie Unternehmen und NGOs. Ziel ist eine erhöhte Transparenz, eine intensivere Zusammenarbeit der Verwaltung und Politik mit der Bevölkerung, aber auch die Möglichkeit zu vermehrter Innovation in der Verwaltung. Auch hier sind im Europäischen eGovernment-Aktionsplan 2011– 2015 Ziele definiert. Den Bürgern soll bis 2014 elektronischer Zugang zu den über sie gespeicherten personenbezogenen Daten gegeben werden. Außerdem sollen die Bürger automatisch informiert werden, wenn diese Daten auf automatische Weise verarbeitet wurden. Im Sinne der Partizipation sollen IKT-Lösungen entwickelt werden, sodass Unternehmen und Bürger sich an öffentlichen politischen Konsultationen, Diskussionen und Gestaltungsprozessen beteiligen können. Umgekehrt sollen diese Lösungen den Regierungen helfen, bessere Maßnahmen zu ergreifen und gleichzeitig die Kostenwirksamkeit und die Folgen der Maßnahmen besser abschätzen zu können. In der vorliegenden Ausgabe erwarten Sie wieder interessante Artikel über aktuelle Projekte und Vorhaben im E-Government. Der Bogen spannt sich von grenzüberschreitendem E-Government in Europa, prozessorientierte Verwaltungsforschung, Prozessketten zwischen Wirtschaft und Verwaltung, Qualitätssicherung von Bürgerbeteiligungsprojekten bis hin zu elektronischem Datenmanagement in der Umwelt- und Abfallwirtschaft. Wir wünschen Ihnen viel Lesevergnügen bei der achten Ausgabe von eGovernment Review. FH-Prof. Dr. Wolfgang Eixelsberger Fachhochschule Kärnten Studienbereich Wirtschaft aufruf beiträge Open Data und Open Government sind derzeit die wohl am häufigsten diskutieren Themen im E-Government. Open Data bezieht sich auf Daten, die ohne Einschränkungen zur freien Nutzung zur Verfügung stehen (uneingeschränkte elektronische Verfügbarkeit, keine Gebühren, keine Copyrightrechte). In Bezug auf E-Government bezieht sich das naturgemäß auf Verwaltungsdaten. In der offensten Form bedeutet dies, das sämtliche Daten, die nicht personenbezogen sind oder als geheim eingestuft werden, öffentlich frei zugänglich sind. In Skandinavien gibt es erst Ansätze dazu. Dabei sollen alle Verwaltungsdokumente, die weder geheim noch personenbezogen sind, automatisch veröffentlicht werden. eGovernment Review veröffentlicht ausgewählte Artikel zu verschiedensten Aspekten von E-Government. Wenn Sie einen Artikel in eGovernment Review veröffentlichen möchten, dann senden Sie eine Kurzbeschreibung (zwischen 150 und 300 Worte) an w.eixelsberger@fh-kaernten. at. Die Kurzbeschreibung kann sowohl in deutscher als auch in englischer Sprache verfasst sein. Der eGovernment-Review-Beirat bewertet die eingereichten Artikel und gibt ausgewählte Artikel zur Veröffentlichung frei. Einreichungen für die neunte Ausgabe werden bis zum 10. Oktober 2011 angenommen. FH-Prof. Dr. Wolfgang EIXELSBERGER Fachhochschule Kärnten Studienbereich Wirtschaft 4 | eGovernment Review | www.egovernment-review.org | Nr. 8 | Juli 2011 eGovernment-Review-Beirat Der Beirat wählt die zu erscheinenden Artikel aus, schlägt Interviewpartner vor und gibt Input zur generellen Ausrichtung von eGovernment Review. FH-Prof. Dr. Dietmar Brodel Rektor der Fachhochschule Kärnten, Leiter Studienbereich Wirtschaft Fachhochschule Kärnten FH-Prof. Dr. Wolfgang Eixelsberger Professur aus Wirtschaftsinformatik Fachhochschule Kärnten Dr. Peter Parycek, MSc Zentrumsleiter Zentrum für E-Government Donau-Universität Krems Lektor FH Kärnten Prof. Dr. Reinhard Posch Leiter des IAIK (Institute for Applied Information Processing and Communications) TU Graz CIO des Bundes Prof. DI Dr. Reinhard Riedl Leiter Kompetenzzentrum Public Management & E-Government Berner Fachhochschule Prof. Dr. Jürgen Stember Dekan Fachbereich Verwaltungswissenschaften Hochschule Harz DI Manfred Wundara CIO der Stadt Villach Mitglied des Präsidiums des Fachausschusses für Informationstechnologie des Österreichischen Städtebundes Leiter der Arbeitsgruppe Q-SKF der Plattform Digitales Österreich eGovernment Review | www.egovernment-review.org | Nr. 8 | Juli 2011 Inhalt „Viele E-Government-Lösungen der Schweiz sind Top“ 6 Interview mit Stephan Röthlisberger (Programm-Manager E-Government Schweiz) Grenzüberschreitendes E-Government in Europa 8 Klaus Stranacher | Arne Tauber | Thomas Zefferer | Bernd Zwattendorfer (E-Government Innovationszentrum) Prozessorientierte Verwaltungsforschung in Deutschland 10 Jörg Becker (Westfälische Wilhelms-Universität Münster) I Helmut Krcmar (Technische Universität München) Priorisierung von Prozessketten zwischen Wirtschaft und Verwaltung 12 Qualitätssicherung von Bürgerbeteiligungsprojekten 14 The Case for the European eGovernment Awards 2.0 16 fachartikel aktuelles Ausgabe Nr. 8 | Juli 2011 Thomas Jeswein | Norman Riegel | Dieter Rombach (Fraunhofer IESE) Melanie Bicking (Universität Koblenz-Landau) Christine Leitner (Donau-Universität Krems) Wissensmanagement zum Schutz Kritischer Infrastrukturen 18 Qualitätssicherung in interdisziplinären eGovernment-Projekten: Adaption bewährter Praktiken im P23R-Projekt 20 Niels Proske | Tanja Röchert-Voigt (Universität Potsdam) Thomas Zehler (Fraunhoer IESE) | Petra Steffens (Fraunhofer FOKUS Berlin) Elektronische Abfertigung entlastet kommunale Haushalte 22 Elvira Christine Regenspurger (PUMA - Public Management Consulting) | Tamara Winkler (IT-Kommunal) Die Digitale Amtstafel im Rathaus ist Realität 24 Reinhard Haider (OÖ Gemeindebund | Amtsleiter Marktgemeinde Kremsmünster) amtstafel 2.0 - das erste Social Network für Bedienstete aus Städten und Gemeinden 26 Johannes Eschenbacher (Österreichischer Städtebund) | Thomas Tropper (PUMA - Public Management Consulting) LOD2: Einstiegspunkt zu vernetzten Regierungsdaten in Europa 28 Martin Kaltenböck (Semantic Web Company) Elektronisches Datenmanagement in der Umwelt- und Abfallwirtschaft 30 Franz Mochty | Christian Mannert (Lebensministerium) E-Government Tagungen, Konferenzen und Messen 32 E-Government Publikationen 34 service | 5 6 | eGovernment Review | www.egovernment-review.org | Nr. 8 | Juli 2011 aktuelle information interview „Viele E-Government-Lösungen der Schweiz sind Top“ Stephan Röthlisberger ist Programm-Manager E-Government Schweiz. Er leitet die Geschäftsstelle E-Government Schweiz seit deren bestehen 2008. Zuvor war Röthlisberger bei der Verwaltung des Kantons Zürich als Leiter der Abteilung Datenlogistik ZH für diverse Datenaustausch- und Datenregisterprojekte verantwortlich. Ursprünglich hatte Röthlisberger jedoch an der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Zürich Geophysik studiert und war danach einige Jahre am Schweizerischen Erdbebendienst als wissenschaftlicher Mitarbeiter tätig. Die Geschäftsstelle E-Government Schweiz ist das zentrale Dienstleistungszentrum für die koordinierte Umsetzung der nationalen Strategie und wirkt als Stabsorgan des Steuerungsausschusses sowie des Expertenrates. Sie ist u.a. die Anlaufstelle für die federführenden Organisationen, pflegt die Umsetzungsinstrumente und ist sowohl für das strategische Controlling, die Kommunikation, sowie den Informationsaustausch mit weiteren Organisationen, Forschung und Wirtschaft zuständig. Die Geschäftsstelle wird durch den Bund finanziert und ist beim Informatikstrategieorgan Bund (ISB) angesiedelt. aber den Vergleich mit Österreich, Deutschland oder anderen EU-Ländern nicht scheuen. Viele E-GovernmentLösungen in der Schweiz zählen zu den Top-Lösungen in Europa. Jedoch sind diese, dank des Föderalismus, nur in einzelnen Kantonen in Betrieb. Damit fehlt die flächendeckende Ausbreitung über die ganze Schweiz. Dies hat natürlich direkte Auswirkungen auf das schlechte Abschneiden der Schweiz in den internationalen Vergleichsstudien wie zum Beispiel dem E-Government Benchmark der EU. Zurzeit werden viele neue Kooperationen, insbesondere unter den Kantonen geschaffen, mit welchen der Austausch von bestehenden Lösungen zwischen den Kantonen gefördert wird. Wie sehen Sie den aktuellen E-Government Stand in der Was sind zukünftig geplante E-Government Aktivitäten auf der Schweiz? nationalen Ebene in der Schweiz? Wird das E-Government Benchmark der EU betrachtet, so schneidet die Schweiz dabei noch immer schlechter ab, als der Durchschnitt der EU-Länder. Ihre Position hat sich aber im Jahr seit der vorhergehenden Messung stärker verbessert als der EU-Durchschnitt. Einen deutlichen Schub hat die Schweiz insbesondere auch dank einem Paket E-Government aus den Konjunkturellen Stabilisierungsmassnahmen erfahren. Da diese Gelder jedoch auf das Jahr 2010 beschränkt waren, so lässt sich nun wieder eine gewisse Verlangsamung feststellen. Gleichwohl sind nun bereits 10 der 45 priorisierten Vorhaben, welche im Rahmen der E-Government-Strategie Schweiz koordiniert umzusetzen sind, in Betrieb. Mit der geplanten Erneuerung der Rahmenvereinbarung, soll ein weiterer Schub bei der Umsetzung der E-Government-Strategie erreicht werden. Im Detail betrachtet muss sich die Schweiz Die aktuelle Rahmenvereinbarung über die E-Government Zusammenarbeit zwischen Bund und den Kantonen gilt bis Ende 2011. Um die Kontinuität der EGovernment-Strategie Schweiz und deren Umsetzung zu gewährleisten, hat der Steuerungsausschuss die Geschäftsstelle E-Government Schweiz beauftragt, unter Einbezug der wichtigsten E-Government-Akteure die Erneuerung der Rahmenvereinbarung durchzuführen. Im Juni 2011 hat der Steuerungsausschuss bereits einen Entwurf der erneuerten Rahmenvereinbarung verabschiedet. Dieser ist nun bei den Kantonen und Bundesstellen in einer Vernehmlassung. Die neue Rahmenvereinbarung soll unter anderem eine noch stärkere Steuerung, eine Fokussierung auf ausgewählte Vorhaben und eine bessere Zusammenarbeit auf allen föderalen Ebenen bringen. Welche Aufgaben hat die Geschäftsstelle E-Government Schweiz? aktuelle information Die Geschäftsstelle E-Government Schweiz hat das Projekt „E-Government in den Gemeinden“ initiiert. Welche Maßnahmen sind hier geplant? Die Studie „Verwaltung und E-Government“ des Forschungsinstituts gfs.bern hat deutlich gezeigt, dass EGovernment in kleinen Verwaltungen der Schweiz nur langsam umgesetzt wird. Oft fehlen in den Gemeinden die nötigen Ressourcen dazu, sowohl finanziell als auch fachlich. Demzufolge schreitet E-Government in der Schweiz mit unterschiedlicher Geschwindigkeit voran. Der Handlungsbedarf wurde erkannt und in den Zielen des Bundesrates aufgenommen. Die Geschäftsstelle E-Government Schweiz hat daher das Projekt „E-Government in den Gemeinden“ initiiert. Das erste Hilfsmittel „E-Gov für Gemeinden“ liegt in Form einer Faltmappe vor und gibt auf folgende vier Fragen eine Antwort: „Was ist E-Government?“, „Warum soll E-Government auf kommunaler Ebene eingesetzt werden?“, „Wie können Gemeinden EGovernment Projekte realisieren? „ und „Wer kann zum Erfolg von kommunalen E-Government-Projekten beitragen?“. Diese Faltmappe wurde in den drei Amtssprachen erstellt und kann gratis bestellt oder online heruntergeladen werden. Weiter möchten wir noch weitere Massnahmen, welche auf Grund der umfassenden Analyse vorgeschlagen wurden, umsetzen. Die Themen Open Data und Open Government werden aktuell häufig diskutiert. Gibt es Ansätze zur Umsetzung in der Schweiz? Open Data und Open Government sind auch in der Schweiz ein aktuelles Thema. Insbesondere auf der eidgenössischen Ebene wurden in diesem Frühling diverse politische Vorstösse eingereicht. Der Nutzen des Zugangs zu Government Daten ist in die Bereiche „Transparenz der Verwaltung“ und „wirtschaftliche Wertschöpfung“ zu unterteilen. Im Bereich der Transparenz ist bereits seit 2006 das Bundesgesetz über das Öffentlichkeitsprinzip in der Verwaltung eingeführt worden. Damit wurde der der Wandel vom Geheimhaltungs- zum Öffentlichkeitsgrundsatz vollzogen. Amtliche Dokumente können auf Gesuch eingesehen werden – vor Ort oder als Kopien. Ein besonderes Interesse muss dabei nicht geltend gemacht werden – ein formloses Gesuch an die zuständige Behörde genügt. Um diesem Grundsatz noch verstärkt Rechnung zu tragen wurde das Schweizerische Bundesarchiv mit dem Projekt für einen Single Point of Orientation beauftragt. Es handelt eGovernment Review | www.egovernment-review.org | Nr. 8 | Juli 2011 sich dabei um ein zentrales Register amtlicher Dokumente, welches online zur Verfügung gestellt werden wird. Es wird somit Bürgerinnen und Bürgern einen Überblick über die vorhandenen Unterlagen der Bundesverwaltung verschaffen, in welche Einsicht verlangt werden kann. In Bezug auf Daten die von wirtschaftlichem Interesse sein könnten, wurde insbesondere in den Bereichen von Geo-, Meteound Statistikdaten bereits ein grosser Teil freizugänglich gemacht. Die Thematik von Open Government Data ist erkannt und soll im Rahmen der Aktualisierung der bundesrätlichen Strategie für eine Informationsgesellschaft in der Schweiz, welche voraussichtlich Ende 2011 abgeschlossen sein wird, berücksichtigt werden. Die Schweiz ist bekannt als Land der direkten Demokratie. Welche Aktivitäten gibt es bei der Umsetzung von e-Democracy? Die Schweiz hat eine sehr lange Tradition der direkten Demokratie. Auf allen föderalen Ebenen werden die wichtigen Beschlüsse mit Volksabstimmungen entschieden. Wobei zum Beispiel im Kanton Zürich im letzten Jahr jeweils etwa 80% per Brief, 18% an der Urne und ca. 2% per eVoting abgestimmt haben. Im Kanton Zürich werden seit einigen Jahren Pilotversuche in eVoting durchgeführt. Dies jedoch vorerst nur in einzelnen Gemeinden. Dabei werden die Stimmen über ein Webportal via Internet abgegeben. Ein grosses Augenmerk wird dabei auf den Schutz vor Betrug aber auch auf die Wahrung des Stimmgeheimnisses gelegt. Die Ungewissheit, bezüglich der Systemsicherheit und möglicher politischer Veränderungen durch flächendeckende Einführung von eVoting in der Schweiz, hat den Bundesrat dazu bewogen vorerst einen maximalen Anteil an eVoting auf 10% festzulegen. Es gibt auch ein Projekt um weitere demokratische Prozesse, wie das Sammeln von elektronischen Unterschriften für Initiativen und Referenden, in der Schweiz zukünftig elektronisch abgewickelt werden könnten. Des Weiteren werden Überlegungen gemacht, wie mittels E-Government die Beteiligung der Bevölkerung oder Interessengruppen an den Prozessen der Gesetzgebung und den bestehenden Verfahren wie Vernehmlassungen. Wir danken für das Gespräch. Das Interview wurde geführt von Wolfgang Eixelsberger. | 7 8 | eGovernment Review | www.egovernment-review.org | Nr. 8 | Juli 2011 fachartikel Grenzüberschreitendes E-Government in Europa abstract Klaus Stranacher | Arne Tauber | Thomas Zefferer | Bernd Zwattendorfer Die Europäische Kommission hat sich zum Ziel gesetzt, innerhalb der nächsten Jahre einen digitalen Binnenmarkt im EU-Raum zu schaffen, um die Effizienz von E-Business und E-Government Lösungen zu erhöhen und damit die Wettbewerbsfähigkeit der EU zu steigern. Im Rahmen der Umsetzung dieses Ziels wurden von der Europäischen Kommission die fünf Großpilotprojekte STORK, SPOCS, epSOS, PEPPOL und e-CODEX ins Leben gerufen, die eine länderübergreifende Interoperabilität von E-Government Diensten und Technologien in unterschiedlichen Verfahrensbereichen ermöglichen sollen. Durch das Verschwinden der Grenzen innerhalb Europas und der damit erhöhten Mobilität von Bürgern und Unternehmen müssen behördliche Verfahren zunehmend auch grenzüberschreitend abgewickelt werden. Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) erhöhen nicht nur die Effizienz und Verfügbarkeit solcher Verfahren, sie sorgen auch für Komfort und Transparenz. Aus diesem Grund hat sich die Europäische Kommission in der Digitalen Agenda für Europa (1) das Ziel gesetzt, Interoperabilität und Standardisierungsaktivitäten zu unterstützen, um so einen digitalen Binnenmarkt innerhalb der Europäischen Union zu schaffen. Die Gewährleistung von Interoperabilität durch eine EU-weite Umsetzung länderübergreifender Dienste ist im kürzlich veröffentlichten E-Government Aktionsplan (2) der Kommission manifestiert. Mit dem Competitiveness and Innovation Framework Programme (CIP) hat die Europäische Kommission bereits vor einigen Jahren begonnen diverse Großpilotprojekte (Large Scale Pilots – LSP) zu fördern, die eine Verwendung von bestimmten IKT-basierten Diensten über nationale Grenzen hinweg ermöglichen. Dabei sollen Nutzer auf bereits vorhandene nationale (E-Government) Infrastrukturen im europäischen Kontext zurückgreifen können. Mit Hilfe der in diesen Großpilotprojekten gewonnen Erfahrungen soll für Mitgliedsstaaten eine Basis geschaffen werden, mit Hilfe derer zukünftig auch grenzüberschreitende Dienste angeboten werden können. Im Folgenden werden die fünf von der Europäischen Kommission geförderten Großpilotprojekte und deren Zielsetzung kurz beschrieben. STORK (Secure idenTity acrOss boRders linKed). Auf- grund der steigenden Anzahl an E-Business und E-Govern- ment Diensten, durch welche sensible Daten verarbeitet werden, besteht ein erhöhter Bedarf an sicheren und zuverlässigen Identifizierungs- und Authentifizierungsmechanismen im Internet. Dieses Problem wurde in den letzten Jahren bereits durch einige EU-Mitgliedsstaaten aufgegriffen, indem nationale elektronische Identitätslösungen (eID) flächendeckend ausgerollt wurden. Unterschiedliche rechtliche Anforderungen (z.B. Datenschutzbestimmungen) führten jedoch zu länderspezifischen Lösungen und einer heterogenen eID-Landschaft in Europa. Das LSP-Projekt STORK (3) versucht diesen Missstand aufzugreifen und auf Basis einzelner nationaler Lösungen ein Interoperabilitäts-Framework zu schaffen, welches eine sichere elektronische Identifizierung und Authentifizierung von natürlichen Personen auch über Ländergrenzen hinweg ermöglicht. Ein wesentlicher Aspekt dabei ist die Einführung von Authentifizierungslevel, um die heterogene eID-Landschaft in Europa sowohl quantitativ als auch qualitativ abzubilden und so die gegenseitige Akzeptanz zu vereinheitlichen. Seit Juni 2010 werden die Lösungen des STORK-Projekts innerhalb sechs länderübergreifender Pilotanwendungen erprobt. SPOCS (Simple Procedures Online for Cross-border Services). Die EU-Dienstleistungsrichtlinie legt fest, dass sämtliche Verfahren, die mit der Ausübung oder Aufnahme von Dienstleistungstätigkeiten in Zusammenhang stehen, elektronisch abgewickelt werden können müssen. Die Umsetzung der Dienstleistungsrichtlinie bedingt auch die Einrichtung so genannter „Einheitlicher Ansprechpartner (EAP)“. Ein EAP agiert dabei als Vermittler zwischen den national zuständigen Behörden und dem antragstellenden (ausländischen) Dienstleister. Das Projekt SPOCS (4) zielt darauf ab, Verbesserungen in diesen Verfahren herbeizuführen. Im Speziellen soll eine fachartikel eGovernment Review | www.egovernment-review.org | Nr. 8 | Juli 2011 | 9 die virtuelle Beschaffung und das elektronische Verrechnungswesen. Die Resultate des Interoperabilitätsframeworks werden dabei in einer einjährigen Pilotierungsphase bis November 2011 in operativen Umgebungen auf ihre Praktikabilität getestet. E-CODEX (e-Justice Communication via Online Data Exchange). Aufgrund des Abb. 1 : Pilotprojektübergreifender Einsatz von Basiskomponenten grenzüberschreitende Ausübung von Dienstleistungen vereinfacht werden. Das Projekt wurde 2009 gestartet und befindet sich derzeit in der Pilotierungsphase, in der die erarbeiteten Lösungen in mehreren grenzüberschreitenden Pilotanwendungen getestet werden. epSOS (Smart Open Services for European Patients). Das in- ternationale Projekt epSOS(5) verfolgt das Ziel die Interoperabilität zwischen E-Health Lösungen verschiedener europäischer Staaten herzustellen bzw. zu verbessern. Konkret werden im Rahmen verschiedener Pilotanwendungen der länderübergreifende Zugriff auf Patientendossiers (Patient Summary), die grenzübergreifende Ausstellung elektronischer Rezepte (E-Prescription), sowie die internationale Ausgabe von Medikamenten (E-Dispensation) implementiert. Auf diese Weise soll ein sicherer Datenaustausch zwischen Gesundheitsdienstanbietern verschiedener Länder ermöglicht werden. Das Projekt wurde im Juli 2008 gestartet. Aktuell sind 20 EU-Mitgliedsstaaten und drei Nicht-EU Länder in die Durchführung des Projekts involviert. kontinuierlichen Verschwindens innereuropäischer Grenzen nimmt auch die Anzahl grenzüberschreitender Justizverfahren stetig zu. Daher hat sich das EU-Projekt e-CODEX (7) zum Ziel gesetzt, grenzüberschreitende Justizverfahren effizienter, transparenter und kostengünstiger zu machen. Eine bessere Vernetzung bestehender Infrastrukturen sowie der Zugriff von Bürgern und Organisation auf diese stehen dabei im Vordergrund. Der Schwerpunkt des Projekts liegt in der grenzüberschreitenden qualitativen Identifikation von Bürgern und Organisationen, einheitlichen Standards für grenzüberschreitende Erkennung und Verarbeitung von elektronischen Dokumenten, sowie dem grenzüberschreitenden Austausch dieser Dokumente. DI Klaus STRANACHER, Leiter Arbeitspaket „eDocuments“ von SPOCS, E-Government Innovationszentrum; klaus.stranacher@ egiz.gv.at DI Arne TAUBER Leiter des STORK Piloten „eDelivery“, E-Government Innovationszentrum; arne.tauber@egiz.gv.at Pilotprojektübergreifende Zusammenarbeit. E-Government Basisbausteine wie E-ID, E-Signature, E-Delivery oder die virtuelle Unternehmensakte kommen mehrfach in unterschiedlichen Pilotprojekten zum Einsatz. Um hier Synergien maximal zu nutzen, werden im Rahmen von pilotübergreifenden Aktivitäten bestehende Bausteine von anderen Pilotprojekten übernommen und gegebenenfalls entsprechend den eigenen Anforderungen erweitert bzw. modifiziert (siehe Abbildung 1). Neben den einzelnen Pilotprojekten bringt also auch die Nutzung gemeinsamer Synergien die Vision eines digitalen europäischen Binnenmarkts einen weiteren Schritt näher. DI Thomas ZEFFERER Wissenschaftlicher Mitarbeiter, E-Government Innovationszentrum; thomas.zefferer@ egiz.gv.at POL (6) ging als erstes der fünf Großpilotprojekte an den Start. Ziel des Projekts ist es, die Wettbewerbsfähigkeit – insbesondere jene von KMUs – durch ein EU-weites Online-System für öffentliche Beschaffungsverfahren bereitzustellen. Dies wurde dadurch erreicht, dass nationale Beschaffungssysteme über Standards und eine entsprechende Interoperabilitätsarchitektur miteinander verbunden wurden. Das PEPPOL Interoperabilitätsframework deckt dabei die folgenden fünf Komponenten von Beschaffungsverfahren ab: (Elektronische) Signaturen, die virtuelle Unternehmensakte (Virtual Company Dossier) als Eignungsnachweis, virtuelle Verzeichnisse als Basis für die Veröffentlichung von Produktinformationen, Beschreibungen und Preise durch Unternehmen, literatur PEPPOL (Pan-European Public Procurement Online). PEP- (1) Eine digitale Agenda für Europa, Mitteilung der Europäischen Kommission (2) Europäischer eGovernment-Aktionsplan 2011-2015, Mitteilung der Europäischen Kommission (3) https://www.eid-stork.eu (4) http://www.eu-spocs.eu (5) http://www.epsos.eu (6) http://www.peppol.eu (7) http://www.e-codex.eu DI Bernd ZWATTENDORFER Wissenschaftlicher Mitarbeiter, E-Government Innovationszentrum; bernd.zwattendorfer@ egiz.gv.at 10 | eGovernment Review | www.egovernment-review.org | Nr. 8 | Juli 2011 fachartikel Prozessorientierte Verwaltungsforschung in Deutschland abstract Jörg Becker I Helmut Krcmar Prozessmodellierung und Gestaltung von organisationsübergreifenden Prozessketten sind zu führenden Forschungsfragen für Verwaltungen geworden. Einzelne Forschungsdisziplinen veröffentlichen und diskutieren ihre Forschungsergebnisse in eigenen Fachzeitschriften und Tagungen, eine Harmonisierung über Disziplinengrenzen hinweg findet derzeit nur punktuell statt. Dies adressierend wurde die Forschungslandkarte Prozessorientierte Verwaltung erstellt, welche einen ganzheitlichen Blick auf den Status quo der prozessorientierten Forschung wirft und als Basis für konkrete Handlungsempfehlungen dient. Deutschland ist auf dem Weg hin zu einer prozessorientierten Verwaltung. Es gibt vielfältige Bestrebungen, den Prozessgedanken, insbesondere bei der Modernisierung von Verwaltungsabläufen, in den Verwaltungen des Bundes, der Länder und der Kommunen zu etablieren. Das wird bei der Analyse der Daten in der Forschungslandkarte Prozessorientierte Verwaltung, die im Auftrag des deutschen Bundesministeriums des Innern erstellt wurde, deutlich(1). Nichtsdestotrotz ist der Weg bis zu einer ganzheitlichen Prozessorientierung und Nutzung der Vorteile einer ablauforientierten Gestaltung der Verwaltungsstrukturen noch weit. Auf dem Weg zur Erstellung der Forschungslandkarte Prozessorientierte Verwaltung und der begleitenden Studie wurden zahlreiche Literaturquellen und -datenbanken sowie Projektdatenbanken systematisch durchsucht. Die so identifizierten Forscherinnen und Forscher, die in Deutschland in der Community der prozessorientierten Verwaltungen arbeiten und forschen, wurden gebeten, den Stand ihrer Forschung im aufgebauten Forschungsportal zu dokumentieren. Es konnten 115 Projekte, 155 Forschungsergebnisse, 143 Organisationen, 215 Personen und 104 Publikationen erfasst und für die Auswertung genutzt werden, die interaktive Landkarte wächst stetig weiter. Dabei konnten im Status quo 14 Forschungsfelder identifiziert werden (Vernetzung von Forschungsinstitutionen, Theoretische Grundlagen, Einfluss der Forschung auf die Praxis, Wiederverwendung von Forschungsergebnissen, Standardisierung und Harmonisierung, Prozessketten, Schnittstellen zu spezifischen Akteuren, Langfristigkeit und Kontinuität des Prozessmanagements, Integration der Finanzflusssicht in das Prozessmanagement, Prozessmanagement und Recht, Risikomanagement, Arbeitsmarkt, Marketing so- wie Akzeptanz und Erfolgswirkung), innerhalb derer sich die Forschungslücken der prozessorientierten Verwaltung strukturieren lassen und die Basis der Handlungsempfehlungen sind. Besonders hervor zu heben sind zwei Handlungsempfehlungen. 1.Die Forschungsinstitutionen, die im Themenfeld Prozessorientierte Verwaltung arbeiten, sind wenig miteinander vernetzt. Die derzeitige Vernetzung von Forschungsinstitutionen im deutschsprachigen Raum, die sich mit der prozessorientierten Verwaltung beschäftigen, ist gering. Das wird u. a. durch die geographische Auswertung der Forschungslandkarte belegt. So sind beispielsweise knapp 47% der aufgelisteten Forschungsorganisationen nicht durch ein Forschungsergebnis, das in der Forschungslandkarte gespeichert ist, mit einer anderen Institution vernetzt. Findet eine Zusammenarbeit zwischen Forschungseinrichtungen statt, so beschränkt diese sich zumeist auf ein einziges Forschungsergebnis. Synergiepotenziale, welche die Zusammenarbeit verschiedener Experten mit sich brächte, bleiben so ungenutzt. Abbildung 1 bietet einen Überblick über die Vernetzungsstruktur, erhoben auf der Basis gemeinsam erstellter Forschungsergebnisse. Sobald zwei Institutionen gemeinsam an einem Forschungsergebnis gearbeitet haben, sind sie mittels einer Linie verbunden. Je mehr gemeinsame Forschungsergebnisse es gab, desto dicker wird die Verbindungslinie dargestellt. Die Kooperationsbeziehungen können in starke, mittlere und schwache Verknüpfungen unterschieden werden. Der Großteil der 285 Verknüpfungen besteht aus schwachen Kooperationen, d. h. Institutionen, die über maximal zwei Forschungsergebnisse miteinander kooperieren. Darüber hinaus gibt es eine mittlere Kooperation, fachartikel eGovernment Review | www.egovernment-review.org | Nr. 8 | Juli 2011 | 11 die durch vier Forschungsergebnisse verbunden ist, sowie eine starke Kooperation, die sich durch fünf gemeinschaftlich bearbeitete Forschungsergebnisse auszeichnet. 2.Theoretische Grundlagen zur prozessorientierten Verwaltung werden kaum erforscht. Im Bereich der prozessorientierten Verwaltung wird ein starker Fokus auf die Umsetzung von Ergebnissen und dabei vor allem auf IT-technische Veränderungen gelegt. Ein Defizit wird im Bereich der theoretischen Grundlagen deutlich, da sich keines der 155 Forschungsergebnisse mit einer Theorie bzw. insbesondere mit der Entwicklung einer solchen Theorie befasst. Auch gibt es lediglich 2 Forschungsergebnisse, die sich mit Terminologien beschäftigen. Die Typisierung gliedert die in der prozessorientierten Verwaltung erzielten Forschungsergebnisse in vorgegebene Klassen, die teilweise zusätzlich differenziert werden. Der starke Fokus der Forschung zur prozessorientierten Verwaltung auf Umsetzungen manifestiert sich in den vorliegenden Daten, die Hälfte aller Forschungsergebnisse sind solche Umsetzungen. Knapp ein Viertel der Forschungsergebnisse sind empirische Untersuchungen, anschließend folgen Modelle mit 15%, Terminologien und Abb. 1 : Geographische Darstellung der institutionellen Vernetzung Literaturanalysen sind mit jeweils 2 Nennungen vertreten. Aus den Ergebnissen der Forschungslandkarte wird deutlich, dass viele empirische Untersuchungen spezifischer Phänomene im Kontext der prozessorientierten Verwaltungsforschung existieren. Demgegenüber steht eine geringe Anzahl an Forschungsergebnissen, die sich mit den theoretischen Grundlagen auseinandersetzen. Die prozessorientierte Verwaltungsforschung bedient sich aber der verschiedensten theoretischen Grundlagen aus den angrenzenden Disziplinen, wie z. B. der Politikwissenschaft, Verwaltungswissenschaft, Organisations- bzw. Arbeitswissenschaft, Psychologie und (Wirtschafts )Informatik. Auch die Literatur sieht einen Bedarf für eine Verstärkung der theoretischen Basis (2). Forschung an einer ganzheitlichen, auf das Forschungsfeld der prozessorientierten Verwaltung zugeschnittenen Theorie, einer E-Government-Theorie, ist daher notwendig. literatur Ein weiteres Indiz für die geringe Vernetzung von Forschungsinstitutionen ist die Aufspaltung des Gesamtüberblicks in Teilnetze. So lassen sich für die Forschungslandkarte 7 Teilnetze ausmachen, die isoliert voneinander existieren und nicht durch gemeinsame Forschungsergebnisse zwischen Organisationen verknüpft sind. Darüber hinaus sind 67 der 143 Organisationen überhaupt nicht vernetzt. Die Dichte des gesamten Netzwerkes beträgt 2.81%, gemessen als Anzahl der tatsächlich existierenden Kooperationen geteilt durch die Anzahl der möglichen Kooperationsbeziehungen. Die Daten in der Forschungslandkarte spiegeln damit eine verhältnismäßig stark isolierte Forschung im Bereich der prozessorientierten Verwaltung wider. Demgegenüber steht der Bedarf nach einer Intensivierung kooperativer Forschung, die für viele Forschungsaufgaben, wie z. B. die Definition allgemein gültiger Standards oder Harmonisierungsbestrebungen, unerlässlich ist. (1) (2) http://prove.yourresearchportal.com. Realisiert wurde das Forschungsportal mit Hilfe von yourResearchPortal. com, dessen Entwicklung am ERCIS vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert wurde und das eine Infrastruktur zum Aufbau von Forschungslandkarten für unterschiedliche Themenbereiche zur Verfügung stellt. Die Forschungslandkarte zur hybriden Wertschöpfung (http://forschungslandkarte-hybridewertschoepfung.de) ist ein Beispiel für ein weiteres Forschungsportal, das diese Infrastruktur nutzt. Janssen, M.; Charalabidis, Y.; Kuk, G.; Cresswell, T.: Special Issue on E-government Interoperability, Infrastructure and Architecture: State-of-the-art and Challenges. Journal of Theoretical and Applied Electronic Commerce Research, 6 (2011) 1. Prof. Dr. Jörg BECKER Geschäftsführender Direktor, European Research Center for Information Systems (ERCIS) der Westfälischen WilhelmsUniversität Münster; becker@ercis.unimuenster.de Prof. Dr. Helmut KRCMAR Lehrstuhlinhaber, Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik der Technischen Universität München; krcmar@in.tum.de 12 | eGovernment Review | www.egovernment-review.org | Nr. 8 | Juli 2011 fachartikel Priorisierung von Prozessketten zwischen Wirtschaft und Verwaltung abstract Thomas Jeswein I Norman Riegel I Dieter Rombach In den vielfältigen Diskursen um E-Government und Verwaltungsmodernisierung werden immer wieder die Geschäftsbeziehungen und Prozesse zwischen Wirtschaft und Verwaltung in den Blick genommen. Vor dem Hintergrund allgemein knapper Finanzressourcen wird das Interesse bei Unternehmen und Behörden immer deutlicher, nach Verbesserungsmöglichkeiten in ihren Austauschbeziehungen zu suchen, die sich auf Informationstechnologien (IT) stützen. Jedoch kostet es wiederum Mühe und Aufwand, diejenigen Prozesse und Prozessketten zu identifizieren, die das größte Optimierungspotenzial aufweisen und den höchsten Nutzen versprechen – sei es im Sinne eines verbesserten Mitteleinsatzes, eines erhöhten Steueraufkommens oder der gesteigerten Kundenzufriedenheit. Deshalb muss es das vorrangige Ziel von Unternehmen und Behörden sein, insbesondere solche Prozesse zu identifizieren, deren IT-Optimierung für beide Seiten zu einer spürbaren Verbesserung und zu einem nachweisbaren Gewinn führt. In diesem Aufsatz werden wir eine Methode vorstellen, die durch ein Priorisierungsverfahren die Anwender in Wirtschaft und Verwaltung in die Lage versetzt, genau die aussichtsreichsten Kandidaten einer Prozessverbesserung zu erkennen. Paradigmenwechsel oder Episode? In der theoretischen Beschäftigung mit und der praktischen Umsetzung von EGovernment ist ein Paradigmenwechsel zu erkennen – weg von der Funktionsorientierung in den Verwaltungen hin zu einer Prozessorientierung. Dabei sind insbesondere zwei Aspekte an diesem Paradigmenwechsel interessant. Zum einen lenkt die Prozessorientierung ihren Blick von den verwaltungsrechtlich legitimierten Zuständigkeiten in den Behörden auf einen dort möglichst optimal zu konstruierenden Arbeitsfluss. Zum anderen bemüht sich dieser Ansatz darum, die „Kunden“ von Verwaltungsleistungen, d.h. vor allem Unternehmen aus der Wirtschaft, in den eigentlichen Leistungserstellungsprozess einzubeziehen. Nach dieser Sichtweise sollen Geschäftsprozesse zu übergreifenden Prozessketten integriert, Informationswege verkürzt, Organisationsbrüche gering gehalten sowie Medienbrüche ganz vermieden werden(1). Diese Entwicklung ist mehr als nur eine kurze Episode, sie löst tiefgreifende Veränderungen im Verhältnis zwischen Staat und Unternehmen aus, die irgendwann zur Normalität gehören werden(2). Interoperabilität und der gemeinsame Blick. Um diese Nor- malität tatsächlich herzustellen, also insbesondere die Arbeitsabläufe zwischen Staat und Wirtschaftsunternehmen zu integrieren, ist es notwendig, dass die IT-Systeme auf beiden Seiten interoperabel sind. Jedoch ist die technische Interoperabilität, beispielsweise Datenpräsentation und Datenaustausch, nicht hinreichend. Um nämlich die Geschäftsprozesse zwischen den Beteiligten wirklich erfolg- reich miteinander verknüpfen zu können, muss zwischen den Beteiligten zunächst eine gemeinsame Sicht auf „die Welt“ hergestellt werden. Angesichts von limitierten Ressourcen (Zeit, Geld, Interesse) muss entschieden werden, welche Anwendungsdomänen behandelt und welche Geschäftsprozesse integriert werden können, sowie welcher Einsatz von allen Beteiligten geleistet und welcher Nutzen aus der Prozessintegration erwartet werden kann. Ein Verfahren, diese gemeinsame Sicht herzustellen und in einem möglichst objektiven Vorgehen die betreffenden Prozesse auszuwählen, ist die Priorisierung von Prozessketten zwischen Wirtschaft und Verwaltung. Methodischer Hintergrund. Das Fraunhofer Institut für Ex- perimentelles Software Engineering (IESE) wurde 2005 von der Landesverwaltung Rheinland-Pfalz beauftragt, in bestimmten Unternehmen im Land eine Untersuchung mit dem Ziel durchzuführen, Möglichkeiten zur Optimierung der IT-gestützten Arbeitsabläufe zwischen Unternehmen und öffentlicher Verwaltung in Rheinland-Pfalz festzustellen(3). Die hierbei vom Fraunhofer IESE eingesetzte Untersuchungsmethode zeichnete sich dadurch aus, dass nur Unternehmen bestimmter Branchen einbezogen wurden (Branchenorientierung), dass parallele Erhebungen und Analysen in Wirtschaft und Verwaltung durchgeführt wurden (die verwaltungsseitige Untersuchung übernahm die Fachhochschule für öffentliche Verwaltung in Mayen) und das schließlich zwei Kriteriendimensionen (Nutzwert und E-Government-Eignung) zur Bewertung der identi- eGovernment Review | www.egovernment-review.org | Nr. 8 | Juli 2011 fachartikel Priorisierung von Prozessketten zwischen Wirtschaft und Verwaltung. Die Priorisierungsmethode besteht aus fünf grobgranularen Schritten, s. Abb. 1. Abb. 1: Das Priorisierungsvorgehen Schritt 1: Bestimmung der quantitativen und qualitativen Priorisierungskriterien. In Schritt 1 des aus fünf Schritten bestehenden Ansatzes werden zunächst die quantitativen und qualitativen Kriterien bestimmt, die im Priorisierungsverfahren berücksichtigt werden sollen. Mit diesen Kriterien werden die Prozessketten bewertet. Als quantitative (auch objektive) Kriterien gelten beispielsweise Fallzahlen, als qualitative (auch subjektive) Kriterien gelten solche schwer zu fassenden bzw. zu messenden Phänomene wie „Politische Relevanz“. Aus den vorhergehenden Untersuchungen wurde inzwischen ein Katalog aus über zwanzig verschiedenen Kriterien gebildet. Die Priorisierungsmethode beschreibt darüber hinaus, wie diese eher generischen Kriterien in spezifischen Projektkontexten eingesetzt werden sollen und wie weitere Kriterien bestimmt werden können. Die Auswahl der Kriterien sollte unbedingt auf die Auswahl der relevanten Stakeholder ausgerichtet sein, die in Schritt 2 des Verfahrens stattfindet. Schritt 2: Identifikation der Stakeholder. Die Hauptaufgabe der in Schritt 2 zu bestimmenden Stakeholder besteht darin, Prozessketten anhand der ausgewählten Kriterien zu priorisieren. Deshalb muss bei der Wahl der Stakeholder darauf geachtet werden, dass sie fachlich dazu in der Lage sind, die Prozesse bzw. die anzustrebenden Prozessketten anhand der Kriterien beurteilen zu können. Die Stakeholder können sowohl Einzelpersonen als auch ganze Organisationen sein. Schritt 3: Bestimmung der Priorisierungstechnik. In Schritt 3 erfolgt die Auswahl der anzuwendenden Priorisierungstechnik. Zweck dieses Schrittes ist es, die bestmögliche Methode auszuwählen, mit der die in Schritt 1 bestimmten Kriterien von den in Schritt 2 bestimmten Stakeholdern beispielsweise anhand von Werteskalen bewertet werden. Schritt 4: Gewichtung von Stakeholdern und Kriterien. Im (optionalen) Schritt 4 werden die Kriterien und Stakeholder gewichtet. In spezifischen Projektkontexten kann es notwendig werden, bestimmten Kriterien und Stakeholdern ein größeres Gewicht gegenüber anderen einzuräumen. Dadurch wird sichergestellt, dass alle relevanten Kriterien bzw. Stakeholder im Priorisierungsverfahren tatsächlich angemessen berücksichtigt werden. Schritt 5: Berechnung der Rangfolge und Auswertung des Ergebnisses. Im letzten Schritt 5 werden die gewichteten Kriterien und damit die Prozessketten von den Stakeholdern anhand der in Schritt 3 ausgewählten Priorisierungstechnik bewertet. Das Ergebnis dieser Bewertung bringt die betrachteten Prozessketten in eine bestimmte Reihenfolge. Aufgrund der unterschiedlichen Interessenslagen der beteiligten Stakeholder (Wirtschaft und Verwaltung) ist es sinnvoll, die Ergebnisse der Bewertungsrunden dahingehend zu analysieren, in wie weit sich die Rangfolgen der Prozessketten in den verschiedenen Sichten unterscheiden. Dadurch können mögliche Interessenskonflikte aufgedeckt werden. Diese objektiven Resultate stellen die Interpretation und Aushandlung zwischen den Beteiligten auf eine solide Basis. Anschließend wird mit allen Beteiligten sowie durch die Einbeziehung weiterer Experten und mittelbar Betroffener (z.B. Intermediäre und Interessensvertretungen) das Gesamtergebnis reflektiert und verifiziert, um ein möglichst umfassendes und valides Bild zu erhalten. Ausblick. Die Ergebnisse der gegenwärtig laufenden Evalu- ation des hier vorgestellten Priorisierungsansatzes fließen kontinuierlich in seine Weiterentwicklung ein. Geplant ist, dass im Rahmen des „P23R | Prozess-Daten-Beschleuniger“ eine Methodensammlung („Methodenleitfaden“) erstellt und der Fachöffentlichkeit zugänglich gemacht wird. Darin wird auch die ausführliche Dokumentation der hier in Kurzform dargestellten Priorisierungsmethode enthalten sein. literatur fizierten Prozesse herangezogen wurden. Diese Methode wurde vom Fraunhofer IESE danach für den spezifischen Projektkontext einer Machbarkeitsstudie des Bundesministerium des Innern (BMI) adaptiert und weiterentwickelt(4). Gegenwärtig wird dieser Priorisierungsansatz im Projekt „P23R | Prozess-Daten-Beschleuniger“(5) im Rahmen des IT-Investitionsprogramms der Bundesregierung in einer erneut weiterentwickelten und formalisierten Fassung eingesetzt und auf seine generelle Anwendbarkeit geprüft. Das folgende Kapitel beschreibt diesen Ansatz. | 13 Dipl.-Bibl. Thomas JESWEIN Geschäftsfeldmanager eGovernment, Fraunhofer IESE, Kaiserslautern thomas.jeswein@iese. fraunhofer.de Prof. Dr. Dr. h.c. Dieter ROMBACH Geschäftsführender Direktor, Fraunhofer IESE, Kaiserslautern dieter.rombach@iese. fraunhofer.de (1) Ziekow, Jan: Vom Verwaltungsverfahren über den Geschäftsprozess zum IT-Workflow, in: Hill, Hermann/Schliesky, Utz (Hrsg.), Herausforderung e-Government: E-Volution des Rechts- und Verwaltungssystems, Baden-Baden 2009, S. 69-87. (2) Schallbruch, Martin: E-Government wird sich als Thema ein bisschen auflösen. Interview. In: eGovernment Review (2011), Heft 7, S. 6-7. (3) Steffens, Petra et al: Branchenprozesse mit Schnittstelle zur Landesverwaltung Rheinland-Pfalz. IESE-Report 004.09/D, Fraunhofer IESE, Kaiserslautern. (4) Autorenteam Los 3: Machbarkeitsstudie zum Forschungsauftrag „Entwicklung von Prozessketten zwischen Wirtschaft und Verwaltung”, 2009. [Online] http://www.iese.fraunhofer.de/de/Images/Machbarkeitsstudie_101_300309_tcm122-7428.pdf (5) P23R | Prozess-Daten-Beschleuniger. [Online] http://www.p23r. de, 2011. Dipl.-Wirtsch.-Inf. Norman RIEGEL Researcher, Fraunhofer IESE, Kaiserslautern norman.riegel@iese. fraunhofer.de 14 | eGovernment Review | www.egovernment-review.org | Nr. 8 | Juli 2011 fachartikel Qualitätssicherung von Bürgerbeteiligungsprojekten abstract Melanie Bicking Heutzutage, mangelt es in Demokratie und demokratischen Prozessen an aktiver Bürgerbeteiligung. Um dem entgegen zu wirken hat die Europäische Kommission die eParticipation Preparatory Action ins Leben gerufen. Dieses Programm finanzierte eine Reihe von E-Partizipationsprojekten, wobei MOMENTUM die Europäische Kommission in ihrer Arbeit unterstützt, Einblicke in die Auswirkungen der Pilotprojekte zu erlangen und die erreichten Ergebnisse hinsichtlich Nachhaltigkeit zu bewerten. Durch das ständige Auftreten neuer Krisen (Immobilienkrise, Finanzkrise, Wirtschaftskrise) sind die öffentlichen Kassen stark in Mitleidenschaft gezogen worden. Der öffentliche Druck auf die politische Riga, Rechenschaft über geleistete Ausgaben abzulegen, wächst unaufhaltsam. Diese Entwicklungen machen auch vor der durch öffentliche Kassen finanzierten Forschung und Entwicklung (FuE) keinen Halt. Leistungsbezogene öffentliche Finanzierung von FuE tritt immer weiter in den Vordergrund. Sie basiert auf der Analyse artverwandter Evolutionstheorien und Rahmenwerke (vgl. (3), (5), (4)). E-Partizipation ist ein komplexes Gebilde aus vielen Partizipationsgebieten, involvierten Interessengruppen, Stadien des politischen Entscheidungsfindungsprozesses und Ebenen des Dialogs(6). Um diese Komplexität zielgerichtet handhaben zu können, entwickelte MOMENTUM ein einfaches und effektives Rahmenwerk, um die E-Partizipationsprojekte zu kategorisieren. Gemeinsam mit Partnern aus ganz Europa evaluiert das MOMENTUM Projekt die von der Europäischen Kommission im Rahmen der eParticipation Preparatory Action mitfinanzierten Pilotprojekte zum Schwerpunkt E-Partizipation. Fokus der Evaluierung bestand darin den Grad der Bürgerbeteiligung im Zeitverlauf zu beobachten und hieraus Aussagen über den Wirkungsgrad der einzelnen Projekte hinsichtlich ihrer Nachhaltigkeit zu bewerten. Ausgangspunkt und gleichzeitig Zweck der Evaluierung waren die zentralen – und ehesten sichtbaren – Ergebnisse der E-Partizipationsprojekte, d.h. ihre Pilotsysteme. Darauf aufbauend wurden folgende Bezugspunkte der Bewertung zugrunde gelegt(1): a) Eingesetzte Werkzeuge und Technologien, b) Unterstützte politische Entscheidungsprozesse, c) Zur Entscheidung stehende Themenfelder, und d) Anvisierte politische Rahmenwerke. Die eParticipation Preparatory Action wurde vom Europäischen Parlament initiiert. Sie umfasst insgesamt 21 E-Partizipationsprojekte . Ziel dieser Initiative ist es, durch die Nutzung moderner Internetwerkzeuge und Webanwendungen den Bürgern die Teilnahme an Gesetzgebungsprozessen zu ermöglichen bzw. zu erleichtern. Mithilfe aktiver Bürgerbeteiligung soll somit auch zu einer besseren Gesetzgebung beigetragen werden. MOMENTUM ist im Gegensatz zu den Pilotprojekten der eParticipation Preparatory Action eine Koordinierungsaktivität. Ziel war es hierbei, die Ergebnisse und Beiträge der Pilotprojekte in Bezug auf aktive Bürgerbeteiligung, Akzeptanz und höhere Transparenz in Demokratie und Politik zu überwachen, zu bewerten und zu unterstützen. MOMENTUM Evaluierungsmethode. Die in MOMENTUM entwickelte Evaluierungsmethode wurde verwendet um die 20 E-Partizipationspilotprojekte zu bewerten(1). Evaluierungskriterien wurde detailliert um die verschiedenen oben genannten Bezugspunkte zu bewerten. Die folgende Darstellung zeigt das gesamte Evaluationsrahmenwerk (siehe Abbildung 1). Da Evaluierungsansatz umfasst eine Kombination aus interner und externer Bewertung. Die Selbsteinschätzung der Projekte lieferte Informationen, die nur durch das Projekt selbst bereitgestellt werden konnten. Subjektive und zu positive Ergebnisse der Selbsteinschätzung wurden anhand von externer Bewertung (d.h. durch Experten und Kollegen) kompensiert. Fragebögen wurden verwendet um die Daten zu sammeln. fachartikel eGovernment Review | www.egovernment-review.org | Nr. 8 | Juli 2011 | 15 Abb. 1: MOMENTUM Evaluationsrahmenwerk zur Bewertung der im Rahmen der eParticipation Preparatory Action mitfinanzierten E-Partizipationspilotprojekte Ergebnisse der Evaluierung. Basierend auf der hohen Anzahl an Personen, die in den verschiedenen Mitgliedsstaaten durch die Projekte kontaktiert wurden, konnte die eParticipation Preparatory Action in der EU weitreichendes Bewusstsein für E-Partizipation schaffen. Obwohl die Mittel zur Kontaktherstellung mit den unterschiedlichen Nutzergruppen sehr projektunterschiedlich waren, zeigt doch die Anzahl an potentiellen Nutzern, die durch die Projekte erreicht wurden, dass sich der Aufwand gelohnt hat und eine kritische Masse in der Nutzung erlangt wurde.(2) Grundsätzlich ist die Gestaltung der meisten E-Partizipationssysteme hinsichtlich Zugänglichkeit gut gelungen, obwohl eine stärkere Ausrichtung hinsichtlich Konformität mit den Richtlinien für barriere-freie Webinhalte (WCAG) 2.0 empfohlen wurde.(2) Im Allgemeinen wurden die Projektansätze zur Unterstützung politischer Entscheidungsprozesse positiv bewertet. Allerdings wurde bemängelt, dass der Einfluss durch die Nutzer im Prozess eher gering ist, d.h. sie dürfen zwar mitdiskutieren, aber die finale Entscheidung obliegt weiterhin den Politikern. Experten empfehlen das Angebot an Funktionalitäten reich zu gestalten, um für die Nutzer attraktiv zu bleiben. Ein attraktives Themenfeld ist ebenfalls ein wichtiger Erfolgsfaktor für E-Partizipationsprojekte. Daher fokussierten sich alle Projekte auf wichtige und aktuelle Themenfelder wie z.B. Klimawandel. Nur wenige Projekte gaben an ein übergeordnetes politisches Rahmenwerk wie z.B. die i2010 oder die LissabonStrategie anzuvisieren, an dem sie ihre Projektaktivitäten ausrichten. Die Hälfte der befragten Experten haben den Projekten nahegelegt ihre Aktivitäten an einem politischen Rahmenwerk auszurichten wie z.B. an der i2010, die sich auf E-Partizipation bezieht, sowie auf den Bedarf nach Zugänglichkeit zu öffentlichen Dienstleistungen (d.h., no one is left behind). Schließlich gilt es eine stärkere Außenwirkung zu erreichen und Synergieeffekte zu nutzen. Weitere Informationen zum Projekt und dessen Ergebnissen finden Sie unter: http://www.ep-momentum.eu/. literatur Der Projektfortschritt wurde in einem iterativen Prozess bewertet. Die erste Evaluierung fand Anfang 2009 statt und die zweite Evaluierung Anfang 2010. (1) Bicking, Melanie, Wimmer, Maria A. Evaluation Framework To Assess eParticipation Projects In Europe. In: Electronic Participation: Proceedings of Ongoing Research, General Development Issues and Projects of ePart 2009. Universitätsverlag Rudolf Trauner, 2009. S. 73-82. (2) Bicking, Melanie, Triantafillou, Anna, Henderson, Fraser, Koussouris, Sotiris, Wimmer, Maria A. Lessons from Monitoring and Assessing EC-funded eParticipation Projects: Citizen Engagement and Participation Impact. In: Proceedings of the IST-Africa, 2011 (3) Dawes, Sharon S., Pardo, Teresa A. Critical Issues and Practical Challenges of IT Tools for Policy Analysis and Program Evaluation. 2008 (4) Tambouris, E., Liotas, N., Kaliviotis, D., Tarabanis, K. A Framework for Scoping e-participation. In: Proceedings of d.go, ACM International Conference Proceeding Series, 2007. S. 288 – 289 (5) Macintosh, Anne, Whyte, Angus Towards an evaluation framework for eParticipation. In: Transforming Government: People, Process & Policy 2 (1):16-30, 2008. (6) Wimmer, Maria A. Ontology for an e-Participation Virtual Ressource Centre. In: Proceedings of the ICEGOV, 2007. Dr. rer. pol. Melanie BICKING Forschungsgruppe E-Government am Institut für Wirtschafts-und Verwaltungsinformatik der Universität KoblenzLandau, Wissenschaftliche Mitarbeiterin bicking@uni-koblenz.de 16 | eGovernment Review | www.egovernment-review.org | Nr. 8 | Juli 2011 fachartikel The Case for the European eGoverment Awards 2.0 abstract Christine Leitner Der folgende Beitrag fasst die Ergebnisse des Forschungsberichtes zu den Europäischen eGovernment Awards zusammen.(1) Im Mittelpunkt stehen die Analyse der Ergebnisse und Empfehlungen für eine Neuauflage der Awards 2.0. Der renommierte europäische Preis wurde 2001 im Rahmen der Lissabon Strategie initiiert. Knapp ein Jahrzehnt hindurch haben die European eGovernment Awards die Entwicklung der europäischen E-Government Strategie und des europäischen Good Practice Portals (www.epractice.eu) nachhaltig unterstützt. The following article outlines the report conducted for the European Commission during 2009 and 2010 within the framework of the European e-Government Awards Programme.(1) The report includes recommendations for a future European award scheme in the field of e-government. The European eGovernment Awards have supported the development of the EU’s e-government policy framework during the last decade and have brought the ePractice.eu community to life. Facts and Figures about the European eGovernment Awards 1.0. Launched in 2001, the European eGovernment Awards have been a pioneer experience at the EU level, aimed at supporting the policy objectives of the i2010 and the eEurope initiatives and, more specifically, the European action plans for e-government(2). In a nutshell, the European eGovernment Awards were not just about finding the best e-solutions in government across Europe, and as such not just another competition. In the first place, they aimed to identify innovative solutions to provide better governance and government. Secondly, they supported policy action at the EU level and served as incentive for community building and knowledge transfer. Four eGovernment Awards took place in the period 2003 to 2009 (plus two Awards on eHealth in 2003 and 2005 within the framework of the eEurope Awards programme). Over the years, more than 200 finalists from approximately 30 countries have showcased their projects at four ministerial e-government conferences (in Como, Manchester, Lisbon and Malmö). For almost a decade the Awards have provided a source for knowledge sharing and have helped to bring the EU´s e-government community to life (in particular through ePractice.eu, and the Large Scale Pilots such as SPOCS or PEPPOL). In the first phase (2002-2005) the consolidation of the expert evaluation process was a key concern. The challenge here was to find a balanced approach to assess good practice in a cross-cultural context. In the second phase (20072009) the main interest of the European Commission was to develop the ePractice.eu portal and community. For this reason, the ‘Public Prize for the most inspiring good practice’, an e- vote on the finalists, was introduced in 2007. Overall, the 2003 Awards remain the most popular edition in terms of participation, with 357 submissions and 66 finalists.(3) In 2007 and 2009, 31 out of 34 eligible countries participated with 310 and 259 submissions respectively, 52 finalists (representing 20 and 17 nations respectively) and 56 good practice label recipients.(4) (1) Over the years country participation and results have varied depending on a multitude of influencing factors. In general, however, international e-readiness rankings (e.g. UN and Waseda) and EU benchmarking results tend to support the results of the European eGovernment Awards.(1) Perceived benefits. Various studies have shown that the EU’s action plans for e-government (2) have influenced national e-government strategies and programmes. In this context, the alignment of priorities, the length of existence and the level of implementation of national action plans seem to have correlated with the sophistication of projects submitted to the Awards during the last ten years.(1) For the purpose of the 2009 research report a stakeholder survey was conducted which included the 52 finalists selected in the 2009 Awards, 16 experts (jury members) and a number of additional conference participants. In total, 88 questionnaires were returned. In addition, 20 interviews were conducted. Where appropriate, the results were compared with previous surveys (conducted in 2005 and 2007).(1) The survey results confirmed that the Awards have enabled the creation of a Europe-wide e-government practitioners’ network. Stakeholders also acknowledged that the Awards have demonstrated the benefits of the use of ICT in government to a wider community. In addition, in their view, the Awards have inspired innovative approaches to governance and public sector reform, as well as to improved service delivery and citizen orientation, and, more recently, cross-border collaboration. Benefits mentioned at the project level include promotion and marketing value, the validation of the success of a given solution (i.e. the Awards are considered a seal of approval/quality), knowledge transfer among peers, and, not least, the motivation of staff. Furthermore, the Awards and exhibitions at the ministerial conferences have drawn the attention of politicians to the fact that e-government can deliver results and benefits for citizens, businesses and public administrations. The case for the European eGovernment Awards 2.0. At the policy level, the survey results suggested that the European Commission should continue to support egovernment development through a more coherent and sustainable policy framework with a clear focus on crossborder applications. Legal and financial sustainability are required to enable administrative support, including expert mobility. The Awards should continue to form part of this framework. The report’s recommendations for a future award scheme can be summarised as follows: • The Awards should have a clear European policy focus and promote multi-country cross-border solutions. • The objectives and criteria should be clear and distinguish: 1) innovation in government through the use of ICT; 2) the replication of existing solutions or their successful transfer (awarding the recipient organisation!); and 3) the sustainability of e-government solutions. • The data collected in the Awards should be used for a wider purpose, including for policy analyses and evaluation, or, for example, the development of standard implementation models. • The knowledge transfer should be taken beyond the eGovernment Review | www.egovernment-review.org | Nr. 8 | Juli 2011 | 17 current state which is lacking in depth. More innovative learning formats and activities (such as for example Awards road shows, European eCase studies in curricula and joint training programmes, etc.) are required. • The Public Prize should be reviewed. Other forms of engagement of and interaction with peers (such as the virtual exhibition or peer reviews) should be taken into account. With the launch of the new strategy Europe 2020 [5] the Awards programme was discontinued. It is interesting to note that the stakeholder survey had recommended continuing the Awards for the following reasons: the unique opportunity for networking (beyond the biannual conferences and exhibitions), the structured exchange of experience across Europe, and the fact that the Awards have served as a data source for analysis of progress made in e-government across Europe. Instead, the European Commission has introduced a new process: good practice cases are nominated by the Member States for the 6th European eGovernment Conference to be held during the Polish EU Presidency at the end of 2011. It is worth mentioning in this context, that the survey respondents had recommended ‘not to politicise’ the process, but to continue the independent expert evaluation process at the European level to achieve more balanced results. literatur fachartikel (1) Leitner, Christine (ed.). Beyond Good Practice: The Case for the eGovernment Awards 2.0. European eGovernment Awards Research Report 2009. European Commission, Vilnius: 2010. The full report can be found at www.donau-uni.ac.at/verwaltung. For more information on the Awards see also www.epractice.eu/awards. (2) European Commission. i2010 eGovernment Action Plan: Accelerating eGovernment in Europe for the Benefit of All, COM (2006) 173 final, Brussels, 25 April 2006 (3) Leitner, Christine (ed.). eGovernment in Europe: The State of Affairs. Report presented at the eGovernment Conference 2003, Como, Italy, 7 – 8 July. European Institute of Public Administration (EIPA), Maastricht: 2003. (4) Leitner, Christine (ed.). Taking Good Practice Forward: The Case for the eGovernment Awards. European Institute of Public Administration (EIPA), Maastricht: 2006 (5) European Commission. EUROPE 2020, A strategy for smart, sustainable and inclusive growth, COM (2010) 2020, Brussels, March 3rd, 2010. Dr. Christine LEITNER Center for European Public Administration (CEPA), Donau-Universität Krems; christine.leitner@donauuni.ac.at 18 | eGovernment Review | www.egovernment-review.org | Nr. 8 | Juli 2011 fachartikel Wissensmanagement zum Schutz Kritischer Infrastrukturen abstract Niels Proske I Tanja Röchert-Voigt Der Schutz Kritischer Infrastrukturen ist als Folge von Globalisierung, Liberalisierung und Privatisierung deutlich komplexer geworden als in der Vergangenheit. Gefährdungen gilt es im Vorfeld als solche zu erkennen und so die Verwirklichung von Krisen und Katastrophen zu verhindern. Ein kooperatives und organisationsübergreifendes Wissensmanagement zwischen Sicherheitsbehörden und der Wirtschaft als Betreiber Kritischer Infrastrukturen aber auch als Dienstleister zu deren Schutz wird erforderlich. Eine verschiedene Social-Software-Werkzeuge integrierende OnlinePlattform soll die technische Basis des Wissensaustauschs bilden. Wissensmanagement zum Schutz Kritischer Infrastrukturen. Infrastrukturen sind untereinander infolge der Gobalisierung, Liberalisierung und Privatisierung um ein Vielfaches stärker vernetzt als in der Vergangenheit, so dass ein Ausfall erhebliche Kaskadeneffekte auch in anderen Infrastrukturbereichen auslösen kann. Auch agieren Kritische Infrastrukturen deutlich autonomer, staatliche Einflussmöglichkeiten auf die Funktionsfähigkeit von Kritischen Infrastrukturen schwinden. Gleichwohl, die Sicherheit bleibt weiterhin die wichtigste vom Staat bereitgestellte Ressource, ohne die etwa eine funktionierende Wirtschaft unvorstellbar wäre. Sicherheit durch geteiltes Wissen. Der Umgang mit Kri- senfällen hat einen bedeutenden Wandel erfahren, in dessen Folge sich die Behandlung von Krisenfällen verlagert. Statt Verbot und Kompensation gilt es nun, Gefährdungen im Vorfeld als solche zu erkennen und deren Eintreten präventiv zu verhindern; dies mit Wissen als spezifischem Mittel. Ebenso hat sich der Umgang mit Wissen gewandelt. Statt sich auf das in einer Verwaltung akkumulierte Wissen zu begrenzen, ist ein kooperativer und organisationsübergreifender Ansatz zwischen Sicherheitsbehörden und der Wirtschaft als Betreiber Kritischer Infrastrukturen aber auch als Dienstleister zu deren Schutz erforderlich. Teil dieser Wissenskooperation sind zudem die Erkenntnisse aus Wissenschaft und Forschung, die es einzubeziehen gilt. Jeder beteiligte Akteur – seien es Betreiber Kritischer Infrastrukturen selbst oder zuständige Behörden – hat aufgrund gesetzlicher Vorschriften Schutzkonzepte für den Fall einer Not- oder Krisensituation vorzuhalten. Dies betrifft etwa den Organisationsaufbau und Ablaufpläne, die festlegen, wer was im Fall des Eintritts einer Krise zu tun hat. Um eine effektive und effiziente Bewältigung von Krisenlagen zu gewährleisten, sollten Schutzkonzepte der einzelnen Akteure deshalb auf ein Zusammenspiel aller Akteure ausgerichtet werden. Das ist nur unter der Voraussetzung möglich, dass sich die beteiligten Akteure kennen, Zuständigkeiten, Interessenlagen und Handlungsmöglichkeiten gegenseitig vertraut sind und eine Kultur der Zusammenarbeit gepflegt wird. Forschungsprojekt EKRITIS II. Eben diesen Problembe- reich – das Zusammenwirken von öffentlicher Verwaltung, Wirtschaft und Wissenschaft beim Schutz kritischer Infrastrukturen – zu untersuchen und Konzeptionen für ein nachhaltiges und effektives Wissensmanagement zu entwickeln, bildet den Gegenstand eines von der Europäischen Union (DG Humanitarian Aid & Civil Protection) geförderten Forschungsprojekts - Akronym EUKRITIS II - des Lehrstuhls für Wirtschaftsinformatik und Electronic Government an der Universität Potsdam, unter wissenschaftlicher Leitung von Prof. Dr.-Ing. Norbert Gronau. Erster Schritt war eine empirische Erhebung zum Wissensaustausch im Land Brandenburg und in der Wojewodschaft Westpommern (Polen), bei der Kommunal- und Landesbehörden, Infrastrukturbetreiber, Hilfsorganisationen, Einrichtungen aus Wissenschaft und Forschung, Unternehmen der Sicherheitswirtschaft und Verbände befragt wurden. Im Ergebnis konnten hemmende sowie fördernde Faktoren des Wissensaustausches im Kontext Kritischer Infrastrukturen identifiziert werden. fachartikel Einflussfaktoren auf den Wissensaustausch. Als hemmen- de Faktoren wurden dabei neben dem Zeitaufwand und Unklarheiten über entsprechende Ansprechpartner insbesondere das Fehlen einer gemeinsamen sprachlichen Basis sowie unterschiedliche Wissensbestände angegeben. Weiterhin stehen individuelle Sicherheitsbedenken einem Wissensaustausch im Weg, denn bestimmte sicherheitsrelevante, aber zur gegenseitigen Abstimmung notwendige Informationen eröffnen ihrerseits Möglichkeiten zur Schädigung. Im Gegensatz dazu stehen bereits existierende Vertrauensverhältnissen und persönlichen Kontakten als den Wissensaustausch begünstigende Faktoren. Im Kanon der fördernden Faktoren befinden sich darüber hinaus bestehende Informationspflichten sowie Nutzenerwartungen. Eine Parallelerhebung in der Wojewodschaft Westpommern (Polen) brachte vergleichbare Ergebnissen und zeigte, dass Bestimmung und Einordnung der Einflussfaktoren auf den Wissensaustausch keineswegs auf ein Bundesland begrenzt oder deutschlandspezifisch sind. Wissenslandkarte, Web 2.0 und gelungene Bespiele. In Workshops konnten zusammen mit Betreibern Kritischer Infrastrukturen, Behörden und Hilfsorganisationen relevante Social-Software-Werkzeuge für eine Verbesserung der Kommunikation, der Kollaboration und der Kommunikation über das EUKRITIS-Portal identifiziert werden. Insbesondere Foren und Wikis wurden in den Workshops als hilfreiche Ergänzungen angesehen. Um weitere Vernetzungen zu ermöglichen, werden anhand einer Wissenslandkarte Zuständigkeiten und Kompetenzen von Experten und Verantwortlichen im Bereich Kritischer Infrastrukturen im Kontext der verschiedenen Sektoren dargestellt und auf einer Karte georeferenziert verortet. Medium des Wissensaustausches ist darüber hinaus eine Projektbörse, in der Projektkooperationen ebenso geschlossen werden können, wie über die Ergebnisse bereits durchgeführter Projekte als gelungene Beispiele informiert werden kann. Aufbauend auf diesen Erkenntnissen wird das Online-Portal die Vernetzung zwischen allen Betreibern Kritischer Infrastrukturen, Behörden, Unternehmen der Sicherheitswirtschaft, Wissenschaft und privaten Organisationen befördern, in dem die bereits bestehenden Kommunikationskanäle sinnvoll ergänzt und damit die den Wissensaustausch fördernden Faktoren bekräftigt werden. Entlang der existierenden Einteilungen in Sektoren und Teilsektoren sowohl seitens des Bundesministeriums des Inneren der Bundesrepublik Deutschland als auch des deutschen Bundesamtes für Sicherheit in der Informa- eGovernment Review | www.egovernment-review.org | Nr. 8 | Juli 2011 | 19 tionstechnik (BSI) wurden Wissensgebiete für die Identifikation der organisationsspezifischen Kompetenzen, d.h. deren Wissensprofile, bestimmt. Eine Ergänzung bzw. Erweiterung der Gebiete durch die teilnehmenden Organisationen selbst ist darüber hinaus möglich. Um die Einheitlichkeit von verwendeten Begriffen in den Ergänzungen zu gewährleisten, werden die gewünschten Ergänzungen nicht automatisch übernommen, sondern bedürfen einer Freischaltung. Für die Identifikation der Wissensgebiete wurde ein gefährdungsbasierter Betrachtungsansatz gewählt, der ein Gefahrenspektrum für kategorienspezifische Katastrophenszenarien abbildet, also typische mit bestimmten Sektoren und Teilsektoren verbundene Gefahren beinhaltet. Im Ergebnis kann so nach ganz bestimmten sektorbezogenen Kompetenzen zum Umgang mit spezifischen Gefahren recherchiert werden. Sicherheit und Selbstverwaltung. In diesem sensiblen Be- reich kommt der Gewährleistung des Schutzes vertraulicher Daten eine zentrale Rolle zu, die letztlich die Nutzung des Portals wesentlich beeinflusst. Ein detailliertes Rollen- und Rechtekonzept gibt dabei der Bereitstellung relevanter Informationen, die letztlich den eigentlichen Mehrwert bilden, eine sichere und vertrauenswürdige Grundlage. Zugleich wird aber Selbstverwaltungs- und Selbstorganisationsinitiativen zugelassen, etwa zur kollaborativen Bearbeitung bestimmter Themen. Hierbei gründet das Portal auf Funktionsbündeln, die unter dem Schlagworten des sogenannten Mitmachinternets – Web 2.0 und Social Software – die inhaltliche Ausfüllung von Angeboten den Interessen und Prioritäten der Angebotsnutzer überlassen. Teil dieser Selbstverwaltungsfunktionen ist dabei bewusst auch die Autorisierung von Nutzern innerhalb festgelegter Rollen. Hintergrund ist hierbei zum einen die vereinfachte Handhabung größerer Organisationen, zum anderen aber auch ein Vertrauen stiftendes Element, indem Zurechenbarkeit und Zuordenbarkeit von Personen und Rechten einem transparenten Prozess der Selbstverwaltung unterliegen. Derzeit wird das EUKRITIS-Portal getestet. Nach Abschluss der Evalutation wird das Portal in den Echtbetrieb übergehen. Weitere Informationen unter: http://www.eukritis.de Dipl.-Verw. Wiss. Niels PROSKE Lehrstuhl Wirtschaftsinformatik und Electronic Government, Universität Potsdam; Niels.Proske@wi.unipotsdam.de RA Tanja RÖCKERTVOIGT Lehrstuhl Wirtschaftsinformatik und Electronic Government, Universität Potsdam; tanja.roechert-voigt@ wi.uni-potsdam.de 20 | eGovernment Review | www.egovernment-review.org | Nr. 8 | Juli 2011 fachartikel Qualitätssicherung in interdisziplinären eGovernment-Projekten: Adaption bewährter Praktiken im P23R-Projekt abstract Thomas Zehler I Petra Steffens Der Beitrag reflektiert die Einführung und Etablierung eines unabhängigen Qualitätsmanagements im Projekt „P23R | Prozess-Daten-Beschleuniger“ im Rahmen des IT-Investitionsprogramms der Bundesregierung. Unter Bezugnahme auf Best Practices aus etablierten Software-Engineering-Standards und auf bewährte Methoden vergangener eGovernmentProjekte wird die projektspezifische Umsetzung der Qualitätssicherung auf Seiten des Auftragnehmers vorgestellt. Abgerundet wird der Beitrag durch Erfahrungen, die sich aus dem bisherigen Projektverlauf für die Qualitätssicherung in einem interdisziplinären eGovernment-Projektumfeld ableiten lassen. P23R | Prozess-Daten-Beschleuniger. Unternehmen müssen für verschiedenste Zwecke Daten an die Verwaltung übermitteln: Aufgrund nationaler Gesetze und Verordnungen bestehen aktuell über 10.000 Informa-tionspflichten für Unternehmen, was zu jährlichen Bürokratiekosten von über 47 Milliarden Euro auf Seiten der Wirtschaft führt. Ein aus 13 Partnern unter Federführung der Fraunhofer-Gesellschaft bestehendes interdisziplinäres Projektkonsortium aus Verwaltung, Wirtschaft und Wissenschaft entwickelt im Rahmen des IT-Investitionsprogramms der deutschen Bundesregierung deshalb methodische, organisatorische und technische Grundlagen, um einen Paradigmenwechsel bei der Erfüllung von Informations- und Meldepflichten zwischen Wirtschaft und Verwaltung einzuleiten und so einen ersten Schritt hin zu einem „Non-Stop Government“ zu tun(1). Ergebnisse der Maßnahme „P23R | Prozess-Daten-Beschleuniger“ sind ein modularer, zielgruppenorientierter Methodenleitfaden, eine einheitliche Rahmen- und Sicherheitsarchitektur, eine prototypische Umsetzung des Gesamtkonzepts in den Fachdomänen Arbeitgebermeldepflichten und Umwelt sowie der Nachweis der Anwendbarkeit durch die Pilotierung in ausgewählten Unternehmen und Verwaltungen der Metropolregion Rhein-Neckar(2). Bedeutung der Qualitätssicherung. Im P23R-Projekt wird ein umfassender und generalisierbarer Lösungsansatz für die Neugestaltung von Prozessketten zwischen Wirtschaft und Verwaltung entwickelt. Dies erfordert eine interdisziplinäre Herangehensweise, bei der Vertreter unterschiedlicher Fachgebiete – der Informatik ebenso wie der Rechts-, Wirtschafts- und Verwaltungswissenschaften – in einer 360-Grad-Schau zusammenwirken, um ein geprüftes und kohärentes Gesamtergebnis zu erzielen. Zwei Dimensionen der Qualitätssicherung (im folgenden QS) im P23R-Projekt lassen sich unterscheiden: zum einen muss die QS auf operativen Ebene sicherstellen, dass die Projektergebnisse vorab definierten Vorgaben und Plänen entsprechen, um die Zielerreichung in qualitativer, quantitativer und terminlicher Hinsicht zu gewährleisten; zum anderen obliegt es ihr, den Prozess der multiperspektivischen Evaluation in enger Zusammenarbeit mit dem Projektmanagement zu steuern. Es wurde daher ein Qualitätsmanagement als unabhängige Instanz etabliert, welche durch das Fraunhofer IESE umgesetzt wird. Grundlegende Qualitätssicherungsstrategie. Die Ausge- staltung der QS auf Seiten des Auftragnehmers orientiert sich an einer Reihe bewährter Best Practices aus etablierten Software Engineering Standards. Als Referenz wurde insbesondere die ISO/IEC 15504 (3) herangezogen, die an den projektspezifischen Kontext angepasst wurde. Exemplarisch seien drei der Best Practices genannt: 1. Entwicklung und Einführung eines Plans zur Projektqualitätssicherung. Der QS-Plan ist das zen-trale Element für die Planung der QS-Maßnahmen im Projekt und enthält u.a. eine Aufstellung aller zu liefernden Arbeitsergebnisse mit den entsprechenden Lieferterminen sowie den zu prüfenden Kriterien und Verantwortlichkeiten. Im QSPlan werden Konzepte definiert, welche Arbeitsergebnisse wann, von wem und wie zu prüfen sind. Damit verbunden sind auch Festlegungen bzgl. der zu prüfenden QS-Kriterien, der Nachweisführung und der Aufzeichnung der durchgeführten QS-Maßnahmen. 2. Qualitätssicherung der Arbeitsergebnisse. Vor der Auslieferung an den Auftraggeber wird das Arbeitsergebnis auf seine inhaltliche und formale Freigabefähigkeit geprüft, ein Prozess, der durch das Qualitätsmanagement koordiniert wird. Die Durchführung der QSMaßnahmen erfolgt in mehreren Schritten und orientiert sich an den im QS-Plan getroffenen Festlegungen: a) In den Teilprojekten erfolgt eine erste inhaltliche und formale Prüfung der Arbeitsergebnisse. b) Anschließend findet in interdisziplinär besetzten Teams von „Cross-Reviewern“ aus dem Konsortium eine multiperspektivische Evaluation statt. Insofern die Reviewer zu divergierenden Ergebnissen kommen, nimmt das Qualitätsmanagement, ggf. unterstützt durch die Projektleitung, eine moderierende Rolle wahr. Im Falle von Arbeitsergebnissen, die eine hohe politisch-strategische Bedeutung haben, nehmen alle drei Mitglieder der Gesamtprojektleitung am Cross-Review teil. . c) Nach Einarbeitung der inhaltlichen Kommentare durch die Autoren wird das Arbeitsergebnis durch das Qualitätsmanagement sowohl im Hinblick auf die formale Freigabefähigkeit als auch hinsichtlich der adäquaten Berücksichtigung der Ergebnisse des Cross-Reviews geprüft. Nach Behebung eventueller formaler und inhaltlicher Mängel spricht das Qualitätsmanagement eine Freigabeempfehlung ggü. der Projektleitung aus. 3. Verfolgung und Aufzeichnung der QS-Maßnahmen. Die Durchführung von QS-Maßnahmen für einzelne Arbeitsergebnisse erfolgt gemäß den Festlegungen im QS-Plan und wird in Reviewprotokollen dokumentiert, welche archiviert und verfügbar abgelegt werden. Das Reviewprotokoll enthält u.a. Angaben zum Prüfer, Angaben zum geprüften Arbeitsergebnis sowie die Ergebnisse der durchgeführten Prüfung. Die Reviewprotokolle dienen zur Verfolgung erforderlicher QS-Maßnahmen bei festgestellten Abweichungen und Fehlern des geprüften Arbeitsergebnisses bis zur Abstellung der Mängel. Lessons Learned. Eine besondere Herausforderung für das Qualitätsmanagement im P23R-Projekt besteht darin, die unterschiedlichen, über ganz Deutschland verteilten Akteure so zu synchronisieren, dass ihre jeweilige Fachexpertise in eine durchgängige QS eingehen kann. Wie bereits in früheren, stark interdisziplinär angelegten eGovernment-Projekten (4) haben sich auch hier Synchronisationspunkte und –instrumente bewährt, die zur Verständigung zwischen den Disziplinen und zum Abgleich der unterschiedlichen Sichten und Erwartungen dienen. eGovernment Review | www.egovernment-review.org | Nr. 8 | Juli 2011 Beispielhaft seien genannt: • Iterative Entwicklung von Lieferobjekten. Die meisten Lieferobjekte werden in verschiedenen Ausbaustufen ausgeliefert. Erste Ausbaustufe ist jeweils eine sog. Version V0.5, die Struktur und Inhalte des Lieferobjekts skizziert. Diese Version ist nicht abnahmerelevant, dient jedoch dazu, eine erste Einschätzung des Auftraggebers zu erhalten. • Erstellung von White Papers. Um den frühzeitigen Dialog zwischen den Teilprojekten und allen anderen Projektbeteiligten und dem Auftraggeber zu ermöglichen, erstellen die Teilprojekte sog. „White Papers“, die Kernpunkte darlegen. • Workshops und Durchsprachen. In projektinternen Workshops mit und ohne Vertreter des Auftraggebers werden Zwischenergebnisse, insbesondere wie sie in den White Papers dargestellt sind, diskutiert und gemeinschaftlich weiterentwickelt. In regelmäßigen Projektdurchsprachen erläutert der Auftraggeber die Ergebnisse seiner eigenen Qualitätssicherung. • Dialog mit externen Stakeholdern. Zentrales Anliegen des Projekts ist es, die Praxisnähe, die Akzeptanzfähigkeit und das spätere Deployment der Ergebnisse sicherzustellen. Hierzu wurden Gremien mit externen Akteuren (potenziellen Anwendern und IT-Anbietern) etabliert. In gemeinsamen Arbeitstreffen und Befragungen wird deren Meinung und Einschätzung eingeholt. • Das Führen eines tagesaktuellen QS-Plans. Ergänzend zum regulären Projektplan hat es sich als sinnvoll erwiesen, auf Tagesbasis allen Beteiligten ebenso wie dem Auftraggeber einen genauen Überblick über geplante und durchgeführte QS-Maßnahmen sowie interne und externe Liefertermine zu geben. Nur durch eine multiperspektivische Herangehensweise können alle erfolgsrelevanten Dimensionen hinlänglich bewertet werden. Dies erfordert spezielle Maßnahmen zur Steuerung des hierfür notwendigen interdisziplinären Diskurses und eine Orchestrierung der verschiedenen Disziplinen, wie sie durch die oben genannten Synchronisationsinstrumente ermöglicht werden. literatur fachartikel (1) Brüggemeier, Martin: Auf dem Weg zur No-Stop Verwaltung. In: Verwaltung & Management 16 (2010), Heft 2, S. 93-101. (2) P23R | Prozess-Daten-Beschleuniger. [Online] http://www.p23r.de, 2011. (3) International Organization for Standardization. ISO/ IEC 15504-5:2006 - Information technology - Process Assessment - Part 5: An exemplar Process Assess ment Model, 2006. (4) Autorenteam Los 3: Machbarkeitsstudie zum Forschungsauftrag „Entwicklung von Prozessketten zwischen Wirtschaft und Verwaltung”, 2009. [Online] http://www.iese.fraunhofer.de/de/presse/studien/ | 21 Dipl.-Inform. Thomas ZEHLER Engineer, Fraunhofer IESE, Kaiserslautern; thomas.zehler@iese. fraunhofer.de Dipl.-Inform. Petra STEFFENS Gesamtprojektleitung P23R, Fraunhofer FOKUS, Berlin; petra.steffens@fokus. fraunhofer.de 22 | eGovernment Review | www.egovernment-review.org | Nr. 8 | Juli 2011 fachartikel Elektronische Abfertigung entlastet kommunale Haushalte abstract Elvira Christine Regenspurger I Tamara Winkler 2008 hat der Österreichische Städtebund (1) die Leitinitiative „Digitale Städte“ mit dem Ziel ins Leben gerufen, die Finanzhaushalte seiner Mitgliedsstädte mittel- bis langfristig zu entlasten. Erreicht werden soll dies durch die Einführung durchgängiger elektronische Verwaltungsführung. Ein besonderes Augenmerk wird dabei auf Maßnahmen gelegt, deren Umsetzung ein hohes Einsparungspotential für die Kommunalverwaltungen mit sich bringt. So ist etwa der Versand von Erledigungen, die „Ausgangspost“, ein wesentlicher Kostenfaktor für den kommunalen Finanzhaushalt, der durch einen Umstieg auf elektronische Abwicklung spürbar entschärft werden kann. Gerade in Zeiten sinkender Ertragsanteile und gleichzeitig steigender Ausgaben ist es für Kommunalverwaltungen von großer Bedeutung einerseits Kostentreiber auszumachen, andererseits aber auch Möglichkeiten auszuloten, die auf der Ausgabenseite langfristig Kostensenkung ermöglichen. Die Einführung von elektronischer Verwaltung bietet daher auch für kommunale Haushalte eine große Chance in der Krise. Seine Mitgliedsstädte und – gemeinden dabei zu unterstützen ist Ziel der Leitinitiative „Digitale Städte“(2) des Österreichischen Städtebundes. Im Rahmen dieses mehrjährigen interkommunalen Kooperationsprojektes welches mit 17 E-Government-Referenzstädten sowie der „Referenzregion“ Kärnten durchgeführt wird, wird der gesamte Ablauf der kommunalen Wertschöpfungskette elektronisch abgedeckt. Von „A wie Antragstellung“ bis „Z wie Zustellung“ stehen dabei besonders jene Maßnahmen im Blickfeld, deren Umsetzung ein hohes Einsparungspotential mit sich bringt. Ein wesentlicher Kostenfaktor für den kommunalen Finanzhaushalt ist der Versand von Erledigungen. Darunter fallen beispielsweise Gebührenvorschreibungen für Kanal, Wasser oder Müll, die an jeden Haushalt versendet werden oder Wahlinformationen, Bescheide und Informationsschreiben. Um die Personal- Sach, und Versandkosten der Kommunalverwaltungen zu eruieren wurde 2010 eine Erhebung der Volumina von einfachen und nachweislichen Sendungen (RSa- und RSb-Briefe) sowie der Massen- und Sondersendungen von 19 Teilnehmern der Leitinitiative durchgeführt. Die Auswertungen zeigten, dass bereits bei konservativen Annahmen - nur zehn Prozent der Ausgangspost werden elektronisch zugestellt –beträchtliche Einsparungen für die Kommunalverwaltungen möglich sind. Elektronische Übermittlung beinhaltet sowohl die einfache Übermittlung per E-Mail als auch die elektronische Zustellung über einen Zustelldienst. Je nach den Anforderungen an die Übermittlungsqualität ist daher zu unterscheiden, welche der Übermittlungsformen zum Einsatz kommen soll. So sind Erledigungen, die auf elektronischem Wege nachweislich zuzustellen sind (RSa, RSb) nach Abschnitt 3 des Zustellgesetzes (3) ausschließlich über einen elektronischen Zustelldienst (4) zu versenden. Die Rechtssicherheit ist durch die eindeutige Authentifizierung des Empfängers beim Zustelldienst mittels Bürgerkarte (5) gewährleistet. Ist der potentielle Empfänger nicht bei einem Zustelldienst registriert, so ist eine elektronische Zustellung nicht möglich. Um hier dennoch einen durchgängigen Prozess zu ermöglichen, wurde mit dem Konzept der “dualen Zustellung“ die Möglichkeit geschaffen, Sendungen, die nicht elektronisch zugestellt werden können, bei einer an den elektronischen Zustelldienst angebundenen Druckstraße drucken und kuvertieren zu lassen. Dadurch wird die Behörde auch dann entlastet, wenn die elektronische Zustellung nicht möglich ist. Für die duale Zustellung konnte mit der „Marktmacht“ der Städtebund-Mitglieder im Rücken ein besonders attraktives „Pool-Modell“ mit dem führenden Anbieter für Zustelldienste in Österreich ausgehandelt werden, welches den Gemeinden ermöglichst, alle Zustellvolumina als Bemessungsgrundlage für den zur Anwendung kommenden Zustelltarif heranzuziehen. Da im kommunalen Umfeld jedoch schriftliche Erledigungen, die keiner nachweislichen Zustellung bedürfen, überwiegen (Beispiele wären Subventionsgewährung, Bestätigung über Kindergartenanmeldung) kann hierfür dennoch die kostengünstigste Variante der elektronischen Übermittlung – der Versand per E-Mail – gewählt werden. Einführung elektronischer Übermittlungsformen braucht Marketing. Um die Einsparungsmöglichkeiten durch E- Übermittlung auch zu nutzen, bedarf es einerseits der Umstellung von herkömmlich postalischer auf elektronische Übermittlung und andererseits der entsprechenden elektronischen Empfänger. Daher wird den Städten und Gemeinden, die einen Umstieg auf die elektronische Übermittlung planen, im Rahmen der Leitinitiative „Digitale Städte ein sehr fundiert ausgearbeiteter „Marketingleitfaden“ zur Verfügung gestellt, der darauf fokussiert, von so vielen Bürgern und Unternehmen wie möglich Einverständniserklärungen für eine elektronische Übermittlung von Sendungen der Gemeindeverwaltung einzuholen, um einen möglichst hohen Prozentanteil der Ausgangspost wesentlich kostengünstiger auf elektronischem Wege übermitteln zu können. Im Mittelpunkt dieses Leitfadens stehen sowohl verwaltungsinterne Maßnahmen (Sensibilisierung der Mitarbeiter und Vorbereitung auf die geplante Umsetzung) als auch eine Fülle von verwaltungsexternen Maßnahmen (zielgruppenorientierter Kontakt mit der Wohnsitzbevölkerung in ihren verschiedenen Rollen als Kunden der Kommunalverwaltung, als Wirtschaftstreibende, Vereinsmitglieder, Nutzer kommunaler Sportstätten, Kultur- und Bildungseinrichtungen etc.). Nur durch zielgerichtetes Marketing sind eine deutliche Erhöhung der Anzahl an elektronischen Empfängern und damit verbunden spürbare Einsparungen für jene Städte und Gemeinden zu erwarten, die an diesen innovativen Maßnahmen teilnehmen. Services für eine nahtlose Abfertigung der Ausgangspost. Bei der Einführung der elektronischen Übermittlung müssen mehrere Ausgangskanäle berücksichtigt werden. So sollen etwa Erledigungen aus Fachanwendungen, aus kommunalen ELAK-Systemen (6) und aus anderen, beliebigen Systemen erstellte Einzelerledigungen rasch elektronisch übermittelt werden können. Auch die Aufbringung der seit 1.1.2011 in AVG-Verfahren vorgeschriebenen „Amtssignatur“(7), so die Erledigungen elektronisch versandt werden, muss dabei im Vorfeld des Versendens – im Rahmen des Abfertigungsprozesses –berücksichtigt werden. eGovernment Review | www.egovernment-review.org | Nr. 8 | Juli 2011 die elektronische Abfertigung aufgebaut. Insbesondere jenen Städten und Gemeinden, welche applikationsunabhängig abfertigen möchten, steht eine von IT-Kommunal, dem Dienstleister für Österreichs Städte und Gemeinden, bereit gestellte Webanwendung zur Verfügung. Mit dieser kann jedes beliebige PDF-Dokument mit einer Amtssignatur versehen und auf Wunsch auch gleich elektronisch übermittelt werden. Dieser Internetbasierte Service für elektronische Abfertigung ist einfach zu nützen und bedarf keinerlei zusätzlicher lokaler Infrastruktur in der Kommunalverwaltung. Auf Wunsch kann die Anwendung auch über den Portalverbund aufgerufen werden, sodass nur Mitarbeiter der Gemeindeverwaltung, deren Zugriffsrechte im jeweiligen Stammportal der Gemeinde eingetragen sind, darauf zugreifen können. Die dahinterliegenden Services für die Aufbringung der Amtssignatur bzw. für die elektronische Übermittlung können jedoch auch problemlos an kommunale Fachanwendungen oder elektronische Aktenmanagementsysteme angebunden werden und garantieren daher eine durchgängige elektronische Abfertigung. Mit seinen zahlreichen Maßnahmen im Rahmen der Leitinitiative „Digitale Städte“ trägt der Österreichische Städtebund wesentlich dazu bei, auf kommunaler Ebene Verwaltungskosten zu senken und mit der Entwicklung von kostengünstigen E-Government-Lösungen allen österreichischen Städten und Gemeinden Einsparungspotentiale zu eröffnen. literatur fachartikel Mag. Elvira Christine REGENSPURGER, Projektleiterin „Digitale Städte“-Initiative des Österreichischen Städtebundes im Rahmen ihrer Tätigkeit als Verwaltungsberaterin bei PuMa, Public Management Consulting; regenspurger@publicmanagement.at (1) Österreichischer Städtebund [Online] [Zitat vom 27.5.2011] http://www.staedtebund.gv.at/ (2) Digitale Städte – Projektplattform [Online] [Zitat vom 27.5.2011] http://www.digitale.staedte.gv.at/ (3) 3. Abschnitt, Elektronische Zustellung, Anwendungsbe reich [Online] [Zitat vom 27.5.2011] http://www.ris.bka. gv.at/GeltendeFassung.wxe?Abfrage=Bundesnormen& Gesetzesnummer=10005522 (4) Zustelldienste[Online] [Zitat vom 27.05.2011] http:// www.zustellung.gv.at (5) Bürgerkarte [Online] [Zitat vom 27.5.2011] http://www. buergerkarte.at/ (6) ELAK [Online] [Zitat vom 27.5.2011] http://de.wikipedia. org/wiki/ELAK (7) Im Rahmen der Leitinitiative „Digitale Städte“ hat der Österreichische Städtebund daher auch Services für | 23 § 18(4) AVG [Online] [Zitat vom 27.5.2011] http://www. ris.bka.gv.at/GeltendeFassungwxe?Abfrage=Bundesnormen&Gesetzesnummer=10005768 Mag. (FH) Tamara WINKLER Projektleiterin des interkommunalen Onlineformularprojektes „amtsweg.gv.at“ im Rahmen ihrer Tätigkeit bei IT-Kommunal; tamara.winkler@itkommunal.at 24 | eGovernment Review | www.egovernment-review.org | Nr. 8 | Juli 2011 fachartikel Die Digitale Amtstafel im Rathaus ist Realität abstract Reinhard Haider Näher zum Bürger! Das gelingt in heutiger Zeit insbesondere mit elektronischer Hilfe, z.B. mit einer Digitalen Amtstafel. In Oberösterreich wurde in einem EU-Projekt mit drei Gemeinden eine entsprechende Bildschirm-Anwendung entwickelt, die im „Multimedia-Modus“ und im „Amtstafel-Modus“ betrieben werden kann. Genau zwei Jahre hat ein EU-Projekt der Firma RiS Steyr in Anspruch genommen, nun ist das Ziel erreicht: die erste elektronische und voll funktionsfähige Amtstafel wurde beim Eingang des Marktgemeindeamtes in Garsten (OÖ) anstelle eines in den meisten Gemeinden üblichen Schaukastens angebracht. Ein berührungsintensiver, 46 Zoll großer Bildschirm (Touch Screen) hängt nun vor dem Bürgerbüro und ersetzt auf elektronische Art und Weise nicht nur viele Informationen aus Papier sondern ergänzt um multimediale Inhalte wie Fotos und Videos. Der eigentliche Projekttitel lautete „Breitbandbasiertes Gemeinde und Regional TV“ und die digitale Amtstafel war nur ein Teil des Projektes. Ein wichtiger Teil jedenfalls für die teilnehmenden Gemeinden Freistadt, Garsten und Kremsmünster. Mit dabei waren neben dem Projektabwickler RiS GmbH Steyr auch die lokalen Oberösterreich-TV-Sender RTV (Steyr), MühlviertelTV und Linz Land-TV. Das Projekt wurde vom Land OÖ gefördert. Ein entsprechender Bildschirm kostet derzeit zwischen 2.000 und 3.000 Euro. Einfache Bedienung. Für die Gemeinden ist allerdings nicht die vorhandene Technik entscheidend, sondern viel mehr die einfache Bedienung. Das heißt: wie bringe ich die Informationen auf den Bildschirm? Die Lösung lautet in diesem Fall: RiS-Kommunal. Der Marktführer für die Gemeinde-Content Management Systeme in Österreich hat natürlich auch für die Integration in sein Redaktionstool gesorgt und gewährleistet damit eine möglichst einfache Bedienbarkeit. Zusätzlich kann das Layout an die Gemeinde angepasst und der Bildschirm in drei Teile geteilt werden: • Inhalt (Kundmachung, Videos, Bilder, …), • Banner (Neuigkeiten, Termine, …), • Text (Auswahlmenü, Informationen, …). Die Digitale Amtstafel kann in zwei Modi betrieben werden: • Multimedia-Modus: Es läuft eine vorprogrammierte Liste von Ereignissen wie Imagevideo, Adventmarkt-Fotogalerie, Weihnachtssingen-Video, …hintereinander in einer Endlosschleife ab. • Amtstafel-Modus: Sobald ein Bürger das Bedienmenü am Bildschirm berührt, wird vom Multimedia-Modus in den Amtstafel-Modus geschaltet. Die Dokumente im PDF-Format können von der Redaktion mehreren Kategorien wie Verordnungen, Kundmachungen, Veranstaltungen, Gemeindezeitung, … zugeordnet werden. Der Bürger wählt per Fingerdruck auf den Bildschirm aus und kann per „Wischen“ auf dem Bildschirm umblättern. Damit können die Dokumente bequem gelesen und sogar die Gemeindezeitung durchstöbert werden. Nach einigen Minuten Inaktivität wird wieder auf den Multimediamodus zurückgeschaltet. Das System eignet sich auch dazu, am Marktplatz oder in Veranstaltungsgebäuden wie einem Kulturzentrum die Digitale Amtstafel anzubringen. Vom Gemeindeamt aus kann die Planung der Informationsausgabe je nach Lokalität erfolgen. fachartikel eGovernment Review | www.egovernment-review.org | Nr. 8 | Juli 2011 | 25 Mag. (FH) Reinhard HAIDER E-GovernmentBeauftragter des Oö. Gemeindebundes Amtsleiter der Marktgemeinde Kremsmünster; reinhard.haider@ kremsmuenster.ooe.gv.at Abb. 1: Digitale Amtstafel im Rathaus Garsten: Garsten-Amtsleiter Helmut Kellauer, Garsten-Bürgermeister Mag. Anton Silber, RiS-Geschäftsführer Mag. (FH) Daniel Holzer, Kremsmünster-Amtsleiter Mag. (FH) Reinhard Haider (v.l.n.r.) Viele Gewinner. Das gelungene EU-Projekt hat viele Ge- winner: die Gemeinden mit einer Verbesserung der Bürgernähe, die lokalen Fernsehsender und die Wirtschaft die ihre Inhalte sehr einfach in das Gemeindesystem einspielen können und das Land Oberösterreich durch eine verstärkte Breitbandnutzung. Hauptprofiteure sind jedoch die Bürger, die über eine weitere Informationsschiene mehr von ihrem Heimatort erfahren. Die Marktgemeinde Garsten hat in der ersten Phase einen der beiden Amtstafel-Schaukästen durch die Digitale Amtstafel ersetzt. Auch Freistadt hat bereits diese Digitale Amtstafel in Betrieb. Kremsmünster und andere Gemeinden werden bald folgen. Mit der Digitalen Amtstafel kann nun das Rathaus in eine moderne Informationszentrale umgewandelt werden, besser und individueller als wir es von Banken oder Ärzte-Wartezimmern kennen. Der Fantasie in Richtung Lokalfernsehsender, Smartphone, Tablet-PC, … sind kaum Grenzen gesetzt. 26 | eGovernment Review | www.egovernment-review.org | Nr. 8 | Juli 2011 fachartikel amtstafel 2.0 – das erste Social Network für Bedienstete aus Städte und Gemeinden abstract Johannes Eschenbacher | Thomas Tropper MitarbeiterInnen aus Österreichs Kommunalverwaltung sind täglich mit neuen und oft sehr komplexen Fragestellungen konfrontiert. Derzeit bedeutet es noch hohen Rechercheaufwand und vor allem eine gute Vernetzung mit KollegInnen aus anderen Städten, um überhaupt an benötigte Informationen anderer Kommunalverwaltungen zu kommen oder Unterstützung zu finden. Vor diesem Hintergrund stellt der Österreichische Städtebund seinen Mitgliedern eine moderne Wissens- und Social Networking Plattform kostenlos zur Verfügung. MitarbeiterInnen aus der österreichischen kommunalen Verwaltung können ab sofort wertvolle Wissensressourcen strukturiert bereitstellen und abrufen. Das moderne World Wide Web bietet mit seinen innovativen Kanälen grundsätzlich den idealen Rahmen für informelle Zusammenarbeit. Die unterschiedlichen Kanäle des Social Media erfreuen sich auch einer breiten Nutzung. Facebook kann beispielsweise in Österreich auf eine Useranzahl von mehr als 2,5 Mio. zurückgreifen (1) - und das bei noch immer leicht steigender Tendenz. Die Kommunikation mit diesen Tools wie twitter oder facebook erfolgt jedoch zu meist unstrukturiert, bieten zwar eine gute Basis für Kommunikation - weniger aber für Zusammenarbeit oder effizientes Wissensmanagement. Diese Werkzeuge sind außerdem uneingeschränkt einsichtig, werden primär für private Zwecke genutzt und sind daher auch in vielen Kommunalverwaltungen nicht zugänglich. Vor diesem Hintergrund stellt der Österreichische Städtebund seinen Mitgliedern eine moderne Wissens- und Social Networking Plattform kostenlos zur Verfügung. MitarbeiterInnen aus der Österreichischen kommunalen Verwaltung können ab sofort wertvolle Wissensressourcen strukturiert bereitstellen und abrufen. Moderne Kommunikationstools ermöglichen einen einfachen Datenaustausch und persönliche Vernetzung mit KollegInnen aus der österreichischen kommunalen Verwaltung. Entwickelt wurde die Plattform über einen Zeitraum von mehr als zwei Jahren. Nach einer fast halbjährigen BetaPhase ist die amtstafel 2.0-Plattform seit Anfang April 2011 für Bedienstete aus den Mitgliedsgemeinden des Österreichischen Städtebunds frei verfügbar. Die Plattform konnte bisher einen regen Zulauf verzeichnen. Der wesentlichste Unterschied der amtstafel 2.0-Plattform zu den bekannten Social Media Plattformen, ist der Fokus auf den inhaltlichen Austausch für die UserInnen: Neben der Vernetzung wird so auch der Aspekt des Wissensmanagements zentral verfolgt. Vernetzung. Die Ausgangsbasis für die aktive Nutzung der Plattform ist das Benutzerprofil: Damit können sich GemeindemitarbeiterInnen selbst vorstellen, aber auch im Detail bestimmen, wer welche ihrer persönlichen Informationen sehen darf. Für die Suche nach gleichgesinnten KollegInnen aus anderen Kommunen dient eine sogenannte „Kollegensuche“. Damit kann ganz rasch und einfach nach Personen gesucht und das Ergebnis anschließend zu den persönlichen Kontakten hinzugefügt werden. Natürlich wird ein solcherart „vernetzter“ Kollege bzw. eine Kollegin umgehend automatisch per E-Mail über diesen Vorgang informiert. Um eine bessere Übersichtlichkeit zu gewährleisten, können die „KollegInnen“ natürlich nach verschiedenen Kriterien gruppiert und deren Sichtbarkeit für BesucherInnen des eigenen Profils eingeschränkt werden. Sind Kontakte eingerichtet, kann mit diesen entweder über einen Kurznachrichtendienst oder über das persönliche Profil kommuniziert werden. Thematischer Austausch. Den fachlichen Schwerpunkt der Plattform bildet der Bereich „Themen und Projekte“. Innerhalb einer langen und laufend wachsenden Liste von kommunalen Themen findet der inhaltliche Austausch statt. Jeder/-e BenutzerIn abonniert ein oder mehrere Themen seines/ihres Interesses, danach kann eGovernment Review | www.egovernment-review.org | Nr. 8 | Juli 2011 fachartikel | 27 Benutzer/in primär mehr Komfort in der Handhabung der Plattform bieten (Stichwort Benutzerfreundlichkeit). Auch stehen dem/r Benutzer/in laufend neue Funktionen zur Verfügung. Ab Sommer 2011 wird beispielsweise ein eigenes Suchcenter verfügbar sein, in dessen Rahmen der gesamte Inhalt der Plattform durchsucht werden kann. Technisch-funktionelle Adaptierungen sind jedoch nur ein Argument. Um inhaltliche Aktualität zu gewährleisten werden ab sofort so genannte „Content-Partner“ aufgenommen. Content-Partner sind Organisationen, die über einschlägiges Fachwissen in den relevanten kommunalen Bereichen verfügen – jedoch kein kommerzielles Interesse verfolgen. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist eine nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung der Plattform. So wird derzeit gerade ein Wirtschafts-Service umgesetzt, mit welchem Unternehmen Inhalte qualitativ und zielgruppenorientiert bereitstellen können. Dem Wirtschaftspartner wird es möglich sein, seine Inhalte innerhalb der amtstafelThemen zu positionieren, auch eine Interaktion mit UserInnen der Plattform ist möglich, wenn diese vom/ von der jeweiligen Benutzer/in angestoßen wird. Abb. 1: Amtstafel 2.0 in Neuigkeiten, Dokumenten, Diskussionen, Terminen und Weblinks recherchiert oder selbst publiziert werden. Dem Gedanken der Vernetzung folgend, sehen amtstafel-AnwenderInnen natürlich bei jedem Thema, wer sich für dieses interessiert. Diese KollegInnen können aus dem jeweiligen Thema heraus sofort direkt angesprochen oder zu den Kontakten hinzugefügt werden. Fazit. Mit der amtstafel 2.0 steht Bediensteten aus der kommunalen Verwaltung Österreichs ein modernes Social Networking und Wissensmanagementwerkzeug zur Verfügung. Die Plattform bietet den AnwenderInnen moderne Werkzeuge für Onlinezusammenarbeit, Vernetzung und Wissenstransfer. Um das volle Potential für das kommunale Wissensmanagement langfristig zu nutzen und eine nachhaltige Entwicklung der Plattform zu gewährleisten werden derzeit noch weitere wichtige Maßnahmen umgesetzt. Mag. (FH) Thomas TROPPER Projektleiter im Bereich Social Media und Web, PuMa- Public Management Consulting; tropper@public-management.at Thematisch stehen derzeit schon mehr als 30 kommunale Themen bereit. BenutzerInnen können aber auch neue Themen anregen und somit an einer inhaltlichen Erweiterung aktiv teilnehmen. literatur Perspektiven. Die amtstafel-Plattform bietet wie ersicht- lich vielschichte Möglichkeiten der persönlichen Vernetzung und des thematischen, verwaltungsübergreifenden Austausches. Um die UserInnen aber langfristig zu halten sind verschiedene weitere Maßnahmen geplant. Einerseits wird die Plattform laufend um neue Funktionen erweitert. Diese neuen Funktionen sollen dem/r Ing. Johannes ESCHENBACHER Hauptansprechpartner für E-Government, EDV und Technik im Generalsekretariat des Österreichischen Städtebundes; johannes.eschenbacher@ staedtebund.gv.at (1) Socialmediaradar.at. [Online] [Zitat vom: 31. Mai 2011.] http://socialmediaradar.at/facebook.php. 28 | eGovernment Review | www.egovernment-review.org | Nr. 8 | Juli 2011 fachartikel LOD2: Einstiegspunkt zu vernetzten Regierungsdaten in Europa abstract Martin Kaltenböck Das EU geförderte Projekt LOD2: Creating Knowledge out of Interlinked Data beschäftigt sich seit 09/ 2010 mit innovativen Lösungen für das Vernetzen von Datenbeständen über Internet bzw. Intranet. Neben den Anwendungsfällen Media & Publishing und Linked Enterprise Data werden die Projektergebnisse in den Use Case Open Government Data implementiert. Hierbei entsteht ein zentraler Einstiegspunkt für offene Regierungsdaten in Europa. Erste Ergebnisse seitens des LOD2 Projektes liegen bereits vor! Das im 7. Rahmenprogramm (FP7) seitens der Europäischen Kommission unterstützte Projekt LOD2 - Creating Knowledge out of Interlinked Data (1) - beschäftigt sich seit September 2010 für 4 Jahre mit innovativen Lösungen für das Vernetzen von Datenbeständen über das Internet und im Intranet, sogenannten Linked Open Data (2) Beständen. Das LOD2 Projekt, welches von 10 akademischen- und Industrie-Partnern aus 7 EU Ländern (9) umgesetzt wird, entwickelt neben Linked Data State-of-the-Art Methoden und -Technologien insgesamt 3 aufeinander aufbauende bzw. sich ergänzende konkrete Anwendungsfälle. Die deutsche Fassung der Wikipedia (3) beschreibt Linked Open Data folgendermaßen: Linked Open Data (LOD) bezeichnet im World Wide Web frei verfügbare Daten, die per Uniform Resource Identifier (URI) (4) identifiziert sind und darüber direkt per HTTP abgerufen werden können und ebenfalls per URI auf andere Daten verweisen. Idealerweise werden zur Kodierung und Verlinkung der Daten das Resource Description Framework (RDF) (5) und darauf aufbauende Standards wie SPARQL (6) und die Web Ontology Language (OWL) (7) verwendet, so dass Linked Open Data gleichzeitig Teil des Semantic Web ist. Die miteinander verknüpften Daten ergeben ein weltweites Netz, das auch als „Linked (Open) Data Cloud“ (8) bezeichnet wird. Dort wo der Schwerpunkt weniger auf der freien Nutzbarkeit der Daten wie bei freien Inhalten liegt (Open Data), ist auch die Bezeichnung Linked Data üblich. Anwendungsfälle von LOD2 sind wie folgt: Diese Linked Data Methoden und Technologien eignen sich optimal zur kostensparenden und effizienten Datenintegration im Unternehmensumfeld, also hinter einer Firewall verwendet im Intranet und/oder Extranet. Der Grund hierfür liegt im raschen und einfachen Mapping von Linked Open Data Beständen und in der Verwendung von offenen, interoperablen Formaten. LOD2 greift den State-of-Play der Linked Open Data Methoden und Technologien auf und entwickelt diese weiter bzw. erweitert sie. Derzeit noch vorherrschende Probleme der Linked Data Technologien in den Bereichen (automatische) Verlinkung von Datenbeständen, gezieltes Browsen und Suchen im Datenweb oder Visualisierung werden seitens der 10 Projektpartner aufgegriffen und Lösungen dafür entwickelt. Die 3 konkreten Anwendungsfälle in LOD2. Die konkreten A) Linked Open Data im Bereich Media & Publishing: hier werden Publikationsvorgänge im Verlags- und Medienbereich durch ein semi-automatisiertes Anreichern der redaktionellen Inhalte mit relevantem Content aus der LOD Cloud unterstützt bzw. optimiert. Use Case Partner ist der Fachverlag Wolters Kluwer Deutschland (10). B) Linked Enterprise Data: hierbei werden Linked Data Technologien zur Unterstützung des Personalmanagements innerhalb des Unternehmens verwendet – Daten werden miteinander verbunden bzw. mit Informationen aus dem Internet angereichert. Use Case Partner ist Exalead Frankreich (11). C) Open Government Data (Offene Regierungsdaten). In diesem Anwendungsfalle wird mit dem Use Case Partner Open Knowledge Foundation (12) ein zentraler Einstiegspunkt für offene Regierungsdaten in Europa auf Basis von Linked Open Data Prinzipien und Technologien realisiert. Die Herausforderung dabei ist die Harmonisierung bzw. Integration der (mehrsprachigen) Metadaten aus verschiedenen Open Data Systemen. Der Open Data Use Case begleitet die derzeitige Bewegung rund um offene Regierungsdaten in Europa und wird intensiv seitens der Europäischen Kommission unterstützt. Aus Österreich arbeitet die Semantic Web Company, SWC (13) als LOD2 Partner aktiv an diesem Use Case rund um Offene Regierungsdaten mit. Dieser Open Government Data Anwendungsfall verdient besondere Beachtung, denn die Datenbestände der öffentlichen Verwaltung stehen im Zentrum des ‘Dreiecks der 3 Use Ca- eGovernment Review | www.egovernment-review.org | Nr. 8 | Juli 2011 fachartikel | 29 Die LOD2 Open Government Data Stakeholder Befragung soll Ende 2011 wiederholt werden, um die aktuellen Anforderungen an das recht junge Feld Open Government Data weiter zu erheben. LOD2 Publink Consultancy Service berät öffentliche Verwaltung zu Linked Open Data. Im Rahmen des LOD2 Publink ses‘ von LOD2! Grundsätzlich befruchten sich die 3 Anwendungsfälle alle inhaltlich (sowie technologisch) gegenseitig – aber die Öffnung von Datenbeständen der öffentlicher Verwaltungen bzw. die Nutzung dieser steht auch im Zentrum der Überlegungen der anderen beiden Anwendungsfälle. Der LOD2 Technology Stack & die LOD2 Webinar Serie. Im Zentrum des LOD2 Projektes steht weiters der LOD2 Technology Stack (14) – ein Software Bündel von Linked Open Data Werkzeugen der LOD2 Konsortialpartner. Dieses Bündel beinhaltet Software zur Konvertierung von Datenbeständen nach RDF, zur semi-automatischen und automatischen Verlinkung von Daten im Sinne der Linked Open Data Prinzipien, (Triple) Storage Systeme, sowie Tools zur Erstellung und Pflege von Vokabularen, Thesauri und Ontologien u.v.m. Der LOD2 Technology Stack wird im Herbst 2011 veröffentlicht und bietet vor allem Open Source aber auch kommerzielle Software Produkte und Cloud Services für Linked Data an. Dazu bietet LOD2 ab Juni 2011 kostenfreie Webinare, welche jeweils ein Software Tool aus dem LOD2 Stack 45 Minuten lang präsentieren. Diese Webinare sind kostenfrei und werden auf der LOD2 Webseite regelmäßig angekündigt. Das erste Webinar fand bereits am 1. Juni 2011 statt und behandelte das Thema: Semantic Search via PoolParty (15). LOD2 Open Government Data Stakeholder Survey. Anfang • Umweltbundesamt GmbH, Österreich • Greater London Authority, UK • Deutsche Bibliographie, Historische Kommission, Deutschland • Parlament von Finnland, Finnland • Stadt Wien, Österreich • Instituto Canario de Estadística – ISTAC, Kanarische Inslen Die nächste Ausschreibung zum LOD2 PUBLINK Service folgt Ende 2011. Resümee. Das LOD2 Projekt ist derzeit erst 9 Monate alt und dauert gesamt 48 Monate. Es konnten, wie oben dargestellt, bereits nach einer relativ kurzen Zeit die ersten konkreten Ergebnisse erzielt werden. Die meisten Arbeitspakete von LOD2 starten nun in den Projektmonaten 9 – 12, somit kann man auf die weiteren Outputs von LOD2 in 2011 bis 2014 gespannt sein! literatur Abb. 1: Abbildung der Linked Open Data Cloud, September 2010 Cosultancy Service (18) wurden nach einer Ausschreibung in 2010 gesamt 6 Organisationen aus Europa ausgewählt und diese werden derzeit zum Thema Linked Open Data Publishing seitens des LOD2 Konsortiums kostenfrei beraten: (1) LOD2 Projekt: http://lod2.eu (2) Linked Open Data (LOD) – Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/ Linked_Open_Data (3) Deutsche Version der Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/ Wikipedia:Hauptseite Mai 2011 wurden die Ergebnisse der Ende 2010 durchgeführten LOD2 Open Government Data Stakeholder Survey (16) für alle Interessierten frei zugänglich veröffentlicht. Diese Befragung wurde von 340 Teilnehmer/innen, vor allem von Personen aus der öffentlichen Verwaltung in ganz Europa, ausgefüllt, um die konkreten Anforderungen an einen zentralen europäischen Datenkatalog zu erheben. Die Ergebnisse sind als HTML und PDF verfügbar, die Rohdaten zusätzlich auch als CSV und RDF, sowie als Linked Open Data, versehen mit einer CC-BY 3.0 Lizenz (17) zur freien Wiederverwendung. (4) Die wichtigsten Ergebnisse der Befragung sind: • Formate: weg von HTML und PDF - hin zu RDF/XML und APIs • Qualitätssicherung: Basisdaten direkt vom Datenersteller als wichtigstes Qualitätsmerkmal • Die wichtigsten Merkmale für ein europäisches Open Data Portal zusätzlich zu den Daten: Interaktion, Dokumentation, OneStopShop Uniform Resource Identifier URI (Wikipedia): http://de.wikipedia.org/ wiki/Uniform_Resource_Identifier (5) Resource Description Frameworkk RDF (Wikipedia): http://de.wikipedia. org/wiki/Resource_Description_Framework (6) SPARQL (Wikipedia): http://de.wikipedia.org/wiki/SPARQL (7) Web Ontology Language OWL (Wikipedia) http://de.wikipedia.org/ wiki/Web_Ontology_Language (8) Linked Open Data Cloud (DERI) http://richard.cyganiak.de/2007/10/lod/ (9) LOD2 Partner Overview - http://lod2.eu/WikiArticle/Consortium.html (10) Wolters Kluwer Deutschland - http://www.wolterskluwer.de (11) Exalead Frankreich - http://www.exalead.com (12) Open Knowledge Foundation, OKFN - http://okfn.org (13) Semantic Web Company, SWC – http://www.semantic-web.at (14) LOD2 Technology Stack - http://lod2.eu/WikiArticle/TechnologyStack.html (15) LOD2 Webinar Serie - http://lod2.eu/BlogPost/377-lod2-webinar-seriesstarts-on-1-june-2011.html (16) LOD2 Open Government Data Stakeholder Survey – http://survey.lod2.eu (17) Creative Commons, CC-BY Lizenz - http://creativecommons.org/ licenses/by/3.0 (18) LOD2 PUBLINK Consultancy Service - http://lod2.eu/Article/Publink.html Martin KALTENBÖCK CMC, CFO der Semantic Web Company (http://www. semantic-web.at) und Mitbegründer und Mitglied im Executive Board der OGD Austria (http://www. opendata.at); m.kaltenboeck@ semantic-web.at 30 | eGovernment Review | www.egovernment-review.org | Nr. 8 | Juli 2011 fachartikel Elektronisches Datenmanagement in der Umwelt- und Abfallwirtschaft abstract Franz Mochty I Christian Mannert Werden Abfälle von einem Unternehmen gesammelt oder behandelt, so sind Aufzeichnungen über Art, Menge, Herkunft und Verbleib der Abfälle über das Elektronische Datenmanagement (EDM Programm) digital an die Bundesbehörde zu übermitteln. Ebenso berichten beispielsweise Österreichs größte Industriebetriebe die jährlich anfallenden Emissionswerte über das EDM Programm. Mit über 40.000 registrierten Unternehmen und rd. 755.000 abgegebene Meldungen pro Jahr ist das Elektronische Datenmanagement (www.edm.gv.at) das zentrale eGovernmentprojekt des Lebensministeriums. Hintergrund. Vor der Einführung des elektronischen Daten- manangement (EDM) im Jahr 2003 erfolgten Meldungen im Abfall- und Umweltbereich in Papierform (per Post oder Fax). Eine unmittelbare Verarbeitungsmöglichkeit dieser Daten, zB in Form einer Auswertung, war nur unter beträchtlichem Mehraufwand durch händische Übertragung in elektronische Datenbanken möglich. Darüber hinaus wurden in der Vergangenheit für viele Rechtsbereiche der öffentlichen Verwaltung dieselben Informationen (zB Stammdaten von Firmen, Anlagen und Anlagenteile) erfasst, an verschiedene Behörden übermittelt und dort in dezentralen Registern verwaltet. Ziel. Durch den Einsatz elektronischer Datenverarbeitung unter weitestgehender Wiederverwendung bereits vorhandener Daten (zB Stammdaten) wird oben genannter Entwicklung durch das Elektronische Datenmanagement entgegengesteuert. Die Entwicklung rechtskonformer eGovernmentanwendungen im Rahmen von EDM bewirken eine Etablierung effizienter, digitaler Arbeitsabläufe und sorgen dadurch für Einsparungen in Millionenhöhe für Wirtschaft und Verwaltung. Mit einer eindeutigen Zuordnung der registrierten Unternehmen mit den im Unternehmen anfallenden Produkten (zB Abfall, Emissionen, Abwässer) sowie durch laufend abzugebende Meldungen über den Verbleib dieser Produkte, trägt EDM zur Sicherung eines hohen Umweltschutzniveaus in Österreich bei. Registrierung mittels Stammdaten. Bevor Meldungen aus dem Abfall- und Umweltbereich über das EDM Programm abgegeben werden können, muss sich ein Unternehmen zuvor mit seinen Stammdaten registrieren. Der Registrierungsantrag wird auf den EDM Seiten (www.edm.gv.at) online ausgefüllt und abgegeben. Zu den Stammdaten zählen neben allgemeinen Kontaktdaten wie Firmenname, Anschrift, Kontaktperson, Sitz-, Zustelladresse und Email auch Angaben über Standorte, Anlagen, Anlagentypen und Behandlungsverfah- ren, welche am jeweiligen Standort durchgeführt werden. Gesetzliche Basis für Registrierungs- und Meldepflichten bilden neben dem Abfallwirtschaftsgesetz 2002, ergänzende Verordnungen (zB DeponieVO, BilanzVO, BatterienVO, etc.) Zielgruppe. Folgende Benutzergruppen sind im Elektroni- schen Datenmanagement erfasst: • Abfallsammler und -behandler in Österreich (zB Betreiber von Abfall(mit)verbrennungsnalagen; Deponieinhaber; Verwerter von Altfahrzeugen; Hersteller von Recyclingsbaustoffen; Komposthersteller; Behandler von Elektroaltgeräten; Recycler • Erzeuger gefährlicher Abfälle (zB KFZ Betriebe, Zahnärzte) • Elektroaltgeräte- und Batterienhersteller bzw. Sammelstellenbetreiber • Befugte Fachpersonen, Fachanstalten, Gutachter (zB Ziviltechniker) • Abfall Exporteure und Importeure • Betreiber von Verbrennungsanlagen (zB BiomasseHKWS) • Betreiber von größeren Industrie- und Gewerbeanlagen (zB Raffinierien, Stahlwerke, Zementklinkerproduktion, thermische Kraftwerke, Elektrizitätsverbände) • Betreiber von Strahlenquellen (zB Krankenhäuser) • Betreiber von Abwasserreinigungsanlagen (zB Kläranlagen) Die Antrags- und Meldungsbearbeitung wird durch folgende Behörden umgesetzt: • Lebensministerium (diverse Sektionen und Abteilungen) • Weitere Bundesbehörden (Wirtschafts- und Finanzministerium) • Landesverwaltungsbehörden aller 9 Bundesländer • Bezirksverwaltungsbehörden österreichweit fachartikel eGovernment Review | www.egovernment-review.org | Nr. 8 | Juli 2011 | 31 Projekte EDM Abfallwirtschaft B Web-Gis Verortung eRAS Stammdatenregister. Im Zentrum des EDM steht das nach internationalen Standards entwickelte elektronische Register für Anlagen- und Personenstammdaten eRAS. Das eRAS ermöglicht die rechtsraumübergreifende Erfassung von Anlagen- und Personenstammdaten sowie die strukturierte Abbildung personen- und anlagenbezogener Berechtigungen (zB Abbildung von Genehmigungsbescheiden direkt im Elektronischen Datenmanagement). Die Schaffung einer zentralen Datenbank für personenund anlagenbezogener Stammdaten soll für ressortinterne Anwendungen – unabhängig vom jeweiligen Rechtsbereich - zur Verfügung stehen und darüber hinaus eine Zusammenführung mit anderen personenbezogener E-Government-Registern, wie etwa dem Firmenbuch oder dem Unternehmensserviceportal ermöglichen. In Zusammenarbeit mit anderen Ressorts und den zuständigen Behörden der Bundesländer soll diese zentrale Stammdatenverwaltung derart weiterentwickelt werden, dass daraus zukünftig ein zentrales Anlagenregister entstehen kann. Im Rahmen der Weiterentwicklung von eRAS erfolgte bereits die Integration einer WebGIS-Lösung, mit deren Hilfe erfasste Anlagen und Betriebseinrichtungen von deren Inhabern, digital geografisch verortet werden können (siehe Abbildung). Die erfassten Stammdaten stehen den Registrierten sowie den jeweils zuständigen Behörden zur Verfügung; für die Öffentlichkeit wurden allgemeine Abfragemöglichkeiten eingerichtet. Auf Datenschutzbelange wird im EDM größter Wert gelegt. Die EDM Anwendungen im Überblick. Unter einer gemeinsamen Programmleitung und –koordination wird an Anwendungen des Fachbereichs Abfallwirtschaft (zusammengefasst als EDM Abfallwirtschaft) als auch an Projekte aus dem Nicht-Abfallwirtschaftsbereich (gemeinsam als EDM Umwelt) gearbeitet: MR Mag. Franz MOCHTY EDM Programmleiter und Abteilungsleiter im Lebensministerium; franz.mochty@ lebensministerium.at Projekte EDM Umwelt • ePRTR: elektronische Meldungen von Industriebetrieben u.a. hinsichtlich der Freisetzung von Schadstoffen in Luft, Wasser und Boden • EMREG-OW: elektronisches Register zur Erfassung aller wesentlichen Belastungen von Oberflächenwasserkörpern (zB Einleitungen durch Kläranlagen) • Strahlenquellen und Dosisregister: österreichweite Erfassung von radioaktiven Stoffen sowie Speicherung von strahlenschutzrelevanten Daten • EZG: Erfassung von und Berichterstattung zu Emissionen und Tonnagekilometern auf Luftverkehrstätigkeiten gemäß Emissionszertifikategesetz • HFKW-SF6: Meldungen zur Inverkehrsetzung und Verwendung (Art, Menge) von ozonschädigenden teilfluorierten oder vollfluorierten Kohlenwasserstoffen. literatur Abb. 1: A Stammdaten im EDM Programm und • eBilanzen: Anwendung (Meldeplattform) zur Übermittlung von Abfallbilanzmeldungen und Abfall-Input-Output-Meldungen (Daten zu Art, Menge, Herkunft und Verbleib der Abfälle) • eDeponie: Anwendung zur Übermittlung von Meldungen gemäß Deponieverordnung wie zB jährliche Berichte von Deponieaufsichtsorganen; Mess- und Überwachungsberichte des Deponieinhabers • eAltfahrzeuge: Anwendung zur Meldung von Daten gemäß Altfahrzeuge-Verordnung (zB Fahrgestellnummer des entsorgten Fahrzeuges) • eElektroaltgeräte: u.a. Abwicklung von Meldungen zur Inverkehrsetzung, Verwertung und Sammlung von Elektroaltgeräten • eBatterien: u.a. Abwicklung von Meldungen zur Inverkehrsetzung, Verwertung und Sammlung von Batterien • eVerpackung: elektronische Meldeplattform für Verpackungen, zB Packstoffkategorien; in Verkehr gebrachte Menge; im Betrieb angefallene Menge, etc. • eBegleitschein: Anwendung zur Abwicklung von Meldungen, bei der Übergabe von gefährlichen Abfällen • eVerbringung/ EUDIN: Elektronische Abwicklung der Behördenverfahren und der Transportmeldungen bei der grenzüberschreitenden Verbringung (Import/ Export) von Abfällen • eVerbrennung: Meldungen gemäß Abfallverbrennungsbzw. Emissionserklärungsverordnung (zB eingesetzte Brennstoffe; Schadstoffe; abgegebene Luftemissionen) • eErlaubnis: Anwendung zur Online-Übermittlung von Anträgen/ Anzeigen zur Sammlung/ Behandlung von Abfällen • eGutachten: Elektronische Gutachtenerstellung und Bearbeitung gemäß Deponieverordnung 2008 • eAuswertung: Auswertung von Umweltdaten über ein Data-Warehouse-System (1) www.edm.gv.at (2) www.lebensministerium.at( Mag. (FH) Christian MANNERT Lebensministerium; christian.mannert@ lebensministerium.at 32 | eGovernment Review | www.egovernment-review.org | Nr. 8 | Juli 2011 service E-Government Tagungen, Konferenzen und Messen EGOV2011 ePart 20111 28. August – 2. September 2011 Delft, Niederlande EGOVIS‘11 september 29. August – 2. September 2011 Toulouse, Frankreich eGov Fokus 2/11 „e-Government im Schweizer Föderalismus“ 9. September 2011 Bern, Schweiz 2011 Conference on Electronic Democracy 8. – 9. September 2011 Wien, Österreich ICEGOV2011, 5th International Conference on Theory and Practice of Electronic Governance 26. – 28. September 2011 Tallinn, Estland e-Democracy Die Vorträge bei der EGOV Konferenz vermitteln jährlich den Stand der Forschung und Umsetzung von eGovernment und eGovernance. Auch heuer wird wieder ePart als Teilkonferenz zum Themenschwerpunkt eParticipation durchgeführt. www.egov-conference.org/egov-2011 www.demo-net.org/epart EGOVIS’11 (International Conference on Electronic Government and the Information Systems Perspective) findet als Teil des DEXA Konferenzclusters statt. Themenschwerpunkte sind e-administration, e-democracy, e-participation und e-voting. www.dexa.org Vorgestellt werden Projekte, die über föderalen Ebenen hinweg umgesetzt wurden. Diskutiert wird, welche Chancen sich daraus für Gemeinden und Städte ergeben. www.wirtschaft.bfh.ch/de/forschung/veranstaltungen/egov_fokus_22011.html Die Konferenz wird vom Arbeitskreis e-Demokratie der OCG (Österreichische Computer Gesellschaft) veranstaltete und bringt Praktiker und Theoretiker aus einer Vielzahl von unterschiedlichen Disziplinen im Umfeld der E-Demokratie zusammen. http://edem2011.ocg.at/ Internationale Konferenz mit ca. 350 Teilnehmern. Schwerpunkte sind: Electronic Governance for Sustainable Development, e-Security, Online Politics, Interoperability and Id, ICT and Corruption, Open Government. www.icegov.org/us/icegov2011 Schwerpunktthemen: Emerging technologies for e-Democracy, Security aspects 25. – 27. September 2011 of the e-Democracy solutions, the use of Ohrid, Mazedonien social media in the public administration, Strategies to encourage citizens’ participation, Change management and transformation in e-Government www.e-democracy.mk/ november august 2011 Moderner Staat 2011 8. – 9. November 2011 Berlin, Deutschland Der Fachkongress ist in 6 Themenbereiche untergliedert. Ein Themenbereich ist IT-Management und steht heuer unter dem Motto – Zwischen Datenverfügbarkeit und Datenschutz. Themenschwerpunkte sind die Ausgestaltung der nationalen e-Government Strategie, die beste IT für die öffentliche Verwaltung als Treiber gesellschaftlicher Reformen und IT Sicherheitsforum. Österreich ist 2011 das Partnerland. www.moderner-staat.com Schwerpunktthemen sind Nationale und XXIV. Fachtagung Verwaltungsinformatik internationale E-Government-Projekte, Electronic Government Register, Interoperabilität, digitale Signaturen, E-Democracy, Web 2.0, Open Government, 17. – 18. November 2011 Grenzüberschreitendes E-Government, Das Wien, Österreich Internet der Dinge am Beispiel RFID, CyberKriminalität www.adv.at/veranstaltungen/20111118_ Verwaltungsinformatik_2011.htm eGovernment Symposium 15. November 2011 Bern, Schweiz Das Symposium hat sich damit als zentrale e-Government Veranstaltung in der Schweiz etabliert. Der Schwerpunkt liegt heuer bei Open Government. www.egovernment-symposium.ch eGovernment Review | www.egovernment-review.org | Nr. 8 | Juli 2011 service januar 2012 HICSS-45 (45th Hawaii International Conference on System Sciences) E-Government Track märz 4. – 7. Januar 2012 Hawaii, USA FTVI & FTRI - Fachtagung Verwaltungsinformatik (FTVI) und Fachtagung Rechtsinformatik (FTRI) mai 15. – 16. März 2012 Friedrichshafen am Bodensee, Deutschland Schwerpunkte: Open Government, Social Media & Social Networking, Transformational Government, Cloud Infrastructures and Interoperability, E-Policy, E-Governance, Infrastructure Security. http://faculty.washington.edu/jscholl/ hicss45 Die Tagung hat das Ziel einen Dialog zwischen Wissenschaft und Verwaltungspraktikern, Rechtspraktikern und Beratern zu fördern. Themenschwerpunkte sind: Öffnung von Staat und Verwaltung (Open Government und Good Governance); Offene, smarte und vernetzte Verwaltung und Politische und rechtliche Vorgaben für Staat und Verwaltung www.ftvi.de Schwerpunkte: E-Participation, Government CeDEM11 – Conference for E-Democracy 2.0, Social/Web Media and Public Administraand Open Government tion, E-Politics and E-Campaigning, European 3. – 4. Mai 2012 Krems, Österreich Citizen Initiative, Participatory Budgeting, Bottom-Up Movements, Open Data and Open Access, Legal Frameworks and Policies www.donau-uni.ac.at/en/department/gpa/ telematik/edemocracy-conference/edem/ vid/16842/index.php?URL=/en/department/ gpa/telematik/edemconferences/16842 | 33 34 | eGovernment Review | www.egovernment-review.org | Nr. 8 | Juli 2011 service bücher E-Government Publikationen Ursula Waldenhofer Electronic Government: Problemfelder der Akzeptanz und Jörg Becker Modernizing Processes in Public Administrations: Process Erreichbarkeit von E-Government Services am Beispiel der Management in the Age of e-Government and New Public Stadt Linz Management VDM Verlag Dr. Müller, ISBN: 978-3639323726, Januar 2011 Andreas Mayer Springer Berlin Heidelberg, ISBN: 978-3642213557, August 2011 Die Einführung IT-gestützter Vorgangsbearbeitung: Ein gestaltungsorientiertes Modell für planende Verwaltungseinheiten Edition Sigma, ISBN: 978-3894048402, März 2011 Gerhard Schwabe Bürgerservices Grundlagen – Ausprägungen – Gestaltung – Potentiale Edition Sigma, ISBN: 978-3894048419, April 2011 Thomas Stückelberger Electronic Government: Die Entwicklung der elektronischen Demokratie und deren Bedeutung für Österreich Grin Verlag, ISBN: 978-3640901692, Mai 2011 Christian Weber Bürgerbegehren in Baden-Württemberg, Bayern und NordrheinWestfalen im Vergleich: Wirkung der kommunalen Rahmenbedingungen auf die Anwendungshäufigkeit Grin Verlag, ISBN: 978-3640928811, Mai 2011 Øyvind Hellang, Erik F. Lindblom e-Government and municipal organizational change: ICT innovation across municipal boarders LAP LAMBERT Academic Publishing, ISBN: 9783843362085, Mai 2011 Manfred Matzka (Hrsg.) E-Partizipation im Verwaltungsverfahren: Die Nutzung der Informationstechnologie im Großverfahren nach AVG Facultas Universitätsverlag, ISBN: 978-3708907833, Juli 2011 Winfried Lamersdorf (Hrsg.), Volker Tschammer (Hrsg.), Stephane Amarger (Hrsg.) Building the E-Service Society: E-Commerce, E-Business, and E-Government Springer Berlin, ISBN: 978-1441954886, Juli 2011 Jürgen Stember, Wolfgang Eixelsberger (Herausgeber) Verwaltung im Wandel LIT, ISBN: 978-3643106711, November 2010 Verwaltung und Politik sind permanent von Veränderungen betroffen. Im vorliegenden Sammelband werden die Herausforderungen und Entwicklungen anhand zahlreicher Perspektiven aus den Ländern Österreich, Schweiz, Italien und Deutschland beleuchtet. Ein Kapitel ist dem Themenbereich E-Government und Technik-induzierte Verwaltungsreform gewidment. eGovernment Review | www.egovernment-review.org | Nr. 8 | Juli 2011 | 35 eGovernment Review Fachhochschule Kärnten Studienbereich Wirtschaft Europastraße 4 A - 9524 Villach Tel.: +43 (0)5 90500-1201 Fax: +43 (0)5 90500-1210 E-Mail: puma@fh-kaernten.at www.fh-kaernten.at Fachzeitschrift des Studienbereichs Wirtschaft der Fachhochschule Kärnten Herausgeber: FH-Prof. Dr. Wolfgang Eixelsberger 4. Jahrgang Redaktion: Mag. (FH) Anja Prochiner erscheint halbjährlich in einer Auflage von 1000 Exemplaren ISSN 1997-4051 (gedruckte Ausgabe) Design: designation - Strategie | Kommunikation | Design, www.designation.at Druck: KREINER DRUCK, Druck- und Verlagsgesellschaft m.b.H. & CO. KG, Villach Diese Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen einzelnen Beiträge sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der Grenzen des Urheberrechtsgesetzes bedarf der Zustimmung des Herausgebers. 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